Neuevangelisierung

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Neuevangelisierung meint "die erneute Einwurzelung und Vergegenwärtigung des Evangeliums Jesu Christi in den Ländern, in denen der christliche Glaube schon sehr lange beheimatet ist, aber durch die fortschreitende Säkularisierung an Bedeutung verloren hat."

Herkunft und Bedeutung

In seiner Ansprache an die Teilnehmer des VI. Symposiums der europäischen Bischöfe am 11.10.1985 spricht Papst Johannes Paul II. zum ersten mal von einem neuen Evangelisierungswerk, von einer neuen Evangelisierung. Immer öfter wird seitdem von Neuevangelisierung<ref>Bischof Rino Fisichella: Begriffsklärung nötig am 16. März 2011</ref> bzw. Wiederevangelisierung gesprochen.

Auf dem Symposium über ‘Säkularisierung und Evangelisierung in Europa heute’ sieht er dieses neue Evangelisierungswerk ”in organischer und dynamischer Kontinuität vor allem mit der ersten Evangelisierung durch Christus” . ( Johannes Paul II., Neuevangelisierung Europas. Ansprache an die Teilnehmer des VI. Symposiums der europäischen Bischöfe am 11.10.1985, in: Die katholische Kirche und das neue Europa. Dokumente 1980-1995, Teil 1, hg. v. Jürgen Schwarz, Mainz 1996, 202-214, 203.)

Es sei dazu berufen, eine neue kreative ‘Synthese zwischen Evangelium und Leben’ herzustellen. In seiner Botschaft an die Bischofskonferenzen Europas vom 02.01.1986 spricht der Papst von der Dringlichkeit der Neu-Evangelisierung des alten Kontinents, von einer neuen Evangelisierung der Kultur. ”Auf die tiefen und vielschichtigen kulturellen, politischen und ethisch-geistigen Veränderungen, die schließlich der Struktur der europäischen Gesellschaft eine neue Gestalt gegeben haben, muss eine neuartige Evangelisierung antworten, die es versteht, dem heutigen Menschen die bleibende Heilsbotschaft in überzeugenden Formen neu vorzulegen.” (Johannes Paul II.: Vor allem “Wiederevangelisierung Europas”. Aus der Ansprache anlässlich der europäischen Tagung der Missionare der Auswanderer (UCEI) am 27.6.1986, in: Die katholische Kirche und das neue Europa. Dokumente 1980-1995, Teil 1, hg. v. Jürgen Schwarz, Mainz 1996, 233-236, 234.)

Gemeint ist eine aktualisierte Evangelisierung. ”Es sind dies die Worte, die die Evangelisierungsdynamik der Kirche begründen und die der Missionar im wahrsten Sinne des Wortes, der vom Vater an die Menschen aller Zeiten und aller Länder Gesandte, an die richtete, die dazu berufen sind, sein Werk in Zukunft fortzusetzen.”

Neuevangelisierung ist das missionarische Unternehmen, ”im Menschen das Gespür für Gott und für sein eigenes Geheimnis zu wecken.” Valadier, Paul: Moderne Gesellschaft und christliche Religion. Eine Analyse aus der Sicht von Gesellschaftslehre und politischer Theorie, in: Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Die europäischen Bischöfe und die Neu-Evangelisierung Europas. Oktober 1991 (=Stimmen der Weltkirche Europa 32,), hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 1991, 185-200, 198.

Darüber hinaus ist die Wiederevangelisierung Europas - wie dieses neue Evangelisierungswerk auch genannt wird - entscheidend für die Evangelisierung der Welt. Die Kirche fühlt sich herausgefordert von den gegenwärtigen Krisensituationen der Welt und will ”mit dem Engagement zur Wiederevangelisierung darauf antworten bzw. mit einer erneuerten und wirkungsvolleren Verkündigung Jesu, des Erlösers, in dem der Mensch den Gipfel seiner Würde als freie und verantwortungsvolle, zu einer ewigen Bestimmung berufenen Person findet.” (Vgl. Johannes Paul II.: Vor allem “Wiederevangelisierung Europas”. Aus der Ansprache anlässlich der europäischen Tagung der Missionare der Auswanderer (UCEI) am 27.6.1986, in: Die katholische Kirche und das neue Europa. Dokumente 1980-1995, Teil 1, hg. v. Jürgen Schwarz, Mainz 1996, 233-236, 235.)

Neu-Evangelisierung meint eine erneute Einwurzelung und Vergegenwärtigung des Evangeliums Jesu Christi in einer neuen Zeit und unter veränderten Bedingungen.

“Jesus hat der ganzen Kirche den Auftrag gegeben, dieses Evangelium aller Welt zu bezeugen. Diese Botschaft soll allen Völkern zu allen Zeiten und an allen Orten ausgerichtet werden.” Das ist die Antwort auf das Phänomen der allgemeinen Ermüdung im Glauben, auf den Prozess der Entchristlichung.

“Die Wortprägung Neu-Evangelisierung deutet darauf hin, dass es offenbar in bestimmten Situationen nötig ist, eine bereits früher einmal erfolgte Evangelisierung radikal zu wiederholen.” Der auch wiederholt verwendete Begriff der Re-Evangelisierung meint im Grunde genommen dasselbe. In ihm steckt aber die Gefahr, dass man auf eine bestimmte geschichtliche Gestalt der Verwirklichung des Evangeliums zurückgreifen will. Das Evangelium muss aber bei aller Kontinuität von Kirche und Verkündigung in seiner jetzt befreienden Kraft ausgerichtet werden, es muss den Kairos unserer jetzigen Situation treffen.

"Keinesfalls ist eine zweite Christianisierung gemeint, auch nicht die Verkündigung eines veränderten Evangeliums, sondern vielmehr ein neu entzündeter Eifer, neue Methoden seiner Verbreitung sowie eine neue Betrachtungsweise der veränderten Lebensumstände der Völker Europas. Notwendig ist erstens ein neues Feuer bei der Verkündigung des Evangeliums. ... Zweitens gilt es, nach neuen Methoden der Evangelisierung zu suchen, nicht nur, was die Technik der Verbreitung betrifft, sondern insbesondere nach dem, was uns ermöglicht, das Wort Gottes und den Quell seiner Macht im Leben zu lieben. ... Drittens muss die Evangelisierung die neue Situation berücksichtigen, in welcher der Mensch das Evangelium vernimmt.” (Polnische Bischofskonferenz: Über die “Neu-Evangelisierung” der Plenarsynode. Hirtenbrief, verabschiedet auf der 251. Konferenz der Diözesanbischöfe in Warschau am 29.1.1992, in: Die katholische Kirche und das neue Europa. Dokumente 1980-1995, Teil 2, hg. v. Jürgen Schwarz, Mainz 1996, 732-734, 733).

“Was verlangt wird, ist nicht eine Evangelisierung im strengen Sinn des Wortes als eine Erstverkündigung der Frohbotschaft, sondern vielmehr eine lebendigere Katechese, die so radikal und so tragend ist, dass man sie als Dauerevangelisierung bezeichnen könnte.” (Vgl. Lehmann, Karl: Neu-Evangelisierung Europas in Ost und West. Referat auf dem 41. Internationalen Kongress “Kirche in Not - Osteuropa im Umbruch: Wird die Kirche gebraucht?” in Königstein am 29.8.1991, in: Die katholische Kirche und das neue Europa. Dokumente 1980-1995, Teil 2, hg. v. Jürgen Schwarz: Mainz 1996, 577-587, 583.)

Es geht um die ständige Herausforderung jedes Christen mit der Person und der Botschaft Jesu Christi mit der Fülle des Wortes Gottes, wodurch der Glaube vertieft, gestärkt und reifer gemacht wird. Dies ist nur durch die ‘Bekehrung des Einzelnen’ möglich, d.h. “durch die volle und ehrliche Zugehörigkeit zu Christus und seinem Evangelium durch den Glauben.”(Redemptoris Missio, RM 2)

Denn die Würde des Menschen, sein letzter Grund und die daraus erwachsende Freiheit sind Geschenk des lebendigen Gottes, dem sich der Mensch in freier Entscheidung nahen muss.

“Durch die Evangelisierung baut die Kirche sich auf und festigt sie sich als Gemeinschaft des Glaubens: präziser gesagt, als Gemeinschaft eines durch die Bejahung des Wortes Gottes bezeugten, in den Sakramenten gefeierten und in der Liebe gelebten Glaubens (...). Die “Frohe Botschaft” bewirkt im Herzen und im Leben der Menschen Bekehrung und persönliche Entscheidung für Jesus Christus, den Herrn und Erlöser.” (Christifidelis laici 33)

Vom 25. bis 28. August 2011 war das zentrale Thema in Castel Gandolfo die Neuevangelisierung. Die Wahl dieses Themas ist laut der Vatikanzeitung "besonders bedeutsam im Hinblick auf die Begegnung des Papstes mit Kirchenvertretern, die sich für die Neuevangelisierung im Westen einsetzen, am 15. bis 16. Oktober im Vatikan und vor allem im Hinblick auf die Dreizehnte Generalsversammlung der Bischofssynode über die ´Neuevangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens´", die vom 7. bis 28. Oktober 2012 geplant ist.

Werke zur Neuevangelisierung

Die Zeilen eines Briefes verdeutlichen eine Vorgehensweise der Neuevangelisierung

"Seit langem bemüht Ihr Euch, die Kirche für uns Jugendliche attraktiv zu machen - ohne Erfolg. Die Kirche ist in den Augen der jungen Menschen noch uninteressanter geworden. Das musste zwangsläufig so kommen; denn, wiewohl Ihr es gut meint, habt Ihr doch die falschen Initiativen ergriffen. Statt das unverkürzte Evangelium zu predigen, habt Ihr den Jugendlichen die Kirche als humanistisch - moralischen Verein mit modischen Farbtupfern (Parties, Diskussionen und dergleichen) schmackhaft machen wollen. Das war verkehrt; je allgemeiner die Kirche wird, desto uninteressanter wird sie. Wenn sie nichts anderes ist als eine Art "Rot-Kreuz" oder Kegelklub, wenn sie nichts Atemberaubendes mehr bietet, dann lohnt es sich nicht, ihr anzugehören. Eine Kirche, die den jungen Leuten nur die Melodien in "christlicher" Variation vorspielt, die sie überall von Gesellschaftsreformen hören, ist uninteressant. Uninteressantem aber kehrt man den Rücken zu. Ihr habt also mit Eueren Bemühungen genau das Gegenteil erreicht, was Ihr erreichen wolltet; viele von Euch, heißt es in dem Brief weiter, laufen modernistischen Theologen nach, werfen den Glauben an eine jenseitige Welt und einen persönlichen Gott, an die Gottheit Christi, Erlösungstod, leibliche Auferstehung und Wiederkunft über Bord, und predigen statt dessen nur noch einen "Menschenfreund", wenn nicht gar einen Sozialrevolutionär, und nennen als Hauptaufgabe der Kirche das sozialpolitische Engagement. Die Kirche ist demnach ein humanitärer Verein. Deshalb unsere Bitte: Versucht nicht weiter, die Kirche attraktiv zu machen, gebt uns jungen Menschen nicht Steine statt Brot, bietet uns kein verdünntes Evangelium an, sondern predigt unverkürzt und kompromisslos das Evangelium, die biblische Botschaft von der Menschwerdung Gottes, von der Geburt in Bethlehem bis zur persönlichen Auferstehung und Wiederkunft.<ref>Forderung der jungen Generation an Bischöfe, Priester, Prediger und Lehrpersonen: in: Rudolf Graber: Die Wahrheit lehren und leben. Predigten uns Ansprachen zu Schulfragen, Verlag Josef Kral Abensberg 1979 (S. 35f).</ref>

"Auch die besten Anpassungen an die Erfordernisse unserer Zeit bleiben ohne Erfolg, wenn sie nicht durch eine geistliche Erneuerung beseelt werden; dieser gebührt darum auch in der Förderung äußerer Werke immer der Vorrang." (II. Vatikanum Perfectae caritatis Nr. 2e). Der Kern der Neuevangelisierung ist die Selbstevangelisierung.<ref>Andreas Wollbold: Theologieprofessor Wollbold befürchtet Polarisierung, Deutsche Kirche ein Sorgenkind? Domradio am 5. Dezember 2019</ref>

Mittel zur Neuevangelisierung

Der Rosenkranz "bietet eine gewohnheitsmäßige und ebenso fruchtbare geistige wie pädagogische Möglichkeit der persönlichen Betrachtung, der geistlichen Bildung des Volkes Gottes und der Neuevangelisierung." Rosarium virginis mariae Nr. 3.

Grund zu einer Neuevangelisierung

"Dass die Leute in den letzten fünfzig Jahren in Heerscharen weggelaufen sind, liegt" "daran, dass wir uns in der Verkündigung nach dem Zeitgeist und nicht nach dem Geist des Evangeliums gerichtet haben".<ref> Nina-Sophie Heereman in der Beilage "Welt & Kirche", S. 2 zu der Zeitung Die Tagespost am 30. Januar 2020.</ref>

Siehe auch: Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung. Zeitschrift Neuevangelisierung, Mission, Eucharistische Anbetung, Beichte.

Päpstliches

Johannes Paul II.

Benedikt XVI.

  • 7. - 28. Oktober 2012: XIII. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode: Thema: "Die neue Evangelisierung zur Übermittlung des christlichen Glaubens".

Franziskus

Gebet zu Maria

MARIA,

Stern der Neu-Evangelisierung,

Du hast von Anfang an die Apostel und ihre Mitarbeiter bei der Verbreitung des Evangeliums aufgerichtet und ermutigt: vermehre zu Beginn des dritten Jahrtausends in den Priestern das Bewußtsein dafür, daß sie als Erste für die Neu-Evangelisierung verantwortlich sind.

MARIA,

als Erste evangelisiert und erste Verkünderin,

hast Du mit einzigartigem Glauben, Hoffnung und Liebe auf die Verkündigung des Engels geantwortet: bringe Deine Fürsprache für diejenigen ein, die Deinem Sohn, Christus dem Hohenpriester, gleichgestaltet werden, damit auch sie mit demselben Geist auf den dringenden Aufruf antworten, den der Heilige Vater im Namen Gottes anläßlich des Großen Jubiläums an sie richtet.

MARIA,

Lehrmeisterin des gelebten Glaubens,

Du hast das göttliche Wort mit voller Bereitschaft gehört: lehre die

Priester, sich durch das Gebet mit jenem Wort vertraut zu machen und sich voll Demut und Leidenschaft in seinen Dienst zu stellen, so daß es seine ganze Heilskraft im dritten Jahrtausend der Erlösung weiterausübt.

MARIA,

Voll der Gnade und Mutter der Gnade,

nimm Dich Deiner Söhne, der Priester, an, die wie Du dazu berufen

sind, Mitwirkende des Heiligen Geistes zu sein, der Jesus im Herzen der Gläubigen wieder zur Welt kommen läßt. Lehre sie am Jahrestag der Geburt Deines Sohnes, getreue Verwalter der Geheimnisse Gottes zu sein: damit sie mit Deiner Hilfe vielen Seelen den Weg der Versöhnung erschließen und die Eucharistie zur Quelle und zum Höhepunkt ihres eigenen und des Lebens der ihnen anvertrauten Gläubigen machen.

MARIA,

Stern am Beginn des dritten Jahrtausends,

geleite weiterhin die Priester Jesu Christi, damit sie, dem Beispiel

Deiner Liebe zu Gott und zum Nächsten folgend, echte Hirten seien und die Schritte aller zu Deinem Sohn, dem wahren Licht, das jeden Menschen erleuchtet (vgl. Joh 1,9), hinlenken können. Mögen die Priester und durch sie das ganze Volk Gottes die liebevolle und dringliche Aufforderung hören, die Du an der Schwelle des neuen Jahrtausends der Heilsgeschichte an sie richtest: "Was er euch sagt, das tut!" (Vgl. Job 2,5). "Im Jahr 2000 — so der Stellvertreter Christi

— wird mit neuer Kraft die Verkündigung der Wahrheit wieder erschallen müssen: ,,Ecce natus est nobis Salvator mundi"" (Tertio millennio adveniente, Nr. 38). <ref>aus: Der Priester, Lehrer des Wortes, Diener der Sakramente und Leiter der Gemeinde für das dritts christliche Jahrtausend vom 19. März 1999</ref>

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

<references />