Kreuzweg am Kolosseum 2001

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Der Kreuzweg am Kolosseum unter dem Vorsitz Johannes Pauls II., wurde am Karfreitag dem 13. April 2001 meditiert bzw. gebetet. Er wurde von John Henry Newman verfasst.

(Quelle: Der Kreuzweg auf der Vatikanseite; auch in: Schauen auf den Durchbohrten, Kreuzweg nach den Texten des seligen Kardinal Newman (DIN A 6 Heft), Dominus Verlag 2014, S. 10-32 (40 Seiten, ISBN 978-3-940879-32-5) oder in: John Henry Newman: Betrachtungen und Fürbitten für den Karfreitag, Verlagsbuchhandlung Sabat 2019 (128 Seiten; ISBN 9783943506532; Hardcover).

John Henry Newman

ERÖFFNUNGSGEBET

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Heute ist der erste Karfreitag des dritten Jahrtausends. Die Nacht hat sich ausgebreitet. Hoch am Himmel scheint der Mond. Die Gläubigen von Rom und unzählige Pilger haben sich versammelt, um mit Jesus den Kreuzweg zu gehen: Das Kolosseum, erhabenes Denkmal des Römischen Reiches, ist nun die »Statio Urbis et Orbis«. Wir gehen den Kreuzweg, den Weg der Solidarität. Jesus, der Sohn Gottes, geboren von einer Frau, ist solidarisch mit seinen Brüdern und Schwestern, mit der Menschheit, die leidet und den Weg verloren hat: Er geht den Weg des Verbannten und Deportierten, des Menschen, der in seiner Enttäuschung umherirrt ohne Sicherheit; er nimmt den wankenden Schritt des Kindes auf, des Kranken und Alten und auch dessen, der an den Galgen gehen muß. Doch wenn sich Jesus der Schädelhöhe nähert, dann zieht er die Menschheit mit in den Glanz der Herrlichkeit. Wir gehen den Kreuzweg, den Weg der Jüngerschaft. Jesus, der einzige Lehrer, hat gesagt: »Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach« (Mt 16,24). Er folge mir immer. Er folge mir auf dem Weg des Leidens. So stehen beim Kreuz die Mutter als erste Jüngerin und der Jünger, den er liebte. Beim Aufstieg zur Schädelhöhe ist sich Jesus bewußt, daß er auf den obersten Lehrstuhl steigt, um seine Lehre mit seiner Selbsthingabe zu bestätigen: »Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt« (Joh 15,13). Wir gehen den Kreuzweg, den Weg des Priesters und Königs. Vom Heiligen Geist geweiht, ist Jesus König und Priester. Doch auf dem Leidensweg trägt er weder königliche Insignien noch ein priesterliches Kleid. Und trotzdem weiß er, daß sein Reich anbricht in der einzigen Form, die für ihn möglich ist: Er herrscht mit der Kraft der Liebe. Jetzt beginnt sein Priestertum: Das sanfte und unschuldige Lamm gibt sich selbst hin als Sühnopfer für die Sünde der Welt. Wir gehen den Kreuzweg, den Weg der Hoffnung. Wenn der Tag zur Neige geht, gibt es schon die Sicherheit, daß die Sonne wieder aufgehen wird. Am Abend des Lebens ist Jesus sich der Liebe des Vaters sicher und hofft, obwohl die Niederlage offensichtlich ist; er ist sich sicher, daß aus dem dunklen Schoß der Erde der »strahlende Morgenstern« (Offb 22,16) aufgehen wird. Jesus weiß, daß er auf dem Weg zum Tod schneller der Auferstehung entgegengeht. Wir gehen den Kreuzweg, den Weg der Fülle: des Schmerzes und der Liebe ohne Grenzen, der vollkommenen Erniedrigung und der höchsten Verherrlichung; Fülle des Geistes, der aus der offenen Seitenwunde des Erlösers hervorgeht als Fluß des Lebens und der Gnade, Fülle des Erbarmens und Verzeihens, der Versöhnung und des Friedens. Stunde des lauten Schreiens (vgl. Mk 15,37) und der Stille des Alls, das den Tod seines Schöpfers beweint. Stunde, da das Haupt sich neigt und Ruhe eintritt. Und, im Herzen der Mutter, Stunde des tiefen Mitleids und der ängstlichen Erwartung.

– Stille –

Allmächtiger Gott, stärke mich mit deiner Kraft, tröste mich mit deinem Frieden, bescheine mich mit der Schönheit deines Angesichts, erleuchte mich mit dem Licht, das deinem unerschaffenen Glanz entspringt, reinige mich mit dem Duft deiner unaussprechlichen Heiligkeit, bade mich in dir und gib mir zu trinken, so weit ein sterblicher Mensch darum bitten kann, von den Strömen der Gnade, die vom Vater und vom Sohn ausgehen, der Gnade deiner wesensgleichen Liebe,die ewig ist.

O mein Herr, du bist alles für mich, du allein genügst mir. O mein Herr Jesus dein Blut reicht aus für die ganze Welt. Du genügst mir und der ganzen Nachkommenschaft Adams. O mein Herr Jesus gib, daß dein Kreuz ausreicht für die ganze Menschheit. Gib, daß es Wirkung zeigt. Gib, daß es für mich mehr wirkt als alles, um zu vermeiden, daß ich alles im Überfluß habe, ohne vollkommene Frucht zu bringen. Amen.

(J. H. Newman, Meditations on Christian Doctrine 8, 504, 505.)

ERSTE STATION: Jesus wird zum Tod verurteilt

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Der Heilige, Gerechte und Wahre wurde von Sündern gerichtet und zum Tode verurteilt. Doch während sie ihn verurteilten, wurden sie gegen ihren Willen genötigt, ihn freizusprechen. Judas, der ihn verraten hat, sagt: »Ich habe gesündigt, denn ich habe einen unschuldigen Menschen ausgeliefert.« Pilatus, der den Urteilsspruch gefällt hat, beteuert: »Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten« und schiebt die Schuld auf die Juden. Der Hauptmann, der gesehen hat, wie er gekreuzigt wurde, ruft aus: »Wahrhaftig, das war ein gerechter Mann.« 

* * *

So, Herr, bist du immer gerecht, wenn du sprichst, und siegst, wenn du verurteilt wirst. Ebenso und noch mehr werden sie am Jüngsten Tag »auf den blicken,den sie durchbohrt haben «. Und er, verurteilt in Schwäche, wird die Welt machtvoll richten, und selbst jene, die verdammt wurden, werden bekennen, gerecht verurteilt worden zu sein.

ZWEITE STATION: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

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Jesus trägt die ganze Welt mit seiner göttlichen Kraft, weil er Gott ist, doch jene Last ist weniger schwer als das Kreuz, das unsere Sünden ihm bereitet haben. Unsere Sünden haben ihm diese Demütigung abverlangt. Er mußte unsere Natur auf sich nehmen, unter uns als Mensch erscheinen und ein großes Opfer für uns bringen. Er mußte ein Leben in Buße führen und für uns das Leiden und schließlich den Tod ertragen.

* * *

Herr, allmächtiger Gott, der du die Last des Universums trägst, ohne zu ermatten, und die Last unserer Sünden auf dich genommen hast, obgleich diese dich so matt macht. Wie du unseren Leib durch deine Vorsehung aufrecht erhältst, so rette unsere Seelen durch dein kostbares Blut.

DRITTE STATION: Jesus fällt zum ersten Mal unter der Last des Kreuzes

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Am Anfang fiel Satan aus dem Himmel; er fiel auf Grund des gerechten Richterspruches des Schöpfers, gegen den er sich aufgelehnt hatte. Als es ihm gelungen war, den Menschen in sein aufrührerisches Treiben hineinzuziehen, und der Schöpfer kam, um die Nachkommenschaft Adams zu retten, da brach für Satan die kurze Zeit seines Triumphes an, und er nützte sie nach Kräften aus. Als der Heilige Mensch wurde und in seiner Gewalt war, da beschloß er in seinem bösen Verlangen nach Rache: Wie er vom Arm des Allmächtigen gestürzt worden war, so würde er nun ihm einen harten Schlag versetzen. Deshalb fällt Jesus so schnell zu Boden.

* * *

O guter Herr, durch diesen deinen ersten Zusammenbruch befreie uns alle von der Schuld, die wir unter ihrer Gewalt so elend zu Fall gekommen sind.

VIERTE STATION: Jesus begegnet seiner Mutter

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Es gibt keine Phase im irdischen Leben Jesu, an der Maria nicht teilhatte. Manche, die sich als Diener Christi bekennen, meinen, ihre Aufgabe habe in dem Augenblick ihr Ende gefunden, da sie Jesus zur Welt gebracht hatte. Später sei ihr nichts anderes übriggeblieben, als sich zurückzuziehen und vergessen zu werden. So denken wir nicht über die Mutter Christi. Sie hat den neugeborenen Jesus in den Tempel gebracht; sie hat ihn in ihren Armen gehalten, als die Magier kamen, um ihn anzubeten. Sie ist mit ihm nach Ägypten geflohen, sie hat den Zwölfjährigen nach Jerusalem begleitet. Mit ihr hat er dreißig Jahre in Nazaret gelebt, und mit ihm ist sie bei der Hochzeit von Kana zugegen gewesen. Auch als Jesus sie verließ, um seine Verkündigungstätigkeit aufzunehmen, hat Maria ihn nicht aus den Augen verloren. Und nun zeigt sie sich ihm, während er sich erschöpft mit dem Kreuz auf den Schultern durch die Heilige Straße schleppt.

* * *

Sanftmütige Mutter, laß uns immer auch an dich denken, wenn wir an Jesus denken, und wenn wir zu ihm beten, stehe uns bei durch deine machtvolle Fürsprache.

FÜNFTE STATION: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

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Jesus hätte das Kreuz allein tragen können, wenn er es so gewollt hätte. Doch er erlaubt dem Simon, ihm zu helfen, um uns daran zu erinnern, daß wir an seinen Leiden teilnehmen und an seinem Werk mitwirken müssen. Sein Verdienst ist unermeßlich, doch er läßt zu, daß wir, sein Volk, unser Verdienst dem seinen hinzufügen. Die Heiligkeit der seligen Jungfrau, das Blut der Märtyrer, die Gebete und Bußübungen der Heiligen, die guten Werke aller Gläubigen haben Anteil an jenem Werk, das auch ohne diese menschlichen Beiträge dennoch vollkommen wäre. Er rettet uns mit seinem Blut; aber er rettet uns auch durch uns und mit uns.

* * *

Geliebter Herr, lehre uns leiden mit dir; laß es für uns wohltuend sein, aus Liebe zu dir zu leiden, und heilige durch deine Verdienste all unser Leiden.

SECHSTE STATION: Veronika trocknet das Antlitz Jesu

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Jesus gewährte einer frommen Frau, auf einem Leinentuch den Abdruck der Umrisse seines heiligen Antlitzes zu bewahren, damit sie für künftige Zeiten erhalten blieben. Er hat dies getan, um uns alle daran zu erinnern, daß sein Bild für immer in unsere Herzen eingeprägt bleiben muß. Wer immer wir sind, in welcher Erdenregion oder Geschichtsepoche wir leben, Jesus muß immer in unserem Herzen wohnen. Wir können in vielen Dingen verschiedener Meinung sein, aber darin müssen wir alle übereinstimmen, wenn wir seine treuen Jünger sind: Wir müssen das Schweißtuch der Veronika mit uns tragen; wir müssen immer über den Tod und die Auferstehung Christi nachdenken und stets seine göttliche Vollkommenheit in dem Maß nachahmen, das uns gegeben ist.

* * *

Herr, laß unser Angesicht immer ein Anblick für dich sein, der dich erfreut: nicht von der Sünde befleckt, sondern von deinem kostbaren Blut gereinigt und weiß gewaschen.

SIEBTE STATION: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

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Satan erlebte einen zweiten Sturz, als unser Herr auf die Erde kam. Schon seit langem hatte er sich die Herrschaft über die ganze Welt angeeignet und betrachtete sich als ihr König. Da wagte er es, den heiligen Erlöser auf seine Arme zu nehmen und ihm alle Reiche zu zeigen und ihm in gotteslästerlicher Weise zu versprechen, sie ihm, seinem Schöpfer, geben zu wollen, wenn er ihn anbete. Jesus antwortete: „Weg mit dir, Satan!«, und Satan stürzte von dem hohen Berg hinab. Jesus bezeugte das, als er sagte: »Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.« Der Bösewicht erinnerte sich dieser zweiten Niederlage und warf den unschuldigen Herrn nun, da er ihn in seiner Gewalt hatte, ein zweites Mal zu Boden.

* * *

Geliebter Herr, lehre uns leiden mit dir und uns vor den Schlägen Satans nicht fürchten, wenn sie die Folge unseres Widerstands gegen ihn sind.

ACHTE STATION: Jesus begegnet den Frauen von Jerusalem, die über ihn weinen

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Seitdem die alte Prophezeiung verkündet hatte, der Erlöser würde von einer Frau aus dem Geschlecht Abrahams geboren werden, hatten sich alle jüdischen Mädchen diese Mutterschaft gewünscht. Doch jetzt, da er endlich gekommen war, stellt sich die Wirklichkeit, die das Evangelium erzählt, so anders dar, als sie es erwartet hatten! Er sagt zu den Frauen: »Es kommen Tage, da man sagen wird: Selig die Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben.« 

* * *

Ach Herr, wir wissen nicht, was für uns gut ist und was schlecht. Wir können die Zukunft weder voraussagen noch wissen wir, wann du uns heimsuchen und in welcher Gestalt du kommen wirst. Darum vertrauen wir alles dir an.

Wirke mit uns und in uns nach deinem Wohlgefallen. Lenke unsere Augen stets auf dich und laß deinen Blick immer auf uns gerichtet sein; schenke uns die Gnade deines bitteren Kreuzes und Leidens und tröste uns,wann und wie du willst.

NEUNTE STATION: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

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Satan wird beim Weltuntergang einen dritten und letzten Sturz erleben, wenn er für ewig in das Gefängnis des Feuers eingeschlossen wird. Er weiß, daß das sein Ende sein wird; er kennt keine Hoffnung, nur Verzweiflung .Er weiß, daß ihn keines der Leiden, die er dem Erlöser der Menschen jetzt zufügen kann, der unvermeidbaren Verdammnis entreißen kann. Trotzdem beschließt er in seiner schrecklichen Wut und in seinem Haß, den König der Könige, dessen Reich ewig ist, zu schmähen und zu quälen, solange er kann. Deshalb wirft er ihn grimmig ein drittes Mal zu Boden.

* * *

Jesus, eingeborener Sohn Gottes, fleischgewordenes Wort, wir bewundern mit Furcht und Zittern und mit grenzenloser Dankbarkeit die erschütternde Demütigung, mit der du dich, Allerhöchster, wenn auch nur für eine Stunde, hingegeben hast als Gespött und Beute des Teufels.

ZEHNTE STATION: Jesus wird seiner Kleider beraubt

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Jesus wollte sich von allen Dingen dieser Welt freimachen, bevor er sie verließ. So lebte er die vollkommenste Armut. Als er das Heilige Haus in Nazaret verließ und auszog, um zu predigen, hatte er nichts, wohin er sein Haupt legen konnte. Er lebte von der bescheidensten Nahrung und von dem, was ihm die gaben, die ihn liebten und ihm dienten. Er wählte daher einen Tod, der ihm nicht einmal die Kleider ließ. Er trennte sich auch von dem, was nach dem Naturgesetz seit dem Sündenfall am allernotwendigsten erscheint und Teil des menschlichen Daseins ist.

* * *

In ähnlicher Weise, o guter Herr, laß nicht zu, daß wir uns Sorgen machen um irgendwelche irdischen Dinge; laß uns den Verlust von allem annehmen, und sogar Schande, Tadel, Verachtung und Spott ertragen, damit du dich am Jüngsten Tag unserer nicht zu schämen brauchst.

ELFTE STATION: Jesus wird ans Kreuz genagelt

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Mit spitzen Nägeln werden Jesus Hände und Füße durchbohrt. Seine Augen sind blutverschleiert unter den durch die Schläge seiner Peiniger angeschwollenen Lidern und blauunterlaufenen Brauen. Sein Mund wird mit Essig und Galle getränkt. Sein Haupt ist umgeben von einer Krone aus stechenden Dornen. Sein Herz wird von einer Lanze durchbohrt. Alle seine Sinne werden gedemütigt und gekreuzigt, um für jede Art menschlicher Sünde zu sühnen.

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Jesus, demütige und kreuzige uns mit dir. Laß uns niemals sündigen mit den Händen oder mit den Füßen, mit den Augen oder mit dem Mund, mit dem Verstand oder mit dem Herzen. Laß alle unsere Sinne ein dir dargebrachtes Opfer sein; laß jedes unserer Glieder dich preisen. Laß das heilige Blut,das aus deinen fünf Wunden floß, uns mit der heiligmachenden Gnade umgeben, auf daß wir für die Welt sterben können und nur für dich leben.

ZWÖFTE STATION: Jesus stirbt am Kreuz

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»Consummatum est.« Es ist vollbracht, alles hat voll und ganz sein Ende gefunden. Das Geheimnis der Liebe Gottes zu uns hat sich erfüllt. Der Preis ist gezahlt, und wir sind erlöst. Der Ewige Vater hat bestimmt, uns nicht ohne einen Preis zu vergeben, um uns ein besonderes Wohlwollen zu zeigen. Er hat sich herabgelassen, um uns für ihn wertvoll zu machen. Wir messen dem einen Wert bei, was wir kaufen und wofür wir bezahlen. Er hätte uns auch ohne einen Preis erlösen können, durch ein bloßes »fiat« seines Willens. Aber um seine Liebe zu uns zu zeigen, hat er einen Preis festgelegt; und wenn es überhaupt einen Preis für uns geben sollte, wenn überhaupt ein Lösegeld als Sühne für unsere Sünden gefordert werden sollte, dann konnte das nur der Tod seines Sohnes in unserer Natur sein.

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Mein Gott und Vater, du hast uns solche Achtung entgegengebracht, daß du für unsere Sünden den höchsten aller nur möglichen Preise bezahlt hast. Sollen wir nicht dich lieben und vor allen anderen Dingen dich erwählen als unser einziges und notwendiges Gut?

DREIZEHNTE STATION: Jesus wird in die Arme seiner Mutter gelegt

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Nun gehört Jesus wieder dir, jungfräuliche Mutter, weil nach seiner Begegnung mit der Welt er und die Welt sich wieder getrennt haben. Er hatte sich von dir entfernt, um das Werk seines Vaters zu erfüllen. Unter Leiden hat er es zu Ende geführt. Satan und die bösen Menschen haben jetzt keinerlei Anspruch mehr auf ihn – zulange ist er in ihren Händen gewesen. Satan hatte ihn auf den hohen Berg erhoben; böse Menschen haben ihn am Kreuz erhöht.

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Er war nicht mehr in deinen Armen gewesen, Muttergottes, seitdem er ein Kind war, aber du kannst ein Recht auf ihn geltend machen, jetzt, wo die Welt ihm das Schlimmste, was sie konnte, zugefügt hat. Denn du bist die Mutter des Höchsten, reich an göttlichem Wohlgefallen, allzeit gebenedeit und voll der Gnade. Wir freuen uns über dieses große Geheimnis. Er war in deinem Schoß verborgen, er hat an deinem Herzen gelegen, an deiner Brust gesaugt, auf deinen Armen wurde er getragen. Und nun, da er tot ist, wird er dir in den Schoß gelegt. Jungfrau und Muttergottes, bitte für uns.

VIERZEHNTE STATION: Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

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Als Jesus seinem ewigen Triumph am nächsten ist, scheint er weit entfernt vom Sieg. Ganz kurz bevor er in sein Reich eintritt, um alle Herrschaft im Himmel und auf Erden auszuüben, liegt er tot in einer Felsenhöhle. Er wurde in ein Leichentuch gehüllt und in ein steinernes Grab verbannt. Doch bald wird er einen verherrlichten geistlichen Leib haben, der alle Elemente zu durchdringen und sich schneller als Gedanken zu bewegen vermag; einen Leib, der kurze Zeit später zum Himmel auffahren wird.

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Laß uns, Jesus, dir vertrauen, daß du für uns eine ähnliche Vorsorge treffen willst. Gib uns die Gewißheit, Herr.- je größer unser Elend ist, um so näher sind wir dir,- je mehr uns die Menschen verspotten, um so mehr ehrst du uns; je mehr die Menschen uns verachten, um so mehr wirst du uns erhöhen; je mehr sie uns vergessen, um so mehr erinnerst du dich unser; je mehr sie uns verlassen, um so näher wirst du uns an dich heranführen.

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SCHLUßGEBET

Gott, du hast das Banner des Kreuzes durch das kostbare Blut deines eingeborenen Sohnes geheiligt, wir bitten dich: Laß uns, die wir uns über die Herrlichkeit dieses heiligen Kreuzes freuen, immer und überall deinen Schutz erfahren. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.