Kreuzweg am Kolosseum 2004

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Der Kreuzweg am Kolosseum unter dem Vorsitz Johannes Pauls II., wurde am Karfreitag in Rom, dem 9. April 2004 meditiert bzw. gebetet. Die Texte der Meditationen des Kreuzweges wurden vor vorbereitet von Don André Louf OCist.

(Quelle: Einführung auf der Vatikanseite; Meditationen)

EINFÜHRUNG

Wie in jedem Jahr am Abend des Karfreitags, dem liturgischen Gedächtnis des Leidens des Herrn, vollzieht die Kirche Gottes in Rom unter der Leitung ihres Bischofs, des Nachfolgers des Apostels Petrus, am Kolosseum die fromme Übung des "Kreuzweges". Der christlichen Gemeinde Roms schließen sich entlang der vierzehn Stationen Pilger aus der ganzen oikumene, dem ganzen Erdkreis, an, während Millionen von Gläubigen jeder Sprache, jedes Volkes und jeder Kultur über Rundfunk und Fernsehen am Gebet und an der Meditation teilnehmen. Eine glückliche Übereinstimmung des Kalenders erlaubt es in diesem Jahr den Christen aus Ost und West, das große Mysterium des Leidens, des Todes und der Auferstehung des einen Herrn zum selben Termin zu feiern und somit die Erinnerung an das Ereignis, auf das sich ihr Glaube gründet, gleichzeitig zu erleben.

Die biblischen Texte der Via Crucis sind in diesem Jahr dem Lukasevangelium entnommen, und die Texte für die Meditation und die Gebete wurden von P. André Louf zusammengestellt. Er ist Zisterziensermönch der strengen Observanz und lebt seit einigen Jahren in einer Einsiedelei, nachdem er fünfunddreißig Jahre lang das Amt des Abtes in seiner Kommunität Notre-Dame von Mont-des-Cats in Frankreich ausgeübt hatte. In der Nachfolge Jesu Christi führte er seine Gemeinschaft seit den Jahren des II. Vatikanischen Konzils bis an die Schwelle des dritten Jahrtausends: ein Mönch, der dank der täglichen Übung der lectio divina in der Schrift verwurzelt ist, der die Kirchenväter der ersten Jahrhunderte und die flämischen Mystiker liebt; ein Mönchsvater, der imstande ist, die Brüder im geistlichen Leben und bei der täglichen Suche nach jenem "ein Herz und eine Seele" zu begleiten, das die Apostelgemeinde von Jerusalem kennzeichnete. Ein Einsiedlermönch also, für den Einsamkeit und Gemeinschaft in ständiger existentieller Dialektik stehen: Einsamkeit vor Gott und brüderliche Gemeinschaft, innerliches Einswerden und Einheit in der Komunität, Beschränkung auf die simplicitas (Einfachheit) des Wesentlichen und Ausweitung auf die Vielfalt der Äußerungen des Glaubenslebens. Das ist die tägliche mühsame Aufgabe des Mönchs, die Dynamik seiner stabilitas in einer bestimmten kommunitären Wirklichkeit, die "Arbeit des Gehorsams" (Regel des hl. Benedikt, Prol. 2) und durch sie Rückkehr zu Gott.

Von dieser befreienden monastischen Mühsal, die auch die Mühsal jedes getauften Gliedes der lebendigen Gemeinschaft der Kirche ist, sind die für diesen Kreuzweg vorgeschlagenen Texte durchsetzt. Jesus findet sich immer wieder "allein", manchmal aus freier Entscheidung, andere Male, weil er von allen verlassen wurde: Er ist in Getsemani allein, im Angesicht des Vaters; er ist allein angesichts des Verrates eines Jüngers und der Verleugnung eines anderen; allein steht er vor dem Hohen Rat, vernimmt das Urteil des Pilatus, den Hohn und Spott der Soldaten; allein nimmt er die Last des Kreuzes auf sich; allein wird er sich vollständig in die Arme des Vaters fallen lassen.

Aber die Einsamkeit Jesu ist nicht unfruchtbar, im Gegenteil: Da sie aus einer tiefen inneren Einheit mit dem Vater und dem Geist entspringt, stiftet sie ihrerseits Gemeinschaft zwischen denen, die in eine lebendig machende Beziehung zu ihr treten. So trifft Jesus in seinem Leiden auf die brüderliche Hilfe des Simon von Zyrene; er erfährt den Trost der Frauen, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgegangen sind; er öffnet die Pforten seines Reiches dem Hauptmann und dem guten Schächer, die hinter den äußeren Anschein zu schauen wissen; er sieht, wie zu Füßen des Kreuzes der Kern der Gemeinde entsteht, der von seiner Mutter und dem Lieblingsjünger gebildet wird. Schließlich wird bei der Grablegung, im Augenblick der scheinbar größten Einsamkeit, sein von der Erde verschlungener Leib zum Durchgang zu einer erneuerten weltumspannenden Gemeinschaft: Der in das Reich des Todes hinabsteigende Jesus begegnet in Adam und Eva der gesamten Menschheit, "predigt den Geistern, die im Gefängnis waren" (1 Petr 3, 19) und errichtet die paradiesische Gemeinschaft neu.

Für jeden Jünger Jesu Christi bedeutet die Teilnahme am Kreuzweg, daß er nun in das vom Meister und Herrn gelebte Geheimnis der Einsamkeit und Gemeinschaft eintritt, den Willen des Vaters für sich annimmt, bis er jenseits des Leidens und des Todes das unendliche Leben erkennt, das aus der durchbohrten Seite und aus dem leeren Grab entspringt.

ERÖFFNUNGSGEBET

Der Heilige Vater:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

L. Amen.

Brüder und Schwestern, wieder sind wir zusammengekommen, um dem Herrn Jesus auf dem Weg zu folgen, der ihn nach Golgota führt. Wir werden dort Menschen begegnen, die ihm bis zuletzt gefolgt sind - der Mutter, dem Lieblingsjünger, den Frauen, die ihm in der Verkündigung der Frohen Botschaft folgen werden ... - und allen, die von Mitleid bewegt, ihn zu trösten und seinen Schmerz zu lindern suchten. Wir werden auch denjenigen begegnen, die seinen Tod beschlossen hatten und denen er aus einem Übermaß an Liebe vergeben hat. Bitten wir ihn, daß er in unser Herz seine Gesinnung einsenkt (Phil 2, 5), damit wir "ihn erkennen" können "und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen" (Phil 3, 10-11). In diesem Jahr, in dem durch die Fügung der Vorsehung alle Kirchen das Osterfest zeitgleich feiern, gehen unsere Gedanken zu allen Jüngern Jesu, die in der Welt an diesem Tag seines Todes und seiner Grablegung gedenken.

Laßt uns beten.

Kurze Stille.

Jesus, unschuldiges Opfer der Sünde, nimm uns als Gefährten deines österlichen Weges an, der vom Tod zum Leben führt, und lehre uns, die Zeit, die wir auf Erden verbringen werden, fest verwurzelt im Glauben an dich zu leben, der du uns geliebt und dich für uns hingegeben hast (Gal 2, 20). Du bist Christus, der einzige Herr, der lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.

L. Amen.

ERSTE STATION: Jesus im Garten am Ölberg (Getsemani)

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 22, 39-46

Dann verließ Jesus die Stadt und ging, wie er es gewohnt war, zum Ölberg; seine Jünger folgten ihm. Als er dort war, sagte er zu ihnen: "Betet darum, daß ihr nicht in Versuchung geratet!" Dann entfernte er sich von ihnen ungefähr einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete: "Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen". Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm neue Kraft. Und er betete in seiner Angst noch inständiger, und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte. Nach dem Gebet stand er auf, ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend; denn sie waren vor Kummer erschöpft. Da sagte er zu ihnen: "Wie könnt ihr schlafen? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet".

MEDITATION

Als Jesus an der Schwelle seines Pascha angekommen ist, befindet er sich in der Gegenwart des Vaters. Wie hätte es auch anders sein können, da sein heimlicher Dialog der Liebe mit dem Vater niemals aufgehört hatte? "Die Stunde ist da" (Joh 16, 32), die von Anbeginn vorausgeahnte, den Jüngern angekündigte Stunde, die keiner anderen gleicht, die sie alle enthält und zusammenfaßt, während sie sich in den Armen des Vaters vollenden. Und plötzlich fürchtet er sich vor jener Stunde. Von dieser Angst bleibt uns nichts verborgen. Aber da, in äußerster Angst, sucht Jesus im Gebet Trost beim Vater. An jenem Abend in Getsemani wird ein zermürbender Kampf Mann gegen Mann ausgefochten, der so hart ist, daß sich auf dem Angesicht Jesu der Schweiß in Blut verwandelt. Und Jesus wagt es ein letztes Mal, vor dem Vater der Beunruhigung Ausdruck zu geben, die ihn befällt: "Vater, wenn du willst, nimmt diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen" (Lk 22,42). Zwei Willenskräfte stehen für einen Augenblick einander gegenüber, um dann in eine von Jesus schon angekündigte Hingabe der Liebe einzumünden: "Die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und so handle, wie es mir der Vater aufgetragen hat" (Joh 14, 31).

GEBET

Jesus, unser Bruder! Um allen Menschen den Weg auf Ostern hin zu öffnen, hast du Versuchung und Angst durchmachen wollen und hast uns so gelehrt, bei dir Trost zu suchen und deine Worte der Hingabe und des Festhaltens am Willen des Vaters zu wiederholen, die in Getsemani die Rettung der Welt bereitet haben. Laß die Welt durch deine Jünger die Macht deiner grenzenlosen Liebe erkennen (Joh 13, 1), der Liebe, die darin besteht, daß einer sein Leben für die Freunde hingibt (Joh 15, 13).

Jesus, im Garten am Ölberg, allein, vor dem Vater, hast du das Festhalten an seinem Willen erneuert.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis: sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Stabat Mater dolorosa, iuxta crucem lacrimosa, dum pendebat Filius.

ZWEITE STATION: Jesus, von Judas verraten, wird gefangen genommen

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 22, 47-48

Während Jesus noch redete, kam eine Schar Männer; Judas, einer der Zwölf, ging ihnen voran. Er näherte sich Jesus, um ihn zu küssen. Jesus aber sagte zu ihm: "Judas, mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?"

MEDITATION

Schon beim ersten Mal seiner Nennung wird Judas als der bezeichnet, "der ihn später verraten hat" (Mt 10, 4; Mk 3,19; Lk 6, 13); der tragische Beiname "Verräter" wird für immer mit seinem Andenken verbunden bleiben. Wie konnte einer soweit kommen, den Jesus auserwählt hatte, damit er ihm aus nächster Nähe folge? Hat sich Judas von einer gekränkten Liebe zu Jesus dazu hinreißen lassen, einer Liebe, die sich in Argwohn und Groll verkehrt hat? Das würde der Kuß vermuten lassen, eine Geste, die Liebe besagt, aber zu der Geste geworden ist, die Jesus an die Kohorte auslieferte. Oder war es vielleicht seine Enttäuschung über einen Messias, der sich der politischen Rolle eines Befreiers Israels von fremder Herrschaft entzog? Judas wird nur zu bald merken, daß sein subtiler Erpressungsversuch in einem Desaster endete. Denn er hatte nicht den Tod des Messias gewollt, sondern nur, daß er sich aufraffe und eine entschiedene Haltung annehme. Und nun: vergebliches Bedauern seiner Tat, Verweigerung des Lohnes für den Verrat (Mt 27, 4), völlige Verzweiflung. Als Jesus von Judas als dem "Sohn des Verderbens" sprechen wird, beschränkt er sich auf den Hinweis, daß sich damit die Schrift erfüllt habe (Joh 17, 12). Ein Geheimnis des Bösen, das uns entgleitet, das aber das Geheimnis der Barmherzigkeit nicht zu besiegen vermag.

GEBET

Jesus, Freund der Menschen, du bist auf die Erde gekommen und hast dich mit unserem Fleisch bekleidet, um deinen menschlichen Brüdern und Schwestern deine Solidarität anzubieten. Gütiger und von Herzen demütiger Jesus, du bringst allen Erleichterung, die unter ihrer schweren Last leiden (Mt 11, 29); doch das Angebot deiner Liebe ist oft zurückgewiesen worden! Auch unter denen, die dich aufgenommen haben, gab es einen, der dich verraten hat, der die übernommene Verpflichtung verraten hat. Aber du hast niemals aufgehört, sie so zu lieben, daß du alle anderen zurückläßt, um sie zu suchen, in der Hoffnung, sie zu dir zurückzubringen, die auf deine Schultern gelegt (Lk 15, 5) oder an deine Brust gelehnt sind (Joh 13, 25). Deiner unendlichen Barmherzigkeit vertrauen wir deine Kinder an, die von Entmutigung oder Verzweiflung heimgesucht werden. Laß sie Trost bei dir finden und "niemals die Hoffnung auf deine Barmherzigkeit verlieren" (Regel des hl. Benedikt 3, 74).

Jesus, den, der deine Liebe zurückweist, liebst du weiter; du suchst unermüdlich den, der dich verrät und verläßt.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis: sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Cuius animam gementem, contristatam et dolentem pertransivit gladius.

DRITTE STATION: Jesus wird vom Hohen Rat zum Tod verurteilt

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 22, 66-71

Als es Tag wurde, versammelten sich die Ältesten des Volkes, die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, also der Hohe Rat, und sie ließen Jesus vorführen. Sie sagten zu ihm: "Wenn du der Messias bist, dann sag es uns!" . Er antwortete ihnen: "Auch wenn ich es euch sage - ihr glaubt mir ja doch nicht; und wenn ich euch etwas frage, antwortet ihr nicht. Von nun an wird der Menschensohn zur Rechten des lebendigen Gottes sitzen". Da sagten alle: "Du bist also der Sohn des lebendigen Gottes?" Er antwortete ihnen: "Ihr sagt es - ich bin es". Da riefen sie: "Was brauchen wir noch Zeugenaussagen? Wir haben es selbst aus seinem eigenen Mund gehört".

MEDITATION

Jesus steht allein vor dem Hohen Rat. Die Jünger sind geflohen. Sie waren verunsichert durch die Verhaftung, auf die einer mit Gewalt zu reagieren versuchte. Geflohen ist auch der, der noch kurz vorher gerufen hatte: "Laßt uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!" (Joh 11, 16). Die Angst hat sie überwältigt. Die Brutalität des Geschehens hat über ihren zerbrechlichen Vorsatz die Oberhand gewonnen. Sie sind zurückgewichen, mitgerissen vom Strom der Feigheit. Sie lassen es zu, daß Jesus seinem Schicksal allein entgegentritt. Doch bildeten sie einst den Kreis seiner engsten Vertrauten, Jesus hatte sie seine "Freunde" genannt (Joh 15, 15). Und nun um ihn herum nur eine feindselige Menge, die darin einig ist, ihn töten zu wollen. Schon früher hatte der Schatten des Todes Jesus erreicht, wenn er auf seine göttliche Herkunft anspielte. Schon früher hatten Leute, die das hörten, ihn zu steinigen versucht. "Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes - sagten sie -, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott" (Joh 10, 33). Nun gebietet ihm der Hohepriester, vor allen zu erklären, ob er Gottes Sohn sei oder nicht. Jesus entzieht sich nicht: er bezeugt es mit demselben Ernst. Damit unterschreibt er sein Todesurteil.

GEBET

Jesus, treuer Zeuge (Offb 1, 5), im Angesicht des Todes hast du dich gelassen zu deiner göttlichen Identität bekannt und hast deine Wiederkehr in Herrlichkeit am Ende der Zeiten angekündigt, um das Werk zu vollenden, das dir der Vater aufgetragen hatte. Wir vertrauen deiner Barmherzigkeit unsere Zweifel an, das ständige Schwanken zwischen Anwandlungen von Großzügigkeit und Momenten der Trägheit, in denen wir zulassen, daß "die Sorgen der Welt und der trügerische Reichtum" (Mt 13, 22) den Funken ersticken, den dein Blick oder dein Wort aus unseren verhärteten Herzen entspringen ließen. Ermutige diejenigen, die den Weg der Nachfolge eingeschlagen haben, damit sie vor den erkennbaren Schwierigkeiten und Entbehrungen nicht erschrecken. Erinnere sie daran, daß du gütig und von Herzen demütig bist und dein Joch sanft und die Last leicht ist. Verschaffe ihnen die Ruhe, die allein du zu bieten vermagst (Mt 11, 28-30).

Jesus, gelassen angesichts des bevorstehenden Todes, einzig Gerechter vor dem ungerechten Hohen Rat.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis: sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

O quam tristis et afflicta fuit illa benedicta mater Unigeniti!

VIERTE STATION: Jesus wird von Petrus verleugnet

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 22, 54b-62

Petrus folgte von weitem. Mitten im Hof hatte man ein Feuer angezündet, und Petrus setzte sich zu den Leuten, die dort beieinandersaßen. Eine Magd sah ihn am Feuer sitzen, schaute ihn genau an und sagte: "Der war auch mit ihm zusammen". Petrus aber leugnete es und sagte: "Frau, ich kenne ihn nicht!" Kurz danach sah ihn ein anderer und bemerkte: "Du gehörst auch zu ihnen!" Petrus aber sagte: "Nein, Mensch, ich nicht!" Etwa eine Stunde später behauptete wieder einer: "Wahrhaftig, der war auch mit ihm zusammen; er ist doch auch ein Galiläer". Petrus aber erwiderte: "Mensch, ich weiß nicht, wovon du sprichst". Im gleichen Augenblick, noch während er redete, krähte ein Hahn. Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an. Und Petrus erinnerte sich an das, was der Herr zu ihm gesagt hatte: "Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen". Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

MEDITATION

Von den Jüngern, die auf der Flucht sind, kehren zwei zurück und folgen von weitem der Kohorte und ihrem Gefangenen. Gefühl der Zuneigung, vielleicht gemischt mit Neugier; mangelndes Risikobewußtsein. Es dauert nicht lange, und Petrus wird erkannt: ihn überführten der galiläische Akzent und das Zeugnis derer, die gesehen hatten, wie er in Getsemani das Schwert zückte. Petrus flüchtet sich in die Lüge: er leugnet alles. Er merkt nicht, daß er damit seinen Herrn verleugnet, er straft seine glühenden Treueerklärungen Lügen. Er begreift nicht, daß er damit auch die eigene Identität verleugnet. Aber da kräht ein Hahn, Jesus dreht sich um, sein Blick ruht auf Petrus und gibt jenem Krähen seine Bedeutung. Petrus versteht und bricht in Tränen aus. Es sind bittere Tränen, die aber von der Erinnerung an die Worte Jesu versüßt werden: "Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten" (Joh 12, 47). Nun wiederholt sie jener Blick voll "Zärtlichkeit und Erbarmen", der Blick des Vaters selbst, der "langmütig und reich an Güte" ist, der "an uns nicht nach unseren Sünden handelt und uns nicht nach unsrer Schuld vergilt" (Ps 103, 8. 10). Petrus versinkt in jenen Blick. Am Ostermorgen werden die Tränen des Petrus Freudentränen sein.

GEBET

Jesus, einzige Hoffnung derjenigen, die, schwach und verletzt, zu Fall kommen; du weißt, was in jedem Menschen ist (Joh 2, 25). Unsere Schwachheit läßt deine Liebe wachsen und löst deine Vergebung aus. Laß uns im Licht deines Erbarmens unsere falschen Schritte erkennen, auf daß wir, von deiner Liebe gerettet, die Wunder deiner Gnade verkünden. Gestatte allen, die Macht über die Brüder haben, daß sie sich nicht ihres Auserwähltseins, sondern ihrer Schwachheit rühmen, weshalb in ihnen deine Kraft wohnt (2 Kor 12, 9).

Jesus, während dein Blick auf Petrus ruht, löst du bittere Tränen der Reue aus, Friedensströme der neuen Taufe.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis: sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Quae maerebat et dolebat pia mater, cum videbat Nati poenas incliti.

FÜNFTE STATION: Jesus wird von Pilatus gerichtet

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 23, 13-25

Pilatus rief die Hohenpriester und die anderen führenden Männer und das Volk zusammen und sagte zu ihnen: "Ihr habt mir diesen Menschen hergebracht und behauptet, er wiegle das Volk auf. Ich selbst habe ihn in eurer Gegenwart verhört und habe keine der Anklagen, die ihr gegen diesen Menschen vorgebracht habt, bestätigt gefunden, auch Herodes nicht, denn er hat ihn zu uns zurückgeschickt. Ihr seht also: Er hat nichts getan, worauf die Todesstrafe steht. Daher will ich ihn nur auspeitschen lassen, und dann werde ich ihn freilassen". Da schrien sie alle miteinander: "Weg mit ihm; laß den Barabbas frei!" Dieser Mann war wegen eines Aufruhrs in der Stadt und wegen Mordes ins Gefängnis geworfen worden. Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er wollte Jesus freilassen. Doch sie schrien: "Kreuzige ihn, kreuzige ihn!". Zum dritten Mal sagte er zu ihnen: "Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient. Daher will ich ihn nur auspeitschen lassen, und dann werde ich ihn freilassen". Sie aber schrien und forderten immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch: Pilatus entschied, daß ihre Forderung erfüllt werden solle. Er ließ den Mann frei, der wegen Aufruhr und Mord im Gefängnis saß und den sie gefordert hatten. Jesus aber lieferte er ihnen aus, wie sie es verlangten.

MEDITATION

Ein Mann, der ohne jede Schuld ist, steht Pilatus gegenüber. Das Gesetz und das Recht weichen der Willkür einer totalitären Macht, die die Zustimmung der Massen sucht. In einer ungerechten Welt kann der Gerechte nur abgelehnt und verurteilt werden. Der Mörder soll leben; jener, der das Leben schenkt, soll sterben. Bar-Abba soll freigelassen werden, der Räuber, der "Sohn des Vaters" genannt wird, und der, der den Vater geoffenbart hat und der wahre Sohn des Vaters ist, soll gekreuzigt werden. Andere, nicht Jesus, wiegeln das Volk auf. Andere, nicht Jesus, haben das vollführt, was in Gottes Augen ein Verbrechen ist. Aber die Macht fürchtet um ihre Autorität, verzichtet auf das Ansehen, das aus dem gerechten Handeln kommt, und versagt. Pilatus, die Obrigkeit, die Macht über Leben und Tod hat, Pilatus, der nicht gezögert hatte, Aufstandsherde im Blut zu ersticken (Lk 13, 1), Pilatus, der jene dunkle Provinz des Reiches mit eiserner Faust regierte, während er von umfassenderer Macht träumte, versagt, liefert einen Unschuldigen und mit ihm die eigene Autorität an eine schreiende Menge aus. So wird der, der sich schweigend dem Willen des Vaters anheimgegeben hat, dem Willen derer ausgeliefert, die am lautesten schreien.

GEBET

Jesus, unschuldiges Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird (Jes 53, 7), um die Sünde der Welt hinwegzunehmen (Joh 1, 29), richte deinen zärtlichen Blick auf alle unschuldig Verfolgten, auf die Gefangenen, die in berüchtigten Kerkern schmachten, auf die Opfer der Liebe zu den Unterdrückten und zur Gerechtigkeit, auf alle, die kein Ende einer langen unverdienten Strafe erkennen. Möge deine innerlich wahrgenommene Gegenwart ihre Bitterkeit versüßen und die Finsternis des Gefängnisses vertreiben. Bewirke, daß wir uns niemals damit abfinden, die Freiheit in Ketten zu sehen, die du jedem Menschen geschenkt hast, der nach deinem Abbild und Gleichnis geschaffen ist.

Jesus, sanfter König eines Reiches der Gerechtigkeit und des Friedens, leuchte, in einen Purpurmantel gekleidet: dein aus Liebe vergossenes Blut.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis: sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Quis est homo qui non fleret, matrem Christi si videret in tanto supplici o?

SECHSTE STATION: Jesus wird gegeißelt und mit Dornen gekrönt

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas und nach Johannes. Lk 22, 63-65 und Joh 19, 2-3

Die Wächter trieben ihren Spott mit Jesus. Sie schlugen ihn, verhüllten ihm das Gesicht und fragten ihn: "Sag uns, wer hat dich geschlagen?" Und noch mit vielen anderen Lästerungen verhöhnten sie ihn.

Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Sie stellten sich vor ihn hin und sagten: "Heil dir, König der Juden!"

MEDITATION

Zu der ungerechten Verurteilung kommt die Schmähung der Geißelung hinzu. Einmal in die Hände der Soldaten gefallen, wird der Leib Jesu verunstaltet. Jener Leib, empfangen von der Jungfrau Maria, der Jesus "zum Schönsten von allen Menschen" gemacht hat, der die Salbung des Wortes spendete - "Anmut ist ausgegossen über deine Lippen" (Ps 45, 3) -, wird jetzt von Peitschenhieben grausam zerfetzt, Das am Tabor verklärte Antlitz zeigt sich im Amtssitz des Statthalters entstellt: das Angesicht des Geschmähten, der nicht reagiert, des Geschlagenen, der vergibt, des namenlosen Sklaven, der alle, die versklavt sind, befreit. Jesus beschreitet entschlossen den Weg des Schmerzes und erfüllt so im lebendigen Fleisch die zur lebendigen Stimme gewordene Prophezeiung des Jesaja: "Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel" (Jes 50, 6). Eine Prophezeiung, die sich auf eine zukünftige Verklärung hin öffnet.

GEBET

Jesus, "Abglanz der Herrlichkeit des Vaters und das Abbild seines Wesens" (Hebr 1, 3), du hast dich zu einer menschlichen Jammergestalt erniedrigen lassen, zu einem zur Hinrichtung Verurteilten, der Mitleid erregt. Du hast unsere Leiden getragen, du hast unsere Schmerzen auf dich geladen, du wurdest von unseren Verbrechen geschlagen (Jes 53, 5). Heile durch deine Wunden die Wunden unserer Sünden. Laß jene, die zu Unrecht verachtet oder ausgegrenzt werden, alle, die durch Folter oder Krankheit entstellt worden sind, begreifen, daß sie, wenn sie mit dir und so wie du für die Welt gekreuzigt werden (Gal 2,19), das, was an deinen Leiden noch fehlt, zur Rettung des Menschen vollenden (Kol 1, 24).

Jesus, Jammergestalt geschändeten Menschseins, in dir enthüllt sich die Heiligkeit des Menschen: als eines Schreins der Liebe, die das Böse mit Gutem vergilt.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis: sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Pro peccatis suae gentis vidit Iesum in tormentis et flagellis subditum.

SIEBTE STATION: Jesus wird das Kreuz aufgeladen

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Markus. 15, 20

Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie ihn hinaus, um ihn zu kreuzigen.

MEDITATION

Draußen. Der ungerecht verurteilte Gerechte muß draußen sterben: außerhalb des Lagers, außerhalb der heiligen Stadt, außerhalb der menschlichen Gemeinschaft. Die Soldaten ziehen ihn aus und wieder an: Er verfügt nicht einmal mehr über seinen eigenen Körper. Sie laden ihm einen Balken, ein schweres Stück des Kreuzes, auf die Schultern, Zeichen der Verdammung und Hinrichtungswerkzeug. Das Schandholz, das als kräftezehrende Bürde auf den geschlagenen Schultern Jesu lastet. Der Haß, mit dem es durchtränkt ist, macht es zu einer unerträglichen Last. Doch jenes Holz des Kreuzes wird von Jesus losgekauft, es wird zum Zeichen eines gelebten und aus Liebe zu den Menschen dargebrachten Lebens. Nach der Überlieferung wankt Jesus, dreimal wird er unter dieser Last zu Boden stürzen. Jesus hat seiner Liebe keine Grenzen gesetzt: "Da er die Seinen liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung" (Joh 13, 1). Im Gehorsam gegenüber dem Wort des Vaters - "Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzer Kraft" (Dtn 6, 5) - hat er Gott geliebt und seinen Willen bis zum Äußersten erfüllt.

GEBET

Jesus, König der Herrlichkeit, mit Dornen gekrönt, gekrümmt unter der Last des Kreuzes, das Menschenhände für dich bereitet haben, präge unseren Herzen das Bild deines blutüberströmten Antlitzes ein, damit es uns daran erinnere, daß du uns geliebt und dich für uns hingegeben hast (Gal 2, 20). Möge sich unser Blick niemals von dem Zeichen unseres Heils abwenden, das im Herzen der Welt aufgerichtet ist, damit wir, wenn wir es betrachten und an dich glauben, nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben (Joh 3, 14-16).

Jesus, auf deinen zerfetzten Schultern lastet das Schandholz: durch deine Hingabe wird das Kreuz zum Schmuckbild, und der Baum des Paradieses wird wieder zum Baum des Lebens.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Quis non posset contristari, piam matrem contemplari dolentem cum Filio?

ACHTE STATION: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L/. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 23, 26

Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage.

MEDITATION

Noch leuchten am Himmel nicht die ersten Sterne, die den Sabbat ankündigen, doch Simon kehrt schon von der Feldarbeit nach Hause zurück. Die heidnischen Soldaten, die nichts von der Sabbatruhe wissen, halten ihn auf. Sie legen auf seine kräftigen Schultern jenes Kreuz, von dem andere versprochen hatten, es jeden Tag hinter Jesus herzutragen. Simon hat keine Wahl: er erhält einen Befehl und weiß noch nicht, daß er ein Geschenk empfängt. Es ist ein Merkmal der Armen, daß sie nichts wählen können, auch nicht die Last ihrer Leiden. Aber es ist auch ein Merkmal der Armen, daß sie anderen Armen helfen, und da ist einer, der ärmer ist als Simon: er wird bald sogar seines Lebens beraubt werden. Helfen, ohne Fragen zu stellen, ohne zu fragen, warum: die Last ist für den anderen zu schwer, meine Schultern hingegen tragen sie noch. Und das genügt. Es wird der Tag kommen, an dem der ärmere Arme zu dem Gefährten sagen wird: "Komm, von meinem Vater Gesegneter, tritt ein in meine Freude: ich wurde von der Last des Kreuzes erdrückt, und du hast mich davon befreit".

GEBET

Jesus, du bist entschlossen den Weg gegangen, der nach Jerusalem führt (Lk 9, 51); deine Leiden haben dich zum Führer der Menschen auf dem Weg zum Heil gemacht (Hebr 2, 10). Du bist unser Vorläufer auf dem Weg deines Pascha (Hebr 6, 20). Komm all denen zu Hilfe, die, bewußt oder durch düstere Ereignisse gezwungen, auf deinen Spuren wandeln, du, der gesagt hat: "Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden" (Mt 5, 4).

Jesus, von Simon von Zyrene wurdest du von der Last des Kreuzes befreit, damit er, ein ahnungsloser Gefährte auf dem Weg des Schmerzes, dein Freund und Gast in der Wohnung der ewigen Herrlichkeit werde.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Tui Nati vulnerati, tam dignati pro me pati poenas mecum divide.

NEUNTE STATION: Jesus begegnet den Frauen von Jerusalem

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 23, 27-31

Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen und sagte: "Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns! Und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?".

MEDITATION

Der Zug des Verurteilten geht weiter. Begleitet von Soldaten und einer Handvoll weinender Frauen, Frauen, die mit ihm und den Jüngern aus Galiläa in die heilige Stadt hinaufgegangen waren. Sie kennen jenen Menschen. Sie haben sein Wort vom Leben gehört, sie lieben ihn als Meister und Propheten. Hofften sie, daß er Israel befreien würde? (Lk 24, 21). Das wissen wir nicht, aber jetzt beweinen sie jenen Menschen, wie man eine geliebte Person beweint, wie er seinen Freund Lazarus beweint hatte. Er vereinigt sie mit seinem Leiden, ein neues Licht erhellt ihren Schmerz. Die Stimme Jesu spricht von Gericht, ruft aber zur Umkehr; sie verkündet Schmerzen, aber es sind die Geburtswehen einer Gebärenden. Das grüne Holz wird wieder zum Leben kommen, und das dürre Holz wird nicht daran teilhaben.

GEBET

Jesus, König der Herrlichkeit, das Antlitz mit Blut und Speichel bedeckt, lehre uns, unablässig dein Angesicht zu suchen (Ps 27, 8-9), damit dein Licht unseren Weg erleuchte (Ps 89, 15); lehre uns, es wahrzunehmen unter den Gestalten des von Krankheit gezeichneten, von Entmutigung niedergeschlagenen, von der Ungerechtigkeit gedemütigten Menschen. Laß es geschehen, daß sich unseren Augen die Züge deines geliebten Angesichtes einprägen; die "Geringsten deiner Brüder" (Mt 25, 40) sind deren leuchtender Widerschein, Sakrament deiner Gegenwart mitten unter uns.

Jesus, von einem Zug weinender Frauen wirst du zur Schädelhöhe begleitet: sie haben dein lichterfülltes Antlitz, dein Gnadenwort, kennengelernt.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Eia, mater, fons amoris, me sentire vim doloris fac, ut tecum lugeam.

ZEHNTE STATION: Jesus wird gekreuzigt

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L/. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 23, 33.47b

Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den anderen links. Der Hauptmann pries Gott und sagte: "Das war wirklich ein gerechter Mensch".

MEDITATION

Ein Hügel außerhalb der Stadt, ein Abgrund des Schmerzes und der Demütigung. Zwischen Himmel und Erde aufgehängt ein Mensch: an das Kreuz genagelt, eine Strafe, die für die von Gott und von den Menschen Verdammten vorgesehen war. Neben ihm zwei andere Verurteilte, die nicht mehr würdig sind, Mensch genannt zu werden. Doch Jesus, der fühlt, daß ihn sein Geist verläßt, verläßt die anderen Menschen nicht, er breitet die Arme aus und nimmt alle auf, er, den niemand mehr aufnehmen möchte. Das vom Schmerz verzerrte, von den Schmähungen gezeichnete Angesicht jenes Menschen spricht zum Menschen von einer anderen Gerechtigkeit. Jener geschlagene, verhöhnte, verleumdete Verurteilte gibt jedem Menschen seine Würde zurück: zu so großem Schmerz kann die Liebe führen, von so großer Liebe kommt die Befreiung von jedem Schmerz. "Das war wirklich ein gerechter Mensch" (Lk 23, 47b).

GEBET

Jesus, in deinem Volk hat nur eine kleine Herde - ihr hat der Vater das Reich zu geben beschlossen (Lk 12, 32) - dich als Herr und Retter anerkannt, aber dein Geist wird daraus sehr schnell Zeugen machen "in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde" (Apg 1, 8). Gewähre denen, die dein Wort in der ganzen Welt verkünden, die glorreiche Kühnheit (Phil 1, 14) und Freiheit (Phlm 8), dank welcher dein Geist mit der Kraft von Ostern hereinbricht, und die Sprache des Kreuzes, die in den Augen der Welt Torheit und Ärgernis, für die aber, die glauben, zur Weisheit wird (1 Kor 1, 17 ff.).

Jesus, dein Tod, lautere Hingabe, damit alle das Leben haben, hat deine Identität als Sohn Gottes und Menschensohn offenbart.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Fac ut ardeat cor meum in amando Christum Deum, ut sibi complaceam.

ELFTE STATION: Jesus verheißt dem guten Schächer sein Reich

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L/. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 23, 33-34.39-43

Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den anderen links. Jesus aber betete: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun". Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: "Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!" Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: "Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan". Dann sagte er: "Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst". Jesus antwortete ihm: "Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein".

MEDITATION

Die Schädelhöhe, Golgota, Grab Adams, des ersten Menschen, Richtstätte Jesu, des neuen Menschen. Das Holz des Kreuzes, Werkzeug der Zurschaustellung eines Todes, Schrein der gespendeten Vergebung. Neben Jesus, der sich unter die Menschen begeben und Gutes getan hatte, hängen zwei Männer, die wegen begangener Verbrechen verurteilt wurden. Zwei andere hatten gebeten, einer rechts und einer links von Jesus stehen zu dürfen; sie hatten sich auch bereit erklärt, dieselbe Taufe auf sich zu nehmen, denselben Kelch zu trinken (Mk 10, 38-39). Aber zu dieser Stunde sind sie nicht hier; andere sind ihm zur Schädelstätte vorausgegangen. Einer von ihnen ruft einen Messias an, der sich selbst und sie beide hier und sofort retten solle, der andere wendet sich an Jesus, er möge an ihn denken, wenn er in sein Reich kommt. Wer sich am Gespött der Menge beteiligt, erhält keine Antwort, wer die Unschuld eines zum Tod Verurteilten anerkennt, erhält sogleich eine Verheißung auf das Leben.

GEBET

Jesus, Freund der Sünder und Zöllner (Mt 9, 11; 11, 19; Lk 15, 1-2), du bist gekommen, um nicht die Gerechten, sondern die Sünder zu retten (Mt 9, 13), und hast uns den Beweis deiner "übergroßen" (Eph 2, 4 Vulg) Liebe und der Fülle deines Erbarmens schenken wollen, indem du es auf dich nahmst, für uns zu sterben, als wir noch Sünder waren (Röm 5, 8). Wende uns deinen gütigen Blick zu und nimm uns, wenn wir die läuternde Bitterkeit der Erniedrigung gekostet haben, in deine vom väterlichen Erbarmen starken Arme und verwandle durch deine Vergebung den Schmutz der Sünde in ein glänzendes Gewand.

Jesus, von einem Verbrecher und Leidensgefährten bist du für unschuldig erklärt worden: für dich und für deinen Gefährten ist die Stunde gekommen, in das Reich einzugehen. L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Sancta mater, istud agas, Crucifixi fige plagas cordi meo valide.

ZWÖLFTE STATION: Jesus am Kreuz, die Mutter und der Jünger

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L/. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Johannes. 19, 25-27

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: "Frau, siehe, dein Sohn!" Dann sagte er zu dem Jünger: "Siehe, deine Mutter!" Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

MEDITATION

Um das Kreuz herum Haßgeschrei, zu Füßen des Kreuzes aber ist die Liebe gegenwärtig. Hier steht unbeirrt die Mutter Jesu. Mit ihr andere Frauen, vereint in der Liebe zu dem Sterbenden. Daneben der Lieblingsjünger, sonst keiner. Allein die Liebe hat es vermocht, alle Hindernisse zu überwinden, allein die Liebe hat bis zum Ende ausgeharrt, allein die Liebe zeugt weitere Liebe. Und hier, zu Füßen des Kreuzes, entsteht eine neue Gemeinschaft, hier, an dem Ort des Todes, ersteht ein neuer Lebensraum: Maria nimmt den Jünger als Sohn auf, der Lieblingsjünger nimmt Maria als Mutter auf. "Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich" (Joh 19, 27), ein unveräußerlicher Schatz, dessen Hüter er geworden ist. Allein die Liebe kann die Liebe behüten, allein die Liebe ist stärker als der Tod (Hld 8, 6).

GEBET

Jesus, geliebter Sohn des Vaters, zu den am Kreuz erduldeten Leiden kommt das Leid hinzu, neben dir deine von Schmerz gebrochene Mutter zu sehen. Wir vertrauen dir die Trostlosigkeit und die Auflehnung verstörter Eltern angesichts der Leiden oder des Todes eines Kindes an; wir vertrauen dir die Niedergeschlagenheit so vieler Waisen, verlassener oder allein gelassener Kinder an. Du bist in ihren Leiden gegenwärtig, wie du es am Kreuz neben der Jungfrau Maria warst. Es komme der Tag des Wiedersehens, an dem alle Tränen getrocknet sein werden und die Freude kein Ende haben wird.

Jesus, sterbend am Kreuz vertraust du die Mutter dem Lieblingsjünger an, den unberührten Apostel der reinen Jungfrau, die dich im Schoße trug.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Fac me vere tecum flere, Crucifixo condolere, donec ego fixer.

DREIZEHNTE STATION: Jesus stirbt am Kreuz

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L/. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 23, 44-46

Es war um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riß mitten entzwei. Und Jesus rief laut: "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist". Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus.

MEDITATION

Nach der Todesangst von Getsemani steht Jesus am Kreuz wieder dem Vater gegenüber. Am Höhepunkt eines unsäglichen Leidens wendet sich Jesus an ihn, betet zu ihm. Sein Gebet ist zunächst die flehentliche Bitte um Barmherzigkeit für die Peiniger. Sodann Anwendung des prophetischen Psalmwortes auf sich selbst: Ausdruck eines Gefühls erschütternder Verlassenheit, das sich in dem entscheidenden Augenblick einstellt, dort, wo man mit dem ganzen Sein erlebt, zu welcher Verzweiflung die Sünde führt, die von Gott trennt. Jesus hat den bitteren Kelch bis zur Neige getrunken. Doch aus diesem Abgrund des Leidens erhebt sich ein Schrei, der die Trostlosigkeit zerreißt: "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist" (Lk 23, 46). Und das Gefühl der Verlassenheit wandelt sich in ein Sichanvertrauen an die Arme des Vaters; der letzte Atemzug des Sterbenden wird zum Siegesschrei. Die Menschheit, die sich im Taumel der Selbstgenügsamkeit entfernt hatte, wird aufs neue vom Vater angenommen.

GEBET

Jesus, unser Bruder, durch deinen Tod hast du den durch die Schuld Adams versperrten Weg wieder für uns geöffnet. Du bist vorausgegangen auf dem Weg, der vom Tod zum Leben führt (Hebr 6, 20). Du hast die Angst und die Qualen des Todes auf dich genommen und dadurch ihre Bedeutung völlig verändert: du hast die Verzweiflung, die sie auslösen, umgekehrt, indem du aus dem Tod eine Begegnung der Liebe machtest. Beruhige diejenigen, die heute im Begriff sind, denselben Weg zu gehen. Mache jenen Mut, die sich vom Gedanken an den Tod abzulenken versuchen. Und wenn auch für uns die dramatische und gesegnete Stunde gekommen sein wird, nimm uns in deine ewige Freude auf, nicht wegen unserer Verdienste. sondern kraft der Wunder, die deine Gnade in uns gewirkt hat.

Jesus, als du deinen Geist aushauchst, legst du dein Leben in die Hände des Vaters und gießt über die Braut die lebendigmachende Gabe des Geistes aus.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Vidi suum dulcem Natum morientem desolatum, cum emisit Spiritus.

VIERZEHNTE STATION: Jesus wird ins Grab gelegt

V/. Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.

L/. Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

Aus dem Evangelium nach Lukas. 23, 50-54

Damals gehörte zu den Mitgliedern des Hohen Rates ein Mann namens Josef, der aus der jüdischen Stadt Arimathäa stammte. Er wartete auf das Reich Gottes und hatte dem, was die anderen beschlossen und taten, nicht zugestimmt, weil er gut und gerecht war. Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Er nahm ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein Leinentuch und legte ihn in ein Felsengrab, in dem noch niemand bestattet worden war. Das war am Rüsttag, kurz bevor der Sabbat anbrach.

MEDITATION

Bei Tagesanbruch am Sabbat. Er, der das Licht der Welt war, steigt hinab in das Reich der Finsternis. Der Leib Jesu wird von der Erde verschlungen, und mit ihm wird jede Hoffnung verschlungen. Aber sein Abstieg in das Reich des Todes geschieht nicht für den Tod, sondern für das Leben. Er geschieht, um den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel (Hebr 2, 14), um den letzten Feind des Menschen, eben den Tod, zu zerstören (1 Kor 15, 26), um das Licht des unvergänglichen Lebens offenbar zu machen (2 Tim 1, 10), um den Geistern, die im Gefängnis waren, die Frohe Botschaft zu verkündigen (1 Petr 3, 19). Jesus steigt hinab, bis er das erste menschliche Paar erreicht, Adam und Eva, die gebeugt sind unter der Last ihrer Schuld. Jesus streckt ihnen die Hand entgegen, und ihr Gesicht strahlt von der Herrlichkeit der Auferstehung. Der erste Adam und der letzte ähneln einander und erkennen sich; der Erste findet sein Ebenbild in dem wieder, der eines Tages kommen sollte, um ihn zusammen mit allen anderen Menschen zu befreien (Gen 1, 26). Jener Tag ist endlich gekommen. Nun kann von jenem Augenblick an in Jesus jeder Tod in das Leben einmünden.

GEBET

Jesus, Herr, der du voll Erbarmen bist, du bist Mensch geworden, um unser Bruder zu werden und durch deinen Tod den Tod zu besiegen. Du bist hinabgestiegen in die Unterwelt, um die Menschheit zu befreien, um uns mit dir wieder lebendig zu machen, zu Auferstandenen, die berufen sind, im Himmel neben dir zu sitzen (vgl. Eph 2, 4-6). Guter Hirt, der du uns zum Ruheplatz am Wasser führst, nimm uns an der Hand, wenn wir durch das Schattenreich des Todes wandern (Ps 23, 2-4), damit wir bei dir bleiben, um in Ewigkeit deine Herrlichkeit zu schauen (Joh 17, 24).

Jesus, in ein Leinentuch gewickelt und in das Grab gelegt, wartest du darauf, daß, sobald der Stein weggerollt ist, das Schweigen des Todes vom Jubelgesang des himmlischen Halleluja gebrochen werde.

L. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.

Alle:

Pater noster, qui es in caelis sanctificetur nomen tuum; adveniat regnum tuum; fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie; et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris; et ne nos inducas in tentationem; sed libera nos a malo.

Quando corpus morietur, fac ut anime donetur paradisi gloria. Amen.


Der Heilige Vater richtet sein Wort an die Anwesenden.

Am Ende der Ansprache erteilt der Heilige Vater den Apostolischen Segen:

V/. Dominus vobiscum.

L/. Et cum spirito tuo.

V/. Sit nomen Domini benedictum.

L/. Ex hoc nunc et usque in saeculum.

V/. Adiutorium nostrum in nomine Domini.

L/. Qui fecit caelum et terram.

V/. Benedicat vos omnipotens Deus,

Pater, et Filius, et Spiritus Sanctus.

L/. Amen.