Vulgata

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Die Vulgata bzw. 1979 erstellte Nova Vulgata (Neue Vulgata) ist die lateinische allgemein übliche Übersetzung der Heiligen Schrift, welche in der lateinischen Liturgie zu verwenden ist.

Geschichte

Im Auftrag von Papst Damasus I. begann im Jahre 383 der heiligen Hieronymus mit einer Revision schon vorhandener lateinischer neutestamentlicher Texte (Latina). Ab 390 übersetzte er das Alte Testament, wobei er nicht wie seine Vorgänger die griechische Septuaginta zugrunde legte, sondern den hebräischen Urtext. Für das Buch der Psalmen erstellt er zwei Übersetzungen: eine Revision der Übersetzung des Vetus-Latina-Textes aus dem Griechischen und eine aus dem Hebräischen.

Die Vulgata enthält
1) im Alten Testament
a) die von Hieronymus aus der "hebraica veritas" übersetzten Bücher sowie die von ihm nach einer "chaldäischen" Vorlage wiedergegebenen Bücher Tobit und Judit, die Ps jedoch in der Form des von ihm auf Grund der Hexapla des Origenes bearbeiteten sogenannten "Psalterium Gallicanum",
b) die von Hieronymus nicht übersetzten Bücher Weisheit, Jesus Sirach, Baruch, 1. und 2. Makkabäer in einer altlateinischen Textform;
2) im Neuen Testeament
a) Die von Hieronymus geschaffene Revision der Evangelien
b) einen altlateinischen Text der Apostelgeschichte, Briefe und Offenbarung des Johannes, von dem es um 1930 wieder strittig geworden ist, ob er von ihm revidiert wurde. <ref>Friedrich Stummer in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band X 1938, Artikel: Vulgata, Sp. 703.</ref>

Ab dem 8. bis 9. Jahrhundert setzte sich diese Übersetzung als Standardübersetzung im Westen durch und war die Bibel des Mittelalters.<ref>Bernhard von Clairvaux: Sämtliche Werke, lateinisch-deutsch, Bd. V: Sermones super Cantica Canticorum - Predigten über das Hohelied 1-38, Tyrolia Verlag Innsbruck 1994, Einleitung von Ulrich Köpf, S. 48.</ref> In der Mühe um den reinen Text zeichneten sich besonders Cassiodor (†570) aus, dann vor allem Alkuin (†804) und Theodulf von Orleans (†821). Auch Abt Stephan Harding (+1134) ließ in Citeaux die Vulgata mit Hilfe jüdischer Gelehrter revidieren.<ref>Vgl. BONIFATIUS FISCHER, Lateinische Bibelhandschriften im frühen Mittelalter (Vetus Latina. Die Reste der altlateinischen Bibel. Aus der Geschichte der lateinischen Bibel 11), Freiburg 1985. darin handelt der Altmeister der Vetus-Latina - Forschung über die Bibelausgaben des frühen Mittelalters, den Bibeltext und die Bibelreform unter Kar! dem Großen sowie über Alkuinbibeln.</ref>

Da im Laufe der Zeit manche Fehler eingedrungen waren und die einzelnen Ausgaben voneinander abwichen, da ferner das Ansehen der Vulgata gesunken war, bestimmte das Konzil von Trient im Jahre 1546, dass von den lateinischen im Umlauf befindlichen Übersetzungen die alte Vulgata-Ausgabe (Vetus Vulgata), die durch den langen Gebrauch so vieler Jahrhunderte in der Kirche erprobt sei, als authentisch (amtlich) zu gelten habe in öffentlichen Vorlesungen, Disputationen, Predigten und Erklärungen der Bibel." Es solle die Vulgata in Zukunft möglichst fehlerfrei gedruckt werden. Die Absicht des Konzils war es, zu erklären, dass die Vulgata nichts gegen Glaube und Sitte enthalte und im wesentlichen die gesamte Heilige Schrift inhaltlich treu wiedergebe,<ref>Demnach wird weder der hebräische und griechische Urtext dem katholischen Theologen verboten oder auch nur für unwichtig erklärt, noch der Vulgata textkritische Unfehlbarkeit zuerkannt. Es sagt nicht einmal, dass jeder Beweis aus der Vulgata schon ein Schriftbeweis im eigentlichen Sinn, sondern nur, dass er ein gültiger Beweis aus den Glaubensquellen ist. Das Dekret war notwendig, da seinerzeit das Latein in der ganzen gebildeten Welt noch fast ausschließlich die Sprache der wissenschaftlichen Lehre und Erörterung wie auch der festlichen Rede war, man also auch in theologischen Vorlesungen oder Disputationen und in Predigten die Belegstellen der Bibel lateinisch vortrug. aus: Friedrich Stummer in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band X 1938, Artikel: Vulgata, Sp. 704.</ref> so dass sie eine zuverlässige Glaubensquelle, ohne Gefahr eines Irrtums und als solche amtlich anerkannt und amtlich zu benutzen sei. Diese Authentizität ist nicht in erster Linie eine kritische, sondern vielmehr eine juridische zu nennen.<ref>Pius XII. Enzyklika Divino afflante Spiritu, Nr. 21; Päpstliche Bibelkommission: auch über die Autorität der Vulgata vom 20. August 1941; Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, Herder & Co., Freiburg im Breisgau 1926, Artikel: VulgataS. 322 (Imprimatur Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref>

Die vom Konzil von Trient gewünschte Verbesserung des Textes der Vulgata wurde unter Sixtus V. durchgeführt (1590 - Sixtina genannt), doch wurde dessen Ausgabe bald wieder zurückgezogen, und von eine endgültige Fassung Klemens VIII. 1592 (Clementina genannt) veröffentlicht. Leider enthielt sie zahlreiche Druckfehler, die auch in den Neudrucken von 1593 und 1598 (1599) und im gleichzeitig mit dem letzteren erschienenen Correctorium Romanum nicht alle ausgemerzt waren. Allein auch sonst erfüllte diese sog. editio Clementina die Wünsche der Textkritiker sehr unvollkommen. Doch blieb sie maßgebend.<ref>Friedrich Stummer in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band X 1938, Artikel: Vulgata, Sp. 704.</ref>

Pius X. hat am 3. Dezember 1907 den Benediktinerorden mit der Arbeit betraut, eine neue einwandfreie kritische Ausgabe vorzubereiten.<ref>Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, Herder & Co., Freiburg im Breisgau 1926, Artikel: Vulgata, S. 322 (Imprimatur Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.); Pius XII. Divino afflante Spiritu, Nr. 8; Friedrich Stummer in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band X 1938, Artikel: Vulgata, Sp. 704.</ref> Mit der Ausführung wurde die Vulgatakommission im Pontifikat Pius XI. unter dem späteren Kardinal Aidan Gasquet betraut, die durch Bulle vom 15. Juni 1933 errichtete Päpstliche Abtei St. Hieronymus in Rom, deren erster Abt Henri Quentiu war.<ref>Friedrich Stummer in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band X 1938, Artikel: Vulgata, Sp. 705.</ref>

Die Nova Vulgata

Kurz nach Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde eine Päpstliche Kommission zur Revision der lateinischen Vulgata am 29. November 1965 unter dem Präsidenten Kardinal Augustin Bea eingesetzt (vgl. auch DV 22). Deren Aufgabe war es, "die Weisung dieser allgemeinen Synode auszuführen und alle Bücher der Heiligen Schrift zu überarbeiten, damit die Kirche mit einer lateinischen Ausgabe ausgestattet sei, welche die fortschreitenden biblischen Studien erforderten und die hauptsächlich der Liturgie dienen sollte."<ref>Paul VI. Weihnachtsansprache 1966 italienisch, AAS 59, 1967, S. 53 f.</ref>

"Bei der Durchführung dieser Überarbeitung ist buchstäblich Rücksicht genommen worden auf den alten Text der Vulgata-Ausgabe, nämlich wo die ursprünglichen Texte genau so wiedergegeben werden, wie sie in den heutigen Ausgaben, die nach kritischer Weise verfertigt sind, wiedergegeben werden; auf kluge Weise ist jener Text aber verbessert worden, wo er von diesen abweicht oder diese weniger richtig übersetzt. Daher ist die biblische christliche Latinität beigezogen worden, so dass die angemessene Wertschätzung der Tradition mit den heute geltenden gerechten Erfordernissen der Textkritik in Einklang gebracht wurde."<ref>Apostolische Konstitution Scripturarum thesaurus mit der die Neue Vulgata-Ausgabe der Heiligen Schrift als "editio typica" (authentische Ausgabe) erklärt und promulgiert wird.</ref> d.h. mit dem Ziel einer wissenschaftlich einwandfreien Übertragung.<ref>Paul VI. Weihnachtsansprache 1966 italienisch, AAS 59, 1967, S. 53 f.</ref>

"Der entstandene Text aus dieser Überarbeitung, welche bei bestimmten Büchern des Alten Testaments, die der heilige Hieronymus nicht bearbeitet hatte, aufwendiger war, wurde von 1969-1977 in getrennten Bänden herausgegeben und wird jetzt, zusammengefasst in einem einzigen Band, in der "editio typica" (der authentischen Ausgabe) vorgelegt. Diese Neue Vulgata-Ausgabe wird auch derart sein können, dass sich die volkssprachlichen Fassungen auf sie beziehen, welche für den liturgischen und pastoralen Gebrauch bestimmt sind."<ref>Apostolische Konstitution Scripturarum thesaurus mit der die Neue Vulgata-Ausgabe der Heiligen Schrift als "editio typica" (authentische Ausgabe) erklärt und promulgiert wird.</ref>

Die Nova Vulgata ist maßgebliche Grundlage für die Übersetzung der biblischen Perikopen für die Liturgie in die Landessprachen; bei deuterokanonischen Texten, die in der Nova vulgata nicht ernthalten sind, muss die liturgische Übersetzung gemäß derselben Tradition erstellt werden, der die Nova Vulgata gefolgt ist. (Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung: IUnsztruktion Liturgiam authenticam, 28. März 2001, Nr. 24, 37.)

Päpstliches

Damasus I.

  • 383 Beauftragung des heiligen Hieronymus zu einer Revision schon vorhandener lateinischer Texte.

Paul III.

Pius V.

  • 1569 Pius setzt eine Kommission zur Revision der Vulgata ein. Sie leistete wertvolle Vorarbeit, kam aber über die wissenschaftichen Schwierigkeiten nicht hinweg.

Sixtus V.

  • 1588 Die vom Konzil von Trient gewünschte Verbesserung des Textes der Vulgata wird unter Vorsitz des Kardinals Antonio Carafa begonnen und führt mit der Begleitbulle "Aeternus ille" vom 1. März 1590 zur sogenannten "Sixtina", die später samt Bulle zurückgezogen wurde.<ref>Friedrich Stummer in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band X 1938, Artikel: Vulgata, Sp. 704.</ref>

Gregor XIV.

  • 1590 bestellte eine neue Kommission zur Revision der Vulgata ein.

Klemens VIII.

  • 1592 Die durchgeführte Verbesserung wird "endgültige" Fassung (sogenannte Clementina). Druck 1593 und 1598.

Pius IX.

Pius X.

  • 3. Dezember 1907 Der Papst betraut den Benediktinerorden mit der Arbeit, eine neue kritisch einwandfreie Ausgabe vorzubereiten.

Pius XI.

  • 15. Juni 1933 Apostolische Konstitution "Inter praecipuas" (AAS 26 [1934] 85ff). Pius XI. errichtete in Rom das Kloster des heiligen Hieronymus, das sich ausschließlich der Revision der Vulgata widmen sollte, und stattete es reichlich mit einer Bibliothek und mit anderen Forschungsmitteln aus (vgl..).

Pius XII.

Paul VI.

Johannes Paul II.

Ausgaben in lateinischer Sprache

  • Biblia sacra : iuxta Vulgatam versionem Robert Weber (Hsgr.), Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 2007 (fünfte, verbesserte und aktualisierte Ausgabe, XLIII, 1980 S., ISBN 978-3-438-05303-9 Fester Einband, Breite 187 mm, Höhe 133 mm, Dicke 45 mm).
  • Nova Vulgata, Bibliorum Sacrorum, Libreria Editrice Vaticana Editio typica prior 1979 (2154 Seiten).
  • Biblia Sacra, Vulgatae Editiones Sixti Pont. Max. iussu recognita et Clementis VIII auctoritate edita, Hsgr. Michael Hetzenauer, Friderici Pustet Ratisbonae 1929 (Leinen, 19 x 26 cm, 1288 Seiten).
  • Biblia Sacra secundum Vulgatam Clementinam edita. 5 volumes (I-IV: Vetus Testamentum. V: Novum Testamentum), Hsgr. Michael Hetzenauer, Pustet Verlag Regensburg 1922 (12°, Leinen, ca. 2700 Seiten. 9 x 14 cm, Dünndruck in rot und schwarz; oder Kl.-8° kleinformatige Dünndruckausgabe).

Deutsche Übersetzung<ref>aus der Wikipedia, [1], [2]</ref>

  • Biblia Sacra Vulgata. Lateinisch und deutsch. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachkollegen herausgegeben von Andreas Beriger, Widu-Wolfgang Ehlers, Michael Fieger. Sammlung Tusculum, Walter de Gruyter, Berlin 2018, 5 Bände.
    • Bd. 1: Genesis – Exodus – Leviticus – Numeri – Deuteronomium
    • Bd. 2: Iosue – Iudices – Ruth – Samuhel – Malachim – Verba dierum – Ezras – Tobias – Iudith – Hester – Iob
    • Bd. 3: Psalmi – Proverbia – Ecclesiastes – Canticum canticorum – Sapientia – Iesus Sirach
    • Bd. 4: Isaias – Hieremias – Baruch – Ezechiel – Daniel – XII Prophetae – Maccabeorum
    • Bd. 5: Evangelia – Actus Apostolorum – Epistulae Pauli – Epistulae Catholicae – Apocalypsis – Appendix

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

<references />