Ludwig Schick
Dr. Ludwig Schick (* 22. September 1949 in Marburg) war von 2002 bis 2022 Erzbischof des Erzbistums Bamberg und Metropolit der Kirchenprovinz Bamberg.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Erzbischof Ludwig Schick wurde als zweites Kind von Josef Schick und seiner Frau Auguste in Marburg geboren. Im wenigen Kilometer entfernten Mardorf wächst Ludwig Schick auf. Er besuchte die Stiftsschule Amöneburg. 1969 legte er das Abitur ab und studierte Philosophie und Theologie in Fulda und Würzburg. Seine Diplomarbeit verfasste er über die formalen und inhaltlichen Beziehungen von 2 Kor 6, 14-7,1 zu den Schriftrollen von Qumran.
Am 15. Juni 1975 wurde Erzbischof Schick zum Priester geweiht. Nach einer Kaplanszeit in Neuhof (Kreis Fulda) ging er nach Rom und studierte Kanonistik an der Päpstlichen Universität Gregoriana, die er 1980 mit der Promotion über das Thema "Das dreifache Amt Christi und der Kirche. Zur Entstehen und Entwicklung der Trilogien" abschloss. In Rom war er auch Vizerektor des Priesterkollegs Santa Maria dell' Anima. Von 1979 bis 1981 war Schick Subregens des Priesterseminars Fulda.
Ab 1981 lehrte Ludwig Schick Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät Fulda und am Katholischen Seminar an der Philipps-Universität in Marburg. Im Bistum Fulda war er zunächst im Bischöflichen Offizialat und 15 Jahre lang in der Priesterfortbildung tätig. Zusätzlich war er Ökumenereferent und Vorsitzender der Ökumenischen Kommission des Bistums.
1985 übernahm er den Lehrstuhl für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät Fulda, den er bis 2002 inne hatte. Von Papst Johannes Paul II. wurde Schick 1986 zum Päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) ernannt. 1987 übernahm er die Leitung der Stabsstelle Kirchenrecht im Bischöflichen Generalvikariat. Im gleichen Jahr wurde er ins Domkapitel berufen. 1990 wurde Schick zuerst stellvertretender Generalvikar und ab 1. September 1995 Generalvikar des Bistums.
Am 20. Mai 1998 ernannte Papst Johannes Paul II. Ludwig Schick zum Titularbischof von Auzia (Algerien) und zum Weihbischof in Fulda. Am 12. Juli erfolgte die feierliche Bischofsweihe durch Erzbischof Johannes Dyba im Fuldaer Dom. Weihbischof Schicks bischöflicher Spruch lautet: "Jesus Christus - die Weisheit uns von Gott gegeben" (vgl. 1 Kor 1,30).
Neben seiner normalen Bistumstätigkeit war Schick in den letzten Jahren auch in der Mission für die Italiener im Bistum Fulda tätig. Das besondere Interesse von Schick ist die Feier der Liturgie und die Hilfe für Menschen in ärmeren Ländern.
Erzbischof
Am 28. Juni 2002 ernannte Papst Johannes Paul II. Ludwig Schick zum Erzbischof von Bamberg. Am 29. Juni 2003 empfing er in Rom das Pallium. Am 21. September 2002 wurde Ludwig Schick in einem feierlichen Gottesdienst als Erzbischof von Bamberg im Bamberger Dom vom Apostolischen Nuntius, Giovanni Lajolo, in sein Amt eingeführt.
Am 9. Januar 2005 setzte Erzbischof Schick den Pastoralplan in Kraft, der wichtige Impulse für die Seelsorge im Bistum Bamberg geben soll. Dem Bamberger Erzbischof sind besonders kinderreiche Familien ein Anliegen. Aus diesem Grund gründete er am 30. April die Familienstiftung "Kinderreich". Am 1. April 2006 ernannte Erzbischof Schick Georg Kestel zum neuen Generalvikar. Am Pfingstfest (4. Juni) setzte Schick die 96 Seelsorgebereiche in Kraft, in die die 367 Pfarrgemeinden des Bistums zusammengefasst wurden. Erzbischof Schick übernahm im September 2006 bis September 2021 die Leitung der Kommission "Weltkirche" der Deutschen Bischofskonferenz und blieb auch dann noch Mitglied der Kommission.<ref>Erzbischof Schick gibt Vorsitz der Kommission Weltkirche ab Katholisch.d am 17. September 2021</ref> Am Allerheiligenfest 2006 eröffnete er in einer feierlichen Vesper, die von Bayerischen Fernsehen übertragen wurde, das Jubiläumsjahr "1000 Jahre Bistum Bamberg.
Höhepunkt des 1000-jährigen Bistumsjubiläums war das Heinrichsfest vom 6. bis 8. Juli 2007, zu dem rund 30000 Gläubige zusammengekommen waren. Schicks Anliegen, den Menschen in Afrika zu helfen, wird deutlich in einer Diözesanpartnerschaft zwischen dem Erzbistum Bamberg und dem Bistum Thies im Senegal. Am 22. September unterzeichneten Erzbischof Ludwig Schick und Bischof Jacques Sarr in Nürnberg die Partnerschaftsurkunde. Das Jahr zum 1000-jährigen Bistumsjubiläum wurde an Allerheiligen mit einem feierlichen Pontifikalamt und einem anschließenden Festakt abgeschlossen.
Erzbischof Schick startete am 1. März 2009 eine Energie- und Klimaoffensive im Erzbistum. Zunächst wurde ein Grundstock von rund fünf Millionen bereitgestellt. Die Freisinger Bischofskonferenz tagte im März 2010 im Wallfahrtsort Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein. Dort beschlossen die bayerischen Bischöfe künftig jeden Fall des sexuellen Missbrauchs der Staatsanwaltschaft zu melden.
Im Jahr 2012 beging das Erzbistum Bamberg das 1000 jährige Domjubiläum. Der Bamberger Kaiserdom wurde 1012 durch Kaiser Heinrich II. erbaut. Im gesamten Jubiläumsjahr fanden zahlreiche Veranstaltungen statt. Erzbischof Schick veröffentlichte im Heinrichsverlag einen Wegweiser zum Dom: Was der Bamberger Dom uns sagen kann. Zahlreiche weitere Publikationen zur Geschichte des Bauwerks entstanden.
Nachdem Schick sich bei einer Podiumsdiskussion in Nürnberg im November 2016 dahingehend geäußert hatte, dass er sich auch einen demokratisch gewählten muslimischen Bundespräsidenten vorstellen könnte, erhielt Schick Anfeindungen und Morddrohungen von Anhängern der Partei AfD. Die Staatsanwaltschaft Bamberg nahm daraufhin Ermittlungen auf.<ref>Bericht im Regionalsender TV-Oberfranken.</ref> Im Rahmen der Diözesanen Sternsingeraktion sandte Erzbischof Schick am 29. Dezember 2017 in Hof über 600 Sternsinger aus.
Papst Franziskus nahm am 1. November 2022 Schicks bereits vor Erreichen der Altersgrenze für Bischöfe eingereichtes Rücktrittsgesuch an.<ref>Rinuncia del Vescovo di Bamberg (Germania), Tägliches Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls, 1. November </ref> Nach Angaben des Erzbistums Bamberg habe Schick bereits im April in einer Privataudienz seinen Rücktritt angeboten, um „die bevorstehenden wichtigen Entscheidungen und Weichenstellungen im Erzbistum einem jüngeren Nachfolger überlassen“. Der Papst habe ihn zunächst gebeten, weiter im Amt zu bleiben, der Bitte aber „nach nochmaligem Vortragen meiner Gründe“ Ende September entsprochen.<ref>Papst Franziskus nimmt Amtsverzicht des Bamberger Erzbischofs an, Erzbistum Bamberg</ref><ref>Papst nimmt Rücktritt von Erzbischof Schick an, katholisch.de</ref>
Publikationen (Auswahl)
Bücher
- Das dreifache Amt Christi und der Kirche. Zur Entstehung und Entwicklung der Trilogien. Gang Verlag Frankfurt am Main/Bern 1982 (182 Seiten; ISBN 3-8204-5981-2; Dissertation 1980).
- Die Pfarrei. Betrachtungen zu einer theologisch-kanonistischen Ortsbestimmung. EOS Verlag St. Ottilien 1988 (35 Seiten; ISBN 3-88096-426-2).
- ... und ist Mensch geworden. Ein Begleiter für die Advents- und Weihnachtszeit. Herder Verlag 2006 (94 Seiten; ISBN 978-3-451-29251-4).
- Vater unser - Betrachtungen. Heinrichs-Verlag Bamberg 2008 (95 Seiten; ISBN 978-3-89889-136-3).
- Paulus in Christus - für Christus. Betrachtungen. Heinrichs-Verlag Bamberg 2008 (96 Seiten; ISBN 978-3-89889-137-0).
- Was der Bamberger Dom uns sagen kann.:: Heinrichs Verlag Bamberg 2012 (96 Seiten).
- Bernhard Lichtenberg – Aspekte seines Lebens und Wirkens für uns heute. In Barbara Stühlmeyer, Ludger Stühlmeyer: Bernhard Lichtenberg. Ich werde meinem Gewissen folgen. Topos plus Verlagsgemeinschaft, Kevelaer 2013, ISBN 978-3-836708-35-7, S. 82–86.
Ehrungen
Auszeichnungen
- 1986: Päpstlicher Ehrenkaplan, Ernennung durch Papst Johannes Paul II.
- 1996: Päpstlicher Ehrenprälat, Ernennung durch Papst Johannes Paul II.
- 2007: Aufnahme in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem
- 2007: Bundesverdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 2010: Bayerische Verfassungsmedaille in Gold
- 2010: Ehrenbürger von Polanów in Pommern <ref>Video vom 12. Juni 2010</ref>
- 2012: Stadtrechts- und Hochstiftsmedaille der Stadt Bamberg
- Ehrenring der Stadt Fulda
- 2013: Bayerischer Verdienstorden
- 2015: Ehrenbürgerschaft der Stadt Amöneburg
Aussagen und Positionen
Abschaffung des Priesterzölibates
- Im Zusammenhang mit der Affäre um Bischof Walter Mixa 2010 sprach sich Schick für eine Erneuerung der Kirche aus. Außerdem stellte er Überlegungen für eine Lockerung des Zölibats der katholischen Priester sowie für ein stärkeres Engagement von Frauen in der Kirche an. Sein Vorschlag: Nur Bischöfe, Ordensleute und Domkapitulare sollten sich zur Ehelosigkeit verpflichten.<ref>Interview mit Erzbischof Ludwig Schick. In: Spiegel online am 8. Mai 2010.</ref>
Kein Schisma durch den Synodalen Weg in Deutschland
- Erzbischof Ludwig Schick hat am Beginn der "Reformdebatte" im Februar 2020 in der katholischen Kirche in Deutschland ein zwiespältiges Fazit gezogen. Manchmal fürchte er eine Kirchenspaltung, manchmal aber habe er wieder neue Hoffnung, sagte Schick in einem Interview der italienischen Zeitung "Avvenire" zum Synodalen Weg. "Dieser Eindruck und diese Überzeugung geben mir das Vertrauen, dass es am Ende kein Schisma geben wird", betonte der Erzbischof.<ref>Schick: Teilnehmer am Synodalen Weg sind keine Revolutionäre Katholisch.de am 6. Februar 2020</ref>
Zu "Viri Probati"
- Am Rande der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vom 2.-5. März 2020 in Mainz sagte Schick: Hinsichtlich der möglichen Einführung der "Viri Probati" gebe es noch einige Fragen zu klären, um das "vor Ort" auch umsetzen zu können. Er sei "zuversichtlich, dass wir hier wie dort bald zu fruchtbaren Ergebnissen kommen und immer mehr zu einer glaubwürdigen, sozial engagierten und missionarischen Kirche werden".<ref>Deutsche Bischöfe bieten in Mainz ihre Interpretationen von "Querida Amazonia" an CNA am 4. März 2020</ref>
Leitungsämter in der Kirche auf Zeit und demokratische Mitbestimmungsstrukturen
- Nach dem Missbrauchgutachten des Erzbistum München-Freising im Januar 2022, forderte Schick systemische Veränderungen in der Kirche, auch im Vatikan. "Die Leitungsämter in der Kirche von Bischöfen, Pfarrern und Seelsorgern sowie in den Pfarreiverwaltungen und Ordinariaten sollten auf Zeit vergeben werden, zum Beispiel sieben Jahre", sagte er. Gleichzeitig müssten demokratische Mitbestimmungsstrukturen in der Kirche gestärkt werden. "Was auf Pfarr-, Seelsorgsebene und Ordinariatsebene eingeführt wird, das muss auch in der Zentralverwaltung der Kurie in Rom stattfinden", so Schick. Der synodale Prozess des Papstes und der Synodale Weg in Deutschland gingen in diese Richtung. Grundlage aller Veränderung müsse eine "geistig-geistliche Erneuerung" sein, betonte der Erzbischof. Was nicht mit dem Evangelium und der Person Jesu Christi vereinbar sei, müsse sowohl im eigenen Leben als auch in den Strukturen der Kirche überwunden werden. "Zur geistig-geistlichen Erneuerung gehört, dass wir eine Kirche der Wahrheit und der Gerechtigkeit sind", so Schick. Es dürfe nichts vertuscht oder schöngeredet werden. "Transparenz und Offenheit gehören zur Kirche." Im Hinblick auf die Initiative #OutInChurch, bei der sich Anfang der Woche 125 queere Menschen im Dienst der Kirche öffentlich geoutet hatten, versicherte Schick, dass in der Erzdiözese Bamberg alle Menschen, gerade die Hauptamtlichen, angstfrei leben und arbeiten könnten.<ref>Rücktritt nicht ausgeschlossen Domradio am 29. Januar 2022</ref>
- Nach den Worten Ludwig Schicks braucht die Kirche dringend Reformen. In seiner Predigt am 20. März 2022 im Bamberger Dom zeigte er sich zugleich überzeugt, dass auch Franziskus die Kirche erneuern wolle, "die durch den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen, durch Machtmissbrauch, Finanzskandale, Fehlentwicklungen und Reformstau das Vertrauen so vieler Menschen verloren hat". Schick plädierte erneut für die Mitbestimmung der Gläubigen bei der Besetzung kirchlicher Ämter auf allen Ebenen. "Eine wirklich partizipative Kirche ist eine geschwisterliche Gemeinschaft, die auch offen und transparent ist. So werden Dunkelräume vermieden, die immer die Gefahr von Egozentrik und Missbrauch in sich bergen."<ref>Erzbischof Schick: Kirchliche Amtsträger müssen Partizipation zulassen Katholisch.de am 20. März 2022</ref>
Weihesakrament für Frauen
- Erzbischof Ludwig Schick schließt eine Weihe von Frauen in der katholischen Kirche nicht aus. "Ich setze mich dafür ein, dass die Frauen in der Kirche eine große, gleichberechtigte Rolle haben", sagte Schick am 16. Februar 2022 in der Sendung "Jetzt red i" im BR Fernsehen. "Wir werden keine Kirche bleiben, in der Frauen nicht gleichberechtigt sind." Er habe den Eindruck, dass es derzeit auf allen Ebenen vorangehe. "Ich denke, es wird dann auch in Rom ein Konzil oder eine Synode geben." Aktuell habe man die theologische Voraussetzung, dass nur Männer zum Priester geweiht werden können. Ob das aber so bleibe, wisse er nicht, so Schick.<ref>Erzbischof Schick schließt Weihe von Frauen nicht aus, Katholisch.de am 17. Februar 2022</ref> Nach seiner Emeritierung sagte er im Oktober 2023 in einem Interview, er fände es gut, wenn Frauen in der katholischen Kirche Priesterinnen werden dürften; dadurch würde die Welt "zumindest weiblicher" aussehen, und das wäre sehr gut.<ref>Bamberger Alterzbischof Schick unterstützt Priesterinnenweihe, katholisch.de am 9. Oktober 2023.</ref>
Literatur
- Michael Kleiner: Mein Glaube lebt vom Du Heinrichs-Verlag Bamberg 2009 (126 Seiten; ISBN 978-3-89889-150-9).
- Wilfried Dettling: Das Feuer entfachen. Echter Verlag Würzburg 2009 (389 Seiten; ISBN 978-3-429-03191-6).
Weblinks
- Datenbankeintrag bei Catholic-Hierarchy.org (engl.)
- Literatur von und über Ludwig Schick im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Vorgänger Karl Braun |
‡ Erzbischof von Bamberg 2002- |
Nachfolger --- |
Anmerkungen
<references />