Franz Sales Handwercher
Franz Sales Handwercher (*3. Juni 1792 in Oberhausen an der Vils, Bistum Regensburg; † 17. August 1853) war ein heiligmäßiger, eucharistischer Pfarrer, der ähnlich dem heiligen Pfarrer von Ars seine Pfarrgemeinde Oberschneiding in Niederbayern verwandelte. Er besaß einen großen Ruf im Krankenheilen. Das Volk gab ihm den Namen "Segenspfarrer".
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Franz Sales Handwercher stammte aus dem niederayrischen Einödhof Loitersdorf im Vilstal, einem frommen Elternhaus beim Pfarrdorf Oberhausen. Er wurde am 5. Juni 1792 getauft. Er besuchte das Gymnasium in Straubing und Passau und studierte ab 1803 in Hinblick auf das Priestertum in Regensburg, Landshut und Straubing. Sein Bruder Johann begann 1814 mit dem Studium. Franz Sales war im Priesterseminar unter Regens Georg Michael Wittmann. Die Priesterweihe empfing er am 19. Mai 1816 zu Regensburg in der Michaelskapelle beim Domkreuzggang durch Erzbischof von Carl Theodor Anton Maria von Dalberg. Nach drei Jahren Kaplanszeit wurde er Professor am Progymnasium der königlichen Studienanstalt in Landshut. 1821 wurde er Pfarrer in Tegernbach bei Pfaffenhofen, 1826 Pfarrer in Hohenegglkofen bei Landshut. Dort wurde er auch Kapitelsdekan. Im Winter 1830 hatte er erstmals Visionen, die er niederschrieb. Als Handwercher am 12. August 1836 nach Oberschneiding kam, eilte ihm bereits der Ruf des „Segenspfarrers“ voraus, es hieß er besitze die Fähigkeit, durch das Gebet und seinen Segen Kranke zu heilen.
Der Pfarrer von Ars in Niederbayern
Am 12. August wurde er Pfarrer in Oberschneiding, kurz Schneiding genannt. Nachdem er 18 Monate dort Pfarrer war, berief ihn Bischof Franz Xaver Schwäbl zum Regens des Priesterseminars in Regensburg, auf das Amt er jedoch nach einem halben Jahr verzichtete. Er predigte dort, dass die Gläubigen wie die ersten Christen leben und "im täglichen Brotbrechen" verharren sollten. Täglich um sechs Uhr früh, war feierliches Amt. Wer konnte wohnte ihm bei. Es waren jedes Mal zwischen 400 bis 600 Personen (bei 1300 Gläubigen). Sensen und Rechen lehnten an Kirchen- und Friedhofsmauern, um dem heiligen Messopfer beizuwohnen. Jeden Sonntag früh um vier Uhr hörte er Beichte bis 12 Uhr mittags, außer der Zeit des Messopfers und der Predigt. In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts fanden sich schon 60 Personen die täglich kommunizierten.
Als Folge des regen Zuspruchs bei den Gottesdiensten ließ Handwercher die Pfarrkirche Mariä Aufnahme in den Himmel um zwei Seitenschiffe erweitern. Die Bautätigkeit des Pfarrers beschränkte sich jedoch nicht auf die Pfarrkirche: nachdem er den Orden der "Armen Schulschwestern" nach Oberschneiding geholt hatte und diese die Mädchenschule übernommen hatten, ließ er ein neues Schulgebäude errichten. Das Mädchenschulhaus stand vor der Kirche an der Hauptstraße, dort wo sich mittlerweile ein Kirchenvorplatz und das Kriegerdenkmal befinden. Es wurde im November 1987 abgerissen.<ref>Geschichte der Schule Oberschneiding</ref>
Überzeugt schreibt Pfarrer Handwercher einmal: " Man hat sich vollkommen überzeugt, dass unter allen geistlichen Gütern, keines zur Fortpflanzung und Erhaltung des geistlichen Lebens so wirksam ist, als der würdige Genuss des heiligsten Altarsakramentes. Ich sehe darin jenen Sauerteig des Evangeliums, der die Masse Mehl durchdringt und alles sich aneignet. - Jesus als Zentrum der Erlösung in der heiligen Kommunion ist imstande, die heiligste und feurigste Gottesliebe zu entzünden." Dabei ging Pfarrer Handwercher trotz seines Eifers für die tägliche Kommunion nicht blind und fanatisch, sondern streng vor. Er hat öfters eine Zurückweisung angeordnet und jeden unwürdigen Gebrauch durch wiederholte ernste Katechesen zu vermeiden versucht; aber er sagt selbst, dass die Entziehung des Allerhöchsten Altarsakramentes, der sich im BROT zum täglichen Genuss uns angeboten und der in uns sein will, nie Regel werden darf.
Es kostete Pfarrer Handwerchers viel Mühe die Pfarrei Oberschneidung zu wandeln. Durch Mahnung und Predigten, durch Gebet und Opfer erreichte er eine vollkommene Wandlung. H. H. Kooperator Witt erzählt: " Auf dem einzigen Wirtshaus innerhalb des Pfarrdorfes, das als Goldgrube galt, hatte nach dem Tode des Wirtes dessen Ehefrau das Regiment übernommen. Wenn abends halb acht Uhr noch Bauern im Wirtshaus saßen, begann sie denselben gute Lehren zu geben: > Geht heim zu eueren Kindern, gebt ihnen ein gutes Beispiel. Betet mit ihnen das Nachtgebet.< Sie selber begann um 8 Uhr mit ihren zwölf Dienstboten in der Wirtsstube das Abendgebet und den Rosenkranz zu beten. Jeder der Gäste musste entweder gehen oder mitbeten.
Handwercher war Kopf des „Oberschneidinger Reformbundes“, einem Zusammenschluss von Geistlichen, die das religiöse Leben auf dem Land erneuern wollten und die Kinder der Pfarrei zum täglichen Empfang der Kommunion und zum regelmäßigen Beichten erziehen wollten.
Zukunftsaussagen
Überlieferungen zufolge besaß Handwercher die Gabe der Präkognition und schrieb seine Vorhersagen und Visionen in Reimform nieder. Im Dezember 1830 berichtete er seinem früheren Lehrer Bischof Johann Michael Sailer über seine „Geistesmitteilungen“, wie Handwercher es nannte.<ref>Anton Angerer: Das steht der Welt noch bevor. St. Andrä-Wördern 2001, S. 140–165</ref>. An 15 Sonntagen, jedes Mal in der frühesten Morgenstunde wurde ihm ein Bild gezeigt. Die Schauungen fasste er in Verse (siehe Literatur von Josef Ramsauer).
Im Jahr 1843 gründete er die „Bruderschaft des heiligsten und unbefleckten Herzens Mariae“, die nach nur wenigen Monaten bereits 10.000 Mitglieder hatte. Unter ihnen war unter anderem Johann Birndorfer, der spätere heilige Bruder Konrad von Parzham. Der Ruf Handwerchers hatte sich im ganzen Bistum und darüber hinaus herumgesprochen, und zahlreiche Gläubige aus anderen Bistümern, vor allem aus dem Bistum Passau und aus Österreich, traten der Bruderschaft bei.
Heimgang
Am 17. August 1853 erlitt Pfarrer Handwercher einen Schlaganfall, der ihm Sprache und Besinnung raubte. Doch kehrte letztere wieder zurück. Versehen mit den Sterbesakramenten ging er am selben tage heim. Das Grab findet sich seit 1953 in der Dorfkirche in Oberschneiding neben dem Seitenaltar.
Zum Gedenken an sein Wirken in der Pfarrei wurde der zentrale Platz in Oberschneiding, an dem sich die Pfarrkirche befindet, in Pfarrer-Handwercher-Platz benannt.
Werke
Pfarrer Handwercher verfasste ungefähr 50 Schriften, die er in Straubing und Landshut drucken ließ. Vornehmlich behandelte er das Altarsakrament, das Leiden Christi und die christliche Vollkommenheit. In seiner bescheidenen Art setzte er nie seinen Namen auf ein Buch, sondern schrieb: "Verfasst von einem alten Pfarrer". Er übersetzte auch eine Reihe wertvoller Schriften, wie des heiligen Johannes Klimakus "Die Leiter zum Paradies".
- Schritt zur Vollkommenheit (495 Seiten; erschien in 20. Auflagen)
- Herr, Dein Wille geschehe! (516 Seiten; erschien in 10. Auflagen)
- Der marianische Pilger in der Heimat.
Literatur
- Alfons Maria Weigl: Franz Sales Handwercher. Ein eucharistischer Segenspriester. Grignion Verlag (64 Seiten; DIN A 7; Imprimatur Augsburg 25. März 1968 Bischöflicher Vikar Dr. J. Zimmermann).
- Alfons Maria Weigl: Blicke in die Zunkunft von Segenspfarrer Handwercher (15 Sonntage). Grignion Verlag 1994 (64 Seiten; DIN A 6; Imprimatur Nr. 4249 Passau, 30. September 1964 Dr. Dachsberger [[Generalvikar]).
- Josef Ramsauer: Und ich hörte: Das soll werden!" Visionen des Franz Sales Handwercher, Segenspfarrer aus Niederbayern 1792-1853 (15 Sonntage ausführlich erklärt). Verlag Attenkofer Straubing 2007 (171 Seiten; ISBN 978-3-9336511-40-6; erhältlich beim Mediatrix Verlag).
- in: Ferdinand Holböck: Das Allerheiligste und die Heiligen, Eucharistische Heilige aus allen Jahrhunderten der Kirchengeschichte, Christiana Verlag Stein am Rhein / Schweiz 1979, S. 349-355 (1. Auflage; Kirchliche Druckerlaubnis: Salzburg, Jacob Mayr Weihbischof und Generalvikar).
Weblinks
- www.oberschneiding.de
- Franz Sales Handwercher auf www.bischof-sailer.de
- Literatur von und über Franz Sales Handwercher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Anmerkungen
<references />