Adolphe Tanquerey: Grundriss der aszetischen und mystischen Theologie

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Précis de théologie ascétique et mystique (Französisches Originaltitel) oder in deutscher Sprache Grundriss der aszetischen und mystischen Theologie wurde von Adolphe Tanquerey (1854-1932) geschrieben.

Papst Franziskus empfiehlt in der Weihnachtsansprache an die Römische Kurie 2018 das Werk: Es ist ein Klassiker: Das Kompendium der aszetischen und mystischen Theologie von Tanquerey. Ich glaube, dass sie gut ist. Man lese nicht alles in einem Zug durch, sondern suche im Inhaltsverzeichnis nach einzelnen Themen: diese Tugend, jene Haltung oder eine andere Sache. Es wird gut tun für die innere Reform eines jeden von uns und für die Reform der Kirche.

Inhaltsverzeichnis

DAS DETAILLIERTE INHALTSVERZEICHNIS

Chronologische und methodische Zusammenstellung der bedeutendsten aszetischen Schriftsteller

EINLEITUNG

  • Wesen der aszetischen Theologie
  • Ihre Quellen
  • Ihre Methode
  • Vortrefflichkeit und Notwendigkeit
  • Einteilung der aszetischen Theologie

ERSTER TEIL: DIE GRUNDSÄTZE

I. KAPITEL. DIE ANFÄNGE DES ÜBERNATÜRLICHEN LEBENS

II. KAPITEL: DAS WESEN DES CHRISTLICHEN LEBENS

    • § II. Anteil des Heilandes am christlichen Leben
      • Christus als Ursache der Verdienstlichkeit dieses Lebens
      • Christus die vorbildliche Ursache dieses Lebens
      • Christus die Quelle dieses Lebens oder das Haupt eines mystischen Leibes, dessen Glieder wir sind
      • Die Andacht zum Fleischgewordenen Wort
    • § III. Anteil der seligen Jungfrau, der Engel und der Heiligen
      • I. Anteil Marias, der Gottesmutter und Mutter der Menschen
        • Verdienstliche und vorbildliche Ursache
        • Allgemeine Gnadenvermittlerin
        • Andacht zur seligen Jungfrau
      • II. Anteil der Heiligen am christlichen Leben
      • III. Anteil der Engel am christlichen Leben
  • II. ABSCHNITT: AUFGABE DES MENSCHEN IM CHRISTLICHEN LEBEN
    • § II. Das Wachstum des inneren Lebens durch die Verdienste
      • Das Wesen des Verdienstes
      • Bedingungen, die unser Verdienst vermehren
      • Bedingungen, die aus dem Verdienenden sich ergeben
      • Bedingungen, die sich auf den Gegenstand oder den verdienstlichen Akt gründen
      • Notwendigkeit und Mittel, alle Handlungen zu heiligen
    • § III. Zunahme des christlichen Lebens durch die heiligen Sakramente
      • Die sakramentale Gnade oder Sakramentsgnade
      • Innere Verfassung, um aus derselben Nutzen zu ziehen
      • Innere Verfassung, um aus dem heiligen Sakrament der Buße Nutzen zu ziehen
      • Verfassung, um aus der Heilige Messe Nutzen zu ziehen
      • Verfassung, um aus der heiligen Kommunion Nutzen zu ziehen
  • Zusammenfassender Rückblick auf das 2. Kapitel

III. KAPITEL: DIE VOLLKOMMENHEIT DES CHRISTLICHEN LEBENS

  • I. ABSCHNITT: FALSCHE BEGRIFFE VON DER VOLLKOMMENHEIT
  • II. ABSCHNITT: RICHTIGER BEGRIFF VON DER CHRISTLICHEN VOLLKOMMENHEIT
    • Sie besteht wesentlich in der Liebe
    • Liebe setzt auf Erden das Opfer voraus
    • Wechselseitiger Anteil der Liebe und des Opfers
    • Wechselseitiger Anteil der Gebote und der Räte
    • Die verschiedenen Stufen der Vollkommenheit
    • Die Schranken der Vollkommenheit

IV. KAPITEL: VON DER VERPFLICHTUNG NACH DER VOLLKOMMENHEIT ZU STREBEN

  • I. ABSCHNITT: FÜR DIE PRIESTER ODER GEWÖHNLICHEN GLÄUBIGEN
    • Die Verpflichtung als solche
    • Die Beweggründe, welche diese Pflicht erleichtern
  • SCHLUSSFOLGERUNG : Notwendigkeit eines heiligen Lebenswandels für den Priester

V. KAPITEL: DIE ALLGEMEINEN MITTEL ZUR VOLLKOMMENHEIT

  • I. ABSCHNITT: INNERE HILFSMITTEL
    • § I. Das Verlangen nach Vollkommenheit
      • Wesen dieses Verlangens
      • Dessen Notwendigkeit und Wirksamkeit
      • Eigenschaften, die es haben muss
      • Mittel, es zu erregen
    • § II. Die Erkenntnis Gottes und seiner selbst
      • I. Die Erkenntnis Gottes
        • Was wir von Gott erkennen müssen
        • Mittel, diese Kenntnis zu erwerben
      • SCHLUSSFOLGERUNG: Die Übung der Gegenwart Gottes
      • II. Die Erkenntnis seiner selbst
        • Notwendigkeit und Gegenstand dieser Erkenntnis
        • Mittel, sie zu erlangen
        • Methode der allgemeinen Gewissensprüfung
        • Methode der besonderen Gewissenserforschung
    • § III. Von der Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes
      • Gleichförmigkeit mit dem geoffenbarten Willen Gottes
      • Gleichförmigkeit mit dem Willen des Wohlgefallens Gottes
      • Stufen der Gleichförmigkeit mit dem Willen Gottes
      • Bedeutung, die dieser Gleichförmigkeit für die Heiligung zukommt
    • § IV. Vom Gebet
      • Wesen des Gebetes, seine verschiedene Arten
      • Das Vaterunser, das schönste Gebet
      • Anteil des Gebetes bei der Heiligung
      • Wie man seine Handlungen in Gebet verwandeln kann
  • II. ABSCHNITT: ÄUSSERE MITTEL ZUR VOLLKOMMENHEIT
    • § I. Die See!enleitung, das gewöhnliche Mittel für den Fortschritt
      • Beweis von deren Notwendigkeit durch Zeugnis urteilsfähiger Menschen
      • Durch die Erfordernisse des Fortschrittes
      • Gegenstand der Seelenleitung
      • Pflichten des Seelenführers
      • Pflichten des der Leitung Untergebenen
    • § II. Von der Lebensordnung
      • Deren Nutzen
      • Deren Eigenschaften
      • Art und Weise, diese Ordnung einzuhalten
    • § IlI. Geistliche Lesungen und Unterweisungen
      • Von der Heiligen Schrift
      • Geistliche Schriftsteller und geistliche Gespräche
      • Verfassung um aus diesen Lesungen Nutzen zu riehen
    • § IV. Gesellschaftliche Beziehungen
      • Allgemeine Grundsätze
      • Familienbeziehungen
      • Freundschaftsbeziehungen
      • Amtsbeziehungen
      • Apostolatsbeziehungen
  • Allgemei'ne Zusammenfassung der ersten Teiles

ZWEITER TEIL: Die drei Wege

  • VORBEMERKUNGEN ÜBER DIE DREI WEGE
    • Warum man sie unterscheidet
    • Art und Weise, aus dieser Unterscheidung Nutzen zu ziehen
    • Nutzen des Nachsinnens über die drei Wege

ERSTES BUCH: REINIGUNG DER SEELE ODER DER REINIGUNGSWEG

  • Unterscheidende Merkmale dieses Weges
  • Das zu erreichende Ziel
  • Einteilung des ersten Buches

I. KAPITEL. DAS GEBET DER ANFÄNGER

  • I. ABSCHNITT:: NOTWENDIGKEIT DES GEBETES UND DIE BEDINGUNGEN FÜR DASSELBE
  • II. ABSCHNITT:: GEBETSÜBUNGEN DER ANFÄNGER
  • III. ABSCHNITT:: DIE BETRACHTUNG DER ANFÄNGER
    • § I. Allgemeinbegriffe
    • § II. Vorteile und Notwendigkeit
    • § III. Merkmale dieser Betrachtung
    • § IV. Die hauptsächlichsten Betrachtungsmethoden

II. KAPITEL. DIE BUßE ZUR SÜHNE FÜR DIE VERGANGENHEIT

Die Tugend des Bußgeistes : Notwendigkeit und Begriff

III. KAPITEL. DIE ABTÖTUNG ZUR VERMEIDUNG DER FEHLER

    • I. ABSCHNITT: ART DER ABTÖTUNG
    • II. ABSCHNITT: NOTWENDIGKEIT
    • III. ABSCHNITT: ÜBUNG DER ABTÖTUNG
      • § I. Abtötung des Leibes
      • § II. Abtötung der inneren Sinne
      • § III. Abtötung der Leidenschaften
        • Psychologie der Leidenschaften
        • Wirkungen der Leidenschaften
        • Guter Gebrauch der Leidenschaften
      • § IV. Abtötung der geistigen Fähigkeiten

IV. KAPITEL: DER KAMPF GEGEN DIE HAUPTSÜNDEN

V. KAPITEL: DER KAMPF GEGEN DIE VERSUCHUNGEN

  • I. ABSCHNITT: DIE VERSUCHUNGEN IM ALLGEMEINEN
    • Absichten der Vorsehung bei der Versuchung
    • Psychologische Untersuchung der Versuchung
    • Stellungnahme in Bezug auf die Versuchung .
  • II. ABSCHNITT: VERSUCHUNGEN DER ANFÄNGER

ZWEITES BUCH: DER WEG DER ERLEUCHTUNG

  • Für wen dieser Weg ist
  • Das Ziel: Jesus, der Mittelpunkt unseres Lebens
  • Die frommen Seelen und die eifrigen Seelen

I. KAPITEL: DAS INNERE GEBET DER FORTGESCHRITTENEN

  • I. ABSCHNITT: WESEN DES INNEREN GEBETES
  • II. ABSCHNITT: DESSEN VORZÜGE
  • III. ,ABSCHNITT: DESSEN GEFAHREN
  • IV. ABSCHNITT: ARTEN DES INNEREN GEBETES

II. KAPITEL: DIE SITTLICHEN TUGENDEN DER FORTGESCHRITTENEN

  • Vorbegriffe von eingegossenen Tugenden
    • Die eingegossenen Tugenden im Allgemeinen
    • Die sittlichen Tugenden im Besonderen
  • I. ABSCHNITT: DIE TUGEND DER KLUGHEIT
    • Ihr Wesen
    • Ihre Notwendigkeit
    • Hilfsmittel zur Übung derselben
  • II. ABSCHNITT: DIE TUGEND DER GERECHTIGKEIT
  • III. ABSCHNITT: DIE TUGEND DES STARKMUTES
    • § I. Wesen und Stufen
    • § II. Die dem Starkmut verwandten Tugenden
    • § III. Mittel, um sich in dieser Tugend zu vervollkommnen
  • IV. ABSCHNITT: DIE TUGEND DER MÄßIGKEIT

III. KAPITEL: DIE GÖTTLICHEN TUGENDEN

  • I. ABSCHNITT: DIE TUGEND DES GLAUBENS
    • Ihr Wesen
    • Ihre heiligende Tätigkeit
    • Ihre zunehmende Übung
  • II. ABSCHNITT: DIE TUGEND DER HOFFNUNG
      • Ihre Bestandteile
      • Ihre Tätigkeit bei unserer Heiligung
      • Wie man sie vollkommener übt
  • III. ABSCHNITT: DIE TUGEND DER LIEBE

Bemerkungen über die Liebe im allgemeinen

    • § I. Die Gottesliebe
      • Gebot und Beweggrund der Gottesliebe
      • Ihre heiligende Tätigkeit
      • Fortschreitende Übung der Gottesliebe
    • § II. Die Nächstenliebe
      • Ihr Wesen
      • Ihr Anteil bei unserer Heiligung
      • Wie sie zu üben ist
    • § III. Das heiligste Herz Jesu Vorbild und Quelle der Liebe
        • Das heiligste Herz Jesu und das innere Leben

IV. KAPITEL: ERNEUTE ANGRIFFE DES BÖSEN FEINDES

DRITTES BUCH: DER WEG DER EINIGUNG

I. KAPITEL: DER GEWÖHNLICHE EINIGUNGSWEG

  • II. ABSCHNITT: DIE EINFACHE BESCHAUUNG
    • § I. Ihr Wesen: Die dreifache Vereinfachung
    • § II. lhre Vorzüge
    • § III. Art und Weise, sie vorzunehmen
    • § IV. Ist es eine erworbene oder verliehene Beschauung?

II. KAPITEL. DIE VERLIEHENE BESCHAUUNG

  • I. ABSCHNITT: DIE VERLIEHENE BESCHAUUNG IM ALLGEMEINEN
    • § I. Wesen dieser Beschattung
      • Beschreibung
      • Anteil Gottes bei der Beschauung
      • Anteil der Seele
    • § II. Vorzüge der Beschauung
    • § III. Die Befähigung zur Beschattung
      • Wem schenkt Gott die Gnade der Beschauung?
      • Anzeichen eines baldigen Rufes zur Beschauung
  • II. ABSCHNITT: DIE VERSCHIEDENEN WANDLUNGEN BEI DER BESCHAUUNG
    • § I. Das Gebet des Ruhens in Gott
      • I. Das empfindungslose Ruhen oder die Verdunkelung der Sinne
        • Die damit verbundenen Vorteile
        • Wie man sich dabei verhalten muss
      • II. Das sanfte Ruhen
        • Die passive, innere Sammlung
        • Ruhen im eigentlichen Sinne
        • Schlummer der Seelenkräfte
    • § II. Das Gebet der vollständigen Vereinigung
    • § III. Extatische Vereinigung (Geistliche Verlobung)
      • I. Sanfte extatische Vereinigung
        • Wesen und verschiedene Wandlungen
        • Hauptwirkungen
      • II. Empfindungslose Vereinigung oder Nacht des Geistes
    • § IV. Verwandelnde Vereinigung (Geistliche Vermählung)
      • Wesen derselben
      • Wirkungen derselben
    • NACHTRAG : Der Quietismus oder der falsche Mystizismus
      • Der Quietismus des Molinos
      • Der Quietismus des Fenelon
      • Der Halb-Quietismus

III. KAPITEL: AUßERGEWÖHNLICHE MYSTISCHE VORGÄNGE

  • I. ABSCHNITT: GÖTTLICHE EINWIRKUNGEN
    • Privatoffenbarungen: deren Wesen
    • Anleitung zu deren Beurteilung
    • Psycho-physiologische Erscheinungen
      • Von der Stigmatisation im besonderen
      • Unterscheidendes von den krankhaften Erscheinungen
  • II. ABSCHNITT: TEUFLISCHE EINWIRKUNGEN

IV. KAPITEL: STRITTIGE FRAGEN

  • Ursache dieser Streitfragen
  • Ist die Beschauung mittelbar oder unmittelbar?
  • Ist der Ruf zur Beschauung allgemein?
  • Wann kann man von Beschauung sprechen?

SCHLUSS: Leitung beschaulicher Seelen

NACHWORT

ANHANG

Das Vorwort zur sechsten Auflage (fast ganz)

Wie der Titel besagt, sind diese kurzen Ausführungen keine vollständige Abhandlung, sondern ein Auszug, der eingehenderen und tiefschürfenderen Studien als Rahmen dienen könnte. Um jedoch die Trockenheit einer so knapp gefassten Darbietung zu vermeiden, haben wir es uns angelegen sein lassen, neben geeigneten zur Frömmigkeit anregenden Erwägungen jene Punkte weiter auszuführen, die wesentlich zur Gestaltung des inneren Lebens beitragen. Solche sind das Einwohnen des Heiligen Geistes in der Seele, unsere Einverleibung in Christus, der Anteil der Gottesmutter an unserer Heiligung, das Wesen der Vollkommenheit und die Notwendigkeit, danach zu streben. Dasselbe gilt beim Betreten der drei Wege. Was die Seelen zum Vertrauen, zur Liebe und zur Übung der Tugenden führen kann, bei dem verweilen wir länger.

Da das Dogma die Grundlage der aszetischen Theologie bildet und die Darlegung von dem, was Gott für uns getan hat und noch unaufhörlich tut, bei uns der wirksamste Antrieb zur wahren Frömmigkeit ist, waren wir darauf bedacht, kurz an die Glaubenswahrheiten zu erinnern, auf die sich das innere Leben gründet. Unsere Abhandlung ist also zunächst belehrend und darauf angelegt, zu zeigen, dass die christliche Vollkommenheit logisch aus unseren Dogmen, besonders aus dem Zentraldogma der Menschwerdung, sich ergibt. Sie ist aber gleichzeitig auch von praktischem Wert, denn nichts ist so geeignet, uns zu stärken und zu beharrlichen Anstrengungen zu befähigen, welche die eigene Besserung und die Tugenden erfordern, als ein erleuchteter und lebendiger Glaube. Daher sind wir schon im ersten Teil bemüht, aus unsern Dogmen die daraus sich von selbst ergebenden praktischen Schlussfolgerungen zu ziehen, die allgemeinen Mittel zur Vollkommenheit daraus herzuleiten und unsere Leser anzuregen, das in die Tat umzusetzen, was sie aufmerksam gelesen haben. "Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach" (Jak 1, 22).

Im zweiten, ausserordentlich praktischen Teil werden wir ebenso unsere Folgerungen auf die im ersten Teile dargelegten Dogmen stützen, besonders auf unsere Einverleibung in Christus und das Wohnen des Heiligen Geistes in uns. Die Reinigung der Seele vollzieht sich auf vollkommene Weise nur dadurch, dass wir demjenigen einverleibt werden, der die Quelle aller Reinheit ist. Die positive Übung der christlichen Tugenden ist nie leichter, als wenn wir denjenigen in uns hinabziehen, der sie in ihrer Fülle besitzt und so sehnlich wünscht, sie uns mitzuteilen. Was die innige und gewohnheitsmässige Vereinigung mit Gott angeht, so wird diese sich nur dann ganz verwirklichen, wenn sie unter dem Auge und der Leitung der in uns wohnenden Heiligsten Dreifaltigkeit sich vollzieht. So wird unser Fortschritt in den drei großen Abstufungen des geistlichen Lebens d. h. unsere allmähliche Einverleibung in Christus und unsere immer mehr sich vervollständigende Zugehörigkeit zum Geist, dem Heiligmacher, gekennzeichnet werden.

Diese enge Verbindung mit dem menschgewordenen Wort und seinem göttlichen Geist schließt eine sehr tätige Aszese nicht aus, setzt sie vielmehr voraus. Der heilige Paulus, der unsere Einverleibung in Christus und unsere Verbindung mit Gott so herrlich beleuchtet hat, betont nichtsdestoweniger die Notwendigkeit des Kampfes gegen die Neigungen des alten Menschen, gegen die Welt und die Geister der Finsternis. Eben deshalb haben wir bei der Behandlung der drei Wege oft vom geistllchen Kampf gesprochen, von energischen Anstrengungen, von Abtötung, Versuchungen, Niederlagen, Erhebungen, nicht nur für Anfänger, sondern auch für fortgeschrittene Seelen. Man muss immer der Wirklichkeit Rechnung tragen, daher bei Besprechung der innigen Vereinigung mit Gott und dem Frieden, der daraus hervorgeht, daran erinnern, wie die heilige Theresa von Avila es tut, dass der geistliche Kampf erst mit dem Tod aufhöre.

Aber dieser unaufhörliche Kampf, dieser Wechsel von Tröstungen und Prüfungen, hat nichts Furchtbares für die großmütigen Seelen, die in der Stille ebenso wie im Sturm immer mit Gott vereint sind.

Wir schreiben besonders für Seminaristen und Priester, aber wir hoffen, dass das Buch auch den religiösen Genossenschaften von Nutzen sein wird, ebenso wie zahlreichen Weltchristen, die das innere Leben pflegen, um das Apostolat desto wirksamer auszuüben.

Vor allem werden wir die sicheren oder allgemein angenommenen Lehren darlegen, den strittigen Fragen nur sehr beschränkten Raum schenken. Ohne Zweifel gibt es im geistlichen Leben viele Methoden. Die besonnensten Vertreter derselben stimmen in dem, was für die Seelenleitung wirklich von Bedeutung ist, überein. Dieses allgemein Angenommene ist es, was wir darlegen wollen. Wir werden versuchen, es in möglichst logischer und psychologischer Folge zu tun. Hie und da werden wir freilich eine gewisse Vorliebe für die Geistesrichtung der französischen Schute des 17. Jahrhunderts zeigen, die sich auf den Lehren eines hl. Paulus und eines hl. Johannes aufbaut und so ganz mit der klassischen Lehre des hl. Thomas von Aquin übereinstimmt. Wir erklären jedoch in aller Offenheit, dass wir voller Hochschätzung für die anderen Schulen sind und dass wir vieles ihnen zu entlehnen gedenken. Im übrigen werden wir darauf mehr bedacht sein, das sie Verbindende als das sie Trennende hervortreten zu lassen.

Quelle

Adolphe Tanquerey, Grundriss der aszetischen und mystischen Theologie, ins deutsche übertragen von P. Johannes Sternaux SJ, Sociéte de saint Jean L`Evangéliste, Desclée & Cie Paris, Tournai (Belg.) Rom 1935 (1104+Anhang mit 32 Seiten; Imprimatur Tornaci, die 28 Januarii 1931 J. Blampain, Vic. Gen.). Unveränderter Nachdruck im Sarto Verlag Bobingen 2020 (1136 Seiten, ISBN 978-3-96406-030-3).