Sigrid Spath
Sigrid Spath (Dr.; * 1. August 1939 in Villach, Kärnten Österreich; † 2. Februar 2014 in Rom) war Altphilologin und wirkte mehrere Jahrzehnte lang als Übersetzerin für Päpste und Kurie seit Paul VI.. Sie übertrug ungefähr 70.000 Seiten Texte italienischer, lateinischer, französischer, englischer, spanischer, portugiesischer oder polnischer Sprache ins Deutsche. Als Übersetzerin war sie die deutsche Stimme des Vatikans. Sie war überzeugte Lutheranerin.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Sigrid Spath wurde in österreichischen Villach geboren. Ihr Vater stammte aus Mähren, ihre Mutter aus Lettland und war eine lutherische Pfarrerstochter. Sie besuchte das Gymnasium in Villach und belegte die Freifächer Italienisch und Französisch. Spath studierte die lateinische Sprache und Byzantinistik und die griechischen Kirchenväter in München und Graz. Sie promovierte 1963 und brachte es zur wissenschaftlichen Assistentin von Endre von Invankas in Graz. Sie kam für einige Monate nach Rom und übernahm dabei Schreibarbeiten bei Karl Rahner während des Zweiten Vatikanischen Konzils. In den Schuldienst konnte sie wegen ihrer Gehbehinderung in Österreich nicht eintreten. Am Vatikanischen Geheimarchiv absolvierte sie den zweijährigen Diplomkurs für Archivistik, Handschriftenkunde und päpstliche Dokumente. Das mündliche Schlussexamen legte sie bei Kardinal Eugène Tisserant in lateinischer Sprache ab. Sie übertrug die 1000-seitige Biografie Kardinals Augustin Beas, dessen Privatsekretär sie in das römische Generalat der Jesuiten in holte. Dort bekam sie 1970 eine Halbtagsstelle, die sie bis zum Ende ihres Lebens innehatte. Sie war seit 1974 Mitglied des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft.
Spath´s erste große Übersetzung war das Papst-Schreiben „Evangelii nuntiandi“ von Paul VI. im Heiligen Jahre 1975. Im Lauf der Jahrzehnte übertrug sie abertausende päpstliche Ansprachen, Enzykliken, Botschaften, Erklärungen und Briefe sowie Kuriendokumente ins Deutsche. Ab „Mulieris dignitatem“ im Jahre 1988, übersetzte sie fast alle Päpstlichen Schreiben von Papst Johannes Paul II.. Um den polnischen Papst besser zu verstehen, lernte Sigrid Spath Polnisch. Ein Gutteil aller deutschen Texte auf der heutigen Vatikan-Webseite ging durch ihre Hände, darunter zahlreiche von Benedikt XVI., der vieles auf Italienisch schrieb. Es waren auch General- und Privataudienzen, Predigten und verschiedene Ansprachen. Drei Dinge durften bei ihren Übersetzertätigkeiten nicht fehlen: Schokolade, Kaffee und klassische Musik, schreibt Gudrun Sailer.
Sigrid Spath übersetzte vierzig Jahre lang die Meditationen für den Karfreitags-Kreuzweg des Papstes am Kolosseum. Daneben übersetzte sie eine beachtliche Zahl der 30.000 Briefe von Papst Pius XII., die beim Verfahren zur Seligsprechung entscheidend waren. Sie war langjährige Mitarbeiterin der Vatikan-Zeitung „L´Osservatore Romano“. Die letzten vier Jahre ihres Lebens verbrachte sie im Rollstuhl in ihrer kleinen Wohnung im Zentrum Roms, arbeitete aber immer noch mit großem, teils nächtlichem Einsatz.
Ihre letzte größere Arbeit war ein Teil der Übersetzung des langen Interviews mit Papst Franziskus für die Jesuitenzeitschriften. Seit ihrer gesundheitlichen Krise um die Jahreswende zu 2014, lag sie in der Casa di Cura der Ancelle Francescane del Buon Pastore an der Via di Boccea. Sie starb am 2. Februar 2014 in Rom.
Ehrungen
- 1987 Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich für ihre Vermittlungsarbeit.
Literatur
- Quelle: Gudrun Sailer: Frauen im Vatikan - Begegnungen, Porträts, Bilder. St. Benno Verlag 2007, S. 80-91 (172 Seiten; ISBN 9783746221823).