Berufung

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Version vom 6. Mai 2024, 18:47 Uhr von Oswald (Diskussion | Beiträge) (Männer: Stefan Oster)
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Berufung (lat.: vocatio) kann verschiedene Bedeutungen haben.

Im geistlichen Sinne bedeutet sie:

In kirchlichenrechtlichen und profanen Sprachgebrauch kann damit gemeint sein:

  • die Beauftragung ("Ruf"), ein höheres Amt auszufüllen, insbesondere an einer Hochschule als Professor zu lehren, oder in einem Gremium mitzuwirken.
  • die Berufung (appellatio) als Rechtsmittel: Dabei wird gegen ein wirkliches oder vermeintliches Fehlurteil eines Gerichtes ein höheres angerufen.<ref>Johannes Baptist Haring in: Lexikon für Theologie und Kirche, 1. Auflage, Band II, Artikel: Berufung (appellatio), Sp. 238.</ref>
Datei:Ernst Barlach Der Gläubige.jpg
Der auf Gottes Anruf hörende Mensch (Ernst Barlach: "Der Gläubige", 1934)

Die allgemeine Berufung zu Liebe und Heiligkeit

Gott hat den Menschen geschaffen als religiöses Wesen, das von Gott kommt und zu Gott geht (KKK 44). Als Ebenbild Gottes ist er geschaffen, um zu lieben: "Die Berufung ist der vorhersehende Gedanke des Schöpfers über das jeweilige Geschöpf, sie ist sein Idealplan, ist wie ein Traum, der Gott am Herzen liegt, weil ihm das Geschöpf am Herzen liegt. Gott, der Vater, will diesen Plan unterschiedlich und spezifisch für jedes Leben. Der Mensch ist nämlich ins Leben 'gerufen', und wenn er ins Leben eintritt, trägt und findet er in sich das Abbild dessen, der ihn gerufen hat. Die Berufung ist die Einladung Gottes, sich entsprechend diesem Bild zu verwirklichen, und sie ist einzig, einmalig und unwiederholbar, weil dieses Bild unerschöpflich ist. Jedes Geschöpf ist berufen, diese Botschaft und einen besonderen Aspekt des Gedankens Gottes zum Ausdruck zu bringen. In ihm findet es seinen Namen und seine Identität; es behauptet und sichert seine Freiheit und Originalität."<ref>Päpstliches Werk für geistliche Berufe: Schlussdokument In verbo tuo des Europäischen Kongresses im Mai 1997 über die Berufungen zum Priestertum und Ordensleben in Europa, Nr. 13.</ref> Ziel des menschlichen Lebens ist die "himmlische Berufung", die Teilhabe am glückseligen Leben in der Anschauung Gottes im Himmel (Phil 3, 14; Hebr 3, 1; Joh 17, 3). Da dieses Ziel durch die Erbsünde des Menschen im Paradies verdunkelt wurde, ruft ihn Gott<ref>Denn unwiderruflich (sine paenitentia) sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt Röm 11, 29</ref> vor allem durch seinen Sohn Jesus Christus, den Erlöser und Retter (KKK 1; 54, 542) auf den Weg übernatürlichen Heiles (DV 3), in die Nachfolge Christi (KKK 1694).

"Alle Christgläubigen", sagt das Zweite Vatikanische Konzil, "sind zum Streben nach Heiligkeit und ihrem Stand entsprechender Vollkommenheit eingeladen und verpflichtet.“<ref>Lumen gentium, Dogmatische Konstitution über die Kirche, Nr. 42, vgl. KKK 825, 2013.</ref> Damit dieser Ruf an alle Welt ergehe, sandte Christus die von ihm erwählten Apostel und gab ihnen den Auftrag, das Evangelium zu verkünden und alle zu taufen (Mt 28, 19–20; KKK 2). Mit der Hilfe Gottes und durch seine eigene Freiheit soll der Mensch den Ruf Christi annehmen, und so soll die Frohbotschaft der Erlösung auf der ganzen Welt von Generation zu Generation weitergegeben werden (KKK 3; KKKK 188, 401). Christen sind durch die Sakramente der Taufe und der Firmung zu einem Leben im Geiste Christi berufen; sie werden "zu einem geistigen Bau und einem heiligen Priestertum geweiht, damit sie in allen Werken eines christlichen Menschen geistige Opfer darbringen und die Machttaten dessen verkünden, der sie aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat (vgl. 1 Petr 2, 4-10)."<ref>Lumen gentium, Dogmatische Konstitution über die Kirche, Nr. 10.</ref>

Papst Johannes Paul II. sagte: "Indem er es erschuf und beständig im Dasein erhält, schreibt Gott dem Menschsein des Mannes und der Frau die Berufung ein und damit auch die Fähigkeit und Verantwortung zu Liebe und Gemeinschaft. Die Liebe ist deshalb die grundlegende und ursprünglichste Berufung jedes menschlichen Wesens."<ref>Johannes Paul II:: Familiaris consortio Nr. 11.</ref> Jesus predigte die Einheit der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten (Mt 22, 36-40).

Jedem Menschen kommt von Geburt an seine eigene Berufung zu. Somit gibt es in der Kirche und in der Welt verschiedene Berufungen. Diese Berufungen bringen die dem Menschen eingeprägte Ebenbildlichkeit mit Gott - als Mann und als Frau - zum Ausdruck (Gen 1, 27); sie entsprechen auf der pastoralen Ebene den Bedürfnisse der neuen Evangelisierung und bereichern "die Dynamik und Gemeinschaft der Kirche". Nötig ist immer mehr "eine Öffnung auf neue Charismen und Dienstämter hin, die sich wohl von den bisher gewohnten unterscheiden mögen. [...] Die Aufwertung der Stellung der Laien ist ein Zeichen der Zeit, das erst noch voll zu entdecken ist"<ref>Päpstliches Werk für geistliche Berufe: Schlussdokument In verbo tuo des Europäischen Kongresses im Mai 1997 über die Berufungen zum Priestertum und Ordensleben in Europa, Nr. 13.</ref>, jedoch dürfen die Laien "dort, wo geistliche Berufungen schmerzlich fehlen", "nicht zum Ersatz des priesterlichen Dienstes werden".<ref> so Papst Franziskus 2015 beim Ad-limina-Besuch zu den Deutschen Bischöfen.</ref>

Die christliche Offenbarung stellt zwei Berufungen zur Liebe als Lebensform vor Augen: die Ehe und die Jungfräulichkeit im Zölibat.<ref> Schreiben Menschliche Sexualität, Wahrheit und Bedeutung vom 8. Dezember 1995, Nr. 34; vgl. Mt 19, 12.</ref>

Die Berufung als Anruf Gottes zur Nachfolge

Altes Testament

Im Alten Bund berief Gott vielfach Propheten und beauftragte sie, dem Volk Israel eine göttliche Weisung zu überbringen und es zu mahnen. Auch mehrere Führer und Lenker des Volkes erfahren eine besondere Berufung durch Gott wie Mose (Ex 3) oder Gideon (Ri 6, 11-24).

Neues Testament

  • Jesus lud alle zur Nachfolge ein, allerdings im Zeichen des Kreuzes: "Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach." (Lk 9, 23) Die Nachfolge knüpfte er an die Bedingung, um Gottes willen auf Reichtum und Besitz zu verzichten (Mk 10, 17-27).
  • Jesus berief Apostel und Jünger, ihm zu folgen. Die ersten Jünger - Simon Petrus und seinen Bruder Andreas, Jakobus und seinen Bruder Johannes - rief er von ihren Fischernetzen weg in seine Nachfolge, den Zöllner Matthäus von seinem Arbeitsplatz an der Zollstelle; sie ließen Beruf und Familie zurück folgten ihm nach. (Mk 1, 16-20; Mt 9, 9).
  • Josef von Nazareth wurde in einem Traum von einem Engel gerufen, mit dem Kind Jesus und Maria nach Ägypten zu fliehen, denn Herodes trachtete dem Kind nach dem Leben. (Mt 2, 13-15).
  • Paulus von Tarsus, der Jesus nicht persönlich gekannt hatte und die ersten Christen verfolgte, erfuhr ein besonderes Bekehrungs- und Berufungserlebnis, das die Apostelgeschichte als Vision darstellt (Apg 9, 3-19). Paulus erkannte, dass Gott ihn "schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat", um durch ihn den Menschen seinen Sohn zu offenbaren (Gal 1, 15), und er wurde zum wichtigsten Missionar der frühen Kirche.
  • Jede christliche Berufung in der Kirche hat ihre Grundlage in der unverdienten und zuvorkommenden Erwählung durch Gott den Vater (Eph 1, 3-5) und wurzelt in der ewigen Erwählung in Christus (Eph 1, 4-5). Die Kirche selber ist als ἐκκλησία ekklēsía (wörtlich: die "Berufene [Gemeinschaft]") eine Gemeinschaft von Berufenen, und sie ist ἐκλεκτἠ eklekté, die "Auserwählte" (2 Joh 1). Alle, die in ihr den Anruf Gottes vernehmen, jeder an seinem Platz mit seinen Charismen, entsprechen der einzigen Berufung der Kirche, die die Stimme des Bräutigams vernimmt und ihm antwortet: "Komm, Herr Jesus!" (Offb 22, 20).<ref>vgl. Jaques Guillet in: Wörterbuch zur biblischen Botschaft, Herausgegeben von Xavier Lèon-Dufour, Herder Verlag Freiburg 1981, Artikel Berufung, S. 67 (827 Seiten; ISBN 3-451-1417-4; (Imprimatur Freiburg im Breisgau, den 20. Juli 1964 Der Generalvikar Dr. Föhr).</ref>

Geschichte der Kirche

Propheten und auch viele Heilige, Priester, Könige, Staatsmänner und Heerführer (z. B. Jungfrau von Orleans) haben ein besonderes Berufungserlebnis gehabt, aus dem sie Kraft zum Handeln schöpften.<ref>Erzbischof Wendelin Rauch (Hg.): Lexikon des katholischen Lebens, Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1952, Sp. 250.</ref> Der heilige Franz von Assisi erfuhr in einer Lebensphase, in der er sein Leben völlig neu ausrichtete, seine Berufung zur Erneuerung der Kirche in einer Vision beim Gebet vor dem Kreuz in der San-Damiano-Kirche seiner Heimatstadt; einige Zeit später, bei der Mitfeier der heiligen Messe, fühlte er sich beim Hören des Evangeliums von der Aussendung der Jünger (Mt 10, 8-10) zu einem Leben in absoluter Armut und zum Weg der unmittelbaren Christusnachfolge berufen.

Unterschiedliche Berufung in der Kirche

Das Zweite Vatikanische Konzil sieht die unterschiedlichen Dienste und Lebensformen in der Kirche mit einer jeweils spezifischen Berufung:

"Die Glieder des geweihten Standes können zwar bisweilen mit weltlichen Dingen zu tun haben, sogar in Ausübung eines weltlichen Berufes. Aufgrund ihrer besonderen Erwählung (Berufung) aber sind sie vor allem und von Berufs wegen dem heiligen Dienstamt zugeordnet; und die Ordensleute geben durch ihren Stand ein deutliches und hervorragendes Zeugnis dafür, dass die Welt nicht ohne den Geist der Seligpreisungen verwandelt und Gott dargebracht werden kann.
Sache der Laien ist es, kraft der ihnen eigenen Berufung in der Verwaltung und gottgemäßen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen. Sie leben in der Welt, das heißt in all den einzelnen irdischen Aufgaben und Werken und den normalen Verhältnissen des Familien- und Gesellschaftslebens, aus denen ihre Existenz gleichsam zusammengewoben ist. Dort sind sie von Gott gerufen, ihre eigentümliche Aufgabe, vom Geist des Evangeliums geleitet, auszuüben und so wie ein Sauerteig zur Heiligung der Welt gewissermaßen von innen her beizutragen und vor allem durch das Zeugnis ihres Lebens, im Glanz von Glaube, Hoffnung und Liebe Christus den anderen kund zu machen." (Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium Nr. 31)

Die Berufung zur Ehe

Das Eheleben, zu dem Gott ruft<ref> vgl. Gen 1, 22); Schreiben Menschliche Sexualität, Wahrheit und Bedeutung vom 8. Dezember 1995, Nr. 27-33.</ref>, ist eine Antwort, bei der sich ein Mann und eine Frau in der gegenseitigen liebenden Hingabe lebenslang verbinden.<ref>vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben Familiaris consortio über die Aufgaben der christlichen Familie in der Welt von heute vom 22. November 1981, Nr. 22.</ref> Die Zustimmung ist Teilhabe am endgültigen Bund Christi mit der Kirche.<ref>Päpstlicher Rat für die Familie: Schreiben Die Vorbereitung auf das Sakrament der Ehe vom 13. Mai 1996, Nr. 16.</ref>

Die geistliche Berufung zum priesterlichen Dienst und zum Ordensleben

"Hier bin ich, Du hast mich gerufen." (1 Sam 3, 5.8) - Priesteramtskandidaten auf dem Weg zur Aufnahme in den geistlichen Stand

Die geistliche Berufung zum Empfang des Weihesakraments und zur priesterlichen Lebensweise als Diakon, Priester oder Bischof sowie zum Ordensleben ist eine Einladung oder ein Rat zur Ganzhingabe an Gott.<ref>vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben Familiaris consortio über die Aufgaben der christlichen Familie in der Welt von heute vom 22. November 1981, Nr. 66.</ref> Die geistlichen Berufungen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Lebensform und ihres Tätigkeitsbereiches.

Eine geistliche Berufung besteht aus zwei Elementen: der inneren göttlichen Berufung des Kandidaten als notwendige Voraussetzung für die äußere Berufung zur Weihe durch den Bischof bzw. der Zulassung zu den Gelübden durch den Ordensoberen.<ref>vgl. Franz Dander in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 2, Artikel: Berufung zum Priester- und Ordensstand, Sp. 284.</ref>.

Rogationisten

Die innere Berufung

Zur inneren Berufung gehört nicht notwendig eine stärker fühlbare, spontane Sehnsucht nach dem Priestertum bzw. Ordensstand, so sehr diese Neigung, wo vorhanden, Aufmerksamkeit verdient. Sie wäre für sich allein noch kein genügender Beweis für eine echte Berufung. Wesentlich für die innere Berufung sind objektive Berufseignung und subjektive Berufsabsicht.<ref>Franz Dander in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 2, Artikel: Berufung zum Priester- und Ordensstand, Sp. 284.</ref>
a) Die objektive Berufseignung umfasst die Reifung der personalen Identität des Bewerbers, seine gesundheitliche, charakterliche und intellektuelle Eignung sowie die Fähigkeit, Verantwortung für das eigene Leben, für Kirche und Welt zu übernehmen.<ref>Paul Deselaers: Art. "Berufung. V. Geistliche Berufung" in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Band 2, Sp. 305.</ref> Zur gesundheitlichen Eignung gehören auch die psychische und die affektive Reife. Für die charakterliche bzw. geistliche Eignung sind Gehorsam, Befähigung zum zölibatären Leben,<ref>vgl. bei der Berufung zum Priester: Ratio fundamentalis institutionis sacerdotalis 2016, Nr. 109-110.</ref> Wahrhaftigkeit, Frömmigkeit und eine kirchliche Gesinnung notwendig.<ref>Franz Dander in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 2, Artikel: Berufung zum Priester- und Ordensstand, Sp. 284.</ref> Zur geforderten intellektuellen Fähigkeit gehörte es, die für das Priestertum heute allgemein erforderten Studien mit Erfolg zu bewältigen.<ref>Kongregation für den Klerus : Ratio fundamentalis institutionis sacerdotalis 2016, Nr. 61-73.</ref>
Beim Ordensberuf kommt die Eignung zum dauerhaften Leben in Gemeinschaft im Sinn der evangelischen Räte hinzu und die Bereitschaft und Fähigkeit, die für den betreffenden Orden etwa eigentümlichen Aufgaben zu erfüllen.

Diese Eigenschaften müssen beim Kandidaten im Lauf einer ausreichend langen und intensiven Phase der Begleitung und Prüfung wegen der großen Tragweite der Berufsentscheidung für die Zukunft des Kandidaten und das Wohl der Kirche positiv erwiesen sein; weniger geeignete Kandidaten sind zurückzuweisen oder müssen zunächst eine Zeit der Reifung und Bewährung durchlaufen. Die Verantwortung für die Prüfung der Eignung trägt im äußeren Bereich (in foro externo) der Bischof und der Vorsteher des Priesterseminars bzw. der zuständige Ordensobere; im inneren Bereich (in foro interno - Gewissensbereich) haben auch die Beichtväter darauf hinzuwirken, dass Ungeeignete vom Empfang der Weihen bzw. von der Gelübdeablegung absehen.<ref>Franz Dander in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 2, Artikel: Berufung zum Priester- und Ordensstand, Sp. 284+285.</ref>
b) Die subjektive Berufsabsicht besteht in dem wohl überlegten, festen Entschluss, Priester zu werden bzw. lebenslänglich in einem bestimmten Orden Gott zu dienen. Der endgültige Entschluss muss ganz frei, ohne jeden äußeren Druck gefasst sein; er kann keinem Kandidaten durch einen Oberen oder Beichtvater abgenommen werden. Er muss sich stützen auf religiöse Motive; andere (z. B. irdische Versorgung, Ehrgeiz u. ä.) dürfen keine wesentliche Rolle spielen. Fortschreitende Läuterung der Berufsmotive ist eine wichtige Aufgabe der Ausbildungszeit. Da Berufseignung und reine Berufsabsicht letztlich Gnadengaben Gottes sind, ist das Gebet um Berufe und ihre Bewahrung sinnvoll und notwendig.<ref>Franz Dander in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 2, Artikel: Berufung zum Priester- und Ordensstand, Sp. 285.</ref>

Dem als Anruf Gottes erkannten Ruf zu folgen verpflichtet gewöhnlich nicht unter Sünde. Doch kann die Weigerung, besonders eine solche aus sittlich minderwertigen Motiven, den Verlust von Gnaden zur Folge haben und dadurch das Heil gefährden.<ref> vgl. Wilhelm Reinhard in: Lexikon für Theologie und Kirche, 1. Auflage, Band II, Artikel Berufung: II. Zum Priester- und Ordensstand, Sp. 239; Franz Dander in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 2, Artikel: Berufung zum Priester- und Ordensstand, Sp. 284.</ref>

Die äußere Berufung

Der Bischof (analog der Ordensobere) ist streng verpflichtet, sich vor der Zulassung eines Kandidaten aus positiven Quellen über dessen innere Berufung zu vergewissern.<ref>Franz Dander in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 2, Artikel: Berufung zum Priester- und Ordensstand, Sp. 284.</ref><ref>Eine von Papst Pius X. am 26. Juni 1912 eingesetzte Kommission bestimmte, dass die Berufung keineswegs notwendig "in einer gewissen Inspiration des Subjektes oder in Einladungen des Heiligen Geistes, das Priestertum zu übernehmen" bestünde. Das Vorhandensein der notwendigen persönlichen Eigenschaften ist als kirchenrechtliche Berufung entscheidend. Gefühlsmäßige Hinneigung zum Priester- oder Ordensstande ist nicht erforderlich, es genügen rechte Intention und Tauglichkeit, wenn auch mit ihnen die Neigung meist gegeben sein wird. Die Tauglichkeit umfasst Gaben der Natur und der Gnade und bedeutet die Fähigkeit, den beruflichen Anforderungen genügen zu können. - Wilhelm Reinhard in: Lexikon für Theologie und Kirche, 1. Auflage, Band II, Artikel Berufung: II. Zum Priester- und Ordensstand, Sp. 239.</ref> Die Annahme durch die Kirche, nachdem die Reifung der personalen Identität des Bewerbers, seine gesundheitliche, charakterliche und intellektuelle Eignung sowie die Fähigkeit, Verantwortung für das eigene Leben, für Kirche und Welt zu übernehmen, festgestellt wurde, ist konstitutiv für eine Berufung zum geistlichen Amt und zum geistlichen Stand.<ref>Paul Deselaers: Art. "Berufung. V. Geistliche Berufung" in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Band 2, Sp. 305.</ref>

Niemand habe ein Recht darauf, das Sakrament der Weihe zu empfangen, heißt es 1992 im Katechismus der Katholischen Kirche. Man muss dazu von Gott berufen sein (vgl. Hebr 5, 4). "Wer Anzeichen wahrzunehmen glaubt, dass Gott ihn zum geweihten Dienst beruft, muss seinen Wunsch demütig der Autorität der Kirche unterbreiten, der die Verantwortung und das Recht zukommt, jemanden zum Empfang der Weihen zuzulassen. Wie jede Gnade kann auch dieses Sakrament nur als ein unverdientes Geschenk empfangen" (KKK 1578) und nicht erkauft werden ("Simonie", Apg 8, 20, KKK 2121).

Spätberufene

Spätberufene nennt man diejenigen, die den geistlichen Ruf im Erwachsenenalter entdecken.<ref>vgl. Entwicklung der Pastoral geistlicher Berufungen in den Ortskirchen 1981, Nr. 47.</ref> Die Kandidaten haben bereits eine Berufsausbildung oder ein Studium hinter sich und waren einem Beruf nachgegangen. Ein deutschsprachiges überdiözesanes Priesterseminar für Spätberufene gibt es in Österreich.<ref>https://www.leopoldinum.at </ref>

Für gewöhnlich können sie die erste Zeit der Ausbildung in Häusern verbringen, die eigens für Spätberufene eingerichtet sind, und dort eventuell notwendige Schulabschlüsse nachholen. Vor der Aufnahme in ein  Priesterseminar bedarf es - wie bei jüngeren Kandidaten auch - einer ernsthaften Prüfung der Gründe für die Berufung.<ref>Dokument Sviluppi über die Entwicklung der Pastoral der Berufe in den Einzelkirchen vom 6. Januar 1992, Nr. 25; Ratio fundamentalis institutionis sacerdotalis 2016, Nr. 24.</ref>

Geistliche Berufungen im weiten Sinn

Zu den geistlichen Berufungen im weiteren Sinne zählen ein Leben in einem Säkularinstitut, als Terziar oder als gottgeweihte Jungfrau (vgl. Mt25, 1), als Angehöriger einer Basisgemeinschaft, geistlichen Gemeinschaft oder geistlichen Bewegung (z. B. der Schönstatt-Bewegung oder der Fokolar-Bewegung).<ref>vgl. Paul Deselaers in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Band 2, Artikel: Berufung - V. Geistliche Berufung, Sp. 305-306; http://www.berufung.org/berufung-berufe/berufe/.</ref>

Berufungspastoral

Die Förderung kirchlicher Berufungen geschieht im Rahmen einer besonderen Berufungspastoral. Sie steht in Beziehung zu allen anderen Dimensionen der Seelsorge: zur Pastoral der Familie, der Kultur, der Liturgie und der Sakramente, der Katechese und des Glaubensweges im Katechumenat. Vor allem aber wird die Berufungspastoral als verbindende Perspektive in der Jugendpastoral gesehen.<ref>Päpstliches Werk für geistliche Berufe: Schlussdokument In verbo tuo des Europäischen Kongresses im Mai 1997 über die Berufungen zum Priestertum und Ordensleben in Europa, Nr. 26.</ref>

Durch die Hilfe einer "App" mit dem Namen "Vocaris" (Deutsch: "Du bist gerufen"), wollen die deutschen Bischöfe im November 2018 helfen, den Beruf leichter zu finden, der zu jemanden passt. Die App zeigt auch, wie man die eigenen Talente sinnvoll einsetzen oder sich ehrenamtlich in der Kirche engagieren kann.<ref>Bischöfe veröffentlichen App: So finden Sie Ihre Berufung! Katholisch.de am 9. November 2018; zum Download</ref>

Ein Gebet um Berufungen

Göttlicher Heiland Jesus Christus, du hast dein ganzes Erlösungswerk, die Rettung und das Heil der Welt, den Priestern als deinen Stellvertretern anvertraut. Durch die Hände deiner heiligsten Mutter opfere ich für die Heiligung deiner Priester und Priesteramtskandidaten und um die Erlangung zahlreicher geistlicher Berufe den heutigen Tag ganz und gar auf: alle Gebete, Arbeiten, Freuden, Opfer und Leiden. Schenke uns wahrhaft heilige Priester, die vom Feuer deiner göttlichen Liebe entflammt, nichts suchen als deine größere Ehre und das Heil unserer Seelen. Bewahre sie in allen inneren und äußeren Gefahren und weise besonders jene zurück, die ihrer Tugend nachstellen und ihr heiliges Priesterideal gefährden.

Maria, du gute Mutter der Priester, nimm alle Priester unter deinen besonderen Schutz und Schirm und führe mit gütiger Mutterhand auch die armen, verirrten Priester, die ihrer erhabenen Berufung untreu wurden, zum guten Hirten zurück. Amen.<ref>Gebet für die Seelsorger, 1934 - https://www.horeb.org/programm/das-monatliche-triduum/ , abgerufen am 27. Februar 2021</ref>

Lehramtliches

Pius XII.

Johannes Paul II.

Franziskus

Päpstliche Aussagen zur Berufung finden sich in den Artikeln: Päpstliches Werk für geistliche Berufe; Welttag für geistliche Berufungen, Pastorale Leitlinien zur Förderung der Berufungen zum Priesteramt, Weltgebetstag zur Heiligung der Priester, Hinweise zur Förderung der Praxis der eucharistischen Anbetung zugunsten des Klerus und der Priesterberufe, Adoration for Vocations.

Literatur

Du hast ganz leis mich beim Namen genannt

Weblinks

Berufungsgeschichten bei Radio Horeb

Frauen

von Kornelia Kreidler OSB; vonVeronika Reincke OCD; von Verena Godde FSP; von Laetitia Fech OCist; von Maria vom Kreuz; von Lumena, Missionarin der Nächstenliebe; von M. Bernadette Gevich OSF; von M. Ancilla Pitroff, Schulschwestern von unserer lieben Frau; von Mechthild Steiner OP; von M. Ancilla Holzer SAS (Dienerin vom Hl. Blut); von Agnes Maria Cho ISA (Immaculataschwester vom seraphischen Apostolat); von M. Cariessa Wiegand FSMG (Thuiner Franziskanerin); von Ruth Schönenberger OSB (Tutzinger Missions-Benediktinerin); von Clarissa Strnisko csj; von Raphaela Dambacher ISSM (Schönstatt; von Anna Mirijam Kaschner cps; von Marilen Arteaga OSF; von M. Emanuela Tieze OSF; von Claudia Elisheva Kundrun OCD; von Clara Maria Worf OSF; von Theresia Mende OP; von Äbtissin M. Gertrud Pesch OCist; von Lioba Arz, Gemeinschaft der Seligpreisungen; von Maria Mechtild Buttala OCist;

Männer

von Pfarrer Richard Kocher; von Bischof Stefan Oster SDB; von Pater Hans Buob SAC; von Pater Ralph Heiligtag; von Pfarrer Gerhard Johannes Stern; von Father John Chinenye Oluoma; von Pfarrer Martin Trimpe; von Kaplan Thorsten Weber; von Diakon Herbert Deris; von Pfarrer Lukas Wehrle; von Monsignore Thomas Schmid; von Pfarrer Armin Kögler; von Domvikar Florian Markter; von Weihbischof Ulrich Boom; von Pfarrer Michael Datené; von Father Dr. Joseph Kimu; von Father John Gbemboyo; von Pater Roger Wawa SSP; von Pater Andreas Fritsch FSO; von Kaplan Jean Philippe Nollé; von Bischof Joseph Werth SJ; von Pater P. Jonas Trageser OSB; von Pfarrer Klaus Schoenebeck NDV (Notre-Dame de Vie); von Bischof Bischof Wolfgang Ipolt; von Weihbischof Michael Gerber; von Pfarrer Peter Stelten; von Kaplan Helmut Epp; von Diakon Johann Freitag; von Bruder Florian Bauer SJM; von Dekan Ludwig Waldmüller; von Pfarrer Werner Ludescher; von Pater Bonifatius Heidel OT; von Pater Jürgen Würtenberger CRVC (Brüder vom gemeinsamen Leben); von Pfarrer Rolf Maria Reichle; von Diakon Lothar Wilczek; von Father Eamon Mc Carthy; von Pater Valentin Gögele LC; von Pfarrer Franz-Josef Rose; von Pfarrer Dietmar Seiffer; von Kaplan Thomas Müller; von Pfarrer Markus Wittal,; von Pfarrer Erich Maria Fink, 1. Teil; von Pfarrer Erich Maria Fink, 2. Teil; von Pfr. Direktor Volker Sehy; von Pfr. Martin Straub; von Weihbischof Josef Graf; von Diakon Klaus Hohl; von Pater Martin Baranowski LC; von Vikar Jürgen Kreutzer; von Pater Georg Rota LC; von Jugendpfarrer Wolfgang Schnabel; von Pater William Webster LC; von Pater Bernhard Maria Konigorski, Gemeinschaft der Seligpreisungen; von Pater Johannes-Baptist Christian Schmid O. Praem; von Pater Thomas Schuster OP; von Pater Sascha-Philipp Geißler SAC; von Kaplan Josef Alber; von Benefiziat Tobias Brantl; von Pater Markus Vogt, Gemeinschaft der Seligpreisungen; von Pfr. Manfred Rehm; von Spiritual Hans-Karl Seeger; von Marco Leonhart -Vom Polizist zum Priester;

Reihe: "Neupriester" geben Zeugnis über ihren Weg zum Priestertum bei Radio Horeb

Anmerkungen

<references />