Johannes Cassian

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Johannes Cassian (gest. um 435 in Marseille) ist ein Abt, Begründer des Semipelagianismus und Heiliger. Sein Gedenktag ist der 23. Juli.

Nicht zu verwechseln mit Cassian, Cassius und Florentius und Kassian.

Biografie

Johannes Cassianus wurde vermutlich um 360 in der römischen Provinz Scythia minor geboren. Zunächst reiste er nach Betlehem, wo er als Mönch in ein Kloster eintrat und später nach Ägypten, wo er sich den Mönchen in der Wüste in ihrem asketischen Leben anschloß. Von dort ging er zur Zeit der ersten Auseinandersetzungen um den umstrittenen Kirchenschriftsteller Origenes (gest. 254) nach Konstantinopel. Dort wurde er vom Patriarchen Johannes Chrysostomos, dessen begeisterter Schüler er war, zum Diakon geweiht. Danach gíng er nach Rom und verteidigte dort bei Papst Innozenz I. erfolgreich das theologische System seines Lehrmeisters, der zuvor zum zweiten Male verbannt worden war. In Rom wurde Cassianus dann auch zum Priester geweiht. Danach ging er ins heutige Südfrankreich und gründete in Massilia (Marseille) ein Mönchskloster (St. Viktor) und ein Nonnenkloster (Sankt Salvator), deren Abt und Vorsteher er auch bis zu seinem Tode war. Damit ist er nach Martin von Tours (316/317 - 397) und Honoratus von Arles (2. Hälfte 4. Jh. - 430) einer der ersten Klostergründer im Westen des Römischen Reiches. (Bautz) Er starb um 435 als Heiliger verehrt.

Werk und Wirken

Cassianus hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des abendländischen Mönchtums. Er versuchte durch seinen Erfahrungen mit dem orientalischen Mönchleben in Palästina aber vor allem in Ägypten, diese Formen mit gewissen Abänderungen und Milderungen auch in Europa einzuführen. Dazu verfasste er die beiden Werke »De institutis coenobiorum« (419-426), eine Beschreibung des orientalischen Mönchslebens, und »Collationes patrum Sceticorum« (»Gespräche mit den Vätern«) (nach 420), erdichtete Dialoge mit den ägyptischen Anachoreten über mönchische Fragen. (Bautz) Unter anderem griff Benedikt von Nursia in seinen Regeln auf diese Schriften des Cassianus zurück. Im 13. dieser »Gespräche« entwickelt dieser jene von der Erwählungs- und Gnadenlehre des Augustinus (354 - 430) abweichenden Ideen, die später im Mittelalter als Semipelagianismus bezeichnet wurden: Der Mensch bedürfe zwar sehr wohl der Gnade, wie Augustinus sagt, um gut zu handeln, es bliebe dem Menschen immer der freie Wille, die Gnade Gottes abzulehnen oder zu bejahen. Der Mensch hat den Samen der Tugend (»semina virtutum«) von Gott eingepflanzt und dieser müsse,nur geweckt werden, da der menschliche Wille nur geschwächt sei. Besonders kämpfte Cassianus gegen die Prädestinationslehre des Augustinus und betonte dagegen die Universalität der Gnade, die alle selig machen will. Der Semipelagianismus wurde aufgrund des Drängens des Caesarius von Arles auf der Synode von Orange 529 verurteilt.

Weiter geht auf ihn die Lehre von den acht Hauptlastern (Unmäßigkeit, Unkeuschheit, Habsucht, Zorn, Traurigkeit, Überdruß, Ruhmsucht, Hochmut - später als Kapitalsünden bekannt) zurück, die er in seinem Werk »De institutis coenibiorum et de octo principalibus vitiis« ("Über die Grundsätze der Koinobiten und die acht Hauptlaster") um 420 ausbreitet.

Mit »De Incarnatione Domini contra Nestorium« ("Über die Fleischwerdung Christi, gegen Nestorius") schrieb Cassianus auf Bitte des späteren Papstes Leo I. die einzige abendländische Schrift gegen Nestorius.

Cassian in der Bibliothek der Kirchenväter

Literatur

  • Johannes Cassian: Unterredungen mit den Vätern – Collationes Patrum, Teil 1: Collationes I–X, übersetzt und erläutert von Gabriele Ziegler; Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2011; ISBN 978-3-89680-705-2.
  • Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien, 1988.

Weblinks