Himmel
des einzelnen Menschen |
der gesamten Schöpfung |
Der Himmel (als religiöser Begriff), bezeichnet einen übernatürlichen Zustand der Verklärung und Seligkeit, in dem Gott immer war (also nicht das Firmament); aber auch die "Wohnungen" der himmlischen Geister (vgl. Engel) und Menschen, in welche alles Geschaffene berufen ist. Der Himmel ist zu definieren als "das Sichberühren des Wesens Mensch mit dem Wesen Gott,", als "jene Zukunft des Menschen und der Menschheit, die diese sich nicht selbst geben kann."<ref>Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: Einführung in das Christentum, Neuausgabe, München 2000, S. 294-296.</ref>
Der Himmel besteht für die, die dem Ruf folgten, in der unverlierbaren beseligende "Anschauung" Gottes und der damit notwendig gegebenen Liebe und Freude. Diese wird möglich durch das Licht der Herrlichkeit (lumen gloriae), das Gott allen denen gibt, die im Stande der Gnade aus diesem Leben scheiden und keine zeitlichen Sündenstrafen im Fegfeuer mehr abzubüßen haben. Gott, den sie hienieden im Lichte des Glaubens (lumen fidei) nur unvollkommen erkannt haben, schauen sie dann im Lichte der Herrlichkeit, wie er ist.
Der Grad der Seligkeit hängt ab von dem Grade der heiligmachenden Gnade, den sie beim Tode hatten, aber so, dass jeder seinem Fassungsvermögen entsprechend vollkommen glücklich ist. Nach der Auferstehung der Toten nehmen auch die Leiber der Gerechten an der Verklärung in einer vergeistigten Daseinsweise teil.
Der Begriff des Himmels wird in der Theologie in der Eschatologie, der Lehre von den letzten Dingen, behandelt. Manchmal wird mit dem Ausdruck Paradies gleichfalls der göttliche Himmel bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Himmel als ewige Heimat des Menschen
- 2 Wesentliche Seligkeit des Himmels
- 3 Akzidentelle Seligkeit des Himmels
- 4 Eigenschaften des Himmels
- 5 Aussagen Gottes in der Heiligen Schrift: Himmel im Plural
- 6 Verheißung
- 7 Himmel und Erde
- 8 Neuer Himmel und neue Erde
- 9 Lehramtliches
- 10 Literatur
- 11 Weblinks
- 12 Anmerkungen
Der Himmel als ewige Heimat des Menschen
KKK Nr. 325 Das Apostolische Credo bekennt, dass GOTT "der Schöpfer des Himmels und der Erde" ist, und das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel verdeutlicht: "der sichtbaren und der unsichtbaren Welt".
Nr. 327 Das Glaubensbekenntnis des Vierten Laterankonzils sagt: Gott "schuf am Anfang der Zeit aus nichts zugleich beide 'Schöpfungen, die geistige und die körperliche, nämlich die der Engel und die der Welt: und danach die menschliche, die gewissermaßen zugleich aus Geist und Körper besteht" (DS 800 [vgl. DS 3002; SPF 8]).
KKK 1023 Die in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben und völlig geläutert sind, leben für immer mit Christus. Sie sind für immer Gott ähnlich, denn sie sehen ihn, „wie er ist“ (1 Joh 3,2), von Angesicht zu Angesicht [Vgl. 1 Kor 13,12; Offb 22,4] (Vgl. dazu auch 954).r4
„Wir definieren kraft Apostolischer Autorität, dass nach allgemeiner Anordnung Gottes die Seelen aller Heiligen ... und anderer Gläubigen, die nach der von ihnen empfangenen heiligen Taufe Christi verstorben sind, in denen es nichts zu reinigen gab, als sie dahinschieden, ... oder wenn es in ebendiesen damals etwas zu reinigen gab oder geben wird, wenn sie nach ihrem Tod gereinigt wurden, auch vor der Wiederannahme ihrer Leiber und dem allgemeinen Gericht nach dem Aufstieg unseres Erlösers und Herrn Jesus Christus in den Himmel, das Himmelreich und das himmlische Paradies mit Christus in der Gemeinschaft der heiligen Engel versammelt waren, sind und sein werden, und nach dem Leiden und Tod des Herrn Jesus Christus das göttliche Wesen in einer unmittelbaren Schau (visio beatifica) und auch von Angesicht zu Angesicht geschaut haben und schauen – ohne Vermittlung eines Geschöpfes“ (Benedikt XII.: DS 1000) [Vgl. LG 49].
1024 Dieses vollkommene Leben mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit, diese Lebens– und Liebesgemeinschaft mit ihr, mit der Jungfrau Maria, den Engeln und allen Seligen wird „der Himmel“ genannt. Der Himmel ist das letzte Ziel und die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des Menschen, der Zustand höchsten, endgültigen Glücks (Vgl. dazu auch 260, 326, 2794, 1718).
1025 Im Himmel leben heißt „mit Christus sein“[Vgl. Joh 14,3; Phil 1,23; 1 Thess 4,17]. Die Auserwählten leben „in ihm“, behalten oder, besser gesagt, finden dabei jedoch ihre wahre Identität, ihren eigenen Namen [Vgl. Offb 2,17] (Vgl. dazu auch 1011):
„Leben heißt mit Christus sein; wo Christus ist, da ist somit das Leben, da das Reich“ (Ambrosius, Luc. 10, 121).
1026 Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat uns Jesus Christus den Himmel „geöffnet“. Das Leben der Seligen besteht im Vollbesitz der Früchte der Erlösung durch Christus. Dieser läßt jene, die an ihn geglaubt haben und seinem Willen treu geblieben sind, an seiner himmlischen Verherrlichung teilhaben. Der Himmel ist die selige Gemeinschaft all derer, die völlig in ihn eingegliedert sind (Vgl. dazu auch 793).
1027 Dieses Mysterium der seligen Gemeinschaft mit Gott und all denen, die in Christus sind, geht über jedes Verständnis und jede Vorstellung hinaus. Die Schrift spricht zu uns davon in Bildern, wie Leben, Licht, Frieden, festliches Hochzeitsmahl, Wein des Reiches, Haus des Vaters, himmlisches Jerusalem und Paradies: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist; das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2,9) (Vgl. dazu auch 959, 1720).
1028 Da Gott unendlich erhaben ist, kann er nur dann gesehen werden, wie er ist, wenn er selbst den Menschen sein Mysterium unmittelbar schauen läßt und ihn dazu befähigt. Diese Schau Gottes in seiner himmlischen Herrlichkeit wird von der Kirche „die beseligende Schau“ [visio beatifica] genannt (Vgl. dazu auch 1722,163).
„Welcher Ruhm, welche Lust wird es sein, wenn du zugelassen wirst, um Gott zu schauen, wenn du der Ehre gewürdigt wirst, mit Christus, deinem Herrn und Gott, die Freude des ewigen Heils und Lichts zu genießen ...‚ mit den Gerechten und Freunden Gottes im Himmelreich dich der Wonne der verliehenen Unsterblichkeit zu freuen!“ (Cyprian, ep. 58, 10,1).
1029 In der Herrlichkeit des Himmels erfüllen die Seligen weiterhin mit Freude den Willen Gottes. Sie tun dies auch in bezug auf die anderen Menschen und die gesamte Schöpfung, indem sie mit Christus herrschen; mit ihm werden sie „herrschen in alle Ewigkeit“ (Offb 22,5) [Vgl. Mt 25,21.23] (Vgl. dazu auch 956, 668).
Wesentliche Seligkeit des Himmels
Die Seelen der Gerechten, die im Augenblick des Todes von aller Sündenschuld und Sündenstrafe frei sind, gehen in den Himmel ein (De fide).
Der Himmel ist ein Ort und Zustand vollendeter übernatürlicher Glückseligkeit, die in der unmittelbaren Anschauung Gottes und der damit verbundenen vollkommenen Gottesliebe ihren Grund hat.
Das altorientalische Symbolum und das Symbolum Apostolicum in der jüngeren Fassung (5. Jh.) enthalten das Bekenntnis: "Im glaube an das ewige Leben." D 6 u. 9. Papst Benedikt XII. erklärte in der dogmatischen Konstitution Benedictus Deus (1336), dass die ganz reinen Seelen in den Himmel eingehen und die göttliche Wesenheit unmittelbar und von Angesicht zu Angesicht schauen, indem sich ihnen die göttliche Wesenheit unmittelbar, unverhüllt, klar und offen darbietet, und dass sie auf Grund dieser Schau und dieses Genusses wahrhaft glückselig sind und das ewige Leben und die ewige Ruhe haben. D 530. VgI. D 40, 86, 693, 696.
Die Eschatologie der älteren Bücher des Alten Testamentes ist noch unvollkommen. Nach ihr steigen die abgeschiedenen Seelen in die Unterwelt (Scheol) hinab, wo sie ein düsteres, freudloses Dasein führen. Das Los der Frommen ist jedoch besser als das der Gottlosen. Daraus entwickelte sich der Gedanke der jenseitigen Vergeltung durch Gott, der in den späteren Büchern klar hervortritt. Der Psalmist hofft, Gott werde seine Seele aus der Unterwelt befreien und sein Anteil sein auf ewig (Ps 48, 16; 72, 26). Daniel bezeugt die leibliche Auferstehung zu ewigem Leben bzw. zu Schmach und zu ewigem Abscheu (12, 2). Die Märtyrer der Makkabäerzeit schöpfen Trost und Kraft aus der Hoffnung auf das ewige Leben (2 Makk 6,26; 7,29.36). Das Weisheitsbuch schildert das Glück und den Frieden der Seelen der Gerechten, die in der Hand Gottes ruhen und ewig bei ihm leben (3, 1-9; 5, 16f).
Jesus veranschaulicht die Seligkeit des Himmels unter dem Bild eines Hochzeitsmahles (Mt 25,10; vgl. Mt 22,1 ff; Lk 14, 15 ff) und bezeichnet sie als Leben oder als ewiges Leben. VgI. Mt 18,8 f; 19,29; 25,46; Joh 3, 15ff; 4, 14; 5,24; 6, 35-59; 10,28; 12, 25; 17,2. Die Bedingung für die Erlangung des ewigen Lebens ist die Erkenntnis Gottes und Christi: "Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den einen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus" (Joh 17,3). Den Herzensreinen verheißt er die Gottanschauung: "Selig, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen" (Mt 5, 8).
Paulus hebt den Geheimnischarakter der künftigen Seligkeit hervor: "Kein Auge hat gesehen und kein Ohr hat gehört und in keines Menschen Herz ist gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben" (1 Kor 2,9; vgl. 2 Kor 12, 4). Die Gerechten empfangen als Lohn ewiges Leben (Röm 2,7; 6, 22f) und eine Herrlichkeit, die in keinem Verhältnis steht zu den Leiden dieser Welt (Röm 8, 18).An die Stelle der unvollkommenen irdischen Gotteserkenntnis tritt die unmittelbare Anschauung Gottes (1 Kor 13, 12; 2 Kor 5,7).
Es ist ein Grundgedanke der johanneischen Theologie, dass man durch den Glauben an Jesus, den Messias und Sohn Gottes, zum ewigen Leben gelangt. VgI. Jo 3, 16. 36; 20, 31; 1 Jo 5, 13. Das ewige Leben besteht in der unmittelbaren Gottanschauung. 1 Jo 3, 2: "Wir werden ihm ähnlich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist." Die Geheime Offenbarung schildert das Glück der Seligen in der Gemeinschaft Gottes und des Lammes, d. i. des erhöhten Christus. Sie sind allen physischen Übeln enthoben. VgI. Apk 7,9-17; 21, 3-7.
Augustinus beschäftigt sich eingehend mit dem Wesen der himmlischen Seligkeit; er verlegt sie in die unmittelbare Gottanschauung. Vgl. De civ. Dei XXII 29f. Die Scholastik betont die absolute Übernatürlichkeit derselben und verlangt dazu ein besonderes Erkenntnislicht, das sog. lumen glorire (vgl. Ps 35,10; Apk 22,5), d. i. eine habituelle übernatürliche Ausstattung des Intellektes, die ihn zum Akt der Gottanschauung befähigt. Vgl. S. th. I 12,4 u. 5; D 475. Gotteslehre § 6,3 u. 4.
Die Akte, welche die himmlische Glückseligkeit ausmachen, sind Erkenntnis (visio), Liebe (amor, caritas) und Freude (gaudium, fruitio). Der Grundakt ist nach thomistischer Lehre die Erkenntnis, nach skotistischer die Liebe über den Gegenstand der beseligenden Gottanschauung.
Akzidentelle Seligkeit des Himmels
Zu der wesentlichen Seligkeit des Himmels, die aus der unmittelbaren Gottanschauung entspringt, kommt eine akzidentelle Seligkeit hinzu, die aus dem natürlichen Erkennen und Lieben geschaffener Güter hervorgeht (Sent. Communis).
Eine akzidentelle Seligkeit erlangen die Seligen aus der Gemeinschaft mit Christus (seiner Menschheit nach), der Gottesmutter, den Engeln und Heiligen, aus der Wiedervereinigung mit Angehörigen und Freunden aus der Zeit des Erdenlebens, aus der Kenntnis der Werke Gottes. Auch die Vereinigung der Seele mit dem verklärten Leib bei der Auferstehung bedeutet eine akzidentelle Vermehrung der Himmelsglorie.
Nach der Lehre der Scholastik empfangen drei Klassen von Seligen zu der wesentlichen Seligkeit (aurea, sc. corona) hinzu einen Sonderlohn für den von ihnen errungenen hervorragenden Sieg, aureola genannt: die Jungfrauen für ihren Sieg über das Fleisch gemäß Offb 14,4, die Märtyrer für ihren Sieg über die Welt gemäß Mt 5, 11 f, die Glaubenslehrer für ihren Sieg über den Teufel, den Vater der Lüge, gemäß Dn 12,3 und Mt 5,19. Nach Thomas besteht das Wesen der aureola in der Freude über die von ihnen im Kampfe gegen die Feinde des Heiles vollbrachten Werke (Suppl. 96, 1). Zum Ausdruck aurea vgl. Apk 4,4; 14,4; zum Ausdruck aureola Ex 25,25.
Eigenschaften des Himmels
Ewigkeit
Die himmlische Seligkeit dauert in alle Ewigkeit (De fide). Papst Benedikt XII. erklärte: "Diese Schau und dieser Genuss (der göttlichen Wesenheit) besteht ohne Unterbrechung oder Verminderung des Schauens und Genießens fort und wird fortdauern bis zum Endgericht und von da an in alle Ewigkeit." (D 530).
Im Gegensatz zur Lehre der Kirche steht die Lehre des Origenes von der sittlichen Veränderlichkeit der Seligen. Darin ist die Möglichkeit der Verminderung oder des Verlustes der Seligkeit eingeschlossen.
Jesus vergleicht den Lohn für die guten Werke mit Schätzen im Himmel, die unverlierbar sind (Mt 6,20; Lk 12,33). Wer sich mit dem ungerechten Mammon Freunde macht, wird in die "ewigen Zelte" aufgenommen werden (Lk 16,9). Die Gerechten werden in das "ewige Leben" eingehen (Mt 25,46; vgl. Mt 19,29; Röm 2,7; Jo 3, 15 f). Paulus spricht von der ewigen Seligkeit unter dem Bild "eines unvergänglichen Kranzes" (1 Kor 9,25), Petrus nennt sie .den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit" (1 Petr 5,4).
Augustin begründet die ewige Dauer des Himmels aus dem Begriff der vollkommenen Glückseligkeit: „Wie kann von einer wahren Glückseligkeit die Rede sein, wo die Zuversicht auf ihre ewige Dauer fehlt?" (De civ. Dei XII 13,1; vgl. X 30; XI 13.)
Der Wille der Seligen wird durch die innige Vereinigung mit Gott in der Liebe so im Guten bestärkt, dass eine Trennung von Gott durch die Sünde moralisch unmöglich ist (moralische Unsündlichkeit).
Ungleichheit
Der Grad der himmlischen Seligkeit ist bei den einzelnen Seligen verschieden je nach dem Grade ihrer Verdienste (De fide). Das Decretum pro Graecis des Unionskonzils von Florenz (1439) erklärt: Die Seelen der vollendeten Gerechten schauen klar den dreieinigen und einen Gott, wie er ist, jedoch entsprechend der Verschiedenheit der Vedienste der eine vollkommener als der andere". D 693. Das Konzil von Trient definierte, dass der Gerechtfertigte durch gute Werke eine Vermehrung der Himmelsglorie verdient (D 842).
Im Gegensatz zur Lehre der Kirche stehen die unter stoischem Einfluss stehende Lehre Jovinianas von der Gleichheit aller Tugenden und die Lehre Martin Luthers von der äußerlichen Anrechnung der Gerechtigkeit Christi. Aus beiden folgt die Gleichheit der Seligkeit.
Jesus versichert: "Er (der Menschensohn) wird einem jeden vergelten nach seinem Tun" (Mt 16,27). Paulus lehrt: „Jeder wird seinen Lohn empfangen gemäß seiner Arbeit“ (1 Kor 3, 8). „Wer spärlich sät, wird auch spärlich ernten; wer reichlich sät, wird auch reichlich ernten" (2 Kor 9,6). VgI. 1 Kor 15,41 f.
Die Väter berufen sich gerne auf das Wort Jesu von den vielen Wohnungen im Hause des Vaters 0014,2). Tertullian bemerkt: „Wozu sind die vielen Wohnungen beim Vater, wenn nicht wegen der Verschiedenheit der Verdienste?" (Scorp. 6.) Augustin sieht in dem einen Denar, den alle Arbeiter im Weinberg trotz verschiedener Arbeitsdauer gleichmäßig erhalten (Mt 20, 1-16), das ewige Leben angedeutet, das für alle in gleicher Weise von ewiger Dauer ist; in den vielen Wohnungen im Hause des Vaters 00 14,2) findet er die verschiedenen Grade von Belohnungen in dem einen ewigen Leben bezeichnet. Auf den Einwand, dass Ungleichheit Neid erzeugt, erwidert er: "Es wird kein Neid sein wegen der ungleichen Herrlichkeit, weil in allen die Einheit der Liebe herrschen wird“ (In Ioan. tr. 67,2). Vgl. Hieronymus, Adv. Iovin. II 18-34. S. th. I 12,6.
Aussagen Gottes in der Heiligen Schrift: Himmel im Plural
In der Heiligen Schrift wird das Wort Himmel sowohl in der Einzahl, als auch in der Mehrzahl im lateinischen Text verwendet. Dass es mehrere Himmel gibt, ist für den Juden eine Selbstverständlichkeit. So wird im Alten Testament das Wort Himmel fast doppelt so oft in der Mehrzahl als in der Einzahl verwendet. Dass der eine Himmel in drei Himmel geschaffen wurde, erzählt Paulus im zweiten Korintherbrief, wenn er sagt: "Ich kenne einen Menschen ... der bis in den dritten Himmel entrückt wurde ... (12,2). Diese Stelle wird gut verstehbar, wenn wir die Erklärung im Buch Deuteronomium (10,14) hinzunehemen,die lautet: "Sieh dem Herrn deinem Gott, gehören die Himmel, der Himmel über den Himmeln, die Erde und was auf ihr lebt" (vgl auch 1 Kön 8, 27 ; 2 Chr 2, 5 ; 2 Chr 6, 18; Neh 9, 6 ; Eph 4, 10).
Verdeutlichung der Heiligen Schrift
Eine weitere Verdeutlichung, beschreibt Maria von Jesus zu Agreda in ihren Offenbarungen über das Leben Mariens (1. Buch, 4, 46), wenn sie schreibt: Der erste Zweck der Engel war die Ehre Gottes. Sie sollten Thronasistenten der göttlichen Majestät bilden, Ihn erkennen und lieben. Damit hängt ihr zweiter Zweck zusammen, nämlich der im ewigen Wort zur Gottheit erhobenen Menschheit als ihrem Haupt sowie Seiner heiligsten Mutter Maria als ihrer Königin ehrerbietigst zu dienen, sie zu verherrlichen, zu ehren und so auch ihre Assistenz zu bilden. Im selben Moment beschloss Gott auch den empyreischen Himmel zu erschaffen, um dort Seine Herrlichkeit zu offenbaren und die Guten zu belohnen, ferner die Erde und das übrige für andere Geschöpfe.
Folgerung
- 1. Der oberste Himmel ist der "Himmel über den Himmeln", in denen die Engel "Thronassistenten" der göttlichen Majestät bilden.
- 2. Der mittlere Himmel oder der "empyrische Himmel" schuf Gott, um dort seine Herrlichkeit zu offenbaren und die guten Menschen zu belohnen.
- 3. Der unterste Himmel ist bereits die "Erde" (siehe oben: Himmel und Erde), sofern der Mensch durch die Taufe in der heiligmachenden Gnade lebt. Denn ein Glied am geheimnisvollen Mystischer Leib Christi, das auf dieser Erde lebt, trägt und entfaltet das himmlische Leben in sich. Auf diese Erde kam Gott, durch Seinen Sohn Jesus Christus, um die Menschen, die aus dem Paradies vertrieben wurden, wieder heimzuholen.
Kritik an räumlichen Vorstellungsmustern
Nach Joseph Ratzinger sind "Himmel" und "Hölle" "nicht eine kosmogeographische Bestimmtheit", weder oben noch unten. Himmel ist kein Ort, sondern "entsteht allererst durch das Ineinstreten von Gott und Mensch. Der Himmel ist zu definieren als das Sichberühren des Wesens Mensch mit dem Wesen Gott, [...] jene Zukunft des Menschen und der Menschheit, die diese sich nicht selbst geben kann."<ref>Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: Einführung in das Christentum, Neuausgabe, München 2000, S. 294-296.</ref>
Verheißung
Schließlich werden die Himmel und die Erde, wie sie Gott geschaffen hat (vgl. Gen 1,1) vergehen (vgl. Mt 24, 35). Es wird sich der Himmel in Feuer auflösen, und die Elemente werden im Brand zerschmelzen. Dann erwarten wir, der Verheißung Christi gemäß, einen neuen Himmel und eine neue Erde (vgl. 2 Petr 3, 12b-13a). Das Neue Jerusalem wird von Gott her auf die heilige Stadt herabkommen, die sich wie eine Braut für ihren Bräutigam geschmückt hat Offb 21, 2.
Himmel und Erde
Es kommt nicht in erster Linie darauf an, irgendwie den Himmel zu erlangen, vielleicht um den Preis heftigster Leiden am Reinigungsort (vgl. Fegefeuer), sondern dieses Leben ist das einzige; es zählt: "Nur die Liebe zählt" (Thérèse Martin). Da ja in der Taufe das ewige Leben bereits seinen Anfang nimmt, ist die pfingstliche Erwartung von Tod und Vollendung, letztlich des neuen Himmels und der neuen Erde am Jüngsten Tag, der Ursprung christlicher Hoffnung überhaupt.
Da es zu den wesentlichen Grundzügen des Evangeliums gehört, das Jesus immer und immer wieder eine große Nähe und Ähnlichkeit von Himmel und Erde darstellt, darf mit großer Freude erwartet werden, dass der irdische Lebenslauf für das ewige Ziel vollständig prägend wirkt. Der Himmel ist kein dürftiger Dämmerzustand, sondern Vollendung dessen, was hier begonnen hat. Nur dann hat die Rede von der Freiheit zu guten Werken wie auch vom Verdienst der ewigen Seligkeit einen fassbaren Gehalt. Der Heilsoptimismus der Gegenwart, dass Gott auf seine Weise möglicherweise jede Seele irgendwie zu retten weiß, ist ein zu dürftiges Motiv für eine wahrhaft christliches Leben.
Der Himmel richtet die Erde, der irdische Verlauf bestimmt den Himmel. Ein konsequenter Pantheismus hingegen verzichtet nicht nur auf den wahren Begriff der Ewigkeit, er findet auch keinen stimmigen Sinn für Zeit und Tod.
Primitive Vorstellungen spiritualistischer Art, etwa von Seelenwanderung oder eine Schattenexistenz drüben, nehmen den Lohn- und Drohgehalt des Evangeliums nicht ernst genug. Was für den Liebenden bereits Siegesnachricht ist, dasselbe ist für den Gottesfeind bereits Drohung, schon hier und jetzt. Dass es nach christlicher Überzeugung überhaupt kein Ausweichen vor der ewigen Bestimmung des Menschen gibt, ist für die feindselige Seele bereits Ungewissheit genug, ohne dass es notwendig ist, sich die Qualen der Verlorenen (vgl. Hölle) allzu detailliert auszumalen.
Zu den stärksten Einsichten der 1897 verstorbenen Heiligen Therese von Lisieux gehört ihre Gewissheit von der Eigenart des Himmels. Zugleich sind die Überzeugungen der 1997 zur Kirchenlehrerin erklärten Heiligen, in der Breite der europäischen Theologie und Verkündigung der Kirche, bislang wenig willkommen.
Obzwar es berechtigt ist, nicht in allzu menschlichen Begriffen vom ewigen Geschick der Seele und der Auferstehung des Fleisches zu reden, schadet doch eine zu große Zurückhaltung noch mehr. Menschen können nur in menschlicher Anschauung auch über Gegebenheiten reden und denken, die über den Horizont von Raum und Zeit hinausgehen.
Neuer Himmel und neue Erde
«Der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen.» Es war notwendig, dass, als die neue Erde und der neue Himmel, d. i. die heiligste Jungfrau Maria und ihr Sohn, wahrer Gott und wahrer Mensch, in der Welt erschienen, der alte Himmel und die alte, durch die Sünde verdorbene Erde der menschlichen Natur verschwanden. Es entstand ein neuer Himmel für die Gottheit in der menschlichen Natur, indem diese, weil kraft der hypostatischen Vereinigung in der Person des Wortes von jeder Schuld frei und rein, für Gott eine neue Wohnung darbot. Darum hörte der erste Himmel, den Gott in Adam erschaffen hatte, jetzt auf, da er befleckt und deshalb unwürdig war, dass Gott in ihm wohne; er verging, und dafür kam ein anderer, neuer Himmel mit der Ankunft Mariä. Es entstand aber auch ein neuer Himmel der Glorie für das Menschengeschlecht; nicht als wäre der Lichthimmel entrückt worden oder verschwunden, aber er hörte auf, menschenleer zu sein, wie er es so viele Jahrhunderte hindurch gewesen war. In diesem Sinne hörte der erste Himmel auf, indem er erneuert wurde durch die Verdienste Christi, welche in seiner heiligsten Mutter Maria, der Morgenröte der Gnade, ihren Glanz bereits zu verbreiten begannen. So war denn also der erste Himmel und die erste Erde, welche bis dahin ohne Heilmittel gewesen war, vergangen (Maria von Agreda: Leben der jungfräulichen Gottesmutter Maria, Buch 1, Nr. 247).
Lehramtliches
Die dreigliedrige Kirche - die Gemeinschaft der Heiligen
deutsch | lateinisch | göttliche Tugend | Wer | Wo |
---|---|---|---|---|
Die triumphierende Kirche | ecclesia triumphans | liebende | Engel und Heilige | in der Anschauung Gottes oder der Heimat des Himmels |
Die leidende Kirche | ecclesia patiens | hoffende | Arme Seelen | im Läuterungsort oder dem Fegfeuer |
Die kämpfende oder streitende Kirche | ecclesia militans | glaubende | Pilger | in der Fremde (2 Kor 5, 6+9), der Erde oder der Welt |
Literatur
- 14 Jahrhundert: Epos von Dante Alighieri: Göttliche Komödie#Das Paradies.
- Klaus Einsle: Vorhang auf für den Himmel: Ein lustvoller Gang durch das Paradies, tredition 2013 (232 Seiten, ISBN 978-3849538118).
- Ludwig Hertling: Der Himmel, Ars Sacra Verlag München 1935 (132 Seiten).
- Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960 (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis)
- Ludwig Ott, Grundriss der katholischen Dogmatik 1981 (10. Auflage; Imprimatur Freiburg im Breisgau, den 2.12.1969 Der Generalvikar Dr. Schlund)
- Hermann Wagner: Aufstieg zur Freude - Die Herrlichkeiten des Himmels Mediatrix Verlag 1988 (1. Auflage; ISBN 3 85406; 104 8; 373 S., ISBN 3 85406 104 8).
Weblinks
Anmerkungen
<references />