Catechismus Romanus I. Teil: Vom Glaubensbekenntnis: Unterschied zwischen den Versionen

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Wer durch Gottes Gnade dieses Geheimnis glaubt, der bete und flehe eifrig zu Gott und dem Vater, der alles aus Nichts erschuf und alles mit Milde lenkt (Weish 8, 1), der uns »die Macht gab, Kinder Gottes zu werden«, der dem Menschengeist das Mysterium der Dreifaltigkeit geoffenbart - er bete also ohne Unterlass, dass er, dereinst »in die ewigen Wohnungen aufgenommen« (Lk 16, 9), als würdig erfunden werde zu sehen: wie unendlich groß die Fruchtbarkeit Gottes des Vaters ist, dass Er durch das Schauen und Erkennen seines eigenen Wesens den Ihm wesensgleichen Sohn erzeugt; wie beider vollkommen gleicher Liebesodem, nämlich der Hl. Geist, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, den Erzeuger und den Gezeugten mit ewigem, unauflöslichem Bande umschlingt; und wie auf diese Weise das Wesen der göttlichen Dreifaltigkeit Eines ist und doch alle drei Personen vollkommen voneinander verschieden sind.  
 
Wer durch Gottes Gnade dieses Geheimnis glaubt, der bete und flehe eifrig zu Gott und dem Vater, der alles aus Nichts erschuf und alles mit Milde lenkt (Weish 8, 1), der uns »die Macht gab, Kinder Gottes zu werden«, der dem Menschengeist das Mysterium der Dreifaltigkeit geoffenbart - er bete also ohne Unterlass, dass er, dereinst »in die ewigen Wohnungen aufgenommen« (Lk 16, 9), als würdig erfunden werde zu sehen: wie unendlich groß die Fruchtbarkeit Gottes des Vaters ist, dass Er durch das Schauen und Erkennen seines eigenen Wesens den Ihm wesensgleichen Sohn erzeugt; wie beider vollkommen gleicher Liebesodem, nämlich der Hl. Geist, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, den Erzeuger und den Gezeugten mit ewigem, unauflöslichem Bande umschlingt; und wie auf diese Weise das Wesen der göttlichen Dreifaltigkeit Eines ist und doch alle drei Personen vollkommen voneinander verschieden sind.  
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'''»den Allmächtigen« '''
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'''11''' Die Hl. Schrift gebraucht viele Ausdrücke zur Bezeichnung der göttlichen Allgewalt und unendlichen Majestät, um uns die hohe Ehrfurcht und volle Hingabe zu lehren, die wir dem allerheiligsten Gott schulden. Besonders aber und am häufigsten wird Ihm die Allmacht zugeschrieben. Gott spricht von sich selbst: »Ich bin der Herr, der Allmächtige« (Gen 17, 1). Und Jakob betete für seine Söhne, als er sie zu Josef sandte: »Mein Gott, der Allmächtige, mache ihn euch geneigt« (Ebd 43, 14). In der Geheimen Offenbarung (Offb 1, 8) steht das Wort: »Gott der Herr, der da ist, der war und der kommen wird, der Allmächtige«. Und an anderer Stelle (Ebd 16, 14) spricht der Apostel vom »großen Tag des allmächtigen Gottes«. Nicht selten wird die Allmacht Gottes mit andern Worten umschrieben. Hierher gehören die Stellen: »Bei Gott ist kein Ding unmöglich«(Lk 1, 37). »Ist die Hand des Herrn etwa kraftlos«? (Num 11,23). »Dir steht, wenn du nur willst, das Können zu Gebote« (Weish 12, 18), u. a. m. Alle diese Wendungen haben den gleichen Sinn, der sich offenbar in dem einen Wort zusammenfassen lässt »der Allmächtige«.
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Wir verstehn darunter, dass es nichts gibt und nichts sich erdenken und ersinnen lässt, was Gott nicht bewirken könnte. In seiner Macht steht es, alles in das Nichts zurücksinken und wiederum eine ganze Reihe von Welten mit einem Mal aus dem Nichts erstehen zu lassen. Und doch fällt das, so groß es ist, noch irgend wie in den Bereich dessen, was wir selbst ausdenken können; es stehen aber noch viele gewaltigere Dinge in seiner Macht, Dinge, von denen der menschliche Geist nicht einmal eine Ahnung hat.
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'''12''' Wenn Gott auch alles vermag, so kann Er deswegen doch nicht etwa lügen oder betrügen oder betrogen werden; Er kann nicht sündigen, nicht aufhören zu sein oder etwas nicht wissen. Denn all das kommt nur einem Wesen zu, das in seinem Tun unvollkommen ist; Gott, dessen Wirken stets das vollkommenste ist, kann all das deshalb nicht, weil ein solches »Können« Schwäche ist, und nichts zu tun hat mit jener höchsten, unbegrenzten Macht über alle Dinge, wie sie Gott besitzt. Wenn wir also an Gottes Allmacht glauben, so halten wir zugleich alles weit von Ihm fern, was sich mit seiner Wesensvollkommenheit nicht vereint und verträgt.
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'''13''' Der Seelsorger mache darauf aufwerksam, wie wohlbegründet es ist, dass mit Übergehung anderer Eigenschaften Gottes nur diese Eine im Glaubensbekenntnis genannt wird. Denn wenn wir Gott als allmächtig anerkennen, müssen wir notwendig auch bekennen, dass Er um alle Dinge weiß und dass alles seiner Macht und Oberhoheit unterworfen ist. Wenn wir nicht daran zweifeln, dass Er alles vermag, so sind uns ganz folgerichtig auch diese weiteren Eigenschaften klar; denn hätte Er diese nicht ebenfalls, so könnten wir es gar nicht verstehen, wie Er allmächtig sein sollte.
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Weiterhin: Nichts vermag unserm Glauben und unsrer Hoffnung solchen Rückhalt zu geben, als die feste Überzeugung, dass Gott alles vermag. Was nur immer in der Folge uns zu glauben vorgelegt wird, so groß, so wunderbar, so alle Ordnungen und Maße der Natur überragend es auch sein mag - die menschliche Vernunft wird ohne Schwierigkeit und ohne Schwanken ihre Zustimmung geben, wenn sie einmal die Lehre von Gottes Allmacht voll verstanden hat. Mehr noch. Sie wird um so williger glauben, je erhabener die Wahrheiten sind, die Gottes Mund offenbart. Und was die Hoffnung betrifft, lässt sich der Christ niemals entmutigen durch die Größe des Gutes, das er ersehnt; er reckt sich auf und erstarkt vielmehr im steten Gedanken, dass es ja nichts gibt, was Gottes Allmacht nicht wirken könnte. Mit diesem gläubigen Vertrauen müssen wir uns vor allem bewaffnen, wenn die Aufgabe an uns herantritt, zum Wohl des Nächsten eine Großtat zu vollbringen oder wenn wir von Gott etwas erflehen wollen. Das erste hat der Herr selbst gelehrt, als Er den Aposteln Kleingläubigkeit vorwarf: »Wenn ihr nur Glauben habt so groß wie ein Senfkorn, so könnt ihr zu diesem Berg sagen: Rücke von da nach dort, und er wird hinrücken. Nichts wird euch unmöglich sein« (Mt 17, 20). Vom zweiten aber schreibt der hl. Jakobus: »Man muss mit Glauben bitten, ohne zu zweifeln. Denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und umher geworfen wird. Ein solcher Mensch bilde sich nicht ein, etwas vom Herrn zu empfangen« (Jak 1, 6 f).
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Der Glaube an Gottes Allmacht hat für uns noch manch andern Nutzen. Vor allem lehrt er uns allseitige Bescheidenheit und Demut nach dem Worte des Apostelfürsten: »Beugt euch unter die mächtige Hand Gottes« (1 Petr 5, 6). Er mahnt uns auch, dort nicht zu fürchten, wo kein Grund zur Furcht ist; sondern Gott allein zu fürchten, in dessen Gewalt wir selbst und all das Unsre steht. Hat doch der Erlöser das Wort gesprochen: »Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: fürchtet den, der über den Tod hinaus auch noch in die Hölle stürzen kann« (Lk 12,5) Dieser Glaube hilft uns auch zur Erkenntnis und zum Preis der unermesslichen Wohltaten Gottes gegen uns. Wer sich an Gottes Allmacht erinnert, der kann nicht so undankbar sein, dass er nicht immer wieder ausriefe: »Großes hat an mir getan, der da mächtig ist« (Lk 1,49).
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'''14''' Wenn wir aber in diesem Glaubensartikel den Vater allmächtig nennen, so soll deshalb niemand wähnen, weil Ihm diese Eigenschaft beigelegt wird, sei sie nicht auch dem Sohne und dem Hl. Geist eigen. Wie wir den Vater Gott, den Sohn Gott und den Hl. Geist Gott nennen, und doch nicht drei Götter, sondern nur Einen Gott anerkennen, so nennen wir den Vater, den Sohn und den Hl. Geist allmächtig und bekennen damit doch nicht drei Allmächtige, sondern nur Einen Allmächtigen (Vgl das Symb. Athanasianum). Allerdings nennen wir den Vater allmächtig aus einem besonderen Grund, weil Er nämlich der Urquell aller Dinge ist. So legen wir auch dem Sohn, der das ewige Wort des Vaters ist, die Weisheit bei, und dem Hl. Geist, der beider Liebe ist, die Güte, wiewohl nach katholischer Glaubensregel diese und ähnliche Bezeichnungen von allen drei Personen gemeinsam ausgesagt werden.
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'''»Schöpfer Himmels und der Erde« '''
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'''15''' Wie notwendig die vorhergehende Belehrung der Christen über die Allmacht Gottes war, zeigt sich aus dem, was jetzt über die Erschaffung aller Dinge darzulegen ist. Das Wunder, das in einem solch gewaltigen Werk liegt, findet leichter Glauben, wenn keine Zweifelsmöglichkeit an der unermesslichen Macht des Schöpfers im Herzen mehr Platz hat. Gott hat die Welt nämlich nicht aus einem bereits vorhandenen Stoff aufgebaut, Er hat sie aus dem Nichts geschaffen.
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Und zwar nicht unter dem Druck einer fremden Macht oder in blinder Notwendigkeit, sondern in voller Unabhängigkeit und Freiheit. Der einzige Grund, der Ihn zur Schöpfungstat bewog, war: den Wesen, die Er schaffen wollte, von seiner eigenen Güte [Vollkommenheit] mitzuteilen. Gottes Wesen, an sich schon im Besitz aller Seligkeit, mangelt nichts, wie David es in dem Wort ausspricht: »Ich sprach zum Herrn: mein Gott bist du, denn meiner Güter bedarfst du nicht« (Ps 15, 1 nach der Vulgata). Und wie Er alles, was Er wollte, rein aus Güte schuf, so folgte Er bei der Schöpfung auch nicht einem Vorbild, das etwa außer Ihm gewesen wäre; vielmehr sah Er, der erhabenste Werkmeister, der aller Dinge Urbild in seinem göttlichen Erkenntnisakt trägt, den ganzen Schöpfungsplan in sich selbst, und dieses innere Bild führte Er aus. So schuf Er mit seiner unendlichen Weisheit und unbegrenzten Kraft im Anbeginn die ganze Welt. »Er sprach - da wurde sie; er rief - da war sie geschaffen !« (Ps 148, 5).
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'''16''' Unter dem Ausdruck Himmel und Erde ist alles zu verstehen, was Himmel und Erde umfasst. Außer dem Himmel, den der Prophet »das Werk seiner Hände« (Ps 8, 4) nannte, schuf Er die leuchtende Sonne, den Mond und die anderen herrlichen Sterne. Und auf dass sie »zu Zeichen seien und zu Zeiten und zu Tagen und zu Jahren« (Gen 1, 14), ordnete Er die Himmelsbahnen zu solch sicherem festem Lauf, dass man nirgends größere Beweglichkeit sehen kann als bei der Gestirne ununterbrochenem Umlauf und doch zugleich nirgends  größere Zuverlässigkeit als in diesen ihren Bewegungen.
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'''17''' Außerdem hat Gott die Geisterwelt aus Nichts erschaffen, unzählbare Engel, auf dass sie Ihm dienen und an seinem Throne stehen. Ihnen allen hat Er auch die herrliche Gabe seiner wunderbaren Gnade und Macht verliehen. Denn wenn es in der Hl. Schrift heißt, der Teufel habe in der Wahrheit nicht bestanden (Joh 8, 44), so war er und die andern abtrünnigen Engel offenbar im Anfang ihres Daseins im Stand der Gnade. S. Augustin schreibt darüber (S. Aug. Gottesstaat 12, 9): »Er schuf die Engel begabt mit gutem Willen, das heißt mit keuscher Liebe, in der sie ihm anhangen. Er schuf ihre Natur und schenkte ihnen zugleich die Gnade. Daher glauben wir, dass die hl. Engel nie ohne guten Willen, d. h. ohne Gottesliebe, gewesen sind«. Ihr Wissen geht aus dem Wort der Hl. Schrift hervor: »Mein Herr und König, du bist weise wie ein Engel Gottes, dass du alles auf Erden erkennst« (2 Kön 14, 20). Die Macht endlich schreibt David ihnen zu mit den Worten: »Gewaltig an Kraft vollzieht ihr seinen Willen«(Ps 102, 20). Deshalb werden sie auch in der Hl. Schrift nicht selten Kräfte und Heerscharen des Herrn genannt.
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Allein, obwohl solche Himmelsgaben sie alle auszeichneten, fiel ein großer Teil der Engel von Gott, ihrem Vater und Schöpfer ab. Sie wurden dafür von ihrem erhabenen Thron gestürzt und in die tiefste Finsternis des unterirdischen Kerkers eingeschlossen, wo sie durch ewige Strafe für ihren Stolz büßen. Von ihnen schreibt der Apostelfürst: »Gott hat die sündigen Engel nicht geschont, sondern sie mit Ketten der Hölle gefesselt in die finsteren Abgründe hinabgestürzt und der Pein übergeben, um sie zum Gericht aufzubewahren« (2 Petr 2, 4).
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'''18''' Auch die Erde hat Gott durch sein Wort »fest gegründet« und ihr ihre Stellung im Weltall angewiesen. Er ließ »die Berge sich heben und die Täler sich senken, am Ort, den er für sie bestimmt« (Ps 103, 5. 8). Und damit die Wassermassen die Erde nicht überfluteten, »setzte er ihnen die Grenzen, die sie nicht überschreiten; nicht werden sie je die Erde bedecken« (Ps 103, 9). Dann hat Er die Erde mit dem Schmuck der Bäume und all der Pracht von Grün und Blumen bekleidet, und hat sie weiterhin, wie vorher schon das Wasser und die Luft, mit unzähligen Tieren aller Art erfüllt.
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'''19''' Zuletzt bildete Gott den Menschen seinem Leibe nach aus dem Lehm der Erde, und zwar so, dass er, nicht kraft seiner Natur, sondern aus besonderer Gunst Gottes, unsterblich und leidensunfähig war. Die Seele aber schuf Er nach seinem Bild und Gleichnis und stattete sie mit freiem Willen aus. Außerdem ordnete Er im Menschen alle Regungen der Seele und alle Begierden in der Art, dass diese stets dem Gebot der Vernunft gehorchten. Endlich gab Er ihm noch das wunderbare Gnadengeschenk der ursprünglichen Heiligkeit und setzte ihn als Herrscher über alle Lebewesen. All das kann der Seelsorger unschwer zur Unterweisung der Gläubigen dem hl. Geschichtsbuch der Genesis entnehmen.
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'''20''' Das also hat man unter der »Schöpfung aller Dinge«, unter den Worten »Himmel und Erde« zu verstehen. Der Prophet fasst es kurz zusammen in den Worten: »Dein sind die Himmel und dein ist die Erde; den Erdkreis und was ihr erfüllt, hast du gegründet« (Ps 88, 12). Noch kürzer haben das die Väter des Konzils von Nizäa bezeichnet indem sie im Glaubensbekenntnis dem Wort »Schöpfer« noch die beiden Ausdrücke hinzufügten »der sichtbaren und der unsichtbarer Dinge«. Denn alles, was die Welt umfasst und was wir als von Gott geschaffen bekennen, fällt entweder in die Sinne und wird »sichtbar« genannt, oder es kann nur geistig durch den Verstand von uns erfasst werden und wird dann als  »unsichtbar« bezeichnet.
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'''21''' Doch dürfen wir nicht in der Weise all Gott als Schöpfer glauben, als hätten die erschaffenen Dinge nach Vollendung des Schöpfungswerkes nun ohne Gottes Allmacht weiter bestehen können. Denn weil alles durch des Schöpfers Allmacht, Weisheit und Güte ins Dasein gerufen wurde, so würde alles sofort wieder ins Nichts zurücksinken, wenn nicht Gottes Vorsehung beständig mit den geschaffenen Dingen wäre und die gleiche Kraft, die sie uranfänglich schuf, sie dauernd im Dasein erhielte. Die HI. Schrift erklärt das mit den Worten: »Wie könnte etwas bestehen ohne deinen Willen, oder wie könnte etwas, was du nicht gerufen, erhalten bleiben ?« (Weish 11, 26)
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'''22''' Gott erhält also und regiert durch seine Vorsehung alles, was da ist. Aber noch mehr. Was sich bewegt, was in Tätigkeit ist, dem gibt Er durch innerliche Kraft den Antrieb zu Bewegung und Tätigkeit, so zwar, dass Er, ohne die Wirksamkeit der geschaffenen Ursachen zu hindern, ihnen doch zuvorkommt. Denn seine ganz verborgene Macht erstreckt sich auf alles Einzelne und reicht nach dem Wort der Schrift »von einem Ende zum andern mit Macht und ordnet alles mit Milde« (Weish 8, 1). Darum spricht auch der Apostel, wo er vor den Athenern von dem Gott predigte, den sie verehrten ohne ihn zu kennen: »Er ist nicht fern von jedem aus uns; denn in ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir« (Apg 17, 27 f).
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'''23''' Das mag zur Erklärung des ersten Glaubensartikels genügen. Doch sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass das Schöpfungswerk allen Personen der heiligen ungeteilten Drei eini g kei t gem ei ns amist. Hier bekennen wir nach der Lehre der Apostel den Vater als Schöpfer Himmels und der Erde. In der HJ. Schrift lesen wir aber auch vom Sohne: »Alles ist durch ihn geworden« (Joh 1,3); und vom Hl. Geist: »Der Geist des Herrn schwebte über den Wassern« (Gen 1, 2); und an anderer Stelle: »Durch das Wort des Herrn sind festgefügt die Himmel und durch den Hauch seines Mundes all ihre Kraft« (Ps 32, 6).
  
 
[Fortsetzung folgt]
 
[Fortsetzung folgt]

Version vom 27. Mai 2014, 08:11 Uhr

Catechismus Romanus
I. Teil: Vom Glaubensbekenntnis

(Quelle: Das Religionsbuch der Kirche, Katechismus gemäß Beschluß des Konzils von Trient für die Seelsorger herausgegeben auf Geheiß des Papstes Pius V.. In deutscher Übersetzung herausgegeben von Dr. Michael Gatterer SJ, erstes Buch – I Bändchen, übersetzt von Anton Koch S.J., Verlag Felizian Rauch Innsbruck-Leipzig 1940, S. 34-202 (3. Auflage); Imprimatur Nr. 286. Apostolische Administratur Innsbruck, 5. Februar 1940 Dr. Carl Lampert, Prov.; Als Vorlage zur Übersetzung diente die bei Tauchnitz, Leipzig erschienene Ausgabe des Catechismus Romanus, die genau den Text des in Rom erstmals gedruckten Originals wiedergibt. Die Gliederung in Teile und Kapitel ist ursprünglich und offiziell. Die fetten Nummern geben die Nummerierung wieder, die Andreas Fabricius, Professor der Philosophie in Löwen († 1581) erstmals einführte; sie sind nicht in allen Ausgaben gleich. Die in eckigen Klammern stehenden Zusätze sind von Dr. Michael Gatterer (außer wenn sie inerhalb gewöhnlicher Klammer stehen). Die Anmerkungen wurden bei der Digitalisierung im Text in Klammer, die Stellen der Heiligen Schrift nach den Abkürzungen der Einheitsübersetzung [Anhang] wiedergegeben)

Erstes Kapitel:
Vom Glauben und Glaubensbekenntnis

1 Der Ausdruck »Glaube« hat in der HI. Schrift mehrere Bedeutungen. Hier sprechen wir von jenem Glauben, kraft dessen wir alles fest für wahr halten, was von Gott geoffenbart ist.

Dass der Glaube in diesem Sinn notwendig ist, um zum Heil zu gelangen, daran kann mit Grund niemand zweifeln; es steht ja ausdrücklich geschrieben: »Ohne Glauben ist es unmöglich Gott zu gefallen« (Hebr 11,6). Der Grund ist der: das Ziel, das dem Menschen als seine Seligkeit gestellt ist, ist zu hoch, als dass es der menschlichen Geisteskraft einsichtig werden könnte. Somit musste der Mensch die Erkenntnis dieses Ziels von Gott empfangen. Diese Erkenntnis nun ist eben der Glaube, dessen Tugendkraft bewirkt, dass wir als richtig fest halten, was die Autorität unsrer heiligen Mutter, der Kirche, als von Gott geoffenbart erklärt. Ein Zweifel an dem, was Gott geoffenbart hat, ist bei Gläubigen ausgeschlossen. Denn Gott ist die Wahrheit selbst. Daraus ersehen wir auch den großen Unterschied zwischen dem Glauben, den wir Gott leisten, und jenem Glauben, den wir menschlichen Geschichtschreibern schenken.

Der Glaube hat einen weiten Umfang und viele Abstufungen an Größe und Wert, wie es in der Hl. Schrift z. B. heißt: »Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt« (Mt 14,28); ein andermal: »Groß ist dein Glaube« (Mt 15,28); und dann wieder: »Vermehre uns den Glauben« (Lk 17,5); ebenso: »Der Glaube ohne Werke ist tot« (Jak 2m20) und »der Glaube ist durch die Liebe wirksam« (Gal 5,6). Trotzdem ist es nur Eine Tugend, und es lassen sich die verschiedenen Abstufungen des Glaubens unter der gleichen Begriffsbestimmung zusammenfassen. Wie fruchtbar aber der Glaube ist und welchreichen Nutzen wir von ihm haben, das wird bei der Erklärung der Glaubensartikel näher ausgeführt werden.

2 Das erste also, was jeder Christ festhalten muss, sind jene Wahrheiten, die unsre Führer und Lehrer im Glauben, die Apostel, unter dem Beistand des Hl. Geistes in den zwölf Glaubensartikeln niedergelegt haben. Denn als sie vom Herrn den Auftrag erhalten hatten, als Boten an seiner Statt in alle Welt zu ziehen und allen Geschöpfen die Frohbotschaft zu verkünden, da beschlossen sie, für den christlichen Glauben eine bestimmte Formel zusammenzustellen. Es sollte nämlich in aller Denken und Sprechen Übereinstimmung und keinerlei Spaltung unter denen herrschen, die sie zur Einheit des Glaubens beriefen; alle sollten vielmehr »vollkommen eines Geistes und eines Sinnes sein« (1 Kor 1,10).

3 Dieses Apostolische Bekenntnis christlichen Glaubens und christlicher Hoffnung erhielt den Namen Symbol [»Zusammentat« oder auch »Erkennungszeichen«], entweder weil es aus verschiedenen Sätzen besteht, die die einzelnen Apostel dazu beigesteuert haben (Hier ist offenbar an die Legende gedacht, nach der jeder Apostel je einen der zwölf Glaubensartikel verfasst haben soll. Ambros. explic. symb) oder weil man es wie ein Erkennungszeichen gebrauchte, an dem man Abtrünnige, Eindringlinge und falsche Brüder, die das Evangelium zu fälschen suchten, von den wahren Anhängern Christi leicht zu unterscheiden vermochte.

4 In der christlichen Religion wird den Gläubigen vieles vorgelegt, was sie im einzelnen oder doch im ganzen fest und sicher glauben müssen. Das erste und Notwendigste aber, was jeder glauben muss, ist das, was uns gewissermaßen als Grundlage und Inbegriff der Wahrheit Gott selbst gelehrt hat über die Einheit des göttlichen Wesens und die Verschiedenheit der drei Personen, sowie über das Wirken, das den drei Personen in besonderer Weise zugeschrieben wird.

Dieses Grundgeheimnis nun - so lehre der Seelsorger - wird im Apostolischen Glaubensbekenntnis in kurzer Zusammenfassung vorgelegt. Denn dieses zerfällt in drei Hauptteile, wie schon die christliche Vorzeit beobachtet hat, wo man sich mit dem Inhalt des Glaubensbekenntnisses liebevoll und eingehend beschäftigte. Im ersten Teil wird die erste Person in Gott und das wunderbare Schöpfungswerk beschrieben; im zweiten Teil die zweite Person und das Geheimnis der Erlösung; im dritten Teil endlich wird die dritte Person, Urheber und Quell unsrer Heiligkeit, in verschiedenen sehr gut gewählten Sätzen dargestellt.

Diese Sätze des Glaubensbekenntnisses nennen wir nach einem von unsern Vätern häufig gebrauchten Vergleich »Artikel« [Glieder, vgl. Satzglied]. Wie man nämlich die Einzelteile des Körpers nach [Artikeln oder] Gliedern unterscheidet, so können wir auch in diesem unserm Glaubensbekenntnis jeden Einzelsatz, der uns zu glauben vorgelegt wird, ganz entsprechend als [Glied des Ganzen, d. i. als] Artikel bezeichnen.

Zweites Kapitel: Erster Glaubensartikel
»Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer Himmels und der Erde«

1 Der Sinn dieser Worte ist: mit voller Überzeugung glaube ich und ohne alles Schwanken bekenne ich den Glauben an Gott Vater, die erste Person der hl. Dreieinigkeit, der in seiner Allmacht Himmel und Erde und alles, was darin ist, aus Nichts erschaffen hat und der die Schöpfung erhält und regiert. Und ich glaube an Ihn nicht nur im Herzen, bekenne Ihn nicht nur mit dem Mund - ich strebe auch aus aller Kraft und in kindlicher Hingabe zu Ihm als dem höchsten, vollkommensten Gut.

So etwa lässt sich in Kürze der Inhalt des ersten Glaubensartikels zusammenfassen. Doch birgt hier beinahe ein jedes Wort erhabene Geheimnisse, und darum muss der Seelsorger den Satz nun Wort für Wort eingehend durcharbeiten und dem gläubigen Volk, soweit es dem Herrn gefällt, erklären, damit es seine glorreiche Majestät in tiefer Ehrfurcht betrachten lerne(Ex 20, 18 f).


»Ich glaube« 

2 Das Wort »Glauben« hat hier nicht die Bedeutung von »meinen, wähnen, vermuten«; es bezeichnet vielmehr, wie die Hl. Schrift lehrt, die vollständig sichere Zustimmung, womit der Verstand die Offenbarungen Gottes fest und beharrlich als wahr umfasst. Nur der glaubt eigentlich, um es noch deutlicher zu sagen, der etwas ohne jeden Zweifel als sichere Überzeugung annimmt.

Es darf aber niemand meinen, die durch den Glauben erworbene Kenntnis biete weniger Gewissheit, weil man die Dinge nicht verstehen kann, die die Religion uns zu glauben vorlegt. Gewiss, das übernatürliche Licht, in dem wir diese Wahrheiten erkennen, gestattet uns keinen vollkommenen Einblick in die innern Gründe der Dinge; trotzdem schließt es aber jeden Zweifel an deren Tatsächlichkeit aus. »Denn Gott, der da sprach: ,Aus Finsternis soll Licht aufleuchten', er ist es, der in unsern Herzen aufgeleuchtet ist« (2 Kor 4, 6), so dass uns das Evangelium nicht verhüllt bleibt wie jenen, die verloren gehen.

3 Daraus ergibt sich aber auch die Folgerung, dass der mit dieser Glaubenserkenntnis Begnadete sich mit vorwitzigen Untersuchungen einfach nicht abgibt. Denn indem Gott uns zu glauben befahl, hat Er damit nicht den Auftrag gegeben, seine göttlichen Gedanken und Ratschlüsse zu untersuchen und deren innere Gründe zu erforschen, sondern Er hat uns nur das unwandelbare Fürwahrhalten zur Pflicht gemacht, das die Wirkung hat, dass der Geist in der Erkenntnis der ewigen Wahrheit seine Ruhe findet. Und mit Recht. Denn wenn der Apostel sagt: »Gott ist wahrhaftig, jeder Mensch aber ist ein Lügner« (Röm 3, 4), und wenn es schon eine ungebührliche Herausforderung bedeutet, einem ernsten, weisen Mann den Glauben zu versagen, falls er etwas versichert, und noch weiter in ihn zu dringen, er solle sein Wort durch Gründe oder Zeugen erhärten - ist es da nicht der höchste Grad von Verwegenheit, ja Torheit, wenn einer, der Gottes Offenbarungen hört, noch nach Gründen für die himmlische Heilslehre verlangt? Wir haben uns also an den Glauben zu halten, nicht nur unter Ausschluss jedes Zweifels, sondern auch unter Ausschluss aller Sucht nach Beweisen.

4 Der Pfarrer lehre aber weiterhin auch das: Wer da spricht »Ich glaube«, der erklärt damit nicht nur seine innere Zustimmung (worin der innere Glaubensakt besteht), er muss, was er drinnen im Herzen trägt, auch durch das offene Bekenntnis seines Glaubens nach außen zeigen und frisch und freudig öffentlich im Leben kundgeben. Der Christ sollte jene Gesinnung in sich tragen, die den Propheten mit solcher Zuversicht sprechen ließ: »Ich glaubte, darum redete ich« (Ps 115, 10). Er sollte es den Aposteln nachtun, die zu den Führern des jüdischen Volkes sprachen: »Wir können unmöglich von dem schweigen, was wir gesehen und gehört haben« (Apg 4, 20). Er sollte sich an dem herrlichen Wort des Apostels Paulus begeistern: »Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Denn es ist Gottes Kraft zur Rettung für jeden, der glaubt« (Röm 1, 61). Oder an dem andern Wort, das die Berechtigung unsrer Forderung am besten bestätigt: »Mit dem Herzen glaubt man, um gerechtfertigt zu werden, mit dem Munde bekennt man, um zum Heil zu gelangen« (Röm 10, 10).


»An Gott« 

5 Die Worte »an Gott« zeigen uns den einzigartigen Vorrang christlicher Weisheit und damit zugleich das andere: welch großen Dank wir Gottes Güte schulden, da Er uns die Gnade gab, mittels des Glaubens sofort zur Erkenntnis des höchsten und für uns bedeutungsvollsten Wesens emporzusteigen. 6 Das ist ja gerade der große Unterschied zwischen der Weisheit des Christen und der Weltweisheit: diese kann unter Führung des Lichtes der Vernunft nur Schritt für Schritt vorandringen und kommt aus der Erkenntnis der Werke [Gottes] und der sichtbaren Dinge kaum nach langem Bemühen soweit, dass sie »das Unsichtbare an Gott schaut« (Röm 1, 20), dass sie aller Dinge erste Ursache, den Schöpfer erkennt und erfasst. Ganz anders der Glaube. Er schärft die geistige Sehkraft des Menschen in solchem Grad, dass der Blick mühelos bis in den Himmel vordringt; dass er, von übernatürlichem Licht erfüllt, zunächst den ewigen Quell des Lichtes selbst und dann von Ihm aus alle Dinge unter Ihm betrachtet; so dass wir, wie der Apostelfürst sagt (1 Petr 2, 9), »unsrer Berufung aus der Finsternis in sein wunderbares Licht« mit unbeschreiblicher Wonne innewerden, und »im Glauben unaussprechliche Freude genießen« (1 Petr 1, 8). Es ist also ganz in der Ordnung, wenn der Christ zuerst seinen Glauben an Gott bekennt.

Gottes Erhabenheit nun ist nach Jeremias' Wort (Jer 32, 13) »unbegreiflich«. »Er wohnt in unzugänglichem Licht«, wie der Apostel sagt (1 Tim 6, 16), »kein Mensch hat ihn gesehen und keiner kann ihn sehen«. Gott selbst hat ja zu Moses das Wort gesprochen: »Kein Mensch erblickt mich und bleibt dabei am Leben« (Ex 33; 20). Denn wenn unser Geist zu Gott selbst, dem höchsten aller Wesen vordringen sollte, so müsste er sich von aller sinnlichen Erkenntnis freimachen, was wir aber hienieden natürlicherweise nicht vermögen. Nun hat sich aber Gott trotzdem »nicht unbezeugt gelassen. Denn er ist es, der die Wohltaten spendet: der vom Himmel her Regen und fruchtbare Zeiten sendet, der Nahrung gibt und die Herzen mit Fröhlichkeit erfüllt« (Apg 14, 16) - Solche Überlegungen veranlassten die alten Weltweisen, jede Gottes unwürdige Vorstellung abzuweisen und alles Körperhafte, sinnlich Greifbare, Unvollkommene vom Gottesbegriff auszuschließen. Ihm schrieben sie Macht über alle Dinge und die Fülle des Guten zu, so zwar, dass von Ihm, wie aus dem ewigen, unerschöpflichen Quell der Vollkommenheit und Güte, sämtlichen Geschöpfen alle Vollkommenheit und Güte zuströme. Ihn nannten sie den Weisen, den Urheber und Freund der Wahrheit, den Gerechten, unendlich Wohltätigen, und bezeichneten Ihn mit ähnlichen Ausdrücken höchster, allseitiger Vollkommenheit. Seine Kraft war nach ihrer Anschauung ohne Maß und Grenze, sie erfüllte jeden Ort und erstreckte sich über das ganze All.

Doch all das steht noch weit schöner und großartiger auf den Blättern der HI. Schrift. Nur einige Stellen mögen dies dartun: »Gott ist Geist« (Joh 4, 24), »Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!« (Mt 5, 48). »Alles liegt bloß und offen vor seinen Augen« (Hebr 4, 13). »O Tiefe des Reichtums der Weisheit und der Erkenntnis Gottes !« (Röm 11, 33). »Gott ist wahrhaftig« (Röm 3, 4). »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben« (Joh 14, 6). »Deine Rechte ist voll der Gerechtigkeit« (Ps 47, 11). »Du öffnest deine Hand, erfüllst mit Segen alles, was da lebt« (Ps 144, 16). »Wo soll ich mich verbergen vor deinem Geist? Wohin nur fliehen vor deinem Angesicht? Stiege ich zum Himmel empor, so bist du da; stieg' ich zur Hölle hinab, du bist da. Nähme ich der Morgenröte Schwingen und ließe ich mich nieder am fernsten Meeresgestade, so würde deine Hand auch dort mich führen und deine Rechte mich erfassen« (Ps 138, 7 f). »,Erfülle ich nicht Himmel und Erde', spricht der Herr« ? (Jer 23, 24).

Sind auch die Erkenntnisse, die die Weltweisen von der Schöpfung ausgehend in Übereinstimmung mit der Lehre der HI. Schrift über das Wesen Gottes gewonnen haben, groß und erhaben, so sehen wir doch auch hier, wie notwendig die Offenbarung ist, wenn wir nämlich folgendes beachten: erstens, dass der Glaube, wie gesagt, auch dem einfachen Menschen ohne höhere Bildung sofort klar vermittelt, was solch große Gelehrte erst nach langem Studium erkannt haben; dass außerdem die aus dem Glauben geschöpfte Erkenntnis weit sicherer und irrtumsfreier ist, als das Erfassen dieser Dinge auf, Grund rein wissenschaftlicher Erwägungen; vor allem aber, dass jene besondere Gotteserkenntnis, zu der nicht der für alle gangbare Weg der Naturbetrachtung, sondern das Licht des Glaubens den Christen führt, weit vorzüglicher ist. Man denke nur einmal an den Inhalt der einzelnen Glaubensartikel: Sie geben uns Kunde von der Einheit des Wesens Gottes, von der Dreiheit der Personen, und von des Menschen letztem Ziel, das Gott selbst ist. Von Ihm haben wir den Besitz der himmlischen, ewigen Seligkeit zu erwarten, nach dem Wort des hl. Paulus, dass Gott »denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein wird« (Hebr 11, 6). Die Größe dieses Lohnes und die Unmöglichkeit für den Menschen, sich diesen auch nur schwach vorzustellen, hat lange vor Paulus (1 Kor 2, 4) der Prophet Isaias schon ausgesprochen (Is 64, 4), wenn er sagt: »Von Ewigkeit her hat es niemand gehört, kein Ohr hat es vernommen, kein Auge es gesehen, außer dir o Gott, was du denen bereitet hast, die auf dich hoffen«.

7 Aus den bisherigen Ausführungen ergibt sich auch die Wahrheit, dass es nur Einen Gott gibt, nicht mehrere Götter. Denn: wir schreiben Gott die allerhöchste Güte und Vollkommenheit zu. Das höchste und vollkommenste Sein aber kann sich unmöglich in mehreren finden, [weil dann dem einen fehlte, was die andern haben.] Würde nun einem auch nur etwas von dieser höchsten Vollkommenheit fehlen, so wäre er eben damit schon nicht mehr schlechthin vollkommen, es käme ihm somit auch das Wesen Gottes nicht zu.

Diese Einheit Gottes beweisen eine ganze Reihe von Schrifstellen. So steht geschrieben: »Höre, Israel: der Herr, unser Gott, ist Ein Gott !« (Deut 6, 4). Und Gott selbst befahl: »Du sollst keine andern Götter neben mir haben !« (Ex 20, 4). Durch den Propheten lässt Er dann wiederholt die Mahnung ergehen: »Ich bin der erste und der letzte, und außer mir ist kein Gott« (Jes 44, 6). Und der Apostel bezeugt es vor aller Welt: »Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe« (Eph 4, 5).

8 Wenn die Hl. Schrift Propheten und Richter zuweilen »Götter« nennt, so tut sie das nicht im Sinn der Heiden, die ebenso unverständig wie frevelhaft eine Großzahl von Göttern ausdachten; sie will vielmehr durch diese Redensart nur die außerordentliche Gewalt oder Amtsbefugnis bezeichnen, die ihnen durch Gottes Gnade verliehen war.

Dass Gott nach Natur, Substanz und Wesen Einer ist, wie es im Symbol des Konzils von Nizäa ausdrücklich festgelegt wurde, das hält der gläubige Christ fest und bekennt es. Aber er erhebt sich auf eine noch höhere Stufe und glaubt an Einen Gott in der Weise, dass er diese Einheit in der Dreifaltigkeit anbetet und die Dreifaltigkeit in der Einheit. Von diesem Geheimnis soll nun die Rede sein. Denn es folgt im Glaubensartikel das Wort


»Vater«

9 Die Bezeichnung Vater wird Gott in mehrfacher Rücksicht beigelegt. Deshalb muss zunächst der eigentliche Sinn, den das Wort an dieser Stelle hat, erklärt werden.

Sogar in der Finsternis des Heidentums ohne das Licht des Glaubens haben einige schon Gott als das von Ewigkeit her in sich bestehende Wesen erkannt, von dem alles seinen Ursprung hat, dessen Vorsehung alles leitet und in Ordnung und Bestand erhält. Wie man nun den, der die Familie begründet und durch seine Vernunft und Autorität leitet, Vater nennt, so wollten sie in Anlehnung an die menschlichen Verhältnisse auch Gott, den sie als Werkmeister und Lenker aller Dinge anerkannten, Vater genannt wissen. Auch die Hl. Schrift braucht den Ausdruck in diesem Sinn, wenn sie von Gott spricht und Ihm die Schöpfung des Alls sowie Allmacht und wunderbare Vorsehung zuschreiben will. Wir lesen da: »Ist nicht er dein Vater, der dich erworben, der dich gebildet und erschaffen?«(Deut 32, 6) Und anderswo: »Ist nicht Einer unser aller Vater? Hat nicht Ein Gott uns erschaffen ?«(Mal 2, 10).

Viel häufiger aber noch und in einem ganz besondern Sinn wird Gott - vor allem im Neuen Testament - der Vater der Christen genannt, die da »nicht empfangen haben den Geist der Knechtschaft in Furcht, sondern den Geist der Kindschaft Gottes, in dem sie rufen: Abba, Vater!« (Röm 8. 15). Das ist ja »die Liebe, die uns der Vater erwiesen hat, dass wir Kinder Gottes heißen und sind« (1 Jo 3. 1). »Wenn aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi« (Röm 8, 17), der da ist »der Erstgeborne unter vielen Brüdern« (Röm 8, 29), »der sich nicht schämt, uns Brüder zu nennen« (Hebr 2, 11). Ob wir also auf den allgemeinen Grund der Schöpfung und Vorsehung oder auf den besondern der übernatürlichen Annahme an Kindes Statt sehen - auf jeden Fall bekennt der Christ mit Recht den Glauben an Gott als Vater.

10 Doch muss der Geist, - so lehre der Seelsorger - beim Klang des Wortes »Vater« über die bisher erklärten Begriffe noch höher aufsteigen in die Welt der Geheimnisse. Was in jenem »unnahbaren Licht, in dem Gott wohnt« (1 Tim 6, 16), tief verborgen liegt, was menschliche Geisteskraft nicht zu ersinnen, ja nicht einmal zu ahnen vermochte, das erschließt uns erstmals die Offenbarung in dem Wort »Vater«. Dieses Wort weist darauf hin, dass wir in der Einen göttlichen Wesenheit nicht nur Eine Person, sondern verschiedene Personen zu glauben haben. Und zwar sind drei Personen in der Einen göttlichen Wesenheit: der Vater, der von niemand gezeugt ist; der Sohn, der vor aller Zeit vom Vater gezeugt ist; der Hl. Geist, der ebenfalls von Ewigkeit aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Der Vater nun ist in der Einen göttlichen Wesenheit die erste Person, Er ist »mit seinem eingebornen Sohn und dem Hl. Geist Ein Gott und Ein Herr, nicht in der Einzigkeit Einer Person, sondern in der Dreifaltigkeit Einer Natur«(Präfation v. d. hl. Dreifaltigkeit).

In diesen drei Personen eine Verschiedenheit im Sinn einer Ungleichheit auch nur zu denken, ist unstatthaft; sie sind demnach als einzig durch ihre persönlichen Eigentümlichkeiten unterschieden aufzufassen: Der Vater ist ungezeugt: der Sohn ist vom Vater gezeugt; der Hl. Geist geht aus dem Vater und dem Sohn hervor. So bekennen wir denn von allen drei Personen ein und dieselbe Substanz und Wesenheit in dem Sinn, dass wir »im Bekenntnis der wahren und ewigen Gottheit in den Personen die Besonderheit und im Wesen die Einheit und in der Majestät (In der Präfation heißt es majestate; im Religionsbuch aus Versehen Trinitate) die Gleichheit« (Ebda) in heiliger Ehrfurcht glauben und verehren. Wenn wir sagen, die Person des Vaters ist die erste, so ist das nicht so zu verstehen, als dächten wir in der Dreieinigkeit an ein Früher oder Später, Größer oder Kleiner. Fern sei es, so etwas auch nur zu denken; die christliche Religion behauptet ja von allen drei Personen die gleiche Ewigkeit, die gleiche Gottesherrlichkeit. Wir bekennen vielmehr den Vater deshalb wahrhaft und ohne Zweifel als die erste Person, weil Er Urgrund ohne andern Grund ist. Und wie die erste Person durch ihre Vaterschaft verschieden ist, so kommt Ihr auch allein insbesondere die ewige Zeugung des Sohnes zu. Dass Sie nämlich immerdar Gott und zugleich Vater war, wird durch die Verbindung des Wortes »Vater« mit dem Worte »Gott« im Glaubensbekenntnis angedeutet.

Nun sind auf keinem Gebiet die Gefahren verhängnisvoller Irrtümer so groß, wie in der Erkenntnis und Erklärung dieses höchsten und schwierigsten aller Geheimnisse. Darum sage der Pfarrer, dass hier die Fachausdrücke für dieses Geheimnis, »Wesen« und »Person«, genau beizubehalten sind. Die Gläubigen sollen nämlich festhalten, dass die Einheit im Wesen, die Verschiedenheit aber in den Personen besteht. In feinere Fragen lasse man sich nicht ein, eingedenk des Schriftwortes : »Wer die Majestät ergründen will, wird von der Herrlichkeit erdrückt« (Spr 25, 27). Es muss uns die volle Glaubensgewissheit genug sein, dass Gott es uns so gesagt; und seinem Offenbarungswort die Zustimmung verweigern, wäre ebenso töricht wie unheilvoll. Er spricht aber: »Lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes« (Mt 28, 19). Und an anderer Stelle heißt es (1 Joh 5, 7 im sog. Comma Johanneum): »Drei sind, die Zeugnis geben im Himmel, der Vater, das Wort und der Hl. Geist, und diese drei sind Eins.« 

Wer durch Gottes Gnade dieses Geheimnis glaubt, der bete und flehe eifrig zu Gott und dem Vater, der alles aus Nichts erschuf und alles mit Milde lenkt (Weish 8, 1), der uns »die Macht gab, Kinder Gottes zu werden«, der dem Menschengeist das Mysterium der Dreifaltigkeit geoffenbart - er bete also ohne Unterlass, dass er, dereinst »in die ewigen Wohnungen aufgenommen« (Lk 16, 9), als würdig erfunden werde zu sehen: wie unendlich groß die Fruchtbarkeit Gottes des Vaters ist, dass Er durch das Schauen und Erkennen seines eigenen Wesens den Ihm wesensgleichen Sohn erzeugt; wie beider vollkommen gleicher Liebesodem, nämlich der Hl. Geist, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, den Erzeuger und den Gezeugten mit ewigem, unauflöslichem Bande umschlingt; und wie auf diese Weise das Wesen der göttlichen Dreifaltigkeit Eines ist und doch alle drei Personen vollkommen voneinander verschieden sind.


»den Allmächtigen« 

11 Die Hl. Schrift gebraucht viele Ausdrücke zur Bezeichnung der göttlichen Allgewalt und unendlichen Majestät, um uns die hohe Ehrfurcht und volle Hingabe zu lehren, die wir dem allerheiligsten Gott schulden. Besonders aber und am häufigsten wird Ihm die Allmacht zugeschrieben. Gott spricht von sich selbst: »Ich bin der Herr, der Allmächtige« (Gen 17, 1). Und Jakob betete für seine Söhne, als er sie zu Josef sandte: »Mein Gott, der Allmächtige, mache ihn euch geneigt« (Ebd 43, 14). In der Geheimen Offenbarung (Offb 1, 8) steht das Wort: »Gott der Herr, der da ist, der war und der kommen wird, der Allmächtige«. Und an anderer Stelle (Ebd 16, 14) spricht der Apostel vom »großen Tag des allmächtigen Gottes«. Nicht selten wird die Allmacht Gottes mit andern Worten umschrieben. Hierher gehören die Stellen: »Bei Gott ist kein Ding unmöglich«(Lk 1, 37). »Ist die Hand des Herrn etwa kraftlos«? (Num 11,23). »Dir steht, wenn du nur willst, das Können zu Gebote« (Weish 12, 18), u. a. m. Alle diese Wendungen haben den gleichen Sinn, der sich offenbar in dem einen Wort zusammenfassen lässt »der Allmächtige«.

Wir verstehn darunter, dass es nichts gibt und nichts sich erdenken und ersinnen lässt, was Gott nicht bewirken könnte. In seiner Macht steht es, alles in das Nichts zurücksinken und wiederum eine ganze Reihe von Welten mit einem Mal aus dem Nichts erstehen zu lassen. Und doch fällt das, so groß es ist, noch irgend wie in den Bereich dessen, was wir selbst ausdenken können; es stehen aber noch viele gewaltigere Dinge in seiner Macht, Dinge, von denen der menschliche Geist nicht einmal eine Ahnung hat.

12 Wenn Gott auch alles vermag, so kann Er deswegen doch nicht etwa lügen oder betrügen oder betrogen werden; Er kann nicht sündigen, nicht aufhören zu sein oder etwas nicht wissen. Denn all das kommt nur einem Wesen zu, das in seinem Tun unvollkommen ist; Gott, dessen Wirken stets das vollkommenste ist, kann all das deshalb nicht, weil ein solches »Können« Schwäche ist, und nichts zu tun hat mit jener höchsten, unbegrenzten Macht über alle Dinge, wie sie Gott besitzt. Wenn wir also an Gottes Allmacht glauben, so halten wir zugleich alles weit von Ihm fern, was sich mit seiner Wesensvollkommenheit nicht vereint und verträgt.

13 Der Seelsorger mache darauf aufwerksam, wie wohlbegründet es ist, dass mit Übergehung anderer Eigenschaften Gottes nur diese Eine im Glaubensbekenntnis genannt wird. Denn wenn wir Gott als allmächtig anerkennen, müssen wir notwendig auch bekennen, dass Er um alle Dinge weiß und dass alles seiner Macht und Oberhoheit unterworfen ist. Wenn wir nicht daran zweifeln, dass Er alles vermag, so sind uns ganz folgerichtig auch diese weiteren Eigenschaften klar; denn hätte Er diese nicht ebenfalls, so könnten wir es gar nicht verstehen, wie Er allmächtig sein sollte.

Weiterhin: Nichts vermag unserm Glauben und unsrer Hoffnung solchen Rückhalt zu geben, als die feste Überzeugung, dass Gott alles vermag. Was nur immer in der Folge uns zu glauben vorgelegt wird, so groß, so wunderbar, so alle Ordnungen und Maße der Natur überragend es auch sein mag - die menschliche Vernunft wird ohne Schwierigkeit und ohne Schwanken ihre Zustimmung geben, wenn sie einmal die Lehre von Gottes Allmacht voll verstanden hat. Mehr noch. Sie wird um so williger glauben, je erhabener die Wahrheiten sind, die Gottes Mund offenbart. Und was die Hoffnung betrifft, lässt sich der Christ niemals entmutigen durch die Größe des Gutes, das er ersehnt; er reckt sich auf und erstarkt vielmehr im steten Gedanken, dass es ja nichts gibt, was Gottes Allmacht nicht wirken könnte. Mit diesem gläubigen Vertrauen müssen wir uns vor allem bewaffnen, wenn die Aufgabe an uns herantritt, zum Wohl des Nächsten eine Großtat zu vollbringen oder wenn wir von Gott etwas erflehen wollen. Das erste hat der Herr selbst gelehrt, als Er den Aposteln Kleingläubigkeit vorwarf: »Wenn ihr nur Glauben habt so groß wie ein Senfkorn, so könnt ihr zu diesem Berg sagen: Rücke von da nach dort, und er wird hinrücken. Nichts wird euch unmöglich sein« (Mt 17, 20). Vom zweiten aber schreibt der hl. Jakobus: »Man muss mit Glauben bitten, ohne zu zweifeln. Denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und umher geworfen wird. Ein solcher Mensch bilde sich nicht ein, etwas vom Herrn zu empfangen« (Jak 1, 6 f).

Der Glaube an Gottes Allmacht hat für uns noch manch andern Nutzen. Vor allem lehrt er uns allseitige Bescheidenheit und Demut nach dem Worte des Apostelfürsten: »Beugt euch unter die mächtige Hand Gottes« (1 Petr 5, 6). Er mahnt uns auch, dort nicht zu fürchten, wo kein Grund zur Furcht ist; sondern Gott allein zu fürchten, in dessen Gewalt wir selbst und all das Unsre steht. Hat doch der Erlöser das Wort gesprochen: »Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: fürchtet den, der über den Tod hinaus auch noch in die Hölle stürzen kann« (Lk 12,5) Dieser Glaube hilft uns auch zur Erkenntnis und zum Preis der unermesslichen Wohltaten Gottes gegen uns. Wer sich an Gottes Allmacht erinnert, der kann nicht so undankbar sein, dass er nicht immer wieder ausriefe: »Großes hat an mir getan, der da mächtig ist« (Lk 1,49).

14 Wenn wir aber in diesem Glaubensartikel den Vater allmächtig nennen, so soll deshalb niemand wähnen, weil Ihm diese Eigenschaft beigelegt wird, sei sie nicht auch dem Sohne und dem Hl. Geist eigen. Wie wir den Vater Gott, den Sohn Gott und den Hl. Geist Gott nennen, und doch nicht drei Götter, sondern nur Einen Gott anerkennen, so nennen wir den Vater, den Sohn und den Hl. Geist allmächtig und bekennen damit doch nicht drei Allmächtige, sondern nur Einen Allmächtigen (Vgl das Symb. Athanasianum). Allerdings nennen wir den Vater allmächtig aus einem besonderen Grund, weil Er nämlich der Urquell aller Dinge ist. So legen wir auch dem Sohn, der das ewige Wort des Vaters ist, die Weisheit bei, und dem Hl. Geist, der beider Liebe ist, die Güte, wiewohl nach katholischer Glaubensregel diese und ähnliche Bezeichnungen von allen drei Personen gemeinsam ausgesagt werden.


»Schöpfer Himmels und der Erde« 

15 Wie notwendig die vorhergehende Belehrung der Christen über die Allmacht Gottes war, zeigt sich aus dem, was jetzt über die Erschaffung aller Dinge darzulegen ist. Das Wunder, das in einem solch gewaltigen Werk liegt, findet leichter Glauben, wenn keine Zweifelsmöglichkeit an der unermesslichen Macht des Schöpfers im Herzen mehr Platz hat. Gott hat die Welt nämlich nicht aus einem bereits vorhandenen Stoff aufgebaut, Er hat sie aus dem Nichts geschaffen.

Und zwar nicht unter dem Druck einer fremden Macht oder in blinder Notwendigkeit, sondern in voller Unabhängigkeit und Freiheit. Der einzige Grund, der Ihn zur Schöpfungstat bewog, war: den Wesen, die Er schaffen wollte, von seiner eigenen Güte [Vollkommenheit] mitzuteilen. Gottes Wesen, an sich schon im Besitz aller Seligkeit, mangelt nichts, wie David es in dem Wort ausspricht: »Ich sprach zum Herrn: mein Gott bist du, denn meiner Güter bedarfst du nicht« (Ps 15, 1 nach der Vulgata). Und wie Er alles, was Er wollte, rein aus Güte schuf, so folgte Er bei der Schöpfung auch nicht einem Vorbild, das etwa außer Ihm gewesen wäre; vielmehr sah Er, der erhabenste Werkmeister, der aller Dinge Urbild in seinem göttlichen Erkenntnisakt trägt, den ganzen Schöpfungsplan in sich selbst, und dieses innere Bild führte Er aus. So schuf Er mit seiner unendlichen Weisheit und unbegrenzten Kraft im Anbeginn die ganze Welt. »Er sprach - da wurde sie; er rief - da war sie geschaffen !« (Ps 148, 5).

16 Unter dem Ausdruck Himmel und Erde ist alles zu verstehen, was Himmel und Erde umfasst. Außer dem Himmel, den der Prophet »das Werk seiner Hände« (Ps 8, 4) nannte, schuf Er die leuchtende Sonne, den Mond und die anderen herrlichen Sterne. Und auf dass sie »zu Zeichen seien und zu Zeiten und zu Tagen und zu Jahren« (Gen 1, 14), ordnete Er die Himmelsbahnen zu solch sicherem festem Lauf, dass man nirgends größere Beweglichkeit sehen kann als bei der Gestirne ununterbrochenem Umlauf und doch zugleich nirgends größere Zuverlässigkeit als in diesen ihren Bewegungen.

17 Außerdem hat Gott die Geisterwelt aus Nichts erschaffen, unzählbare Engel, auf dass sie Ihm dienen und an seinem Throne stehen. Ihnen allen hat Er auch die herrliche Gabe seiner wunderbaren Gnade und Macht verliehen. Denn wenn es in der Hl. Schrift heißt, der Teufel habe in der Wahrheit nicht bestanden (Joh 8, 44), so war er und die andern abtrünnigen Engel offenbar im Anfang ihres Daseins im Stand der Gnade. S. Augustin schreibt darüber (S. Aug. Gottesstaat 12, 9): »Er schuf die Engel begabt mit gutem Willen, das heißt mit keuscher Liebe, in der sie ihm anhangen. Er schuf ihre Natur und schenkte ihnen zugleich die Gnade. Daher glauben wir, dass die hl. Engel nie ohne guten Willen, d. h. ohne Gottesliebe, gewesen sind«. Ihr Wissen geht aus dem Wort der Hl. Schrift hervor: »Mein Herr und König, du bist weise wie ein Engel Gottes, dass du alles auf Erden erkennst« (2 Kön 14, 20). Die Macht endlich schreibt David ihnen zu mit den Worten: »Gewaltig an Kraft vollzieht ihr seinen Willen«(Ps 102, 20). Deshalb werden sie auch in der Hl. Schrift nicht selten Kräfte und Heerscharen des Herrn genannt.

Allein, obwohl solche Himmelsgaben sie alle auszeichneten, fiel ein großer Teil der Engel von Gott, ihrem Vater und Schöpfer ab. Sie wurden dafür von ihrem erhabenen Thron gestürzt und in die tiefste Finsternis des unterirdischen Kerkers eingeschlossen, wo sie durch ewige Strafe für ihren Stolz büßen. Von ihnen schreibt der Apostelfürst: »Gott hat die sündigen Engel nicht geschont, sondern sie mit Ketten der Hölle gefesselt in die finsteren Abgründe hinabgestürzt und der Pein übergeben, um sie zum Gericht aufzubewahren« (2 Petr 2, 4).

18 Auch die Erde hat Gott durch sein Wort »fest gegründet« und ihr ihre Stellung im Weltall angewiesen. Er ließ »die Berge sich heben und die Täler sich senken, am Ort, den er für sie bestimmt« (Ps 103, 5. 8). Und damit die Wassermassen die Erde nicht überfluteten, »setzte er ihnen die Grenzen, die sie nicht überschreiten; nicht werden sie je die Erde bedecken« (Ps 103, 9). Dann hat Er die Erde mit dem Schmuck der Bäume und all der Pracht von Grün und Blumen bekleidet, und hat sie weiterhin, wie vorher schon das Wasser und die Luft, mit unzähligen Tieren aller Art erfüllt.

19 Zuletzt bildete Gott den Menschen seinem Leibe nach aus dem Lehm der Erde, und zwar so, dass er, nicht kraft seiner Natur, sondern aus besonderer Gunst Gottes, unsterblich und leidensunfähig war. Die Seele aber schuf Er nach seinem Bild und Gleichnis und stattete sie mit freiem Willen aus. Außerdem ordnete Er im Menschen alle Regungen der Seele und alle Begierden in der Art, dass diese stets dem Gebot der Vernunft gehorchten. Endlich gab Er ihm noch das wunderbare Gnadengeschenk der ursprünglichen Heiligkeit und setzte ihn als Herrscher über alle Lebewesen. All das kann der Seelsorger unschwer zur Unterweisung der Gläubigen dem hl. Geschichtsbuch der Genesis entnehmen.

20 Das also hat man unter der »Schöpfung aller Dinge«, unter den Worten »Himmel und Erde« zu verstehen. Der Prophet fasst es kurz zusammen in den Worten: »Dein sind die Himmel und dein ist die Erde; den Erdkreis und was ihr erfüllt, hast du gegründet« (Ps 88, 12). Noch kürzer haben das die Väter des Konzils von Nizäa bezeichnet indem sie im Glaubensbekenntnis dem Wort »Schöpfer« noch die beiden Ausdrücke hinzufügten »der sichtbaren und der unsichtbarer Dinge«. Denn alles, was die Welt umfasst und was wir als von Gott geschaffen bekennen, fällt entweder in die Sinne und wird »sichtbar« genannt, oder es kann nur geistig durch den Verstand von uns erfasst werden und wird dann als »unsichtbar« bezeichnet.

21 Doch dürfen wir nicht in der Weise all Gott als Schöpfer glauben, als hätten die erschaffenen Dinge nach Vollendung des Schöpfungswerkes nun ohne Gottes Allmacht weiter bestehen können. Denn weil alles durch des Schöpfers Allmacht, Weisheit und Güte ins Dasein gerufen wurde, so würde alles sofort wieder ins Nichts zurücksinken, wenn nicht Gottes Vorsehung beständig mit den geschaffenen Dingen wäre und die gleiche Kraft, die sie uranfänglich schuf, sie dauernd im Dasein erhielte. Die HI. Schrift erklärt das mit den Worten: »Wie könnte etwas bestehen ohne deinen Willen, oder wie könnte etwas, was du nicht gerufen, erhalten bleiben ?« (Weish 11, 26)

22 Gott erhält also und regiert durch seine Vorsehung alles, was da ist. Aber noch mehr. Was sich bewegt, was in Tätigkeit ist, dem gibt Er durch innerliche Kraft den Antrieb zu Bewegung und Tätigkeit, so zwar, dass Er, ohne die Wirksamkeit der geschaffenen Ursachen zu hindern, ihnen doch zuvorkommt. Denn seine ganz verborgene Macht erstreckt sich auf alles Einzelne und reicht nach dem Wort der Schrift »von einem Ende zum andern mit Macht und ordnet alles mit Milde« (Weish 8, 1). Darum spricht auch der Apostel, wo er vor den Athenern von dem Gott predigte, den sie verehrten ohne ihn zu kennen: »Er ist nicht fern von jedem aus uns; denn in ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir« (Apg 17, 27 f).

23 Das mag zur Erklärung des ersten Glaubensartikels genügen. Doch sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass das Schöpfungswerk allen Personen der heiligen ungeteilten Drei eini g kei t gem ei ns amist. Hier bekennen wir nach der Lehre der Apostel den Vater als Schöpfer Himmels und der Erde. In der HJ. Schrift lesen wir aber auch vom Sohne: »Alles ist durch ihn geworden« (Joh 1,3); und vom Hl. Geist: »Der Geist des Herrn schwebte über den Wassern« (Gen 1, 2); und an anderer Stelle: »Durch das Wort des Herrn sind festgefügt die Himmel und durch den Hauch seines Mundes all ihre Kraft« (Ps 32, 6).

[Fortsetzung folgt]

siehe: II. Teil: Von den Sakramenten