Engel: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 2. November 2024, 13:48 Uhr
Engel (hebräisch מַלְאׇכִים mal’ākhîm „Boten“, altgriechisch ἄγγελος ángelos, lat. angelus; Bote) sind Geschöpfe, welche Vernunft und freien Willen, aber keinen Leib haben. Judentum, Christentum und Islam kennen Engel als Geistwesen in (geflügelter) Menschengestalt. Gott hat die Engel erschaffen, dass sie ihn anbeten, ihn lieben, ihm dienen, und die Menschen beschützen. Häufig treten Engel als Überbringer göttlicher Botschaften auf.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Existenz der Engel
- 2 Wesen der Engel
- 3 Der Katechismus der Katholischen Kirche
- 4 Wie wirken die Engel und die Dämonen?
- 5 Engelgruppen in der Heiligen Schrift
- 6 Engel in der Tradition
- 7 Bildliche Darstellungen von Engeln
- 8 Präfation von den Engeln
- 9 Lehramtliches
- 10 Literatur
- 11 Verehrungsformen
- 12 Weblinks
- 13 Anmerkungen
Existenz der Engel
Gott erschuf am Anfang der Zeit Geistwesen in (geflügelter) Menschengestalt aus dem Nichts. Diese Lehre wurde durch das Vierte Laterankonzil und das Erste Vatikanische Konzil bekräftigt.
Gemäß der Heiligen Schrift ist die Anzahl der Engel sehr groß (Hebr 12, 22; Dtn 7, 10; Offb 5, 11; Mt 26 35). Es werden neun Chöre der Engel genannt:
- Seraphim, Cherubim und Throne (Jes 6, 2; Gen 3, 24; Kol 1, 16)
- Herrschaften, Gewalten und Fürsten (Eph 1, 21)
- Mächte (Kräfte), Erzengel (Erzengel Michael, Erzengel Gabriel, Erzengel Raphael) und Engel.
Der Glaube an Engel ist im Judentum, im Christentum und im Islam verankert. Die Existenz der Engel wurde zu Jesu Zeiten von den Sadduzäern geleugnet (Apg 23,8).
Die frühchristlichen Apologeten erwähnen in ihren Schriften die Engel (z.B. Justin, Apol. I 6; Athenagoras, Suppl. 10). Im 6. Jahrhundert verfasste Pseudo-Dionysius Areopagita eine Monographie über die Engel mit dem Titel: De coelesti hierarchia (Über die himmlische Hierarchie). Die Engelhierarchie ist ihm zufolge dreigliedrig:
Erste (oberste) Hierarchie: Seraphim, Cherubim, Throne
Zweite Hierarchie: Herrschaften, Mächte, Gewalten
Dritte Hierarchie: Fürsten, Erzengel, Engel.
Die Heiligen Augustinus und Gregor der Große befassten sich eingehend mit der Engellehre. Die Liturgie gibt ebenfalls Zeugnis vom Glauben an die Engel. <ref>Johannes Bonaventura: Breviloquium#8. Kapitel: Befestigung der guten Engel.</ref>
Die himmlischen Geister sind die Ersterschaffenen (Gen 1, 3) und älteren Brüder der Menschen (Maria von Agreda: Leben der jungfräulichen Gottesmutter Maria, Buch 1, Nr. 254; vgl. auch Lk 15, 25) und Mitknechte Gottes, die das Zeugnis Jesu festhalten (Offb 19,10).
Wesen der Engel
Nach Thomas von Aquin sind Engel immaterielle Wesen, sie bestehen aus reiner Form und besitzen keine Materie. Das Vierte Laterankonzil und das Erste Vatikanische Konzil unterscheiden ausdrücklich eine geistige Schöpfung und eine körperliche Schöpfung und setzen die geistige Schöpfung mit den Engeln gleich.
Die Tradition stellte Engel selten eindeutig als männlich oder weiblich dar. Das Männliche und das Weibliche lebt in den Engeln, und zwar in einer heiligen Ordnung. Auch wenn die biblischen Erzengel Michael, Gabriel und Rafael männliche Namen tragen, ist etwa bei Gabriel, der Maria die Empfängnis Jesu ankündigte, nicht ganz klar, ob er männlich oder weiblich ist.
Der Katechismus der Katholischen Kirche
Die Existenz der Engel – eine Glaubenswahrheit
Dass es geistige, körperlose Wesen gibt, die von der Heiligen Schrift für gewöhnlich „Engel“ genannt werden, ist eine Glaubenswahrheit. Das bezeugt die Schrift ebenso klar wie die Einmütigkeit der Überlieferung.
Wer sind sie?
Der hl. Augustinus sagt: „,Engel‘ bezeichnet das Amt, nicht die Natur. Fragst du nach seiner Natur, so ist er ein Geist; fragst du nach dem Amt, so ist er ein Engel: seinem Wesen nach ist er ein Geist, seinem Handeln nach ein Engel“ (Psal. 103,1,15). Ihrem ganzen Sein nach sind die Engel Diener und Boten Gottes. Weil sie „beständig das Antlitz meines Vaters sehen, der im Himmel ist“ (Mt 18,10), sind sie „Vollstrecker seiner Befehle, seinen Worten gehorsam“ (Ps 103, 20).
Als rein geistige Geschöpfe haben sie Verstand und Willen; sie sind personale [Vgl. Pius XII.: DS 3891] und unsterbliche [Vgl. Lk|20|36] Wesen, die alle sichtbaren Geschöpfe an Vollkommenheit übertreffen.
Christus „mit all seinen Engeln“
Christus ist das Zentrum der Engelwelt. Es sind seine Engel: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm .. (Mt 25, 31). Sie sind sein, weil sie durch ihn und auf ihn hin erschaffen sind: „Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“ (Kol 1, 16). Sie sind erst recht deshalb sein, weil er sie zu Boten seines Heilsplanes gemacht hat: „Sind sie nicht alle nur dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?“ (Hebr 1,14).
Sie sind da, seit der Welterschaffung [Vgl. Ijob 38, 7], wo die Engel „Gottessöhne“ genannt werden] und im Laufe der ganzen Heilsgeschichte; sie künden von ferne oder von nahe das Heil in und dienen dem göttlichen Plan, es zu verwirklichen. Sie schließen das irdische Paradies ab [Vgl. Gen 3, 24], beschützen Lot [Vgl. Gen 19], retten Hagar und ihr Kind [Vgl. Gen 21, 17], gebieten der Hand Abrahams Einhalt [Vgl. Gen|22|11], teilen dem Volk das Gesetz mit [Vgl. Apg|7|53], führen das Gottesvolk [Vgl. Ex|23|20–23], kündigen Geburten [Vgl. Ri|13] und Berufungen an [Vgl. Ri|6|11–24; Jes 6, 6], stehen den Propheten bei [Vgl. 1 Kön 19, 5], um nur einige Beispiele zu nennen. Schließlich erscheint der Engel Gabriel, um die Geburt des Vorläufers und die Geburt Jesu selbst anzukündigen [Vgl. Lk 1,11.26].
Von der Menschwerdung bis zur Himmelfahrt ist das Leben des fleischgewordenen Wortes von der Anbetung und dem Dienst der Engel umgeben. Als Gott „den Erstgeborenen in die Welt einführt, sagt er: ,Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen“‘ (Hebr 1, 6). Ihr Lobgesang bei der Geburt Christi – „Ehre sei Gott ...“ (Lk 2, 14) – klingt im Lobpreis der Kirche weiter. Sie beschützen Jesus im Kindesalter [Vgl. Mt 1, 20; Mt 2, 13.19], dienen ihm in der Wüste [Vgl. Mk 12; Mt 4, 11], stärken ihn in der Todesangst [Vgl. Lk 22, 43], und sie hätten ihn auch – wie einst Israel [Vgl. 2 Makk 10, 29–30; 2 Makk 11, 8] – aus der Hand der Feinde retten können [Vgl. Mt 26, 53]. Die Engel sind es auch, die „evangelisieren“ (Lk 2,10), indem sie die frohe Botschaft der Menschwerdung [Vgl. Lk 2, 8–14] und der Auferstehung [Vgl. Mk 16, 5–7] Christi verkünden. Bei der Wiederkunft Christi, die sie ankündigen [Vgl. Apg 1, 10–11], werden sie ihn begleiten und ihm bei seinem Gericht dienen [Vgl. Mt 13, 41; Mt|25|31; Lk 12, 8–9]
Die Engel im Leben der Kirche
Bis zur Wiederkunft Christi kommt die geheimnisvolle, mächtige Hilfe der Engel dem ganzen Leben der Kirche zugute [Vgl. Apg 5, 18–20; Apg 8, 26–29; Apg 10, 3–8; Apg 12, 6–11; Apg 27, 23–25].
In ihrer Liturgie vereint sich die Kirche mit den Engeln, um den dreimal heiligen Gott anzubeten [Vgl. MR, „Sanctus“]; sie bittet um deren Beistand [So im „Supplices te rogamus ...“ des römischen Hochgebetes, im „In paradisum deducant te angeli ...“ der Bestattungsliturgie und auch im „Cherubinischen Hymnus“ der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus] und feiert insbesondere das Gedächtnis gewisser Engel (der heiligen Michael, Gabriel und Raphael und der heiligen Schutzengel). (Wörtlich aus: KKK 328-335).
Die Prüfung der Engel
Die Engel und die Menschen, intelligente und freie Geschöpfe, müssen ihrer letzten Bestimmung aus freier Wahl entgegengehen und ihr aus Liebe den Vorzug geben. Sie können darum auch vom Weg abirren und sie haben auch tatsächlich gesündigt. So ist das moralische Übel in die Welt gekommen, das unvergleichlich schlimmer ist als das physische Übel. Gott ist auf keine Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels [Vgl. Augustinus, lib. 1,1,1; Thomas v. A., s. th. 1–2,79, 1]. Er lässt es jedoch zu, da er die Freiheit seines Geschöpfes achtet, und er weiß auf geheimnisvolle Weise Gutes daraus zu ziehen:
- „Der allmächtige Gott ... könnte in seiner unendlichen Güte unmöglich irgend etwas Böses in seinen Werken dulden, wenn er nicht dermaßen allmächtig und gut wäre, dass er auch aus dem Bösen Gutes zu ziehen vermöchte“ (Augustinus, enchir. 11,3) (Wörtlich aus: KKK 311).
Die Schrift spricht von einer Sünde der gefallenen Engel (2 Petr 2,4). Ihr "Sündenfall" besteht in der freien Entscheidung dieser geschaffenen Geister, die Gott und sein Reich von Grund auf und unwiderruflich zurückwiesen. Wir vernehmen einen Widerhall dieser Rebellion in dem, was der Versucher zu , unseren Stammeltern sagte: "Ihr werdet sein wie Gott " (Apg Gen 3, 5). Der Teufel ist "Sünder von Anfang an" (Apg 1 Joh 3, 8), "der Vater der Lüge" (Joh 8, 44).
Wegen des unwiderruflichen Charakters ihrer Entscheidung und nicht wegen eines Versagens des unendlichen göttlichen Erbarmens kann die Sünde der Engel nicht vergeben werden. „Es gibt für sie nach dem Abfall keine Reue, so wenig wie für die Menschen nach dem Tode“ (Johannes von Damaskus, f.o. 2,4). (KKK 392-393).
Gott hat die stolzen Engel bestraft, indem er sie verworfen und in die Hölle verstoßen hat (2 Petr 2, 4). Die verworfenen Engel werden böse Geister, Dämonen oder Teufel genannt. Es waren ein Drittel aller geschaffenen Geister (vgl. Offb, 12, 4). Die durch den Fall der abtrünnigen Engel leer gewordenen Plätze im Himmel werden von Menschen besetzt,<ref> Johannes Bonaventura: Lignum vitae#Jesus der Heerführer (S. 50): ... So ist er (Christus) aufgefahren in die Höhe, hat gefangen geführt die Gefangenschaft (Eph 4, 8), hat das Tor des Himmels geöffnet, den Weg für die ihm Nachfolgenden gebahnt, die Verbannten in sein Reich eingeführt und sie zu Mitbürgern der Engel und Hausgenossen Gottes gemacht. Auf diese Weise hat er die durch den Sündenfall entstandenen Lücken in den Reihen der Engel wieder ausgefüllt, die Ehre des ewigen Vaters reichlichst ersetzt und selbst sich als Herrn der Heerscharen erprobt. ; Ludwig Maria Grignion: Die Liebe zur ewigen Weisheit#1. Im Rat der Gottheit; Heinrich Seuse: Büchlein der Ewigen Weisheit (S. 72): Da stehen die ewigen, von unbegreiflichem Licht umflossenen Throne, von denen die bösen Geister gestürzt wurden, sie gehören jetzt den Auserwählten.</ref> denn Gott "stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen" (Lk 1, 52). Deshalb ist der Neid des Teufels auf den Menschen so groß (vgl. Weish 2, 24).
Gott hat die gut gebliebenen Engel mit der ewigen Seligkeit im Himmel belohnt. Die Engel haben durch ihre Prüfung den Himmel verdient, wie wir im Rituale Romanum des Papstes Pius V. lesen: Der heilige Erzengel Michael habe verdient, Führer der himmlischen Heerscharen zu werden.
Die guten Engel sind den Menschen wohlgesinnt:
- sie lieben die Menschen
- sie beschützen die Menschen an Leib und Seele
- sie mahnen die Menschen zum Guten und bitten für sie.
Die Engel, welche Gott besonders zum Schutz der Menschen bestimmt hat, werden Schutzengel genannt.
Wie wirken die Engel und die Dämonen?
Der heilige Ignatius von Loyola schreibt zur Unterscheidung der Geister in seinem Exerzitienbuch: Bei denen, die vom Guten zum Besseren voranschreiten, berührt der gute Engel die Seele sanft, gelind und mild, wie ein Wassertropfen, der in einen Schwamm eindringt; der böse Engel hingegen berührt sie scharf, laut und geräuschvoll, wie wenn ein Wassertropfen auf hartes Gestein fällt; diejenigen aber, die vom Bösen zum Schlechteren voranschreiten, werden von den vorhin genannten Geistern auf die entgegengesetzte Weise berührt. Der Grund hiervon liegt darin, dass die Verfassung der Seele den erwähnten Engeln entweder entgegengesetzt oder gleichartig ist. Ist sie nämlich entgegengesetzt, so dringen die Geister mit Geräusch und Lärm ein, so dass man sie leicht gewahren kann; ist sie aber ähnlich, so tritt der Geist in aller Stille ein, so wie in sein eigenes Haus bei offener Türe.
Die dreigliedrige Kirche - die Gemeinschaft der Heiligen
deutsch | lateinisch | göttliche Tugend | Wer | Wo |
---|---|---|---|---|
Die triumphierende Kirche | ecclesia triumphans | liebende | Engel und Heilige | in der Anschauung Gottes oder der Heimat des Himmels |
Die leidende Kirche | ecclesia patiens | hoffende | Arme Seelen | im Läuterungsort oder dem Fegfeuer |
Die kämpfende oder streitende Kirche | ecclesia militans | glaubende | Pilger | in der Fremde (2 Kor 5, 6+9), der Erde oder der Welt |
Engelgruppen in der Heiligen Schrift
Vier Lebewesen (Ez 1, 5-28 / Offb 4, 7). Sie werden den Vier Evangelien zugeordnet.
Die sieben Geister vor Gottes Thron (Offb 1, 4 / Offb 4, 5 / Offb 5, 6).
Sieben Gemeindeengel (Offb 1, 20 / Offb 2+3).
Vier Engel an den Ecken der Erde, die die Vier Winde festhalten (Offb 7, 1 / Mk 13, 27).
Sieben Posaunenengel (Offb 8-11).
Vier Engel, die am Euphrat gefesselt sind (Offb 9,14).
Drei Engel, die das Gericht ankündigen (Offb 14, 6-13).
Drei Ernteengel (Offb 14, 14-16).
Sieben Zornschalenengel (Offb 15+16).
Zwölf Engel auf den Toren des Himmlischen Jerusalem (Offb 21, 9 - Offb 22, 5; vgl. Datei:Himmlisches Jerusalem.jpg).
Engel in der Tradition
- Schutzengel der Tabernakel (Gebetsbüchlein: Geborgen in Gott, Tag- und Nachtgebete", Adamas Verlag Köln 1999, S. 106 (5. Auflage; kirchliche Druckerlaubnis durch Kardinal Joachim Meisner).
Bildliche Darstellungen von Engeln
Engeldarstellungen haben eine lange Tradition und waren vor allem in der christlichen Ikonographie zu finden. Auch in alten Illustrationen aus islamisch geprägten Kulturen wurden Engel abgebildet.
Ein früher Bericht über die bildliche Darstellung von Engeln findet sich im Alten Testament (2 Chr 3, 10–13; Datum der Niederschrift ca. 5. Jahrhundert vor Chr.). Zwei Engelsskulpturen (Cherubim) schmückten den Tempel Salomos. Größe und Bau werden genau beschrieben, die Engel sind mit Flügeln dargestellt.
Die Darstellung von himmlischen Wesen mit angedeuteten oder tatsächlichen Schwingen findet sich schon in Bildern alt-ägyptischer, in der Regel weiblicher, Gottheiten. Die Flügel sind meist nicht separat am Rücken, sondern in Form von Federreihen an den Armen angesetzt.<ref>Isis. In: Benjamin Hederich: Gründliches mythologisches Lexikon. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1986, ISBN 3-534-03489-9, Sp. 1373–1387 (Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1770).</ref>
Frühchristliche Kunst stellt Engel als Jünglinge und noch ohne Flügel dar. In den Bildern aus dem 3. Jahrhundert in den Priscilla-Katakomben Roms ist der „Bote Gottes“ nur aus dem Kontext der Figuren zu erkennen. Damit wird jede Ähnlichkeit mit den geflügelten Genien der Antike vermieden.<ref>Peter W. Hartmann: Engel. In: Ders.: Das Kunstlexikon. Selbstverlag, Sensheim 1997, ISBN 3-9500612-0-7.</ref> Auch wenn durch christliche Schriftsteller dieser Epoche wie Tertullian Engel schon als geflügelte Wesen erwähnt werden,<ref>Tertullian (Autor): Apologeticum = Verteidigung des Christentums. 4. Auflage. Kösel-Verlag, München 1992, Kap. 22.</ref> so beginnt die Kunst erst über hundert Jahre später, sie mit Flügeln darzustellen. Meist sind die Engel mit einer weißen Tunika bekleidet.
Auch in der Gotik werden Engel in der abendländischen Kunst als Jünglinge dargestellt. Sie werden unter dem Einfluss byzantinischer Darstellung prachtvoller gekleidet<ref>Heinrich und Margarethe Schmidt: Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst. Ein Führer zum Verständnis der Tier-, Engel- und Mariensymbolik. München 2007.</ref> oder tragen den Habit eines Mönchs. Es werden ihnen mächtigere Schwingen gegeben, ein Heiligenschein zeigt ihre Lichtgestalt an. In den Darstellungen zur Apokalypse sind Engel als Helfer beim Weltgericht vor allem in der Spätgotik zu finden, auch Darstellungen der Erzengel als kämpferische Schutzpatrone in zeitgenössischer Rüstung.<ref>z. B. Henriette Mendelsohn: Die Engel in der bildenden Kunst. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte der Gotik und der Renaissance. Behr Verlag, Berlin 1907.</ref>
In der islamischen Kunst tauchen Engel nicht vor dem 12. Jahrhundert auf.
In den vielfältigen Szenen der Renaissance mit der Verkündigung an Maria, die Mutter Jesu oder Weihnachtsszenen werden vor allem der Erzengel Gabriel oder Gruppen lobpreisender Engel dargestellt. Die im Stil der Epoche gemalten Engel sind z. B. durch die Bilder von Giotto und Raffaelo bekannt.
Auch im Barock werden Engel weiter in ihrer Majestät prachtvoll dargestellt, es werden aber auch die auf hellenistische und byzantinische Vorbilder zurückgehende Kinderengel (Putten) sehr populär. Zumindest seit Caravaggio vermischen sich Engeldarstellungen mit der Art, wie schon in der Antike der Liebesgott Eros/Amor abgebildet wurde.
Durch den Einfluss des Zeitalters der Aufklärung trat die Darstellung von Engeln in der Kunst zurück. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden sich anstelle der traditionellen jünglingshaften Darstellung häufig weibliche Engelsdarstellungen in der bildenden Kunst. Beispiele für Engelsdarstellungen in der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts finden sich bei Paul Klee oder bei Ernst Fuchs.
Präfation von den Engeln
Im Rahmen der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde eine eigene Präfation für die heilige Messe den den Festen der Engel eingeführt:
"In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Allmächtiger Vater, zu danken und in der Herrlichkeit der Engel deine Macht und Größe zu preisen. Denn dir gereicht es zur Verherrlichung und zum Lob, wenn wir sie ehren, die du erschaffen hast. An ihrem Glanz und ihrer Würde erkennen wir, wie groß und über alle Geschöpfe erhaben du selbst bist. Dich, den ewigen Gott, rühmen sie ohne Ende durch unsern Herrn Jesus Christus. Mit ihrem Lobgesang lass auch unsere Stimmen sich vereinen und voll Ehrfurcht rufen: Heilig, heilig, heilig ..."
Lehramtliches
- 1986 Sechs Katechesen über die Engel
- 17. Dezember 2001 Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, Nr. 213-217.
Literatur
- → Thomas von Aquin: Compendium theologiae: Kapitel 125-126 (Von den Stufenreihe und Ordnung der Engel).
- → Hildegard von Bingen: Der Weg der Welt - Wisse die Wege, Buch I. DIE SECHSTE VISION: VON DEN ENGELCHÖREN, Buch III. DIE ERSTE VISION: VOM ENGELSTURZ
- Ferdinand Holböck: Vereint mit den Engeln und Heiligen, Christiana Verlag Stein am Rhein 1984 (449 Seiten; 1. Auflage; Die kirchliche Druckerlaubnis erteilte das Erzbischöfliche Ordinariat Salzburg. Zl 1051/83, 10. November 1983; ISBN 3-7171-0855-7).
- Johannes Heinrich Oswald: Angelologie. Das ist die Lehre von den guten und bösen Engeln im Sinne der katholischen Kirche dargestellt von Dr. Johannes Heinrich Oswald, Ferdinand Schöningh Verlag 1889 (213 Seiten, 2. verbesserte Auflage 1889, in Frakturschrift); Reprint (jedoch nicht in Frakturschrift) mit einem Anhang »Christlicher Glaube und Dämonenlehre« der Kongregation für die Glaubenslehre. Verlagsbuchhandlung Sabat Kulmbach 2021 (191 Seiten, 4. Auflage, ISBN 978-3-943506-32-7).
- Gabriele Waste: Katholische Engellehre Fundamente – Entfaltung – Dogma, Verlagsbuchhandlung Sabat 2020 (1. Auflage, Hardcover, 112 Seiten, ISBN 978-3-943506-79-2).
- Barbara Stühlmeyer, Mit Bildern von Sabine Böhm: Engel, die andere Wirklichkeit. DeBehr, Radeberg 2011 (1. Auflage; 70 Seiten; ISBN 10: 3939241474).
- Hildegard Strickerschmidt: Das Geheimnis der Engel : Visionen & Meditationen der Hildegard von Bingen, St. Benno Verlag Leipzig 2017 (141 Seiten, ISBN 978-3-7462-4992-6 Festeinband).
- Heinrich Schipperges: Die Welt der Engel bei Hildegard von Bingen. Otto Müller Verlag Salzburg 1963 (200 Seiten) oder Herder Verlag Freiburg 1997 (150 Seiten).
- Mönche von Le Barroux: Katechismus der Engel, Verlagsbuchhandlung Sabat Kulmbach 2023 (384 Seiten, mit einem 16-seitigen farbigen Bildteil; ISBN 978-3943506723).
- Heinrich Krauss: Die Engel. Überlieferung, Gestalt, Deutung. Beck Wissen, München, 2000.
- Herbert Vorgrimmler: Wiederkehr der Engel? Ein altes Thema neu durchdacht. Topos, Kevelaer 1991.
- Uwe Wolf: Alles über Engel. Herder, Freiburg, 2001.
- Franz Edlinger: Engel & Teufel: ein Abschiedsbrief. dip3-Bildungsservice Wilhering 2014 (1. Auflage; 64 S.; ISBN 978-3-903028-05-0 geh.).
- Alfred Läpple: Die Boten Gottes in Kultur und Glauben. Fe Medienverlag 2011.
- Georg Blaskó: Die angelologischen Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils, herausgegeben von Prof. Dr. Walter Waitz Innsbruck (ohne Datum; Zusammenfassung der kirchlichen Tradition des Denzinger-Hünermann).
- Denis Borel: Engel, Wunder und Dämonen, Phänomene zwischen Himmel und Erde Sankt Ulrich Verlag (176 Seiten).
- Giovanni Sien:, Pater Pio: Das ist die Stunde der Engel L´Archangelo Verlag 1976 (im Auftrage P. Pios geschrieben; Mit kirchlicher Druckgenehmigung).
- Maria Pia Giudici: Die Engel - in der Heiligen Schrift und im christlichen Leben, Verlag Grignion Verlag Altötting 1996 (Imprimatur Rom, 4. Juni 1996 Remigio Ragonesi, Viceger.).
- Handbuch der Dogmengeschichte Band II/2b: Johann Michl|André Caquot/George Tavard: Die Engel, 1968 (1. Auflage, 102 Seiten, ISBN 978-3-451-00704-0).
- Gerhard Adler: Die Engel des Lichts (158 Seiten) Christiana Verlag.
- Friedrich von Lama: Büchlein von den Engeln (150 Seiten) Christiana Verlag.
- Anne Bernet, Die Engel, Unsere himmlischen Helfer, (445 Seiten) Parvis-Verlag 1998 (ISBN 3-907523-89-X).
- Walter Hildebrand: Engel gibt es - Engel-Reihe, Band 1 Mediatrix Verlag 1987 (ISBN 3-85406-091-2; 1. Aufl.).
- Alfons Maria Weigl: Vergesst eure heiligen Engel nicht Grignion-Verlag 1981 (56 Seiten; 38. Auflage).
- Palmatius Zilligen: Im Strahlfeld des Engels Grignion Verlag.
- Die Engel, Geheimarmee des Himmels Grignion Verlag.
- Quiz-Spiel Engel 100 Fragen & Antworten, 7 Schwierigkeitsstufen St. Benno Verlag (bei Mediatrix-Verlag erhältlich).
- R. Hammerstein, Die Musik der Engel, Bern 1962
- O. Hophan, Die Engel Luzern 1956
- H. Kühn, Das Reich des lebendigen Lichtes, Berlin 1947
- J. Michl, Die Engelvorstellungen in der Apokalypse, I. Teil Die Engel um Gott, München 1938
- L. Kurz, Gregors des Grossen Lehre von den Engeln, Rottenburg am Neckar 1938
- K. Pelz, Die Engellehre des hl. Augustinus
- E. Peterson, Das Buch von den Engeln, Stellung und Bedeutung der heiligen Engel im kultus, Leipzig 1935.
- Chr. Pesch, Die heiligen Schutzengel, Freiburg 1917
- G. Kurze, Der Engels- und Teufelsglaube des Apostels Paulus, Freiburg 1915
- M. Dibelius, Die Geisterwelt im Glauben des Paulus, Göttingen 1909
- Joseph Anton Keller: Zweihundertfünfzehn Engels-Geschichten zur Belebung des Vertrauwens auf den Schutz und die Fürbitte der heiligen Engel. - Gesammelt und herausgegeben, Kirchheim Verlag Mainz 1901 (3., vermehrte Auflage; 284 Seiten); [1] ISBN 978-3-03806-105-2.
- O. Everling, Die paulinische Angelologie und Dämonologie, Göttingen 1888
- Gertrud Dorner: Gebete zu den heiligen Engeln Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz (20 Seiten; 11. Auflage).
- Ich sah meinen Engel. Jugenderinnerungen einer Gottbegnadeten. Von Schwester Maria Antonia (Cecy Cony) Franziskanierin von der Buße und der christlichen Liebe. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1954 (160 Seiten; Erste Auflage).
- Jean-Joseph Gaume: Die Lehre von dem heiligen Geiste, oder Geschichte der beiden Geister, die sich um die Herrschaft der Welt streiten, und der beiden Staaten, die sie gebildet haben, nebst den Beweisen von der Gottheit des heiligen Geistes, von der Natur und Ausdehnung seines Einflusses auf den Menschen und auf die Welt, aus dem französischen übersetzt von A. Holm, Georg Joseph Manz Verlag, ERSTER BAND: 1864 (452 Seiten); ZWEITER BAND: 1865 (573 Seiten).
→ Schutzengel, Werk der heiligen Engel
Verehrungsformen
Bezogen auf | Kult (cultus) | Ausüben des Kultes | Hingabeakt |
---|---|---|---|
Gott: Gott Vater, Jesus Christus, Heiliger Geist | Anbetung - adoratio, latria | anbeten (adorare) + opfern (sacrificare) |
Opfer, Weihe |
Maria von Nazareth | Hochverehrung (hyperdulia) | hochachten (magnificere) | Weihe (im Sinn von Bündnis) |
Heilige und Engel | Verehrung (dulia) | anstaunen, bewundern (mirari) | Weihe (im Sinn von Bündnis) |
Weblinks
- Die Bedeutung der heiligen Engel in der Heilsgeschichte Gottes Radio Horeb am 27. Dezember 2017 von Ralph Weimann
- Engel - unsichtbare Begleiter und machtvolle Beschützer Radio Horeb, Interview mit Peter Sonneborn am 28.09.2024 - Laufzeit: 00:45:37
- Engel auf exorzismus.net (u.a. mit den Engel-Katechesen von Papst Johannes Paul II.)
- Gibt es Engel? Kath.net am 4. März 2012 Ein Vortrag von Pater Bernhard Speringer
- 12 Dinge, die jeder Christ über die Engel wissen sollte CNA am 5. August 2019
- 10 Einblicke in das verborgene Leben der Engel CNA am 21. August 2020
- Engel: Die Unterscheidung zwischen Glaubensinhalten und Esoterik Peter Sonneborn und Mira Amend auf YouTube
Anmerkungen
<references />