Kirche und Internet
des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel
im Pontifikat von Papst
Johannes Paul II.
Kirche und Internet
22. Februar 2002
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist |
Inhaltsverzeichnis
I. EINLEITUNG
1. Das Interesse der Kirche für das Internet ist ein besonderer Ausdruck ihres schon lange bestehenden Interesses für die sozialen Kommunikationsmittel. Weil die Kirche die Medien als ein Ergebnis des historischen wissenschaftlichen Prozesses betrachtet, durch den die Menschheit »unaufhörlich voranschreitet in der Entdeckung der Schätze und Werte, welche die gesamte Schöpfung in sich birgt,<ref> Johannes Paul II., Enzyklika Laborem exercens, 25; vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 34.</ref> hat sie oft ihrer Überzeugung Ausdruck verliehen, daß sie nach den Worten des Zweiten Vatikanischen Konzils »erstaunliche Erfindungen der Technik«<ref> Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret über die sozialen Kommunikationsmittel Inter mirifica, 1.</ref> sind, die schon viel leisten, um den menschlichen Bedürfnissen entgegenzukommen, die aber noch mehr tun könnten.
So hat die Kirche gegenüber den Medien eine grundsätzlich positive Haltung eingenommen.<ref> Zum Beispiel Inter mirifica; die Botschaften von Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. aus Anlaß der Weltmedientage; Päpstlicher Rat für soziale Kommunikation, Pastoralinstruktion Communio et progressio, Pornographie und Gewalt in den Medien: Eine Pastorale Antwort, Pastoralinstruktion Aetatis novae, Ethik in der Werbung, Ethik in der sozialen Kommunikation.</ref> Auch wenn sie schwere Mißbräuche verurteilt hat, haben sich die Dokumente des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel immer darum bemüht, klarzustellen, daß »eine bloße Zensur ausübende Haltung der Kirche den Medien gegenüber weder ausreichend noch angebracht ist«.<ref> Pornographie und Gewalt in den Medien: Eine Pastorale Antwort, 30.</ref>
Die 1971 veröffentlichte Pastoralinstruktion über die sozialen Kommunikationsmittel Communio et progressio zitierte die Enzyklika Miranda prorsus von Papst Pius XII. und unterstrich diesen Punkt: »Die Kirche erblickt in diesen Medien “Geschenke Gottes”, weil sie nach dem Ratschluss der göttlichen Vorsehung die Menschen brüderlich verbinden, damit diese im Heilswerk Gottes mitwirken«.<ref> Communio et progressio, 2.</ref>
Das bleibt unsere Auffassung, und das ist auch die Auffassung, die wir vom Internet haben.
2. So wie die Kirche sie versteht, ist die Geschichte der menschlichen Kommunikation so etwas wie eine lange Reise, die die Menschheit geführt hat »von dem hochmutgeleiteten Vorhaben des Turmbaus zu Babel und dessen Folge, dem Absturz in die Sprachenverwirrung und die Unmöglichkeit gegenseitiger Verständigung (vgl. Gen 11, 1-9), hin zu Pfingsten und zur Gabe des Zungenredens und damit zu einer Wiederherstellung der Kommunikation durch das Wirken des Heiligen Geistes, in deren Mittelpunkt Jesus steht«.<ref> Johannes Paul II., Botschaft zum 34. Welttag der sozialen Kommunikationsmitte, 4. Juni 2000.</ref>
Im Leben, Tod und in der Auferstehung von Jesus Christus »findet man den tiefsten Grund und das Urbild jeder Gemeinschaft zwischen den Menschen in Gott, der unser menschlicher Bruder wurde«.<ref> Communio et progressio, 10.</ref>
Die modernen sozialen Kommunikationsmittel sind kulturelle Faktoren, die in dieser Geschichte eine Rolle spielen. Wie das Zweite Vatikanische Konzil bemerkt: »Obschon der irdische Fortschritt eindeutig vom Wachstum des Reiches Christi zu unterscheiden ist, so hat er doch große Bedeutung für das Reich Gottes, insofern er zu einer besseren Ordnung der menschlichen Gesellschaft beitragen kann«.<ref> Zweites Vatikanisches Konzil, Pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 39.</ref> Wenn man die sozialen Kommunikationsmittel von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, sehen wir, daßsie »einen wichtigen Beitrag zur Erholung und Bildung des Geistes leisten; sie dienen ebenso auch der Ausbreitung und Festigung des Gottesreiches«.<ref> Inter mirifica, 2.</ref>
Heute gilt das besonders für das Internet, das dazu beiträgt, revolutionäre Veränderungen in Handel, Erziehung, Politik, Journalismus, den Beziehungen zwischen den Nationen und den Kulturen hervorzubringen — Veränderungen, die nicht nur die Art der Kommunikation betreffen, sondern die ganze Lebensauffassung. In dem Begleit-Dokument Ethik im Internet diskutieren wir diese Themen in ihrer ethischen Dimension.<ref> Päpstlicher Rat für die sozialen Kommunikationsmittel, Ethik im Internet.</ref>
Hier erwägen wir die Implikationen des Internet im Hinblick auf die Religion und besonders für die katholische Kirche.
3. Gegenüber den Medien hat die Kirche eine zweifache Aufgabe. Ein Aspekt ist die Förderung einer richtigen Entwicklung und des rechten Gebrauchs zum Nutzen der menschlichen Entwicklung, von Gerechtigkeit und Frieden — für den Aufbau der Gesellschaft auf lokaler, nationaler und staatlicher Ebene im Licht des Gemeinwohls und im Geist der Solidarität. In Anbetracht der großen Wichtigkeit der sozialen Kommunikationsmittel sucht die Kirche »einen aufrichtigen und von Achtung bestimmten Dialog mit den Verantwortlichen der Medien« — einen Dialog, der sich vor allem auf die Gestaltung der Medienpolitik bezieht.<ref> Aetatis novae, 8.</ref> »Von der Kirche verlangt dieser Dialog, daßsie sich um das Verständnis der Medien — ihrer Ziele, internen Strukturen, Formen und Arten — bemüht und jene unterstützt und ermutigt, die dort arbeiten. Auf Grund dieses Verständnisses und dieser Unterstützung wird es möglich, gewichtige Vorschläge zur Beseitigung der Hindernisse zu unterbreiten, die dem menschlichen Fortschritt und der Verkündigung des Evangeliums im Wege stehen«.<ref> Ibid.</ref>
Aber das Interesse der Kirche richtet sich auch auf die Kommunikation innerhalb und durch die Kirche selbst. Diese Kommunikation ist mehr als nur eine Übung in der Technik, denn sie »hat ihren Ursprung in der Gemeinschaft der Liebe der drei göttlichen Personen und ihrer Mitteilung an uns« und in der Erkenntnis, daßdie Mitteilung der Trinität »die Menschheit erreicht: Der Sohn ist das vom Vater ewig gesprochene Wort, und in und durch Jesus Christus, fleischgewordenes Wort, teilt Gott Frauen und Männern sich selbst und sein Heil mit«.<ref> Ethik in der sozialen Kommunikation, 3.</ref>
Gott fährt fort, mit der Menschheit durch die Kirche zu kommunizieren. Sie ist Trägerin und Bewahrerin seiner Offenbarung; ihrem lebendigen Lehramt allein hat er die Aufgabe anvertraut, sein Wort verbindlich zu erklären.<ref> Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 10.</ref> Überdies ist die Kirche selbst communio, eine Gemeinschaft von Personen und eucharistischen Gemeinschaften, die aus der Gemeinschaft der Dreifaltigkeit hervorgehen und sie spiegeln;<ref> Aetatis novae, 10.</ref> Kommunikation gehört deshalb zum Wesen der Kirche. Das ist mehr als alles andere der Grund, warum »die kirchliche Kommunikationspraxis beispielhaft sein und höchste Wertmaßstäbe hinsichtlich Wahrhaftigkeit, Verantwortlichkeit und Sensibilität für die Menschenrechte sowie andere wichtige Prinzipien und Normen widerspiegeln sollte«.<ref> Ethik in der sozialen Kommunikation, 26.</ref>
4. Vor drei Jahrzehnten betonte Communio et progressio, daß »die modernen Kommunikationsmittel den Menschen neue Wege zur Begegnung mit dem Evangelium öffnen«.<ref> Communio et Progressio, 128.</ref> Papst Paul VI. sagte, daß die Kirche »vor dem Herrn schuldig würde«, wenn sie es unterließe, die Medien für die Evangelisierung zu benutzen.<ref> Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi, 45.</ref> Papst Johannes Paul II. nannte die Medien den »ersten Areopag der neuen Zeit« und erklärte, daß »es nicht genügt, sie nur zur Verbreitung der christlichen Botschaft und der Lehre der Kirche zu benutzen; sondern die Botschaft selbst muß in diese, von der modernen Kommunikation geschaffene “neue Kultur” integriert werden«.<ref> Enzyklika Redemptoris missio, 37.</ref>
Das zu tun ist heute wichtiger denn je, da die Medien heutzutage nicht nur stark beeinflussen, was die Menschen über das Leben denken, sondern weil in einem großen Ausmaßauch »die Erfahrung dessen, was Leben ist, heute eine weitgehend durch die Medien vermittelte Erfahrung ist«.<ref> Aetatis novae, 2.</ref>
All das gilt für das Internet. Und auch wenn die Welt der sozialen Kommunikationsmittel »bisweilen gegen die christliche Botschaft eingestellt zu sein scheint, bietet sie auch einzigartige Gelegenheiten dafür, die rettende Wahrheit Jesu der ganzen Menschheitsfamilie zu verkünden. Man denke ...an die positiven Möglichkeiten des Internet, religiöse Information und Unterrichtung über alle Sperren und Grenzen hinauszutragen. Ein derart breites Publikum hätte wohl die kühnsten Vorstellungen derer, die vor uns das Evangelium verkündet haben, übertroffen ...Die Katholiken sollten sich nicht scheuen, die Türen der sozialen Kommunikationsmittel für Christus aufzustoßen, so daß seine Frohe Botschaft von den Dächern der Welt gehört werden kann«.<ref> Johannes Paul II., Botschaft zum 35. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel 3, 27. Mai 2001.</ref>
II. CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN
5. »Die Kommunikation, die in der Kirche und durch die Kirche stattfindet, besteht im wesentlichen in der Verkündigung der Frohbotschaft Jesu Christi. Sie ist die Verkündigung des Evangeliums als prophetisches und befreiendes Wort, das an die Menschen unserer Zeit gerichtet ist; sie ist angesichts einer radikalen Säkularisierung das Zeugnis für die göttliche Wahrheit und für die transzendente Bestimmung des Menschen; sie ist angesichts der Konflikte und Spaltungen die Entscheidung für die Gerechtigkeit in Solidarität mit allen Gläubigen im Dienst der Gemeinschaft unter den Völkern, Nationen und Kulturen«.<ref> Aetatis novae, 9.</ref>
Weil die Verkündigung der Frohen Botschaft an Menschen, die durch die Medienkultur bestimmt sind, danach verlangt, die besonderen Charakteristiken der Medien selbst sorgfältig zu berücksichtigen, ist es notwendig, daßdie Kirche das Internet versteht: um mit den Menschen wirksam zu kommunizieren — besonders mit den jungen Menschen —, die von der Erfahrung dieser neuen Technologie durchdrungen sind, und auch damit sie es gut benutzt.
Die Medien bieten aus einer religiösen Perspektive heraus wichtige Vorteile und Nutzen: »Sie bringen Nachrichten und Informationen über religiöse Ereignisse, Ideen und Persönlichkeiten; sie sind Instrumente der Glaubensverkündigung und Katechese. Tagaus, tagein bieten sie Menschen, die in ihren Häusern oder in Heimen eingeschlossen sind, Anregung, Ermutigung und Gelegenheit zum Gottesdienst«.<ref> Ethik in der sozialen Kommunikation, 11.</ref> Aber über diese hinaus gibt es auch Vorteile, die ganz speziell für das Internet gelten. Es bietet den Menschen einen direkten und unmittelbaren Zugang zu wichtigen religiösen und geistlichen Quellen — große Bibliotheken, Museen und Kultstätten, die Dokumente des Lehramtes, die Schriften der Kirchenväter und Kirchenlehrer und die religiöse Weisheit der Jahrhunderte. Es hat eine bemerkenswerte Fähigkeit, Distanz und Isolation zu überwinden und die Menschen mit gleichgesinnten Personen guten Willens in Kontakt zu bringen, die sich in virtuellen Glaubensgemeinschaften zusammenschließen, um sich gegenseitig zu ermutigen und zu unterstützen. Die Kirche kann Katholiken und Nichtkatholiken gleicherweise durch die Auswahl und Vermittlung von nützlicher Information in diesem Medium einen wichtigen Dienst leisten.
Das Internet hat für viele Aktivitäten und Programme der Kirche eine Bedeutung — Evangelisierung, die beides einschließt, die Re-Evangelisierung und die Neu-Evangelisierung, die traditionelle Missionsarbeit ad gentes, Katechese und andere Arten der Erziehung, Nachrichten und Information, Apologetik, Leitung und Verwaltung und einige Formen der pastoralen Begleitung und der geistlichen Leitung. Auch wenn die virtuelle Realität des »Cyberspace« die wirkliche interpersonale Gemeinschaft, die Realität der Sakramente und der Liturgie oder die unmittelbare und direkte Verkündigung des Evangeliums nicht ersetzen kann, kann es sie doch ergänzen und die Menschen dazu einladen, eine tiefere Erfahrung des Glaubenslebens zu machen und auch das religiöse Leben der Benutzer bereichern. Es stellt der Kirche auch ein Mittel zur Kommunikation mit bestimmten Gruppen zur Verfügung — Jugendliche und junge Erwachsene, ältere und an das Haus gebundene Menschen, Personen, die in abgelegenen Gegenden wohnen, Mitglieder anderer religiöser Gemeinschaften —, die anders schwer erreichbar wären.
Eine wachsende Zahl von Pfarreien, Diözesen, religiösen Gemeinschaften und Institutionen, die mit der Kirche verbunden sind, Programme und Organisationen jeder Art benutzen das Internet jetzt wirksam zu diesen und anderen Zwecken. Kreative Projekte, die von der Kirche gesponsert werden, gibt es an einigen Orten auf nationaler und regionaler Ebene. Der Hl. Stuhl ist auf diesem Gebiet seit einigen Jahren aktiv und fährt damit fort, seine Präsenz im Internet auszuweiten und zu entwickeln. Mit der Kirche verbundene Gruppierungen, die noch keine Schritte unternommen haben, den »Cyberspace« zu betreten, werden ermutigt, diese Möglichkeit bald zu prüfen. Wir empfehlen sehr den Austausch von Ideen und Informationen über das Internet zwischen denen, die Erfahrung auf diesem Gebiet haben, und denen, die Neueinsteiger sind.
6. Für die Kirche ist es notwendig, das Internet auch als Mittel für die interne Kommunikation zu verstehen und zu benutzen. Das verlangt, seinen besonderen Charakter klar vor Augen zu haben als ein direktes, unmittelbares, interaktives und Teilnahme ermöglichendes Medium. Schon die zweigleisige Interaktivität des Internet verwischt die alte Unterscheidung zwischen denen, die etwas mitteilen, und denen, die die Mitteilung empfangen,<ref> Vgl. Communio et progressio, 15.</ref> es schafft eine Situation, in der zumindest potentiell jeder beides tun kann. Das ist nicht die eingleisige Kommunikation von oben nach unten wie in der Vergangenheit. Weil immer mehr Menschen mit den Besonderheiten des Internet in anderen Gebieten ihres Lebens vertraut werden, kann erwartet werden, dass sie es in Bezug auf die Religion und die Kirche nutzen wollen.
Die Technologie ist neu, aber nicht die Idee. Das Zweite Vatikanische Konzil sagte, daß die Glieder der Kirche ihren Hirten »ihre Bedürfnisse und Wünsche mit der Freiheit und dem Vertrauen, wie es den Kindern Gottes und den Brüdern in Christus ansteht, eröffnen«; in der Tat haben die Gläubigen aufgrund ihres Wissens, ihrer Kompetenz und Position nicht nur die Möglichkeit, sondern bisweilen die Pflicht, »ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, zu erklären«.<ref> Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 37.</ref>
Communio et progressio wies darauf hin, daß die Kirche als ein »lebendiger Organismus der öffentlichen Meinung, die aus dem Gespräch ihrer Glieder erwächst, bedarf«.<ref> Communio et progressio, 115.</ref> Auch wenn Glaubenswahrheiten »keinen Raum für willkürliche Interpretationen bieten«, sah die Pastoralinstruktion »einen großen Bereich, in dem die Mitglieder der Kirche ihre Meinung äußern können«.<ref> Ibid., 117.</ref>
Ähnlichen Ideen wird im Kodex des kanonischen Rechtes<ref> Vgl. can. 212.2; 212.3.</ref> und auch in den neueren Dokumenten des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel Ausdruck verliehen.<ref> Vgl. Aetatis novae, 10; Ethik in der sozialen Kommunikation, 26.</ref> Aetatis novae bezeichnet die zweigleisige Kommunikation und die öffentliche Meinung als einen Weg, »den Gemeinschaftscharakter der Kirche konkret zu verwirklichen«.<ref> Aetatis novae, 10.</ref>
In Ethik in der sozialen Kommunikation ist zu lesen: »Ein wechselseitiger Flußvon Informationen und Meinungen zwischen Hirten und Gläubigen, die Freiheit der Meinungsäußerung mit Gespür für das Wohl der Gemeinschaft und die Rolle des Lehramtes bei dessen Förderung und eine verantwortungsvolle öffentliche Meinung — das alles sind wichtige Äußerungen des “Grundrechtes auf Dialog und auf Information innerhalb der Kirche”«.<ref> Ethik in der sozialen Kommunikation, 26.</ref>
Das Internet stellt ein wirksames technisches Mittel für die Verwirklichung dieser Vision zur Verfügung.
Hier gibt es also ein Instrument, das für verschiedene Aspekte von Verwaltung und Leitung genutzt werden kann. Neben der Öffnung von Kanälen für den Ausdruck der öffentlichen Meinung stellen wir uns Verschiedenes vor wie die Beratung durch Experten, die Vorbereitung von Versammlungen und die Praxis der Zusammenarbeit in und zwischen den Teilkirchen und religiösen Instituten auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene.
7. Auch auf dem Gebiet der Erziehung und Ausbildung bieten sich Gelegenheiten, die zudem notwendig sind. »Was heute alle nötig haben, sind Formen einer ständigen Medienerziehung, sei es durch persönliches Studium, sei es durch die Teilnahme an einem organisierten Programm oder beides zusammen. Die Erziehung zum Umgang mit den Massenmedien bringt den Menschen nicht in erster Linie die Techniken bei; sie soll ihnen vielmehr helfen, sich Maßstäbe des guten Geschmacks und ein wahrheitsgemäßes moralisches Urteil zu bilden. Es handelt sich also um einen Aspekt der Gewissensbildung. Die Kirche sollte durch ihre Schulen und ihre Bildungsprogramme eine Medienerziehung dieser Art anbieten«.<ref> Ethik in der sozialen Kommunikation, 25.</ref>
Internet-Erziehung und -Ausbildung sollten Teil eines umfassenden Programms der Medienerziehung sein, das den Gliedern der Kirche zur Verfügung steht. So viel wie möglich sollte die Pastoralplanung für die sozialen Kommunikationsmittel für diese Ausbildung sorgen: für Seminaristen, Priester und Ordensleute, für die in der Pastoral tätigen Laien ebenso wie für Lehrer, Eltern und Studenten.<ref> Aetatis novae, 28.</ref>
Vor allem bei den jungen Leuten ist es notwendig, sie zu lehren, »nicht nur als Rezipienten gute Christen zu sein, sondern auch, daßsie selbst sich jener “universalen Sprache” zu bedienen vermögen, die den Medien eigen ist. So werden sie im Vollsinn Bürger des Zeitalters der sozialen Kommunikation sein, das schon begonnen hat«<ref> Communio et progressio, 107.</ref> — ein Zeitalter, in dem die Medien »Teil einer sich weiter entfaltenden Kultur sind, dessen Auswirkungen wir bisher nur unvollkommen verstehen«.<ref> Johannes Paul II., Botschaft zum 24. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, 1990.</ref>
Über das Internet und die neue Technologie zu unterrichten beinhaltet mehr als nur den Unterricht über die Technik; junge Menschen müssen lernen, in der Welt des »Cyberspace« gut zu zurechtzukommen, einsichtsvolle Urteile entsprechend gesunder moralischer Kriterien über das zu fällen, was sie dort vorfinden, und die neue Technologie für ihre ganzheitliche Entwicklung und das Wohl der anderen zu gebrauchen.
8. Das Internet hat für die Kirche auch einige besondere Probleme — über die Probleme allgemeiner Natur hinaus, die in Ethik im Internet, dem begleitenden Dokument, diskutiert werden.<ref> Vgl. Ethik im Internet.</ref> Wenn das Positive am Internet betont wird, ist es auch wichtig, klar zu sagen, was nicht positiv ist.
Bis zu einem hohen Grad »mag die Welt der Medien christlichem Glauben und christlicher Moral gegenüber manchmal gleichgültig und sogar feindselig erscheinen. Dies zum Teil deshalb, weil die Medienkultur so tief von einer typisch postmodernen Auffassung durchdrungen ist, wonach die einzig absolute Wahrheit die ist, daßes keine absoluten Wahrheiten gibt oder diese, wenn es sie gäbe, der menschlichen Vernunft nicht zugänglich und daher irrelevant wären«.<ref> Johannes Paul II., Botschaft zum 35. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, 3.</ref>
Zu den besonderen Problemen, vor die das Internet stellt, gehört das Vorhandensein von Haß; web-Seiten, die darauf zielen, religiöse und ethnische Gruppen zu diffamieren und anzugreifen. Einige von ihnen zielen auf die katholische Kirche. Wie Pornographie und Gewalt in den Medien, sind haßerfüllte Seiten im Internet »Äußerungen der dunklen Seite, der durch die Sünde verdorbenen menschlichen Natur«.<ref> Pornographie und Gewalt in den Medien, 6.</ref>
Auch wenn der Respekt vor der freien Meinungsäußerung die Tolerierung von haßerfüllten Stimmen bis zu einem gewissen Punkt erfordern mag, sollte die Selbstregulierung der Wirtschaft — und wo nötig auch der Eingriff der staatlichen Autorität — vernünftige Grenzen ziehen und verteidigen in Bezug auf das, was gesagt werden kann.
Die zunehmende Verbreitung von Internetseiten, die sich selbst als katholisch bezeichnen, schafft ein Problem anderer Art. Wie wir gesagt haben, sollten kirchen-bezogene Gruppierungen im Internet kreativ gegenwärtig sein; und wohl motivierte, gut informierte Einzelpersonen und inoffizielle Gruppen, die in eigener Initiative arbeiten, sind ebenfalls berechtigt, dort anwesend zu sein. Aber es stiftet zumindest Verwirrung, nicht zwischen exzentrischen Interpretationen der Lehre, synkretistischen Frömmigkeitsformen und ideologischer Fürsprache, die das Markenzeichen »katholisch« tragen, und den authentischen Positionen der Kirche zu unterscheiden. Wir machen weiter unten einen Vorschlag für einen Lösungsansatz in dieser Frage.
9. Bestimmte andere Themen verlangen noch viel Reflexion. Was sie betrifft, empfehlen wir dringend Forschung und Studium, einschließlich »der Erarbeitung einer Anthropologie und einer Theologie der Kommunikation«<ref> Aetatis novae, 8.</ref> — hier mit besonderem Bezug zum Internet. Neben Forschung und Studium kann und soll natürlich die positive pastorale Planung für den Gebrauch des Internet weitergehen.<ref> Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 40.</ref>
Ein Forschungsgebiet betrifft den Eindruck, daß die große Auswahl, die im Internet an Produkten und Dienstleistungen für den Konsumenten zur Verfügung steht, den Effekt einer Reizüberflutung in bezug auf die Religion haben könnte und dazu ermuntert, sich in der Art eines »Konsumenten« den Glaubensdingen zu nähern. Die Daten lassen vermuten, daßeinige Besucher auf den religiösen Seiten im Internet in einer Art Einkaufsbummel aus verbrauchergerechten religiösen Paketen Einzelteile auswählen und aufnehmen, um sie ihrem persönlichen Geschmack anzupassen. Die »Tendenz eines Teils der Katholiken, in ihrer Zustimmung zur Lehre der Kirche selektiv zu sein«, ist ein in anderen Zusammenhängen erkanntes Problem;<ref> Vgl. Johannes Paul II., Ansprache vor den Bischöfen der Vereinigten Staaten, 5, Los Angeles, 16. September 1987.</ref> es wird mehr Information darüber benötigt, ob und in welchem Ausmaßdas Problem durch das Internet verschärft wird.
Gleicherweise hat die virtuelle Realität des »Cyberspace«, wie oben angedeutet, einige beunruhigende Folgen sowohl für die Religion als auch für andere Bereiche des Lebens. Virtuelle Realität ist kein Ersatz für die wirkliche Gegenwart Christi in der Eucharistie, die sakramentale Realität der anderen Sakramente und den gemeinsamen Gottesdienst in einer menschlichen Gemeinschaft aus Fleisch und Blut. Es gibt keine Sakramente im Internet; und auch die religiöse Erfahrung, die hier dank der Gnade Gottes möglich ist, ist ungenügend, es fehlt die Beziehung zu anderen Gläubigen in der wirklichen Welt. Das ist ein anderer Aspekt des Internet, das Studium und Reflexion verlangt. Zur gleichen Zeit sollte die Pastoralplanung überlegen, wie sie die Menschen aus dem »Cyberspace« zu wahrer Gemeinschaft führen kann und wie das Internet durch Unterricht und Katechese in der Folge als Unterstützung genutzt werden und sie in ihrem Engagement als Christen bereichern kann.
III. EMPFEHLUNGEN UND SCHLUSS
10. Religiöse Menschen als Teil eines größeren Internet-Publikums, der auch legitime Eigeninteressen hat, möchten Teil des Prozesses sein, der die zukünftige Entwicklung dieses neuen Mediums bestimmt. Selbstverständlich verlangt das manchmal von ihnen, ihr eigenes Denken und Handeln zu präzisieren.
Es ist auch wichtig, daßdie Menschen auf allen Ebenen der Kirche das Internet kreativ benutzen, um ihre Verantwortung wahrzunehmen und Hilfe zu leisten bei der Erfüllung der Mission der Kirche. Sich furchtsam zurückzuhalten aus Angst vor der Technik oder aus anderen Gründen ist nicht akzeptabel in Anbetracht der vielen positiven Möglichkeiten des Internet. »Methoden für eine Erleichterung der Kommunikation und des Dialogs zwischen ihren eigenen Mitgliedern können die Bande der Einheit zwischen ihnen stärken. Unmittelbarer Zugang zu Informationen macht es (der Kirche) möglich, ihren Dialog mit der heutigen Welt zu vertiefen ...Die Kirche kann die Welt leichter über ihre Glaubensauffassungen informieren und die Gründe für ihre Stellungnahme zu einem bestimmten Thema oder Vorgang darlegen. Sie kann deutlicher die Stimme der öffentlichen Meinung hören und in eine ständige Diskussion mit der sie umgebenden Welt eintreten, so daß sie unmittelbar in das gemeinsame Suchen nach Lösungen für zahlreiche dringende Probleme der Menschheit einbezogen wird«.<ref> Johannes Paul II., Botschaft zum 24. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, 1990.</ref>
11. Zum Abs dieser Überlegungen möchten wir deshalb Worte der Ermutigung aussprechen, die speziell an einige Gruppen gerichtet sind — in der Kirche mit Leitungsaufgaben beauftragte Personen, die in der Pastoral Tätigen, die Erzieher, die Eltern und besonders die jungen Menschen.
An die in der Kirche mit Leitungsaufgaben beauftragten Personen: Personen in leitenden Positionen in allen Bereichen der Kirche müssen die Medien verstehen, dieses Verständnis bei der Formulierung der Pastoralpläne für die soziale Kommunikation<ref> Vgl. Aetatis novae, 23–33.</ref> anwenden zusammen mit konkreter Politik und Programmen auf diesem Gebiet. Sie müssen die Medien in angemessener Weise benutzen. Wo nötig, sollten sie selbst eine Medienerziehung erhalten; in der Tat, »wäre es ein guter Dienst an der Kirche, wenn mehr von ihren Amtsträgern und Funktionsinhabern eine Ausbildung in Kommunikation erhielten«.<ref> Ethik in der sozialen Kommunikation, 26.</ref>
Das gilt für das Internet und auch für die älteren Medien. Die in der Kirche mit Leitungsaufgaben beauftragten Personen haben eine Verpflichtung zum Gebrauch der »Möglichkeiten des Computerzeitalters, damit sie der menschlichen und transzendenten Berufung des Menschen dienen und damit den Vater ehren, von dem alle guten Dinge herkommen«.<ref> Johannes Paul II., Botschaft zum 24. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, 1990.</ref>
Sie sollten diese bemerkenswerte Technologie in verschiedenen Bereichen der kirchlichen Mission anwenden, wobei sie auch die Gelegenheiten für ihre Nutzung in der ökumenischen und interreligiösen Zusammenarbeit erkunden.
Wie wir gesehen haben, betrifft ein besonderer Aspekt des Internet die manchmal verwirrende Ausbreitung der inoffiziellen Seiten, die als »katholisch« etikettiert werden. Ein System der freiwilligen Zertifikation auf lokaler und nationaler Ebene unter der Überwachung von Vertretern des Lehramtes könnte hilfreich sein in bezug auf Inhalte doktrinärer oder katechetischer Natur. Die Idee ist nicht, eine Zensur einzuführen, sondern den Internetbenutzern eine verläßliche Führung anzubieten zu dem, was der authentischen Position der Kirche entspricht.
An die Mitarbeiter in der Pastoral: Priester, Diakone, Ordensleute und Laien in der Pastoral sollten eine Medienerziehung haben, die ihr Verständnis von der Bedeutung der sozialen Kommunikation für Einzelpersonen und die Gesellschaft erweitert und ihnen hilft, eine Art der Kommunikation zu erlernen, die die Sensibilitäten und Interessen der Menschen in einer Medienkultur anspricht. Heute beinhaltet das sicher eine Ausbildung im Bereich des Internet, einschließlich seiner Verwendung im eigenen Arbeitsbereich. Sie können auch von Internetseiten profitieren, die theologische Aktualisierung und pastorale Vorschläge anbieten.
Für die direkt in den Medien tätigen kirchlichen Mitarbeiter ist eine professionelle Ausbildung fast selbstverständlich. Aber sie brauchen auch eine Ausbildung in Lehre und Spiritualität, denn »um von Christus Zeugnis zu geben, muß man ihm selbst begegnen und eine persönliche Beziehung zu ihm festigen durch Gebet, Eucharistie und Sakrament der Versöhnung, durch Lesen und Betrachten des Wortes Gottes, durch das Studium der christlichen Lehre und den Dienst an anderen«.<ref> Johannes Paul II., Botschaft zum 34. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, 2000.</ref>
An die Erzieher und Katecheten: Die Pastoralinstruktion Communio et progressio sprach von einer »dringlichen Notwendigkeit« der katholischen Schulen, die Sender und Empfänger von sozialer Kommunikation in den entsprechenden christlichen Prinzipien auszubilden.<ref> Communio et progressio, 107.</ref>
Dieselbe Botschaft wurde oft wiederholt. Im Zeitalter des Internet mit seiner enormen Ausbreitung und seinem Einflußist der Bedarf dringender denn je.
Katholische Universitäten, Hochschulen, Schulen und Erziehungsprogramme auf allen Ebenen sollten Kurse für verschiedene Gruppen anbieten — »Seminaristen, Priester und Ordensmänner und — frauen, die in der Pastoral tätigen Laien ... Lehrer, Eltern und Studenten«<ref> Aetatis novae, 28.</ref> — und auch eine Ausbildung für Fortgeschrittene in Kommunikationstechnologie, — management, — ethik und politischen Fragen, die Einzelpersonen auf eine professionelle Tätigkeit in den Medien oder Positionen mit Entscheidungsbefugnis vorbereiten, einschließlich derer, die im Bereich der sozialen Kommunikationsmittel für die Kirche arbeiten. Überdies empfehlen wir die oben genannten Aufgaben und Fragestellungen der Aufmerksamkeit der Gelehrten und Forscher der entsprechenden Disziplinen in den Katholischen Instituten der höheren Bildung.
An die Eltern: Die Eltern müssen lernen »sich um des Wohles ihrer Kinder und um ihres eigenen Wohles willen die Fertigkeiten urteilsfähiger Zuschauer, Hörer und Leser anzueignen und zu praktizieren, indem sie als Vorbilder für den besonnenen Umgang mit den Medien fungieren«.<ref> Ethik in der sozialen Kommunikation, 25.</ref>
Was das Internet betrifft, sind die Kinder und Jugendlichen damit häufig vertrauter als die Eltern, aber die Eltern haben immer noch die ernste Verpflichtung, ihre Kinder bei der Benutzung zu leiten und zu beaufsichtigen.<ref> Vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales apostolisches Lehrschreiben Familiaris consortio, 76.</ref> Wenn das bedeutet, mehr über das Internet zu lernen, als sie bis jetzt wissen, wird das nur gut sein.
Elterliche Beaufsichtigung sollte einschließen sicherzustellen, daß in den Computern, zu denen Kinder Zugang haben, ein Filter benutzt wird, wenn das technisch und finanziell durchführbar ist, damit sie so viel wie möglich vor Pornographie, sexuellen Beutefängern und anderen Gefahren beschützt werden. Unbeaufsichtigte Benutzung des Internet sollte nicht erlaubt sein. Eltern und Kinder sollten über das sprechen, was sie im Internet sehen und erleben; hilfreich wird auch sein, Erfahrungen mit anderen Familien auszutauschen, die die gleichen Werte und Interessen haben. Die grundsätzliche Pflicht der Eltern besteht hier darin, den Kindern zu helfen, urteilsfähige und verantwortliche Nutzer und nicht Internetsüchtige zu werden, die den Kontakt mit Gleichaltrigen und der Natur vernachlässigen.
An die Kinder und Jugendlichen: Das Internet ist die Tür zu einer blendenden und aufregenden Welt mit einem starken erzieherischen Einfluß; aber nicht alles auf der anderen Seite der Tür ist gefahrlos, heilsam und wahr. »Die Kinder und Jugendlichen sollten, dem Alter und den Umständen entsprechend, zur Medienbildung angeleitet werden, damit sie der billigen Versuchung zu unkritischer Passivität, dem von ihren Spielgefährten und Schulkameraden ausgeübten Druck und der kommerziellen Ausbeutung widerstehen«.<ref> Ethik in der sozialen Kommunikation, 25.</ref>
Die Jugendlichen schulden es sich selbst — und ihren Eltern, Familien und Freunden, ihren Priestern und Lehrern und letztlich Gott —, das Internet auf richtige Art und Weise zu nutzen.
Das Internet bringt in die Reichweite der jungen Menschen zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt eine immense Möglichkeit, Gutes und Schlechtes zu tun, sich selbst und anderen. Es kann ihr Leben bereichern, wie es sich frühere Generationen nicht hätten vorstellen können, und sie befähigen, im Gegenzug andere zu bereichern. Es kann sie aber auch in Konsumismus, pornographische und gewalttätige Phantasien und krankhafte Isolation stürzen.
Die jungen Menschen sind, wie oft gesagt wurde, die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche. Ein guter Gebrauch des Internet kann dazu beitragen, sie auf ihre Verantwortung auf beiden Gebieten vorzubereiten. Aber das wird nicht automatisch geschehen. Das Internet ist nicht nur ein Medium der Unterhaltung und Konsumentenbefriedigung. Es ist ein Werkzeug, um sinnvolle Arbeit auszuführen, und die Jugendlichen müssen lernen, es als solches zu sehen und zu gebrauchen. Im »Cyberspace« könnten sie, mindestens so viel wie auch anderswo, dazu aufgerufen sein, gegen den Strom zu schwimmen, eine Gegenkultur zu praktizieren, auch Verfolgung zu erleiden für das, was wahr und gut ist.
12. An alle Personen guten Willens: Schließlich möchten wir einige Tugenden vorschlagen, die von allen, die vom Internet eine guten Gebrauch machen wollen, gepflegt werden sollten; ihre Praktizierung sollte gegründet sein auf eine realistische Abschätzung der Inhalte der Internetseiten und auch davon geleitet werden.
Klugheit ist notwendig, um die Implikationen — das Potential für Gut und Böse — in diesem neuen Medium zu sehen und schöpferisch auf seine Herausforderungen und Möglichkeiten zu antworten.
Gerechtigkeit ist notwendig, besonders Gerechtigkeit bei der Arbeit, die digitale Kluft zu überbrücken, die die Informations-Reichen von den Informations-Armen in der heutigen Welt trennt.<ref> Ethik im Internet, 10, 17.</ref> Das verlangt eine Verpflichtung für das internationale Gemeinwohl nicht weniger als eine »Globalisierung der Solidarität«.<ref> Johannes Paul II., Ansprache an den Generalsekretär der Vereinten Nationen und den Koordinationsausschuss der Vereinten Nationen, 2; 7. April 2000.</ref>
Stärke, Mut ist notwendig. Das bedeutet, einzutreten für die Wahrheit im Angesicht des religiösen und moralischen Relativismus, für Altruismus und Großmut im Angesicht von individualistischem Konsumismus, für die Würde im Angesicht von Sinnlichkeit und Sünde.
Und Maß ist notwendig — Selbstdisziplin beim Gebrauch dieses bemerkenswerten technischen Instrumentes Internet, um es weise und nur für das Gute zu benutzen.
Während wir über das Internet wie auch alle anderen Mittel der sozialen Kommunikation nachdenken, erinnern wir daran, daß Christus der »Meister der Kommunikation«<ref> Communio et progressio, 11.</ref> ist — die Norm und das Modell für die Kommunikationsmethode der Kirche, genauso wie für den Inhalt, zu dessen Mitteilung die Kirche verpflichtet ist. »Mögen Katholiken, die sich in der Welt der sozialen Kommunikationsmittel engagieren, die Wahrheit Jesu immer unerschrockener und freudiger von den Dächern verkünden, so daß alle Männer und Frauen von der Liebe hören, die das Herzstück der Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus ist, der derselbe ist gestern, heute und in Ewigkeit«.<ref> Johannes Paul II., Botschaft zum 35. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, 4.</ref>
John P. Foley
Präsident
Pierfranco Pastore
Anmerkungen
<references />