Prager Jesulein

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Das Prager Jesulein ist eine bekannte Kind-Jesu-Statue im Prager Karmeliterkloster in Tschechien. Das "Karmeliterjesulein" ist Ziel von vielen Wallfahrten. Immer wieder sollen sich durch die Fürsprache des Prager Jesulein auch Wunder und Heilungen zugetragen haben.

Die Kind-Jesu-Statue

Prager Jesulein

Die Statue ist eine etwa 45 cm große Wachsfigur und ist immer in lange Hemdchen eingehüllt. Es stellt das Jesuskind im Alter von drei Jahren dar. Je nach Abschnitt des Kirchenjahres oder zu verschiedenen Anlässen hat das Jesuskind andere Gewänder an. Das Jesuskind verfügt über eine Garderobe von etwa 70 verschiedenen Kleidern aus alten, kostbaren Stoffen, die zum Teil mit Perlen oder Granaten verziert sind. Das älteste Kleid, ein Geschenk des Königs Ferdinand III., stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und ist mit Rauchgoldstickerei ausgeschmückt.

Geschichte

Die Statue des Prager Jesulein beginnt im 16. Jahrhundert in Spanien. Sie ist das Werk eines unbekannten Künstlers und befand sich damals im Besitz der Familie Manrique de Lara. In Spanien erfreute sich zu dieser Zeit die wieder auflebene Verehrung der Inkarnation großen Interesses. Die hl. Theresia von Avila hatte bei den Klostergründung immer eine Statue des Jesukindes mit sich. Im Jahre 1556 heiratete Maria Manrique de Lara den böhmischen Adeligen Wratislaw von Pernstein. Als Hochzeitsgeschenk erhielt sie das wertvolle Familienerbstück mit. So kam das Jesulein nach Prag. Die verwitwete Tochter Polyxena schenkte 1628 die Statue dem Kloster der unbeschuhten Karmeliter. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster durch die Sachsen geplündert und dem Jesuslein die Händchen abgeschlagen. Es war anschließend jahrelang unbeachtet im Gerümpel.

Am Pfingstfest 1637 kam aus München ein Pater Cyrill von der Muttergottes nach Prag. Er hatte einen sehr frommen und heiligmäßigen Ruf. Pater Cyrill betrat die zerstörte Kirche und fand nach langem Suchen die beschädigte Statue. Er erreichte die Reparatur der Händchen und die Verehrung des Jesuskindes konnte wieder beginnen. In den kommenden Jahren gab es viele Votivgaben für das Kind. Im Jahre 1655 setzte der Prager Weihbischof dem Jesulein eine wertvolle Krone auf. Das Krönungsfest wird alljährlich am ersten Sonntag im Mai gefeiert. Die Prozession durch die Straßen der Prager Kleinseite findet am Nachmittag des Vortages statt.

Unter Josef II. wurde 1784 das Kloster aufgehoben und die Kirche den Malteserrittern anvertraut. Im Jahre 1993, nach fast 210-jähriger Abwesenheit des Ordens, wurde die Kirche auf Wunsch des Prager Erzbischofs Miloslav Vlk italienischen Karmeliten der ligurischen Provinz übergeben, die das Kloster und die Kirche in Zusammenarbeit mit Karmelitenpatres aus Polen wiederbelebten. Am 8. Juni 1993 übergab Erzbischof Vlk die Kirche dem Provinzial der Karmeliter aus Genua, Pater Anastasio Roggero. Prior des Klosters ist seit 2010 Pater Petr Glogar Prior. Jährlich kommen etwa eine Million Pilger in die Kirche Maria vom Siege und besuchen das Gnadenbild.

Am 26. September 2009 waren die Kirche Maria vom Siege und das Gnadenbild des Prager Jesulein die erste Station auf der Apostolischen Reise in die Tschechische Republik von Papst Benedikt XVI.. Er hielt dort eine kurze Ansprache und betete für die Familien.<ref>Benedikt XVI.: Grußworte beim Besuch des Prager Jesuskindes</ref>

Gewänder

Kaiserin Maria Theresia hat dem Kindlein 20 Kleidchen und Mäntelchen geschenkt, welche reich bestickt und teils mit Diamanten, Perlen und Granaten besetzt sind. Es ist ein alter ehrwürdiger Brauchm dem Prager Jesulein Gewänder zu schenken und einzukleiden. Die Mehrheit der Gewänder sind Dankesgaben aus aller Welt. Die "Garderobe" zählt rund 100 Gewandungen. Das älteste Kleid, ein Geschenk des Königs Ferdinand III. stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Krone

Abgesehen von den Gewändern gehört zur Tradition der Prager Statue auch eine goldene Krone. Die erste Krone ließ der Oberburggraf des Königreiches Böhmen, Bernhard Ignaz Borita von Martini anfertigen, als er sich im Dezember des Jahres 1654 für einige Tage zu Exerzitien in die Klostereinsiedelei der Unbeschuhten Karmeliten zurückzog. Die Krone, die im Jahre 2009 die Statue des Jesuskindes schmückt, wurde in den Jahren 1810 bis 1820 angefertigt. Außerdem gibt es eine weitere aus dem Jahr 1767. Beide stammen aus Prager Goldschmieden.
Papst Benedikt XVI. schenkte der Statue bei seinem Besuch am 26. September 2009 eine weitere Krone aus Gold und krönte das Jesulein damit um die Mittagszeit.

Verehrung und Wunder

Große Verehrer des Jesuskindes von Prag waren beispielsweise die heilige Therese von Lisieux und Edith Stein. Der französische Dichter Paul Claudel widmete dem Gnadenreichen Jesulein ein Gedicht.

Wunder in unseren Tagen

Eines geschah an der zweijährigen Tamara aus Brasilien. Schon von Geburt an hatte sie einen Hüftfehler und konnte nur mit Hilfe einer speziellen Hilfsvorrichtung ein paar Schritte machen. Die Eltern beteten die Novene zum Prager Jesulein und schon am 6. Tage konnte sie das Instrument ablegen und einige Schritte alleine machen. Die Ärzte waren erstaunt, die Freunde konnten es nicht glauben. 1995 kam die ganze Familie nach Prag, um dem wundertätigen Jesulein von Prag ihren Dank auszusprechen.

Ein anderes Wunder widerfuhr einer indischen Frau, die in ihrer Jugend einen Unfall hatte und daraufhin gelähmt blieb. Lange Zeit musste sie unbeweglich im Bett liegen. Eines Tages sah sie im Traume das Jesulein, und verstand, dass sie geheilt werden kann. Jemand gab ihr die Novene zum gnadenreichen Jesulein, die sie auch gleich zu beten begann. Während des Gebetes fühlte sie, dass langsam das Gefühl in ihre Füße und dann in den ganzen Körper zurück kam. Nach einigen Wochen war sie geheilt. 1994 pilgerte sie als 70-jährige Großmutter mit ihrem Mann und einem Enkel zum Jesuskind nach Prag, um zu danken. Ihr ganzes Leben lang hatten sie gespart, um diese Dankeswallfahrt machen zu können.

Gebet des Pater Cyrillus a Matre Dei zum Prager Jesulein:

O Jesulein, zu Dir fliehe ich, durch Deine Mutter bitt’ ich Dich, Aus dieser Not woll'st retten mich; denn wahrhaft glaube ich an Dich, dass Du, o Gott, kannst schützen mich. Vertauend hoffe ich auf Dich, dass Deine Gnad’ werd’ finden ich. Aus ganzem Herzen lieb’ ich Dich, drum meine Sünden reuen mich, von denen, flehend bitt’ ich Dich, Jesus, woll’st befreien mich.

Mein Vorsatz ist, zu bessern mich, und nicht mehr zu betrüben Dich darum Dir ganz ergeb’ ich mich, zu leiden mit Geduld für Dich und Dir zu dienen ewiglich. Den Nächsten aber gleich wie mich will wegen Deiner lieben ich. Jesulein, ich bitte Dich, aus dieser Not woll’st retten mich; dass einstens kann genießen ich mit Joseph und Maria Dich und allen Engeln ewiglich.

Literatur

  • Das Gnadenreiche Prager Jesulein, das heilige römische Reich und unsere Zeit Mediatrix Verlag 1988 (328 Seiten; ISBN 385406096X; 22696, ISBN-13: 9783854060963).
  • Unbeschuhte Karmeliten OCD in Arenzano: Novene und Gebete zum Prager Jesuskind. Gebetsheft der Wallfahrtskirche-Basilika "Santuario di Gesù Bambino di Praga" in Arenzano GE (Italien). 2010.
  • Jan Royt: Das Prager Jesuskind in Sancta Maria de Victoria. Regensburg 1995. Schnell, Kunstführer Nr. 2173.
  • Martin Müller: Das Prager Jesulein (erhältlich beim Mediatrix Verlag; 24 Seiten).

Devotionalien

siehe: Gotteskindschaft, Jesuskind-Verehrung, Wettinger Jesuskind, Kleiner Rosenkranz zum Jesuskind

Weblinks

Quellen

<references/>