100 Jahre Kino

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Schreiben
100 Jahre Kino

von Spezialisten aus verschiedenen Ländern
im Pontifikat von Papst
Johannes Paul II.
Didaktische Elemente für ein 'Lesen' der Filminhalte für Eltern und Erzieher

(17. Juli) 2004

Die Experten legen für die verschiedenen Altersstufen angepasste Arbeitskonzepte und Überlegungen vor. Diese sollen helfen, Kindern und Jugendlichen für die Probleme empfänglich zu machen, die ihnen unablässig von den laufenden Bildern und insbesondere vom Kino gestellt werden.

(Quelle: Der deutsche Text bei der Kleruskongregation)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Einführung: Elemente, um Kinder - Jugendliche - Erwachsene an ein 'Lesen' der Werte im Medium Film heranzuführen

Wiederholt ist von verschiedenen Seiten der Wunsch geäußert worden, Elemente für theoretische Überlegungen und praktische Ratschläge zur Verfügung zu haben, um den Eltern und Erziehern bei ihrer Aufgabe zu helfen, Kinder und Jugendliche für die Probleme empfänglich zu machen, die ihnen unablässig von den laufenden Bildern und insbesondere vom Kino, das heute hundert Jahre alt wird, gestellt werden. Dieser Wunsch stimmt bekanntlich mit der in der Pastoralinstruktion Aetatis novae ausgesprochenen Aufforderung überein, die es für ihre Pflicht hält, die Ausbildung eines kritischen, von der Liebe zur Wahrheit getragenen Sinnes, welche mit der engagierten Verteidigung der Werte einhergeht, vorzuschlagen. Das bedeutet, daß es unbedingt eine erzieherische Anstrengung im Hinblick auf die Massenmedien, in unserem spezifischen Fall das Kino, braucht, die in besonderer Weise auf die Beziehung zu den Werten dringt (vgl. Aetatis novae, Nr. 13, 24, 28).

Um dieser Erwartung zu entsprechen, haben sich Gruppen von Spezialisten aus verschiedenen Ländern gebildet. Die Gruppen stellen nun hier den verschiedenen Altersstufen angepaßte Arbeitskonzepte und Überlegungen vor. Man wird die beherrschende Sorge spüren, von der die an der Abfassung dieses Papiers Beteiligten bestimmt waren: das grundlegende Recht des Kindes, in seinem Leben, außer dem täglichen Brot und einem gesunden Klima, auch die Werte des Daseins zu finden, die geeignet sind, seine ganzheitliche Entwicklung, wie sie seinen tiefsten Wünschen entspricht, zu gewährleisten. Darunter muß den geistlichen und religiösen Werten ein ganz wesentlicher Platz eingeräumt werden, da sie Ausdruck der Beziehung des Menschen zu Gott sind und ihren Höhepunkt in dem Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe erlangen, die den Menschen in ihrer Fülle in Christus Jesus geoffenbart worden sind. Wenn das Kind ein eindeutiges Recht darauf hat, diese Werte kennenzulernen, um über seine Freiheiten und über seine verantwortlichen Entscheidungen aufgeklärt zu werden, dann hat die Kirche die nicht minder eindeutige Pflicht, das Kind mit Hilfe der ihr zur Verfügung stehenden Mittel - zu denen auch die "Massenmedien" zählen - mit diesen Werten bekannt zu machen; sie bezieht damit die Eltern und Erzieher direkt mit ein.

Andererseits ist klar, daß die hier vorgelegten Texte, die verschiedene Stufen des Alters, des Einsatzes, der Mittel, der Beteiligung berücksichtigen, jeweils neu überdacht und den unterschiedlichen Geisteshaltungen und den örtlichen Durchführungsmöglichkeiten angepaßt werden müssen. Da und dort konnen die zur Vorlage bestimmten Broschüren oder Schemata mit Bildern oder Zeichnungen aus Publikationen des betreffenden Landes illustriert werden. Anderswo können die empfohlenen Initiativen - Kreuzworträtsel, Lieder, Wettbewerbe usw. - an Ort und Stelle ergänzt werden. Wichtig erschien, Elemente der Reflexion nicht außer acht zu lassen, auch um den Erwachsenengruppen zu helfen, sich der Tragweite dieses Gedenkjahres und der damit zusammenhängenden Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten besser bewusst zu werden. Hier nun die Auflistung der Texte, aus denen sich das anliegende Dokument zusammensetzt:

1. Ein von Frau Prof. Luciana Della Fornace, Vize-Präsidentin der AGIS-Schule ( Schule des Italienischen Schauspielverbandes), vorbereiteter Einführungstext mit einer Reflexion, was den Schlüssel zu den verschiedenen "Lesarten" und kritische Heranführungen an die Inhalte des Mediums Kino betrifft. Ideal wäre es, würde jeder im Bildungsbereich Verantwortliche im Einklang mit den örtlichen kulturellen Verhältnissen, die für eine auf die jeweilige Gruppe zugeschnittene erkenntnismäßige und psychologische Entwicklung brauchbar sind, seine eigenen Schemata für die Medienbildung schaffen.

2. Ein von einer Expertengruppe der Katholischen Universität von Uruguay, Mitarbeitern am "Plan Deni", vorbereitetes klares, einfaches und leicht zu verwirklichendes Schema für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen in sozialer Kommunikation in Lateinamerika. An eine Darstellung für die Erzieher schließen sich Schemata an für:

a) Kinder von 6 bis 9 Jahren

b) Kinder von 10 bis 13 Jahren

c) Jugendliche von 14 bis 18 Jahren.

3. Ein etwas umfassenderer und auf die Reife der Person ausgerichteter Vorschlag, wo bestimmte Werte dadurch vertieft werden, daß man sich um eine vollständigere Kenntnis und Analyse des audiovisuellen "Mediums" bemüht, zu dem das Kino gehört. Schema der vorgeschlagenen katechetischen Elemente:

1. Kinder bis zu 6 Jahren: an die Eltern und Erzieher;

2. Kinder zwischen 7 und 10 Jahren: an Eltern und Erzieher;

3. Kinder zwischen 11 und 14 Jahren: für Kinder und Erzieher;

4. Kinder im allgemeinen;

5. Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren: für Jugendliche und Erzieher;

6. Für Elternzirkel;

7. Für Erwachsenengruppen.

1. Didaktische Elemente für ein nützliches 'Lesen' der Filminhalte

Heutzutage werden unsere Kinder bereits im frühesten Alter, wenn sich ein Mindestmaß von Aufrnerksamkeit herauszubilden beginnt, vor das Fernsehgerät gesetzt (Lyle und Schramm sprechen vom Fernsehen als Babysitter) und sehen anfangs höchstwahrscheinlich Sendungen, die auf sie abgestimmt sind. Aber gleichzeitig lernen sie sehr rasch, den Fernsehapparat einzuschalten, den Kanal zu wechseln und wenn es keine Kontrolle seitens Erwachsener gibt, bei dem Bild haltzumachen, das sie am meisten beeindruckt, unabhängig davon, ob es für sie geeignet ist oder nicht. Dazu kommt, daß in vielen Familien, wo beide Eltern arbeiten, diese gern am Abend länger mit ihren Kindern zusammensein wollen und sie deshalb bis spät abends aufbleiben lassen, während auf dem Videogerät die Bilder ohne sorgfältige Auswahl und ohne Rücksichtnahme auf das Alter der Kinder ablaufen (dies sowohl aus Unkenntnis als auch aus Gleichgültigkeit gegenüber dem Problem). Das "Medium" Fernsehen wird von den jüngsten Kreisen unserer Gesellschaft als nützliches elektrisches Haushaltsgerät betrachtet, unabhängig davon, was es sendet; auf Grund dieser Einstellung sind Kleinkinder und Kinder viel häufiger vor dem Fernseher und Video zu finden als Jugendliche. Denn sobald der Jugendliche soweit selbständig ist, daß er aus dem Haus gehen kann, sucht er, wenn er ein audiovisuelles Produkt sehen will, ein Kino auf (das Durchschnittsalter des Kinobesuchers beträgt in den USA neunzehn, in Italien dreiundzwanzig Jahre); daher machen die Jugendlichen den Großteil des Kinopublikums aus.

Auf der anderen Seite bevorzugt das Fernsehen auf allen öffentlichen und privaten Kanälen die Fiktion (und vergißt dabei sein Spezifikum, an die Gleichzeitigkeit des behandelten Ereignisses gebunden zu sein); darum laufen über den kleinen Bildschirm die Bilder von Serien, für das Fernsehen bearbeiteten Bühnenstücken und vor allem von Filmen aus jeder beliebigen Epoche (man bedenke, daß in Italien über sämtliche Fernsehkanäle täglich an die dreitausend Filme ausgestrahlt werden).

Und die Tatsache, daß unsere Kinder im Laufe eines Tages zum Beispiel zwei audiovisuelle Produkte sehen können, von denen in dem einen ein Prinzip aufgestellt und verteidigt wird, während in dem anderen Film demselben Prinzip widersprochen und es bekämpft wird (man denke an die Gestalt des Apachen Geronimo, der vom Kino der Vereinigten Staaten seit jeher in übelster Weise gezeichnet worden war und heute in dem schönen Film von Walter Hill eine ganz neue Bewertung erfuhr), muß in ihnen Verwirrung auslösen, und das nicht nur in bezug auf das, was man in einem Verhältnis zwischen Medium Fernsehen und Medium Kino sehen kann, sondern auch nur in Beziehung zum Medium Fernsehen.

Meiner Ansicht nach kann also der Film nicht ausschließlich als die Austrahlung der Gesellschaft gesehen werden, die ihn in jener bestimmten Geschichtsperiode hervorgebracht hat.

Dieses Problem stellt sich für das Kino insofern nicht, als die Filme in den Kinosälen ungefähr acht Monate lang intensiv leben, um dann auf die Schirme der häuslichen Videogeräte und somit ins Fernsehen zu gelangen.

Es ist daher notwendig, der Fülle von Botschaften mehr Beachtung zu schenken, die unsere jungen Leute vom Fernsehschirm empfangen und die bei ihnen nicht nur eine unkorrekte Alphabetisierung der audiovisuellen Sprache bewirkt, sondern auch ein wirres, manchmal gegensätzliches und widersprüchliches Durcheinander von Empfindungen und Kenntnissen auslöst.

Mit welchen didaktisch-operativen Elementen kann man dieser Situation gegensteuern?

A) Eine umfassendere Sensibilisierung der Eltern, damit sie sich soweit als möglich um den Kontakt ihrer Kinder mit dem Medium Fernsehen kürnmern;

B) Erzieher und Lehrer sollen von den Filminformationen Gebrauch rnachen.

Die Filminformation

Unter Filminformation versteht man das Informationsblatt, das sämtliche Angaben über den Film enthält, was die technisch-künstlerische Besetzung, die zusammenfassende Übersicht, die Biographien der Autoren und der Interpreten sowie Auszüge aus den Kritiken über das Werk betrifft. Dieses Informationsblatt ist besonders für den Lehrer geeignet, wenn er seine Klasse im Kino oder auf Video einen Film anschauen lassen will, um dann mit den Schülern darüber zu diskutieren.

Es gibt jedoch noch andere Arten von Filmbewertungen, die man als Vertiefung in bezug auf die vom Schüler erhaltene Botschaft bezeichnen könnte. Das sind:

A) Das Erkenntnisschema

Das Erkenntnisschema, das bei Kindern von der dritten Grundschulklasse bis zu Jugendlichen der höheren Schulen Verwendung finden kann, enthält folgende Fragen:

1) Name und charakteristische Wesenszüge der Hauptperson;

2) Name und charakteristische Wesenszüge der zweiten Hauptperson:

3) Name und charakteristische Wesenszüge des Gegenspielers;

4) Definition der Nebenrollen;

5) Funktion und Präsenz (oder Nicht-Präsenz) der Masse;

6) Ausstattung;

7) Schlußszene (Finale).

Das Finale kann eingestuft werden als:

-Positiv Belohnung und individuelle Zufriedenstellung;

-Halbpositiv soziale Belohnung und Fehlen individueller Zufriedenstellung;

-Negativ Fehlen sozialer Belohnung und individueller Zufriedenstellung.

Es liegt auf der Hand, daß die Antworten (je nach Alter) mehr oder weniger komplex ausfallen können, aber man bietet dem jugendlichen Zuschauer durch dieses Schema einige Elemente für eine kritische Interpretation, die er nach und nach auch beim Anschauen anderer Filme anwenden wird, ohne sich völlig passiv ihrer Botschaft zu unterwerfen.

B) Das psychologische Schema

Das psychologische Schema, das gewöhnlich auf die jüngeren Zuschauer angewandt wird, stellt einige ganz kurze Fragen, die ebenso kurze Antworten verlangen, wobei sich das Kind nicht in einer Prüfungssituation fühlen und Eindrücke und Meinungen aussprechen soll, die dem, was es tatsächlich denkt, sehr nahe kommen.

Beispiele:

a) Beschreibe mit fünf Adjektiven die Person, die dir am besten gefallen hat.

b) Hast du an der negativen (schlechten) Person ein einziges positives Element (etwas Gutes) gefunden?

c) Nachdem die Kinder wenigstens drei audiovisuelle Texte gesehen haben, soll man

sie die den drei Hauptpersonen (oder den drei Gegenspielern) gemeinsamen bzw.

unterschiedlichen Wesenszüge herausfinden lassen, ihren Mut, ihren

Freundschaftssinn, ihre Achtung vor anderen, usw.

C) Das soziologische Schema

Das soziologische Schema ist auf ältere Kinder zugeschnitten und besteht in einer Untersuchung über die geschichtliche Epoche bzw. das soziale Umfeld, in denen die Filmhandlung spielt, um festzustellen, ob sie korrekt behandelt wurde (Objektivität gibt es nicht) und wo das nicht der Fall ist, wie und möglicherweise warum (nach Meinung jedes einzelnen) eine "falsche" Erzählung konstruiert wurde.

D) Das Schema allgemeiner Art

Das Schema allgemeiner Art, das für ältere Schüler bestimmt ist, will über die Vertiefung der Filmsituation auf Grund des Erkenntnisschemas und über die gründliche Untersuchung durch das soziologische Schema hinaus das Filmwerk auf Grund ganz verschiedener Elemente "ab origine", d.h. von seiner Entstehung her, überprüfen: wo der Film nach einem Buch oder einem Theaterstück entstanden ist, gilt es nach dem Verhältnis der beiden Autoren zu fragen; wo ein geschichtliches Ereignis zugrunde liegt: warum und wie hat der Autor beschlossen, sich diesem Thema zu widmen? (zum Beispiel Spielberg und sein Film Schindlers Liste); wenn das Werk auf einem Tagesereignis beruht: welche Elemente davon sind respektiert worden und welche nicht, und ist das (nach Meinung jedes einzelnen) durch eigene Entscheidung geschehen oder weil es sich bei der Verwirklichung des Projekts als notwendig erwiesen hat?

Es kann sehr viele Stichworte geben, und am Ende werden die Erzieher und Lehrer von den Schülern erstellte Arbeiten in der Hand haben, die zu Übungszwecken dienen, die aber auch nützliche Elemente darstellen können, um die Schüler selbst besser kennenzulernen.

Diese Übungen können mit Videokassetten oder als Hausaufgaben durchgeführt werden: an einem bestimmten Tag wird mit dem Gerät ein bestimmter Film aufgenommen oder, noch besser, die Kinder werden in ein Kino geführt, um sie dann über den vorgeführten Film eines dieser Schemata ausarbeiten zu lassen.

Meiner Meinung nach ist es heute sehr wichtig, auch jene typischen Merkmale der audiovisuellen Botschaft hier einzubringen, um zu erreichen, daß unsere Kinder und Jugendlichen ihre Kenntnisse und Erfahrungen durch die Medien - die von der das laufende Bild und das gesprochene Wort und die Musik einbeziehenden Sprache, die der Wirklichkeit sehr ähnlich, aber nicht die Wirklichkeit ist, Gebrauch machen - "leben" und nicht bloß passiv aufnehmen lernen.

Prof. Luciana Della Fornace
Vizepräsidentin der AGIS-Schule

2. Thema: Eine Erzählweise

Einführung

"Zündet man etwa ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber oder stellt es unter das Bett? Stellt man es nicht auf den Leuchter? Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird" (Mk 4, 21-22a).

Wir stellen fest, daß Jesus, wenn er lehrt, wenn er die Frohbotschaft vom Heil verkündet, das Alltagsleben auszuwerten und eine Botschaft zu vermitteln versucht, indem er Erzähltechniken und Formen der Veranschaulichung anwendet, die das Erzählte ansprechend und daher leichter annehmbar machen.

So kannte er zum Beispiel die Fischer und sprach zu ihnen vom Reich Gottes in Form von Gleichnissen, die auf das Alltagsleben seiner Zuhörer Bezug nahmen; einfach, direkt und mit Hilfe zahlreicher Bilder und Beschreibungen aus ihrem unmittelbaren Erfahrungshorizont.

Wir können einen Zusammenhang herstellen zwischen dieser Tatsache und der modernen Kinoerfahrung, einer großartigen Erfindung, die nun hundert Jahre alt wird. Dieses "Medium" hat es dem modernen Menschen ermöglicht, an ferne, unerreichbare Erfahrungen heranzukommen; auch die Botschaft des Evangeliums hat für ihn durch den Film eine besonderere Transparenz erlangt.

In Anbetracht dessen, daß das Kino auch Träger negativer Botschaften sein kann, bedarf es einer Vorbereitung, die die Darstellung und Förderung der wahren Werte erlaubt, indem sie die Spreu vom Weizen trennt.

Vorstellung

An die Erzieher

Der folgende Vorschlag nimmt Bezug auf die Kino und Fernsehfilme, auf die Erzählungen der Gruppen und auf die Werte, die das Evangelium präsentiert (oft unter Zuhilfenahme von Erzählungen) .

Ziel der Arbeit ist es, wie man sieht, zu einer Gegenüberstellung der Werte zu gelangen. Dieses Ziel wird man mit einem doppelten Verfahren erreichen können: die in den Filmen vorhandenen Werte sollen nämlich einerseits mit jenen der Gruppe, andererseits mit den Werten des Evangeliums verglichen werden können.

Wie soll die Arbeit über die Werte gestaltet werden?

Im postmodernen Zeitalter ist es ganz normal, daß eine Gruppe von Kindern und vor allem von Jugendlichen einen Wert nicht zu akzeptieren vermag, wenn dieser in abstrakter Form vorgestellt wird. Es kann mitunter vorkommen, daß die jungen Leute defensiv reagieren, wenn von Verzicht oder Solidarität die Rede ist.

Ohne Zweifel werden diese Werte aber von der Gruppe hochgeschätzt, wenn sie in einem Rahmen persönlicher Zeugnisse, konkreter Fakten, Lebensgeschichten usw. vorgestellt werden. Zu unserer Überraschung können Jugendliche den Verzicht verteidigen, wenn sie bei einer von ihnen bewunderten Persönlichkeit oder in einer Geschichte, in die sie sich hineinversetzen oder in Verhältnissen, die sie kennen, auf diesen Wert stoßen.

Auf alle Fälle soll man bei dieser Arbeit drei Ebenen berücksichtigen:

1) Die Erzählung: wir beziehen uns auf Filme, Geschichten oder Mythen, welche die Gruppe ihrem eigenen Milieu und ihrem eigenen Alltagsleben entnehmen soll.

Es sollen jene Filme gewählt werden, die aufschlußreich sind und sich daher eignen, am Ende eines Dialogs angeschaut zu werden. Für einige Altersstufen wird vorgeschlagen, eine Erzählung mit Bildern und Tonuntermalung, also mit Hilfe der Filmsprache, zu schaffen. In diesem Fall kommt dem anschließenden Dialog große Bedeutung zu.

2) Die angewandte Technik: sowohl bei der Analyse des für die Diskussion ausgewählten Films als auch bei der kreativen Dynamik, die zu einer lebendigen Gestaltung der Erzäihlungen angewandt wird, gilt der Vorschlag, auf die didaktischen Mittel zurückzugreifen, die von Bild und Ton Gebrauch machen.

3) Die Botschaft empfangen, indem die in ihr enthaltenen Werte erkannt werden, ist ein entscheidender Schritt dazu, bestimmte Werte höher einzustufen als andere.

Hier werden nur einige Modelle vorgeschlagen. Jeder Erzieher soll Veränderungen bzw. alle Kombinationen und Erweiterungen vornehmen können, die ihm die Umstände und seine eigene Kreativität möglich machen.

Je mehr Möglichkeiten wir den Kindern zu Äußerung und Anhören dessen geben, was sie angesichts eines Filmes oder im Zusammenhang mit dem realen Leben empfinden, desto mehr Möglichkeiten bieten wir ihnen, ihr Urteil zu üben, Botschaften einzuordnen, sich mit den Modellen auseinanderzusetzen und gemeinsam nach neuen Bedeutungen zu suchen. Schließlich geben wir ihnen Gelegenheit, zu wachsen in einer Freiheit der Äußerung und Bejahung der menschlichen und christlichen Werte.

Allgemeine Zielsetzungen

- Entdecken der Werte, die eine Erzählung hervorhebt, indem man sie mit den Werten des Evangeliums vergleicht.

Herausstellen der in den Erzählungen vorgelegten Werte, wobei die Reaktionen der Gruppe zu beachten sind.

- Anlayse der Filme, ausgehend von der Aufnahme, die sie in jeder Gruppe finden.

Herausfinden, womit ein Film "einschlägt", und feststellen, welche Anwendungen der Filmsprache diese Wirkung auf das Kind bzw. den Jugendlichen und seine Gruppe hervorrufen.

- Anregen zum Ersinnen eigener Geschichten seitens der Gruppe, in denen die von der Gruppe als vorrangig angesehenen Werte analysiert werden sollen.

Methode

Pädagogische Option des Vorschlags ist eine kritisch-teilnehmende Haltung: Herausstellen der Lern- und Wahrnehmungserfahrungen von Wirklichkeit durch die Anwendung der Dynamik, die in vielen Fällen von den audiovisuellen Medien angewandt wird.

Die Methode soll wesentlich von der Aktivitat und Beteiligung der ganzen Gruppe bestimmt sein:

- Förderung des Ausdrucks, des Austausches und der Bestätigung der Person innerhalb der Gruppe;

- Anwendung von Spielen, die das Interesse wecken und bei der Erarbeitung und Eingliederung der Begriffe hilfreich sind;

- Motivierung zu Untersuchung und Experiment;

- Ausgehen von persönlichen Erfahrungen angesichts der kulturellen Wirklichkeit (Aneignung einer kritischeren Haltung, indem man sich die Situation und die Fragen über Fakten und Bedingungen klarmacht, die sich auf dem Bildschirm widerspiegeln);

- Förderung der vergleichenden Gegenüberstellung von Erfahrungen und Kenntnissen und Kreierung neuer Werte im Hinblick auf die Medien durch die Gruppendiskussion und gegenseitiges Mitteilen, was einer Sichterweiterung und Bereicherung mit anderen Erfahrungen dient.

An die Kinder und Jugendlichen

Wir schlagen vor:

- Begreifen, warum uns die Geschichten auf dem Bildschirm gefallen.

- Unsere Geschichten unter Anwendung von Unterhaltungstechniken erzählen.

- Die Botschaft der Erzählungen entdecken.

An die Erzieher von Kindern zwischen 6 und 9 Jahren

Ziele:

- Erkennen, daß Bild und Ton Emotionen und Gefühle auslösen.

Die verschiedenen Funktionen des Bildschirms im eigenen Leben entdecken, unter besonderer Beachtung des Phänomens des "elektronischen Babysitters"; seine Grenzen erkennen.

- Die Herausforderungen und Funktionen des Bildschirms mit jenen der Bezugsgruppen (Familie, Schule, Pfarrei usw.) vergleichen.

- Die Entfaltung der Wahrnehmungsqualitäten und die Sensibilisierung herausfordern, um die künstlerischen Abstufungen, die Wirkung des Bildes durch die Farbe, das Licht, die Komposition, in Verbindung mit dem Rhythmus und der Musik, zu verstehen.

- Die Personen der Erzählungen und der Zeichentrickfilme zerfallen im allgemeinen in zwei Gruppen, die Guten und die Bösen. Über diese Teilung diskutieren, indem man sie dem wirklichen Leben und dem christlichen Lebensmodell gegenüberstellt.

Übungen:

1. Gemeinsam einen Film oder einen Zeichentrickfilm anschauen

Über das Gesehene miteinander sprechen:

Hat euch, was wir gesehen haben, gefallen?

Welcher Teil hat euch am meisten gefallen? Genaue Beschreibung des Bildes und des Tones verlangen, die zur Anwendung kamen. Wenn sich die Kinder nicht erinnern, den Film noch einmal zeigen.

Was geschieht in der Geschichte? Kontrollieren, daß sie in der Antwort unterscheiden zwischen der eigenen Interpretation, den Gefühlen, die die Geschichte hervorruft, und dem, was tatsächlich auf dem Bildschirm erscheint. So kann zum Beispiel ein Kind sagen "und er stürzte", im Film aber ist nur ein lautes Geräusch zu hören und der Sturz ist nicht zu sehen.

Was empfinden wir, während wir uns die Geschichte anschauen? Wenn es der Gruppe schwerfällt, ihre Gefuhle zum Ausdruck zu bringen, kann die Frage auch unpersönlich formuliert werden: Wie fühlen sich die Kinder, wenn sie etwas Derartiges sehen?

Warum schauen sie sich einen bestimmten Film an? Von den Antworten her (z.B. im Fall von "Tom und Jerry") gründlicher darauf eingehen, wenn sie den Film zur Unterhaltung sehen, und erklären "in diesem Fall haben die Kinder ihr Vergnügen daran zu sehen, wie die kleine Maus mit der großen Katze ihr Spiel treibt".

In manchen Gruppen oder Altersstufen wird man auch die zum Ausdruck gebrachten Werte wiedergeben können.

2. Ein Musikstück anhören

Über die Bedeutung der Musik im Zusammenhang mit dem Hervorrufen von Gefühlen und Reaktionen diskutieren, wobei man sich der Musik verschiedener Filme bedient; in einem umgekehrten Verfahren soll man sich dann von der ganz unterschiedlichen Musik her vorstellen, in welchen Situationen sie jeweils verwendet werden könnte.

3. Ausgewählte Arbeiten für die Kleinsten

Dem Kind eine gewisse Zeit lassen, wo es den Geräuschen, die es umgeben - im Garten, im Park, im Haus - Aufmerksamkeit schenken kann.

Das Kind auffordern, was es täglich sieht, mit "neuen Augen" zu sehen und so die Details wahrnehmen, die es vorher nie beachtet hatte.

Das Kind mit verschlossenen Schachteln spielen lassen, die verschiedene Gegenstände und Materialien enthalten (Knöpfe, Glaskugeln usw.), und es fragen, welchem Gegenstand das beim Schütteln der Schachtel entstehende Geräusch entspricht.

An die Erzieher von Kindern zwischen 10 und 13 Jahren

Ziele:

- Wert legen auf das umgebende Milieu durch Vergleich der Darsteller der Fiktion mit realen Personen.

- Dazu einladen, Elemente der Filmsprache zu entdecken in dem Wissen um ihre Kraft, Emotionen auszulösen.

- Klarmachen, daß bei jeder vom Regisseur eines Filmes durchgeführten Aufnahme beabsichtigt ist, das zu zeigen, was ausgewählt wird, und das übrige beiseite zu lassen.

Übungen:

1. Suche nach wirklichen Helden.

Man kann vorschlagen, gemeinsam eine Liste von Personen zusammenzustellen, von den Helden der Welt oder der Nation bis zu den Helden, die uns heute umgeben, wie ein Großvater, ein Nachbar, ein Person desselben Wohnviertels usw.

Fragen über die hauptsächlichen Wesensmerkmale dieser Personen stellen.

Wichtig ist die Wiederentdeckung von Werten wie Achtung, Liebe, Verzicht, Werte, die bei den Helden, mit denen die Kinder in den Fernsehserien und im Kino gewöhnlich in Kontakt kommen, im allgemeinen nicht vorhanden sind. Ihnen raten, Vergleiche anzustellen und darüber zu diskutieren.

Das Leben Jesu und seine Art, niemanden zu diskriminieren, erläutern.

2. Die Kinder sollen sich ihren eigenen Photoapparat aus Karton basteln, mit Öffnung bzw.

Fenster an den beiden gegenüberliegenden Seiten. Wenn sie da durchschauen, bekommen sie die Vorstellung des begrenzten Gesichtsfeldes einer Fernsehkarnera, das dazu zwingt, eine Auswahl zu treffen.

Eine Auswahl von Aufnahmen ein und desselben Ortes unter verschiedenen Gesichtspunkten vorschlagen (z.B. seine Schönheit zeigen oder auf etwas hinweisen, das verbessert werden könnte). Die ausgewählten Bilder zusamrnenfügen und über die Absicht jeder Photogruppe diskutieren. Mit einem Photoapparat wird nie alles gezeigt werden können.

In seinem Wohnviertel auf die Suche gehen, ein gewöhnlicher Spaziergang über den Platz "mit dem Photoapparat in der Hand" verwandelt sich in ein faszinierendes Entdeckungserlebnis. Für diejenigen, die einen Photoapparat besitzen, kann diese Erfahrung in der Zusammenstellung von Diapositiven ihren Höhepunkt finden.

Zur Vervollständigung dieser Übung können die Kinder selber die Musik bereitstellen, die das audiovisuelle Produkt begleiten soll.

3. Alternatives Arbeiten

Sich gemeinsam einen kurzen Film oder die Vorstellung der Personen arn Beginn eines Filmes anschauen. Dann über diese Vorstellung diskutieren.

Welches Bild hat mich am meisten beeindruckt?

Die Antwort kann zu einer ersten Entdeckung führen, die auf eine hierarchische Ordnung bzw. die Funktion einer Verwendung des Tons hinweist.

Sieht man sich nur den Anfang des Filmes an, erlaubt das, die Art und Weise, wie der Regisseur die Hauptdarsteller präsentiert, und seine Hauptabsichten zu analysieren. Feststellen, wessen er sich bedient, um die Geschichte fortzusetzen.

An die Erzieher von Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren

Ziele:

- Die Analyse des Filmes und das Bewusstsein der eigenen Aufnahmefähigkeit durch besondere Aufmerksamkeit für die Werte vertiefen.

- Nachdenken über die besonderen Werte der Gruppe durch die Analyse einer von der Gruppe selbst gestalteten Erzählung.

- Den Einfluß der Massenmedien auf die Zukunft der Jugend bedenken.

- Die Kenntnis der Gesetze der audiovisuellen Sprache durch eine Video-Produktion fördern.

Übungen:

1. In der Gruppe einen aktuellen Film wählen und gemeinsam anschauen.

Eine Diskussion in Gang bringen über die Themen des Filmes und über die von ihm vertretenen Werte. Beginnen könnte der Dialog mit einer Analyse der Aufnahmefähigkeit und dann dazu führen, daß man das Alltagsleben der Gruppe den Anregungen des Filmes und den Werten des Evangeliums gegenüberstellt .

2. Der Gruppe die Erfindung und Gestaltung einer eigenen Erzählung vorschlagen, die ihre Sorgen bzw. ihre Phantasien widerspiegelt.

Die Erzählung in Bild und Ton umsetzen, wozu sie auch Poster, Lieder oder Video verwenden können.

Diese Arbeit anderen Gruppen vorführen.

Schließlich die in der Erzählung dargelegten Werte mit jenen der Medien vergleichen. Die möglichen Einflüsse bewerten.

3. Eine Untersuchung - durch eine Befragung (die mit Video durchgeführt werden kann) vorschlagen über das Bild vom Mann bzw. von der Frau, in das sich die Jugendlichen hineinprojizieren, und über ihre Zukunftserwartungen.

Die gewonnenen Ergebnisse analysieren durch Vergleich mit den von den audiovisuellen Medien präsentierten Bildern von Mann und Frau. Die eigenen Werte bestätigen.

Es wäre sehr interessant, wenn diese Übungen auf Video, unter Anwendung der Filmsprache, aufgenommen werden könnten. Hinter der Kamera zu stehen, bringt mit sich, daß man sich über jede Aufnahme Gedanken macht, um eine Empfindung, eine Emotion, eine Problematik vermitteln zu können. Es ist wichtig, über diese Art des Einsatzes des audiovisuellen Mediums zu sprechen.

3. Thema: Kultur- und Wertträger

1. Kinder bis zu 6 Jahren: An die Eltern und Erzieher:

I. Euer Kind braucht:

- Freude:

Die Verkündigung des Evangeliums erreicht ihren Höhepunkt im Erlebnis der Freude.

- Frieden:

"Jedes von ihnen (nämlich der Kinder) ist eine 'Person', das heißt ein mit Verstand und freiem Willen ausgestattetes Geschöpf; es hat Rechte und Pflichten, die unmittelbar und gleichzeitig aus eben dieser seiner Natur hervorgehen; Rechte und Pflichten, die deshalb universal, unantastbar und unübertragbar sind" (Johannes XXIII., Enzyklika Pacem in terris).

Das ist der Anfang einer Erziehung zum Frieden, die man nur dann erreichen kann, wenn sich die Erwachsenen ihrer eigenen Pflichten bewusst werden und dem Kind seine Rechte wirklich eingeräumt werden.

- Liebe:

Immer vermitteln Vater und Mutter als "Paar" den Sinn für das Leben und die Liebe, die zur Freude führt.

- Schönheit:

"Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Samftmut, Selbstbeherrschung" (Gal 5, 22-23).

Erfahrungen von Liebe, Freude, Verzeihen, Aufrichtigkeit, Vertrauen zu anderen, kleinen Diensten, Achtung vor den Dingen anderer, Gehorsam u.a.

- Die Entdeckung des geistlichen und übernatürlichen Bereichs:

Sie hängt ab vom Verhalten der Eltern und von ihrer gegenseitigen Liebe, die dem Kind den Sinn für Gott. der die Liebe und unser Vater ist, sowie das Vertrauen zu ihm erschließt.

Die Welt des Kindes ist reich an Bildern, Wahmehmungen, Gefühlen und verborgenen Kräften, die langsam ans Licht drängen. Bewunderung für die Natur, für den Menschen.

Es genügt ein Blick, ein Lächeln, ein Wort, ein Lied, um das Kind mit der Welt in Verbindung zu setzen.

Die Art, wie dem Kind heute etwas vermittelt wird, legt den Grund für zukünftige erzieherische Bemühungen, für das zukünftige Verhalten gegenüber sich selbst, gegenüber dem Nächsten und gegenüber Gott.

Das erste Erstaunen und die ersten Gefühle der Bewunderung gegenüber den Dingen, den Personen, den Tieren sind die ersten Schritte einer Annäherung an den anwesenden Gott. In diesem heiklen Lebensabschnitt muß dem Kind die Möglichkeit geboten werden, einen Weg der Freiheit einzuschlagen.

II. Daher:

- werden hier die Grundlagen zur Persönlichkeit des Kindes gelegt, die jetzt noch nicht fähig ist,

zu unterscheiden und zu urteilen

- sowie die Grundlagen seines Glaubenslebens und seiner Liebe

- und das Bild wirkt mit seiner ganzen verborgenen Macht auf das Kind ein.

Wir Erzieher müssen uns daher fragen:

- Unter welchem Gesichtspunkt wählen wir dann die Fernsehprogramme aus?

- Wann und warum gehen wir mit dem Kind ins Kino?

- Welche Zeitschriften kaufen wir für das Kind?

- Helfen wir ihm, seinen Möglichkeiten gemäß zu "reflektieren"?

- Haben wir daran gedacht, daß ein Laufen von Rundfunk- und Fernsehgeräten auf voller Lautstärke die Nerven des Kindes schädigen kann? Daß das unkontrollierte Konsumieren der Programme den geistlichen Werten entfremden kann, wenn das Kind von Bildern "bombardiert" wird, die "Nicht-Werte" anpreisen?

- Umgeben wir das Kind mit schönen Dingen?

- Erziehen wir es mit jedem uns zur Verfügung stehenden Mittel zum Sinn für das Schöne, für Harmonie, für den Frieden, für die Achtung und die Liebe zu den anderen, in denen sich die Güte und Väterlichkeit Gottes widerspiegeln?

2. Kinder zwischen 7 und 10 Jahren: An Eltern und Erzieher

I. Hinweise für die Erziehung

- Euer Kind wird von dem, was es sieht und fühlt, "geformt".

- Es eignet sich alles an ohne den Weg über den Verstand.

- Es besitzt große Anschauungsgabe und ist mehr als die Erwachsenen gewöhnt, die "Seh-Sprache" zu lesen.

- Andererseits faßt es den vermittelten Inhalt nur schwer auf, wenn es nicht dazu erzogen wird, über das "Zeichen" hinauszugehen, denn das "Lesen" des Inhalts einer Mitteilung ist ein Prozeß der Synthese und der Verinnerlichung.<ref> Die Erziehung zu diesem Lesen geschieht vor allem in der Erziehung zum Lesen der liturgischen und kreatürlichen "Zeichen und Symbole", die dem Kind auf seinem religiösen Weg immer wieder vorgestellt werden, und durch die Erziehung zum Lesen der "Zeichen" des täglichen Lebens, die stets eine Aussage vermitteln.</ref>

In Fernsehübertragungen, wo das Bild weniger eindringlich und filmtechnisch nicht so

raffiniert, dafür aber schlichter, dem alltäglichen Leben näher und so geeigneter ist, den

Menschen anzusprechen und ihn durch eine Analyse der Wirklichkeit innerlich

mitgehen zu lassen, da bietet sich die wertvolle Gelegenheit, das tägliche Leben durch

eine christliche Sicht der Dinge zu erhellen.

- In Film, Bild und Tonträgern werden Ereignisse und Inhalte "gelesen" und bewertet.

In Liedern und in der Musik werden Worte und Inhalte aufgefaßt und in menschlichchristlichem Sinne gedeutet.

In der Presse (Zeitschriften, Zeitungen, Bildergeschichten usw.) besteht die beste Gelegenheit für die Auswahl von Schönem und Gutem gegenüber den Unwerten von Gewalt, Sex, Egoismus usw.

II. Was machen wir?

- Sind wir uns unserer Verantwortung hinsichtlich der Programrnauswahl (TV, Radio, Kino) für unsere Kinder bewusst?

-Was tun wir, um die Kinder in das Lesen der Zeichen und Symbole der Liturgie, des täglichen Lebens (in Film, Fernsehen, Musik, Presse) einzuführen?

-Folgen wir mit ihnen den Fernsehsendungen, um darüber sprechen zu können, oder lassen wir sie allein?

-Wie wählen wir die Zeitschriften für die Kinder und jene aus, die zu Hause zugänglich sind?

-Auf welche Weise helfen wir ihnen, zur christlichen Freiheit bei der Auswahl heranzureifen und das Angebot der Sozialen Kommunikationsmittel im Lichte Christi zu beurteilen?

III. Praktische Ratschläge für Erzieher

Um den Kindern zu helfen, die oben dargelegten Gedanken aufzufassen und sich anzueignen, könnten einige Formen des Tuns von Nutzen sein:

a) Man läßt das Kind in einem geschriebenen Aufsatz oder in einer Zeichnung seine Ansicht über die positiven und negativen Aspekte der Sozialen Kommunikationsmittel für sein Alter darstellen.

b) Man stellt Kreuzworträtsel zusammen über die Werte der Sozialen Kommunikationsmittel.

c) Man analysiert sorgfältig eine Sendung für Kinder und nimmt in objektiver Weise dazu kritisch Stellung (wertvoll? negativ? unmoralisch? propagandistisch?).

d) Man läßt die Kinder ein Fernsehstück anschauen und lädt sie dann dazu ein, ein ähnliches Spiel vor allem nach den positiven Gesichtspunkten darzustellen, die sie darin festgestellt haben.

e) Mit Hilfe von Bildern und ausgewählter Musik versucht man eine freie Darstellung eines Gleichnisses aus dem Evangelium.

f) Man läßt sie das Thema Liebe oder Wahrheit illustrieren, und zwar mit Figuren aus Bildergeschichten (in Italien z.B. aus dem "Topolino").

g) Man läßt die Kinder folgenden Fragebogen beantworten:

1. Welche Fernsehprogramme siehst du am häufigsten?

Warum?

Welche positiven Werte findest du in diesen Programmen?

Welche christlichen Werte findest du in ihnen?

Was würdest du im Fernsehen nicht sehen wollen?

Wenn du Fernsehregisseur wärest, was würdest du vorschlagen?

2. Welche Filme hast du in den letzten drei Monaten gesehen?

Mit wem?

Wann?

Welchen von den gesehenen Personen möchtest du gerne ähnlich sein?

Warum?

Gab es einen Film, der dir Angst machte?

Warum?

Welchen Film möchtest du nicht mehr sehen?

3. Welche Lieder gefallen dir am besten?

Warum?

Weißt du, daß jedes Lied eine besondere Aussage enthält?

Versuchst du, diese herauszufinden? (Liste mit zehn Liedern und der

jeweiligen Aussage).

Warum gefällt dir die Musik?

Hörst du sie allein oder in Gesellschaft?

Warum?

4. Welche Zeitschriften liest du am meisten?

Warum?

Was findest du darin Positives?

Was findest du in ihnen Negatives?

Welche helfen dir besser, wie ein Christ zu leben, welche weniger?

Welche hättest du lieber nie gelesen?

Bei der Formulierung und Durchsicht des Fragebogens muß man sich vergegenwärtigen, daß sich im Kind dieser Entwicklungsphase der moralische Sinn bildet und daß unsere Führung geradlinig, von Freude getragen und auf guten Kenntnissen beruhen muß; sie soll zur inneren Ausgeglichenheit und zu einer bewussten und freien Antwort aus dem Glauben führen.

3. Kinder zwischen 11 und 14 Jahren: für Kinder und Erzieher

Ein Wert: Die Freundschaft

I. Das Hauptthema<ref> Das konkrete Thema "Freundschaft" wurde als Beispiel gewählt und entwickelt. Man kann auch andere Themen wählen, um das Interesse der jungen Menschen zu wecken: Freiheit, verschiedene Berufe, Sport, Freude, Treue usw .</ref>

Begründung für die Wahl des Themas: Der Jugendliche ist empfänglich für diesen konkreten Wert Freundschaft, der als Aspekt eines geistlichen Wertes betrachtet wird: des Guten.

Ziel: Den Jugendlichen in einer seinen Möglichkeiten angepaßten Weise zu einer Analyse des Bildes als eines Mittels der Übertragung von Aussagen und auch der Bestätigung oder Verneinung von Werten zu führen, indem man versucht, seinen kritischen Sinn zu wecken angesichts der "Kultur des Bildes", in der zu leben er aufgerufen ist und tatsachlich schon lebt.<ref> Sehr gut kann dieses Schema auch beim Musikunterricht angewandt werden. ln diesem Fall würde die Betrachtung und Analyse der Bilder ersetzt werden durch die Betrachtung und Analyse der Lieder.</ref>

II. Entfaltung

Es ist vorgesehen, diesen Unterricht in drei Abschnitten zu vollziehen, von denen jeder einen ganz bestimmten Zweck hat, zugleich aber in einer gewissen logischen Einheit mit dem allgemeinen Ziel steht.

a) Erster Abschnitt:

Ziel: Klar zum Bewusstsein bringen, daß das Bild spricht: es ist ein Übermittler von Aussagen.

Methode: Direkte Analyse von zwei oder drei ausgewählten Figuren, die den Wert "Freundschaft" ausdrücken oder ihn leugnen (Figuren aus dem Material "symbolische Photographien") .

Bei der Analyse der Figuren wird man fünf Schritte einhalten müssen:

1. Betrachtung des Bildes, als ob es nicht figurativ wäre;

2. welche Begriffe weckt die Betrachtung des Bildes?

3. den Ausdruck des Bildes betrachten;

4. die weiter reichenden Wirkungen des Bildes sich bewusst machen;

5. mit der Gruppe über das Bild sprechen (vgl. Das audiovisuelle Medium und der

Glaube, S. 143).

b) Zweiter Abschnitt:

Ziel: Hinführen zur klaren Einsicht, daß der Mensch durch das Bild Werte bestätigt oder leugnet.

Methode: An jeden von einer Gruppe (oder auch zwei Gruppen) richtet man die Aufforderung, mit den aus Zeitschriften, Zeitungen usw. erhaltenen Photographien eine Bildwand herzustellen, auf der sie zum Ausdruck bringen, was für sie Freundschaft ist. Die einzelnen Photos müssen numeriert sein. Die Gruppe - unter der Leitung des Katecheten - wählt einige davon aus und stellt die Bildreihe zusammen. Die Ergebnisse der Arbeit stellt man dann einander gegenüber: jede Gruppe gibt ihr Urteil über die Bildreihe der anderen ab und erklärt ihrerseits die eigene Bildreihe.

c) Dritter Abschnitt:

Ziel: Es soll klar bewusst gemacht werden, daß im täglichen Leben das Bild einen starken Einfluß ausübt auf die eigene Wertskala und von daher auf die Formung der eigenen menschlichchristlichen Persönlichkeit.

Methode: Kritische Untersuchung des Wertes von Freundschaft in "Comics",<ref> Dabei kann man, wo das möglich und passend ist, einen Film, ein Fernsehprogramm oder einen Roman kritisch analysieren.</ref> wobei zu fragen ist: In welcher Weise wird der Wert bejaht oder geleugnet? Welche Reaktionen sind gewöhnlich zu erwarten? Welchen Einfluß hat das auf das eigene christliche Leben?

Hilfsmaterial:

- Figuren der Sammlung "symbolische Photos".

- Schema für den Katecheten mit Leitlinien und Fragen, um zur Analyse der Figuren, zur Gegenüberstellung der Bilderwand und zur Kritik der "Comics" führen zu können.

III. Schema für den Katecheten

a) Erster Abschnitt

1. Die Jugendlichen lehren, mit Hilfe der fünf angegebenen Schritte eine Anatyse der Figuren vorzunehmen.

2. Die Betrachtung und Interpretation der Figuren durch zwei oder drei passsende Fragen wecken.

3. Zu einem Gedankenaustausch über die Figuren hinführen, wobei man die wichtigsten Beiträge aufschreiben läßt.

b) Zweiter Abschnitt

1. In diskreter Weise die Arbeit der Gruppen beobachten und, wenn um Mitarbeit gebeten wird, zustimmen, ohne aber die Leitung der Arbeit zu übernehmen.

2. Durch geeignete Beiträge zur Gegenüberstellung der Bildwände anleiten.

3. Zusammenfassendes Urteil über die Gegenüberstellung unter Einschluß eines kritischbildenden Urteils über die echte christliche Freundschaft.

c) Dritter Abschnitt

1. Vorschlag einiger Kriterien für die kritische Analyse von "Comics" (Film, Fernsehprogramm usw.).

2. Zusammen mit den Jugendlichen die Elemente oder Szenen beurteilen, die ihre Aufmerksamkeit besonders anziehen.

3. Hinführung zu einem bewertenden Urteil über die Haltung christlicher Jugendlicher hinsichtlich der Freundschaft. Zu einer Überprüfung des eigenen Lebens und der persönlichen Einsatzbereitschaft anregen.

4. Kinder im allgemeinen

Bemerkungen zu verschiedenen Anregungen für eine direkte Beteiligung

I. Fernsehprogramme

Im Zusammenhang mit dem Fernsehen auf lokaler Ebene wäre es ideal, ungefähr fünf Wochen vor dem Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel ein kurzes, für Kinder bestimmtes (aber auch im Hinblick auf die Eltern gestaltetes) Wochenprogramm auszustrahlen.

Ein Katechet, Priester oder Laie, zusammen mit ungefähr sechs Kindern könnte einen Teil der Heiligen Schrift lesen und dann diesen Abschnitt durch ein Gespräch mit den Kindern erklären oder durch Fragen, ein kurzes Drama, Musik usw. erläutern helfen. Die Vorbereitung auf diesem Gebiet wird auch Gelegenheit zu direkter Aktivität auf dem Sektor der Massenmedien bieten.

Indirekt werden beide, Kinder wie Eltem, auf das Fernsehen in einer religiösen Dimension aufmerksam gemacht. Die Kinder, die sich auf dieses Programm vorbereiten, würden von einem der Pfarrer dieses bestimmten Ortes ausgewählt werden, ohne daß aber die Gruppe für die folgende Woche vorher bekanntgegeben wird - das Überraschungsmoment besitzt große Anziehungskraft. Die Gruppe könnte vom selben Katecheten vorbereitet werden.

Ein lokales Programm findet wegen seiner Unmittelbarkeit mehr Interesse als ein auf nationaler Ebene ausgestrahltes Programm. Diese Anregung ist eine gute Hinführung dazu, den Welttag der Sozialen Komrnunikationsmittel allgemein ins Bewusstsein zu bringen.

II. Kreuzworträtsel

Ein Kreuzworträtsel spricht im allgemeinen Menschen jedes Alters an. Das Modell ist einfach und läßt breiten Raum, um ausgebaut und an die Verhältnisse jeder beliebigen Gesellschaft angepaßt zu werden. Dementsprechend kann es in dem modernen, wesentlich von den Massenmedien geprägten geistigen Rahmen ausgearbeitet und auf den Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel angewandt werden.

Ein Kreuzworträtsel ist auch eine sehr gute Methode, Teenager anzusprechen. Man kann es zu einer gedankenreichen Art von "Fragebogen" machen, um Diskussionen in Gang zu bringen.

III. Zum Thema Musik

Hauptgrund: Wir schlagen vor, daß in die Initiativen für den Welttag der Sozialen Kommunikationsrnittel die Musik einbezogen wird.

Aktivitäten: Die geistliche Botschaft eines Liedes, das "lebendig" ist, kann auf alle Altersgruppen wirken.

1. Auswahl eines guten Komponisten, der die Musik und den Text für ein Lied

schreiben könnte, das sich auf das Thema dieses Tages bezieht: auf nationaler oder

diözesaner Ebene.

2. Veranstaltung eines Liederwettbewerbes.

Thema: "Die Massenmedien und die Bejahung und Förderung geistlicher Werte" (mit

Erklärung).

Forderungen:

- Worte und Musik für Gitarre (oder Klavier usw.);

- Altersgrenze oder Unterteilung in Altersgruppen;

- Einreichungstermin;

- Einreichungsort.

Preise: je nach der Altersgruppe und den Interessen der einzelnen: Gitarre, Plattenspieler, Tonbandgerät usw.

Diese Preise sollen (mit gebührender Publizität) am Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel an der Domkirche überreicht werden.

5. Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren

Schema einer Katechese

I. Ziel:

Im jungen Menschen die unverzichtbare Fähigkeit zur Kritik wecken, damit er in der Lage ist, in den Sozialen Kommunikationsmitteln geistliche Werte zu entdecken.

Wir meinen, die Sozialen Kommunikationsmittel können unter der Voraussetzung, daß unsere Jugend den Medien gegenüber eine aktive und persönliche Haltung einnimmt, geistliche Werte stärken und fördern.

Auf die Weckung dieser Fähigkeit sind die folgenden Vorschläge ausgerichtet. Daher möge man in ihnen nichts anderes sehen als einen Weg, die Jugendlichen zu einer kritischen Bewertung anzuleiten und sie so zur richtigen Haltung gegenüber den positiven Werten der audiovisuellen Medien zu führen.

II. Thema:

Das Thema, das wir als Beispiel wählen, ist der "typische Mensch", wie er als "Modell" von den audiovisuellen Medien vorgestellt wird.

Man könnte noch viele andere Themen wählen, welche die Jugendlichen interessieren. So soll hier eine kleine Aufzählung jugendgemäßer Themen folgen:

- Freiheit, Liebe, Freundschaft, Unterhaltung, die Frau, der Mann, Geld

- Ehe, Gewalt, Konflikte, Risiko, der Körper, Arbeit, Gemeinschaft

- Sport, Rassismus, Religiosität, Hunger, Krieg etc.

Der Erzieher oder die Jugendlichen selber sollen das Thema bzw. die Themen wählen, die im konkreten Fall die Gruppe am meisten interessieren.

III. Erste Übung:

Der typische Mensch im Bild

1. Ausgangspunkt

Auf einer Leinwand Bilder (Photos, Karten o.ä.) anbringen, die verschiedene Menschentypen wiedergeben, wie sie in Zeitschriften, auf Plakaten, in Kino- und Fernsehreklamen usw. erscheinen.

Es empfiehlt sich, dieses Material von den Jugendlichen selbst sammeln und bereitstellen zu lassen.

Einfache Ausstellung aller dieser Bilder auf einer Tafel, einer Leinwand o.ä.

2. Kenntnis des audiovisuellen "Mediums"

Die Gesellschaft spiegelt sich in den Bildern, die in den audiovisuellen Medien erscheinen. Mit anderen Worten: jede Gesellschaft hat die audiovisuellen Mittel, die sie verdient. Es ist wichtig, daß der junge Mensch kritisch feststellt, in welcher audiovisuellen Umgebung er sich befindet.

Zur Erreichung dieses Zieles geben wir hier einige Hinweise.

Jeder Jugendliche soll aus dem Gesamtmaterial jenes Bild auswählen, das er in Zeitschriften und in Kinoreklamen (auf Plakaten o.ä.) am häufigsten sieht.

Es geht nicht darum, das Bild auszuwählen, das den größten Eindruck auf den Jugendlichen macht, sondern jenes, das am häufigsten in den audiovisuellen Medien erscheint.

Ergebnis der vorhergehenden Untersuchung: sich Rechenschaft geben über die von der ganzen Jugendgruppe getroffene Auswahl.

Wenn einmal das Bild mit der größten Verbreitung in den Massenmedien festgestellt ist, soll jeder Jugendliche darin die Erwartungen und Lebenspläne des im Bild dargestellten Typs des Mannes oder der Frau zu entdecken suchen. Dieser Punkt ist grundlegend für die Analyse des audiovisuellen "Mediums". Jeder Jugendliche oder jede Gruppe von Jugendlichen könnte dann auf einem Blatt die Erwartungen notieren, die er auf dem gewählten Bild zu finden glaubt.

Diese Erwartungen lassen sich mit Sätzen wie den folgenden ausdrücken:

1. "Ich will es erreichen, im Leben zu triumphieren."

2. "Die anderen gehen mich nichts an."

3. "Was in diesem Leben etwas gilt, ist das Geld."

4. ... etc.

3. Christliche Analyse des audiovisuellen "Mediums"

Hier handelt es sich um eine Bewertung des gewählten Bildes vom christlichen Standpunkt her.

Welche Werte oder Nicht-Werte entdecken die Jugendlichen in dem Menschentyp, der von dem gewählten Bild dargestellt wird?

Es kann vorkommen, daß sich ein starker Gegensatz zwischen der Botschaft des Evangeliums und jener des Bildes auftut. Dieser Gegensatz wird uns erkennen lassen, wie das christliche audiovisuelle "Medium" sein sollte, das wir in Wirklichkeit wünschen.

Man kann unter all den ausgelegten Bildern auch jenes suchen lassen, das der christlichen Auffassung am nächsten kommt, und daran die christlichen Werte oder deren Gegenteil untersuchen lassen.

4. Der Mensch gegenüber den ausdiovisuellen Medien

Auf Grund der Analyse des Bildes soll die Jugendgruppe ihre eigene normale Haltung gegenüber dem Bild analysieren.

Analysieren die Jugendlichen, was sie sehen, und bewerten sie es so, wie sie es bei dieser Sitzung getan haben?

Welche Folgen ergeben sich aus der persönlichen, aktiven Beurteilung der Bilder, und welches sind die Folgen für den, der alles, was er sieht und hört, bedenkenlos "verschlingt"?

Sicherlich sprechen die Jugendlichen mit Freunden über das, was sie sehen. Welches Niveau erreichen diese Gespräche?

Welchen Menschentyp geben die Bilder wieder, die die Jugendlichen zu Hause, in einer eigenen Mappe, in einem Buch haben?

Warum haben sie diesen Typ als den von ihnen bevorzugten gewählt?

Dasselbe Experiment, wie es eben mit fixen Bildern vorgeschlagen wurde, kann man auch mit bewegten Bildern auf dem Bildschirm oder mit Gestalten, die in literarischen Werken beschrieben werden, durchführen. So kann man etwa die Hauptfigur dieses oder jenes Films, die Personen der einen oder anderen Erzählung oder eines Theaterstücks beurteilen.

IV. Zweite Übung:

Die Klangwelt

1. Ausgangspunkt

Man kann mit dem Anhören einiger Lieder beginnen. Es werden Lieder von sehr unterschiedlicher "Atmosphäre" sein; so könnte man einen "Protest-Song", ein Lied mit oberflächlichem Inhalt und einfacher Melodie, einen sehr poetischen Gesang usw. anhören.

2. Kenntnis des audiovisuellen "Mediums"

Nach dem Anhören der Lieder geht man an ihre Analyse. Die erste Übung wird z.B. darin bestehen, daß jeder Jugendliche ein Lied nach seiner Wahl anhört.

Dann läßt man jede Gruppe Photos aussuchen, die gut mit dem jeweils bevorzugten Lied zusammenpassen, und zu einer Reihe zusammenfügen. Diese Tafel ist gleichsam eine Übertragung des ausgewählten Liedes in Bilder.

Die Bildertafel gibt dem Lied Gestalt und Anschaulichkeit, was dessen Analyse wesentlich erleichtert.

Nach dieser Übertragung des Gesanges ins Bild wird es für die Jugendlichen eine echte Entdeckung sein, sich klarzumachen, daß jedes Lied eine ganze Welt an unser Ohr heranträgt. In der Tat, auch mit dem Gehör "sehen" wir die Welt.

Ein Beweis dafür ist die hier errichtete Tafel, die das Lied zum Ausgangspunkt hat.

Nun können die Lieder wieder angehört werden, wobei aber mit dem Hören das Anschauen der Bildertafel einhergehen soll.

3. Christliche Analyse des audionsuellen Mediums

Im Licht der christlichen Botschaft soll die von jedem Lied widergespiegelte Welt bewertet werden: Welche positiven Elemente bietet jedes Lied vom christlichen Standpunkt aus und welche sind seine negativen Aspekte?

Welches der Lieder spiegelt eine Welt, eine Atmosphäre, einen Lebensstil wider, die mit der christlichen Botschaft am meisten übereinstimmen?

4. Der Mensch gegenüber den audionsuellen Medien

Gefällt dir irgendein Liedtyp? Gefällt er dir, weil er dir etwas sagt oder weil die Umwelt ihn dir aufdrängt?

Viele junge Menschen geben sich damit zufrieden, das Radio aufzudrehen und das zu hören, was zufällig gesendet wird. Wie soll man dieses Verhalten beurteilen? Vorteile und Nachteile.

Wenn du Musik hörst, bist du dann auch in irgendeiner Weise kritisch?

6. Elternzirkel über die Massenmedien

I. Ziel:

Hinführung dazu, sich der Bedeutung der Sozialen Kommunikationsmittel im Leben und in der Erziehung der Jugendlichen bewusst zu werden.

II. 1. Abschnitt: Gezielte Vorbereitung

1. Dem Vorbereitungskomitee gehören an:

-ein Direktor/in (Leiter/in)

-ein Schulgeistlicher

-ein Präsident (Vorsitzender)

-ein Vertreter der Professorengruppe der betreffenden Klasse

-die Eltern der Schüler, usw.

2. Planungssitzung über den Verlauf des Zirkels.

Wege, die möglich wären:

a) Zielsetzung des Zirkels: sich klar werden über die Bedeutung der Massenrnedien.

b) Zweck der Vorbereitungssitzung:

- geeignete Mittel zur Bewusstseinsbildung und zur Erzielung konkreter Ergebnisse

suchen: durch eine Befragung der Eltern, durch eine Befragung der Lehrer;

- den Zeitpunkt des Elternzirkels festsetzen;

- entscheiden, ob man einige Broschüren bestellt, die geeignet sind, die Familien durch

Bilder, Kreuzworträtsel, Bildfolgen usw. für die Probleme empfänglicher zu machen;

- den Lehrern vorschlagen, ein unter Umständen vorgesehenes Lied den Teilnehmern

beizubringen.

III. 2. Abschnitt: Unmittelbare Vorbereitung<ref> Gemeint ist die "unmittelbare Vorbereitung" auf ein Ereignis, das die Beziehung zwischen Kirche und Sozialen Kommunikationsmitteln berücksichtigt, wie es der Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel, das Hundertjahrjubiläum des Kinos oder unter Umständen auch andere Anlässe sind, die der Zirkel für geeignet hält.</ref>

1. Auswertung der Befragung(en) durch den Zirkel und Zusendung der Ergebnisse an jede Familie, wobei noch einmal an den Termin der nächsten Zusammenkunft des Elternzirkels erinnert werden soll.

2. Planung der Organisation des Zirkels (Leiter, Sekretär). Es kann nützlich sein, ein kleines Schema für den Ablauf vorzubereiten, auch wenn man davon vielleicht nicht Gebrauch macht, falls die Diskussion über ein nicht vorhergesehenes Thema einen guten und nützlichen Verlauf nimmt.

IV. 3. Abschnitt: Die eigentliche Zusammenkunft des Zirkels

Sobald die Eltern die Ergebnisse der Untersuchung erhalten haben, gilt es, Bilanz zu ziehen. Man kann die Diskussion nach einem Schema leiten, indem man sich z.B. an das für Erwachsenengruppen vorgeschlagene Schema hält. Sodann wird man einen Rechenschaftsbericht über die Zusammenkunft erstellen, diesen den Eltern zusenden und sie dabei an das Datum erinnern, an dem der Welttag für Soziale Kommunikation oder ein anderes derartiges Ereignis begangen wird.

V. Anleitung für eine vorbereitende Befragung:

1. Unter den Kindern:

Bestimmte Fragen:

- Wie viele Stunden wöchentlich verbringt ihr vor dem Fernsehschirm?

- Welche Illustrierten lest ihr?

- Habt ihr einen Photoapparat?

- Habt ihr eine Filmkamera?

- Habt ihr ein Tonbandgerät?

- Wie oft im Monat geht ihr ins Kino? usw.

Fangfragen:

- Drei Lieder dieses oder jenes gerade in Mode stehenden Sängers.

- Der Held eines bestimmten Abenteurerfilms.

- Eine bestimmte Anzahl von Fragen, die sich auf Fernsehprogramme der letzten drei Monate

beziehen.

- Wenn die Befragung gut aufgebaut ist, wird man eine kleine Vorstellung von dem geistigen

Gewinn erhalten, den das Kind aus dem Fernsehen bezieht.

Wertungsfragen:

- Welche Sendung oder welcher Film hat dich in den letzten drei Monaten am meisten

beeindruckt? Warum?

- Welches Programm schien dir am objektivsten (diesen Be-griff vorher erklären!)? Warum?

- Welches Programm schien dir arn nützlichsten? Warum?

- An welchen Film hast du die schlechteste Erinnerung? Warum?

- Gab es darunter einen Film, der dir unwahr erschien? Warum?

- Gab es einen Film, der dir schädlich erschien?

- Gab es darunter Filme, die dir halfen, die schönen Seiten des Lebens zu erfassen?

Bei Klarstellung dieser Befragung muß man sich auf eine einfache Auswertung einrichten, indem man nur kurze Antworten zuläßt.

2. Befragung der Eltern:

Für diese zweite Untersuchung geben wir nur wenige Anweisungen, denn ihre Durchführung ist viel schwieriger. Sie wird nur in einer sehr aufgeschlossenen Gruppe möglich sein, wo sich die Eltern der Schüler ein und derselben Klasse häufig treffen, ihre Schwierigkeiten austauschen usw.

Es ist jedoch immer möglich, eine ganz kurze Befragung anzustellen, um ein oder zwei Punkte von dem, was die Kinder sagten, zu überprüfen. Der Lehrer kann den Eltern einen Umschlag mit einem kleinen Fragebogen übergeben, der wieder zurückgeschickt werden soll:

- Wieviel Zeit verbringt Ihr Kind in der Woche vor dem Fernsehschirm?

(Dabei berücksichtigen, ob der Fernseher auch während der Mahlzeiten eingeschaltet ist).

- Welche Illustrierte liest Ihr Kind?

- Macht es Photoaufnahmen?

- Man kann auch noch gezieltere Fragen stellen, z.B.:

- Hat in den letzten Monaten eine Sendung, ein Film, eine Zeitschrift ein positives Ergebnis für

Ihr Kind gehabt? Welches?

- Haben Sendungen oder Filme Anlaß zu Diskussionen in der Familie gegeben?

- Haben Sie darin eine Unterstützung für die Glaubenser-ziehung Ihrer Kinder gefunden?

3. Befragung der Lehrer:

Das ist noch schwieriger. Zu ihrer Beruhigung kann man ihnen von einer Untersuchung berichten, die in Frankreich durchgeführt wurde und die ergab, daß 75 % des pädagogischen Materials ungenutzt bleibt.

Als Fragen seien vorgeschlagen:

- Greifen Sie in Ihrer Klassen auf die Massenmedien zurück? Auf welche?

Mit welchen Zielsetzungen?

- Erhalten Sie darin eine Hilfe für die Erziehung der Kinder zu den Werten des Lebens? Zu

welchen Werten und wie?

- Tragen Sie dafür Sorge, die Kinder in das "Lesen" der Massenmedien einzuführen (und zwar nach ästhetischen, moralischen und geistlichen Kriterien und Werten)?

7. Erwachsenengruppen

Anregungen für Überlegungen

I. Einige Feststellungen

1. Das Positive:

- Das allenthalben feststellbare Bemühen um Objektivität bei der Information hat geistlichen Wertgehalt (im weiteren Sinn). Religiösen Nachrichten und Werten wird Platz eingeräumt. Bemühen in bestimmten Presseorganen und anderen Medien, diese Rubrik Personen anzuvertrauen, die beruflich und als Christen dazu berufen sind.

- Durch die christliche Presse oder durch religiöse Sendungen von hoher Qualität kann auch das Interesse nichtgläubiger bzw. ihren Glauben nicht praktizierender Menschen geweckt werden.

2. Das Negative:

- Absichtliches und vielsagendes Schweigen hat es darauf abgesehen, die spirituellen Werte unter den Scheffel zu stellen (vom militantem Atheismus ganz zu schweigen).

- Entstellungen: statt beim Wesentlichen hält man sich bei Details auf, bei dem, was nebensächlich und nachteilig ist, um ihm dann den Anstrich des Sensationellen, Kuriosen oder gar Skandalösen zu geben.

-Tendenziöse Deutungen religiöser Ereignisse und Lehren; einseitige Meinungsmache (z.B. gegen den Priesterzölibat); Ausnützung bestimmter Erklärungen für diesbezügliche Absichten und Zwecke.

- Die indifferente oder negative, ja sogar destruktive Haltung der Empfänger gegenüber den religiösen Werten und der religiösen Information in den Massenmedien: bei uns und um uns herum.

3. Die unheilvolle und bedauerliche Wirkung auf den Geist:

- Zweifel, Eklektizismus, Indifferenz, ja sogar Auflehnung (z.B. bei jungen Menschen).

II. Überlegung, die die Situation erfordert

1. Es ist richtig, daß die wunderbaren Möglichkeiten, die uns von der Kommunikationstechnik geboten werden, der Entwicklung des Menschen, aller Menschen, des ganzen Menschen dienen: auf menschlicher Ebene und auf der Ebene der höchsten Werte sowie seiner erhabensten Bestrebungen. Darunter die geistlichen Werte: die religiosen Werte und, für uns Christen, Glaube, Hoffnung, Liebe.

2. Die Menschen haben ein Recht auf diese Werte, so wie sie ein Recht auf andere Werte haben, mag es sich um die Information über das Leben ihrer religiösen Gemeinschaft (Ereignisse, Lehre) handeln oder eventuell um Bildung (Sendungen oder Zeitungsseiten über religiöse Kultur. Über alles, was man erlebt, tut, anstrebt.

3. Die Einrichtungen, die dem Menschen auf Grund religiöser Werte zur Verfügung stehen (Religionen, Kirchen), haben Anspruch darauf, daß ihr Leben und ihre Lehre objektiv dargestellt werden - ohne ihnen eine Sonderstellung einzuräumen, aber auch ohne sie zu benachteiligen.

4. Jeder von uns - Einzelperson, Gruppe, Gemeinschaft - ist verantwortlich für die Entwicklung der Massenmedien und ihren Gebrauch für oder gegen die ganzheitliche Entwicklung des Menschen und die Höherführung der Völker (vgl. Communio er progressio, 63-100; Aetatis novae, 3).

III. Möglicher Einsatz

- Was können wir, einzeln oder gemeinsam, für eine Verbesserung der Situation in den verschiedenen Massenmedien tun?

- Gratulieren und danken für bestimmte Sendungen, bestimmte Artikel; wenn nötig, Kritik oder Protest vorbringen und eine Richtigstellung bzw. das Recht auf Entgegnung verlangen; Zuschriften stets mit Unterschrift versehen usw.

- Ausbildung von Fachleuten für das Kommunikationswesen, die sich um die Achtung und Förderung religiöser Werte bemühen.

- Ökumenische Zusammenarbeit: alles, was sich gemeinsam machen läßt, tatsächlich gemeinsam machen. Seine Eigenständigkeit wahren und die der anderen achten.

- Die Möglichkeiten des Welttages der Sozialen Kommunikationsmittel ausschöpfen, um für diese Probleme empfänglich zu machen (vgl. Communio et progressio, 135-160; Aetatis novae, 11).

Teilnahme der Universitäten

Kino und Transzendenz

Die Wahrnehmung seiner Fähigkeit, eine Anziehungskraft auf die Massen auszuüben, war beim Kino nicht sogleich gegeben, sondem hat sich erst mit der Zeit als Ergebnis einer Reihe von allmählich erworbenen Erkenntnissen eingestellt. Als das eintrat, hat sich gleichzeitig die Filmindustrie durchgesetzt, die seit dem zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts in Hollywood ihr wichtigstes Antriebszentrum hatte. Andere, in Europa entstandene Zentren der Filmproduktion ließen sich, im Vergleich zu den in der amerikanischen Filmindustrie vorherrschenden, von alternativen Kriterien leiten. Das europäische Kino wählt in seinen fortschrittlichsten Formen als Wirkungsfeld die Gegenüberstellung mit den anderen Künsten, die als bevorzugte Form der modernen Kultur verstanden werden.

In den zwanziger Jahren haben wir in Frankreich das der Surrealismus-Bewegung nahestehende avantgardistische Kino; in Deutschland erlebt zur gleichen Zeit das expressionistische Kino seine Blüte; in Rußland rufen Sergei Eisenstein und andere Regisseure einen originellen Stil ins Leben, der einen wichtigen Abschnitt in der Entwicklung der Filmsprache und Filmkunst bezeichnen sollte. Filmindustrie und Kunstfilm scheinen, zumindest in der Theorie, auseinanderlaufende Wege einzuschlagen, obwohl die tatsächliche Situation viel komplizierter und widersprüchlicher ist, als es aus diesen kurzen Anmerkungen hervorgehen kann. Man sehe sich zum Beispiel den Fall Fritz Lang an, der, nachdem er in Deutschland einige Meisterwerke des expressionistischen Filmes geschaffen hatte, nach Hollywood übersiedelte, wo es ihm gelang, die Ansprüche seines persönlichen Stils mit jenen der Filmindustrie in Einklang zu bringen.

Das Kino war von allem Anfang an stets darauf bedacht, außer den bereits von den beliebtesten Formen der Literatur und des Volksschauspiels erprobten Themen (Abenteuerberichte, leidenschaftliche Dramen, komische Situationen etc.) auch kulturell anspruchsvollere Themen aufzugreifen (Biographien historischer Persönlichkeiten, Bearbeitungen großer Meisterwerke der Literatur und des klassischen Theaters etc.), darunter die aus der Bibel entnommenen Erzählungen und vor allem die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu: das war einer der ersten Stoffe, die auf die Leinwand gebracht wurden, und zwar in Nachahmung der ins Mittelalter zurückgehenden volkstümlichen Passionsspiele, deren Tradition sich manchenorts (z.B. in Oberammergau in Bayern) bis in unsere Tage erhalten hat. Die allerersten "Passionen" stellen ein wichtiges Kapitel der Filmgeschichte der Anfangszeit dar. Gelehrte haben über fünfzig solcher Filme gezählt, die vor 1915 gedreht worden sind.

Aber es liegt auf der Hand, daß derartige Themen, wenn sie den Möglichkeiten der Filmindustrie anvertraut werden (die es auch in den folgenden Jahrzehnten nie aufgegeben hat, sich in immer prächtigeren Ausstattungsfilmen dieser Themen anzunehmen), nur zum Teil zufriedenstellende Ergebnisse erzielen können. Denn mit der prunkvollen Ausstattung ging nicht immer die gebührende Vertiefung einher, die nur mit einer entsprechenden Kenntnis künstlerischer Mittel erreicht werden kann. Das gilt für viele Filme, die über die Gestalt Jesu, über andere biblische Personen, über die ersten christlichen Märtyrer usw. gedreht worden sind.

Die gesamte sehr stattliche Filmproduktion dieser Gattung trägt zudem, was den visuellen Aspekt betrifft, das Merkmal eines banalen, ja kitschigen Geschmacks (die Franzosen sprechen von "saint sulpicien"), der zwar bei einfachen Menschen sofort Gefallen findet, diejenigen aber, die über einen kultivierten Geschmack verfügen, die Nase rümpfen läßt und nicht selten bei denen Entrüstung ausgelöst hat, die in diesen Ausstattungsfilmen eine zu vorwiegend kommerziellen Zwecken vorgenommene Spekulation über religiöse Themen sehen wollten.

Um der Falle von Kitsch oder Banalität zu entgehen, haben es verschiedene, mit einem persönlichen Stil begabte Filmautoren vorgezogen, sich religiösen Themen, besonders dem Drama der Erlösung, durch die Anwendung indirekter Darstellungen der Passion Jesu zu nähern. In der Phantasie erdachte Priestergestalten, die zumeist aus bereits vorhandenen literarischen Werken entnommen waren, wurden auf die Leinwand gebracht, um auf die immerwährende Aktualität der Passion hinzuweisen, gemäß dem Wort: "Jesus wird mit dem Tod ringen bis zum Ende der Welt". Jesus leidet durch einen Mittelsmann, in der Person eines Priesters, der in seinem Leben den alten Grundsatz verwirklicht: Sacerdos alter Christus (Der Priester ist ein zweiter Christus).

In diesem Zusamrnenhang erinnern wir an Filme wie The Fugitive (1947) von John Ford; Das Tagebuch eines Landpfarrers (1950) von Robert Bresson; Nazarin (1958) von Luis Buñuel. Auch Alfred Hitchcock hat in seinem Film Ich gestehe (1953) etwas ähnliches versucht. Die nahe beeinanderliegenden Erscheinungsdaten dieser Filme besagen, daß in jenen Jahren Filmproduktionen dieser Gattung einen Höhepunkt erlebten.

An diesem Punkt können wir uns die Frage stellen, auf welche Weise im Film die Transzendenz in Erscheinung tritt. In den für die Massen bestimmten Ausstattungsfilmen, die biblische, christologische oder hagiographische Themen behandeln und unter großzügiger Anwendung von Spezialeffekten vom wundertätigen göttlichen Eingreifen sprechen? Wird es nicht vielleicht angebrachter sein, nach Spuren der Transzendenz in Filmen zu suchen, die das Außergewöhnliche im spektakulären Sinne des Wortes scheuen und stattdessen nach dem Außergewöhnlichen im Gewöhnlichen, das Göttliche im Menschlichen, das Wunder im Alltäglichen suchen? Kann man an die Transzendenz herankommen, wenn man sich einer Filmerzählung realistischer Prägung bedient, die die Handlung in ihrer anspruchslosen Objektivitat darstellt? Oder sollte nicht die Annahme richtiger sein, daß die Transzendenz im Film eher durch den indirekten und an Anspielungen reichen Gebrauch der symbolischen Sprache in Erscheinung tritt als in der Linearität einer realistischen Erzählung? Kann die Transzendenz, die in den vom Hauch poetischer Inspiration beseelten Filmen immer irgendwie vorhanden ist, auch von handwerklich gut gemachten Filmen, die aber nicht unbedingt den Meisterwerken der Filmkunst zuzuschreiben sind, auf überzeugende Weise gehandhabt werden? Inwieweit sind die persönlichen Überzeugungen des Filmemachers von dieser Art von Themen mitgepragt? Mit anderen Worten: muß einer das Geschenk des Glaubens besitzen, um einen guten Film über ein religiöses Thema machen zu können?

Das Kino ist in seiner hundertjährigen Geschichte durchtränkt von einer Sehnsucht nach Transzendenz; die Filme verdienen es daher, von denen studiert zu werden, die sich nach der Rolle der Religion im Rahmen der modernen Kultur fragen. Zu dieser bereits bekannten, den verschiedenen Kreisen Westeuropas angehörenden Präsenz ist jene eines Andrej Tarkovskij und Kristof Kieslowski hinzugekommen, die bezeichnenderweise aus Osteuropa stammen, während der Altmeister des portugiesischen Films, Manoel de Oliveira, nie aufgehört hat, in diesem Sinne zu arbeiten.

Aus Gründen gebotener Kürze kann ich nur diese Namen aufzählen, zu denen natürlich andere hinzuzufügen wären. Man muß an die Hauptfiguren so vieler Filme denken, vor allem Frauen, die auf der Leinwand in eindringlichen Nahaufnahmen dargestellt wurden, Personen an der Grenze zwischen Menschlichem und Übermenschlichem, dargestellt im Akt der Selbstüberwindung. Der Film hat in der Tat viel dazu beigetragen, Dinge zu sagen, die von der Seele ihren Ausgang nehmen und die Seele erreichen. Mit Bildem, die man sich ansieht und anhört, gelingt es dem Kino, wenn es sich gleichsam in einem Zustand der Gnade befindet, das wahrnehmbar zu machen, was man weder sehen noch hören kann.

Es gibt Regisseure, die es vermochten, die Naturerscheinungen und das Leben des Menschen, das sich aus ihnen entwickelt, mit einer solchen Haltung distanzierender und zugleich interessierter Beobachtung zu betrachten, daß sie einen Sinn höherer Einheit, der die gesamte Schöpfung beseelt, wahrnahmen. Man denke an die berühmten "Dokumentarfilme" von Robert Flaherty. Andere Regisseure, wie Joris Ivens, haben mit der Aufnahmekamera die bedeutungsvollsten Augenblicke des Kampfes des Menschen für die Erringung von seiner Würde besser entsprechenden Lebensbedingungen eingefangen.

Es gab eine als Neorealismus bezeichnete Periode des italienischen Filmes, in der verschiedene Filmproduzenten darin zu wetteifern schienen, im Lebensalltag, des in den unwürdigsten und elendsten Verhältnissen dahinvegetierenden Menschen, Spuren einer geistlichen Dimension zu entdecken, die um so glaubwürdiger war, je mehr sie von einer instinktiven Scham bemäntelt wurde.

Namen wie Roberto Rossellini, Vittorio De Sica, Luchino Visconti, Michelangelo Antonioni, Federico Fellini, Pier Paolo Pasolini und andere sind zusammen mit ihren Filmen, die überall Bewunderung fanden, um die Welt gegangen. Wie die großen Literaten und Künstler der vergangenen Jahrhunderte können sie als Botschafter - bei anderen Kulturen - einer von humanistischen und christlichen Werten durchdrungenen Auffassung von der Welt gelten.

Andere, aus anderen Kulturbereichen stammende Filme halten sich an eine andersartige Wertordnung, die jedoch auffallende Verwandtschaft mit der christlichen Kultur aufweist, wie zum Beispiel jene, die aus den Schätzen der alten Kulturen des Orients schöpfen. Bei aller Gedrängtheit dieser Anmerkungen muß auf die Filme des Inders Satyajit Ray und des Japaners Yasujro Ozu hingewiesen werden, die voller intimistischer Bemerkungen sind, welche in den Augen eines Christen die Züge jener Tugenden offenbaren, die die Kirchenväter in den Werken heidnischer Schriftsteller aufspürten und als naturalieter christianae (von Natur aus christlich) definierten.

Es handelt sich um Filme, die sich nicht darauf beschränken, zum Zweck der Erbauung oder Propaganda den Diskurs über die Werte auf inhaltlich abgedroschene Weise vorzulegen, sondern sich jeweils Annäherungsformen ausdenken mit einer Realität, die äußerlich durch Spuren und Anzeichen in Erscheinung tritt, welche, richtig ausgelegt, zur Entdeckung einer an Spiritualität reichen Innenwelt führen. Dasselbe könnte man im Zusammenhang mit anderen Filmproduktionen feststellen, die oft arm an technischen und finanziellen Möglichkeiten, aber reich an poetischer Inspiration und humanem Gehalt sind, wie z.B. Filme aus Lateinamerika, Afrika oder dem Nahen und Mittleren Osten. Interessante Anzeichen in dieser Richtung kommen in jüngster Zeit auch vom chinesischen Film.

Dann gibt es die gesamte Produktion des sogenannten unabhängigen Films. Dieser Film, der sich ganz oder teilweise von der Ausstattungsindustrie losgesagt hat, bewegt sich im Einklang mit den fortschrittlichsten Formen der modernen Kultur und Kunst und macht wie diese das tiefe geistige Unbehagen offenbar, an dem der Mensch in der heutigen Welt leidet. In diesem Rahmen sind typische Phänomene des modernen Kinos angesiedelt, das, von metalinguistischer Gärung durchdrungen, in angstvoller Unruhe darum bemüht ist, die Verfahren festzustellen und neu zu definieren, auf die sich seine Sprache stützt. Das reicht von den Nachklängen der französischen nouvelle vague bis zu den weniger konventionellen Forrnen des neuen amerikanischen Films, der sozusagen im Gegensatz zum alten Hollywood an der Atlantikküste entstanden ist.

Auch über diese Erscheinungen wölbt sich der weite Horizont der Transzendenz, der manchmal durchfurcht scheint von den bedrohlichen Wolken einer bevorstehenden Apokalypse, während der unkonventionelle Annäherungsversuch mit Stoffen aus der allgemeinen religiösen Vorstellungswelt beunruhigende, ja sogar gereizte Fragen über die Rolle der Religion in der modernen Welt aufwirft.

Angesichts von Erzeugnissen der Filmkunst, die diese Art von Problemen deutlich machen, hat man sich erst kürzlich von seiten derer, die sich in ihren Überzeugungen bedroht fühlen, mit Empörung Luft gemacht. Man mag sich fragen, ob es in Fällen wie diesen eine geeignete Maßnahme der Selbstverteidigung ist, auf das Geschrei mit noch lauterem Geschrei zu antworten. Das Kino ist eine weltweit akzeptierte Kulturform; auch in seinen provokatorischen Äußerungen verlangt es ruhige und klare Antworten. Aber vielleicht erwartet dieses Kino, noch bevor es Antworten verlangt, schlicht und einfach verstanden zu werden.

P. Virgilio Fantuzzi S.J.

Professor an der Päpstlichen Universität Gregoriana

Autor der Zeitschrift "Civiltà Cattolica"

Anmerkungen

<references />

Weblinks