Gerhard Feige
Gerhard Feige (* 19. November 1951 in Halle an der Saale) ist seit 2005 Bischof von Magdeburg.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Biografie
- 2 Positionen
- 2.1 Frauenpriestertum und Zölibat
- 2.2 Güterabwägung bei Maßnahmnen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie
- 2.3 Vatikan-Instruktion wirklichkeitsfern
- 2.4 Zur eucharistischen Gastfreundschaft
- 2.5 Zum 3. Ökumenischer Kirchentag
- 2.6 Sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit als Ziel der Ökumene
- 2.7 Aussagen zur sexuellen Orientierung, Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren
- 3 Weblinks
- 4 Anmerkungen
Biografie
Gerhard Feige, der Sohn eines Schuhmachermeisters und einer Hausfrau schloss seine schulische Laufbahn mit dem Abitur an der August-Hermann-Francke-Schule in seiner Geburtsstadt ab. Es folgte ein Studium der Theologie in Erfurt. Am 1. Juli 1978 empfing er in Magdeburg durch Bischof Johannes Braun die Priesterweihe.
Feige wirkte zunächst als Vikar in Salzwedel und Magdeburg. 1982 begann er eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Philosophisch-Theologischem Studium Erfurt, der einzigen Studiermöglichkeit für katholische Theologie in der DDR.
Seit 1989 lehrte Feige Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Ökumenische Theologie in Erfurt.
Bischof
Papst Johannes Paul II. ernannte Gerhard Feige am 19. Juli 1999 zum Titularbischof von Tisedi und zum Weihbischof in Magdeburg. Die Bischofsweihe empfing er am 11. September in der Magdeburger Kathedrale durch den Ortsbischof Leopold Novak. Mitkonsekratoren waren Joachim Wanke (Erfurt) und Paul-Werner Scheele (Würzburg).
Am 23. Februar 2005 berief Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Magdeburg. Die Amtseinführung erfolgte am 16. April. In der Deutschen Bischofskonferenz ist Feige Mitglied der Ökumenekommission und der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa. Er leitet die Arbeitsgruppe Kirchen des Ostens und den Aktionsausschuss des Osteuropa-Hilfswerkes Renovabis. Darüber hinaus ist Gerhard Feige, der seit 1983 die heilige Messe auch im byzantinischen Ritus zelebrieren darf, seit 2006, berufen durch den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen, Mitglied der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der Orthodoxen Kirche und der Römisch-Katholischen Kirche. Am 21. September 2016 wurde er in der Deutschen Bischofskonferenz als Vorsitzender der Ökumenekommission bestätigt.<ref>Deutsche Bischofskonferenz ordnet Zuständigkeiten neu Kath.net am 22 September 2016.</ref>
Am 22. Juli 2014 wurde er von Papst Franziskus zum Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen berufen.<ref>Nomine nel Pontificio Consiglio per la Promozione dell’Unità dei Cristiani, in: Presseamt des Heiligen Stuhls, Tägliches Bulletin vom 22. Juli 2014.</ref> Feige legte diese Mitgliedschaft Ende 2022 nieder, ebenso die in der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der Orthodoxen Kirche und der Römisch-Katholischen Kirche; er nannte dafür im Interview als Gründe neben Herausforderungen in seinem Bistum vor allem „manche Verwerfungen in den internationalen ökumenischen Beziehungen“ und stagnierende Fortschritte des theologischen Dialogs, so dass er sich ökumenisch lieber nur noch auf nationaler und regionaler Ebene engagieren wolle.<ref>Karin Wollschläger: „Das sollte uns Mut machen“. (Interview mit Ökumene-Bischof Gerhard Feige) In: Tag des Herrn Nr. 44, 5. November 2023, S. 3.</ref>
Positionen
Frauenpriestertum und Zölibat
- Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hielt am 12. Februar 2019 die Frage einer Priesterweihe von Frauen für weiterhin offen. „Dies rigoros abzulehnen und lediglich mit der Tradition zu argumentieren, überzeugt nicht mehr". Zugleich betonte er, momentan halte er die Möglichkeit, Frauen zu Priestern zu weihen, noch für unwahrscheinlich, da dies von zahlreichen Katholiken nicht mitgetragen und die Einheit der Kirche daran zerbrechen würde. „Andererseits aber wird dies kommen“, setzte Feige hinzu. „Vor einiger Zeit hätte ich das so noch nicht denken können.“ Unter Berufung auf Papst Franziskus erklärte der Bischof, die Lehre der Kirche sei nicht zu bewahren, ohne ihre Entwicklung zuzulassen. Im Laufe von zwei Jahrtausenden habe sich viel geändert….
Der Bischof äußerte sich auch zum Zölibat. Die freiwillige Verpflichtung zur Ehelosigkeit könne für manchen Priester „im Laufe des Lebens belastend werden“, räumte er ein. Der Zölibat sei aber „nicht göttlichen Rechts“, betonte Feige. Darum seien verheiratete Priester „durchaus denkbar, und es gibt sie ja auch - nicht weniger würdig und sakramental - in den katholischen Ostkirchen“. Die Frage sei nur, wie darüber in der römisch-katholischen Weltkirche eine Entscheidung zustande komme.<ref>Bischof Feige gegen rigorose Ablehnung von Frauenordination Vatican News am 12. Februar 2019</ref>
Güterabwägung bei Maßnahmnen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie
- Mich irritiert aber zunehmend der Unmut, den manche Gläubige und kirchliche Verantwortungsträger inzwischen wehleidig oder kämpferisch zum Ausdruck bringen. Sollten wir als Christen nicht eher verantwortungsbewusst und solidarisch mit dafür Sorge tragen, die lebensbedrohliche Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus einzudämmen und eine medizinische Überforderung unserer Gesellschaft zu verhindern, als ähnlich wie verschiedene Lobbyisten versuchen, unsere Partikularinteressen durchzusetzen? Und sind gegenüber den Nöten und Leiden derer, die um ihr eigenes Leben oder das von Verwandten bangen müssen, die kaum noch eine wirtschaftliche Perspektive für sich sehen oder die im Einsatz gegen die Pandemie beruflich in vorderster Linie gefragt sind, unsere Gottesdienstausfälle nicht fast Luxusprobleme? Da gilt es, die Güter entsprechend abzuwägen.<ref>Feige: Sind unsere Gottesdienstausfälle nicht fast Luxusprobleme? Katolisch.de am 20. April 2020</ref>
Vatikan-Instruktion wirklichkeitsfern
Bischof Gerhard Feige hat manche Ausführungen der Vatikan-Instruktion Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche im Juli 2020 als "wirklichkeitsfern" kritisiert. Sie hinterlasse "neben Ratlosigkeit und Verärgerung auch großen Schaden. Manche wird sie demotivieren, sich für unsere Kirche überhaupt noch einzusetzen", so Feige in einer Stellungnahme. Die extreme Diaspora-Situation seines Bistums könne man sich in Rom anscheinend nicht vorstellen und habe auch keinerlei positive Lösungsmöglichkeiten angesichts des noch größer werdenden Priestermangels aufgezeigt. Als Lernende nehme man die Anregungen der Instruktion gern an, "als Bischof lasse ich mich von deren restriktiven Anordnungen aber nicht lähmen und blockieren".<ref>Bischof Feige: Vieles in Vatikan-Instruktion ist "wirklichkeitsfern" Katholisch.de am 20. Juli 2020</ref>
Zur eucharistischen Gastfreundschaft
Feige kritisierte in einem KNA-Interview im Oktober 2020 die Glaubenskongregation und sagte, dass diese, gemessen an ihrer Kritik an der Studie zur Abendmahlsgemeinschaft "Gemeinsam am Tisch des Herrn" des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) manches nicht verstanden habe. Wörtlich sagte der Bischof: "Schwingt vielleicht immer noch ein exklusivistisches Kirchenbild mit und die Vorstellung, dass der einzige Weg zu einer Einheit der Christen letztlich nur die Rückkehr zur römisch-katholischen Kirche sein kann?" Die Glaubenskongration zeige nur auf, was "angeblich nicht katholischen Wahrheiten" entspreche. Nach Feiges Auffassung würden damit "wieder einmal" dogmatische und kirchenrechtliche Mauern höher gezogen.<ref>Feige(r)-Angriff auf die Glaubenskongregation Kath.net am 28. Oktober 2020</ref> Im Januar 2021 meint er, dass es in dieser Frage im neuen Jahr „nicht unbedingt“ offizielle Entscheidungen erwarte. „Aber wir lassen bei der Frage nicht locker“. Das Thema sei weiter akut und dränge zu sensiblen Lösungen. Für die Kirchen der EKD stelle es etwa kein Problem dar, katholische Christen in ihren Gottesdiensten zum Abendmahl einzuladen. „Wir können das umgekehrt nicht, jedenfalls nicht offiziell und generell. Allerdings sehen wir als katholische Kirche in Deutschland durchaus Spielraum für die persönliche Gewissensentscheidung des Einzelnen. Anders als das das römische Papier angedeutet hat.“ Zugleich mahnte Feige die Gläubigen bei der Abendmahlsfrage zu Geduld. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass die kirchliche Basis bei diesem Thema durchaus gemischt sei: „Es gibt diejenigen, die ökumenisch sehr bewegt sind und denen das alles nicht schnell genug geht. Es gibt aber auch diejenigen, die das ganz anders sehen. Und ich als Bischof muss beides wahrnehmen und kann mich nicht nur auf eine Seite schlagen.“<ref>Eucharistiegemeinschaft: „Wir lassen bei der Frage nicht locker“ Vatican News am 7. Januar 2021</ref>
Zum 3. Ökumenischer Kirchentag
Als eindrucksvoll habe er während der katholischen Eucharistiefeier im Frankfurter Dom das Schuldeingeständnis des Frankfurter Stadtdekans Johannes zu Eltz gegenüber den evangelischen Christen empfunden:<ref>Schub für die Ökumene durch den ÖKT? Vatican News am 17. Mai 2021</ref> Johannes zu Eltz bat zu Beginn der Messe im Kaiserdom evangelische Christen um Entschuldigung, weil sie vielfach unter dem Hochmut und Abgrenzungsbemühungen von katholischer Seite zu kämpfen hätten. "Ich bitte dafür um Verzeihung und danke für die Langmut." In seiner Predigt forderte er die Kirchen auf, Versteinerungen aufzulösen und Festungen des Rechthabenwollens zu verlassen. Wenn sie sich gegenseitig Vertrauen schenkten und auf Gott vertrauten, könnte die Welt eine überzeugendere Christenheit erleben.<ref>Mit Bitte um Entschuldigung: Kirchentag setzt Zeichen für Ökumene Katholisch.de am 16. Mai 2021</ref>
Sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit als Ziel der Ökumene
Bischof Gerhard Feige sah im Juli 2021 in den katholischen Reformbestrebungen "zukunftsweisendes Potenzial für die Ökumene". Feige verwies auf den Synodalen Weg in Deutschland und den von Papst Franziskus eröffneten weltweiten synodalen Prozess. Dort würden "Perspektiven hin zu einer Betonung des Bischofskollegiums in der Gemeinschaft mit dem Papst und hin zu einer Stärkung der Stimme des ganzen Gottesvolkes erkennbar". Noch sei jedoch "nicht absehbar, wohin diese Aufbrüche führen". Feige äußert die Hoffnung, "dass eine Bewegung, die der Synodalität mehr Gewicht gibt, auf unterschiedliche Weise den ökumenischen Dialog mit der Orthodoxie und mit den evangelischen Traditionen beflügeln wird". Er wünsche sich, "dass die Stärkung der Synodalität innerhalb der katholischen Kirche einhergeht mit der Suche nach kirchen- und konfessionsübergreifenden synodalen Strukturen". Ziel solle sein, "die bereits gegebene Einheit noch sichtbarer zu machen und auf dem Weg zur vollen sichtbaren Einheit in versöhnter Verschiedenheit, die das Ziel der Ökumene ist, weiter voranzukommen".<ref>Katholische Reformen beflügeln laut Feige Ökumene Domradio am 21. Juli 2021</ref>
Aussagen zur sexuellen Orientierung, Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren
- "Die Kirche ist im Umgang mit Menschen manchmal lebensbehindernd oder lebenszerstörend statt lebensfördernd". Vor über 60 Teilnehmenden aus dem Bistum Magdeburg verwies der Bischof auf das vor knapp zwei Wochen veröffentlichte Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising sowie die Initiative "#OutInChurch". Dabei hatten 125 queere Priester, Ordensleute und andere Mitarbeitende der katholischen Kirche ihre sexuelle Orientierung sowie damit verbundene Diskriminierungen auch in der Kirche öffentlich gemacht.<ref>Feige: Kirche ist "manchmal lebensbehindernd oder lebenszerstörend" Katholisch.de am 2. Februar 2022</ref>
- Im Rahmen der Aktion "#liebegewinnt-Gottesdienst" fand am 10. Mai 2022 in der Magdeburger Kathedrale St. Sebastian ein Segnungsgottesdienst für Paare.<ref>"Liebe gewinnt" Domradio am 9. Mai 2022</ref>
Weblinks
- Literatur von und über Gerhard Feige im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Datenbankeintrag bei Catholic-Hierarchy.org (engl.)
- Bischof Feige auf der Homepage des Bistums Magdeburg
- Bischof Feige: Ehe ist das Fundament Domradio am 28. September 2013
Vorgänger Leo Nowak |
† Bischof von Magdeburg ab 2006 |
Nachfolger --- |
Anmerkungen
<references />