Neue liturgische Bewegung

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Als Neue Liturgische Bewegung werden zusammenfassend alle internationalen Bestrebungen bezeichnet, die das Ziel verfolgen, das eigentliche liturgische Erbe des Zweiten Vatikanischen Konzils zum Leben zu erwecken. Sie beabsichtigt eine liturgische "Hermeneutik der Kontinuität" der Liturgiereform, möchte die Bedeutung der Liturgie in der Katholischen Kirche tiefer erschließen und das Verständnis für sie fördern. Sie folgt der Liturgischen Bewegung des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil im 20. Jahrhundert. Beide liturgische Bewegungen gehen fließend ineinander.

Theoretische und praktische Richtung

Die "Neue Liturgische Bewegung" entfaltet sich in zwei Richtungen. Sie studiert einerseits auf einer akademischen historischen Ebene das Wesen und die Entwicklung des Römischen Ritus, so wie es z.B. der Liturgiehistoriker Klaus Gamber getan hat. Auf der anderen Seite geht es ihr auf einer praktischen Ebene um eine Revision der nachkonziliären liturgischen Reform in Übereinstimmung mit einer präziseren, entsprechend gemäßigteren und gewünschten Umsetzung von Sacrosanctum concilium z.B. der Liturgiesprache (SC Nr. 54). Sie ergründet die Absichten der Väter zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils und ebenso wie eine Zelebrationsweise auszusehen hat, die das Depositum fidei am meisten stützt und Gott am wohlgefälligsten ist<ref> vgl. Brian W. Harrison: Die Reform der liturgischen Reform: in: Franz Breid: "Die heilige Liturgie" 1997, S. 211-213 (siehe Literatur).</ref> und den katholischen Glauben des Mystischen Leibes Christi in der Liturgie am richtigsten abbildet.

Die neue liturgische Bewegung

Joseph Kardinal Ratzinger warb als Kardinal für eine „Reform der Reform".<ref>vgl. Ratzinger fordert 'Reform der Reform'; Eine 'neue Liturgische Bewegung'? Kath.net am 28. Dezember 2010 von Armin Schwibach; Papst Benedikt XVI. möchte eine neue liturgische Bewegung. Kath.net am 16. Mai 2011: so Kardinal Kurt Koch Das Motu proprio ‚Summorum Pontificum’ als ökumenische Brücke Kath.net am 16. Mai 2011 von Armin Schwibach</ref> Damit meinte er eine neue liturgische Bewegung.<ref>„Weil es die Gemeinde aus sich gar nicht gibt, sie vielmehr immer nur durch den Glauben vom Herrn her überhaupt als Einheit entsteht, ist Zerfall in Parteiungen aller Art, das parteiliche Gegeneinander in einer sich selbst zerreißenden Kirche unter diesen Bedingungen unwiderruflich. Darum brauchen wir eine neue Liturgische Bewegung, die das eigentliche Erbe des II. Vatikanischen Konzils zum Leben erweckt.“ in: Joseph Ratzinger: Aus meinem Leben. Erinnerungen. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998, S. 174.</ref><ref>so Kardinal Kurt Koch Das Motu proprio ‚Summorum Pontificum’ als ökumenische Brücke Kath.net am 16. Mai 2011 von Armin Schwibach</ref> "die das eigentliche Erbe des II. Vatikanischen Konzils zum Leben erweckt."<ref>Joseph Kardinal Ratzinger zur Liturgie und zu einer neuen liturgischen Bewegung bei www.summorum-pontificum.de</ref> Er wirbt für eine "eine Wiederentdeckung des Wesentlichen in der Liturgie. Liturgie sei allgemein ein Überschreiten des alltäglichen Lebens. Selbstüberschreitung sei in den Kern christlicher Liturgie eingeschrieben (Von mir weg zu einem Höheren). Es geht darum, die Ehrfurcht und das Übernatürliche wieder aufleuchten zu lassen - die Liturgie nicht zu banalisieren und zu profanieren."<ref>40 Jahre Liturgiereform-Festakt in Trier mit Joseph Kardinal Ratzinger, Die Tagespost 6. Dez. 2003; Michael Schneider, Zur Grundlegung und Erneuerung der Liturgie nach der Theologie Joseph Ratzingers - Papst Benedikts XVI.</ref>

Die "Reform der Reform" bedeute auch, so der im Jahre 2010 amtierende Präfekt der Gottesdienstkongregation Antonio Cañizares Llovera, Bestrebungen, Fehlentwicklungen zu korrigieren, die sich bei der Liturgiereform im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil eingestellt hätten. Sie bedeute, dass "keine Neuerungen eingeführt werden, es sei denn, ein wirklicher und sicher zu erhoffender Nutzen der Kirche verlange es" (SC, Nr. 23). Die Reform sei als ein Menschenwerk verstanden worden, wobei viele gedacht hätten, dass die Kirche ein Werk der Hände des Menschen und nicht Gottes sei. „Die liturgische Erneuerung ist wie eine Forschung im Labor gesehen worden, Ergebnis der Vorstellungskraft und der Kreativität: magisches Wort jener Zeit“, so Antonio Cañizares Llovera.<ref>Eine 'neue Liturgische Bewegung'? Kath.net am 28. Dezember 2010 von Armin Schwibach</ref>

Der im Jahre 2016 amtierende Präfekt der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah sagte im Juli 2016, einige der nach dem II. Vatikanischen Konzil durchgeführten Reformen seien zu sehr vom damaligen Zeitgeist beeinflusst gewesen und über die Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ hinausgegangen. Eine vollständige Umsetzung der Konstitution bedürfe einer „Hermeneutik der Kontinuität“. Die Konzilsväter „beabsichtigten keine Revolution, sondern eine Evolution“, betonte er.<ref>Kardinal Sarah bittet Priester, ‚ad orientem’ zu zelebrieren Kath.net am 6 Juli 2016.</ref> Unter Berufung auf Joseph Kardinal Ratzinger| Papst Benedikt verweist Sarah Ende März 2017 auf die Krise der Kirche, die vor allem seit dem Konzil zu beobachten sei und in Verbindung mit der Krise der Liturgie gesehen werden müsse. Respektlosigkeit, Entsakralisierung sowie Horizontalisierung des wesentlichen Elemente des Gottesdienstes seien hier zu nennen. Man könne „unsere Augen vor dem Desaster, der Verwüstung und dem Schisma nicht verschließen, die die modernen Förderer einer lebendigen Liturgie verursacht haben, indem sie die Liturgie der Kirche nach ihren Vorstellungen umgestalteten. Sie vergaßen, dass die liturgische Handlung nicht nur ein GEBET, sondern auch und vor allem ein MYSTERIUM ist, bei dem sich für uns etwas vollzieht, das wir zwar nicht gänzlich verstehen können, doch das wir im Glauben, in der Liebe, im Gehorsam und in einem anbetenden Schweigen annehmen und empfangen können“. Genau das sei die „wahre Bedeutung der aktiven Anteilnahme der Gläubigen“. Der Kardinal sieht eine „schwere Glaubenskrise nicht nur bei den Gläubigen, sondern auch und vor allem bei zahlreichen Priestern und Bischöfen“, die uns unfähig gemacht habe, die „eucharistische Liturgie als ein Opfer zu begreifen“. Es sei „frevelhaft“, die heilige Messe auf ein „einfaches Gastmahl zu reduzieren“, auf die Feier eines profanen Festes „und auf eine Selbstzelebration der Gemeinschaft, oder – noch schlimmer – auf eine riesige Ablenkung von der Angst vor einem Leben, das keinen Sinn mehr hat oder gegen die Furcht, Gott von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, weil sein Blick entlarvt und uns dazu zwingt, die Hässlichkeit unseres Inneren in aller Wahrheit und unabgelenkt zu schauen“. Die Messe sei kein „amüsanter Zeitvertreib“. Viele Menschen wüssten nicht mehr, dass der Zweck Messfeier die „Herrlichkeit und die Anbetung Gottes ist, das Heil und die Heiligung der Menschen“. Selbst Priester und Bischöfe würden diese Lehre des Konzils nicht mehr kennen. ... Wenn man sich heute darüber beschwere, dass das politische Europa seine christlichen Wurzeln verleugne, dann müsse man zunächst feststellen: „Wer zuerst seine christlichen Wurzeln und seine christliche Vergangenheit aufgegeben hat – das ist mit Sicherheit die nachkonziliare katholische Kirche.“ <ref>Nachkonziliare Kirche ohne christliche Wurzeln Kath.net am 1. April 2017, Bericht von Martin Lohmann</ref> Und weiter: Im Begleitebrief zum Motu proprio Summorum pontificum schreibe Papst Benedikt XVI.: „Im Übrigen können sich beide Formen des Usus des Ritus Romanus gegenseitig befruchten: Das alte Messbuch kann und soll neue Heilige und einige der neuen Präfationen aufnehmen… In der Feier der Messe nach dem Missale Pauls VI. kann stärker, als bisher weithin der Fall ist, jene Sakralität erscheinen, die viele Menschen zum alten Usus hinzieht.“ Mit diesen Worten also brachte der emeritierte Papst seinen Wunsch zum Ausdruck, die „liturgische Bewegung“ wiederzubeleben. ... Die Liturgie muss sich daher ständig reformieren, um ihrer mystischen Essenz immer getreuer zu werden. Doch meistens ist diese „Reform“, die an die Stelle der wahren, vom Zweiten Vatikanum gewollten „Restauration“ oder „Erneuerung“ getreten ist, mit einem oberflächlichen Geist und auf der Basis eines einzigen Kriteriums durchgeführt worden: Man wollte unbedingt ein als vollkommen negativ und überholt wahrgenommenes Erbe beseitigen, um eine Kluft aufzutun zwischen dem, was vor und dem, was nach dem Konzil existierte. Doch schon ein Blick in die Konstitution über die heilige Liturgie und eine erneute aufrichtige Lektüre – ohne Verfälschung des Sinns – reichen aus, um zu erkennen, dass die wirkliche Absicht des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht darin bestand, eine Reform einzuleiten, die Anlass zu einem Bruch mit der Tradition werden könnte, sondern ganz im Gegenteil, um die Tradition in ihrer tiefsten Bedeutung wiederzufinden und zu bestätigen. Tatsächlich ist das, was man die „Reform der Reform“ nennt und was man vielleicht noch genauer als „gegenseitige Befruchtung der Riten“ bezeichnen sollte, um einen Ausdruck des Lehramts von Benedikt XVI. aufzugreifen, eine vor allem geistliche Notwendigkeit. Und sie betrifft selbstverständlich die beiden Formen des römischen Ritus. Die besondere Sorgfalt und die Hochachtung, die der Liturgie entgegengebracht werden sollen, die Notwendigkeit, an ihrer Schönheit, ihrer Sakralität und der Aufrechterhaltung eines ausgewogenen Gleichgewichts zwischen der Treue zur Tradition und einer legitimen Veränderung mitzuwirken und damit die absolute und radikale Zurückweisung jeglicher Hermeneutik des Bruchs und der Diskontinuität": Diese sein das Herzstück und die essenziellen Elemente jeder unverfälschten christlichen Liturgie."<ref>„Reform der Reform“ ist eine geistliche Notwendigkeit Kathnews am 4. April 2017; Summorum Pontificum: Wiedererwachen der liturgischen Bewegung Kathnews am 10. April 2017.</ref>

Der Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte am 11. Juli 2016 im Anschluss an eine Audienz, die Papst Franziskus Kardinal Sarah gewährte, der Begriff einer "Reform der Reform" sei besser zu vermeiden, da er Missverständnisse hervorrufen könne.<ref>domradio.de: Vatikan erteilt Liturgiereform eine Absage Nicht mit dem Rücken zur Gemeinde, 12. Juli 2016</ref>

Wünsche bzw. ausstehende Umsetzung (siehe ausführlicher in den dortigen Artikeln):

Liturgiesprache und Gregorianischer Choral 1963 /2007

Papst Benedikt XVI. schreibt im Nachsynodalem Apostolischem Schreiben Sacramentum caritatis vom 22. Februar 2007, in Nr. 62, sich auf die Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum concilium, 36 und 54 beziehend: "Es ist gut, wenn außer den Lesungen, der Predigt und den Fürbitten der Gläubigen die (Eucharistie)-Feier in lateinischer Sprache gehalten wird; ebenso sollen die bekanntesten Gebete aus der Überlieferung der Kirche in Latein gesprochen und eventuell einige Teile in gregorianischem Choral ausgeführt werden. Ganz allgemein bitte ich darum, dass die zukünftigen Priester von der Seminarzeit an darauf vorbereitet werden, die heilige Messe in Latein zu verstehen und zu zelebrieren sowie lateinische Texte zu nutzen und den gregorianischen Choral zu verwenden. Man sollte nicht die Möglichkeit außer Acht lassen, dass auch die Gläubigen angeleitet werden, die allgemeinsten Gebete in Latein zu kennen und gewisse Teile der Liturgie im gregorianischen Stil zu singen."

Kniende Mundkommunion mit Patene 1969 / 1985 / 2008 / 2010

→ Die Mundkommunion (mit Ausnahmen) mit Patene ist geltende Vorschrift.

Bei der Reise Benedikts XVI. nach Apulien am 14. und 15. Juni 2008 wurden eigens Kommunionbänke zur Spendung der Eucharistie aufgestellt, wie auch schon bei der Messe zum Fronleichnamsfest am 22. Mai. Papst Benedikt XVI. möchte den Empfang der Hl. Eucharistie in kniender Form fördern. Ebenso soll die Mundkommuion die übliche Praxis werden, da diese besser die "Wahrheit der Realpräsenz in der Eucharistie" hervor hebe, so Guido Marini Ende Juni 2008. Dies helfe der Andacht der Gläubigen und führe leichter in den Sinn des Mysteriums ein.<ref>Päpstlicher Zeremonienmeister: Papst bevorzugt Mundkommunion Kath.net 26. Juni 2008; Papst Benedikt Peter & Paul 2009 - Eucharistieverteilung Video bei Kathtube</ref>

Bei der Papstmesse wird nun ab Weihnachten 2010 die Heilige Eucharistie generell nur als kniende Mundkommunion gespendet. Benedikt XVI. hatte als Bischof von Rom den Indult für die Handkommunion bei Messen mit dem Heiligen Vater außer Kraft gesetzt. Allen Priestern wurde eine entsprechende Anweisung erteilt. Bisher empfingen nur diejenigen, die beim Papst kommunizierten, die heilige Gestalt auf Knien und in den Mund. Der Papst folgt damit der einzigen vom Missale Pauls VI. vorgesehenen Weise der Austeilung der Heiligen Kommunion an die Gläubigen und beabsichtigt, mit seiner Weise der Feier der Liturgie als „gutes Beispiel“ voranzugehen und Akzente zu setzen.<ref>Eine 'neue Liturgische Bewegung'? Kath.net am 28. Dezember 2010 von Armin Schwibach</ref>

Eine Kommunionpatene ist bei der Kommunionausteilung für die Gläubigen vorgeschrieben, "um die Gefahr zu vermeiden, dass die heilige Hostie oder einzelne Fragmente auf den Boden fallen" (vgl. RS Nr. 93). Der Kommunizierende hält die Patene unter den Mund (AEM 117) bzw. Kinn, d.h. entweder von ihm selbst oder einem Messdiener. Diese sei auf dem Kredenztisch vorzubereiten (AEM 80; GRM 118).

Nur der Klerus darf den eucharistischen Herrn berühren

Nach 800 war die Berührung des Leibes Christi mit der Hand oder den Fingern nur noch als ein Privileg des Klerus nachzuweisen <ref>vgl. Martin Lugmayr: Handkommunion, Eine historisch-dogmatische Untersuchung, mit einem Vorwort von Robert Spaemann. Stella Maris Verlag Buttenwiesen 2001, S. 23 (64 Seiten; ISBN: 978-3-934225-13-8).</ref> und war Praxis bis kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Weihbischof Athanasius Schneider erklärt: "Aufgrund der in den ersten Jahrhunderten gemachten Erfahrungen der organischen Entwicklung im theologischen Verständnis des eucharistischen Geheimnisses und in der Entwicklung des entsprechenden Ritus wurde die Gepflogenheit, die Kommunion auf die Hand zu spenden, am Ende der Zeit der Kirchenväter auf eine besondere Gruppe beschränkt, d.h. auf den Klerus,<ref>vgl. auch Kommunionspendung und Euchariestieverehrung außerhalb der Messe#IV. HYMNEN, Nr. 193. Sacris solemniis:
5. So hat er dieses Sakrament begründet,
das nur die Priesterschaft verwalten sollte;
sie hat die Vollmacht, selbst es zu empfangen
und auszuspenden auch der Christenheit (Fronleichnam - Hymnus zur Matutin).</ref> wie es bis jetzt in den orientalischen Riten der Fall ist. Den Laien begann man sodann das (in den orientalischen Riten in den konsekrierten Wein eingetauchte) eucharistische Brot direkt in den Mund zu spenden. Auf die Hand wird in den östlichen Riten nur das nicht konsekrierte Brot, das sogenannte 'antidoron', ausgeteilt."<ref>Athanasius Schneider: Dominus est - Gedanken eines Bischofs aus Zentralasien über die Heilige Kommunion; mit einem Vorwort von Erzbischof Malcolm Ranjith. SJM Verlag Neusäß 2009, S. 46 (3. Auflage; geb.; 70 Seiten; ISBN 978-3-932426-44-5; Download).</ref> Zwar wurde in Zeiten der Verfolgung, Laien erlaubt, die Eucharistische Kommunion in Gefängnisse zu bringen oder zu den Einsiedlern, jedoch während der Heiligen Messe, sei es in der Ost- oder Westkirche, gab es nie Laienkommunionhelfer.<ref> so Athanasius Schneider auf der DVD mit dem Titel: "Dominus est. Es ist der Herr. Die Eucharistie im Lichte des II. Vatikanischen Konzils" vom Josanto-Media.</ref>

Michael Gatterer schreibt im Lexikon für Theologie und Kirche (1. Auflage, Band 6 1934, Sp 103), dass der Spender der Kommunion der Priester, außerordentlicher Spender der Diakon sei.

Zelebrationsrichtung 1970 / 2002 / 2008 / 2016

Weder die Liturgiekonstitution Sacrosanctum concilium vom 4. Dezember 1963, noch die Diskussionen der Konzilsväter erwähnen eine Aussage zur Zelebrationsrichtung.<ref>DVD 51 Min.: Dominus est. Es ist der Herr. Die Eucharistie im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils, Gespräch von Reiner Müller mit Athanasius Schneider im Josanto-Media 2011.</ref>

Guido Marini, der päpstliche Zeremonienmeister, wies Ende Juni 2008 auf die Bedeutung der Orientierung bei der Liturgie hin. In der Zelebrationsrichtung vermittle sich „eine grundlegende theologische, anthropologische und ekklesiologische Tatsache“. „Vom Herrn kommt das Heil, er ist der Osten, die aufgehende Sonne, auf die wir unseren Blick richten müssen, und von der wir die Gabe der Gnade empfangen müssen“, so Marini wörtlich. Deshalb habe Papst Benedikt XVI. am Fest Taufe des Herrn 2008 in der Sixtinischen Kapelle am Altar gefeiert.<ref>Päpstlicher Zeremonienmeister: Papst bevorzugt Mundkommunion Kath.net 26. Juni 2008</ref>

Kardinal Robert Sarah, der amtierende Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, stellte Ende Mai 2016 in einem Interview mit der französischen Zeitung „Famille Chrétienne“ fest, es sei ab dem Offertorium „wesentlich, dass der Priester und die Gläubigen gemeinsam nach Osten blicken“.<ref>Kardinal Sarah: „Priester sollen ad orientem zelebrieren“ Kath.net am 31. Mai 2016</ref> Im Anfang Juli 2016 bat er in einem Vortrag bei der Konferenz „Sacra Liturgia“ in London, die Priester der katholischen Kirche mögen die heilige Messe auch in der ordentlichen Form des Römischen Ritus „ad orientem“ feiern. Wörtlich sagte er: „Es ist sehr wichtig, dass wir so bald wie möglich zur gemeinsamen Ausrichtung der Priester und Gläubigen zurückkehren – nach Osten oder zumindest in Richtung der Apsisauf den Herrn der kommt“. Er ersuchte die Priester, diese Praxis einzuführen wo immer es möglich sei und nannte den ersten Adventssonntag 2016 als geeigneten Termin, um die Änderung einzuführen.<ref>Kardinal Sarah bittet Priester, ‚ad orientem’ zu zelebrieren Kath.net am 6 Juli 2016.</ref> Papst Franziskus reagierte darauf mit einer deutlichen Klarstellung. Er betonte, dass der Außerordentliche Ritus von Papst Benedikt deswegen genehmigt worden sei, um "einigen Nostalgikern" entgegen zu kommen. Er werde aber gerade deswegen als Außerordentlicher Ritus bezeichnet, weil seine Feier nicht die Norm sei. Der Begriff "Reform der Liturgiereform" sein unangebracht.<ref> Deutsche Tagespost, November 2016.</ref>

Korrektur von Liturgiemissbräuchen 2004

Missbräuche in der Liturgie haben ihre Wurzel nicht selten in einem falschen Begriff von Freiheit. Gott hat uns in Christus aber nicht jene illusorische Freiheit gewährt, in der wir machen, was wir wollen, sondern die Freiheit, in der wir tun können, was würdig und recht ist.<ref>Vgl. Redemptionis sacramentum 7, Papst Johannes Paul II., Enzyklika Veritatis splendor (6. August 1993), Nr. 35: AAS 85 (1993) 1161-1162; Homilie in Camden Yards (9. Oktober 1995), Nr. 7: Insegnamenti di Giovanni Paolo II, XVII, 2 (1995), Libreria Editrice Vaticana 1998, 788.</ref> Dies gilt gewiss nicht nur für jene Vorschriften, die unmittelbar von Gott kommen, sondern auch für die Gesetze, die von der Kirche promulgiert worden sind, wenn man das Wesen einer jeden Norm entsprechend berücksichtigt. Daher müssen sich alle nach den Anordnungen der rechtmäßigen kirchlichen Autorität richten. Wer gegenteilig den Normen der Kirche handelt und eigenen Neigungen folgt, greift die substantielle Einheit des römischen Ritus an, die entschieden bewahrt werden muss.<ref>Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nrn. 4, 38; Dekr. über die katholischen Ostkirchen Orientalium ecclesiarum (21. November 1964), Nrn. 1, 2, 6; Papst Paul VI., Apost. Konst. Missale Romanum: AAS 61 (1969) 217-222; Missale Romanum: Institutio Generalis, Nr. 399; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Liturgiam authenticam (28. März 2001), Nr. 4: AAS 93 (2001) 685-726, hier 686.</ref> "Deshalb darf durchaus niemand sonst, auch wenn er Priester wäre, nach eigenem Gutdünken in der Liturgie etwas hinzufügen, wegnehmen oder ändern."<ref>Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 22. § 3.</ref> Er vollzieht Handlungen, die dem Hunger und Durst nach dem lebendigen Gott, den das Volk unserer Zeit verspürt, in keiner Weise entsprechen. Er verrichtet keinen authentischen pastoralen Dienst und trägt nicht zur rechten liturgischen Erneuerung bei, sondern beraubt vielmehr die Christgläubigen ihres Glaubensgutes und ihres geistlichen Erbes. Der Gebrauch von nicht approbierten Texten und Riten führt auch "dazu, dass das notwendige Band zwischen der lex orandi und der lex credendi geschwächt wird oder verloren geht.<ref>Vgl. Redemptionis sacramentum 10, Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Inaestimabile donum (3. April 1980): AAS 72 (1980) 333.</ref>

Pro multis 2006

In einem Schreiben von Kardinal Francis Arinze, dem damaligen Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung vom 17. Oktober 2006, wies der Heilige Stuhl im Auftrag von Papst Benedikt XVI. die Bischofskonferenzen an, die richtige Übersetzung des Ausdrucks pro multis ("für viele" statt "für alle") bei den eucharistischen Wandlungsworten vorzubereiten. Die Messbücher sollen in den nächsten ein bis zwei Jahren geändert werden.<ref>Manfred Hauke: "Für viele vergossen", S. 7+8; vgl auch: Vatikan veröffentlicht 'Pro multis'-Klarstellung Kath.net am 20. November 2006.</ref> Denn das eucharistische Opfer "für viele" entspricht auch der Sicht des Johannesevangeliums, wonach der Herr sein Leben für seine Schafe gibt. Die eucharistische Hingabe Jesu wendet sich als Einladung zum Heil an alle Menschen, verwirklicht sich als Bundesgeschehen aber nur in denen, die gemäß dem ewigen Plan Gottes erwählt sind und die im Glauben, der von der Liebe geformt ist, das Selbstopfer Christi annehmen.<ref>Erzbischof Malcolm Ranjith im Vorwort des Buches von Manfred Hauke: "Für viele vergossen", 2. Auflage, S. 9, siehe Literatur.</ref>

Das Motu proprio Summorum pontificum 2007

Mit dem Motu proprio Summorum pontificum im Juli 2007 gestattete Papst Benedikt XVI. die tridentinische Form der Heilige Messe vom Jahre 1962 einem jeden Priester zu feiern. Damit trat die Liturgiereform vom 20. Jahrhundert, jetzt im 21. Jahrhundert in eine Phase, welche die ordentliche und außerordentliche Form des Römischen Ritus "gegenseitig befruchten soll."<ref>7. Juli 2007 Begleitbrief zum Motu proprio Summorum pontificum.
„Bereicherung“ statt „Reform der Reform“ Kathnews am 14. Juli 2016 von Gero Weishaupt: „So wie die großen Ritenfamilien des Ostens und des Westens im Laufe der Geschichte in wechselndem Austausch und gegenseitigem Befruchten voneinander Elemente übernommen haben, so sollen sich nun auch die beiden Formen des einen Römischen Ritus gegenseitig bereichern und befruchten“ („Päpstliche Weichenstellungen“, 142.). In seinem epochalen Buch „Der Geist der Liturgie” schreibt Joseph Ratzinger: „Die Riten sind nicht streng gegeneinander abgegrenzt. Es gibt Austausch und gegenseitige Befruchtung. Am deutlichsten ist dies bei den zwei großen Schwerpunkten der Ritenbildung: Byzanz und Rom. Die allermeisten östlichen Riten sind in ihrer gegenwärtigen Gestalt sehr stark durch die byzantinischen Einflüsse mitgeprägt worden. Umgekehrt hat Rom immer mehr die verschiedenen Riten des Westens im gemeinsamen römischen Ritus vereinigt. Während Byzanz dem großen Teil der slawischen Welt die Form der Verherrlichung Gottes gab, hat Rom die germanischen, die lateinischen und einen Teil der slawischen Völker liturgisch geprägt. Im ersten Jahrtausend gab es noch liturgischen Austausch zwischen Ost und West; …” (in: J. Ratzinger, Gesammelte Schriften, Theologie der Liturgie, Bd. 11, Freiburg im Breisgau 2008, 142.).</ref> Damit setzte er folgende Worte der Liturgiekonstituion Sacrosanctum concilium um: "Treu der Überlieferung erklärt das Heilige Konzil schließlich, dass die heilige Mutter Kirche allen rechtlich anerkannten Riten gleiches Recht und gleiche Ehre zuerkennt. Es ist ihr Wille, dass diese Riten in Zukunft erhalten und in jeder Weise gefördert werden, und es ist ihr Wunsch, dass sie, soweit es not tut, in ihrem ganzen Umfang gemäß dem Geist gesunder Überlieferung überprüft und im Hinblick auf die Verhältnisse und Notwendigkeiten der Gegenwart mit neuer Kraft ausgestattet werden (Nr. 4).

Verschiedene Initiativen zu einer neuen Liturgischen Bewegung sind:<ref>siehe Grußworte und Teilnahme der Hierarchie</ref>

Literatur

  • Markus Graulich (Hg.): Zehn Jahre Summorum Pontificum. Versöhnung mit der Vergangenheit - Weg in die Zukunft. Friedrich Pustet Verlag Regensburg 2017 (191 Seiten; ISBN 978-3-7917-2872-8 Broschur).
  • Peter Kwasniewski: Neuanfang inmitten der Krise. Die heilige Liturgie, die traditionelle lateinische Messe und die Erneuerung in der Kirche. übersetzt von Christina Brock, Una Voce Edition, Tremsbüttel 2017 (1. Auflage; 240 Seiten; ISBN 978-3-926377-42-5 Broschur).
  • Gero Weishaupt: „Päpstliche Weichenstellungen. Das Motu Proprio Summorum Pontificum Papst Benedikts XVI. und der Begleitbrief an die Bischöfe. Ein kirchenrechtlicher Kommentar und Überlegungen zu einer ‘Reform der Reform‘“. Verlag für Kultur und Wissenschaft Bonn 2010 (228 S.; ISBN 978-3-86269-003-9 kart.).
  • Franz Breid: "Die heilige Liturgie". Referate der "Internationalen Theologischen Sommerakademie" des Linzer Priesterkreises. Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co. KG 1997, Grußwort von Joseph Kardinal Ratzinger. (375 Seiten; ISBN 3850685330).
  • Georg May: Die Liturgiereform des Zweiten Vatkanischen Konzils. Bemerkungen eines Kirchenrechtlers, in: Becker, Hansjakob (Hrsg.), Gottesdienst-Kirche-Gesellschaft (Pietas Liturgica 5), St. Ottilien 1991; Una Voce Korrspondenz (November 1992) 77-116 (Sonderdruck).

Literatur von Klaus Gamber

  • bei Institutum Liturgicum Ratisbonense
  • Probleme der Liturgiereform: in: Hans Pfeil (Hrsg.): Unwandelbares im Wandel der Zeit, 19 Abhandlungen gegen die Verunsicherung im Glauben Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg , Band I: 1976, S. 292-314 (440 Seiten; ISBN 3-557-91109-8)
  • Rückkehr zur Tradition der Liturgie der Frühzeit, Richtschnur für eine echte Reform, Selbstverlag 1980 (Als Manuskript gedruckt; 48 Seiten).
  • Die Reform der römischen Liturgie: Vorgeschichte und Problematik, Selbstverlag 1981 (64 Seiten; Als Ms. gedr., 2. Aufl.).
  • Erneuerung durch Neuerungen? : Zur Gegenwartslage der römischen Kirche vor allem auf liturgischem Gebiet (Als Ms. gedr., 2., überarb. Aufl., Selbstverlag 1981 (68 Seiten).
  • Bewahre das Erbe: der Wandel in Glaube und Liturgie nach dem Vatikanum 2, Selbstverlag 1983 (65 S.)
  • Liturgie heute, Zur Problematik der gegenwärtigen Reformen, Institutum Liturgicum Ratisbonense 1969.
  • Liturgie - Dienst vor Gott, Institutum Liturgicum Ratisbonense 1984 (61 Seiten).
  • Hrsg. von Martin Reinecke: Zurück zum gemeinsamen Erbe: kritische Überlegungen zur Situation von Liturgie und Kirche; ausgewählte Texte aus dem Lebenswerk EOS Verlag St. Ottilien 1999 (126 Seiten; ISBN 3-88096-982-5).

Medien

Päpstliche Schreiben

Benedikt XVI.

Weblinks

Anmerkungen

<references />