Unserer Lieben Frau von Fatima Mutter aller Nationen (Qaraghandy)
Die Kathedrale Unserer Lieben Frau von Fatima Mutter aller Nationen (russ.: Собор Пресвятой Девы Марии Фатимской) ist ein römisch-katholisches Kirchengebäude in der kasachischen Großstadt Qaraghandy. Sie ist die Bischofskirche des Bistums Karaganda. Sie ist als Sühnekirche gedacht und Unserer Lieben Frau von Fatima, der Frau aller Völker geweiht.
Erbaut wurde die 42 Meter hohe Kathedrale zwischen 2004 und 2012.<ref>Verein "Aufbau der Kathedrale Mutter aller Nationen: Die Kathedrale</ref> Der Bau des Gebäudes wurde durch Spenden finanziert.
Inhaltsverzeichnis
Planung
Die alte "Kathedrale St. Joseph" zu Karaganda war aus der Zeit der Verfolgung und äußerlich nicht als Kirche erkennbar. Sie befindet sich am Stadtrand. Deshalb wurde „eine Kathedrale an einem würdigeren und sichtbareren Ort“ geplant, „eine Kathedrale an zentraler Stelle und in einem unverkennbar katholischen Stil. Die Idee und Planung der neuen Kathedrale gehen auf den ehemaligen Bischof von Karaganda, Erzbischof Jan Paul Lenga, Agnes Ritter (Vorarlberg/Österreich) und Weihbischof von Karaganda Athanasius Schneider zurück, der am 13. Mai 1995 das Grundstück der Stadtverwaltung abkaufte. Ab April 2011 wurde der neue Bischof des Bistums Karaganda, Janusz Kaleta, neuer Bauherr. Die Kathedrale ist auch Gedenkmal für die Opfer des "Karlag" und Ort der Sühne für die Verbrechen des ehemals gottlosen totalitären Regimes.
Realisierung
Die ersten Bauarbeiten begannen 1996 und wurden im Frühling 2002 gestoppt, um sich im Gehorsam der kirchlichen Obrigkeit zu Novosibirsk zu fügen. Mit dem Bau der Kathedrale wurde dann am 3. September 2004 eigentlich begonnen. Anfang 2006 wurde der Rohbau des Gebäudes abgeschlossen und die Fenster für das Bauwerk eingebaut. Im Juli 2007 wurde ein Fußboden aus Granitsteinplatten von einem italienischen Unternehmen als Geschenk zugesagt. Am 24. August 2009 wurden die beiden Turmkuppeln mit den, aus Österreich stammenden, Kreuzen montiert. Die übrigen Bauarbeiten übernahmen österreichische, deutsche und südtiroler Handwerker und Künstler.
Beschreibung und Ausstattung
Die architektonische Struktur orientiert sich in den großen Linien am Modell des Kölner Doms mit der Form des lateinischen Kreuzes, d.h. dass das Hauptschiff (50 m lang, 29, 60 breit und 15,20m hoch) durch zwei Seitenschiffe überquert ist (Vierung). Das Bauwerk gehört stilmäßig zum Typ der (neugotischen) Basilika mit seinen drei Schiffen, dem höheren Mittelschiff und den beiden niederen Seitenschiffen. Sie bietet 500 Menschen Platz und liegt nahe dem Stadtzentrum. Das Hauptschiff (Gesamthöhe bis zum Vierungskreuz) ist 22 Meter hoch und ist rund 1000 Quadratmeter groß. Die Gesamtlänge des Bauwerks beträgt 51,30 Meter, die Gesamtbreite 30,90 Meter. Die Dachhöhe ist 9, 30 lang, die Höhe der Mauern 12,70 Meter. Die beiden Türme der Kathedrale ragen jeweils 42 Meter in die Höhe. Die Außenfassade der Kathedrale ist mit weiß-gelbem Naturstein aus dem Kaukasus verkleidet. Auch der Innenbereich wurde bis zu einer Höhe von zwei Metern mit dem Naturstein verkleidet, ebenso die Krypta und die Apsis. Das 2000 Quadratmeter große Dach wurde mit Dachplatten eines österreichischen Unternehmens gedeckt. Am Eingang der Kathedrale befinden sich große Bronzeportale, in denen die biblischen Worte eingeschrieben sind: Domus Dei – porta caeli, ‚das ist das Haus Gottes, das ist das Tor zum Himmel‘.“ Diese Worte sind das „Motto“ der Kathedrale „für das sichtbare Werk der Evangelisierung."
Der neugotische Hochaltar (Schreinaltar) im Presbyterium zeigt Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Der Tabernakel befindet sich im Mittelpunkt des Hauptaltares. Er ist 13,4 Meter hoch, die Breite 5,70 m. Auf der rechten Seite sieht man St. Josef, dem Hauptschutzpatron der Diözese und Alexius Saritski des zweiten Patrons der Diözese. Auf der Vorderseite des Zelebrationsaltares (Volksaltar), sieht man in der Mitte, das auf der Erdkugel stehende Lamm.
Zwei neugotische Seitenaltäre in der Höhe von ca. 7,0 Meter, wurden im italienischen St. Ulrich in Gröden in Südtirol in Handarbeit gefertigt.<ref>Verein "Aufbau der Kathedrale Mutter aller Nationen: Die Altäre</ref> Ein Nebenaltar enthält Statuen des "Barmherzigen Jesus", des heiligen Johannes Paul II. und Pater Pios. Der gotische Bischofsstuhl aus Eichenholz wurde vom Künstler Heinrich Wolf aus Bad Wörishofen aus Bayern geschnitzt. Das Hauptschiff hat einen Kreuzweg mit vierzehn Stationen.
Die Grundwärme leistet eine Fußbodenheizung mit Fernwärmeanschluss. Es hat außerdem Infrarotstrahler unter den Sitzbänken.
Die Orgel der Kathedrale wurde in den Jahren 2005 bis 2010 in Feldkirch in Österreich hergestellt. Sie ist die einzige Konzertorgel in Kasachstan.<ref>Verein "Aufbau der Kathedrale Mutter aller Nationen: Die Orgel</ref> Das Instrument hat 32 Register auf zwei Manualen und Pedal. Insgesamt hat die Orgel 2132 Pfeifen aus Fichten- und Eichenholz, ein Spieltisch, ein Gehäuse und Trakturen, die mechanisch sind.<ref>Informationen zur Orgel und zur Disposition</ref>
Krypta mit 14-teiligem Eucharistischen Zyklus
Msgr. Schneider erteilte dem italienischen Künstler Rodolfo Papa den Auftrag, einen 14teiligen Bilderzyklus für die Krypta über die Eucharistie zu schaffen. Dieser ist 1, 1 m hoch und 75 cm breit. Der Bilderzyklus zeigt die bekanntesten eucharistischen Darstellungen: das Opfer Abels (Gen 4, 4), das Opfer Melchisedeks (Gen 14,18; Hebr 6, 20), das Opfer Abrahams (Gen 22, 2; Röm 8, 32), das Osterlamm (vgl. Ex 12,1-11; Joh 1, 29; Joh 18, 29 und Joh 19, 36), das Manna in der Wüste (Ex 16, 13-16; vgl. Joh 6, 48-51), die Nahrung des Propheten Elia auf dem Weg zum Berg Gottes (1 Kön 19, 8), der Tempel in Jerusalem (1 Kön 8, 63; vgl. 2 Chr 7, 2; Joh 2, 19.21), Betlehem als ‚Haus des Brotes‘ (Mt 2,2), das Wunder bei der Hochzeit von Kana (Joh 2, 1-11), die Brotvermehrung (Joh 6,1-13), die eucharistische Rede im Johannesevangelium (Joh 6, 48-58), das Letzte Abendmahl (Mt 26, 26-27; (Mk 14, 22-25; Lk 22, 19-24; 1 Kor 11, 23-25), Emmaus (vgl. Lk 24, 30), das Lamm des himmlischen Jerusalem (Offb 5, 6; Offb 19, 9).
Der Zyklus solle „in der Kathedrale auf tiefere Weise das Geheimnis der Allerheiligsten Eucharistie zum Ausdruck bringen, dass die Eucharistie geistlich die Kirche baut und die Kirche leben läßt bis ans Ende der Zeiten. Das wahre Fundament der Kirche ist die Eucharistie. Analog zu den 14 Kreuzwegstationen des Hauptschiffs stellen die 14 Bilder der Krypta die Eucharistie dar. „Die ganze Heilige Schrift kündigt uns den fleischgewordenen, den menschgewordenen Christus an. Christus machte sich zur Eucharistie und hat uns Sein Fleisch real hinterlassen, wirklich und substantiell gegenwärtig im eucharistischen Geheimnis.“
Sowohl Architektur und Innengestaltung erfolgten „mit der größtmöglichen Sorgfalt“, um die „wahre künstlerische Schönheit und gleichzeitig die Sakralität und den Sinn des Übernatürlichen“ darzustellen. Alles sollte geeignet sein, „das religiöse Empfinden der Gläubigen und der Besucher zu fördern und die Verehrung der Heiligsten Dreifaltigkeit zum Ausdruck zu bringen“. Alles sollte darauf ausgerichtet, die „Erfüllung des Ersten Gebots und den letzten Sinn der ganzen Schöpfung zu erleichtern: die Anbetung und Verherrlichung Gottes.“
Finanzierung
Die Mittel zur Errichtung der Kathedrale mit Gemeindezentrum (mit Suppenküche<ref>Papst: Suppenküchen sind „Fitness-Studios der Nächstenliebe“ Radio Vatikan am 28. August 2016</ref>), kamen „von den Brüdern und Schwestern des Alten Europa". Der Verein zum „Aufbau der Kathedrale Mutter aller Nationen“ Kasachstan, wurde im Oktober 2002 von Agnes Ritter in Vorarlberg/Österreich gegründet. Er sammelte sechs Millionen Euro an Spendengeldern und mehrere Tonnen Sachspenden, um den Bau zu unterstützen und den notleidenden Menschen der Region zu helfen. Der Verein wurde Ende Januar 2013 offiziell aufgelöst.
Einweihung
Angelo Kardinal Sodano segnete das Grundstück und den Grundstein am 18. Mai 2003, damals als Kardinalstaatssekretär.
Am Samstag, dem 8. September 2012, zelebrierte der Legat des Papstes Benedikt XVI., Kardinal Angelo Sodano in der alten "St. Joseph Kathedrale" ein feierliches Hochamt. Am Sonntag dem 9. September, weihte der Dekan der Kardinalskollegiums die neue Kathedrale ein. An der Weihe nahmen hohe Vertreter der orthodoxen Kirche und der muslimischen Gemeinde teil. Der ranghöchste Kardinal würdigte die Kathedrale als ein Symbol für die neue Religionsfreiheit im mehrheitlich muslimischen Kasachstan. Sodano dankte insbesondere Staatspräsident Nursultan Nasarbajew. Er habe den Bau der Kathedrale sehr gefördert. Nasarbajew hatte Sodano am 6. Februar in der kasachischen Hauptstadt Astana empfangen. Dabei lobte er die gute Zusammenarbeit mit dem Vatikan.
Historische und geistliche Bedeutung der neuen Kathedrale
Die neue Kathedrale ist ein heiliger Ort für das Gedenken an die unzähligen Opfer des kommunistischen Regimes. Bei Karaganda befand sich eines der größten und schrecklichsten sowjetischen Konzentrationslager. Im Gulag Karaganda, besser bekannt auch einfach nur als Karlag<ref>www.gulag.memorial.de; Karaganda, der vergessene Gulag-Lagerkomplex – Neue Kathedrale Gedenkstätte für Lageropfer Katholisches.info am 8. September 2012.</ref>, litten und starben Menschen aus mehr als fünfzig verschiedenen Völkern. Gleichzeitig ist "die neue Kathedrale auch eine Sühnegebetsstätte für die Verbrechen des atheistischen und kommunistischen Systems.“
Literatur
- Athanasius Schneider: Karaganda - Kasachstan: die Kathedrale Unsere Liebe Frau von Fatima Mutter aller Nationen / Übers.: André Charton. Parvis Verlag Hauteville/Schweiz 2013 (76 Seiten; ISBN 978-2-88022-864-4; EAN 9782880228644).
Medium
- DVD 60 Min.: Die Kathedrale "Mutter aller Nationen" Karaganda - Kasachstan. Josanto-Media Rheinstetten 2013.
- DVD 42 Min.: Die Weihnachtskrippe in der Kathedrale von Karaganda. Josanto-Media Rheinstätten 2012 (Deutsch 14:08 min.; Englisch 13:42 min.; Russisch 14:29 min.).
Weblinks
- www.mutter-aller-nationen.org
- Neue Kathedrale in Karaganda mit Eucharistischem Zyklus – Stilles, aber mächtiges Mittel der Evangelisierung Katholisches.info am 31. August 2012.
- Brief des Heiligen Vaters an den Päpstlichen Legaten zur Einweihung der Kathedrale von Kaqraganda in Kasachstan am 9 September 2012 Bollettino am 1. September 2012 (italienisch)
- Literatur von und über Unserer Lieben Frau von Fatima Mutter aller Nationen (Qaraghandy) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Anmerkungen
<references />