Gemeinschaft der Heiligen

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Anbetung der Dreifaltigkeit durch die Gemeinschaft der Heiligen (Albrecht Dürer, 1511)

Als Gemeinschaft der Heiligen (communio sanctorum) wird die Kirche als übernatürliche Gesamtheit aller bezeichnet, welche durch die Taufe Anteil haben an den durch Jesus Christus erworbenen Gütern der Erlösung. Sie sind durch das Band übernatürlicher Liebe und eine gewisse wechselseitige Anteilnahme zu einer übernatürlichen Gemeinschaft (koinonia) geeint.<ref name="start">vgl. Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, Herder & Co., Freiburg im Breisgau 1926, S. 105+106 Gemeinschaft der Heiligen (Imprimatur Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.)</ref>

Der Begriff wurde bei Niketas von Remesiana († 414)<ref>Competentibus ad baptismum instructionis libelli VI, „Sechs Bücher zur Unterweisung der Taufbewerber“, PL 52, 871</ref> als frühestem bekannten Beleg verwendet, im gallischen Raum bei Faustus von Riez und Caesarius von Arles wurde er erstmals als Zusatz in das Apostolische Glaubensbekenntnis übernommen. Dort folgt er auf den Glaubenssatz von der "heiligen katholischen Kirche" als dessen Ausfaltung.<ref>Gerhard Ludwig Müller: Art. Gemeinschaft der Heiligen in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Band 4, Sp. 433; Katechismus der Katholischen Kirche Nr. 946ff.Kongregation für die Glaubenslehre Communionis notio vom 28. Mai 1992 über einige Aspekte der Kirche als "Communio", Nr.6.</ref> Der Begriff findet sich auch bei Augustinus († 430), der in seiner Schrift De civitate Dei die "ganze erlöste Gemeinde" (redempta civitas) als "Versammlung und Gemeinschaft der Heiligen" (congregatio societasque sanctorum) bezeichnet.<ref>Augustinus, De Civitate Dei X, 6 (PL 41, 284), zitiert in: Zweites Vatikanisches Konzil: Dekret Presbyterorum ordinis Nr. 2.</ref>

Glieder der Kirche und Gemeinschaft der Heiligen

Der Mystische Leib Christi der Kirche bringt zunächst die Beziehung der Glieder zum Haupte, Jesus Christus, zum Ausdruck, die Gemeinschaft der Heiligen die Beziehung der Glieder unter sich.<ref name="start" /> Die Heilige Schrift drückt die Gemeinschaft mit den Worten aus: "Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm" ({{#ifeq: 1. Brief des Paulus an die Korinther | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: 1 Kor|1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}|{{#if: 1 Kor |1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}}} 12{{#if:16|,16}} Kor%2012{{#if:16|,16}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Kor%2012{{#if:16|,16}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}) Papst Pius XII. erklärt diese Wirklichkeit so: Es wird "kein gutes Werk, kein Tugendakt von einzelnen Gliedern vollbracht, der nicht infolge der Gemeinschaft der Heiligen auch der Gesamtheit zugute käme" (Mystici corporis christi, Nr. 89).

Während zur Kirche als dem Mystischen Leib Christi nach der Enzyklika Pius' XII. "Mystici corporis christi"<ref>Pius XII. Lehrschreiben Mystici corporis christi, Nr. 22.</ref> tatsächlich (reapse) nur die (vollkommmen) gehören, die die Wassertaufe empfangen haben und den wahren Glauben bekennen und sich weder selbst von der Kirche getrennt haben, noch wegen schwerer Vergehen von ihr ausgeschlossen sind, auch wenn sie im Stande der schweren Sünde leben, umfasst die Gemeinschaft der Heiligen im vollen Sinne alle, aber auch nur diejenigen, die durch die Heiligmachende Gnade mit Jesus Christus und in Christus untereinander in lebendiger Verbindung stehen, mögen sie hier auf Erden (im Stand der Pilgerschaft = status viae, d.h. die um Heiligkeit kämpfende Kirche - ecclesia militans) oder im Fegfeuer (ecclesia patiens - leidende Kirche) oder im Himmel (comprehensores, ecclesia triumphans - triumphierende Kirche) sein, also auch gültig getaufte<ref>Unitatis redintegratio, Nr. 3.</ref> Nichtkatholiken, wofern sie im guten Glauben leben und von schwerer Sünde frei sind, sowie alle, die durch die Begierdetaufe<ref>z.B. Katechumene; Oder auch die Bluttaufe.</ref> gerechtfertigt sind. Die beiden letzteren gehören auch tatsächlich zur Gemeinschaft der Heiligen, aber mehr oder weniger unvollkommen zur Katholischen Kirche, dem Mystischen Leib Christi.<ref>vgl. Erklärung Dominus Iesus vom 6. August 2000: Nr. 16: "echte Teilkirchen" (z.B. Orthodoxe) und "kirchliche Gemeinschaften" (z.B. Evangelische, die kirchliche Elemente besitzen).</ref>

Die dreigliedrige Kirche - die Gemeinschaft der Heiligen

deutsch lateinisch göttliche Tugend Wer Wo
Die triumphierende Kirche ecclesia triumphans liebende Engel und Heilige in der Anschauung Gottes oder der Heimat des Himmels
Die leidende Kirche ecclesia patiens hoffende Arme Seelen im Läuterungsort oder
dem Fegfeuer
Die kämpfende oder streitende Kirche ecclesia militans glaubende Pilger in der Fremde (2 Kor 5, 6+9),
der Erde oder der Welt

Also nicht alle Glieder der Gemeinschaft der Heiligen gehören tatsächlich zur Katholischen Kirche, dem Mystischen Leibe Christi, aber auch nicht alle Glieder der Katholischen Kirche gehören im vollen Sinne zur Gemeinschaft der Heiligen. Diese sind mit dem Heiligen Geist<ref>Gebet von Marienfried.</ref> die "Seele der Kirche", also anteilhabend und mitwirkend am Lebensprinzip der Kirche.<ref> vgl. Alphonse Gratry: Weisheit des Glaubens#I. Die sichtbare und die unsichtbare Kirche (S. 184).</ref>

Die Personen der Gemeinschaft der Heiligen sind der Erlösung durch Jesus Christus wirklich teilhaftig geworden und können miterlösend für andere Gnaden Christi zuwenden. Sie ist die wirksame Grundlage für die Anrufung der Heiligen, die Fürbitte, die Sühnewerke z.B. für die Armen Seelen oder für den Ablass.<ref name="start" />

Das Mitglied der Gemeinschaft der Heiligen, ist ein Auserwählter, d. h. der die Berufung zum Christsein angenommen hat, der die Salbung der Heiligmachenden Gnade durch die Taufe und wiedererlangend durch die Beichte erhalten hat (= Erste Auferstehung). Er erleidet weder den Tod der Seele beim Einzelgericht, noch den endgültigen "zweiten Tod" beim Gericht über alle Toten ({{#ifeq: Johannes-Apokalypse | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Offb|Offb|Johannes-Apokalypse}}|{{#if: Offb |Offb|Johannes-Apokalypse}}}} 20{{#if:6-14|,6-14}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; vgl. {{#ifeq: Johannes-Apokalypse | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Offb|Offb|Johannes-Apokalypse}}|{{#if: Offb |Offb|Johannes-Apokalypse}}}} 2{{#if:11|,11}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: Johannes-Apokalypse | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Offb|Offb|Johannes-Apokalypse}}|{{#if: Offb |Offb|Johannes-Apokalypse}}}} 21{{#if:8|,8}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}), sondern erlebt die "zweite und ewige Auferstehung", den verwandelten Leib zurückbekommend (vgl. Ad resurgendum cum Christo 2016, Nr. 2).

Die Gemeinschaft der Heiligen umfasst in einem weiteren Sinne auch die guten Engel.

Am Jüngsten Tage wird Christus die streitende und die leidende Kirche mit der triumphierenden Kirche vereinigen. Er wird die ganze Gottesfamilie beim Vater versammeln. Dann ist die Gemeinschaft der Heiligen vollendet.<ref>Katholischer Katechismus der Bistuemer Deutschlands#59. Die Gemeinschaft der Heiligen.</ref><ref> Die Kommunikation in der Gemeinschaft der Heiligen
Die Kommunikation in der Gemeinschaft der Heiligen ist eine Besonderheit. Sie funktioniert weniger materiell als Elektronik. Sie ist schneller als eine E-mail und erreicht nicht nur kosmische Sphären, sondern den Geist. Sie ist verschlüsselt und deshalb für Ungläubige nicht begreifbar. Eine Abhörung durch den Teufel und Ungläubiger in der Kirche braucht nicht befürchtet zu werden, da diese zwar wie Blinde alles hören, aber doch nichts sehen. Voraussetzung für Kommunikation in der Gemeinschaft der Heiligen ist jedoch die Heiligmachende Gnade. Dazu kommt, dass der Kopf im Himmel sein muss, wie beim Kirchenlehrer Bonaventura, das Herz an der Brust des Herrn ("cor ad cor loquitur“), wie beim Apostel und Evangelisten Johannes und beide Füße auf dem Boden hat, wie dem Kirchenlehrer Thomas von Aquin. Die Kirchenlehrerin Theresa von Avila nennt dieses Sein im Willen Gottes "Soli Deo".</ref>

Ausschluss aus der Gemeinschaft der Heiligen

Nichts aber ist unglückseliger, als die Todsünde, durch welche der Mensch von der Gemeinschaft aller Heiligen, von der Freude der Engel und Himmelsbewohner, und endlich selbst von dem höchsten und ewigen Gute, in dessen Erkenntnis und Genuss wahrlich alles Heil und vollkommene Seligkeit des Menschen besteht, auf ewig getrennt wird.<ref>Petrus Canisius: Catechismus maior#Fünftes Hauptstück: Von der christlichen Gerechtigkeit.</ref>

Gemeinsame Teilhabe an heiligen Dingen

Der Ausdruck "Gemeinschaft der Heiligen" bezeichnet auch "die gemeinsame Teilhabe aller Glieder der Kirche an den heiligen Dingen (sancta): am Glauben, an den Sakramenten, besonders an der Eucharistie, an den Charismen und an den anderen geistlichen Gaben. An der Wurzel der Gemeinschaft ist die Liebe, die „nicht ihren Vorteil“ sucht ({{#ifeq: 1. Brief des Paulus an die Korinther | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: 1 Kor|1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}|{{#if: 1 Kor |1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}}} 13{{#if:5|,5}} Kor%2013{{#if:5|,5}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Kor%2013{{#if:5|,5}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}), sondern die Gläubigen drängt, „alles gemeinsam“ zu haben ({{#ifeq: Apostelgeschichte | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Apg|Apg|Apostelgeschichte}}|{{#if: Apg |Apg|Apostelgeschichte}}}} 4{{#if:32|,32}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}) und auch mit den eigenen materiellen Gütern den Bedürftigen zu dienen" (KKKK 194; vgl. Catechismus Romanus, Gemeinschaft der Heiligen).

Zusammenfassend

Der Glaubenssatz der Gemeinschaft der Heiligen beschreibt Alphonse Gratry: "Die Seelen finden sich in Gott, tragen sich und wohnen ineinander durch eine innere, wirklichere Gastfreundschaft als die äußere. Sie teilen ihre Schätze und Kräfte sich mit, sie sagen mit Christus und Gott untereinander: "All das Meinige ist ja dein und all das Deinige mein, und ich bin in ihnen verherrlicht" (Joh 17, 10).<ref> Alphonse Gratry: Weisheit des Glaubens#V. Die Geschichte der Kirche (S. 213).</ref>

Rosenkranz der Gemeinschaft der Heiligen

(zur allgemeinen Betrachtung: Fest Allerheiligen, Te Deum)

| BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}; Kreuzzeichen, Ehre sei dem Vater).

  • 2. Gesätz: ... Jesus, der uns zu Mitbürgern der Heiligen und Hausgenossen Gottes gemacht hat ({{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 2{{#if:19|,19}} EU

| BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

| BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, {{#ifeq: Brief des Paulus an die Galater | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Gal|Gal|Brief des Paulus an die Galater}}|{{#if: Gal |Gal|Brief des Paulus an die Galater}}}} 4{{#if:26|,26}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, {{#ifeq: Johannes-Apokalypse | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Offb|Offb|Johannes-Apokalypse}}|{{#if: Offb |Offb|Johannes-Apokalypse}}}} 21{{#if:15-27|,15-27}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

  • 4. Gesätz: ... Jesus, der das Haupt der Glieder seines Leibes, der streitenden, leidenden und triumphierenden Kirche ist ({{#ifeq: Brief des Paulus an die Kolosser | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Kol|Kol|Brief des Paulus an die Kolosser}}|{{#if: Kol |Kol|Brief des Paulus an die Kolosser}}}} 1{{#if:18|,18}} EU

| BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, 2{{#if:19|,19}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, {{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 1{{#if:22f|,22f}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}).

  • 5. Gesätz: ... Jesus, dessen Vater beschlossen hat, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, um alles, was in den Himmeln und auf Erden ist, in ihm, dem Haupt zusammenzufassen ({{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 1{{#if:10.20-23|,10.20-23}} EU

| BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, {{#ifeq: Brief des Paulus an die Kolosser | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Kol|Kol|Brief des Paulus an die Kolosser}}|{{#if: Kol |Kol|Brief des Paulus an die Kolosser}}}} 1{{#if:16-20|,16-20}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, LG 48, GS 45, AG 1, {{#ifeq: Brief an die Hebräer | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Hebr|Hebr|Brief an die Hebräer}}|{{#if: Hebr |Hebr|Brief an die Hebräer}}}} 1{{#if:2|,2}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, 2{{#if:7ff|,7ff}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, {{#ifeq: Brief des Apostels Paulus an die Epheser | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: Eph|Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}|{{#if: Eph |Eph|Brief des Apostels Paulus an die Epheser}}}} 4{{#if:10|,10}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, {{#ifeq: 1. Brief des Paulus an die Korinther | Gemeinschaft der Heiligen |{{#if: 1 Kor|1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}|{{#if: 1 Kor |1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}}} 15{{#if:25|,25}} Kor%2015{{#if:25|,25}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Kor%2015{{#if:25|,25}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}).<ref> aus dem DIN A 6 Heft: Armin Jauch: Der tägliche Gruß des Rosenkranzes, S. 61.</ref>

Päpstliche Schreiben

Pius V.

Pius XII.

Paul VI.

Johannes Paul II.

Literatur

Communicatio in sacris

Anmerkungen

<references />