Franz-Josef Overbeck

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Version vom 27. September 2021, 19:35 Uhr von Oswald (Diskussion | Beiträge) (Vorsitzender der Glaubenskommission)
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Franz-Josef Overbeck (Dr. theol.; * 19. Juni 1964 in Marl) ist Bischof des Bistums Essen. Seit 2011 ist er Militärbischof der Deutschen Bundeswehr.

Biografie

Franz-Josef Overbeck wurde am 19. Juni 1964 in Marl (Bistum Münster) geboren.

Nach dem Theologie- und Philosophiestudium an der Theologischen Fakultät von Münster ging er 1984 zum Studium nach Rom an die Gregoriana. Am 10. Oktober 1989 erfolgte die Priesterweihe. 1990 wurde er zum Kaplan in Haltern am See in St. Sixtus ernannt. 1994 wurde er zum Studium freigestellt und Heimleiter im Deutschen Studentenheim in Münster. 1994 erfolgte auch die Ernennung zum Domvikar in Münster. Im Jahr 2000 wurde Overbeck zum Leiter des Instituts für Diakonat und pastorale Dienste, der Aus- und Fortbildungsstätte für Ständige Diakone und Pastoralreferenten im Bistum Münster. Seit 2002 wurde er noch zusätzlich als kirchlicher Assistent für die Gemeinschaft Christlichen Lebens eingesetzt.

Bischof

Am 18. Juli 2007 erfolgte die Ernennung durch Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof des Bistums Matara di Numidia (Nordafrika) und Weihbischof für die Region Münster / Warendorf. Die Bischofsweihe fand am 1. September 2007 statt.

Das Münsteraner Domkapitel wählte ihn am 29. März zum Diözesanadministrator für die Zeit der Vakanz zwischen Rücktritt von Bischof Reinhard Lettmann und dem Amtsantritt dessen Nachfolgers Felix Genn.

Das Essener Domkapitel wählte ihn am 4. Oktober 2009 zum Nachfolger von Bischof Felix Genn als Bischof von Essen. Die Bischofsweihe erfolgte am 1. September 2007, die Amtseinführung war am 20. Dezember 2009. Am 24. Februar 2011 wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Militärbischof als Nachfolger von Bischof Walter Mixa ernannt. Ende März 2014 berief ihn Papst Franziskus in den Päpstlichen Rat für die Kultur.<ref>Vatikanische Aufgaben für zwei deutsche Bischöfe Kath.net am 31. März 2014</ref>

Am 21. September 2016 wurde er in der Deutschen Bischofskonferenz als Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen ("Sozialbischof") bestätigt.<ref>Deutsche Bischofskonferenz ordnet Zuständigkeiten neu Kath.net am 22 September 2016.</ref> Außerdem gehört er der Glaubenskommission der Bischofskonferenz an. 2018 wurde er in Nachfolge für Kardinal Reinhard Marx Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz in der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (ComECE)<ref>dbk.de: Pressebericht, 22. Februar 2018.</ref> und dort im März 2018 zu einem der vier Vizepräsidenten gewählt.<ref>katholische-militaerseelsorge.de:Militärbischof Overbeck jetzt zugleich Vizepräsident der EU-Bischofskommission, 9. März 2018.</ref> Im September 2021 wurde er in der Deutschen Bischofskonferenz zum Vorsitzenden der Glaubenskommission gewählt.<ref> Wenn der Bock zum Gärtner wird Kath.net am 22. September 2021</ref>

Standpunkte

Sexualmoral

Franz-Josef Overbeck hat sich für eine "Weiterentwicklung" der katholischen Sexualmoral ausgesprochen. Die Kirche müsse die Frage beantworten, was Erkenntnisse aus anderen Wissenschaften zu Homosexualität, zu Gender-Fragen oder zu den Rollen von Mann und Frau für die Theologie bedeuten, sagte Overbeck in Mülheim im November 2018. Angesichts der Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Missbrauchsstudie müsse die Kirche nun fragen: "Was ist von dieser Moral noch gültig - und was nicht mehr?" Hinter diese Frage komme die Kirche "nicht mehr zurück". Macht- und Hierarchiestrukturen hätten sexuellen Missbrauch begünstigt und begünstigen immer noch.<ref>Bischof Overbeck will katholische Sexualmoral weiterentwickeln Katholisch.de am 19. November 2018</ref> In diesem Zusammenhang müsse auch über den Pflichtzölibat für Priester geredet werden, fügte der Essener Bischof hinzu.<ref>Bischof Overbeck: "Ich bin oft der Verzweiflung nahe" Katholisch.de am 18. Dezember 2018</ref> Als Frage stehe im Raum, ob einzelne Inhalte der katholischen Sexuallehre möglicherweise zu einer Tabuisierung bestimmter Ausdrucksformen menschlicher Sexualität beigetragen oder eine ungesunde Verdrängung bis hin zur Leugnung der Homosexualität gefördert hätten. Es bestünden berechtigte Zweifel, dass die bloße Wiederholung der bisherigen Wahrnehmung der Homosexualität auf rein naturrechtlicher Basis den dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust katholischer Sexualmoral wirklich aufhalten könne. Sollte in dieser Frage das Gespräch mit den Erfahrungen der Menschen und den sie reflektierenden Humanwissenschaften vermieden werden, drohe eine intellektuelle Marginalisierung der katholischen Morallehre, warnt Overbeck. Nur wenn ein Lern- und Erkenntnisfortschritt nicht von vornherein ausgeschlossen sei, bleibe die Tradition – wie seit den Anfängen des Christentums – lebendiges Geschehen. Die kirchliche Lehre dürfe sich gegenüber der Geschichtlichkeit der menschlichen Existenz nicht abschotten.<ref>Bischof Overbeck wünscht neuen Blick der Kirche auf Homosexualität Vatican News am 29 Januar 2019</ref> Daher ist es für den Bischof auch abwegig, homosexuelle Männer von der Priesterweihe auszuschließen. Der Bischof spricht sich dafür aus, auch exegetische und moraltheologische Erkenntnisse der vergangenen Jahrzehnte so aufzunehmen, "dass ein Lern- und Erkenntnisfortschritt nicht von vornherein ausgeschlossen ist".<ref>Overbeck gegen Ausschluss von Schwulen vom Priesteramt Katholisch.de am 28. Januar 2019</ref><ref>Bischof Overbeck: „Offene Debatte zu sämtlichen Grundsatzfragen der Kirche“ (Neujahrspredigt Bischof Franz-Josef Overbeck) www.bistum-essen.de am 1. Januar 2019</ref> In der März/April Ausgabge des Magazins BENE, das vom Bistum Essen herausgegeben wird, treten Ansgar Wucherpfennig und ein homosexueller Mitarbeiter des Bistums für offizielle Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare ein.<ref>Essen: Bistumsmagazin stellt Segnung homosexueller Paare in den Raum Kat.net am 4. März 2020</ref>

zum Zölibat

Für Bischof Overbeck ist der Zölibat ein "Relikt aus vergangenen Zeiten". Laut Overbeck habe sich die Ehelosigkeit von Priestern in den vergangenen Jahrdhunderten bewährt. Für ihn gebe es jetzt jedoch eine neue Kultur, in der laut Overbeck die Glaubwürdigkeit eines Geistlichen nicht mehr von seiner Lebensform abhänge, sondern von seiner Gesamtpersönlichkeit. Daher möchte der Bischof unter Verweis auf einen vermeintlichen Priestermangel über Alternativen zur "Zölibatspflicht" nachdenken und spricht sich dafür aus, dass Priester heiraten dürfen.<ref>Overbeck diffamiert Zölibat als 'Relikt aus vergangenen Zeiten' Kath.net am 20. Dezember 2019</ref>

zu einer Sakramentalen Frauenweihe

Welche Probleme bei der Bischofssynode 2019 zu prüfen seien

Die für Oktober 2919 geplante Amazonas-Bischofssynode in Rom wird nach Overbeck zu einer "Zäsur" in der katholischen Kirche führen. "Nichts wird mehr sein wie zuvor", sagte der für das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständige Ruhrbischof am 2. Mai 2919 vor Journalisten in Essen. So stehe die hierarchische und eurozentrische Struktur der Kirche genauso auf dem Prüfstand wie ihre Sexualmoral und das Priesterbild. Auch die Rolle der Frau in der Kirche müsse überdacht werden. Weitere Probleme sind laut Overbeck der Rückgang an Gläubigen - nicht allein in Europa, sondern besonders auch in Lateinamerika. Zudem müsse die Kirche auf die "immense Ausbeutung" der Natur und die Missachtung der Menschenrechte reagieren.<ref>Overbeck: Amazonas-Synode bedeutet Zäsur für die ganze Kirche Katholisch.de am 2. Mai 2019</ref>

zur Berufung

  • Auf die Frage einer Journalistin am Rande der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz vom 2.-5. März 2020 in Mainz , weshalb die eindeutige Bitte des Papstes Franziskus| in der Schreiben Querida Amazonia, für mehr Berufungen zu beten, bislang so wenig rezipiert worden sei, antwortete Overbeck: "Sie müssen schon viel Gottvertrauen haben um nicht zu verzweifeln angesichts des 'Erfolgs'!" Es werde in jeder Gemeinde Deutschlands regelmäßig für Berufungen gebetet, sagte Overbeck. Jeder Gläubige sei ohnehin angehalten, dies auch im persönlichen Gebetsleben zu integrieren.<ref>Deutsche Bischöfe bieten in Mainz ihre Interpretationen von "Querida Amazonia" an CNA am 4. März 2020</ref>

Ablehnung der römischen Vorgaben

Die Instruktion Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche vom 29. Juni 2020 nehme "in keiner Weise zur Kenntnis, dass wir in Deutschland kirchliches Leben nicht mehr nach den Mustern der bisher bekannten Volkskirche gestalten können". "Es befremdet mich sehr, dass ein solches Dokument ohne Vorankündigung und Berücksichtigung der tatsächlichen Situation in den jeweiligen Ortskirchen veröffentlicht wird." Das Bistum Essen werde seine Prozesse der Erneuerung und Veränderung fortsetzen. Zu einem christlichen Glauben in Vielfalt und Offenheit gehöre auch, sich von einem Klerikalismus zu verabschieden, der nicht zuletzt nach den Skandalen des vielfältigen klerikalen Machtmissbrauchs zu Recht keine Akzeptanz mehr finden dürfe, so Overbeck weiter. Der in Deutschland zunehmende Priestermangel ist für Overbeck zudem ein klares Signal, dass es keine Alternative zu dem laufenden Erneuerungsprozessen gebe. "Das, was das Dokument einfordert, ist faktisch gar nicht zu realisieren, weil es die Priester gar nicht mehr gibt, die allein zahlenmäßig benötigt würden, um all den Vorgaben zu entsprechen", so der Bischof.<ref>Lob und Kritik: Bischöfe reagieren verschieden auf Vatikan-Instruktion Katholisch.de am 23. Juli 2020</ref>

Auf Wochentagsmessen verzichten

Franz-Josef Overbeck möchte Mitte Dezember 2020 angesichts des Lockdowns in Deutschland, dass in seiner Diözese an den Wochentagen, wo normalerweise ohnedies kaum Gläubige vorhanden sind, keine Heilige Messe gefeiert wird. Die öffentlichen Gottesdienste sollten laut dem Bischof nur auf die Sonn- und Feiertage beschränkt werden. Auch Begräbnisfeiern sollten nur auf dem Friedhof stattfinden und Tauffeiern möchte Overbeck auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.<ref>Bischof Overbeck möchte auf Wochentagsmessen verzichten Kath.net am 16. Dezember 2020</ref>

Laiengemeindeleitung

Gleichgeschlechtliche sollen eine kirchliche Segnung ihrer Verbindung erhalten

Nach der Klärung des Zweifels durch die Glaubenskongregation, ob gleichgeschlechtlichc eine kirchliche Segnung erhalten dürfen]], hat sich Bischof Overbeck im März 2021 für eine kirchliche Neubewertung von Homosexualität ausgesprochen. Die Lehre der Kirche benötige "dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität", schreibt Overbeck in einem Brief an die Pfarreien seines Bistums. Der Bischof fordert darin eine "ernsthafte und zutiefst wertschätzende" Hinwendung der Kirche zu Schwulen und Lesben. Sie dürfe nicht "fundamentalistischen Versuchungen" erliegen, sondern müsse, "– bei aller Wertschätzung von Schriftzeugnis, Lehramt und Tradition – um die Übersetzung der Zeichen der Zeit" bemüht sein. Diese Aufgabe habe das Christentum seit seinen Anfängen.

In seinem Brief erwähnt Overbeck zahlreiche Rückmeldungen, die ihn nach dem am 15. März 2021 bekannt gewordenen Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare durch die Glaubenskongregation erreicht hätten. Gerade in den Zuschriften vieler Seelsorger und engagierter Katholiken komme "eine offene Ablehnung der lehramtlichen Position zum Ausdruck, die nicht mehr ignoriert werden darf", so der Essener Bischof weiter. Er verweist angesichts der Äußerung aus dem Vatikan auf die von Papst Franziskus empfohlene "Kunst der Unterscheidung", die für sorgfältiges Abwägen, die Einnahme unterschiedlicher Perspektiven und den Verzicht auf vorschnelle Urteile und Bewertungen stehe. Die allgemeine Empörung über die Entscheidung der Glaubenskongregation zeige, "dass die bloße Wiederholung der bisherigen lehramtlichen Wahrnehmung und Wertung von Homosexualität auf naturrechtlicher Basis" nicht mehr verstanden und akzeptiert werde. Zudem fühlten sich viele gläubige Homosexuelle sehr gekränkt. Deshalb müsse sich die Kirche vielmehr um angemessene Angebote in der Seelsorge bemühen, die dabei helfen würden, "dass homosexuelle Christen mit unserer Kirche in Verbindung bleiben, weil sie als Getaufte ein Teil von ihr sind". Die Segensfeiern für homosexuelle Paare seien daher besonders wichtig. Sie seien aus der seelsorglichen Begleitung von Schwulen und Lesben heraus entstanden und ermöglichten, "über das Gute ihres Lebens einen Segen zu sprechen, der nicht einer Trauung ähnelt, wohl aber Zeichen der Begleitung ist". Die Kirche könne so zusagen, dass "Gott in dieser Beziehung gegenwärtig" sei. Dieses "zarte Porzellan" bei glaubenden Menschen dürfe die Kirche nicht zerbrechen.<ref>fast wörtlich: Bischof Overbeck für kirchliche Neubewertung von Homosexualität Katholisch.de am 19. März 2021; Brief des Bischofs an die Pfarreien</ref> Im Radio-Interview des WDR am 3. April 2021 sagte er, dass er keinen Pfarrer suspendieren oder bestrafen würde, der eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft segne. "Jeder Bischof muss vor Ort sehen, wie er das lebt und umsetzt, was möglich ist, um mit den Gläubigen, für die er da ist, Kirche leben zu können", so Overbeck.<ref> Bischof Overbeck: Keine Konsequenzen bei Segen für homosexuelle Paare Domradio am 4. April 2021</ref>

Lob von Abweichlern vom Lehramt

Overbeck lobt<ref>Ruhrbischof würdigt verstorbene Theologin Ranke-Heinemann Domradio am 25. März 2021</ref> Uta Ranke-Heinemann an ihrem Sterbetag am 25. März 2021 zu Essen. Sie war die erste katholische Professorin, welche die Lehrerlaubnis erhielt, jedoch wieder entzogen wurde, da sie zentrale Lehrsätze der Kirche in Frage stellte. Die Pfarrerstochter konvertierte vom Protestantismus zur Katholische Kirche, weil sie "aus der Intoleranz der Protestanten ... suchte die große Toleranz und wusste nicht, dass sie vom Regen in die Traufe käme", so Heinemann wörtlich.<ref>Tagesschau 20 Uhr am 25. März 2021</ref>

Overbeck nannte Hans Küng im April 2021 "einen glaubwürdigen Mahner und authentischen Christen". Küng habe Brücken zwischen Kulturen und Religionen gebaut. Notwendig sei eine "vertrauensvolle, eben geschwisterliche interreligiöse Dialogkultur, die es so zu pflegen gilt, wie Hans Küng es immer tat", so Overbeck.<ref>Kardinal Kasper: Küng hat sich mit Rom ausgesöhnt Katholisch.de am 7. April 2021</ref>

Zum sogenannten „Matić-Bericht“, der die Tötung zum Menschenrecht in Europa deklariert

Als Kirche bleiben wir dabei: Die Würde allen Lebens, auch und insbesondere ungeborener Kinder, ist unantastbar. Wir verwahren uns jedoch gegen jeden Versuch, von Populisten und Extremisten vereinnahmt zu werden, die mit ihren Parolen zum Lebensschutz eigennützig nur vermeintlich christliche Positionen vertreten, die sie in anderen Kontexten nur zu gerne ignorieren.“<ref>Bischof Overbeck zum sogenannten „Matić-Bericht“ am 21. Juni 2021 </ref>

Weblinks


Vorgänger
Felix Genn
† Bischof von Essen
ab 2009
Nachfolger
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Anmerkungen

<references />