Litanei

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Eine Litanei (von gr. λιτανεύω litaneúō = flehen, bitten) ist ein Wechselgebet zwischen einem Vorbeter und der Gemeinde. Auf Anrufungen Gottes oder der Heiligen sowie auf Bittrufe mit Gebetsanliegen folgen gleichbleibende Antworten der Gemeinde.

Kurze Kyrie-Litaneien gehören zur Liturgie der Heiligen Messe und des Stundengebetes. Einige moderne Kyrie-Litaneien sind durch Anrufungen und Bitten, die zur Tagesliturgie oder zur liturgischen Festzeit passen (Tropen), erweitert; die Gemeinde antwortet mit Kyrie eleison und Christe eleison.<ref>Beispiele: Gotteslob 162- 165</ref> Die älteste und wichtigste Litanei ist die Allerheiligenlitanei, welche Bestandteil der Osternachtsliturgie, der Taufwasserweihe, den Sakramenten der Weihe, bei Kirchen- und Altarkonsekrationen, bei den Sterbegebeten und bei den Bittprozessionen, sowie der Ordensprofess ist. Sie ist eine Mischform aus Anrufungs- und Anliegenlitanei.

Aufbau einer Litanei

Eine Litanei beginnt gewöhnlich mit einer kurzen Kyrie-Litanei: „Herr, erbarme Dich (unser)!“ „Christus, erbarme Dich (unser)!“ „Herr, erbarme Dich (unser)!“ Es folgen zwei weitere Anrufungen Christi: „Christus, höre uns!“ „Christus, erhöre uns!“ und schließlich die Anrufung der drei göttlichen Personen, des Vaters, des Sohn, des Heiligen Geistes und der ganzen Heiligsten Dreifaltigkeit mit der Antwort: „Erbarme Dich unser!“ Bei den Anrufungen ("Invocationes") der Engel und Heiligen einschließlich Mariens lautet die Antwort: „Bitte für uns“ (Ora pro nobis) ! Bei den litaneiartigen Bitten um die nötigen Gnaden ("Supplicationes") im zweiten Teil der meisten Litaneien antwortet die Gemeinde „Wir bitten Dich erhöre uns!“, der Teil mit den Bitten um Abwendung verschiedenster Übel ("Deprecationes") wendet man sich wieder an Gott mit den Worten "Erlöse/befreie uns, o Herr!", "Verschone uns, o Herr" oder ähnlich. Den Abschluss findet fast jede Litanei im dreimaligen Hinweis auf das "Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt", und in einem zusammenfassenden Gebet.

Die dogmatisch klare Unterscheidung zwischen den Bittrufen, die an Gott (latria) und göttliche Personen, und denen, die an Engel und Heilige (dulia) gerichtet sind, ist dogmatisch und religionspädagogisch-katechetisch bedeutsam, weil hier die Gläubigen immer wieder aufgezeigt und eingeprägt bekommen, dass wir von Gott allein Erbarmen, Verschonung, Erlösung, Erhörung erwarten dürfen, dass die Engel und Heiligen, aber auch die Königin der Engel und Heiligen, Maria von Nazareth (hyperdulie), nur unsere Fürsprecher und Fürbitter bei Gott sein können.<ref>Ferdinand Holböck: Litaneien-Katechismus, Selbstverlag Salzburg 1976, S. 10-11 (148 Seiten).</ref>

Geschichtliches Werden der Litanei

Litaneiartige Gebete und Gesänge sind in vielen Religionen bekannt. Die christlichen Litaneien gehen auf jüdische Vorbilder zurück. Sofern es bei der Litanei im christlichen Sinn um ein Wechselgebet zwischen einem Vorbeter und einer Gemeinde geht, hat die Litanei ihr alttestamentliches Vorbild in manchen Psalmen, vor allem im Psalm 136, den man mit Recht die "Litanei des Alten Bundes" genannt hat, und im Lobgesang der drei Jünglinge im Feuerofen (Daniel 3,52-90).

Die eigentlich christlichen Wurzeln der Litanei finden sich in der frühchristlichen Kirche des Ostens, und zwar in dem dort sehr früh schon üblich gewordenen, oft wiederholten biblischen Kyrieeleison-Rufen der Gemeinde als Antwort auf die ihr vorgesprochenen Gebetsanliegen. Dieser kurze Bittruf drang bald, mindestens schon im 3./4. Jahrhundert aus dem Orient in die Messliturgie und dann in das Stundengebet der römischen Kirche ein und wurde dabei sogar - weil leicht verständlich - in der griechischen Sprache seiner Ursprungsländer beibehalten. In der römischen Kirche bekam dieses wiederholte "Kyrie eleison" sehr bald die Bezeichnung "Litanía". Zum "Kyrie eleison" gesellte sich bald abwechselnd das "Christe eleison". Man bediente sich dieser als "Litanía" bezeichneten Bittrufe besonders gern und oft bei den öffentlichen Prozessionen und Bittgängen. Davon erhielten dann diese religiösen Umgänge selber den Namen "Litaníae". Noch zur Zeit Kaiser Ottos III. (983-1002) rief bei einer Prozession, die in Rom in der Nacht vor dem Fest der Himmelfahrt Mariens abgehalten wurde, das ganze Volk vor einem ehrwürdigen Christusbild hundertmal "Kyrie eleison", dann hundertmal "Christe eleison" und schließlich wieder hundertmal "Kyrie eleison". Aus diesen wiederholten Kyrie-Rufen bildete sich in der abendländischen Kirche dann der erste Typ einer eigentlichen Litanei in unserem heutigen Sinn, nämlich das, was wir die "Anliegen-Litanei" nennen könnten, heraus. Sie fand vor allem am Schluss des Wortgottesdienstes der Eucharistiefeier ihren Platz. Es geht dabei um die sogenannten "Fürbitten", wie sie nach dem Zweitem Vatikanischen Konzil wieder in der erneuerten Messliturgie in Übung gekommen sind. Diese "Anliegen-Litanei" fand bald ihre verstärkende Ergänzung durch Anrufung des Kyrios, des Herrgotts unter verschiedenen zusätzlichen Würdenamen und Eigenschaften. Schließlich wurde die ursprüngliche "Litanía" auch noch durch eingefügte Anrufungen Mariens, der Engel und bestimmter Heiliger erweitert und so immer mehr zu einer selbständigen Gebetsweise ausgebildet. So kam im 5. bis 7.Jahrhundert die älteste Litanei im heutigen Sinn in Übung, die Allerheiligenlitanei, die einen Mischtyp aus Anliegen und Anrufungen darstellt. Aus dem Mutterboden der Allerheiligen-Litanei wuchs dann, etwa vom 12. Jahrhundert an, die frühmittelalterliche Marienlitanei heraus, deren verschiedene Fassungen dann im beginnenden 16. Jahrhundert durch die einzige von der Kirche approbierte (gutgeheißene) sogenannte Lauretanische Litanei abgelöst wurden. Schließlich bildete sich im 16. bis. 18. Jahrhundert ein ganzer Blütenkranz von Litaneien zu Gott, zu den göttlichen Personen, voran zu Jesus Christus, dem menschgewordenen und gekreuzigten Gottessohn, zu Maria, zu den Engeln und zu verschiedenen Heiligen heraus. Vor allem in der Zeit der Gegenreformation, besonders im Kreis um den hl. Petrus Canisius († 1597) und in den von den Jesuiten gegründeten Marianischen Kongregationen entstanden die verschiedenartigsten, der Allerheiligen-Litanei nachgebildeten Litaneien, und zwar entweder im Mischtyp von Anrufungen und Anliegen oder im Typ der bloßen Anrufungen. Hauptmotiv bei der Abfassung von Litaneien, die immer beliebter wurden, war damals in der entstandenen Glaubensverwirrung die Festigung der Katholiken im wahren, unverfälschten und unverkürzten Glauben. In der Formulierung der Anrufungen der verschiedenen zahlreichen Litaneien hielt man sich an Bilder und Begriffe der Heiligen Schrift und an die Grundlagen einer popularisierten Dogmatik. Man wollte so zum rechten Bekennen des Glaubens, zur Übung der christlichen Tugenden, vor allem zur rechten gläubig frommen Gottesverehrung anleiten. Dazu kam noch als besonderes Motiv die Förderung der von den Reformatoren und von den ihnen nachfolgenden Theologen zurückgedrängten oder ganz in Frage gestellten Verehrung Mariens und der anderen Heiligen. In liturgischer Hinsicht dienten die vielen Litaneien des 16.-18. Jahrhunderts - ganz ähnlich wie der Rosenkranz - auch als Ersatz für das dem Volk weithin fremd gewordene oder verschlossen gebliebene, aus Hymnen und Psalmen zusammengesetzte und abwechselnd (alternierend) gebetete Stundengebet der Kirche.<ref>Ferdinand Holböck: Litaneien-Katechismus, Selbstverlag Salzburg 1976, S. 8-11 (148 Seiten).</ref>

Lehramtliches zu den Litaneien

Im 16. Jahrhundert war eine Blütezeit selbständiger Anrufungs-Litaneien, darunter die Lauretanische Litanei (1587 approbiert). Die Zahl der Litaneiformulare wuchs stark an, die zum Teil Ausdruck schlechten Geschmacks oder Resultat einer wenig erleuchteten Frömmigkeit waren. Daher ließ Papst Klemens VIII. am 6. September 1601 durch das Heilige Offizium das strenge Dekret Quoniam multi erlassen, nach dem ausschließlich die alten im Brevier, in den Messbüchern, in den Pontifikalien und Ritualien enthaltenen sowie die Lauretanische Litanei als gebilligt galten (vgl. Magnum Bullarium Romanum III, Lyon 1656, 1609).<ref>Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, Anmerkung 249.</ref> Päpstlich für den gottesdienstlichen Gebrauch approbiert wurden später die Litanei vom Namen Jesu (1886), vom Herzen Jesu (1899), vom heiligen Joseph (1909) und vom kostbaren Blut (1960). Mit dem Codex iuris canonici von 1983 sind diese Beschränkungen weggefallen.

Biblische Litaneien

Litaneien der christlichen Tradition

Die folgenden Litaneien haben die Kirchliche Druckgenehmigung durch einen Ordinarius erhalten, die im jeweiligen Artikel angegeben ist. Diese Genehmigung und die Unterscheidung zwischen liturgischem und privatem Gebrauch ist jedoch seit der Kirchenrechtsreform von 1983 nicht mehr erforderlich.

Litaneien für den liturgischen Gebrauch

Litaneien im Gotteslob

  • Litanei von der Gegenwart Gottes (Gotteslob 557, Text: Huub Oosterhuis)
  • Litanei vom Heilswirken Gottes (Gotteslob 558, Text: Josef Seuffert)
  • Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit (Gotteslob 560, nach Christus vincit)
  • Jesus-Litanei (Gotteslob 561)
  • Litanei von der Anbetung Jesu Christi (Gotteslob 562)
  • Marienlob-Litanei (Gotteslob 567)
  • Grüssauer Marienrufe ("Mutter Gottes, wir rufen zu dir", Gotteslob 568)

Litaneien für den privaten Gebrauch

Trinitarisch und christologisch geprägte Litaneien

Marianische Litaneien

Litaneien zu Heiligen und in Anliegen

Ablassmöglichkeit

Ein vollkommener Ablass wird unter den gewöhnlichen Bedingungen demjenigen Christgläubigen gewährt, der approbierte Litaneien in frommer Gesinnung betet (vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999).

Quellen von Litaneien, Literatur

  • Balthasar Fischer: Art. Litanei. I. Liturgisch in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Bd. 6, Sp.. 954f.
  • Gotteslob. Katholische Gebet- und Gesangbuch, hrsg. von den (Erz-)Bischöfen Deutschlands und Österreichs und dem Erzbischof von Bozen-Brixen, Stuttgart 2013
  • Katholisches Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“ 1975, herausgegeben von den Bischöfen Deutschlands und Österreichs und der Bistümer Bozen-Brixen Lüttich, Stuttgart 1975
  • Ferdinand Holböck: Litaneien-Katechismus, Selbstverlag Salzburg 1977 (Christiana Verlag; 3. vermehrte Auflage; Mit kirchlicher Druckerlaubnis des Erzb. Ordinariats Salzburg vom 11. März 1977. ISBN-10: 3-7171-0716-X und ISBN-13: 978-3717107163 - enthält 52 Litaneien)
  • Ferdinand Holböck und Marie-Therese Isenegger, Novenensammlung, Klopft an! Es wird euch aufgetan!, Parvis-Verlag 1994 (3. Auflage; Mit kirchlicher Druckerlaubnis, Salzburg den 17. August 1979, Jakob Mayr Weihbischof und Generalvikar. ISBN 3-907523-11-3; enthält ungefähr 30 Litaneien).
  • Ferdinand Holböck: Der Schlüssel zu den Schätzen Gottes, Rosenkranze, Litaneien, Novenen, Kreuzwegandachten Parvis-Verlag (DIN A 6; 476 Seiten; Kirchliche Druckerlaubnis Erzbischöfliches Ordinariat den 20. Februar 1985 Johann Maier Ordinariatskanzler)
  • Franz Hattler: Herz-Jesu-Ehrenpreis. Erklärung der Litanei von heiligsten Herzen Jesu, zugleich Monat desselben göttlichen Herzens mit täglichen Gebeten, Felizian Rauch Verlag Innsbruck 1902 (589 Seiten, 2. vermehrte Aufl.).

Weblinks

Anmerkungen

<references />