Rassismus

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Rassismus ist die ideologische Vorstellung von einer biologisch bestimmten Überlegenheit einer Rasse oder Volksgruppe über andere. Der Rassismus verstößt gegen die Sittenordnung.<ref>Pius XII. Ansprache Soyez les bienvenus, Messieurs an den Ersten Internationalen Kongress für medizinische Vererbungslehre, das "Primum Symposium Internationale Geneticae Medicae" über Wahrheitscharakter und praktische Bedeutung der Genetik vom 8. September 1953.</ref> Er hat sich vor allem aus der Praxis der Kolonisierung und Sklaverei zu Beginn der Neuzeit entwickelt.<ref> Päpstliche Kommission "Justitia et Pax": Dokument Rassenvorurteile. Die Kirche und der Rassismus vom 3. November 1988, Nr. 2.</ref> Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Begriff "Rasse" erstmals zur biologischen Klassifizierung von Menschen angewandt.

Erklärung

Alle Menschen und die menschlichen Gemeinschaften haben die gleiche Würde. Das bedeutet nicht, dass sie zu bestimmter Zeit auch alle die gleichen physischen Fähigkeiten, kulturellen Reichtümer, geistigen und moralischen Stärken besitzen oder auf demselben Entwicklungsstand stehen. Gleichheit heißt nicht Einförmigkeit. Es kommt darauf an, die Vielfalt und Komplementarität der jeweiligen kulturellen Schätze und moralischen Qualitäten anzuerkennen. Gleiche Behandlung impliziert mithin ein gewisses Anerkenntnis von Unterschieden, wie es Minderheiten selbst fordern, damit sie sich nach ihren eigenen Merkmalen, im Respekt vor anderen und für das Gemeinwohl der Gesellschaft und der Weltgemeinschaft entwickeln können. Aber keine Gruppe darf sich einer natürlichen Überlegenheit über andere rühmen oder Diskriminierungen üben, die die Grundrechte der Person berühren.<ref> Dokument Rassenvorurteile, Nr. 23+24; Johannes XXIII.: Enzyklika Pacem in terris über den Frieden unter allen Völkern in Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit vom 11. April 1963, Nr. 86-90.</ref>

Rassenvorurteile stammen zumeist aus der Unkenntnis der anderen, die sich in wilde Fantasien versteigt und Angst verursacht, sofern sie nicht ideologisch genährt werden. Es besteht heute kein Mangel an Gelegenheiten, junge Menschen an Achtung und Wertschätzung des Andersseins zu gewöhnen: internationaler Austausch, Reisen, Sprachkurse, Städtepartnerschaften, Ferienlager, internationale Schulen, Sport und kulturelle Veranstaltungen.<ref> Dokument Rassenvorurteile, Nr. 28.</ref>

Die Opfer des Rassismus, wo immer sie sich befinden, müssen verteidigt werden. Diskriminierende Handlungen unter Personen oder Völkern aus rassischen oder anderen - religiösen oder ideologischen - Gründen, die Verachtung oder Ausschlussphänomene zur Folge haben, müssen ohne zu zögern bloßgestellt und ans Licht gebracht und mit aller Kraft verworfen werden, damit gerechtes Verhalten, gerechte Rechtsvorschriften und Sozialstrukturen gefördert werden. <ref> Dokument Rassenvorurteile, Nr. 26.</ref>

Die Kirche zum Rassismus

"Da alle Menschen eine geistige Seele haben und nach Gottes Bild geschaffen sind, da sie dieselbe Natur und denselben Ursprung haben, da sie, als von Christus Erlöste, sich derselben göttlichen Berufung und Bestimmung erfreuen, darum muss die grundlegende Gleichheit aller Menschen immer mehr zur Anerkennung gebracht werden … Jede Form einer Diskriminierung in den gesellschaftlichen und kulturellen Grundrechten der Person, sei es wegen des Geschlechts oder der Rasse, der Farbe, der gesellschaftlichen Stellung, der Sprache oder der Religion, muss überwunden und beseitigt werden, da sie dem Plan Gottes widerspricht" (Gaudium et spes Nr. 29).
"Wir können Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern (Nostra aetate, Nr. 5).

Wer rassistische Gedanken oder Haltungen hegt, versündigt sich an der konkreten Botschaft Christi, für den der "Nächste" nicht nur ein Angehöriger meines Stammes, meines Milieus, meiner Religion oder meines Volkes ist, sondern eine jegliche Person, der ich begegne.<ref> Dokument Rassenvorurteile, Nr. 23+24.</ref> Die frohe Botschaft ist allen Rassen und Geschlechtern zugedacht: "Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern (Mt 28, 19). Die Heilige Schrift bestätigt, dass das von Christus vergossene Blut durch die Taufe der Ursprung und das verbindende Element einer neuen Brüderlichkeit wird. Diese steht im Gegensatz zu Spaltung, Tribalismus, Rassismus, Ethnozentrismus … (vgl. Gal 3,26-28). Die Eucharistie sei die Kraft, die die verstreuten Kinder Gottes versammelt und sie in der Gemeinschaft bewahrt,» da in unseren Adern dasselbe Blut Christi fließt, das uns zu Kindern Gottes, zu Gliedern der Familie Gottes macht « (Africae munus, Nr. 41).<ref>Benedikt XVI. Nachsynodales Apostolisches Schreiben Africae munus vom 19. November 2011, Nr. 41.</ref>

Staat und Rassissmus

Innerhalb eines Staates muss das Gesetz für alle Bürger ohne Unterschied gleich sein. Niemals kann eine herrschende Gruppe, bilde sie nun zahlenmäßig die Mehrheit oder eine Minderheit, mit den Grundrechten anderer Gruppen nach Belieben verfahren. Es kommt darauf an, dass ethnische, sprachliche oder religiöse Minderheiten, die innerhalb der Grenzen desselben Staates wohnen, dieselben unveräußerlichen Rechte wie andere Bürger genießen, einschließlich des Rechtes, nach ihren spezifischen kulturellen und religiösen Merkmalen zusammenzuleben. Ihre Entscheidung, sich in die umgebende Kultur einzugliedern, muss eine freie sein.
Die Arbeitsgesetzgebung eines Staates darf "nicht zulassen, dass bei gleicher Arbeit Nichtstaatsangehörige, die in einem Lande Beschäftigung gefunden haben, gegenüber einheimischen Arbeitern hinsichtlich der Entlohnung, sozialen Sicherheit und Altersversorgung diskriminiert werden. Gerade in den Arbeitsbeziehungen sollte die bessere gegenseitige Kenntnis und Anerkennung zwischen Personen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft wachsen und eine menschliche Solidarität entstehen, die frühere Vorurteile überwinden kann." Es muss auf internationaler Ebene rechtliche Instrumente zur Überwindung des Rassismus erarbeitet werden und diese voll wirksam zu machen.<ref> Dokument Rassenvorurteile, Nr. 29+30.</ref>

Internationale Bestrebungen

Die 20. Generalversammlung der Vereinten Nationen hat am 21. Dezember 1965 ein wichtiges Internationales Übereinkommen über die Beseitigung aller Formen der Rassendiskriminierung verabschiedet. Es bestimmt u. a., es gebe "nirgends irgendeine Rechtfertigung für die Rassendiskriminierung in Theorie oder Praxis" (Präambel, Abs. 6). Desgleichen sieht es gesetzgeberische oder gerichtliche Maßnahmen vor, um diesen Bestimmungen Geltung zu verschaffen. Es trat am 4. Januar 1969 in Kraft, und der Heilige Stuhl hat es am 1. Mai desselben Jahres formell ratifiziert. Desgleichen beschlossen die Vereinten Nationen am 2. November 1973 die Ausrufung einer "Dekade zur Bekämpfung des Rassismus und der Rassendiskriminierung". Papst Paul VI. äußerte sofort sein "lebhaftes Interesse" und seine "tiefe Befriedigung" darüber.<ref> Dokument Rassenvorurteile, Nr. 30.</ref>

Stört der Rassismus den Frieden der Gesellschaften, so vergiftet er auch den internationalen Frieden. Wo in dieser wichtigen Frage keine Gerechtigkeit herrscht, brechen leicht Gewalt und Krieg aus und werden die Beziehungen zwischen Nachbarstaaten gestört. <ref> Dokument Rassenvorurteile, Nr. 32.</ref>

Beispiele für Rassismus in der Geschichte

Vorlage:Unvollständig siehe: Päpstliche Kommission "Justitia et Pax": Dokument Rassenvorurteile. Die Kirche und der Rassismus vom 3. November 1988, Nr. 2-7. <ref>

Apostolat gegen Rassismus

Bartolomé de Las Casas' Werk im 16. Jahrhundert gehört zu den ersten Beiträgen zur universellen Menschenrechtslehre, die auf der Würde der Person, ungeachtet ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, beruht. Desgleichen entwickelten die großen spanischen Theologen und Rechtslehrer Francisco de Vitoria und Francisco Suárez als Pioniere der Rechte der Völker diese selbe Doktrin von der grundlegenden Gleichberechtigung aller Personen und aller Völker weiter. Aber die starke Abhängigkeit des Klerus der Neuen Welt vom Patronage-System brachte es mit sich, dass die Kirche nicht immer die notwendigen pastoralen Entscheidungen treffen konnte.<ref> Dokument Rassenvorurteile, Nr. 3.</ref>

Katherine Maria Drexel gründete eine religiöse Gemeinschaft von Schwestern, der den Dienst an den Armen und den Opfern von Rassendiskriminierung waren. Ihr Apostolat trug dazu bei, dass man noch deutlicher die Notwendigkeit erkannte, alle Formen des Rassismus durch Erziehung und soziale Dienste zu bekämpfen".<ref>Papst Johannes Paul II. bei der Heiligsprechung von Katharine Maria Drexel).</ref>

Päpstliche Schreiben

Pius XI.

Johannes XXIII.

Paul VI.

Johannes Paul II.

Literatur

siehe: Eugenik oder auch Eugenetik

Weblinks

Anmerkungen

<references />