Il sangue dei martiri

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Botschaft zum Weltmissionssonntag im Oktober
Il sangue dei martiri

Seiner Heiligkeit
Johannes Paul II.
an die Bischöfe der Katholischen Kirche
Das Leiden ist kostbares Werkzeug der Evangelisierung
veröffentlicht am 10. Juni 1984

(Quelle: Der Apostolische Stuhl 1984, S. 1258-1263; Die italienische Fassung auf der Vatikanseite)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Liebe Brüder und Schwestern!

"Das Blut der Märtyrer ist der Same der Christenheit" (Tertullian, Apologeticus, 50: PL 1,534).

Während meiner jüngsten apostolischen Reise in den Fernen Osten konnte ich zu meiner Freude 103 Bekenner des katholischen Glaubens heiligsprechen, die durch die Verkündigung der Botschaft Christi Korea evangelisierten und dabei das Privileg hatten, mit dem äußersten Opfer ihres irdischen Lebens die Gewissheit des ewigen Lebens im auferstandenen Herrn zu bezeugen.

Dieser Umstand hat mich zu einigen Gedanken angeregt, die ich zum kommenden Weltmissionstag der Aufmerksamkeit aller Gläubigen unterbreiten möchte.

Der erlösende Wert des Kreuzes

Tatsächlich bestätigen die Briefe der Apostel und die Apostelgeschichte, dass es eine besondere Gnade ist, "für den Namen Jesu" leiden zu können.

Wir lesen z. B., dass die Apostel "weggingen vom Hohen Rat und sich freuten, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden" (Apg 5,41) in vollkommener Übereinstimmung mit dem, was der Erlöser in der Bergpredigt verkündet hatte: "Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt ... " (Mt 5,11-12).

Christus selbst hat sein Erlösungswerk an der Menschheit vor allem durch das schmerzliche Leiden und das schrecklichste Martyrium vollbracht, womit er zugleich denen, die ihm folgen, den Weg wies: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach" (Mt 16,24). Die Liebe geht also unvermeidlich über das Kreuz, in ihm wird sie zur schöpferischen und unerschöpflichen Quelle erlösender Kraft. "Ihr wißt - schreibt der hl. Petrus -, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel" (1 Petr 1,18-19; vgl. 1 Kor 6,20).

Dieses außergewöhnliche Geheimnis der göttlichen Liebe haben wir im kürzlich zu Ende gegangenen Heiligen Jahr der Erlösung eingehend betrachtet. Über dieses Geheimnis nachgedacht, und es im Innersten ihres Herzens gelebt haben es Millionen von Gläubigen, von denen viele nach Rom geströmt sind, um an den Gräbern der Apostel, die als erste das Martyrium des Meisters geteilt haben, das Bekenntnis ihres Glaubens zu erneuern: eines Glaubens, der seine erste Bezeugung zu Füßen des Kreuzes in den Worten des Hauptmanns und der Männer findet, die Jesus bewachten: "Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!" (Mt 27,54).

Seit jenem entscheidenden Ereignis für die Menschengeschichte haben die Apostel und ihre Nachfolger im Laufe der Jahrhunderte den Tod und die Auferstehung Christi, unseres einzigen Retters, weiterverkündet: "In keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen" (Apg 4,12). Aber es war in besonderer Weise das Zeugnis eines Leidens bis zur äußersten Grenze, wie es von Christus und von seinen Jüngern dargebracht wurde, das Geist und Herz der Menschen der Umkehr zum Evangelium geöffnet hat: ein Zeugnis größter Liebe; denn "es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt" (Joh 15,13).

Und dieses Zeugnis ist es, das Scharen von Märtyrern und Bekennern im Laufe der Zeit erlitten haben, indem sie mit ihrem Opfer und der Hingabe ihres Lebens das Entstehen und Aufblühen der verschiedenen Kirchen - wie jener in Korea, auf die ich eingangs hingewiesen habe - ermöglichten und mit ihrem Blut neues Land urbar gemacht haben, um es in ertragreiche Felder des Evangeliums zu verwandeln; denn "wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht" (Joh 12,24).

Diese Glaubenshelden haben den Grundgedanken wohl verstanden und angewandt, den ich in dem Schreiben über den christlichen Sinn des menschlichen Leidens zum Ausdruck gebracht habe, nämlich: wenn Christus die Erlösung der Menschheit durch das Kreuz vollbracht und an Stelle des Menschen und für den Menschen gelitten hat, ist jeder Mensch "zur Teilhabe an jenem Leiden aufgerufen, durch das zugleich jedes menschliche Leiden erlöst worden ist. Indem er die Erlösung durch das Leiden bewirkte, hat Christus gleichzeitig das menschliche Leiden auf die Ebene der Erlösung gehoben. Darum kann auch jeder Mensch durch sein Leiden am erlösenden Leiden Christi teilhaben" (Salvifici doloris, Nr. 19).

Das Leiden, kostbares Werkzeug der Evangelisierung

Die missionarischen Konsequenzen des eben Dargelegten sind, wie mir scheint, augenfällig. In dieser Botschaft zum Weltmissionssonntag 1984 möchte ich daher alle Gläubigen herzlich auffordern, den Schmerz in seinen vielfältigen Formen dadurch zu nutzen, dass sie ihn für die Evangelisierung, d. h. für die Erlösung aller, die Christus noch nicht kennen, mit dem Kreuzesopfer verbinden.

Es gibt noch Millionen von Brüdern, die nichts vom Evangelium wissen und sich der unermeßlichen Schätze des Erlöserherzens nicht erfreuen. Für sie hat der Schmerz keine ausreichende Erklärung: Er ist erdrückendste und unerklärlichste Sinnlosigkeit, die in tragischem Gegensatz zur Sehnsucht des Menschen nach vollkommenem Glück steht.

Allein das Kreuz Christi wirft Licht auf dieses Geheimnis; allein im Kreuz kann der Mensch eine gültige Antwort auf die quälende Frage finden, die die Erfahrung des Schmerzes aufwirft. Die Heiligen haben das zutiefst verstanden und haben es angenommen und manchmal auch brennend gewünscht, Teilhaber am Leiden des Herrn zu sein; sie haben sich die Worte des Apostels zu eigen gemacht: "Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinen irdischen Leiden das, was an den Leiden Christi noch fehlt" (Kol 1,24).

Alle Gläubigen, die leiden - und keiner ist ohne Schmerz - lade ich daher ein, ihren Leiden diese apostolische und missionarische Bedeutung zu geben.

Der hl. Franz Xaver, Patron der Missionen, hat in seinem Eifer der Glaubensverkündigung, mit dem Ziel, den Namen Jesu bis an die Grenzen der Erde zu tragen, ohne Zaudern Mühsal jeder Art auf sich genommen: Hunger, Kälte, Schiffbruch, Verfolgung, Krankheit; erst der Tod hat seinen Weg unterbrochen.

Die hl. Theresia vom Kinde Jesu, Patronin der Missionen, Gefangene aus Liebe im Karmel von Lisieux, hätte die ganze Welt durchziehen wollen, um an jedem Ort das Kreuz Christi aufzurichten. "Ich möchte - schreibt sie - nicht nur für einige Jahre Missionarin sein, sondern ich wäre es gern seit der Erschaffung der Welt gewesen und möchte es bis zum Jüngsten Tag bleiben" (Geschichte einer Seele, Handschrift B, f. 3 r). Und sie hat die Universalität und die Apostolizität ihrer Wünsche in dem von Gott erbetenen Leiden und der kostbaren Hingabe ihrer Selbst an die erbarmende Liebe als freiwilliges Opfer konkretisiert. Ein Leiden, das seinen Höhepunkt und zugleich den höchsten Grad apostolischer Fruchtbarkeit im Martyrium des Geistes, in der Beklemmung der Verdunkelung des Glaubens erreicht, im Leiden, das sie heroisch aufopferte, um für alle Brüder, die noch in Dunkelheit getaucht sind, das Licht des Glaubens zu erlangen.

Die Kirche, die auf diese beiden leuchtenden Vorbilder hinweist, lädt uns nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zur Nachahmung ein.

Wir können also in dreifacher Richtung aktiv an der Ausbreitung des Reiches Christi und dem Aufbau seines mystischen Leibes mitwirken:

- indem wir lernen, unserem eigenen Leiden seine authentische Bestimmung zu geben, die in der dynamischen Teilhabe der Kirche am Erlösungswerk Christi wurzelt;

- indem wir unsere geistig und physisch leidenden Brüder einladen, diese apostolische Dimension des Schmerzes zu begreifen und infolgedessen ihren Prüfungen, ihren Qualen missionarischen Wert zu geben;

- indem wir uns in unerschöpflicher Liebe den Schmerz zu eigen machen, der Tag für Tag einen großen Teil der Menschheit trifft, die von Krankheiten, Hunger, Verfolgungen heimgesucht, der unveräußerlichen Grundrechte, wie der Freiheit, beraubt werden; eine leidende Menschheit, in der man das Antlitz des "Schmerzensmannes" Christus erkennen soll und deren Schmerz wir so gut wie möglich zu lindern versuchen müssen.

Die Wertschätzung des Leidens: ein Programm für die Päpstlichen Missionswerke

Dieses weitreichende und umfassende Programm verlangt von allen Gläubigen eine hochherzige Bereitschaft. Ich möchte es allen Christen vorschlagen, und erneut daran erinnern, dass jeder Getaufte - wenn auch in verschiedenem Maße und auf verschiedene Weise - Missionar ist und sein muss (vgl. Ad gentes, Nr. 36; Codex des kanonischen Rechts, can. 781). Ich vertraue es in besonderer Weise den Päpstlichen Missionswerken an, die das bevorzugte Instrument der missionarischen Dynamik der ,Kirche sind und die nicht nur am Weltmissionstag, sondern das ganze Jahr hindurch den Missionsgeist fördern müssen, der nicht etwa ein nebensächliches, sondern ein wesentliches Element der Natur des mystischen Leibes ist.

Das Päpstliche Werk der Glaubensverbreitung, das Apostel-Petrus-Werk für die Seminare und die Priester- und Ordensberufe in den Missionsgebieten, das Päpstliche Missionswerk der Kinder, der Missionsbund der Priester, Ordensleute und Säkularinstitute sind seit Jahren erprobte Werkzeuge für die Förderung der Mission auf den verschiedenen Gebieten.

Ich weiß wohl, dass diese wohlverdienten Werke außer der Sammlung der finanziellen Mittel, die Gläubige in ihrer Hochherzigkeit spenden - Mittel, die für die Realisierung von Kirchen, Seminaren, Schulen, Heimen und Krankenhäusern unentbehrlich sind -, intensiv den missionarischen Geist fördern. Auch die fruchtbare Nutzung des Leidens für die Mission, die ich dem ganzen Volk Gottes für den Weltmissionstag 1984 zur besonderen Betrachtung unterbreiten wollte, gehört zu den vornehmsten Aufgaben ihres Apostolats und hat bereitwillige Zustimmung unter Kranken, Alten, Verlassenen, Randgruppen und auch Häftlingen gefunden. Aber es gilt, noch mehr zu tun. Es gibt in der Tat viel menschliches Leiden, das noch nicht seinen tiefen Sinn und seine apostolische Wirksamkeit gefunden hat, durch die unendlich viel Gutes für den Fortschritt der Evangelisierung, für die Ausbreitung des mystischen Leibes Christi entstehen kann.

Das ist vielleicht die höchste Form missionarischer Mitarbeit, denn sie erreicht ihre höchste Wirksamkeit gerade in der Vereinigung der Leiden der Menschen mit dem Opfer Christi auf Golgota, das ohne Unterlaß auf den Altären erneuert wird.

Liebe Brüder und Schwestern, die ihr an Seele und Leib leidet, wisst, dass die Kirche sich auf euch verläßt, dass der Papst auf euch zählt, dass der Name Jesu bis an die Grenzen der Erde verkündet werde. Noch einmal möchte ich in Erinnerung bringen, was ich in dem Schreiben über den christlichen Sinn des menschlichen Leidens gesagt habe: "Das Evangelium vom Leiden wird ununterbrochen geschrieben und spricht ständig mit den Worten dieses seltsamen Paradoxes: Die Quellen göttlicher Macht entspringen gerade inmitten menschlicher Schwachheit. Wer an den Leiden Christi teilhat, bewahrt in seinen Leiden einen ganz besonderen Teil des unendlichen Schatzes der Erlösung der Welt und kann ihn mit den anderen teilen. Je mehr der Mensch von der Sünde bedroht ist, je drückender die Strukturen der Sünde sind, welche die heutige Welt in sich trägt, um so größer ist die Ausdruckskraft, die das menschliche Leiden besitzt, und um so dringender fühlt die Kirche die Notwendigkeit, sich um des Heiles der Welt willen an die menschlichen Leiden zu wenden" (Salvifici doloris, Nr. 27).

Maria, die Königin der Märtyrer und Königin der Apostel, wecke in allen den Wunsch, teilzuhaben am Leiden Christi, des Erlösers der Welt.

Ich freue mich, an diesem Pfingstsonntag, der von der gesamten Kirche in missionarischem Geist gelebt werden soll, allen meinen besonderen Apostolischen Segen zu erteilen, die direkt oder indirekt ihre Energien und ihre Schmerzen opfern, um der Menschheit das Licht des Evangeliums mitzuteilen.

Aus dem Vatikan, am Pfingstfest, dem 10. Juni 1984,

im sechsten Jahr meines Pontifikats.

Johannes Paul II. PP.