Battista Varano
Battista Varano (* 9. April 1458 in Camerino, Marken, Italien; † 31. Mai 1524 Camerino) war eine italienische Klarissin und Mystikerin. Sie ist eine fruchtbare geistliche Schriftstellerin und Wegbereiterin der neuzeitlichen Herz-Jesu-Verehrung. Sie ist eine Heilige. Ihr liturgischer Gedenktag ist der 31. Mai.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Camilla Varano, mit bürgerlichem Namen, war eine Prinzessin, Tochter des Herzogs von Camerino und einstigen Generalkommandanten der Venezianer Giulio Cesare Varano. im Alter zwischen acht und zehn Jahren, durch eine Predigt des Franziskaners Domenico da Leonessa über das Leiden Christi so ergriffen, daß sie sich damals schon vornahm - wie sie in ihrer 1491 niedergeschriebenen Selbstbiographie «Das geistliche Leben» «Vita spirituale» geschrieben hat -, jeden Freitag zu einem Tag tiefen Mitleidens mit Jesus und ihr ganzes Leben zu einem Karfreitag ständiger Erinnerung an das seelische Leiden des göttlichen Herzens Jesu zu machen. Am Herzogshof wuchs sie jedoch im libertinistischen Geist der Renaissance auf.
Sehr früh schon wollte Camilla Varano ihr Leben ganz dem göttlichen Schmerzensmann von Golgotha im Ordensstand weihen, aber ihr Vater war dagegen und suchte sie standesgemäß zu verehelichen. Erst mit 23 Jahren gelang es ihr, den Widerstand des Vaters zu brechen. Am 4. November 1481 trat sie zusammen mit ihrer Cousine Gerinda im Klarissenkloster zu Urbino ein. Im Januar 1484 gründete Battista - so hieß Camilla Varano seit ihrem Ordenseintritt - zusammen mit acht Mitschwestern ein neues Klarissenkloster im aufgelösten Kloster der Olivetaner zu Camerino, das von ihrem Vater gegründet und Santa Chiara benannt wurde. Dieser Gemeinschaft stand sie mehrere Perioden lang als Äbtissin vor. Im Jahre 1502 provozierte Cesare Borgia 1502 eine Revolte die zur Ermordung ihres Vaters Cesare da Varano und ihre drei Brüder Annibale, Venanzio und Pirro führte. Im Jahre 1505 übersiedelte sie nach Fermo, um auch dort - einem Wunsch des Papstes Julius II. entsprechend - ein Klarissenkloster zu errichten. Nach zweijährigem Aufenthalt in Fermo kehrte Battista Varano dann wieder nach Camerino zurück und wirkte hier - immer vorbildlich das Ideal der hl. Clara verwirklichend - überaus segensreich bis zu ihrem seligen Heimgang aufgrund der Pest am 31. Mai 1524. Die Trauerfeiern fanden im herzoglichen Palast statt. Sr. Battista liegt in Chor von Santa Chiara in Camerino begraben.
Ihr spirituelles Leben
Der Beweggrund ihres Eintrittes in das strenge Klarissenkloster war «nicht aus knechtischer Furcht vor der Hölle oder in der zuversichtlichen Hoffnung einer reumütigen Sünderin auf den Lohn im Himmel, sondern aus der selbstlosen Liebe einer geliebten Tochter und Braut zum gekreuzigten Jesus» («Istruzioni al discepolo»). Sie wollte im Kloster dem Herzen Jesu «Liebe um Liebe, Leid um Leid, Blut um Blut, Tod um Tod» anbieten. Für diese Ganzhingabe und Weihe an das göttliche Herz Jesu brachte sie das reine Herz einer intakt gebliebenen leiblichen und seelischen Jungfräulichkeit.
Was am geistlichen Leben dieser franziskanischen Heiligen besonders auffällt, ist die innige Verbundenheit mit den für gewöhnlich viel zu wenig beachteten, unsagbar großen seelischen Leiden und Schmerzen Jesu in seiner Passion. Über das, was das göttliche Herz Jesu innerlich gelitten hat, empfing die selige Camilla Battista große mystische Erkenntnisse; sie drang tief in die Abgründe der sich vorbehaltlos hinopfernden Liebe des göttlichen Herzens ein. Sie hat darüber selbst ausführlich berichtet, zuerst in dem 1483 verfaßten Werk «Die Erinnerungen an Jesus» («I ricordi di Gesù»), dann vor allem in dem 1488 niedergeschriebenen, in mehr als 50 Auflagen erschienenen Werk «Die seelischen Leiden Jesu in seiner Passion» («Dolori mentali di Gesu nella sua Passione»). «Durch wunderbare Gnade des Heiligen Geistes wurde ich» - so schreibt sie in ihrer Selbstbiographie - «in das Geheimgemach des bewunderungswürdigen Herzens Jesu hineingeführt.» Dabei tauchte die Helige ganz tief «in das überaus bittere Meer der seelischen Schmerzen des Herzens Jesu ein». Der Herr selbst zeigte ihr in einer bedeutsamen Vision, daß ihr Name eingeschrieben sei in sein heiligstes Herz: «Ach, wie haben sich doch damals, Herr Jesus, in Deinem zinnoberroten Herzen ganz groß in antiken Goldbuchstaben die Worte mir gezeigt: <Ego te diligo Camillam> ...» Einem geistlichen Sohn gegenüber sagte die heilige Camilla Battista, wie sie es in ihrem 1501 verfaßten Werk «Anweisungen für einen Jünger» («Istruzioni al discepolo») niedergeschrieben hat: «Deine Mutter hat aus dem Herzen jener hochheiligen Brust all das empfangen, was sich - verborgen und unaussprechlich - als der kürzeste und sicherste Weg zur Vollkommenheit erwiesen hat und den sie bisher gegangen ist und weiter geht.»
Im «Brief für einen geistlichen Vater» «Lettera al padre spirituale» schrieb die Heilige bezüglich des eigentlichen Gegenstandes der Andacht zur heiligen Menschheit Christi, man müsse einzudringen trachten in das Gefäß, das heißt in das wie ein Meer so weite Herz des gebenedeiten Jesus, um seine Passion zu verkosten und sich daran zu sättigen; man dürfe nicht beim Lesen der Zeilen auf dem Gefäß, das heißt bei der Betrachtung der Wunden Christi stehen bleiben, sondern müsse tiefer gehen und bis zum Herzen Jesu vordringen. Es fällt auf, daß die selige Camilla Battista die Verehrung wohl auf das physische, leibliche Herz Jesu hinlenkte, dabei aber die ergreifenden Offenbarungen nicht übersah, die uns im symbolisch betrachteten Herzen gegeben sind: das physische, leibliche Herz Jesu, gesehen als Symbol der abgrundtiefen Liebe Christi zu den Menschen.
Als praktische Auswirkung der Verehrung des göttlichen Herzens Jesu erwartete Camilla Battista von jenen, die sie eifrig üben, vor allem immer stärkere Nachahmung der Tugenden des Herzens Jesu; dabei fällt auf, dass bei dieser Heiligen von Sühne, die diesem heiligsten Herzen geleistet werden soll, etwa im Sinn der Anweisungen, die Jesus selbst dann der heiligen Margareta Maria Alacoque gab, noch nicht die Rede ist, wohl aber weist die mystisch begnadete Klarissin bereits auf die Schmerzen hin, die Jesus wegen der Undankbarkeit der Menschen gelitten hat.
Die heilige Battista Varano selbst hat das göttliche Herz Jesu vor allem in seiner Demut und Sanftmut, Geduld und Leidensbereitschaft nachgeahmt, da Gott sie oft und schwer im Feuerofen von Krankheiten und inneren Seelenleiden prüfte. Überdies ertrug sie tapfer und großmütig und in auffallender seelischer Heiterkeit die Ermordung ihrer nächsten Verwandten. Die Heilige verzieh und betete für die Mörder ihrer engsten Verwandten. Sie liebte das göttliche Herz Jesu über alles, so daß sie in ihrem «Traktat über die Herzensreinheit» («Trattato della purita dei cuore») dem Herzen Jesu gegenüber sogar die Bitte aussprach: «Schicke mich, wie ich es verdiene, in die Hölle, nur laß mich Dich auch dort noch lieben!»
Der Herr belohnte diese heroisch gesinnte Klarissin überreich mit Gnaden und mystischen Schauungen, die ihren Niederschlag fanden in ihren 21 Werken verfasste, und zwar nie etwa aus rein weltlichen literarischen Motiven, sondern nur im Gehorsam gegenüber den inneren Einsprechungen und Aufträgen, die sie erhielt. So war es vor allem bei ihrem 1488 niedergeschriebenen Werk über die seelischen Leiden Jesu in seiner Passion der Fall. Dieses ihr Haupt- und Meisterwerk schrieb die selige Camilla Battista Varano nur, weil ihr der Herr über die Leiden seines von Todesangst gequälten Herzens ergreifende Offenbarungen hatte zukommen lassen und ihr dann befohlen hatte: «Geh und schreibe all das, was du über die seelischen Schmerzen meiner Passion erfahren hast, nieder!»
Selig- und Heiligsprechung
Battista Varano wurde im Pontifikat Gregor XVI. 7. April 1843 seliggesprochen. Sie wurde im Pontifikat Benedikt XVI. am 17. Oktober 2010 heiliggesprochen.<ref>Drei Herz-Jesu-Apostel werden von der Kirche im Jahr 2010 geehrt Kath.net am 26. Februar 2010</ref> Der Papst sagte in der Predigt auf dem Petersplatz: "Das Leben der heiligen Battista, das völlig in die Tiefen Gottes eingetaucht war, war ein ständiger Aufstieg im Leben der Vollkommenheit, mit einer heldenhaften Liebe zu Gott und zum Nächsten. Sie war von großen Leiden und mystischen Tröstungen gezeichnet; sie hatte nämlich beschlossen, wie sie selbst schreibt, »in das Heiligste Herz Jesu einzutreten und im Ozean seiner bittersten Leiden zu ertrinken«. In einer Zeit, in der die Kirche von einem Verfall der Sitten gezeichnet war, schlug sie entschlossen den Weg der Buße und des Gebets ein, beseelt von dem glühenden Wunsch nach der Erneuerung des mystischen Leibes Christi.
Werke
Battista Varano verfasste 21 Werke, die sie italienisch oder auch lateinisch, in Prosa und in Versen niederschrieb. Durch ihre Schriften, von denen viele noch unveröffentlicht sind, wurde sie eine Wegbereiterin der neuzeitlichen Herz-Jesu-Verehrung. Sie "verraten reiche natürliche Begabung, feine Geistesbildung und hohe mystische Begnadung, und sie sind für die Entwicklung der Herz-Jesu- Verehrung von großer Bedeutung» (LThK 2. Auflage, 1/1229).
- Haupt- und Meisterwerk: Werk über die seelischen Leiden Jesu in seiner Passion 1488.
- Selstbiographie 1491
- Das geistliche Leben (Vita spirituale)
- Anweisungen für einen Jünger (Istruzioni al discepolo)
- Erinnerungen an Jesus (I ricordi di Gesú)
- Unseres Herrn Seelenleiden: betrachtet von der Seligen Baptista Varani, aus dem Orden der Hl. Clara (Dolori mentali die Gesú nella sua Passione), Innsbruck 1872
- Brief für den geistlichen Vater (Lettera al padre spirituale)
Literatur
- Gottfried Egger: Es begann mit einer Träne... Leben und Schriften der heiligen Camilla Battista von Varano OSC Be&Be Verlag 2012 (456 Seiten; ISBN 978-3-902694-36-2).
- Ferdinand Holböck: Aufblick zum Durchbohrten (Herz-Jesu-Heilige in allen Jahrhunderten). Christiana Verlag, Stein am Rhein 1990, S. 174-177 (1. Auflage; Kirchliche Druckerlaubnis Erzbischöfliches Ordinariat Salzburg 3. November 1988 Zl. 967/88). ISBN 3-7171-0924-3).
Weblinks
Anmerkungen
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