Benediktineroblate
Benediktineroblate (Ordenskürzel OblOSB) ist ein Katholik, der nach der Regel des heiligen Benedikt von Nursia, in Verbindung zu einem bestimmten Benediktinerkloster lebt, jedoch kein Mönch oder Nonne ist.
Die Oblation ist ein öffentlicher Akt, in dem der Oblate sein Leben Gott mit dem Vorsatz übergibt, mitten in der Welt im Geist und im Sinne der Benediktsregel zu leben.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Oblate/Oblation
Oblation (lat. oblatio) bedeutet wörtlich: Hingabe. Benediktineroblaten bringen sich in einem feierlichen Ritus Gott dar. Die Oblation ist das Versprechen, ein christliches Leben im Geist der Regel des heiligen Benedikt von Nursia zu führen. In der Oblation gibt die Person Gott die Antwort auf seinen Ruf. Durch das ständige Bemühen, das Evangelium bewusst zu leben und in ihrem bürgerlichen Umfeld zu verwirklichen und durch die Gebetsgemeinschaft mit den benediktinischen Mönchen und den Nonnen erhalten sie Anteil an den geistlichen Gütern und Gnaden des Ordens.
Die Oblation ist eine verbindliche Verpflichtung und insofern dem Gelübde der Mönche und Nonnen vergleichbar. Die Oblaten sollten eine gewisse menschliche und religiöse Reife haben, denn die Oblation ist ein von der Kirche offiziell durch einen feierlichen Ritus bestätigter Vorsatz, dem ein hoher Wert beigemessen wird. Die Berufung zum Oblaten ist kein verkürztes Mönchsleben oder als Mönchtum mit weniger Verpflichtungen anzusehen.
Beziehung des Oblaten zu seinem Klosters
Der Kandidat wird durch die Oblation Mitglied der klösterlichen Familie eines bestimmten Benediktinerklosters. Er ist nicht nur in einen Freundeskreis der jeweiligen Abtei aufgenommen. Die Verbundenheit zwischen Kloster und Oblaten besteht vor allem in der Gebetsgemeinschaft. Die Oblaten haben Anteil am Gebet des Konventes und tragen zugleich die vielfältigen Aufgaben des Klosters in ihrem Gebet mit.
Die Verbundenheit mit dem Kloster und dessen Gottesdienst bilden die Grundlage und Kraftquelle für den Einsatz der Oblaten in Familie, Beruf und Pfarrgemeinde. Der Benediktineroblate will bewusst und entschieden als Katholik in der Welt leben, indem er seine Taufe ernst nimmt. Dabei sind ihm die benediktinischen Grundgedanken Richtschnur und Weisung.
Alte und Kranke halten in Treue an dieser geistlichen Verbundenheit fest und sind so dem Kloster durch ihr Beten und Opfer eine große Hilfe. Das Kloster bietet durch den vom Abt/der Äbtissin beauftragen Oblatenrektor/Oblatenrektorin und andere Mitbrüder und Schwestern Einkehrtage, Kontakte durch Rundschreiben und geistliche Begleitung an.
Wer kann Benediktineroblate werden?
Jeder Katholik, ob Mann oder Frau, verheiratet oder unverheiratet, Priester oder Diakon kann Benediktineroblate werden. Kirchenrechtlich ist eine Aufnahme von Katholiken nicht möglich, die bereits einem Dritten Orden oder ähnlichen Vereinigungen angehören.
Hinführung zur Aufnahme als Oblate
Die Hinführung zur Oblation erfolgt in verschiedenen Stufen:
- Wer Oblate werden möchte, hat die Möglichkeit, mit dem vom Abt beauftragen Oblatenrektor Kontakt aufzunehmen. Zur gegebenen Zeit er kann mit Zustimmung des Abtes bzw. der Äbtissin mit einem Aufnahmeritus eine Probezeit von etwa einem Jahr beginnen.
- In der Vorbereitung auf die Oblation wird der Kandidat mit der Regel und den Grundzügen monastischer Spiritualität vertraut gemacht. Stimmt der Abt nach Rücksprache mit dem Oblatenrektor nach Ablauf des Probejahres der Bitte des Kandidaten zu, kann die Oblation stattfinden.
- In einem dafür vorgesehenen Ritus bringt sich der Oblate Gott dar und verspricht, als Christ in der Welt "unter der Führung des Evangeliums" und im Geist der Benediktregel zu leben. Oblaten haben die Möglichkeit, ihrem Namen das Kürzel "Obl. OSB" (Benediktineroblate) hinzuzufügen. Äußere Symbole der Oblation sind eine kleine Form des Skapuliers, sowie die Benediktus-Medaille.
Geistliches Leben der Oblaten
Benediktineroblaten leben als katholische Christen in der Welt „unter der Führung des Evangeliums“ und im Geist der Benediktregel. Die Regel des Heiligen Benedikt ist daher Richtschnur für das christliche Leben in der Welt. Die Benediktregel leitet an zu einem Leben, das unter der Führung des Evangeliums steht (RB, Prolog 21). Ein solches Leben ist ganz auf Gott bezogen und öffnet sich den Aufgaben für sein Heilswerk in der Welt. <ref>[Quelle: „Unter der Führung des Evangeliums“, Handbuch für Benediktineroblaten, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten für den deutschen Sprachraum, Beuroner Kunstverlag, Beuron 1990, S. 85]</ref>
Die geistlichen Grundlagen des Oblatenlebens <ref>[Quelle: „The Oblate Life“, Edited by Gervase Holdaway OSB, Canterbury Press Norwich, 1. Aufl. 2008, S. 81-139]</ref> ergeben sich aus der heiligen Regel, es sind das „Opus Dei“ (der Gottesdienst) <ref>[„Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“, RB Prolog 3]</ref>, die Psalmen <ref>[„Die Ordnung der Psalmen“, RB 18]</ref>, die Lectio Divina <ref>[„Heilige Lesungen gerne hören“, RB 4,55]</ref>, die Stille <ref>[„Höre, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters (…)“, RB Prolog 1]</ref> und das Gebet <ref>[„Sich oft zum Beten niederwerfen“, RB 4,56]</ref>.
Grundelemente des Oblatenlebens
- Schule des Herrendienstes: „Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten.“ (Prolog 45) Der Benediktineroblate tritt bewusst in die lebenslange Schule Benedikts ein.
- Christusliebe – Gottvertrauen: „Der Liebe zu Christus nichts vorziehen, seine Hoffnung auf Gott setzen und nie an der Barmherzigkeit Gottes zweifeln.“ (RB 4,21. 41. 74) Das oberste Gebot für den Oblaten ist die Liebe zu Christus. Christusliebe, Hoffnung auf Gott und seine Barmherzigkeit zählen zu den wichtigsten „Instrumenten der geistlichen Kunst“ (Regula Benedicti 4).
- Regel und Evangelium: „Ist nicht überdies jede Seite und jeder Ausspruch der von Gott beglaubigten Schriften des Alten und Neuen Testaments eine ganz gerade Richtschnur für das menschliche Leben?“ (RB 73,3) Durch die regelmäßige betrachtende, "geistliche Lesung" (lectio divina) dringt der Oblate immer tiefer ein in die Heilige Schrift und lernt sie - auch mithilfe der Auslegung durch die heiligen Väter und das Schrifttum der kirchlichen Überlieferung - besser verstehen.
- Wahrhaft Gott suchen: „Man wache darüber, ob er (der Novize) wirklich Gott sucht.“ (RB 58,7)
- Ehrfurcht: „Wenn wir mächtigen Menschen eine Bitte unterbreiten wollen, wagen wir es nur in Demut und Ehrfurcht. Um wieviel mehr müssen wir zum Herrn, dem Gott des Weltalls, in aller Demut und reiner Hingabe flehen.“ (RB 20,1-2) „Gott sollen Sie in Liebe fürchten.“ (RB 72,9)
- Hören - Gehorchen: „Höre, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters und neige das Ohr deines Herzens; nimm die Mahnung des gütigen Vaters willig auf und erfülle sie im Werk, damit du durch die Mühe des Gehorsams zu dem heimkehrst, dem du durch die Trägheit des Ungehorsams entlaufen bist. An dich also richtet sich jetzt mein Wort: du entsagtest den Regungen des Eigenwillens und ergreifst die starken und glänzenden Waffen des Gehorsams, um dem Herrn, Christus, dem wahren König, als Soldat zu dienen.“ (RB Prolog 1-3)
- Demut: „Brüder, wollen wir daher den ragenden Gipfel der Demut erreichen, und wollen wir rasch zu jener Erhöhung im Himmel gelangen, zu der man durch ein demütiges Leben hienieden aufsteigt, so müssen wir durch unsern aufwärtsstrebenden Wandel jene Leiter aufrichten, die dem Jakob im Traum erschien, und auf der ihm nieder- und aufsteigende Engel gezeigt wurden.“ (RB 7,5-6)
- Bindung an Gott: „Bei der Aufnahme im Oratorium lege er (der Novize) aber in Gegenwart aller das Versprechen ab über seine Beständigkeit und seinen (klösterliche) Tugendwandel und den Gehorsam vor Gott und seinen Heiligen.“ (RB 58,17-18)
- Bete und arbeite: „Damit Gott in allem verherrlicht werde.“ (RB 57,9)
- Die Oblaten bemühen sich ebenso wie die Mönche und Nonnen, das benediktinische Gelübde der Conversatio morum in ihrem Leben zu verwirklichen. Conversatio morum wird für gewöhnlich mit klösterlicher Lebenswandel übersetzt, meint aber eine Haltung innerer Flexibilität und ständiger Ausrichtung an der Botschaft des Evangeliums.<ref>[Quelle: „Unter der Führung des Evangeliums“, Handbuch für Benediktineroblaten, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten für den deutschen Sprachraum, Beuroner Kunstverlag, Beuron 1990, S. 85-103]</ref>
Oblatenpflichten
- Dem Brauch des Ordensgründers gemäß sollen auch die Oblaten ihre Arbeit mit dem Gebet verbinden (ora et labora - bete und arbeite). "In allen Dingen wahrhaft Gott suchen!" und: "Dem Dienst an Gott darf nichts vorgezogen werden!"
- Dabei bedenken die Oblaten, dass man nichts Außergewöhnliches suchen und verrichten sollte, wenn dadurch das Notwendige vernachlässigt wird.
- Der Oblate/die Oblatin sollte täglich das Stundengebet beten. Wenn aus oben genannten Gründen nicht alle Oblaten das Brevier (Stundengebet) oder eine Hore (Stunde, Gebetszeit) des kanonischen Chorgebetes verrichten können, empfiehlt die Obatenrektorin/ der Oblatenrektor des Klosters deshalb auch andere, kürzere Gebete. Sie beten beispielsweise das kleine Oblaten-Offizium (Oblaten-Büchlein) oder einige Gesätze des Rosenkranzes.
- Der Oblaten sollte jeden Tag in der Regel des hl. Benedikt lesen.
- Der Oblate sollte jeden Tag die lectio divina üben. Dieses meditative Lesen in der Heiligen Schrift oder anderer Lektüre weitet unsere Liebe, das Wissen und die Wertschätzung für das geistliche Leben.
- Der Oblate sollte häufig das Sakrament der Eucharistie und der Buße empfangen.
- Der Wahlspruch: "Auf dass in allem Gott verherrlicht werde" und das Wort "Pax" (Friede) gilt auch für Oblaten.
- Die Oblatenrektorin/der Oblatenrektor hält an den regelmäßig stattfindenden Versammlungen geistliche Vorträge. An diesen Versammlungen nehmen die Oblaten nach Möglichkeit teil.<ref> Oblatenpflichten der Benediktineroblaten-Osnabrueck </ref>
- Der Oblate sollte sensibel für Gottes Gegenwart in seinem normalen Alltagsleben sein. <ref> Aus der Oblaten-Information der Abtei St. Meinrad</ref>
Bekannte Benediktineroblaten
- Adso von Montier-en-Der (* um 915 im Jura in Hochburgund; † 992), auch Azo oder Adson, war ein mittelalterlicher Theologe und Gelehrter.
- Heinrich II. war deutscher Kaiser und Gründer des Bistums Bamberg (* 6. Mai 972 in Abbach; † 13. Juli 1024 in Grona/Sachsen). Sein Gedenktag ist der 13. Juli.
- St. Thomas Becket auch bekannt als Thomas von Canterbury oder Thomas Beckett, (* 21. Dezember 1118 in London; † 29. Dezember 1170 in Canterbury) war englischer Lordkanzler und von 1162 bis 1170 Erzbischof von Canterbury.
- Friedrich II. aus dem Geschlecht der Staufer (* 26. Dezember 1194 in Jesi bei Ancona, Italien; † 13. Dezember 1250 in Castel Fiorentino bei Lucera, Italien) war ab 1198 König von Sizilien, ab 1211/1212 deutscher König und von 1220 bis zu seinem Tod Kaiser des römisch-deutschen Reiches. Ab 1229 König von Jerusalem.
- Thomas von Aquin (* 1224; † 7. März 1274 in Fossanova) war der herausragendste Philosoph und Theologe des Mittelalters.*
- Francesca Romana (* 1384; † 1440) gründete nach dem Tod ihres Mannes 1433 eine eigene Oblatengemeinschaft auf der Grundlage der Benediktusregel.
- St. Thomas More (englisch Thomas More; (* wahrscheinlich 7. Februar 1478 in London; † 6. Juli 1535 ebenda), war ein englischer Staatsmann und humanistischer Autor. Er ist ein Heiliger und Märtyrer der Römisch-katholischen Kirche (Gedenktag 22. Juni) und Patron der Regierenden, Politiker sowie der Katholischen jungen Gemeinde (KjG).
- Elena Lucrezia Cornaro Piscopia (* 25. Juni 1646 in Venedig; † 26. Juli 1684 Venedig) war eine italienische Philosophin und Gelehrte. Sie erhielt als erste Frau einen Doktortitel.
- Paul Claudel (* 6. August 1868 in Villeneuve-sur-Fère; † 23. Februar 1955 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, Dichter und Diplomat.
- Romano Guardini (* 17. Februar 1885 in Verona; † 1. Oktober 1968 in München) war ein katholischer Priester, Religionsphilosoph und Theologe. Oblate der Erzabtei Beuron.
- Petro Werhun (* 18. November 1890 in Gródek Jagiellonski, Galizien; † 7. Februar 1957 in Angarsk, Sibirien) war ein ukrainischer Priester und Märtyrer. Prälat Werhun war Oblate der Benediktinerabtei Niederaltaich. Er wurde von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 seliggesprochen.
- Johannes Pinsk (* 4. Februar 1891 in Stettin; † 21. Mai 1957 in Berlin) war ein deutscher katholischer Theologe und Oblate der Abtei Maria Laach.
- Zita Maria delle Grazie von Bourbon-Parma (* 9. Mai 1892 in Camaiore, Ortsteil Capezzano Pianore, Italien; † 14. März 1989 in Zizers, Schweiz) war als Ehefrau Karl I. von Österreich-Ungarn, von 1916 bis 1918 letzte Kaiserin von Österreich und bis 1921 Apostolische Königin von Ungarn. Oblatin der Abtei Saint-Pierre de Solesmes.
- Dorothy Day (* 8. November 1897 in Brooklyn, New York; † 29. November 1980 in New York) war eine US-amerikanische Sozialaktivistin und Journalistin.
- Barbara Stühlmeyer (* 12. November 1964 in Bremen) ist eine deutsche Autorin und Wissenschaftlerin.
- Ute van der Mâer (* 17. Februar 1971 in Wolgast) ist eine deutsche Komponistin, Musikpädagogin und Künstlerin.
Literatur
- Hermine Koller: Drittgeborene Kinder Benedikts. Geschichte und Gegenwart der Benediktineroblaten, EOS Verlag St. Ottilien 2009, ISBN 978-3-8306-7358-3.
- Unter der Führung des Evangeliums, Handbuch für Benediktineroblaten, Beuroner Kunstverlag, Beuron 1990, ISBN 978-3870710583
- Irmgard Schmidt-Sommer, Gabriele F. Heitfeld-Panther, Hermine Koller, Albert Altenähr, Hildegard Wolters, Erika Ising: Aufbruch mit Benedikt: Oblaten - eine christliche Lebensform, EOS Verlag St. Ottilien 2009, ISBN 978-3830673774
- Handbuch für Benediktineroblaten, hrsg. v. d. Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten für den deutschen Sprachraum, Beuroner Kunstverlag, Beuron, 4. Auflage 2007.
siehe auch: Terziar, Jungfrauenweihe
Weblinks
- Was ist ein Benediktineroblate?
- Arbeitsgemeinschaft der Benediktineroblaten im deutschsprachigen Raum
- International Benedictine Oblates (deutsche Version)
- Oblate mit Bezug zur Erzabtei St. Ottilien
- Oblatengemeinschaft der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard, Eibingen
- www.benediktineroblaten-osnabrueck.de
- Oblatengemeinschaft www.abtei-kellenried.de
Anmerkungen
<references />