Paradies: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Begriff '''Paradies''' bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch einen Ort vollkommener Sorglosigkeit. Gebräuchlich ist diese Bezeichnung auch für das Leben der ersten Menschen im Urzustand. Jedoch wäre es sinnlos, wissenschaftlich nach dem Ort dieser Existenz in der Geschichte zu fragen. [[Adam]] und [[Eva]], die Stammeltern also, lebten, gemäß göttlicher Offenbarung, in einem ''Zustand der Gotteskindschaft'' (und brauchten den [[Tod]] nicht schauen), bevor sie in [[Sünde]] fielen. Dieser Fall betraf aber schon ''die ersten Menschen'' der Geschichte. | Der Begriff '''Paradies''' bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch einen Ort vollkommener Sorglosigkeit. Gebräuchlich ist diese Bezeichnung auch für das Leben der ersten Menschen im Urzustand. Jedoch wäre es sinnlos, wissenschaftlich nach dem Ort dieser Existenz in der Geschichte zu fragen. [[Adam]] und [[Eva]], die Stammeltern also, lebten, gemäß göttlicher Offenbarung, in einem ''Zustand der Gotteskindschaft'' (und brauchten den [[Tod]] nicht schauen), bevor sie in [[Sünde]] fielen. Dieser Fall betraf aber schon ''die ersten Menschen'' der Geschichte. | ||
− | Das bedeutet, dass es keine "Epoche" eines über Generationen hin paradiesischen "Naturzustandes" früherer Menschenkultur gab. Auch ist es abwegig, den (nicht-mythischen, realen) Sündenfall in ein "notwendiges" Aufbegehren gegen Gott umzudeuten, als ob der erste Mensch erst durch diese Revolte zum Menschen geworden sei. Das wahre Menschsein ist vielmehr erst in Christus, dem zweiten Adam, wieder eröffnet worden (vgl. [[Gaudium et spes]], Nr. 22). | + | Das bedeutet, dass es keine "Epoche" eines, über Generationen hin, paradiesischen "Naturzustandes" früherer Menschenkultur gab. Auch ist es abwegig, den (nicht-mythischen, realen) Sündenfall in ein "notwendiges" Aufbegehren gegen Gott umzudeuten, als ob der erste Mensch erst ''durch'' diese Revolte zum Menschen geworden sei. Das wahre Menschsein ist vielmehr erst in Christus, dem zweiten Adam, wieder eröffnet worden (vgl. [[Gaudium et spes]], Nr. 22). |
=== Paradies: Naturzustand? === | === Paradies: Naturzustand? === | ||
− | Der Begriff des "Naturzustandes" (''natura pura'') ist nicht als die wissenschaftliche Beschreibung eines wirklichen Daseins in früheren, unvordenklichen Zeiten tragfähig. Es ist ein abstrakter Begriff, der, bereits unter den erleuchteten Bedingungen der Offenbarung, zurückzuerschließen versucht, wie das gottgewollte Geschöpf zu denken sei, | + | Der Begriff des "Naturzustandes" (''natura pura'') ist '''nicht''' als die ''wissenschaftliche Beschreibung'' eines wirklichen Daseins in früheren, unvordenklichen Zeiten tragfähig. Es ist ein abstrakter Begriff, der, bereits unter den erleuchteten Bedingungen der [[Offenbarung]], zurückzuerschließen versucht, wie das gottgewollte Geschöpf zu denken sei, wenn man die [[Gnade]] Gottes ''außer Betracht'' lässt. Außer Wirksamkeit gesetzt werden kann das Gnadenwirken aber durch menschliche Spekulation keineswegs. Hier tun sich verheerende Abgründe auf, als könne die Menschennatur überhaupt ohne Gott gedacht werden. Denn dann würde die Gnadenordnung zu einer nur akzidentellen Wirklichkeit, die auch entfallen könnte. Sobald dieser Gedanke auch nur ansatzweise auftritt, ist der erste Schritt zum [[Atheismus]] schon vollzogen (bspw. unbewusst schon in der [[Reformation]], die die gesamte Natur ''gedanklich'' der Erbsünde unterwarf). |
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+ | Eigentlich ist aber auch das natürliche Leben der Menschen bereits durch den Schöpfer geschenkt; unverdient und ungeschuldet tritt die Gnade Christi in der [[Erlösung]] hinzu. So betrachtet ist das ''Leben in der Gnade'' das einzig mögliche ''paradiesische Leben''. In diesem Sinne wird das Wort Paradies auch auf das letzte Ziel geglückter menschlicher Existenz angewendet, den [[Himmel]]. | ||
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+ | * [[Ambrosius von Mailand]]: ''Über das Paradies'', Übersetzt von Susanne Greiner, eingeleitet von Giorgio Maschio, [[Johannes Verlag Einsiedeln]] (Reihe: [[Christliche Meister]] 55), 2013 (101 Seiten, kartoniert, ISBN 978 3 89411 415 2). | ||
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+ | * Giuseppe Tomaselli: Das Paradies. [[Ruhland Verlag Altötting]] ohne Jahr (116 Seiten). | ||
+ | * Bernhard Hemelsoet: ''Das Paradies im Zeugnis der [[Bibel]]; Deutsche Übersetzung Erwin Huger, (Tb., = Im Zeugnis der Bibel, Band 6), [[Otto Müller Verlag]] Salzburg 1963 (102 Seiten). | ||
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Aktuelle Version vom 10. August 2023, 10:14 Uhr
Der Begriff Paradies bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch einen Ort vollkommener Sorglosigkeit. Gebräuchlich ist diese Bezeichnung auch für das Leben der ersten Menschen im Urzustand. Jedoch wäre es sinnlos, wissenschaftlich nach dem Ort dieser Existenz in der Geschichte zu fragen. Adam und Eva, die Stammeltern also, lebten, gemäß göttlicher Offenbarung, in einem Zustand der Gotteskindschaft (und brauchten den Tod nicht schauen), bevor sie in Sünde fielen. Dieser Fall betraf aber schon die ersten Menschen der Geschichte.
Das bedeutet, dass es keine "Epoche" eines, über Generationen hin, paradiesischen "Naturzustandes" früherer Menschenkultur gab. Auch ist es abwegig, den (nicht-mythischen, realen) Sündenfall in ein "notwendiges" Aufbegehren gegen Gott umzudeuten, als ob der erste Mensch erst durch diese Revolte zum Menschen geworden sei. Das wahre Menschsein ist vielmehr erst in Christus, dem zweiten Adam, wieder eröffnet worden (vgl. Gaudium et spes, Nr. 22).
Inhaltsverzeichnis
Paradies: Naturzustand?
Der Begriff des "Naturzustandes" (natura pura) ist nicht als die wissenschaftliche Beschreibung eines wirklichen Daseins in früheren, unvordenklichen Zeiten tragfähig. Es ist ein abstrakter Begriff, der, bereits unter den erleuchteten Bedingungen der Offenbarung, zurückzuerschließen versucht, wie das gottgewollte Geschöpf zu denken sei, wenn man die Gnade Gottes außer Betracht lässt. Außer Wirksamkeit gesetzt werden kann das Gnadenwirken aber durch menschliche Spekulation keineswegs. Hier tun sich verheerende Abgründe auf, als könne die Menschennatur überhaupt ohne Gott gedacht werden. Denn dann würde die Gnadenordnung zu einer nur akzidentellen Wirklichkeit, die auch entfallen könnte. Sobald dieser Gedanke auch nur ansatzweise auftritt, ist der erste Schritt zum Atheismus schon vollzogen (bspw. unbewusst schon in der Reformation, die die gesamte Natur gedanklich der Erbsünde unterwarf).
Eigentlich ist aber auch das natürliche Leben der Menschen bereits durch den Schöpfer geschenkt; unverdient und ungeschuldet tritt die Gnade Christi in der Erlösung hinzu. So betrachtet ist das Leben in der Gnade das einzig mögliche paradiesische Leben. In diesem Sinne wird das Wort Paradies auch auf das letzte Ziel geglückter menschlicher Existenz angewendet, den Himmel.
Literatur
- Ambrosius von Mailand: Über das Paradies, Übersetzt von Susanne Greiner, eingeleitet von Giorgio Maschio, Johannes Verlag Einsiedeln (Reihe: Christliche Meister 55), 2013 (101 Seiten, kartoniert, ISBN 978 3 89411 415 2).
- 14 Jahrhundert: Epos von → Dante Alighieri: Göttliche Komödie#Das Paradies.
- Giuseppe Tomaselli: Das Paradies. Ruhland Verlag Altötting ohne Jahr (116 Seiten).
- Bernhard Hemelsoet: Das Paradies im Zeugnis der Bibel; Deutsche Übersetzung Erwin Huger, (Tb., = Im Zeugnis der Bibel, Band 6), Otto Müller Verlag Salzburg 1963 (102 Seiten).
Göttliche Person | Offenbarer-Zuordnung : Ordnung | Schöpfungs- geschichte |
---|---|---|
Schöpfer Himmels und der Erde | Anfang - Paradies - aus dem Nichts geschaffen - Alter Bund | |
Erlöser | Mitte - Kirche - Menschwerdung - Neuer und ewiger Bund ↓ | |
Heiligmacher oder Heimholer |
Ende - Himmlisches Jerusalem |
- zu Ordnung: Dreifache Ordnung der Natur, der Gnade und der Glorie. : Leo XIII. in der Enzyklika Augustissimae virginis Die Rosenkranzbruderschaft und die heiligen Engel im Rosenkranzgebet, Nr. 2; Die Gottheit ist in ihren drei Personen zu betrachten, nämlich in dem zeugenden Vater, dem erzeugten Sohn und dem hervorgehenden Heiligen Geist, sowie in ihrer vierfachen Tätigkeit: der Schöpfung des naturhaften Seins, der Wiedererschaffung des gnadenhaften Seins, der Auferweckung zum ewigen Leben und der Verherrlichung durch die Verleihung der Glorie. : in: Johannes Bonaventura: Breviloquium#7. Kapitel: Die Betätigung der Glaubensgnade.
Zusammenhänge
Sittengesetz | Gotteben- bildlichkeit |
Mensch (1 Kor 15, 21f.45.47) | aufgrund: | Sein und Tun | Wo? | herrschen / walten |
---|---|---|---|---|---|---|
Natürliches- Sittengesetz |
Erste (Gen 1, 26,27) |
Erster Adam von der Erde (irdisches Lebewesen) | Ursünde durch Ungehorsam (Gen 3, 1-24): Fluch | verdunkelter Verstand - geschwächter Wille - gutes und böses Tun | Paradies | Kosmos (Gen 1, 26,) |
übernatürliches Christliches- Sittengesetz |
Zweite (Röm 8, 29) |
Zweiter Adam vom Himmel (lebendig machender Geist) | Sühnetod aus Gehorsam: Segen durch Liebe bis zum Kreuz (Phil 2, 8) | erhellter Verstand - gestärkter Wille - durch das Evangelium (Gleichnisse) | Himmlisches Jerusalem | Christus und seine Glieder herrschen über die gesamte Schöpfung in alle Ewigkeit (Offb 22, 5)
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Anmerkungen
<references />