Robert Schuman

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen

Jean-Baptiste Nicolas Robert Schuman ( *29. Juni 1886 in Clausen, Luxemburg; † 4. September 1963 in Scy-Chazelles (nicht weit von Metz), Frankreich) war Politiker wird als "Ehrwürdiger Diener Gottes" verehrt.

Biografie

Robert Schuman wurde in christlichen Werten, der Praxis der Tugenden und des Gebets, der Marienverehrung und der täglichen Teilnahme an der Heiligen Messe erzogen, studierte in Luxemburg und Metz und schloss in Straßburg das Jurastudium mit der Promotion ab. Während seines Studiums schloss er sich der von katholischen Studenten gegründeten Studentenvereinigung »Unitas« an, die auf den Prinzipien »virtus, scientia et amicitia« basierte.

Als er 1912 seine Tätigkeit als Rechtsanwalt in Metz aufnahm, wurde er von Msgr. Benzler, dem späteren Bischof von Metz, mit dem Amt des Präsidenten des Diözesanverbandes der katholischen Jugendvereinigungen betraut. In diesen Jahren kümmerte er sich außerdem um verlassene und straffällig gewordene Kinder.

Im Jahr 1913 war er an der Organisation des 60. Katholikentags beteiligt, der in jenem Jahr in Metz stattfand. Im Ersten Weltkrieg war er in der Zivilverwaltung tätig. Nach dem Krieg fiel Lothringen endgültig an Frankreich. Diese Ereignisse weckten in Schuman den Traum von einem geeinten Europa, das auf Solidarität gegründet ist und zur Sicherung des Weltfriedens beiträgt.

Im Jahr 1919 begann er seine politische Karriere, die er als Sendung und Verpflichtung zum Apostolat auf sich nahm. Er wurde zum ersten Mal als Abgeordneter für das Departement Moselle gewählt: Er widmete sich insbesondere der legislativen Integration des Elsass und Lothringens nach ihrem Anschluss an Frankreich und setzte sich für die Verteidigung des Konkordats mit dem Heiligen Stuhl sowie für soziale Gerechtigkeit ein.

Seine Tätigkeit wurde durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs unterbrochen. Von der Gestapo verhaftet und vom 14. September 1940 bis zum 12. April 1941 inhaftiert, wurde er anschließend in ein Zwangsdomizil in Neustadt verlegt. Am 1. August gelang ihm die Flucht und er lebte bis zum Ende des Krieges im Untergrund, wobei er hauptsächlich in Klöstern Zuflucht fand. Nach Kriegsende wurde er 1945 und 1946 in die verfassungsgebende Versammlung gewählt. Danach wurde er erneut zum Abgeordneten gewählt und bekleidete wichtige Positionen in der französischen Regierung. Von Juni 1946 bis November 1947 war er Finanzminister; von November 1947 bis Juli 1948 Premierminister; von Juli 1948 bis Januar 1953 Außenminister; ab 1953 Siegelbewahrer - ein moralischer Orientierungspunkt für das Land. Er setzte sich nachdrücklich für die Schaffung eines gemeinsamen Systems wirtschaftlichen und sozialen Wachstums ein. Der Diener Gottes war maßgeblich an der Ausarbeitung der Erklärung vom 9. Mai 1950 beteiligt, die als Gründungsakt des neuen Europas gilt.

Er kehrte 1955 in die Regierung zurück und war bis 1956 Justizminister. In diesen Jahren wurde er zu einem Pilger des Friedens und der Entspannung in Europa und arbeitete immer enger mit Konrad Adenauer und Alcide De Gasperi zusammen, mit denen er als »Vater, Apostel des geeinten Europas, Pilger, Architekt, Wegbereiter der europäischen Einheit« oder – von Paul VI. – als »unermüdlicher Pionier des geeinten Europa« bezeichnet wurde. Die Arbeit von Schuman, Adenauer und De Gasperi führte zum Vertrag von Rom, der am 25. März 1957 unterzeichnet wurde. Am 19. März 1958 wurde Schuman, Vorsitzender der Europäischen Bewegung, einstimmig zum ersten Präsidenten des Europäischen Parlaments in Straßburg gewählt und im Januar 1959 in diesem Amt bestätigt. 1961 erlitt er auf einem Spaziergang einen Schlaganfall, von dem er sich nicht wieder erholte. Er starb am 4. September 1963 im Alter von 77 Jahren in Scy-Chazelles (Frankreich).

Charakterisierung

Schuman lebte die Tugend des Glaubens als Dimension, die sein gesamtes Leben bestimmte. Seine Entscheidung, sich in der Politik zu engagieren, betrachtete er als Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes. Der Glaube nährte und unterstützte sein Engagement für ein geeintes und versöhntes Europa. In tiefer Sammlung und Stille nahm er täglich an der Eucharistiefeier teil. Wenn es ihm möglich war, besuchte er regelmäßig das Allerheiligste Sakrament. Ebenso empfing er regelmäßig das Sakrament der Versöhnung. Er war ein Mann des persönlichen und liturgischen Gebets und betete regelmäßig das Stundengebet. Er war fleißig und treu in der täglichen Betrachtung der Heiligen Schrift und im Beten des Rosenkranzes. Ein einzigartiger und charakteristischer Aspekt von Schumans Spiritualität war seine Liebe zu den großen Klöstern, wo er Zuflucht suchte, um zu meditieren und zu beten.

Als Regierungsvertreter im Dienste eines säkularen Staates respektierte Schuman die Säkularität des Staates voll und ganz, aber er war nie bereit, gegen sein Gewissen zu handeln, das im Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes und der Lehre der Kirche gebildet war. Er war beseelt von einer heroischen Hoffnung, die sich nicht auf die eigene Kraft verließ und die vor allem aus seinem politischen Handeln im Dienste der Idee eines geeinten Europas sichtbar wird. Wichtige Aspekte, um seine heroisch gelebte Hoffnung zu verstehen, sind zweifellos die Gelassenheit und der Friede, die von seiner Person ausgingen, die Frucht seines festen Vertrauens in die Vorsehung.

Im Leben von Robert Schuman war die der Liebe zu Gott und zum Nächsten eine beständige Übung. Mit tiefem Respekt wandte er sich den Menschen zu, besonders den Einfachsten. Er liebte die Armen: Keiner von denen, die an seine Tür klopften, ging mit leeren Händen. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs setzte er sich aktiv dafür ein, den hunderttausenden aus Elsass-Lothringen Vertriebenen zu helfen, die ohne alles dastanden. Den Kindern in den Waisenhäusern brachte er immer eine tätige Nähe und große Güte entgegen. Mit seinem Geld unterstützte er viele karitative Einrichtungen für Leprakranke, Flüchtlinge und Invaliden.

Das Wohnhaus Schumans in Scy-Chazelles ist 2021 ein Museum. Zum Haus gehört ein großer Garten mit einem weiten Blick über das Tal der Mosel. Die Grabstätte Schumans befindet sich in der Nähe, in einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert.<ref>Osservatore Romano 2. Juli 2021, S. 6,</ref>

Es ist bekannt, dass er die Summa Theologica des heiligen Thomas von Aquin gründlich studiert hat, dass er Latein und Griechisch konnte und dass er sich auch von den Schriften des heiligen Augustinus stark hat inspirieren lassen. Er ist das Beispiel für einen im Dienst an der Gesellschaft und dem politischen Leben engagierten Christen. In diesem Sinne kann man sagen, dass Schuman sicherlich ein Vorbild ist, das Vorbild eines Laien, der seinen christlichen Glauben tief gelebt hat und der sein ganzes Leben in den Dienst der anderen gestellt hat.<ref>Osservatore Romano 2. Juli 2021, S. 6 - Interview mit dem Postulator des Seligsprechungsprozesses Bernard Ardura.</ref>

Ehrungen

Auszeichnungen zu Lebzeiten

  • 1956: Piusorden
  • 1958: Karlspreis
  • 1959: Erasmuspreis

Postume Ehrungen

Nach Robert Schumans Tod wurden in Europa viele Örtlichkeiten nach ihm benannt. Hier eine kleine Auswahl:

  • 1966 wurde am 24. Oktober in Luxemburg das Robert Schuman-Monument eingeweiht.
  • Eine Schule in Cham trägt seit 1968 den Namen Robert-Schuman-Gymnasium.
  • Seit 1993 trägt die ehemalige Georg-Teschner-Kaserne, in Müllheim (Baden), den Namen Robert-Schuman-Kaserne. (Nach 1945 hieß die damals noch französische Kaserne Quartier Turenne, nach dem französischen Heerführer und Marschall von Frankreich Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne, 1611–1675). Die Kaserne beherbergt seither den Brigadestab und ein deutsch-französisches Versorgungsbataillon der Deutsch-Französischen Brigade.
  • 1997 wurde die Filiale der Katholischen Akademie in Trier in Robert-Schuman-Haus umbenannt. Das Gebäude dient als Tagungszentrum, auch über die Schließung der eigentlichen Akademie 2012 hinaus.
  • 2007 wurde das ehemalige Wohnhaus von Robert Schuman in Scy-Chazelles vom französischen Staat mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.<ref>aus der Wikipedia, abgerufen am 3. Juli 2021</ref>

Seligsprechung

Der Seligsprechungsprozesses für Robert Schuman begann in 1980er-Jahren in der Diözese Metz. Postulator des Seligsprechungsprozesses ist der französische Prämonstratenser Bernard Ardura. Die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse erkannte Schuman am 19. Juni 2021 den Titel "Ehrwürdiger Diener Gottes" zu.

Literatur

  • Raymond Poidevin: Robert Schumans Deutschland- und Europapolitik zwischen Tradition und Neuorientierung. 1976, ISBN 3-920896-26-2.
  • Hans August Lücker: Robert Schuman. Europäer aus christlicher Verantwortung. Vallendar 1992.
  • Jean Seitlinger, Hans August Lücker: Robert Schuman und die Einigung Europas. Bouvier Verlag, Bonn 2000, ISBN 3-416-02891-0.
  • Hermann-J. Benning: Robert Schuman. Leben und Vermächtnis. Neue Stadt Verlag, München 2013, ISBN 978-3-87996-997-5<ref>aus der Wikipedia, abgerufen am 3. Juli 2021</ref>

Weblinks

Anmerkungen

<references />