Redemptionis sacramentum (Wortlaut): Unterschied zwischen den Versionen
Oswald (Diskussion | Beiträge) |
Oswald (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 80: | Zeile 80: | ||
'''28''' Alle Normen im Bereich der Liturgie, die eine Bischofskonferenz nach Maßgabe des Rechts für ihr Gebiet beschlossen hat, sind der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung für die Rekognoszierung vorzulegen, ohne die sie keinen verbindlichen Charakter haben.<ref>Vgl. [[Codex Iuris Canonici]], can. 838 § 3; [[Ritenkongregation|Hl. Kongr. für die Riten]], [[Instruktion]] Inter Oecumenici (26. September 1964), Nr. 31: [[AAS]] 56 (1964) 883; [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung]], [[Instruktion]] [[Liturgiam authenticam]], Nrn. 79-80: [[AAS]] 93 (2001) 711-713.</ref> | '''28''' Alle Normen im Bereich der Liturgie, die eine Bischofskonferenz nach Maßgabe des Rechts für ihr Gebiet beschlossen hat, sind der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung für die Rekognoszierung vorzulegen, ohne die sie keinen verbindlichen Charakter haben.<ref>Vgl. [[Codex Iuris Canonici]], can. 838 § 3; [[Ritenkongregation|Hl. Kongr. für die Riten]], [[Instruktion]] Inter Oecumenici (26. September 1964), Nr. 31: [[AAS]] 56 (1964) 883; [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung]], [[Instruktion]] [[Liturgiam authenticam]], Nrn. 79-80: [[AAS]] 93 (2001) 711-713.</ref> | ||
+ | |||
+ | ===3. Die Priester=== | ||
+ | |||
+ | '''29''' Die Priester, die als tüchtige, sorgsame und notwendige Mitarbeiter des bischöflichen Standes<ref>Vgl. [[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dekr. über Dienst und Leben der Priester [[Presbyterorum ordinis]] (7. Dezember 1965), Nr. 7; [[Pontificale Romanum]], ed. 1962: Ordo consecrationis sacerdotalis, in Praefatione; [[Pontificale Romanum]] ex decreto sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II renovatum, auctoritate Pauli Pp. VI editum, Ioannis Pauli Pp. II cura recognitum: De Ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, editio typica altera (29. Juni 1989), Typis Polyglottis Vaticanis 1990, cap. II, De Ordin. presbyterorum, Praenotanda, Nr. 101.</ref> zum Dienst am Volk Gottes gerufen sind, bilden zusammen mit ihrem Bischof ein Presbyterium,<ref>Vgl. hl. [[Ignatius von Antiochien]], Ad Philad., Nr. 4: ed. [[Franz Xaver Funk|F.X. Funk]], I, 266; hl. [[Papst]] Cornelius I., zitiert vom hl. Cyprian, Epist. 48, 2: ed. G. Hartel, III, 2, 610.</ref> auch wenn ihnen unterschiedliche Aufgaben übertragen sind. «In den einzelnen örtlichen Gemeinden der Gläubigen machen sie den Bischof, mit dem sie in vertrauensvoller und hochherziger Gesinnung verbunden sind, gewissermaßen gegenwärtig; sie übernehmen zu ihrem Teil seine Aufgaben und seine Sorge und stellen sich täglich in ihren Dienst. [...] Um dieser Teilhabe an Priestertum und Sendung willen sollen die Priester den Bischof wahrhaft als ihren Vater anerkennen und ihm ehrfürchtig gehorchen».<ref>[[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 28.</ref> «Auf das Wohl der Kinder Gottes immer bedacht, sollen sie darüber hinaus bestrebt sein, ihren Anteil beizutragen zur Hirtenarbeit in der ganzen Diözese, ja in der ganzen Kirche».<ref>Ebd.</ref> | ||
+ | |||
+ | '''30''' Groß ist die Verantwortung vor allem der Priester, «denen es zukommt, der Eucharistiefeier in persona Christi vorzustehen. Sie sichern ein Zeugnis und einen Gemeinschaftsdienst nicht nur für die unmittelbar an der Feier teilnehmende Gemeinde, sondern auch für die Gesamtkirche, die mit der Eucharistie immer in Beziehung steht. Leider ist zu beklagen, dass es – vor allem seit den Jahren der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil – infolge einer falsch verstandenen Auffassung von Kreativität und Anpassung nicht an Missbräuchen gefehlt hat, die Leiden für viele verursacht haben».<ref>[[Papst]] [[Johannes Paul II.]], [[Enzyklika]] [[Ecclesia de eucharistia]], Nr. 52; vgl. Nr. 29: [[AAS]] 95 (2003) 467-468; 452-453.</ref> | ||
+ | |||
+ | '''31''' In Übereinstimmung mit dem, was sie im Ritus der heiligen Weihe gelobt haben und jedes Jahr während der Chrisammesse erneuern, sollen die Priester «die Mysterien Christi, besonders im Opfer der Eucharistie und im Sakrament der Versöhnung, gemäß der kirchlichen Überlieferung zum Lobe Gottes und zum Heil des christlichen Volkes in gläubiger Ehrfurcht»<ref>[[Pontificale Romanum]], De Ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, editio typica altera: De Ordinatione presbyterorum, Nr. 124; vgl. [[Missale Romanum]], Feria V in Hebdomada Sancta: Ad Missam chrismatis, Renovatio promissionum sacerdotalium, 292.</ref> feiern. Sie dürfen dem eigenen Dienst nicht seine tiefgehende Bedeutung nehmen, indem sie die liturgische Feier durch Änderungen, Kürzungen oder Hinzufügungen willkürlich entstellen.<ref>Vgl. Ökum. [[Konzil von Trient]], [[Ad consummationem|Sessio VII]] (3. März 1547), Dekr. über die Sakramente, can. 13: [[DS]] 1613; [[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Konst. über die hl. [[Liturgie]] [[Sacrosanctum concilium]], Nr. 22; [[Papst]] [[Pius XII.]], [[Enzyklika]] [[Mediator dei]]: [[AAS]] 39 (1947) 544, 546-547, 562; [[Codex Iuris Canonici]], can. 846 § 1; [[Missale Romanum]], Institutio Generalis, Nr. 24.</ref> Der heilige Ambrosius hat gesagt: «Nicht in sich, [...] sondern in uns wird die Kirche verwundet. Sorgen wir daher dafür, dass unsere Sünde nicht zur Wunde für die Kirche wird».<ref>Hl. [[Ambrosius von Mailand|Ambrosius]], De Virginitate, Nr. 48: [[PL]] 16, 278.</ref> Die Kirche Gottes soll also durch die Priester, die sich so feierlich dem Dienst geweiht haben, nicht verwundet werden. Die Priester sollen vielmehr unter der Autorität des Bischofs treu darauf achten, dass solche Entstellungen auch nicht durch andere vorgenommen werden. | ||
+ | |||
+ | '''32''' «Der Pfarrer hat Sorge dafür zu tragen, dass die heiligste Eucharistie zum Mittelpunkt der pfarrlichen Gemeinschaft der Gläubigen wird; er hat sich darum zu bemühen, die Gläubigen durch eine ehrfürchtige Feier der Sakramente zu weiden, in besonderer Weise aber darum, dass sie häufig die Sakramente der heiligsten Eucharistie und der Buße empfangen; ebenso hat er darauf bedacht zu sein, dass sie auch in den Familien zur Verrichtung des Gebetes geführt werden sowie bewusst und tätig an der heiligen Liturgie teilnehmen, die der Pfarrer unter der Autorität des Diözesanbischofs in seiner Pfarrei leiten und überwachen muss, damit sich kein Missbrauch einschleicht».<ref>[[Codex Iuris Canonici]], can. 528 § 2.</ref> Obwohl es angemessen ist, dass er sich zur besseren Vorbereitung der liturgischen Feiern, vor allem der heiligen Messe, von verschiedenen Christgläubigen helfen lässt, darf er ihnen jedoch in keiner Weise jene Vorrechte in der Sache abtreten, die seinem Amt eigen sind. | ||
+ | |||
+ | '''33''' Schließlich sollen alle Priester «die Wissenschaft und die Kunst der Liturgie in rechter Weise pflegen, damit durch ihren liturgischen Dienst von den ihnen anvertrauten Gemeinden Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, immer vollkommeneres Lob werde».<ref>[[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dekr. über Dienst und Leben der Priester [[Presbyterorum ordinis]], Nr. 5.</ref> Sie sollen vor allem von jenem Bewundern und Staunen durchdrungen sein, das durch die Feier des österlichen Mysteriums in der Eucharistie in den Herzen der Gläubigen geweckt wird.<ref>Vgl. [[Papst]] [[Johannes Paul II.]], [[Enzyklika]] [[Ecclesia de eucharistia]], Nr. 5: [[AAS]] 95 (2003) 436.</ref> | ||
+ | |||
+ | ===4. Die Diakone=== | ||
+ | |||
+ | '''34''' Die Diakone, «denen die Hände nicht zum Priestertum, sondern zum Dienst aufgelegt werden»,<ref>[[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 29; vgl. Constitutiones Ecclesiae Aegypticae, III, 2: ed. [[Franz Xaver Funk|F.X. Funk]], Didascalia, II, 103; Statuta Ecclesiae Ant., 37-41: ed. D. Mansi 3, 954.</ref> müssen Männer guten Rufes sein<ref>Vgl. {{B|Apg|6|3}}.</ref> und mit Gottes Hilfe so handeln, dass sie wahrhaft als Jünger Christi erkannt werden,<ref>Vgl. {{B|Joh|13|35}}.</ref> «der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen»,<ref>{{B|Mt|20|28}}.</ref> und der inmitten seiner Jünger gewesen ist «wie einer, der bedient».<ref>{{B|Lk|22|27}}.</ref> Von der Gabe des Heiligen Geistes durch Handauflegung gestärkt, sollen sie dem Volk Gottes in Gemeinschaft mit dem Bischof und seinem Presbyterium dienen.<ref>Vgl. [[Caeremoniale Episcoporum]], Nrn. 9, 23; Vgl. [[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 29.</ref> Sie sollen deshalb den Bischof wie einen Vater achten und ihm und den Priestern «im Dienst des Wortes, im Dienst am Altar und im Dienst der Liebe» beistehen.<ref>Vgl. [[Pontificale Romanum]], De Ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, editio typica altera, cap. III, De Ordin. diaconorum, Nr. 199.</ref> | ||
+ | |||
+ | '''35''' Sie sollen nie davon ablassen, «am Geheimnis des Glaubens, wie der Apostel sagt, mit reinem Gewissen festzuhalten<ref>Vgl. {{B|1 Tim|3|9}}.</ref> und diesen Glauben gemäß dem Evangelium und der Überlieferung der Kirche in Wort und Tat zu verkünden».<ref>[[Pontificale Romanum]], De Ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, editio typica altera, cap. III, De Ordin. diaconorum, Nr. 200.</ref> Aus ganzem Herzen sollen sie der heiligen Liturgie als Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens treu und demütig dienen, damit «alle, durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden, sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl essen».<ref>[[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Konst. über die hl. [[Liturgie]] [[Sacrosanctum concilium]], Nr. 10.</ref> Daher sollen alle Diakone, soweit sie betroffen sind, sich dafür einsetzen, dass die heilige Liturgie entsprechend den pflichtgemäß approbierten liturgischen Büchern gefeiert wird. | ||
+ | |||
+ | ==Kapitel II: Die Teilnahme der christgläubigen Laien an der Feier der Eucharistie== | ||
+ | |||
+ | ===1. Die tätige und bewusste Teilnahme=== | ||
+ | |||
+ | '''36''' Als Handlung Christi und der Kirche ist die Messfeier der Mittelpunkt des ganzen christlichen Lebens, und zwar für die Gesamtkirche wie auch für die Teilkirche und für die einzelnen Gläubigen,<ref>Vgl. ebd., Nr. 41; [[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 11; Dekr. über Dienst und Leben der Priester [[Presbyterorum ordinis]], Nrn. 2, 5, 6; Dekr. über den Hirtendienst der Bischöfe in der Kirche [[Christus dominus]], Nr. 30; Dekr. über den Ökumenismus [[Unitatis redintegratio]] (21. November 1964), Nr. 15; [[Ritenkongregation|Hl. Kongr. für die Riten]], [[Instruktion]] [[Eucharisticum mysterium]], Nrn. 3 u. 6: [[AAS]] 59 (1967) 542, 544-545; [[Missale Romanum]], Institutio Generalis, Nr. 16.</ref> die «“in verschiedener Weise, entsprechend der Verschiedenheit von Stand, Aufgabe und tätiger Teilnahme”<ref>[[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Konst. über die hl. [[Liturgie]] [[Sacrosanctum concilium]], Nr. 26; vgl. [[Missale Romanum]], Institutio Generalis, Nr. 91.</ref> daran beteiligt sind. Auf diese Weise drückt das christliche Volk, “ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde”,<ref>1 Petr 2, 9; vgl. 2, 4-5.</ref> seine ihm entsprechende und hierarchische Ordnung aus».<ref>[[Missale Romanum]], Institutio Generalis, Nr. 91; vgl. [[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Konst. über die hl. [[Liturgie]] [[Sacrosanctum concilium]], Nr. 14.</ref> «Das gemeinsame Priestertum der Gläubigen aber und das amtliche oder hierarchische Priestertum unterscheiden sich zwar dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach, sind jedoch einander zugeordnet: das eine wie das andere nämlich nimmt auf je besondere Weise an dem einen Priestertum Christi teil».<ref>[[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 10.</ref> | ||
+ | |||
+ | '''37''' Alle Christgläubigen, die durch die Taufe von ihren Sünden befreit und in die Kirche eingegliedert worden sind, werden durch das ihnen eingeprägte Siegel zum Kult der christlichen Religion bestellt,<ref>Vgl. hl. [[Thomas von Aquin]], [[Summa theologica]], III, q. 63, a. 2.</ref> damit sie sich kraft ihres königlichen Priestertums,<ref>Vgl. [[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 10; vgl. [[Papst]] [[Johannes Paul II.]], [[Enzyklika]] [[Ecclesia de eucharistia]], Nr. 28: [[AAS]] 95 (2003) 452.</ref> beharrlich im Gebet und im Lob Gottes,<ref>Vgl. {{B|Apg|2|42-47}}.</ref> als lebendiges und heiliges Opfer darbringen, das Gott gefällt und sich in allen ihren Taten bewährt,<ref>Vgl. {{B|Röm|12|1}}.</ref> und damit sie überall auf der Erde von Christus Zeugnis ablegen und jedem Rede und Antwort stehen, der nach der Hoffnung auf das ewige Leben fragt, die sie erfüllt.<ref>Vgl. {{B|1 Petr|3|15}}; {{B|1 Petr|2|4-10}}.</ref> Daher kann die Teilnahme der gläubigen Laien an der Feier der Eucharistie und der anderen Riten der Kirche auch nicht auf eine bloß passive Anwesenheit reduziert werden, sondern ist als wahre Ausübung des Glaubens und der Taufwürde zu betrachten. | ||
+ | |||
+ | '''38''' Die beständige Lehre der Kirche über das Wesen der Eucharistie, die nicht nur ein Gastmahl, sondern auch und vor allem ein Opfer ist, muss mit Recht zu den grundlegenden Kriterien für eine volle Teilnahme aller Gläubigen an diesem so großen Sakrament gezählt werden.<ref>Vgl. [[Papst]] [[Johannes Paul II.]], [[Enzyklika]] [[Ecclesia de eucharistia]], Nrn. 12-18: [[AAS]] 95 (2003) 441-445; Ders., Schreiben [[Dominicae cenae]] (24. Februar 1980), Nr. 9: [[AAS]] 72 (1980) 129-133.</ref> «Bisweilen wird ein stark verkürzendes Verständnis des eucharistischen Mysteriums sichtbar. Es wird seines Opfercharakters beraubt und in einer Weise vollzogen, als ob es den Sinn und den Wert einer brüderlichen Mahlgemeinschaft nicht übersteigen würde».<ref>[[Papst]] [[Johannes Paul II.]], [[Enzyklika]] [[Ecclesia de eucharistia]], Nr. 10: [[AAS]] 95 (2003) 439.</ref> | ||
+ | |||
+ | '''39''' Um die tätige Teilnahme zu fördern und zum Ausdruck zu bringen, hat die jüngste Reform der liturgischen Bücher gemäß dem Willen des Konzils den Akklamationen des Volkes, den Antworten, dem Psalmengesang, den Antiphonen, den Liedern sowie den Handlungen und Gesten und den Körperhaltungen Aufmerksamkeit geschenkt, für die Einhaltung des heiligen Schweigens zu gegebener Zeit Sorge getragen und in den Rubriken auch die Teile, die das Volk betreffen, in Betracht gezogen.<ref>Vgl. [[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Konst. über die hl. [[Liturgie]] [[Sacrosanctum concilium]], Nrn. 30-31.</ref> Außerdem wird für eine angemessene Gestaltung nach dem Grundsatz, dass jede Feier gemäß den durch die liturgischen Normen festgesetzten Befugnissen den Bedürfnissen, dem Fassungsvermögen, der geistigen Vorbereitung und der Wesensart der Teilnehmer entsprechen soll, ein weiter Raum gewährt. In der Auswahl der Gesänge, der Melodien, der Orationen und der biblischen Lesungen, in der Homilie, die zu halten ist, in der Vorbereitung der Fürbitten, in den Hinweisen, die manchmal zu verlesen sind, und im Schmuck der Kirche entsprechend den verschiedenen Zeiten gibt es vielfältige Möglichkeiten, in jede Feier eine gewisse Abwechslung einzufügen, die dazu beiträgt, den Reichtum der liturgischen Tradition deutlicher in Erscheinung treten zu lassen und der Feier mit Sorgfalt unter Beachtung der pastoralen Erfordernisse eine besondere Note zu verleihen, so dass die innere Teilnahme gefördert wird. Es muss jedoch daran erinnert werden, dass die Wirksamkeit der liturgischen Handlungen nicht in der ständigen Änderung der Riten liegt, sondern in der tieferen Besinnung auf das Wort Gottes und das Mysterium, das gefeiert wird.<ref>Vgl. [[Kongregation für den Gottesdienst]], [[Instruktion]] [[Liturgicae instaurationes]], Nr. 1: [[AAS]] 62 (1970) 695.</ref> | ||
+ | |||
+ | '''40''' Obwohl die Feier der Liturgie zweifellos das Kennzeichen der tätigen Teilnahme aller Christgläubigen hat, folgt daraus jedoch nicht, dass alle über die Gesten und Körperhaltungen hinaus gleichsam aus Notwendigkeit tatsächlich etwas tun müssten, so als ob jeder zwingend irgendeine besondere liturgische Aufgabe verrichten müsste. In der katechetischen Ausbildung ist gewissenhaft dafür zu sorgen, dass oberflächliche Auffassungen und Gewohnheiten korrigiert werden, die sich in den letzten Jahren mancherorts eingeschlichen haben, und dass bei allen Christgläubigen immer wieder neu der Sinn für das echte Staunen vor der Größe jenes Glaubensmysterium geweckt wird, das die Eucharistie ist, in deren Feier die Kirche immerfort «von der alten in die neue Wirklichkeit» übergeht.<ref>Vgl. [[Missale Romanum]], Feria secunda post Dominica V in Quadragesima, Collecta, 258.</ref> Denn in der Feier der Eucharistie wie auch im ganzen christlichen Leben, das aus ihr Kraft schöpft und zu ihr hinstrebt, wirft sich die Kirche, wie der heilige Apostel Thomas, anbetend vor dem Herrn nieder, der gekreuzigt wurde, gestorben ist, begraben wurde und auferstanden ist, und ruft «in der Fülle seines göttlichen Glanzes [...] in alle Ewigkeit aus: “Mein Herr und mein Gott!”».<ref>[[Papst]] [[Johannes Paul II.]], [[Apostolisches Schreiben]] [[Novo millennio ineunte]] (6. Januar 2001), Nr. 21: [[AAS]] 93 (2001) 280; vgl. Joh 20, 28.</ref> | ||
+ | |||
+ | '''41''' Um den inneren Sinn für die liturgische Teilnahme zu wecken, zu fördern und zu nähren, sind die eifrige, ausgedehnte Feier des Stundengebetes, der Gebrauch der Sakramentalien und die Übungen der christlichen Volksfrömmigkeit sehr nützlich. Die Übungen dieser Art, «die, obwohl sie nicht streng zur heiligen Liturgie gehören, gleichwohl von besonderer Bedeutung und Würde sind», müssen in einer gewissen Verbindung mit der liturgischen Ordnung gesehen werden, besonders wenn sie vom Lehramt empfohlen und bestätigt wurden,<ref>Vgl. [[Papst]] [[Pius XII.]], [[Enzyklika]] [[Mediator dei]]: [[AAS]] 39 (1947) 586; vgl. auch [[II. Vatikanum|II. Vat. Ökum. Konzil]], Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 67; [[Papst]] [[Paul VI.]], [[Apostolisches Schreiben]] Marialis cultus (11. Februar 1974), Nr. 24: [[AAS]] 66 (1974) 113-168, hier 134; [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung]], [[Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie]] (17. Dezember 2001).</ref> wie dies besonders beim Gebet des Rosenkranzes der Fall ist.<ref>Vgl. [[Papst]] [[Johannes Paul II.]], [[Apostolisches Schreiben]] [[Rosarium virginis mariae]] (16. Oktober 2002): [[AAS]] 95 (2003) 5-36.</ref> Da diese Formen der Frömmigkeit das christliche Volk zur Mitfeier der Sakramente, vor allem der Eucharistie, «wie auch zur Betrachtung der Mysterien unserer Erlösung und zur Nachahmung der leuchtenden Beispiele der Heiligen im Himmel» führen, «machen sie uns daher nicht ohne heilsamen Nutzen des liturgischen Kultes teilhaftig».<ref>[[Papst]] [[Pius XII.]], [[Enzyklika]] [[Mediator dei]]: [[AAS]] 39 (1947) 586-587.</ref> | ||
+ | |||
+ | '''42''' Man muss verstehen, dass die Kirche nicht aus menschlichem Willen zusammenkommt, sondern von Gott im Heiligen Geist zusammengerufen wird und im Glauben auf eine ungeschuldete Berufung antwortet (ekklesia ist nämlich eng verbunden mit klesis – Berufung).<ref>Vgl. [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung]], [[Instruktion]] [[Varietates legitimae]], Nr. 22: [[AAS]] 87 (1995) 297.</ref> Das eucharistische Opfer darf ferner nicht als «Konzelebration» des Priesters mit dem anwesenden Volk im strengen Sinn betrachtet werden.<ref>Vgl. [[Papst]] [[Pius XII.]], Enzyklika [[Mediator dei]]: [[AAS]] 39 (1947) 553.</ref> Im Gegenteil, die von den Priestern gefeierte Eucharistie ist eine Gabe, «die auf radikale Weise die Vollmacht der Gemeinde überragt. [...] Die Gemeinde, die zur Feier der Eucharistie zusammenkommt, bedarf unbedingt eines geweihten Priesters, der ihr vorsteht, um wirklich eucharistische Versammlung sein zu können. Die Gemeinde kann sich aber nicht selbst einen geweihten Amtsträger geben».<ref>[[Papst]] [[Johannes Paul II.]], [[Enzyklika]] [[Ecclesia de eucharistia]], Nr. 29: [[AAS]] 95 (2003) 453; vgl. [[IV. Laterankonzil]] (11.-30. November 1215), Kap. 1: [[DS]] 802; Ökum. [[Konzil von Trient]], [[Sacrificium, et sacerdotium|Sessio XXIII]] (15. Juli 1563), Lehre und Kanones über das Sakrament der Weihe, Kap. 4: [[DS]] 1767-1770; [[Papst]] [[Pius XII.]], [[Enzyklika]] [[Mediator dei]]: [[AAS]] 39 (1947) 553.</ref> Es bedarf dringend des gemeinsamen Willens, dass in dieser Sache jede Zweideutigkeit vermieden und für die Schwierigkeiten der letzten Jahre eine Abhilfe geschaffen wird. Daher sollen Ausdrücke wie «zelebrierende Gemeinde» oder «zelebrierende Versammlung» - oder in anderen modernen Sprachen «celebrating assembly», «asamblea celebrante», «assemblée célébrante», «assemblea celebrante» - und ähnliche Redewendungen nur behutsam gebraucht werden. | ||
[Fortsetzung folgt] | [Fortsetzung folgt] |
Version vom 17. Juli 2014, 09:40 Uhr
Redemptionis sacramentum |
---|
der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung
unseres Heiligen Vaters
Johannes Paul II.
über einige Dinge bezüglich der heiligsten Eucharistie, die einzuhalten und zu vermeiden sind
25. März 2004
(Offizieller lateinischer Text: AAS 96 [2004/9] 549-601)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist |
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Das Sakrament der Erlösung<ref>Vgl. Missale Romanum, ex decreto sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum, auctoritate Pauli Pp. VI promulgatum, Ioannis Pauli Pp. II cura recognitum, editio typica tertia (20. April 2000), Typis Vaticanis 2002, Missa votiva de Dei misericordia, oratio super oblata, 1159.</ref> wird von der Mutter Kirche in der heiligsten Eucharistie mit festem Glauben anerkannt, freudig angenommen, gefeiert und anbetend verehrt. Dabei verkündet die Kirche den Tod Jesu Christi und preist seine Auferstehung, bis er kommt in Herrlichkeit,<ref>Vgl. 1 Kor 11, 26; Missale Romanum, Prex Eucharistica, acclamatio post consecrationem, 576; Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia (17. April 2003), Nrn. 5, 11, 14, 18: AAS 95 (2003) 436, 440-441, 442, 445.</ref> um als Herr und unbesiegbarer Gebieter, als ewiger Priester und König der ganzen Welt das Reich der Wahrheit und des Lebens dem allmächtigen Vater in seiner unendlichen Majestät zu übergeben.<ref>Vgl. Jes 10, 33; 51, 22; Missale Romanum, In sollemnitate Domini nostri Iesu Christi, universorum Regis, Praefatio, 499.</ref>
2 Die Lehre der Kirche über die heiligste Eucharistie, die das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, unser Osterlamm,<ref>Vgl. 1 Kor 5, 7; II. Vat. Ökum. Konzil, Dekr. über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis (7. Dezember 1965), Nr. 5; Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Ecclesia in europa (28. Juni 2003), Nr. 75: AAS 95 (2003) 649-719, hier 693.</ref> enthält, die Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens ist<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium (21. November 1964), Nr. 11.</ref> und deren ursächlicher Einfluss sich am Ursprung der Kirche selbst zeigt,<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 21: AAS 95 (2003) 447.</ref> ist im Laufe der Jahrhunderte in den Schriften der Konzilien und der Päpste mit großer Sorgfalt und hoher Autorität dargelegt worden. Vor kurzem hat Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika «Ecclesia de Eucharistia» einige grundlegende Aspekte zu diesem Thema für die kirchliche Situation unserer Zeit von neuem vorgelegt.<ref>Vgl. ebd.: AAS 95 (2003) 433-475.</ref>
Damit die Kirche dieses so große Mysterium auch heute in der Feier der heiligen Liturgie gebührend schütze, hat der Papst der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung aufgetragen,<ref>Vgl. ebd., Nr. 52: AAS 95 (2003) 468.</ref> nach gemeinsamer Beratung mit der Kongregation für die Glaubenslehre diese Instruktion zu verfassen, in der einige Fragen bezüglich der Ordnung des Sakramentes der Eucharistie behandelt werden. Was in dieser Instruktion dargelegt wird, ist deshalb in Zusammenhang mit der Enzyklika «Ecclesia de Eucharistia» zu lesen.
Es wird jedoch nicht beabsichtigt, eine Zusammenfassung aller Normen über die heiligste Eucharistie vorzulegen. Um den tiefen Sinn der liturgischen Normen zu bekräftigen,<ref>Vgl. ebd.</ref> sollen in dieser Instruktion vielmehr einige geltende Regelungen, die bereits verlautbart und festgesetzt sind, aufgegriffen und andere Bestimmungen getroffen werden, welche die geltenden Normen erklären und vervollständigen, sie den Bischöfen, aber auch den Priestern, den Diakonen und allen christgläubigen Laien vorlegen, damit sie jeder gemäß seinem Amt und den eigenen Möglichkeiten umsetze.
3 Die Normen, die in dieser Instruktion enthalten sind, gelten für die Liturgie des römischen Ritus und mit den entsprechenden Anpassungen auch für die Liturgie in den übrigen rechtlich anerkannten Riten der lateinischen Kirche.
4 «Ohne Zweifel war die Liturgiereform des Konzils von großem Gewinn für eine bewusstere, tätigere und fruchtbarere Teilnahme der Gläubigen am heiligen Opfer des Altares».<ref>Ebd., Nr. 10: AAS 95 (2003) 439.</ref> Dennoch «fehlt es nicht an Schatten».<ref>Ebd.; vgl. Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vicesimus quintus annus (4. Dezember 1988), Nrn. 12-13: AAS 81 (1989) 909-910; vgl. auch II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium (4. Dezember 1963), Nr. 48.</ref> So kann man nicht verschweigen, dass es Missbräuche, auch sehr schwerwiegender Art, gegen das Wesen der Liturgie und der Sakramente sowie gegen die Tradition und die Autorität der Kirche gibt, die den liturgischen Feiern heute in dem einen oder anderen kirchlichen Umfeld nicht selten schaden. An einigen Orten sind missbräuchliche Praktiken in der Liturgie zur Gewohnheit geworden. Es ist klar, dass dies nicht zugelassen werden kann und aufhören muss.
5 Die Befolgung der von der Autorität der Kirche erlassenen Normen verlangt, dass Denken und Wort, äußere Handlung und Gesinnung des Herzens damit übereinstimmen. Eine bloß äußerliche Beachtung der Normen widerspräche offensichtlich dem Wesen der heiligen Liturgie, in der Christus, der Herr, seine Kirche versammeln will, damit sie mit ihm «ein Leib und ein Geist»<ref>Missale Romanum, Prex Eucharistica III, 588; vgl. 1 Kor 12, 12-13; Eph 4, 4.</ref> werde. Deshalb muss die äußere Handlung vom Glauben und von der Liebe erleuchtet sein, die uns mit Christus und untereinander verbinden und die Liebe zu den Armen und Notleidenden wecken. Die Worte und Riten der Liturgie sind zudem treuer, durch die Jahrhunderte gereifter Ausdruck der Gesinnung Christi, und sie lehren uns, so gesinnt zu sein wie er.<ref>Vgl. Phil 2, 5.</ref> Indem wir unseren Geist diesen Worten angleichen, erheben wir unsere Herzen zum Herrn. Was in der vorliegenden Instruktion gesagt wird, möchte zu jener Übereinstimmung unserer Gesinnung mit der Gesinnung Christi hinführen, die in den Worten und Riten der Liturgie zum Ausdruck kommt.
6 Die Missbräuche tragen «zur Verdunkelung des rechten Glaubens und der katholischen Lehre über dieses wunderbare Sakrament» bei.<ref>Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 10: AAS 95 (2003) 439.</ref> So wird auch erschwert, dass «die Gläubigen in gewisser Weise die Erfahrung der beiden Emmausjünger machen können: “Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn.”»<ref>Ebd., Nr. 6: AAS 95 (2003), 437; vgl. Lk 24, 31.</ref> Weil die Kraft und Gottheit<ref>Vgl. Röm 1, 20.</ref> des Herrn und der Glanz seiner Güte besonders im Sakrament der Eucharistie offenbar werden, ist es geziemend, dass alle Gläubigen den Sinn für die anbetungswürdige Majestät Gottes nähren und pflegen, den sie durch das heilbringende Leiden des eingeborenen Sohnes empfangen haben.<ref>Vgl. Missale Romanum, Praefatio I de Passione Domini, 528.</ref>
7 Die Missbräuche haben ihre Wurzel nicht selten in einem falschen Begriff von Freiheit. Gott hat uns in Christus aber nicht jene illusorische Freiheit gewährt, in der wir machen, was wir wollen, sondern die Freiheit, in der wir tun können, was würdig und recht ist.<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Veritatis splendor (6. August 1993), Nr. 35: AAS 85 (1993) 1161-1162; Homilie in Camden Yards (9. Oktober 1995), Nr. 7: Insegnamenti di Giovanni Paolo II, XVII, 2 (1995), Libreria Editrice Vaticana 1998, 788.</ref> Dies gilt gewiss nicht nur für jene Vorschriften, die unmittelbar von Gott kommen, sondern auch für die Gesetze, die von der Kirche promulgiert worden sind, wenn man das Wesen einer jeden Norm entsprechend berücksichtigt. Daher müssen sich alle nach den Anordnungen der rechtmäßigen kirchlichen Autorität richten.
8 Man muss auch mit großer Traurigkeit feststellen, dass «ökumenische Initiativen, die zwar gut gemeint sind, [...] zu eucharistischen Praktiken verleiten, die der Disziplin widersprechen, mit der die Kirche ihren Glauben zum Ausdruck bringt». Die Eucharistie ist jedoch «ein zu großes Gut, um Zweideutigkeiten und Verkürzungen zu dulden». Daher ist es angebracht, einige Dinge zu korrigieren und genauer festzulegen, damit auch in diesem Bereich «das Mysterium der Eucharistie weiterhin in seinem vollen Glanz erstrahle».<ref>Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 10: AAS 95 (2003) 439.</ref>
9 Sehr oft beruhen die Missbräuche auf Unkenntnis, denn meistens werden jene Dinge abgelehnt, deren tieferen Sinn man nicht erfasst und um deren Alter man nicht weiß. Denn unter dem «Anhauch und Antrieb» der Heiligen Schrift sind «liturgische Gebete, Orationen und Gesänge geschaffen worden, und aus ihr empfangen Handlungen und Zeichen ihren Sinn».<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 24; vgl. Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Varietates legitimae (25. Januar 1994), Nrn. 19 u. 23: AAS 87 (1995) 295-296, 297.</ref> Was die sichtbaren Zeichen betrifft, «welche die heilige Liturgie gebraucht, um die unsichtbaren göttlichen Dinge zu bezeichnen», so sind sie «von Christus oder der Kirche ausgewählt».<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 33.</ref> Die Strukturen und Formen der heiligen Feiern – gemäß der Tradition jedes einzelnen Ritus im Osten und im Westen – stimmen mit der Gesamtkirche schließlich auch in all dem überein, was die aus apostolischer und beständiger Tradition allgemein angenommenen Bräuche betrifft,<ref>Vgl. hl. Irenäus, Adversus Haereses, III, 2: SCh., 211, 24-31; hl. Augustinus, Epistula ad Ianuarium, 54, I: PL 33, 200: «Illa autem quae non scripta, sed tradita custodimus, quae quidem toto terrarum orbe servantur, datur intellegi vel ab ipsis Apostolis, vel plenariis conciliis, quorum est in Ecclesia saluberrima auctoritas, commendata atque statuta retineri»; Papst Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), Nrn. 53-54: AAS 83 (1991) 300-302; Kongregation für die Glaubenslehre, Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über einige Aspekte der Kirche als Communio Communionis notio (28. Mai 1992), Nrn. 7-10: AAS 85 (1993) 842-844; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Varietates legitimae, Nr. 26: AAS 87 (1995) 298-299.</ref> welche die Kirche den künftigen Generationen treu und sorgsam weitergeben muss. All das wird von den liturgischen Normen weise behütet und bewahrt.
10 Die Kirche selbst hat keine Vollmacht über das, was von Christus festgesetzt worden ist und den unveränderlichen Teil der Liturgie bildet.<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 21.</ref> Wenn nämlich das Band zerrissen würde, das die Sakramente mit Christus verbindet, der sie eingesetzt hat, und mit den Ereignissen, auf denen die Kirche gegründet ist,<ref>Vgl. Papst Pius XII., Apost. Konst. Sacramentum ordinis (30. November 1947): AAS 40 (1948) 5; Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung IInter insigniores (15. Oktober 1976), Teil IV: AAS 69 (1977) 107-108; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Varietates legitimae, Nr. 25: AAS 87 (1995) 298.</ref> wäre dies in keiner Weise zum Nutzen der Gläubigen, sondern würde ihnen schweren Schaden zufügen. Die heilige Liturgie ist nämlich engstens mit den Grundsätzen der Lehre verbunden.<ref>Vgl. Papst Pius XII., Enzyklika Mediator dei (20. November 1947): AAS 39 (1947) 540.</ref> Folglich führt der Gebrauch von nicht approbierten Texten und Riten dazu, dass das notwendige Band zwischen der lex orandi und der lex credendi geschwächt wird oder verloren geht.<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Inaestimabile donum (3. April 1980): AAS 72 (1980) 333.</ref>
11 Das Mysterium der Eucharistie ist zu groß, «als dass sich irgend jemand erlauben könnte, nach persönlichem Gutdünken damit umzugehen, ohne seinen sakralen Charakter und seine universale Dimension zu achten».<ref>Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 52: AAS 95 (2003) 468.</ref> Wer daher gegenteilig handelt und eigenen Neigungen folgt – und sei er auch Priester -, greift die substantielle Einheit des römischen Ritus an, die entschieden bewahrt werden muss.<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nrn. 4, 38; Dekr. über die katholischen Ostkirchen Orientalium ecclesiarum (21. November 1964), Nrn. 1, 2, 6; Papst Paul VI., Apost. Konst. Missale Romanum: AAS 61 (1969) 217-222; Missale Romanum: Institutio Generalis, Nr. 399; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Liturgiam authenticam (28. März 2001), Nr. 4: AAS 93 (2001) 685-726, hier 686.</ref> Er vollzieht Handlungen, die dem Hunger und Durst nach dem lebendigen Gott, den das Volk unserer Zeit verspürt, in keiner Weise entsprechen. Er verrichtet keinen authentischen pastoralen Dienst und trägt nicht zur rechten liturgischen Erneuerung bei, sondern beraubt vielmehr die Christgläubigen ihres Glaubensgutes und ihres geistlichen Erbes. Willkürliche Handlungen dienen nämlich nicht der wirksamen Erneuerung,<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Ecclesia in europa, Nr. 72: AAS 95 (2003) 692.</ref> sondern verletzen das den Christgläubigen zustehende Recht auf eine liturgische Handlung, die Ausdruck des Lebens der Kirche gemäß ihrer Tradition und Disziplin ist. Sie tragen Elemente der Verunstaltung und Zwietracht in die Feier der Eucharistie hinein, die in hervorragender Weise und aufgrund ihres Wesens darauf ausgerichtet ist, die Gemeinschaft mit dem göttlichen Leben und die Einheit des Gottesvolkes zu bezeichnen und wunderbar zu bewirken.<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 23: AAS 95 (2003) 448-449; Hl. Kongr. für die Riten, Instruktion Eucharisticum mysterium (25. Mai 1967), Nr. 6: AAS 59 (1967) 545.</ref> Folgen solcher willkürlicher Handlungen sind Unsicherheit in der Lehre, Zweifel und Ärgernis im Volk Gottes und fast unvermeidlich heftige Gegenreaktionen. In unserer Zeit, in der das christliche Leben oft wegen des Klimas der «Säkularisierung» sehr schwer ist, verwirren und betrüben alle diese Dinge viele Christen in beträchtlichem Maß.<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Inaestimabile donum: AAS 72 (1980) 332-333.</ref>
12 Alle Christgläubigen haben das Recht auf eine wahre Liturgie und besonders auf eine Feier der heiligen Messe, wie sie die Kirche gewollt und festgesetzt hat, wie es also in den liturgischen Büchern und durch andere Gesetze und Normen vorgeschrieben ist. In gleicher Weise hat das katholische Volk das Recht, dass das Opfer der heiligen Messe unversehrt und in voller Übereinstimmung mit den Äußerungen des Lehramtes der Kirche gefeiert wird. Schließlich ist es ein Recht der katholischen Gemeinschaft, dass die Feier der heiligsten Eucharistie so vollzogen wird, dass sie wirklich als Sakrament der Einheit erscheint und jede Art von Mängeln und Gesten gänzlich gemieden werden, die Spaltungen und Parteiungen in der Kirche hervorrufen könnten.<ref>Vgl. 1 Kor 11, 17-34; Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 52: AAS 95 (2003) 467-468.</ref>
13 Alle Normen und Hinweise, die in dieser Instruktion dargelegt werden, stehen in verschiedener Weise mit der Aufgabe der Kirche in Beziehung, auf die rechte und würdige Feier dieses so großen Mysteriums zu achten. Von den verschiedenen Stufen, auf denen die einzelnen Normen mit dem obersten Gesetz des ganzen kirchlichen Rechts verbunden sind, nämlich mit der Sorge um das Heil der Seelen, handelt das letzte Kapitel dieser Instruktion.<ref>Vgl. Codex Iuris Canonici (25. Januar 1983), can. 1752.</ref>
Kapitel I: Die Regelung der heiligen Liturgie
14 «Die Regelung der heiligen Liturgie hängt einzig von der Autorität der Kirche ab; und zwar liegt diese beim Apostolischen Stuhl und nach Maßgabe des Rechts beim Bischof».<ref> II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 22 § 1; vgl. Codex Iuris Canonici, can. 838 § 1.</ref>
15 Der Papst, «Stellvertreter Christi und Hirte der Gesamtkirche hier auf Erden, [...] verfügt [...] kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann»,<ref>Codex Iuris Canonici, can. 331; vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 22. </ref> und zwar auch im Kontakt mit den Hirten und den Herden.
16 Sache des Apostolischen Stuhles ist es, die heilige Liturgie der ganzen Kirche zu ordnen, die liturgischen Bücher herauszugeben und ihre Übersetzungen in die Volkssprachen zu rekognoszieren sowie darüber zu wachen, dass die liturgischen Ordnungen, besonders jene, durch welche die Feier des hochheiligen Messopfers geregelt ist, überall getreu eingehalten werden.<ref>Vgl. Codex Iuris Canonici, can. 838 § 2.</ref>
17 Die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung «behandelt das, was, unbeschadet der Kompetenz der Kongregation für die Glaubenslehre, dem Apostolischen Stuhl im Hinblick auf die Regelung und die Förderung der heiligen Liturgie, vor allem der Sakramente obliegt. Sie fördert und schützt die Ordnung der Sakramente, besonders was ihre gültige und erlaubte Feier betrifft». Schließlich «achtet sie aufmerksam darauf, dass die liturgischen Regelungen genau eingehalten werden, dass Missbräuchen zuvorgekommen wird und solche, wo man sie aufdeckt, abgeschafft werden».<ref>Papst Johannes Paul II., Apost. Konst. Pastor bonus (28. Juni 1988): AAS 80 (1988) 841-924; hier Artt. 62, 63 und 66: 876-877.</ref> Gemäß der Tradition der ganzen Kirche ist dabei die Sorge für die Feier der heiligen Messe und für die Verehrung, die der heiligsten Eucharistie auch außerhalb der Messe erwiesen wird, vorrangig.
18 Die Christgläubigen haben das Recht, dass die kirchliche Autorität die heilige Liturgie vollständig und wirksam regelt, damit die Liturgie niemals als «Privatbesitz von irgend jemandem, weder des Zelebranten noch der Gemeinde, in der die Mysterien gefeiert werden»,<ref>Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 52: AAS 95 (2003) 468.</ref> betrachtet werde.
1. Der Diözesanbischof, Hoherpriester seiner Herde
19 Der Diözesanbischof, erster Ausspender der Mysterien Gottes, ist in der ihm anvertrauten Ortskirche Leiter, Förderer und Wächter des gesamten liturgischen Lebens.<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Dekr. über die Hirtenaufgabe der Bischöfe Christus dominus (28. Oktober 1965), Nr. 15; vgl. auch Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 41; Codex Iuris Canonici, can. 387.</ref> Denn «der Bischof ist, mit der Fülle des Weihesakramentes ausgezeichnet, “Verwalter der Gnade des höchsten Priestertums”<ref>Gebet zur Bischofsweihe im byzantinischen Ritus: Euchologion to mega, Rom 1873, 139.</ref>, vorzüglich in der Eucharistie, die er selbst darbringt oder darbringen lässt<ref>Vgl. hl. Ignatius von Antiochien, Brief an die Gemeinde von Smyrna, Nr. 8, 1: ed. F.X. Funk, I, 282.</ref> und aus der die Kirche immerfort lebt und wächst».<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 26; vgl. Hl. Kongr. für die Riten, Instruktion Eucharisticum mysterium, Nr. 7: AAS 59 (1967) 545; vgl. auch Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Pastores gregis (16. Oktober 2003), Nrn. 32-41: L'Osservatore Romano (17. Oktober 2003) 6-8.</ref>
20 In besonderer Weise offenbart sich die Kirche jedes Mal, wenn die Messe gefeiert wird, und zwar vor allem in der Kathedralkirche, «bei der vollen und tätigen Teilnahme des ganzen heiligen Volkes Gottes, [...] in einem Gebet und an einem Altar, dem der Bischof vorsteht», der von seinem Presbyterium, den Diakonen und den übrigen Dienern umgeben ist.<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 41; vgl. hl. Ignatius von Antiochien, Brief an die Gemeinde von Magnesia, Nr. 7; An die Gemeinde von Philadelphia, Nr. 4; An die Gemeinde von Smyrna, Nr. 8: ed. F.X. Funk, I, 236, 266, 281; Missale Romanum, Institutio Generalis, Nr. 22; vgl. auch Codex Iuris Canonici, can. 389.</ref> Außerdem wird «jede rechtmäßige Feier der Eucharistie [...] vom Bischof geleitet, dem das Amt übertragen ist, den Gottesdienst der christlichen Religion der göttlichen Majestät darzubringen und gemäß den Geboten des Herrn und den Gesetzen der Kirche, die durch seine besondere Entscheidung für die Diözese näher bestimmt werden, zu leiten».<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 26.</ref>
21 «Dem Diözesanbischof steht es zu, in der ihm anvertrauten Kirche innerhalb der Grenzen seiner Zuständigkeit Normen für den Bereich der Liturgie zu erlassen, an die alle gebunden sind».<ref>Codex Iuris Canonici, can. 838 § 4.</ref> Zugleich soll der Bischof immer darauf achten, dass die von den Normen der liturgischen Bücher vorgesehene Freiheit, die Feier auf kluge Weise dem Kirchengebäude, der Versammlung der Gläubigen und den pastoralen Umständen anzupassen, nicht beeinträchtigt wird, so dass der ganze heilige Ritus wirklich dem Empfinden der Menschen entspricht.<ref>Vgl. Cons. ad esequ. Const. Lit., Dubium: Notitiae 1 (1965) 254.</ref>
22 Der Bischof leitet die ihm anvertraute Ortskirche.<ref>Vgl. Apg 20, 28; II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nrn. 21 u. 27; Dekr. über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche Christus dominus, Nr. 3.</ref> Seine Aufgabe ist es zu regeln, zu führen, zu inspirieren, manchmal auch zu mahnen.<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Liturgicae instaurationes (5. September 1970): AAS 62 (1970) 694.</ref> So erfüllt er das heilige Amt, das er durch die Bischofsweihe<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 21; Dekr. über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche Christus dominus, Nr. 3.</ref> zur Auferbauung seiner Herde in der Wahrheit und in der Heiligkeit empfangen hat.<ref>Vgl. Caeremoniale Episcoporum ex decreto sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum, auctoritate Ioannis Pauli Pp. II promulgatum, editio typica (14. September 1984), Typis Polyglottis Vaticanis 1985, Nr. 10.</ref> Er soll den eigentlichen Sinn der liturgischen Riten und Texte aufzeigen und in den Priestern, Diakonen und christgläubigen Laien den Geist der heiligen Liturgie nähren,<ref>Vgl. Missale Romanum, Institutio Generalis, Nr. 387.</ref> damit alle zu einer tätigen und fruchtbaren Feier der Eucharistie geführt werden.<ref>Vgl. ebd., Nr. 22.</ref> Zugleich soll er dafür sorgen, dass der gesamte Leib der Kirche in der Diözese, im Land und in der ganzen Welt in der Eintracht und in der Einheit der Liebe wachse.<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Liturgicae instaurationes: AAS 62 (1970) 694.</ref>
23 Die Gläubigen «müssen dem Bischof anhangen wie die Kirche Jesus Christus und wie Jesus Christus dem Vater, damit alles durch die Einheit zusammenstimme und überströme zum Ruhm Gottes».<ref> II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 27; vgl. 2 Kor 4, 15.</ref> Alle, auch die Mitglieder der Institute des geweihten Lebens und der Gesellschaften des apostolischen Lebens und aller Vereinigungen oder kirchlichen Bewegungen jedweder Art, sind bezüglich der liturgischen Ordnung in allem der Autorität des Diözesanbischofs unterworfen,<ref>Vgl. Codex Iuris Canonici, cann. 397 § 1; 678 § 1.</ref> unbeschadet der legitim zuerkannten Rechte. Dem Diözesanbischof kommt daher das Recht und die Pflicht zu, die Kirchen und Oratorien seines Gebietes hinsichtlich der liturgischen Ordnung zu beaufsichtigen und zu überwachen, auch jene, die von Mitgliedern der oben genannten Institute errichtet sind oder geleitet werden, wenn sie von den Christgläubigen ständig besucht werden.<ref>Vgl. ebd., can. 683 § 1.</ref>
24 Das christliche Volk hat seinerseits das Recht, dass der Diözesanbischof darauf achtet, dass sich kein Missbrauch in die kirchliche Ordnung einschleicht, vor allem in Bezug auf den Dienst am Wort, die Feier der Sakramente und Sakramentalien sowie die Verehrung Gottes und der Heiligen.<ref>Vgl. ebd., can. 392.</ref>
25 Die vom Bischof eingesetzten Kommissionen, Räte oder Ausschüsse zur «Förderung der Liturgie sowie der sakralen Musik und Kunst in seiner Diözese» müssen nach der Gesinnung und den Anweisungen des Bischofs handeln und sich auf seine Autorität und Zustimmung stützen, damit sie in angemessener Weise ihre Aufgabe erfüllen<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vicesimus quintus annus, Nr. 21: AAS 81 (1989) 917; II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nrn. 45-46; Papst Pius XII., Enzyklika Mediator dei: AAS 39 (1947) 562.</ref> und der wirksamen Leitung des Bischofs in seiner Diözese dienen. Wie schon längst notwendig ist, sollen die Bischöfe alle Gremien dieser Art, die übrigen Einrichtungen und alle Initiativen in der Liturgie dahingehend untersuchen, ob ihre bisherige Tätigkeit fruchtbar gewesen ist,<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Vicesimus quintus annus, Nr. 20: AAS 81 (1989) 916.</ref> und sorgfältig beurteilen, welche Korrekturen oder Verbesserungen in ihrer Zusammensetzung und Arbeitsweise vorzunehmen sind,<ref>Vgl. ebd.</ref> damit sie zu neuer Kraft kommen. Es soll immer bedacht werden, dass man die Experten aus jenen Personen auswählen muss, deren Festigkeit im katholischen Glauben und deren theologische und kulturelle Bildung anerkannt sind.
2. Die Bischofskonferenz
26 Das gilt auch für jene Kommissionen, die für diesen Bereich zuständig sind und nach dem Wunsch des Konzils<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 44; Kongregation für die Bischöfe, Ep. Praesidibus Episcoporum Conferentiarum missa nomine quoque Congr. pro Gentium Evangelizatione (21. Juni 1999), Nr. 9: AAS 91 (1999) 999.</ref> von der Bischofskonferenz errichtet wurden. Deren Mitglieder müssen Bischöfe sein, die klar von den Experten, die Hilfsdienste leisten, zu unterscheiden sind. Wo die Zahl der Mitglieder einer Bischofskonferenz nicht ausreicht, damit ohne Schwierigkeit eine Liturgische Kommission gewählt oder errichtet werden kann, soll ein Rat oder Kreis von Experten ernannt werden, der immer unter Vorsitz eines Bischofs soweit wie möglich dieselbe Aufgabe wahrnimmt, jedoch nicht den Namen «Liturgische Kommission» tragen soll.
27 Der Apostolische Stuhl hat seit dem Jahr 1970<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst Instruktion Liturgicae instaurationes, Nr. 12: AAS 62 (1970) 692-704, hier 703.</ref> das Aufhören aller Experimente bezüglich der Feier der heiligen Messe angemahnt und dies im Jahr 1988 von neuem bekräftigt.<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst Declaratio circa Preces eucharisticae et experimenta liturgica (21. März 1988): Notitiae 24 (1988) 234-236.</ref> Daher haben die einzelnen Bischöfe und Bischofskonferenzen keine Befugnis, Experimente bezüglich liturgischer Texte und anderer Dinge, die in den liturgischen Büchern vorgeschrieben sind, zu gestatten. Damit solche Experimente in Zukunft durchgeführt werden können, ist die Erlaubnis der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung erforderlich, die schriftlich gegeben und von den Bischofskonferenzen beantragt werden muss. Diese Erlaubnis wird jedoch nur aus einem schwerwiegenden Grund gewährt. Was die Bemühungen um Inkulturation im Bereich der Liturgie betrifft, sind die erlassenen besonderen Normen streng und zur Gänze einzuhalten.<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Varietates legitimae: AAS 87 (1995) 288-314.</ref>
28 Alle Normen im Bereich der Liturgie, die eine Bischofskonferenz nach Maßgabe des Rechts für ihr Gebiet beschlossen hat, sind der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung für die Rekognoszierung vorzulegen, ohne die sie keinen verbindlichen Charakter haben.<ref>Vgl. Codex Iuris Canonici, can. 838 § 3; Hl. Kongr. für die Riten, Instruktion Inter Oecumenici (26. September 1964), Nr. 31: AAS 56 (1964) 883; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Liturgiam authenticam, Nrn. 79-80: AAS 93 (2001) 711-713.</ref>
3. Die Priester
29 Die Priester, die als tüchtige, sorgsame und notwendige Mitarbeiter des bischöflichen Standes<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Dekr. über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis (7. Dezember 1965), Nr. 7; Pontificale Romanum, ed. 1962: Ordo consecrationis sacerdotalis, in Praefatione; Pontificale Romanum ex decreto sacrosancti Oecumenici Concilii Vaticani II renovatum, auctoritate Pauli Pp. VI editum, Ioannis Pauli Pp. II cura recognitum: De Ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, editio typica altera (29. Juni 1989), Typis Polyglottis Vaticanis 1990, cap. II, De Ordin. presbyterorum, Praenotanda, Nr. 101.</ref> zum Dienst am Volk Gottes gerufen sind, bilden zusammen mit ihrem Bischof ein Presbyterium,<ref>Vgl. hl. Ignatius von Antiochien, Ad Philad., Nr. 4: ed. F.X. Funk, I, 266; hl. Papst Cornelius I., zitiert vom hl. Cyprian, Epist. 48, 2: ed. G. Hartel, III, 2, 610.</ref> auch wenn ihnen unterschiedliche Aufgaben übertragen sind. «In den einzelnen örtlichen Gemeinden der Gläubigen machen sie den Bischof, mit dem sie in vertrauensvoller und hochherziger Gesinnung verbunden sind, gewissermaßen gegenwärtig; sie übernehmen zu ihrem Teil seine Aufgaben und seine Sorge und stellen sich täglich in ihren Dienst. [...] Um dieser Teilhabe an Priestertum und Sendung willen sollen die Priester den Bischof wahrhaft als ihren Vater anerkennen und ihm ehrfürchtig gehorchen».<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 28.</ref> «Auf das Wohl der Kinder Gottes immer bedacht, sollen sie darüber hinaus bestrebt sein, ihren Anteil beizutragen zur Hirtenarbeit in der ganzen Diözese, ja in der ganzen Kirche».<ref>Ebd.</ref>
30 Groß ist die Verantwortung vor allem der Priester, «denen es zukommt, der Eucharistiefeier in persona Christi vorzustehen. Sie sichern ein Zeugnis und einen Gemeinschaftsdienst nicht nur für die unmittelbar an der Feier teilnehmende Gemeinde, sondern auch für die Gesamtkirche, die mit der Eucharistie immer in Beziehung steht. Leider ist zu beklagen, dass es – vor allem seit den Jahren der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil – infolge einer falsch verstandenen Auffassung von Kreativität und Anpassung nicht an Missbräuchen gefehlt hat, die Leiden für viele verursacht haben».<ref>Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 52; vgl. Nr. 29: AAS 95 (2003) 467-468; 452-453.</ref>
31 In Übereinstimmung mit dem, was sie im Ritus der heiligen Weihe gelobt haben und jedes Jahr während der Chrisammesse erneuern, sollen die Priester «die Mysterien Christi, besonders im Opfer der Eucharistie und im Sakrament der Versöhnung, gemäß der kirchlichen Überlieferung zum Lobe Gottes und zum Heil des christlichen Volkes in gläubiger Ehrfurcht»<ref>Pontificale Romanum, De Ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, editio typica altera: De Ordinatione presbyterorum, Nr. 124; vgl. Missale Romanum, Feria V in Hebdomada Sancta: Ad Missam chrismatis, Renovatio promissionum sacerdotalium, 292.</ref> feiern. Sie dürfen dem eigenen Dienst nicht seine tiefgehende Bedeutung nehmen, indem sie die liturgische Feier durch Änderungen, Kürzungen oder Hinzufügungen willkürlich entstellen.<ref>Vgl. Ökum. Konzil von Trient, Sessio VII (3. März 1547), Dekr. über die Sakramente, can. 13: DS 1613; II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 22; Papst Pius XII., Enzyklika Mediator dei: AAS 39 (1947) 544, 546-547, 562; Codex Iuris Canonici, can. 846 § 1; Missale Romanum, Institutio Generalis, Nr. 24.</ref> Der heilige Ambrosius hat gesagt: «Nicht in sich, [...] sondern in uns wird die Kirche verwundet. Sorgen wir daher dafür, dass unsere Sünde nicht zur Wunde für die Kirche wird».<ref>Hl. Ambrosius, De Virginitate, Nr. 48: PL 16, 278.</ref> Die Kirche Gottes soll also durch die Priester, die sich so feierlich dem Dienst geweiht haben, nicht verwundet werden. Die Priester sollen vielmehr unter der Autorität des Bischofs treu darauf achten, dass solche Entstellungen auch nicht durch andere vorgenommen werden.
32 «Der Pfarrer hat Sorge dafür zu tragen, dass die heiligste Eucharistie zum Mittelpunkt der pfarrlichen Gemeinschaft der Gläubigen wird; er hat sich darum zu bemühen, die Gläubigen durch eine ehrfürchtige Feier der Sakramente zu weiden, in besonderer Weise aber darum, dass sie häufig die Sakramente der heiligsten Eucharistie und der Buße empfangen; ebenso hat er darauf bedacht zu sein, dass sie auch in den Familien zur Verrichtung des Gebetes geführt werden sowie bewusst und tätig an der heiligen Liturgie teilnehmen, die der Pfarrer unter der Autorität des Diözesanbischofs in seiner Pfarrei leiten und überwachen muss, damit sich kein Missbrauch einschleicht».<ref>Codex Iuris Canonici, can. 528 § 2.</ref> Obwohl es angemessen ist, dass er sich zur besseren Vorbereitung der liturgischen Feiern, vor allem der heiligen Messe, von verschiedenen Christgläubigen helfen lässt, darf er ihnen jedoch in keiner Weise jene Vorrechte in der Sache abtreten, die seinem Amt eigen sind.
33 Schließlich sollen alle Priester «die Wissenschaft und die Kunst der Liturgie in rechter Weise pflegen, damit durch ihren liturgischen Dienst von den ihnen anvertrauten Gemeinden Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, immer vollkommeneres Lob werde».<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Dekr. über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis, Nr. 5.</ref> Sie sollen vor allem von jenem Bewundern und Staunen durchdrungen sein, das durch die Feier des österlichen Mysteriums in der Eucharistie in den Herzen der Gläubigen geweckt wird.<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 5: AAS 95 (2003) 436.</ref>
4. Die Diakone
34 Die Diakone, «denen die Hände nicht zum Priestertum, sondern zum Dienst aufgelegt werden»,<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 29; vgl. Constitutiones Ecclesiae Aegypticae, III, 2: ed. F.X. Funk, Didascalia, II, 103; Statuta Ecclesiae Ant., 37-41: ed. D. Mansi 3, 954.</ref> müssen Männer guten Rufes sein<ref>Vgl. {{#ifeq: Apostelgeschichte | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: Apg|Apg|Apostelgeschichte}}|{{#if: Apg |Apg|Apostelgeschichte}}}} 6{{#if:3|,3}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> und mit Gottes Hilfe so handeln, dass sie wahrhaft als Jünger Christi erkannt werden,<ref>Vgl. {{#ifeq: Evangelium nach Johannes | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: Joh|Joh|Evangelium nach Johannes}}|{{#if: Joh |Joh|Evangelium nach Johannes}}}} 13{{#if:35|,35}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> «der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen»,<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Matthäus | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: Mt|Mt|Evangelium nach Matthäus}}|{{#if: Mt |Mt|Evangelium nach Matthäus}}}} 20{{#if:28|,28}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> und der inmitten seiner Jünger gewesen ist «wie einer, der bedient».<ref>{{#ifeq: Evangelium nach Lukas | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: Lk|Lk|Evangelium nach Lukas}}|{{#if: Lk |Lk|Evangelium nach Lukas}}}} 22{{#if:27|,27}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Von der Gabe des Heiligen Geistes durch Handauflegung gestärkt, sollen sie dem Volk Gottes in Gemeinschaft mit dem Bischof und seinem Presbyterium dienen.<ref>Vgl. Caeremoniale Episcoporum, Nrn. 9, 23; Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 29.</ref> Sie sollen deshalb den Bischof wie einen Vater achten und ihm und den Priestern «im Dienst des Wortes, im Dienst am Altar und im Dienst der Liebe» beistehen.<ref>Vgl. Pontificale Romanum, De Ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, editio typica altera, cap. III, De Ordin. diaconorum, Nr. 199.</ref>
35 Sie sollen nie davon ablassen, «am Geheimnis des Glaubens, wie der Apostel sagt, mit reinem Gewissen festzuhalten<ref>Vgl. {{#ifeq: 1. Brief des Paulus an Timotheus | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: 1 Tim|1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}|{{#if: 1 Tim |1 Tim|1. Brief des Paulus an Timotheus}}}} 3{{#if:9|,9}} Tim%203{{#if:9|,9}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Tim%203{{#if:9|,9}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> und diesen Glauben gemäß dem Evangelium und der Überlieferung der Kirche in Wort und Tat zu verkünden».<ref>Pontificale Romanum, De Ordinatione Episcopi, presbyterorum et diaconorum, editio typica altera, cap. III, De Ordin. diaconorum, Nr. 200.</ref> Aus ganzem Herzen sollen sie der heiligen Liturgie als Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens treu und demütig dienen, damit «alle, durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden, sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl essen».<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 10.</ref> Daher sollen alle Diakone, soweit sie betroffen sind, sich dafür einsetzen, dass die heilige Liturgie entsprechend den pflichtgemäß approbierten liturgischen Büchern gefeiert wird.
Kapitel II: Die Teilnahme der christgläubigen Laien an der Feier der Eucharistie
1. Die tätige und bewusste Teilnahme
36 Als Handlung Christi und der Kirche ist die Messfeier der Mittelpunkt des ganzen christlichen Lebens, und zwar für die Gesamtkirche wie auch für die Teilkirche und für die einzelnen Gläubigen,<ref>Vgl. ebd., Nr. 41; II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 11; Dekr. über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis, Nrn. 2, 5, 6; Dekr. über den Hirtendienst der Bischöfe in der Kirche Christus dominus, Nr. 30; Dekr. über den Ökumenismus Unitatis redintegratio (21. November 1964), Nr. 15; Hl. Kongr. für die Riten, Instruktion Eucharisticum mysterium, Nrn. 3 u. 6: AAS 59 (1967) 542, 544-545; Missale Romanum, Institutio Generalis, Nr. 16.</ref> die «“in verschiedener Weise, entsprechend der Verschiedenheit von Stand, Aufgabe und tätiger Teilnahme”<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 26; vgl. Missale Romanum, Institutio Generalis, Nr. 91.</ref> daran beteiligt sind. Auf diese Weise drückt das christliche Volk, “ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde”,<ref>1 Petr 2, 9; vgl. 2, 4-5.</ref> seine ihm entsprechende und hierarchische Ordnung aus».<ref>Missale Romanum, Institutio Generalis, Nr. 91; vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 14.</ref> «Das gemeinsame Priestertum der Gläubigen aber und das amtliche oder hierarchische Priestertum unterscheiden sich zwar dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach, sind jedoch einander zugeordnet: das eine wie das andere nämlich nimmt auf je besondere Weise an dem einen Priestertum Christi teil».<ref>II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 10.</ref>
37 Alle Christgläubigen, die durch die Taufe von ihren Sünden befreit und in die Kirche eingegliedert worden sind, werden durch das ihnen eingeprägte Siegel zum Kult der christlichen Religion bestellt,<ref>Vgl. hl. Thomas von Aquin, Summa theologica, III, q. 63, a. 2.</ref> damit sie sich kraft ihres königlichen Priestertums,<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 10; vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 28: AAS 95 (2003) 452.</ref> beharrlich im Gebet und im Lob Gottes,<ref>Vgl. {{#ifeq: Apostelgeschichte | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: Apg|Apg|Apostelgeschichte}}|{{#if: Apg |Apg|Apostelgeschichte}}}} 2{{#if:42-47|,42-47}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> als lebendiges und heiliges Opfer darbringen, das Gott gefällt und sich in allen ihren Taten bewährt,<ref>Vgl. {{#ifeq: Vorlage:Röm (Bibel) | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: Röm|Röm|Vorlage:Röm (Bibel)}}|{{#if: Röm |[[Vorlage:Röm (Bibel)|Röm]]|[[Vorlage:Röm (Bibel)]]}}}} 12{{#if:1|,1}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> und damit sie überall auf der Erde von Christus Zeugnis ablegen und jedem Rede und Antwort stehen, der nach der Hoffnung auf das ewige Leben fragt, die sie erfüllt.<ref>Vgl. {{#ifeq: 1. Brief des Petrus | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: 1 Petr|1 Petr|1. Brief des Petrus}}|{{#if: 1 Petr |1 Petr|1. Brief des Petrus}}}} 3{{#if:15|,15}} Petr%203{{#if:15|,15}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Petr%203{{#if:15|,15}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}; {{#ifeq: 1. Brief des Petrus | Redemptionis sacramentum (Wortlaut) |{{#if: 1 Petr|1 Petr|1. Brief des Petrus}}|{{#if: 1 Petr |1 Petr|1. Brief des Petrus}}}} 2{{#if:4-10|,4-10}} Petr%202{{#if:4-10|,4-10}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Petr%202{{#if:4-10|,4-10}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}.</ref> Daher kann die Teilnahme der gläubigen Laien an der Feier der Eucharistie und der anderen Riten der Kirche auch nicht auf eine bloß passive Anwesenheit reduziert werden, sondern ist als wahre Ausübung des Glaubens und der Taufwürde zu betrachten.
38 Die beständige Lehre der Kirche über das Wesen der Eucharistie, die nicht nur ein Gastmahl, sondern auch und vor allem ein Opfer ist, muss mit Recht zu den grundlegenden Kriterien für eine volle Teilnahme aller Gläubigen an diesem so großen Sakrament gezählt werden.<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nrn. 12-18: AAS 95 (2003) 441-445; Ders., Schreiben Dominicae cenae (24. Februar 1980), Nr. 9: AAS 72 (1980) 129-133.</ref> «Bisweilen wird ein stark verkürzendes Verständnis des eucharistischen Mysteriums sichtbar. Es wird seines Opfercharakters beraubt und in einer Weise vollzogen, als ob es den Sinn und den Wert einer brüderlichen Mahlgemeinschaft nicht übersteigen würde».<ref>Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 10: AAS 95 (2003) 439.</ref>
39 Um die tätige Teilnahme zu fördern und zum Ausdruck zu bringen, hat die jüngste Reform der liturgischen Bücher gemäß dem Willen des Konzils den Akklamationen des Volkes, den Antworten, dem Psalmengesang, den Antiphonen, den Liedern sowie den Handlungen und Gesten und den Körperhaltungen Aufmerksamkeit geschenkt, für die Einhaltung des heiligen Schweigens zu gegebener Zeit Sorge getragen und in den Rubriken auch die Teile, die das Volk betreffen, in Betracht gezogen.<ref>Vgl. II. Vat. Ökum. Konzil, Konst. über die hl. Liturgie Sacrosanctum concilium, Nrn. 30-31.</ref> Außerdem wird für eine angemessene Gestaltung nach dem Grundsatz, dass jede Feier gemäß den durch die liturgischen Normen festgesetzten Befugnissen den Bedürfnissen, dem Fassungsvermögen, der geistigen Vorbereitung und der Wesensart der Teilnehmer entsprechen soll, ein weiter Raum gewährt. In der Auswahl der Gesänge, der Melodien, der Orationen und der biblischen Lesungen, in der Homilie, die zu halten ist, in der Vorbereitung der Fürbitten, in den Hinweisen, die manchmal zu verlesen sind, und im Schmuck der Kirche entsprechend den verschiedenen Zeiten gibt es vielfältige Möglichkeiten, in jede Feier eine gewisse Abwechslung einzufügen, die dazu beiträgt, den Reichtum der liturgischen Tradition deutlicher in Erscheinung treten zu lassen und der Feier mit Sorgfalt unter Beachtung der pastoralen Erfordernisse eine besondere Note zu verleihen, so dass die innere Teilnahme gefördert wird. Es muss jedoch daran erinnert werden, dass die Wirksamkeit der liturgischen Handlungen nicht in der ständigen Änderung der Riten liegt, sondern in der tieferen Besinnung auf das Wort Gottes und das Mysterium, das gefeiert wird.<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst, Instruktion Liturgicae instaurationes, Nr. 1: AAS 62 (1970) 695.</ref>
40 Obwohl die Feier der Liturgie zweifellos das Kennzeichen der tätigen Teilnahme aller Christgläubigen hat, folgt daraus jedoch nicht, dass alle über die Gesten und Körperhaltungen hinaus gleichsam aus Notwendigkeit tatsächlich etwas tun müssten, so als ob jeder zwingend irgendeine besondere liturgische Aufgabe verrichten müsste. In der katechetischen Ausbildung ist gewissenhaft dafür zu sorgen, dass oberflächliche Auffassungen und Gewohnheiten korrigiert werden, die sich in den letzten Jahren mancherorts eingeschlichen haben, und dass bei allen Christgläubigen immer wieder neu der Sinn für das echte Staunen vor der Größe jenes Glaubensmysterium geweckt wird, das die Eucharistie ist, in deren Feier die Kirche immerfort «von der alten in die neue Wirklichkeit» übergeht.<ref>Vgl. Missale Romanum, Feria secunda post Dominica V in Quadragesima, Collecta, 258.</ref> Denn in der Feier der Eucharistie wie auch im ganzen christlichen Leben, das aus ihr Kraft schöpft und zu ihr hinstrebt, wirft sich die Kirche, wie der heilige Apostel Thomas, anbetend vor dem Herrn nieder, der gekreuzigt wurde, gestorben ist, begraben wurde und auferstanden ist, und ruft «in der Fülle seines göttlichen Glanzes [...] in alle Ewigkeit aus: “Mein Herr und mein Gott!”».<ref>Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), Nr. 21: AAS 93 (2001) 280; vgl. Joh 20, 28.</ref>
41 Um den inneren Sinn für die liturgische Teilnahme zu wecken, zu fördern und zu nähren, sind die eifrige, ausgedehnte Feier des Stundengebetes, der Gebrauch der Sakramentalien und die Übungen der christlichen Volksfrömmigkeit sehr nützlich. Die Übungen dieser Art, «die, obwohl sie nicht streng zur heiligen Liturgie gehören, gleichwohl von besonderer Bedeutung und Würde sind», müssen in einer gewissen Verbindung mit der liturgischen Ordnung gesehen werden, besonders wenn sie vom Lehramt empfohlen und bestätigt wurden,<ref>Vgl. Papst Pius XII., Enzyklika Mediator dei: AAS 39 (1947) 586; vgl. auch II. Vat. Ökum. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 67; Papst Paul VI., Apostolisches Schreiben Marialis cultus (11. Februar 1974), Nr. 24: AAS 66 (1974) 113-168, hier 134; Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie (17. Dezember 2001).</ref> wie dies besonders beim Gebet des Rosenkranzes der Fall ist.<ref>Vgl. Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Rosarium virginis mariae (16. Oktober 2002): AAS 95 (2003) 5-36.</ref> Da diese Formen der Frömmigkeit das christliche Volk zur Mitfeier der Sakramente, vor allem der Eucharistie, «wie auch zur Betrachtung der Mysterien unserer Erlösung und zur Nachahmung der leuchtenden Beispiele der Heiligen im Himmel» führen, «machen sie uns daher nicht ohne heilsamen Nutzen des liturgischen Kultes teilhaftig».<ref>Papst Pius XII., Enzyklika Mediator dei: AAS 39 (1947) 586-587.</ref>
42 Man muss verstehen, dass die Kirche nicht aus menschlichem Willen zusammenkommt, sondern von Gott im Heiligen Geist zusammengerufen wird und im Glauben auf eine ungeschuldete Berufung antwortet (ekklesia ist nämlich eng verbunden mit klesis – Berufung).<ref>Vgl. Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Instruktion Varietates legitimae, Nr. 22: AAS 87 (1995) 297.</ref> Das eucharistische Opfer darf ferner nicht als «Konzelebration» des Priesters mit dem anwesenden Volk im strengen Sinn betrachtet werden.<ref>Vgl. Papst Pius XII., Enzyklika Mediator dei: AAS 39 (1947) 553.</ref> Im Gegenteil, die von den Priestern gefeierte Eucharistie ist eine Gabe, «die auf radikale Weise die Vollmacht der Gemeinde überragt. [...] Die Gemeinde, die zur Feier der Eucharistie zusammenkommt, bedarf unbedingt eines geweihten Priesters, der ihr vorsteht, um wirklich eucharistische Versammlung sein zu können. Die Gemeinde kann sich aber nicht selbst einen geweihten Amtsträger geben».<ref>Papst Johannes Paul II., Enzyklika Ecclesia de eucharistia, Nr. 29: AAS 95 (2003) 453; vgl. IV. Laterankonzil (11.-30. November 1215), Kap. 1: DS 802; Ökum. Konzil von Trient, Sessio XXIII (15. Juli 1563), Lehre und Kanones über das Sakrament der Weihe, Kap. 4: DS 1767-1770; Papst Pius XII., Enzyklika Mediator dei: AAS 39 (1947) 553.</ref> Es bedarf dringend des gemeinsamen Willens, dass in dieser Sache jede Zweideutigkeit vermieden und für die Schwierigkeiten der letzten Jahre eine Abhilfe geschaffen wird. Daher sollen Ausdrücke wie «zelebrierende Gemeinde» oder «zelebrierende Versammlung» - oder in anderen modernen Sprachen «celebrating assembly», «asamblea celebrante», «assemblée célébrante», «assemblea celebrante» - und ähnliche Redewendungen nur behutsam gebraucht werden.
[Fortsetzung folgt]
Anmerkungen
<references />