Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (Wortlaut)
Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche |
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im Pontifikat von Papst
Benedikt XVI.
2005
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist |
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINLEITUNG
- 2 ERSTER TEIL: DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
- 2.1 ERSTER ABSCHNITT: „ICH GLAUBE“ – „WIR GLAUBEN“
- 2.2 ZWEITER ABSCHNITT: DAS CHRISTLICHE GLAUBENSBEKENNTNIS
- 2.2.1 DAS CREDO: Apostolisches Glaubensbekenntnis
- 2.2.2 ERSTES KAPITEL: Ich glaube an Gott, den Vater
- 2.2.3 ZWEITES KAPITEL: Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn
- 2.2.3.1 „Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“
- 2.2.3.2 „Jesus Christus ... empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“
- 2.2.3.3 „Jesus Christus … gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben“
- 2.2.3.4 „Jesus Christus ... hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten“
- 2.2.3.5 „Jesus Christus ... aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters“
- 2.2.3.6 „Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“
- 2.2.4 DRITTES KAPITEL: Ich glaube an den Heiligen Geist
- 2.2.4.1 "Ich glaube an den Heiligen Geist"
- 2.2.4.2 „Ich glaube … die heilige katholische Kirche“
- 2.2.4.3 „Ich glaube … die Gemeinschaft der Heiligen“
- 2.2.4.4 „Ich glaube … die Vergebung der Sünden“
- 2.2.4.5 „Ich glaube … die Auferstehung der Toten (des Fleisches)“
- 2.2.4.6 „Ich glaube … das ewige Leben“
- 3 ZWEITER TEIL: DIE FEIER DES CHRISTLICHEN MYSTERIUMS
- 3.1 ERSTER ABSCHNITT: DIE SAKRAMENTALE HEILSORDNUNG
- 3.2 ZWEITER ABSCHNITT: DIE SIEBEN SAKRAMENTE DER KIRCHE
- 4 DRITTER TEIL: DAS LEBEN IN CHRISTUS
- 4.1 ERSTER ABSCHNITT: DIE BERUFUNG DES MENSCHEN: DAS LEBEN IM HEILIGEN GEIST
- 4.2 ZWEITER ABSCHNITT: DIE ZEHN GEBOTE
- 4.2.1 ERSTES KAPITEL: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“
- 4.2.2 ZWEITES KAPITEL: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“
- 4.2.2.1 Das vierte Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren
- 4.2.2.2 Das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten
- 4.2.2.3 Das sechste Gebot: Du sollst nicht Ehebrechen
- 4.2.2.4 Das siebte Gebot: Du sollst nicht stehlen
- 4.2.2.5 Das achte Gebot: Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
- 4.2.2.6 Das neunte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau
- 4.2.2.7 Das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut
- 5 VIERTER TEIL: DAS CHRISTLICHE GEBET
- 6 ANHANG
EINLEITUNG
1. Am 11. Oktober 1992 übergab Papst Johannes Paul II. den Gläubigen der ganzen Welt den Katechismus der Katholischen Kirche, den er als „Bezugstext für eine aus den lebendigen Quellen des Glaubens erneuerte Katechese“<ref>Johannes Paul II., Apostolische Konstitution Fidei depositum, 11. Oktober 1992: AAS 86 (1994) 115.</ref> vorlegte. Dreißig Jahre nach der Eröffnung des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wurde so trefflich der Wunsch erfüllt, den die außerordentliche Versammlung der Bischofssynode im Jahr 1985 geäußert hatte, nämlich dass ein Katechismus der ganzen katholischen Glaubens- und Sittenlehre erstellt werde.
Fünf Jahre später bekräftigte der Papst am 15. August 1997 mit der Promulgation der Editio typica des Catechismus Catholicae Ecclesiae die grundlegende Zielsetzung des Werkes, „eine vollständige, unversehrte Darstellung der katholischen Lehre zu bieten, die es allen ermöglicht, das kennen zu lernen, was die Kirche in ihrem alltäglichen Leben bekennt, feiert, lebt und betet“.<ref>Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Laetamur magnopere, 15. August 1997: AAS 89 (1997) 820.</ref>
2. Für eine bessere Erschließung des Katechismus und um einer beim Internationalen Katechetischen Kongress 2002 geäußerten Bitte entgegen zu kommen, errichtete Johannes Paul II. 2003 eine Spezialkommission unter Vorsitz des Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre und betraute sie mit der Aufgabe, ein Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche zu erstellen, in dem die Inhalte des Glaubens in einer mehr zusammenfassenden Weise dargelegt werden. Nach zweijähriger Arbeit entstand ein Entwurf des Kompendiums, der den Kardinälen und Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zur Konsultation übermittelt wurde. Dieser Entwurf wurde in seiner Gesamtheit von der absoluten Mehrheit der Antworten positiv bewertet. Deshalb begann die Kommission mit der Überarbeitung des Entwurfs und approbierte unter Berücksichtigung der eingegangenen Verbesserungsvorschläge den endgültigen Text des Werkes.
3. Das Kompendium zeichnet sich durch drei grundlegende Merkmale aus: die enge Abhängigkeit vom Katechismus der Katholischen Kirche, die dialogische Struktur und die Verwendung von Bildern in der Katechese.
Das Kompendium ist vor allen Dingen nicht ein Werk für sich und will in keiner Weise den Katechismus der Katholischen Kirche ersetzen. Es verweist vielmehr ständig auf den Katechismus, gibt genau die Bezugsnummern an und folgt durchgehend seiner Struktur, seiner Darlegung und seinen Inhalten. Das Kompendium will zudem das Interesse und den Eifer für den Katechismus erneuern, der aufgrund seiner Weisheit in der Darstellung und seines geistlichen Charakters immer der Grundtext für die kirchliche Katechese heute bleibt.
Wie der Katechismus ist auch das Kompendium entsprechend den Grundgesetzen des Lebens in Christus in vier Teile gegliedert.
Der erste Teil - „Das Glaubensbekenntnis“ - enthält eine gelungene Zusammenfassung der lex credendi, das heißt des Glaubens, der von der katholischen Kirche bekannt wird. Er folgt dem Apostolischen Glaubensbekenntnis und greift immer wieder auf das Nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis zurück, dessen beständige Verkündigung in den christlichen Versammlungen das Andenken der Grundwahrheiten des Glaubens lebendig hält.
Im zweiten Teil - „Die Feier des christlichen Mysteriums“ - werden die wesentlichen Elemente der lex celebrandi dargelegt. Die Verkündigung des Evangeliums findet ihre bevorzugte Antwort im sakramentalen Leben. Darin erfahren und bezeugen die Gläubigen in allen Situationen ihres Lebens die Heilswirksamkeit des Pascha-Mysteriums, in dem Christus das Werk unserer Erlösung vollbracht hat.
Der dritte Teil - „Das Leben in Christus“ - ruft die lex vivendi in Erinnerung, das heißt den Einsatz, mit dem die Gläubigen in ihrem Verhalten und in ihren sittlichen Entscheidungen die Treue zum bekannten und gefeierten Glauben bekunden. Die Gläubigen sind ja vom Herrn Jesus berufen, jene Werke zu vollbringen, die ihrer Würde als Kinder des Vaters in der Liebe des Heiligen Geistes entsprechen.
Der vierte Teil - „Das christliche Gebet“ - bietet eine Zusammenfassung der lex orandi, also des Gebetslebens. Nach dem Beispiel Jesu, der das vollkommene Vorbild des Beters ist, ist auch der Christ zum Dialog mit Gott im Gebet berufen. Dessen bevorzugter Ausdruck ist das Vaterunser - das Gebet, das Jesus selbst uns gelehrt hat.
4. Ein zweites Merkmal des Kompendiums ist seine dialogische Form, die eine alte literarische Gattung der Katechese wieder aufgreift, welche aus Fragen und Antworten besteht. Es geht darum, eine Art Dialog zwischen dem Meister und dem Jünger darzustellen. Die rasch aufeinander folgenden Fragen reißen den Leser mit und laden ihn ein, immer neue Aspekte der Wahrheit seines Glaubens zu entdecken. Die dialogische Form trägt auch dazu bei, den Text beträchtlich zu kürzen und auf das Wesentliche zu beschränken. Dies könnte die Aneignung und das eventuelle Auswendiglernen der Inhalte fördern.
5. Ein drittes Merkmal besteht in der Verwendung einiger Bilder, mit denen die Gliederung des Kompendiums verdeutlicht wird. Sie stammen aus dem überaus reichen Erbe der christlichen Ikonographie. Von der Jahrhunderte langen Tradition der Konzilien lernen wir, dass auch das Bild Verkündigung des Evangeliums ist. Die Künstler jeder Epoche haben die herausragenden Ereignisse des Heilsmysteriums den Gläubigen zum Betrachten und Bestaunen dargeboten und sie im Glanz der Farbe und in der Vollkommenheit der Schönheit zur Darstellung gebracht. Dies ist ein Zeichen dafür, dass das sakrale Bild in der visuellen Kultur von heute viel mehr als das Wort auszudrücken vermag, weil es in seiner Lebendigkeit die Botschaft des Evangeliums äußerst wirksam zur Sprache bringt und weitergibt.
6. Vierzig Jahre nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils und im Jahr der Eucharistie stellt das Kompendium ein weiteres Hilfsmittel dar, um bei den Gläubigen aller Altersstufen und Stände den Hunger nach Wahrheit zu stillen und auch dem Bedürfnis jener entgegen zu kommen, die zwar nicht gläubig sind, aber nach Wahrheit und Gerechtigkeit dürsten. Seine Veröffentlichung erfolgt am Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, der Säulen der ganzen Kirche und vorbildlichen Verkünder des Evangeliums in der antiken Welt. Diese Apostel sahen, was sie verkündeten, und bezeugten die Wahrheit Christi bis zum Martyrium. Ahmen wir ihren missionarischen Eifer nach und bitten wir den Herrn, dass die Kirche immer der Lehre der Apostel folge, von denen sie die erste frohe Ankündigung des Glaubens empfangen hat!
Präsident der Spezialkommission
Anmerkungen <references />
ERSTER TEIL: DAS GLAUBENSBEKENNTNIS
ERSTER ABSCHNITT: „ICH GLAUBE“ – „WIR GLAUBEN“
1. Welchen Ratschluss hat Gott für den Menschen?
1-25
Gott ist in sich unendlich vollkommen und glücklich. In einem aus reiner Güte gefassten Ratschluss hat er den Menschen aus freiem Willen erschaffen, damit dieser an seinem glückseligen Leben teilhabe. Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott Vater seinen Sohn als Erlöser und Retter der Menschen, die in Sünde gefallen waren. Er hat sie in seine Kirche gerufen und durch das Wirken des Heiligen Geistes als seine Kinder angenommen und zu Erben seiner ewigen Glückseligkeit gemacht.
ERSTES KAPITEL: Der Mensch ist „gottfähig“
„Groß bist du, Herr, und überaus lobwürdig ... Du hast uns auf dich hin geschaffen, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir“ (hl. Augustinus).
2. Warum steckt im Menschen das Verlangen nach Gott?
26-30
Gott selbst, der den Menschen nach seinem Bild erschaffen hat, schrieb in sein Herz das Verlangen, ihn zu sehen. Auch wenn dieses Verlangen oft verkannt wird, hört Gott nicht auf, den Menschen an sich zu ziehen. Denn er soll leben und in ihm jene Fülle der Wahrheit und des Glücks finden, die er unablässig sucht. Der Mensch ist also seiner Natur und Berufung nach ein religiöses Wesen, das fähig ist, in Gemeinschaft mit Gott zu treten. Diese innige, lebendige Verbindung mit Gott verleiht dem Menschen seine grundlegende Würde.
3. Wie kann man Gott mit dem bloßen Licht der Vernunft erkennen?
31-36
Ausgehend von der Schöpfung, das heißt von der Welt und von der menschlichen Person, kann der Mensch mit der bloßen Vernunft Gott gewiss als Ursprung und Ziel aller Dinge und als höchstes Gut, als Wahrheit und als unendliche Schönheit erkennen.
4. Genügt das bloße Licht der Vernunft, um das Mysterium Gottes zu erkennen?
37-38
Der Mensch stößt beim Erkennen Gottes mit dem bloßen Licht der Vernunft auf viele Schwierigkeiten. Außerdem kann er nicht von allein ins Innerste des göttlichen Mysteriums eintreten. Deshalb wollte Gott ihn mit seiner Offenbarung erleuchten, und zwar nicht nur über Wahrheiten, die das menschliche Verständnis übersteigen, sondern auch über religiöse und sittliche Wahrheiten, die der Vernunft an sich zugänglich sind, aber so von allen ohne Schwierigkeit, mit sicherer Gewissheit und ohne Beimischung eines Irrtums erkannt werden können.
5. Wie kann man von Gott sprechen?
39-43
Man kann von Gott zu allen und mit allen sprechen, wenn man von den Vollkommenheiten des Menschen und der übrigen Geschöpfe ausgeht, die ein - wenn auch begrenzter - Widerschein der unendlichen Vollkommenheit Gottes sind. Dennoch müssen wir unser Sprechen unablässig von allem Bildhaften und Unvollkommenen läutern, wohl wissend, dass man das unendliche Mysterium Gottes nie ganz ausschöpfen kann.
ZWEITES KAPITEL: Gott geht auf den Menschen zu
Die Offenbarung Gottes
6. Was offenbart Gott dem Menschen?
50-53
In seiner Güte und Weisheit offenbart sich Gott dem Menschen. In Taten und Worten offenbart er sich selbst und seinen gnädigen Ratschluss, den er in Christus für das Menschengeschlecht von Ewigkeit her gefasst hat. Dieser Ratschluss besteht darin, durch die Gnade des Heiligen Geistes alle Menschen als seine Kinder in seinem einzigen Sohn anzunehmen und am göttlichen Leben teilhaben zu lassen.
7. Mit welchen Stufen beginnt die Offenbarung Gottes?
54-58
Gott tut sich schon von Anfang an den Stammeltern, Adam und Eva, kund und beruft sie zu einer innigen Gemeinschaft mit ihm. Nach ihrem Sündenfall bricht er seine Offenbarung nicht ab und verheißt das Heil für alle ihre Nachkommen. Nach der Sündflut schließt er mit Noach einen Bund zwischen ihm und allen lebenden Wesen.
8. Welche Stufen der Offenbarung Gottes folgen dann?
59-64
Gott erwählt Abram und ruft ihn aus seinem Land, um ihn zu Abraham, das heißt zum „Stammvater einer Menge von Völkern“ (Gen 17, 5), zu machen. Er verheißt ihm, „alle Völker der Erde“ (Gen 12, 3) in ihm zu segnen. Die Nachkommen Abrahams werden zu Trägern der göttlichen Verheißungen, die an die Patriarchen ergangen sind. Gott macht Israel zu seinem auserwählten Volk: Er befreit es aus der Knechtschaft Ägyptens, schließt mit ihm den Sinaibund und gibt ihm durch Mose sein Gesetz. Die Propheten künden eine radikale Erlösung des Volkes an und ein Heil, das alle Völker in einem neuen und ewigen Bund umfassen wird. Aus dem Volk Israel, aus dem Stamm des Königs David, wird der Messias hervorgehen: Jesus.
9. Welches ist die letzte und endgültige Stufe der Offenbarung Gottes?
65-66
Die letzte Stufe verwirklicht sich in seinem Fleisch gewordenen Sohn, in Jesus Christus, dem Mittler und der Fülle der Offenbarung. Er, der eingeborene und Mensch gewordene Sohn Gottes, ist das vollkommene und endgültige Wort des Vaters. Mit der Sendung des Sohnes und der Gabe des Geistes ist die Offenbarung nunmehr gänzlich abgeschlossen, auch wenn der Glaube der Kirche im Lauf der Jahrhunderte nach und nach ihre ganze Tragweite erfassen muss.
„Seit er uns seinen Sohn geschenkt hat, der sein einziges und endgültiges Wort ist, hat Gott uns kein anderes Wort zu geben. Er hat alles zumal in diesem einen Worte gesprochen, und mehr hat er nicht zu sagen“ (hl. Johannes vom Kreuz).
10. Welchen Wert haben Privatoffenbarungen?
67
Sie gehören nicht zum Glaubensgut. Sie können aber helfen, aus dem Glauben zu leben, wenn sie streng auf Christus ausgerichtet bleiben. Das Lehramt der Kirche, dem die Unterscheidung solcher Privatoffenbarungen zusteht, kann deshalb jene nicht annehmen, die vorgeben, die endgültige Offenbarung, die Christus ist, zu übertreffen oder zu berichtigen.
Die Weitergabe der göttlichen Offenbarung
11. Warum und in welcher Weise muss die göttliche Offenbarung weitergegeben werden?
74
Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2, 4), das heißt zur Erkenntnis Jesu Christi. Deshalb muss Christus allen Menschen verkündet werden, wie er selbst geboten hat: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“ (Mt 28, 19). Das geschieht in der apostolischen Überlieferung.
12. Was ist die apostolische Überlieferung?
75-79
83
Die apostolische Überlieferung ist die Weitergabe der Botschaft Christi, die sich seit den Anfängen des Christentums durch die Predigt, das Zeugnis, die Einrichtungen, den Gottesdienst und die inspirierten Schriften vollzieht. Die Apostel haben ihren Nachfolgern, den Bischöfen, und durch diese allen Geschlechtern bis zur Vollendung der Zeiten das weitergegeben, was sie von Christus empfangen und vom Heiligen Geist gelernt haben.
13. Auf welche Weisen geschieht die apostolische Überlieferung?
76
Die apostolische Überlieferung geschieht auf zwei Weisen: durch die lebendige Weitergabe des Wortes Gottes (auch einfach Überlieferung genannt) und durch die Heilige Schrift, in der dieselbe Verkündigung des Heils schriftlich festgehalten wurde.
14. Welche Beziehung besteht zwischen der Überlieferung und der Heiligen Schrift?
80-82
Die Überlieferung und die Heilige Schrift sind eng miteinander verbunden und haben aneinander Anteil. Beide machen in der Kirche das Mysterium Christi gegenwärtig und fruchtbar und entspringen demselben göttlichen Quell: Sie bilden das eine heilige Glaubensgut, aus dem die Kirche ihre Gewissheit über alle geoffenbarten Wahrheiten schöpft.
15. Wem ist das Glaubensgut anvertraut?
84, 91- 94, 99
Das Glaubensgut ist von den Aposteln der Kirche als Ganzer anvertraut. Unterstützt durch den Heiligen Geist und geführt vom Lehramt der Kirche, nimmt das ganze Volk Gottes mit seinem übernatürlichen Glaubenssinn die göttliche Offenbarung auf, versteht sie immer besser und wendet sie auf das Leben an.
16. Wem steht es zu, das Glaubensgut verbindlich auszulegen?
85-90
Die verbindliche Auslegung des Glaubensgutes obliegt allein dem lebendigen Lehramt der Kirche, das heißt dem Nachfolger Petri, dem Bischof von Rom, und den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm. Dem Lehramt, das im Dienst des Wortes Gottes das sichere Charisma der Wahrheit besitzt, steht es auch zu, Dogmen zu definieren: Das sind Formulierungen von Wahrheiten, die in der göttlichen Offenbarung enthalten sind. Diese Autorität erstreckt sich auch auf Wahrheiten, die mit der Offenbarung in einem notwendigen Zusammenhang stehen.
17. Welche Beziehung besteht zwischen Schrift, Überlieferung und Lehramt?
95
Sie sind so eng miteinander verknüpft, dass keines von ihnen ohne die anderen besteht. Gemeinsam tragen sie, jedes auf seine Weise, unter dem Einfluss des Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Menschen bei.
Die Heilige Schrift
18. Warum lehrt die Heilige Schrift die Wahrheit?
101-102, 105-108
Weil Gott selbst ihr Urheber ist: Die Heilige Schrift wird darum als inspiriert bezeichnet und lehrt ohne Irrtum jene Wahrheiten, die zu unserem Heil notwendig sind. Der Heilige Geist inspirierte nämlich die menschlichen Verfasser, die das aufgezeichnet haben, was er uns lehren wollte. Der christliche Glaube ist jedoch nicht eine „Buchreligion“, sondern die Religion des Wortes Gottes, „nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des Mensch gewordenen, lebendigen Wortes“ (hl. Bernhard von Clairvaux).
19. Wie ist die Heilige Schrift zu lesen?
109-119
Die Heilige Schrift muss mit Hilfe des Heiligen Geistes und unter Anleitung des Lehramtes der Kirche gemäß den folgenden drei Kriterien gelesen und ausgelegt werden: 1) auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift achten; 2) die Schrift in der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche lesen; 3) auf die Analogie des Glaubens achten, das heißt auf den Zusammenhang der Glaubenswahrheiten untereinander.
20. Was ist der Schriftkanon?
120
Der Schriftkanon ist die vollständige Liste der heiligen Schriften, welche die apostolische Überlieferung die Kirche unterscheiden ließ. Dieser Kanon umfasst 46 Schriften des Alten und 27 Schriften des Neuen Testaments.
21. Welche Bedeutung hat das Alte Testament für die Christen?
121-123
Die Christen verehren das Alte Testament als wahres Wort Gottes: Alle seine Schriften sind von Gott inspiriert und behalten einen dauernden Wert. Sie zeugen von der göttlichen Erziehungskunst der heilschaffenden Liebe Gottes. Sie wurden vor allem geschrieben, um die Ankunft Christi, des Erlösers der Welt, vorzubereiten.
22. Welche Bedeutung hat das Neue Testament für die Christen?
124-127
Das Neue Testament, dessen zentrales Thema Jesus Christus ist, bietet uns die endgültige Wahrheit der göttlichen Offenbarung. Die vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die das Hauptzeugnis für das Leben und die Lehre Jesu sind, bilden darin das Herzstück aller Schriften und nehmen in der Kirche eine einzigartige Stellung ein.
23. Welche Einheit besteht zwischen dem Alten und dem Neuen Testament?
128-130
Die Schrift ist eine einzige, weil es nur ein Wort Gottes, nur einen Heilsplan Gottes und nur eine göttliche Inspiration beider Testamente gibt. Das Alte Testament bereitet das Neue vor, und das Neue vollendet das Alte: Beide erhellen einander.
24. Welche Rolle spielt die Heilige Schrift im Leben der Kirche?
103-104, 131-133
Die Heilige Schrift gibt dem Leben der Kirche Stütze und Kraft. Für die Kinder der Kirche ist sie Glaubensstärke, Speise und Quelle des geistlichen Lebens. Sie ist die Seele der Theologie und der pastoralen Verkündigung. Der Psalmist sagt: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade“ (Ps 119, 105). Darum ermahnt die Kirche zu häufiger Lesung der Heiligen Schrift. „Unkenntnis der Schriften ist nämlich Unkenntnis Christi“ (hl. Hieronymus).
DRITTES KAPITEL: Die Antwort des Menschen an Gott
Ich glaube
25. Wie antwortet der Mensch auf den sich offenbarenden Gott?
142-143
Der Mensch antwortet, unterstützt durch die göttliche Gnade, mit dem Glaubensgehorsam. Dieser besteht darin, sich Gott völlig anzuvertrauen und seine Wahrheit anzunehmen, weil sie von ihm, der Wahrheit selbst, verbürgt ist.
26. Welches sind die Hauptzeugen des Glaubensgehorsams in der Heiligen Schrift?
144-149
Es gibt viele Zeugen, besonders aber zwei: Abraham, der „Gott glaubte“ (Röm 4, 3), als er auf die Probe gestellt wurde, und immer seinem Ruf gehorchte, und deshalb zum „Vater aller, die ... glauben“, geworden ist (Röm 4, 11.18); und die Jungfrau Maria, die während ihres ganzen Lebens den Glaubensgehorsam in vollkommenster Weise verwirklichte: „Fiat mihi secundum Verbum tuum – Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1, 38).
27. Was bedeutet es für den Menschen, an Gott zu glauben?
150-152
Es bedeutet, sich an Gott selbst zu binden, sich ihm anzuvertrauen und allen von ihm geoffenbarten Wahrheiten zuzustimmen, denn Gott ist die Wahrheit. Es bedeutet, an einen einzigen Gott in drei Personen zu glauben: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
28. Welche Merkmale hat der Glaube?
153-165, 179-180
Der Glaube, ein ungeschuldetes Geschenk Gottes, ist allen zugänglich, die demütig darum bitten. Er ist die übernatürliche Tugend, die notwendig ist, um zum Heil zu gelangen. Der Glaubensakt ist ein menschlicher Akt, das heißt ein Akt des menschlichen Verstandes, der auf Geheiß des von Gott bewegten Willens der göttlichen Wahrheit freiwillig beistimmt. Außerdem ist der Glaube gewiss, denn er gründet auf dem Wort Gottes; er ist wirksam „in der Liebe“ (Gal 5, 6); er wächst unaufhörlich durch das Hören des Wortes Gottes und durch das Gebet. Er ist schon jetzt ein Vorgeschmack der himmlischen Freude.
29. Warum gibt es zwischen Glaube und Wissenschaft keine Widersprüche?
159
Auch wenn der Glaube über der Vernunft steht, so kann es doch niemals einen Widerspruch zwischen Glaube und Wissenschaft geben, denn beide haben ihren Ursprung in Gott. Es ist derselbe Gott, der dem Menschen sowohl das Licht der Vernunft als auch den Glauben schenkt.
„Ich glaube, um zu verstehen, und ich verstehe, um zu glauben“ (hl. Augustinus).
Wir glauben
30. Warum ist der Glaube ein persönlicher und zugleich ein kirchlicher Akt?
166-169
Der Glaube ist ein persönlicher Akt, weil er die freie Antwort des Menschen auf den sich offenbarenden Gott ist. Aber zugleich ist er ein kirchlicher Akt, der sich im Bekenntnis ausdrückt: „Wir glauben“. Es ist nämlich die Kirche, die glaubt: Sie geht so durch die Gnade des Heiligen Geistes dem Glauben des einzelnen Christen voraus, zeugt und nährt ihn. Darum ist die Kirche Mutter und Lehrmeisterin.
„Niemand kann Gott zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat“ (hl. Cyprian).
31. Warum sind die Glaubensformeln wichtig?
170-171
Die Glaubensformeln sind wichtig, weil sie durch die Verwendung einer gemeinsamen Sprache möglich machen, die Wahrheiten des Glaubens zusammen mit anderen auszudrücken, sich anzueignen, zu feiern und zu teilen.
32. Inwiefern gibt es nur einen Glauben der Kirche?
172-175
Obwohl die Kirche aus Menschen besteht, die sich in Sprache, Kultur und Riten voneinander unterscheiden, bekennt sie mit einmütiger Stimme den einzigen Glauben, den sie vom einen Herrn empfangen hat und der durch die eine apostolische Überlieferung weitergegeben wird. Sie bekennt einen einzigen Gott – den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist – und verweist auf einen einzigen Weg zum Heil. Darum glauben wir mit einem Herzen und einer Seele, was im überlieferten oder geschriebenen Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche als von Gott geoffenbart vorgelegt wird.
ZWEITER ABSCHNITT: DAS CHRISTLICHE GLAUBENSBEKENNTNIS
DAS CREDO: Apostolisches Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Symbolum Apostolicum
Credo in Deum
Patrem omnipotentem,
Creatorem cæli et terræ,
et in Iesum Christum,
Filium Eius unicum,
Dominum nostrum,
qui conceptus est de Spiritu Sancto,
natus ex Maria Virgine,
passus sub Pontio Pilato,
crucifixus, mortuus, et sepultus,
descendit ad inferos,
tertia die resurrexit a mortuis,
ascendit ad cælos,
sedet ad dexteram Dei Patris omnipotentis,
inde venturus est
iudicare vivos et mortuos.
Et in Spiritum Sanctum,
sanctam Ecclesiam catholicam,
sanctorum communionem,
remissionem peccatorum,
carnis resurrectionem,
vitam æternam.
Amen.
Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel
Ich glaube an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist er vom Himmel herabgekommen,
hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist
von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn
angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, katholische
und apostolische Kirche.
Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Ich erwarte die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
Symbolum Nicaenum-Constantinopolitanum
Credo in unum Deum,
Patrem omnipotentem,
Factorem cæli et terræ,
visibilium omnium et invisibilium.
Et in unum Dominum Iesum Christum,
Filium Dei unigenitum
et ex Patre natum ante omnia sæcula:
Deum de Deo, Lumen de Lumine,
Deum verum de Deo vero,
genitum, non factum, consubstantialem Patri;
per quem omnia facta sunt;
qui propter nos homines et propter nostram salutem,
descendit de cælis,
et incarnatus est de Spiritu Sancto
ex Maria Virgine
et homo factus est,
crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Pilato,
passus et sepultus est,
et resurrexit tertia die secundum Scripturas,
et ascendit in cælum,
sedet ad dexteram Patris,
et iterum venturus est cum gloria,
iudicare vivos et mortuos,
cuius regni non erit finis.
Credo in Spiritum Sanctum,
Dominum et vivificantem,
qui ex Patre Filioque procedit,
qui cum Patre et Filio
simul adoratur et conglorificatur,
qui locutus est per Prophetas.
Et unam sanctam catholicam
et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum Baptisma in remissionem peccatorum.
Et exspecto resurrectionem mortuorum,
et vitam venturi sæculi.
Amen.
ERSTES KAPITEL: Ich glaube an Gott, den Vater
Die Glaubensbekenntnisse
33. Was sind Glaubensbekenntnisse?
185-188, 192, 197
Es sind gegliederte Formeln, die auch „Glaubenssymbola“ oder „Credo“ genannt werden. Mit diesen Formeln hat die Kirche ihren Glauben von Anfang an in einer verbindlichen, allen Gläubigen gemeinsamen Sprache zusammenfassend ausgedrückt und weitergegeben.
34. Welche Glaubensbekenntnisse sind am ältesten?
189-191
Am ältesten sind die Taufbekenntnisse. Weil die Taufe im „Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28, 19) gespendet wird, sind die Glaubenswahrheiten, zu denen sich die Täuflinge bekennen, nach ihrem Bezug auf die drei Personen der heiligsten Dreifaltigkeit gegliedert.
35. Welche Glaubensbekenntnisse sind am wichtigsten?
193-196
Am wichtigsten sind das Apostolische Glaubensbekenntnis, das alte Taufbekenntnis der Kirche von Rom, und das Nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis, das aus den beiden ersten Ökumenischen Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) hervorging und noch heute allen großen Kirchen des Ostens und des Westens gemeinsam ist.
„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“
36. Warum beginnt das Glaubensbekenntnis mit „Ich glaube an Gott“?
198-199
Weil die Aussage „Ich glaube an Gott“ die grundlegendste ist, die Quelle aller anderen Wahrheiten über den Menschen und über die Welt, die Quelle des ganzen Lebens eines jeden, der an ihn glaubt.
37. Warum bekennen wir den einen Gott?
200-202, 228
Weil er sich dem Volk Israel als der Eine geoffenbart hat, als es sagte: „Höre, Israel! Der Herr ist einzig“ (Dtn 6, 4); „ich bin Gott, und sonst niemand“ (Jes 45, 22). Jesus selbst hat dies bekräftigt: Gott ist „der einzige Herr“ (Mk 12, 29). Das Bekenntnis, dass Jesus und der Heilige Geist ebenfalls Gott und Herr sind, bringt in den einzigen Gott keine Spaltung.
38. Mit welchem Namen offenbart sich Gott?
203-205
Gott offenbart sich Mose als der lebendige Gott, „der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ (Ex 3, 6). Gott offenbart Mose auch seinen geheimnisvollen Namen: „Ich bin der Ich-bin (JHWH)“. Der unaussprechliche Name Gottes wurde bereits zur Zeit des Alten Testaments durch das Wort Herr ersetzt. So erscheint Jesus im Neuen Testament, wenn er Herr genannt wird, als wahrer Gott.
39. „Ist“ nur Gott?
212-213
Während die Geschöpfe alles, was sie sind und haben, von Gott empfangen haben, ist Gott allein in sich selbst die Fülle des Seins und jeglicher Vollkommenheit. Er ist der „Er-ist“, ohne Ursprung und ohne Ende. Jesus offenbart, dass auch er den göttlichen Namen trägt: „Ich bin“ (Joh 8, 28).
40. Warum ist die Offenbarung des Namens Gottes wichtig?
206-213
Indem Gott seinen Namen offenbart, macht er die Reichtümer bekannt, die in seinem unaussprechlichen Geheimnis enthalten sind: Er allein ist von jeher und für immer derjenige, der über Welt und Geschichte erhaben ist. Er hat Himmel und Erde geschaffen. Er ist der treue Gott, der seinem Volk immer nahe ist, um es zu retten. Er ist der Heilige schlechthin, „voll Erbarmen“ (Eph 2, 4) und stets bereit, zu verzeihen. Er ist das geistige, erhabene, allmächtige, ewige, personale, vollkommene Wesen. Er ist Wahrheit und Liebe.
„Gott ist das unendlich vollkommene Wesen, die heiligste Dreifaltigkeit“ (hl. Turibius von Mogrovejo).
41. In welchem Sinn ist Gott die Wahrheit?
214-217
Gott ist die Wahrheit selbst, und als solcher täuscht er sich nicht und kann andere nicht täuschen. Er „ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm“ (1 Joh 1, 5). Der ewige Sohn Gottes, die Mensch gewordene Weisheit, wurde in die Welt gesandt, damit er „für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18, 37).
42. Wie offenbart Gott, dass er Liebe ist?
218-221
Gott offenbart sich Israel als derjenige, dessen Liebe größer ist als die eines Vaters oder die einer Mutter zu ihren Kindern oder die eines Bräutigams zu seiner Braut. Er ist in sich selbst „die Liebe“ (1 Joh 4, 8.16), die sich vollkommen und ungeschuldet verschenkt. Er „hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit die Welt durch ihn gerettet wird“ (Joh 3, 16–17). Durch die Sendung seines Sohnes und des Heiligen Geistes offenbart Gott, dass er selbst ewiger Liebesaustausch ist.
43. Was verlangt der Glaube an den einen Gott?
222-227
Der Glaube an Gott, den Einzigen, verlangt: um seine Größe und Majestät wissen; in Danksagung leben; immer auf ihn vertrauen, selbst in Widerwärtigkeiten; die Einheit und die wahre Würde aller Menschen erkennen, die nach seinem Bilde erschaffen sind; die von ihm geschaffenen Dinge in rechter Weise gebrauchen.
44. Welches ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens?
232-236
Das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens ist das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit. Die Christen werden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft.
45. Kann das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit mit der menschlichen Vernunft allein erkannt werden?
237
Gott hat in der Schöpfung und im Alten Testament Spuren seines dreifaltigen Wesens hinterlassen, aber sein innerstes Wesen als heilige Dreifaltigkeit stellt ein Geheimnis dar, das der menschlichen Vernunft allein nicht zugänglich ist und vor der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Sendung des Heiligen Geistes auch dem Glauben Israels unzugänglich war. Dieses Mysterium wurde von Jesus Christus geoffenbart und ist der Urquell aller anderen Mysterien.
46. Was offenbart uns Jesus Christus vom Mysterium des Vaters?
238-242
Jesus Christus offenbart uns, dass Gott „Vater“ ist: nicht nur als Schöpfer der Welt und des Menschen, sondern vor allem, weil er von Ewigkeit her in seinem Innern den Sohn zeugt, der sein Wort ist, „der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens“ (Hebr 1, 3).
47. Wer ist der Heilige Geist, der uns von Jesus Christus geoffenbart worden ist?
243-248
Er ist die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. Er ist ein und derselbe Gott mit dem Vater und dem Sohn. Er „geht vom Vater aus“ (Joh 15, 26), der als Anfang ohne Anfang der Ursprung des gesamten Lebens der Dreifaltigkeit ist. Er geht auch aus dem Sohn hervor (Filioque), weil der Vater ihn dem Sohn als ewiges Geschenk mitteilt. Vom Vater und vom Mensch gewordenen Sohn gesandt, führt der Heilige Geist die Kirche „in die ganze Wahrheit“ (Joh 16, 13).
48. Wie drückt die Kirche ihren Glauben an die Dreifaltigkeit aus?
249-256
Die Kirche drückt ihren Glauben an die Dreifaltigkeit aus, indem sie einen einzigen Gott in drei Personen bekennt: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die drei göttlichen Personen sind ein einziger Gott, denn jede von ihnen ist mit der Fülle der einzigen und unteilbaren göttlichen Natur identisch. Sie sind real voneinander verschieden durch die gegenseitigen Beziehungen: Der Vater zeugt den Sohn, der Sohn wird vom Vater gezeugt, der Heilige Geist geht aus dem Vater und dem Sohn hervor.
49. Wie wirken die drei göttlichen Personen?
257-260
Unzertrennlich in ihrem einen Wesen, sind die göttlichen Personen auch unzertrennlich in ihrem Tun: Die Dreifaltigkeit hat nur ein und dasselbe Wirken. Doch in dem einen göttlichen Tun wirkt jede Person so, wie es ihrer Eigenart in der Dreifaltigkeit entspricht.
„O mein Gott, Dreifaltiger, den ich anbete ... Stille meine Seele, bilde deinen Himmel aus ihr, deine geliebte Bleibe und den Ort deiner Ruhe. Nie will ich dort dich allein lassen, sondern als Ganze anwesend sein, ganz wach im Glauben, ganz Anbetung, ganz Hingabe an dein erschaffendes Wirken“ (sel. Elisabeth von der Dreifaltigkeit).
50. Was bedeutet es, dass Gott allmächtig ist?
268-278
Gott hat sich als „stark und gewaltig“ (Ps 24, 8) geoffenbart, als derjenige, für den „nichts unmöglich“ ist (Lk 1, 37). Seine Allmacht erstreckt sich auf alles und ist geheimnisvoll. Sie zeigt sich in der Erschaffung der Welt aus dem Nichts und in der Erschaffung des Menschen aus Liebe, vor allem aber in der Menschwerdung und in der Auferstehung seines Sohnes, im Geschenk unserer Annahme an Kindes Statt und in der Vergebung der Sünden. Deshalb richtet die Kirche ihr Gebet an den „allmächtigen, ewigen Gott“ („Omnipotens sempiterne Deus ...“).
51. Warum ist es wichtig zu bekräftigen: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (Gen 1, 1)?
279-289
Weil die Schöpfung die Grundlage aller göttlichen Heilspläne ist. Sie zeigt die allmächtige und weise Liebe Gottes. Sie ist der erste Schritt zum Bund des einen Gottes mit seinem Volk. Sie ist der Anfang der Heilsgeschichte, die in Christus gipfelt. Sie ist eine erste Antwort auf die Grundfragen des Menschen nach seinem Ursprung und seinem Ziel.
52. Wer hat die Welt erschaffen?
290-292
Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind der einzige und unzertrennliche Ursprung der Welt, auch wenn das Werk der Erschaffung der Welt insbesondere Gott Vater zugeschrieben wird.
53. Wozu ist die Welt erschaffen worden?
293-294
Die Welt wurde zur Ehre Gottes erschaffen, der seine Güte, Wahrheit und Schönheit zeigen und mitteilen wollte. Das letzte Ziel der Schöpfung ist es, dass Gott in Christus „alles in allem“ (1 Kor 15, 28) sein wird, zu seiner Ehre und zu unserer Seligkeit.
„Gottes Ruhm ist der lebendige Mensch; das Leben des Menschen aber ist die Anschauung Gottes“ (hl. Irenäus).
54. Wie hat Gott die Welt erschaffen?
295-301, 317-318
Gott hat die Welt mit Weisheit und Liebe aus freiem Willen erschaffen. Die Welt ist nicht das Ergebnis einer Notwendigkeit, eines blinden Schicksals oder des Zufalls. Gott hat „aus dem Nichts“ („ex nihilo“) (2 Makk 7, 28) eine geordnete und gute Welt erschaffen, über die er unendlich erhaben ist. Durch seinen Sohn und den Heiligen Geist erhält er seine Schöpfung im Sein und trägt sie, gibt ihr die Möglichkeit zu wirken und führt sie zur Vollendung.
55. Worin besteht die göttliche Vorsehung?
302-306
Sie besteht in den Fügungen, durch die Gott seine Geschöpfe zu der letzten Vollkommenheit führt, zu der er sie berufen hat. Gott ist der souveräne Urheber seines Ratschlusses. Um diesen Plan auszuführen, bedient er sich aber auch der Mitwirkung seiner Geschöpfe. Zugleich gibt er den Geschöpfen die Würde, selbst zu handeln und Ursache voneinander zu sein.
56. Wie wirkt der Mensch mit der göttlichen Vorsehung zusammen?
307-308
Gott gewährt dem Menschen und verlangt von ihm, in Freiheit durch seine Taten, seine Gebete, aber auch durch sein Leiden mit ihm zusammen zu wirken. Er ist es, der in ihm „das Wollen und das Vollbringen bewirkt, nach seinem Wohlgefallen“ (Phil 2, 13).
57. Wenn Gott allmächtig ist und für alles sorgt, warum gibt es dann das Böse?
309-310
Auf diese schmerzliche und auch geheimnisvolle Frage kann nur der christliche Glaube als Ganzer eine Antwort geben. Gott ist auf keine Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels. Er erhellt das Mysterium des Bösen durch seinen Sohn Jesus Christus, der gestorben und auferstanden ist, um das große moralische Übel zu besiegen, das die Sünde der Menschen ist und das die Wurzel der anderen Übel darstellt.
58. Warum lässt Gott das Böse zu?
311-314
Der Glaube gibt uns die Gewissheit, dass Gott das Böse nicht zuließe, wenn er nicht sogar aus dem Bösen etwas Gutes hervorgehen ließe. Auf wunderbare Weise hat Gott dies bereits im Tod und in der Auferstehung Christi verwirklicht: Aus dem schlimmsten moralischen Übel, der Ermordung seines Sohnes, hat er das größte aller Güter gemacht: die Verherrlichung Christi und unsere Erlösung.
Himmel und Erde
59. Was hat Gott erschaffen?
325-327
Die Heilige Schrift sagt: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ (Gen 1, 1). Die Kirche verkündet in ihrem Glaubensbekenntnis, dass Gott der Schöpfer der sichtbaren und der unsichtbaren Welt ist: aller geistigen und körperlichen Wesen, das heißt der Engel und der sichtbaren Welt und insbesondere des Menschen.
60. Wer sind die Engel?
328-333
Die Engel sind rein geistige, körperlose, unsichtbare und unsterbliche Geschöpfe, sie sind mit Verstand und Willen begabte personale Wesen. Sie schauen Gott unablässig von Angesicht zu Angesicht, verherrlichen ihn, dienen ihm und sind seine Boten bei der Erfüllung der Heilssendung für alle Menschen.
61. Wie sind die Engel im Leben der Kirche gegenwärtig?
334-336
Die Kirche vereint sich mit den Engeln, um Gott anzubeten, sie bittet um ihren Beistand und feiert liturgisch das Gedächtnis einiger Engel.
„Jedem Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen“ (hl. Basilius der Große).
62. Was lehrt die Heilige Schrift in Bezug auf die Erschaffung der sichtbaren Welt?
337-341
Durch die Erzählung der „sechs Tage“ der Schöpfung lässt uns die Heilige Schrift den Wert des Geschaffenen und seine Hinordnung auf das Lob Gottes und den Dienst am Menschen erkennen. Alle Dinge verdanken ihr Dasein Gott, von dem sie ihre eigene Güte und Vollkommenheit, ihre eigenen Gesetze und ihren Platz in der Welt empfangen.
63. Welche Stellung hat der Mensch in der Schöpfung?
343-344
Der Mensch ist der Gipfel der sichtbaren Schöpfung, da er nach Gottes Bild und Ähnlichkeit erschaffen wurde.
64. Welche Art von Beziehung besteht unter den Geschöpfen?
342, 354
Unter den Geschöpfen gibt es eine gottgewollte gegenseitige Abhängigkeit und Rangordnung. Zugleich besteht zwischen den Geschöpfen eine Einheit und Solidarität. Denn sie alle haben den gleichen Schöpfer, werden von ihm geliebt und sind auf seine Herrlichkeit hingeordnet. Die in die Schöpfung eingeschriebenen Gesetze und die Beziehungen zu achten, die sich aus der Natur der Dinge ergeben, ist folglich ein Grundsatz der Weisheit und eine Grundlage der Sittlichkeit.
65. Welches Verhältnis besteht zwischen dem Schöpfungs- und dem Erlösungswerk?
345-349
Das Werk der Schöpfung gipfelt im noch größeren Werk der Erlösung. Mit dem Erlösungswerk beginnt nämlich die Neuschöpfung, in der alles seinen letzten Sinn und seine Vollendung finden wird.
Der Mensch
66. In welchem Sinn ist der Mensch „nach dem Bilde Gottes“ geschaffen?
355-357
Der Mensch ist nach dem Bilde Gottes geschaffen, insofern er fähig ist, seinen Schöpfer in Freiheit zu erkennen und zu lieben. Er ist auf Erden das einzige Geschöpf, das Gott um seiner selbst willen gewollt und das er berufen hat, in Erkenntnis und Liebe an seinem göttlichen Leben teilzuhaben. Weil der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, hat er die Würde einer Person: Er ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, sich in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit Gott und anderen Personen zu treten.
67. Wozu hat Gott den Menschen erschaffen?
358-359
Gott hat alles für den Menschen erschaffen. Aber der Mensch selbst ist erschaffen, um Gott zu erkennen, ihm zu dienen und ihn zu lieben, um ihm in dieser Welt in Danksagung die ganze Schöpfung darzubringen und zum Leben mit Gott im Himmel erhoben zu werden. Nur im Geheimnis des Fleisch gewordenen Wortes klärt sich das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf. Dieser ist vorherbestimmt, das Bild des Mensch gewordenen Gottessohnes treu wiederzugeben, der das vollkommene „Ebenbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1, 15) ist.
68. Warum bilden die Menschen eine Einheit?
360-361
Alle Menschen bilden die Einheit des Menschengeschlechts, weil sie ihren gemeinsamen Ursprung aus Gott haben. Gott hat außerdem „aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen“ (Apg 17, 26). Alle haben schließlich einen einzigen Retter und sind berufen, an der ewigen Seligkeit Gottes teilzuhaben.
69. Wie bilden im Menschen Seele und Leib eine Einheit?
362-365
Die menschliche Person ist ein körperliches und zugleich geistiges Wesen. Im Menschen bilden Geist und Materie eine einzige Natur. Diese Einheit ist so tief, dass der aus Materie gebildete Leib aufgrund des geistigen Prinzips, der Seele, ein lebendiger menschlicher Leib wird und an der Würde des Seins „nach dem Bilde Gottes“ teilhat.
70. Wer gibt dem Menschen die Seele?
366-368
Die Geistseele kommt nicht von den Eltern, sondern ist unmittelbar von Gott geschaffen; sie ist unsterblich. Sie geht nicht zugrunde, wenn sie sich im Tod vom Leibe trennt, und sie wird sich bei der Auferstehung von neuem mit dem Leib vereinen.
71. Welche Beziehung hat Gott zwischen Mann und Frau festgesetzt?
369-373
Von Gott erschaffen, haben Mann und Frau die gleiche Würde als menschliche Personen, zugleich ergänzen sie einander in ihrem Mannsein und Frausein. Gott hat sie füreinander gewollt, als eine Gemeinschaft von Personen. Zusammen sind sie auch berufen, das menschliche Leben weiterzugeben, indem sie in der Ehe „ein Fleisch“ (Gen 2, 24) werden. Als „Verwalter“ Gottes sollen sie sich die Erde unterwerfen.
72. Welches war nach Gottes Plan die ursprüngliche Lage des Menschen?
374-379
Gott hatte dem Mann und der Frau bei ihrer Erschaffung eine besondere Teilhabe an seinem göttlichen Leben in Heiligkeit und Gerechtigkeit gewährt. Nach dem Plan Gottes hätte der Mensch weder leiden noch sterben müssen. Außerdem herrschte eine vollkommene Harmonie im Menschen selbst, zwischen Geschöpf und Schöpfer, zwischen Mann und Frau sowie zwischen dem ersten Menschenpaar und der ganzen Schöpfung.
Der Sündenfall
73. Wie ist die Wirklichkeit der Sünde zu verstehen?
385-390
In der Geschichte des Menschen ist die Sünde gegenwärtig. Voll zeigt sich diese Wirklichkeit erst im Licht der göttlichen Offenbarung, und vor allem im Licht Christi, des Retters aller Menschen. Er hat dort, wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß werden lassen.
74. Was ist der Fall der Engel?
391-395
Mit dieser Bezeichnung wird ausgedrückt, dass Satan und die anderen Dämonen, von denen die Heilige Schrift und die Überlieferung der Kirche sprechen, von Gott erschaffene gute Engel waren, die aber böse wurden, weil sie in freier und unwiderruflicher Wahl Gott und sein Reich zurückgewiesen und damit die Hölle verursacht haben. Sie suchen den Menschen in ihren Aufstand gegen Gott hineinzuziehen. Aber in Christus bestätigt Gott seinen sicheren Sieg über den Bösen.
75. Worin besteht die erste Sünde des Menschen?
396-403
Vom Teufel versucht, ließ der Mensch in seinem Herzen das Vertrauen zu seinem Schöpfer sterben. Im Ungehorsam gegen ihn wollte er „wie Gott“ sein (Gen 3, 5), aber ohne Gott und nicht Gott gemäß. Damit verloren Adam und Eva sogleich für sich und für alle ihre Nachkommen die ursprüngliche Gnade der Heiligkeit und Gerechtigkeit.
76. Was ist die Erbsünde?
404, 419
Die Erbsünde, in der alle Menschen geboren werden, ist der Zustand des Mangels an der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit. Sie ist eine Sünde, die wir „miterhalten“, nicht aber „begangen“ haben. Sie ist ein Zustand von Geburt an, nicht eine persönliche Tat. Wegen der Einheit des Ursprungs aller Menschen überträgt sie sich auf die Nachkommen Adams mit der menschlichen Natur, „nicht durch Nachahmung, sondern durch Fortpflanzung“. Diese Weitergabe ist ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können.
77. Welche weiteren Folgen verursacht die Erbsünde?
405-409
Infolge der Erbsünde ist die menschliche Natur zwar nicht durch und durch verdorben, aber in ihren natürlichen Kräften verletzt, der Unwissenheit, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt. Diese Neigung heißt Konkupiszenz.
78. Was hat Gott nach der ersten Sünde getan?
410-412
Nach der ersten Sünde wurde die Welt von Sünden überflutet. Doch Gott hat den Menschen nicht der Macht des Todes überlassen. Im Gegenteil: Er hat ihm auf geheimnisvolle Weise – im „Protoevangelium“ (Gen 3, 15) – den Sieg über das Böse und die Erhebung aus seinem Fall vorausgesagt. Dies ist die erste Ankündigung des erlösenden Messias. Darum wird die erste Sünde sogar „glückliche Schuld“ genannt, weil sie „einen solchen großen Erlöser zu haben verdient hat“ (Liturgie der Osternacht).
ZWEITES KAPITEL: Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn
79. Welches ist die frohe Botschaft für den Menschen?
422-424
Die frohe Botschaft ist die Verkündigung von Jesus Christus, dem „Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16, 16), der gestorben und auferstanden ist. Zur Zeit des Königs Herodes und des Kaisers Augustus erfüllte Gott die Verheißungen, die er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hatte, und sandte „seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen“ (Gal 4, 4–5).
80. Wie wird diese frohe Botschaft verbreitet?
425-429
Von Anfang an hatten die ersten Jünger das brennende Verlangen, Jesus Christus zu verkünden, um alle zum Glauben an ihn zu führen. Auch heute weckt die liebende Erkenntnis Christi das Verlangen, zu evangelisieren und Katechese zu geben, das heißt in seiner Person den ganzen Plan Gottes zu enthüllen und die Menschen zur Gemeinschaft mit ihm zu führen.
„Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“
81. Was bedeutet der Name „Jesus“?
430-435
Der Name, der Jesus bei der Verkündigung vom Engel gegeben wurde, bedeutet „Gott rettet“. Dieser Name besagt, wer Jesus ist und wozu er gesandt ist, „denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen“ (Mt 1, 21). Petrus erklärt: „Es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4, 12).
82. Warum wird Jesus „Christus“ genannt?
436-440
„Christus“ im Griechischen und „Messias“ im Hebräischen bedeuten „Gesalbter“. Jesus ist der Christus, weil er von Gott geweiht und für seine Sendung als Erlöser mit dem Heiligen Geist gesalbt worden ist. Er ist der von Israel erwartete Messias, der vom Vater in die Welt gesandt wurde. Jesus hat den Titel Messias gelten lassen, aber seinen Sinn genauer geklärt: „Vom Himmel herabgestiegen“ (Joh 3, 13), gekreuzigt und dann auferstanden, ist er der leidende Gottesknecht, der sein Leben hingibt „als Lösegeld für viele“ (Mt 20, 28). Vom Namen Christus haben wir unseren Namen Christen.
83. In welchem Sinn ist Jesus „Gottes eingeborener Sohn“?
441-445
Er ist es in einem einzigartigen und vollkommenen Sinn. Bei der Taufe und bei der Verklärung bezeichnet die Stimme des Vaters Jesus als seinen „geliebten Sohn“. Jesus bezeichnet sich als der Sohn, der „den Vater kennt“ (Mt 11, 27), und bekräftigt damit seine einzigartige und ewige Beziehung zu Gott, seinem Vater. Er ist der eingeborene Sohn Gottes (1 Joh 4,9), die zweite Person der Dreifaltigkeit. Er ist das Zentrum der apostolischen Verkündigung: Die Apostel haben „seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater“ (Joh 1, 14).
84. Was bedeutet der Titel „Herr“?
446-451
In der Bibel bezeichnet dieser Titel gewöhnlich Gott, den Herrscher. Jesus nimmt ihn für sich in Anspruch und offenbart seine göttliche Herrschergewalt durch seine Macht über die Natur, die Dämonen, die Sünde und den Tod und vor allem durch seine Auferstehung. Die ersten christlichen Bekenntnisse erklären, dass die Macht, die Ehre und die Herrlichkeit, die Gott Vater gebühren, auch Jesus zukommen: Gott hat „ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen“ (Phil 2, 9). Er ist der Herr der Welt und der Geschichte, der Einzige, dem der Mensch seine personale Freiheit ganz unterwerfen darf.
„Jesus Christus ... empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“
85. Warum ist der Sohn Gottes Mensch geworden?
456-460
Für uns Menschen und zu unserem Heil hat der Sohn Gottes durch das Wirken des Heiligen Geistes im Schoß der Jungfrau Maria Fleisch angenommen. Er wollte uns Sünder mit Gott versöhnen, uns seine unendliche Liebe kundtun, für uns Vorbild der Heiligkeit sein und uns „an der göttlichen Natur Anteil“ (2 Petr 1, 4) geben.
86. Was bedeutet das Wort „Inkarnation“?
461-463
„Inkarnation“ nennt die Kirche das Mysterium der wunderbaren Vereinigung der göttlichen und der menschlichen Natur in der einen göttlichen Person des Wortes. Um unser Heil zu wirken, hat der Sohn Gottes „Fleisch“ angenommen (Joh 1, 14) und ist wahrhaft Mensch geworden. Der Glaube an die Inkarnation ist ein Unterscheidungsmerkmal des christlichen Glaubens.
87. In welcher Weise ist Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch?
464-466
Jesus ist untrennbar wahrer Gott und wahrer Mensch in der Einheit seiner göttlichen Person. Er, der Sohn Gottes, „gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“, ist ein wahrer Mensch geworden, unser Bruder, ohne damit aufzuhören, Gott, unser Herr, zu sein.
88. Was lehrt in diesem Zusammenhang das Konzil von Chalkedon (451)?
467
Das Konzil von Chalkedon lehrt, „unseren Herrn Jesus Christus als ein und denselben Sohn zu bekennen; derselbe ist vollkommen in der Gottheit, und derselbe ist vollkommen in der Menschheit; derselbe ist wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch aus vernunftbegabter Seele und Leib; derselbe ist der Gottheit nach dem Vater wesensgleich und der Menschheit nach uns wesensgleich, ‚in allem uns gleich außer der Sünde’ (Hebr 4, 15). Derselbe wurde einerseits der Gottheit nach vor den Zeiten aus dem Vater gezeugt, andererseits der Menschheit nach in den letzten Tagen unsertwegen und um unseres Heiles willen aus Maria, der Jungfrau und Gottesgebärerin, geboren.“
89. Wie drückt die Kirche das Mysterium der Inkarnation aus?
464-469
Sie drückt es aus, indem sie bekräftigt, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Er hat zwei Naturen, die göttliche und die menschliche, die nicht miteinander vermischt, sondern in der Person des Wortes vereint sind. Alles an der Menschennatur Jesu – Wunder, Leiden und Tod – ist deshalb seiner göttlichen Person zuzuschreiben, die durch die angenommene menschliche Natur handelt.
„O eingeborener Sohn und Wort Gottes, obwohl unsterblich, hast du dich um unseres Heiles willen gewürdigt, Fleisch anzunehmen von der heiligen Gottesmutter und allzeit jungfräulichen Maria ...; du bist Einer der heiligen Dreifaltigkeit, mit dem Vater und dem Heiligen Geist verherrlicht; rette uns!“ (Byzantinische Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus).
90. Hatte der Mensch gewordene Sohn Gottes eine Seele mit einer menschlichen Erkenntnis?
470-474
Der Sohn Gottes hat einen von einer vernunftbegabten menschlichen Seele belebten Leib angenommen. Mit seinem menschlichen Verstand hat Jesus vieles durch Erfahrung gelernt. Doch auch als Mensch hatte der Sohn Gottes eine innige und unmittelbare Kenntnis Gottes, seines Vaters. Er durchschaute auch die geheimen Gedanken der Menschen und wusste voll und ganz um die ewigen Ratschlüsse, die zu enthüllen er gekommen war.
91. Wie stimmen der göttliche und der menschliche Wille des Fleisch gewordenen Wortes überein?
475, 482
Jesus hat einen göttlichen Willen und einen menschlichen Willen. Während seines Erdenlebens wollte der Sohn Gottes als Mensch das, was er als Gott zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist zu unserem Heil beschlossen hatte. Der menschliche Wille Christi folgt seinem göttlichen Willen, ohne zu widersprechen und sich zu widersetzen, oder besser, er ordnet sich diesem unter.
92. Hatte Christus einen wahren menschlichen Leib?
476-477
Christus hat einen wahren menschlichen Leib angenommen, durch den der unsichtbare Gott sichtbar wurde. Aus diesem Grund kann Christus auf heiligen Bildern dargestellt und verehrt werden.
93. Was bedeutet das Herz Jesu?
478
Jesus hat uns mit einem menschlichen Herzen gekannt und geliebt. Sein Herz, das um unseres Heiles willen durchbohrt wurde, ist das Symbol jener unendlichen Liebe, mit der er den Vater und jeden Menschen liebt.
94. „Empfangen durch den Heiligen Geist“: Was bedeutet dieser Ausdruck?
484-486
Er bedeutet, dass die Jungfrau Maria den ewigen Sohn durch das Wirken des Heiligen Geistes und ohne Zutun eines Mannes in ihrem Schoß empfangen hat: „Der Heilige Geist wird über dich kommen“ (Lk 1, 35), sagte ihr der Engel bei der Verkündigung.
95. „Geboren von der Jungfrau Maria“: Warum ist Maria wirklich die Mutter Gottes?
495, 509
Maria ist wirklich die Mutter Gottes, denn sie ist die Mutter Jesu (Joh 2, 1; 19, 25). Der nämlich, den sie durch den Heiligen Geist empfangen hat und der wirklich ihr Sohn wurde, ist der ewige Sohn Gottes, des Vaters. Er selbst ist Gott.
96. Was bedeutet „unbefleckte Empfängnis“?
487-492
Gott hat Maria aus Gnade von aller Ewigkeit her auserwählt, die Mutter seines Sohnes zu werden. Um diese Sendung zu erfüllen, wurde sie unbefleckt empfangen. Das bedeutet, dass Maria durch die Gnade Gottes und im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi von ihrer Empfängnis an vor der Erbsünde bewahrt worden ist.
97. Wie wirkt Maria am göttlichen Heilsplan mit?
493-494
Durch die Gnade Gottes ist Maria während ihres ganzen Lebens frei von jeder persönlichen Sünde geblieben. Sie ist die „voll der Gnade“ (Lk 1, 28), die „Ganzheilige“. Als der Engel ihr verkündet, dass sie den „Sohn des Höchsten“ gebären werde (Lk 1, 32), gibt sie im „Gehorsam des Glaubens“ (Röm 1, 5) frei ihre Zustimmung. Sie schenkt sich ganz der Person und dem Werk ihres Sohnes Jesus hin und macht sich aus ganzem Herzen den göttlichen Heilswillen zu eigen.
98. Was bedeutet die jungfräuliche Empfängnis Jesu?
496-498
Es bedeutet, dass Jesus einzig durch die Kraft des Heiligen Geistes, ohne Zutun eines Mannes im Schoß der Jungfrau empfangen wurde. Er ist Sohn des himmlischen Vaters der göttlichen Natur nach und Sohn Marias der menschlichen Natur nach, eigentlich jedoch Sohn Gottes in beiden Naturen, da er nur eine einzige Person ist, nämlich die göttliche.
99. In welchem Sinn ist Maria „allzeit Jungfrau“?
499-507
In dem Sinn, dass sie „Jungfrau geblieben ist, als sie ihren Sohn empfing, Jungfrau, als sie ihn gebar, Jungfrau, als sie ihn trug, Jungfrau, als sie ihn an ihrer Brust nährte, allzeit Jungfrau“ (hl. Augustinus). Wenn in den Evangelien von „Brüdern und Schwestern Jesu“ die Rede ist, handelt es sich deshalb gemäß einer in der Heiligen Schrift gebräuchlichen Ausdrucksweise um nahe Verwandte Jesu.
100. In welcher Weise ist die geistliche Mutterschaft Marias universal?
501-507
Maria hat einen einzigen Sohn, Jesus. Aber in ihm erstreckt sich ihre geistliche Mutterschaft auf alle Menschen, die zu retten er gekommen ist. Gehorsam an der Seite des neuen Adam, Jesus Christus, ist die Jungfrau die neue Eva, die wahre Mutter der Lebenden, bei deren Geburt und Erziehung in der Ordnung der Gnade sie mit mütterlicher Liebe mitwirkt. Als Jungfrau und Mutter ist sie das Inbild der Kirche, ist sie Kirche im Vollsinn.
101. In welchem Sinn ist das ganze Leben Christi Mysterium?
512-521
Das ganze Leben Christi ist Offenbarungsgeschehen. Was im irdischen Leben Jesu sichtbar ist, verweist auf sein unsichtbares Mysterium, vor allem auf das Mysterium seiner Gottessohnschaft: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14, 9). Überdies ist das ganze Leben Christi Heilsmysterium, auch wenn das Heil in seiner Fülle vom Kreuz und von der Auferstehung kommt. Alles, was Jesus getan, gesagt und gelitten hat, war nämlich dazu bestimmt, den gefallenen Menschen zu retten und wieder in seine Berufung als Kind Gottes zu versetzen.
102. Wie wurden die Mysterien Jesu vorbereitet?
522-524
Zunächst gibt es eine lange, viele Jahrhunderte dauernde Hoffnung, die wir während der liturgischen Feier des Advent wieder aufleben lassen. Über die dunkle Ahnung hinaus, die Gott in das Herz der Heiden legte, hat er das Kommen seines Sohnes vorbereitet durch den Alten Bund bis zu Johannes dem Täufer, dem letzten und größten der Propheten.
103. Was lehrt das Evangelium über die Mysterien der Geburt und der Kindheit Jesu?
525-530
An Weihnachten offenbart sich die Herrlichkeit des Himmels in der Schwäche eines Kindes. Die Beschneidung Jesu ist Zeichen seiner Zugehörigkeit zum jüdischen Volk und Vorzeichen unserer Taufe. Bei der Epiphanie wird der König und Messias Israels allen Völkern geoffenbart. Bei seiner Darstellung im Tempel kommt es in Simeon und Anna zur Begegnung der ganzen Erwartung Israels mit seinem Erlöser. Die Flucht nach Ägypten und die Ermordung der unschuldigen Kinder künden an, dass das ganze Leben Christi unter dem Zeichen der Verfolgung stehen wird. Seine Rückkehr erinnert an den Auszug aus Ägypten und stellt Jesus als den neuen Mose dar: Er ist der wahre und endgültige Befreier.
104. Welche Lehre bietet uns das verborgene Leben Jesu in Nazaret?
531-534
Während des verborgenen Lebens in Nazaret verbleibt Jesus im Schweigen eines gewöhnlichen Daseins. So ermöglicht er uns, in der Heiligkeit eines alltäglichen Lebens, das aus Gebet, Einfachheit, Arbeit und familiärer Liebe besteht, in Gemeinschaft mit ihm zu sein. Seine Unterordnung unter Maria und Josef, seinen Pflegevater, ist ein Bild seines Sohnesgehorsams gegenüber dem Vater. Maria und Josef nehmen das Mysterium Jesu im Glauben an, auch wenn sie es nicht immer verstehen.
105. Warum empfängt Jesus von Johannes die „Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden“ (Lk 3, 3)?
535-537
Um sein öffentliches Leben zu beginnen und die „Taufe“ seines Todes vorwegzunehmen: Obschon ohne Sünde, lässt er sich so unter die Sünder rechnen, er, „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1, 29). Der Vater bezeichnet ihn als seinen „geliebten Sohn“ (Mt 3, 17), und der Heilige Geist kommt auf ihn herab. Die Taufe Jesu ist das Vorzeichen unserer Taufe.
106. Was offenbaren die Versuchungen Jesu in der Wüste?
538-540
Die Versuchungen Jesu in der Wüste greifen die Versuchungen Adams im Paradies und Israels in der Wüste nochmals auf. Satan versucht Jesus in seinem Gehorsam gegenüber der Sendung, die ihm vom Vater anvertraut worden ist. Christus, der neue Adam, hält stand, und sein Sieg kündet den Sieg seiner Passion an, den höchsten Gehorsamserweis seiner Sohnesliebe. Die Kirche vereint sich mit diesem Mysterium besonders in der liturgischen Fastenzeit.
107. Wer ist eingeladen, am Reich Gottes teilzuhaben, das Jesus verkündet und verwirklicht hat?
541-546
Jesus lädt alle Menschen zur Teilhabe am Reich Gottes ein. Auch der schlimmste Sünder ist berufen, umzukehren und die unendliche Barmherzigkeit des Vaters anzunehmen. Das Reich Gottes gehört schon hier auf Erden denjenigen, die es mit demütigem Herzen aufnehmen. Ihnen werden seine Geheimnisse offenbart.
108. Warum offenbart Jesus das Reich Gottes durch Zeichen und Wunder?
547-550
Jesus begleitet sein Wort durch Zeichen und Wunder, um zu zeigen, dass in ihm, dem Messias, das Reich Gottes gegenwärtig ist. Er heilt zwar einige Menschen, ist aber nicht gekommen, um alle Übel auf Erden zu beheben, sondern um uns vor allem aus der Sklaverei der Sünde zu befreien. Die Austreibung der Dämonen kündigt an, dass sein Kreuz über den „Herrscher dieser Welt“ (Joh 12, 31) siegen wird.
109. Welche Autorität verleiht Jesus seinen Aposteln im Gottesreich?
551-553
Jesus erwählt die Zwölf, die zukünftigen Zeugen seiner Auferstehung. Er lässt sie an seiner Sendung und an seiner Autorität teilhaben, damit sie lehren, Sünden vergeben und die Kirche aufbauen und leiten. In diesem Kollegium empfängt Petrus „die Schlüssel des Himmelreiches“ (Mt 16, 19) und steht an erster Stelle. Er hat die Sendung, den Glauben unversehrt zu bewahren und seine Brüder zu stärken.
110. Welche Bedeutung hat die Verklärung?
554-556
In der Verklärung erscheint die Dreifaltigkeit: „der Vater in der Stimme, der Sohn als Mensch, der Heilige Geist in der leuchtenden Wolke“ (hl. Thomas von Aquin). Indem Jesus mit Mose und Elija über sein „Ende“ spricht (Lk 9, 31), zeigt er, dass seine Herrlichkeit den Weg über das Kreuz nimmt. Die Verklärung gewährt eine Vorahnung der Auferstehung und der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit, „der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes“ (Phil 3, 21).
„Du wurdest auf dem Berg verklärt, und soweit sie dazu fähig waren, schauten deine Jünger deine Herrlichkeit, Christus Gott, damit sie, wenn sie dich gekreuzigt sehen werden, begreifen, dass dein Leiden freiwillig war, und damit sie der Welt verkünden, dass du wirklich der Abglanz des Vaters bist“ (Byzantinische Liturgie).
111. Wie zieht Jesus als Messias in Jerusalem ein?
557-560
Zur festgesetzten Zeit entschließt sich Jesus, nach Jerusalem hinaufzugehen, um seine Passion zu erleiden, zu sterben und aufzuerstehen. Als Messias-König, der das Kommen des Gottesreiches ankündigt, zieht er, auf einem Esel reitend, in seine Stadt ein. Er wird empfangen von den Kleinen, deren Jubelruf in das eucharistische Sanctus aufgenommen ist: „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Hosanna (rette uns)!“ (Mt 21, 9). Die Liturgie der Kirche eröffnet die Karwoche mit der Feier des Einzugs Jesu in Jerusalem.
„Jesus Christus … gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben“
112. Welche Bedeutung hat das Pascha-Mysterium Jesu?
571-573
Das Pascha-Mysterium Jesu, das sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung und seine Verherrlichung umfasst, ist das Herz des christlichen Glaubens. Denn im Erlösungstod seines Sohnes Jesus Christus ging der Heilsplan Gottes ein für allemal in Erfüllung.
113. Aufgrund welcher Anklagen wurde Jesus verurteilt?
574-576
Einige Führer Israels beschuldigten Jesus, gegen das Gesetz, gegen den Tempel von Jerusalem und besonders gegen den Glauben an den einzigen Gott zu verstoßen, weil er sich als Sohn Gottes bezeichnete. Darum lieferten sie ihn an Pilatus aus, damit er ihn zum Tode verurteile.
114. Wie hat sich Jesus gegenüber dem Gesetz Israels verhalten?
577-582
Jesus hat das Gesetz, das Gott dem Mose auf dem Sinai gegeben hatte, nicht abgeschafft. Er hat es vollendet und ihm seine endgültige Auslegung gegeben. Er ist der göttliche Gesetzgeber, der dieses Gesetz vollkommen erfüllt. Außerdem bringt er, der treue Gottesknecht, mit seinem Sühnetod das einzige Opfer dar, das von allen „im ersten Bund begangenen Übertretungen“ (Hebr 9, 15) zu erlösen vermag.
115. Welche Einstellung hatte Jesus gegenüber dem Tempel von Jerusalem?
583-586
Jesus wurde der Feindschaft gegenüber dem Tempel beschuldigt. Doch er hat ihn als das Haus seines Vaters (Joh 2, 16) verehrt und dort einen bedeutenden Teil seiner Lehre vorgetragen. Im Zusammenhang mit seinem Tod hat er freilich auch dessen Zerstörung vorausgesagt, und er hat sich selbst als die endgültige Wohnung Gottes unter den Menschen bezeichnet.
116. Hat Jesus dem Glauben Israels an den einzigen rettenden Gott widersprochen?
587-591
Jesus hat dem Glauben an einen einzigen Gott niemals widersprochen, auch nicht als er das göttliche Werk schlechthin vollbrachte, das die messianischen Verheißungen erfüllte und ihn als Gott gleich auswies: das Werk der Sündenvergebung. Die Forderung Jesu, an ihn zu glauben und umzukehren, hilft zu verstehen, weshalb der Hohe Rat dem tragischen Missverständnis erliegen konnte, Jesus verdiene als Gotteslästerer den Tod.
117. Wer ist für den Tod Jesu verantwortlich?
595-598
Die Passion und der Tod Jesu können weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den danach geborenen Juden anderer Länder und Zeiten zur Last gelegt werden. Jeder einzelne Sünder, das heißt jeder Mensch, ist Urheber und Vollstrecker der Leiden der Erlösers. Diese Schuld trifft vor allem jene, die wiederholt in die Sünde zurückfallen oder sich in Lastern vergnügen, vor allem, wenn sie Christen sind.
118. Warum gehört der Tod Christi zum Ratschluss Gottes?
599-605
Um alle Menschen, die aufgrund der Sünde dem Tod verfallen waren, mit sich zu versöhnen, hat Gott die liebevolle Initiative ergriffen, seinen Sohn zu senden, damit dieser sich für die Sünder dem Tod überliefere. Im Alten Testament angekündigt, insbesondere als Opfer des leidenden Gottesknechts, geschah der Tod Jesu „gemäß der Schrift“.
119. In welcher Weise hat Christus sich selbst dem Vater dargebracht?
606-609
Das ganze Leben Christi ist eine freiwillige Opfergabe an den Vater, um dessen Heilsratschluss zu erfüllen. Er gibt sein Leben hin „als Lösegeld für viele“ (Mk 10, 45), und so versöhnt er die ganze Menschheit mit Gott. Sein Leiden und Sterben zeigen, wie seine Menschennatur das freie und vollkommene Werkzeug der göttlichen Liebe ist, die das Heil aller Menschen will.
120. Wie kommt die Hingabe Jesu beim Letzten Abendmahl zum Ausdruck?
640-611
Beim Letzten Abendmahl mit den Aposteln am Vorabend seiner Passion nimmt Jesus seine freiwillige Selbsthingabe vorweg, das heißt er bringt sie zeichenhaft zum Ausdruck und verwirklicht sie im Voraus: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ (Lk 22, 19). „Das ist mein Blut, das … vergossen wird“ (Mt 26, 28). So setzt er die Eucharistie als „Gedächtnis“ (1 Kor 11, 25) seines Opfers ein und bestellt seine Apostel zu Priestern des Neuen Bundes.
121. Was geschieht bei der Todesangst im Garten von Getsemani?
612
Die ganz heilige Menschennatur des Sohnes Gottes, der der „Urheber des Lebens“ (Apg 3, 15) ist, empfindet Abscheu vor dem Tod. Dennoch stimmt sein menschlicher Wille dem Willen des Vaters zu: Um uns zu retten, ist Jesus bereit, unsere Sünden mit seinem Leib zu tragen und „gehorsam bis zum Tod“ (Phil 2, 8) zu sein.
122. Was bewirkt das Opfer Christi am Kreuz?
613-617
Jesus hat sein Leben freiwillig als Sühnopfer hingegeben, das heißt er hat unsere Sünden durch den vollkommenen Gehorsam seiner Liebe bis zum Tod wiedergutgemacht. Diese Liebe des Sohnes Gottes „bis zur Vollendung“ (Joh 13, 1) versöhnt die ganze Menschheit mit dem Vater. Das österliche Opfer Christi erlöst also die Menschen auf einmalige, vollkommene und endgültige Weise und erschließt ihnen die Gemeinschaft mit Gott.
123. Warum ruft Jesus seine Jünger auf, ihr Kreuz auf sich zu nehmen?
618
Indem Jesus seine Jünger aufruft, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen (Mt 16, 24), will er diejenigen, denen sein Erlösungsopfer zuerst zugute kommt, mit diesem Opfer vereinigen.
124. In welchem Zustand war der Leib Christi, als er im Grabe lag?
624-630
Christus hat einen echten Tod erlitten und ist wirklich begraben worden. Doch die göttliche Kraft hat seinen Leib vor der Verwesung bewahrt.
„Jesus Christus ... hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten“
125. Was ist „das Reich des Todes“, in das Jesus hinabgestiegen ist?
632-637
Das „Reich des Todes“ – nicht zu verwechseln mit der Hölle der Verdammten – war der Zustand all derer, die vor Christus gestorben waren, ob sie nun gerecht oder böse waren. Jesus begab sich mit seiner Seele, die mit seiner göttlichen Person vereint war, in das Reich des Todes zu den Gerechten, die ihren Retter erwarteten, um schließlich zur Schau Gottes zu gelangen. Nachdem er durch seinen Tod den Tod und den Teufel, „der die Gewalt über den Tod hat“ (Hebr 2, 14), besiegt hatte, befreite er die Gerechten, die auf den Retter warteten, und öffnete ihnen die Pforten des Himmels.
126. Welchen Stellenwert hat die Auferstehung Christi in unserem Glauben?
631, 638
Die Auferstehung Christi ist die Wahrheit, in der unser Glaube an Christus gipfelt. Zusammen mit dem Kreuz ist sie wesentlicher Teil des Pascha-Mysteriums.
127. Welche „Zeichen“ bezeugen die Auferstehung Jesu?
639-644
Neben dem entscheidend wichtigen Zeichen des leeren Grabes ist die Auferstehung Jesu von den Frauen bezeugt, die ihm zuerst begegneten und ihn den Aposteln verkündeten. Danach erschien Jesus „dem Kephas (Petrus), dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich“ (1 Kor 15, 5–6) und noch anderen. Die Apostel konnten die Auferstehung nicht erfinden, denn sie schien ihnen unmöglich. Jesus tadelte sie sogar wegen ihres Unglaubens.
128. Warum ist die Auferstehung auch ein transzendentes Ereignis?
647
Die Auferstehung war ein geschichtliches Ereignis, das sich durch Zeichen und Zeugnisse feststellen und bezeugen ließ. Dennoch geht sie als Glaubensmysterium über die Geschichte hinaus, weil sie der Eintritt der Menschennatur Christi in die Herrlichkeit Gottes ist. Darum offenbarte sich der auferstandene Christus nicht der Welt, sondern seinen Jüngern, und machte sie zu seinen Zeugen vor dem Volk.
129. In welchem Zustand befindet sich der auferstandene Leib Jesu?
645-646
Die Auferstehung Christi war nicht eine Rückkehr in das irdische Leben. Sein auferstandener Leib ist der selbe, der gekreuzigt worden ist, und trägt die Spuren seines Leidens. Doch er hat bereits Anteil am göttlichen Leben und besitzt die Eigenschaften eines verherrlichten Leibes. Aus diesem Grund steht es dem auferstandenen Jesus völlig frei, seinen Jüngern in verschiedenen Gestalten zu erscheinen, wie und wo er will.
130. Inwiefern ist die Auferstehung ein Werk der heiligsten Dreifaltigkeit?
648-650
Die Auferstehung Christi ist ein transzendentes Werk Gottes. Die drei Personen handeln gemeinsam gemäß ihrer Eigenart: Der Vater offenbart seine Macht; der Sohn nimmt sein Leben wieder, das er freiwillig hingegeben hatte (Joh 10, 17), und vereint seine Seele wieder mit seinem Leib, den der Geist belebt und verherrlicht.
131. Was sind der Sinn und die Heilsbedeutung der Auferstehung?
651-655
Die Auferstehung ist der Höhepunkt der Menschwerdung. Sie bestätigt die Gottheit Christi sowie all das, was er getan und gelehrt hat, und erfüllt alle göttlichen Verheißungen für uns. Außerdem ist der Auferstandene, der Sieger über Sünde und Tod, die Ursache unserer Rechtfertigung und unserer Auferstehung: Jetzt schon erwirkt er uns die Gnade der Annahme an Kindes Statt, die eine wirkliche Teilhabe an seinem Leben als eingeborener Sohn ist. Am Ende der Zeiten wird er unseren Leib auferwecken.
„Jesus Christus ... aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters“
132. Was bedeutet die Himmelfahrt?
659-667
Als vierzig Tage vergangen waren, seit Christus den Aposteln unter der Gestalt einer gewöhnlichen Menschennatur, die seine Herrlichkeit als Auferstandener verhüllte, erschienen war, fährt er in den Himmel auf und setzt sich zur Rechten des Vaters. Er ist der Herr, der nun mit seiner Menschennatur in der ewigen Herrlichkeit des Sohnes Gottes herrscht und unablässig beim Vater für uns eintritt. Er sendet uns seinen Geist und gibt uns die Hoffnung, eines Tages zu ihm zu gelangen, weil er einen Platz für uns bereitet hat.
„Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“
133. Wie herrscht Jesus, der Herr, jetzt?
668-674
Als Herr der Welt und der Geschichte und als Haupt seiner Kirche bleibt der verherrlichte Christus auf geheimnisvolle Weise auf der Erde, wo sein Reich in der Kirche schon als Keim und Anfang gegenwärtig ist. Einst wird er wiederkommen in Herrlichkeit, doch kennen wir den Zeitpunkt nicht. Darum leben wir in wachsamer Erwartung und rufen: „Komm, Herr!“ (Offb 22, 20).
134. Wie wird das Kommen des Herrn in Herrlichkeit sein?
675-677
Nach der letzten kosmischen Erschütterung dieser vergänglichen Welt wird das Kommen Christi in Herrlichkeit mit dem endgültigen Triumph Gottes in der Parusie und mit dem letzten Gericht einhergehen. So wird das Reich Gottes zur Vollendung gelangen.
135. Wie wird Christus die Lebenden und die Toten richten?
678-679
Christus wird mit der Vollmacht richten, die er erworben hat als Erlöser der Welt, der gekommen ist, um die Menschen zu retten. Die innersten Gesinnungen der Herzen sowie das Verhalten eines jeden gegenüber Gott und dem Nächsten werden aufgedeckt werden. Jeder Mensch wird nach seinen Werken entweder mit Leben erfüllt oder für die Ewigkeit verdammt werden. So wird das „Vollmaß Christi“ (Eph 4, 13) erreicht, in dem „Gott alles in allen“ sein wird (1 Kor 15, 28).
DRITTES KAPITEL: Ich glaube an den Heiligen Geist
"Ich glaube an den Heiligen Geist"
136. Was will die Kirche sagen, wenn sie bekennt: „Ich glaube an den Heiligen Geist“?
683-686
An den Heiligen Geist glauben heißt bekennen, dass er die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit ist, die vom Vater und vom Sohn ausgeht und „mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird“. Der Geist wurde „in unser Herz“ gesandt (Gal 4, 6), damit wir das neue Leben als Kinder Gottes empfangen.
137. Warum sind die Sendung des Sohnes und die Sendung des Geistes untrennbar?
687-690
In der untrennbaren Dreifaltigkeit sind der Sohn und der Heilige Geist zwar voneinander verschieden, aber nicht voneinander getrennt. Vom Anfang bis zum Ende der Zeit sendet nämlich der Vater, wenn er seinen Sohn sendet, auch seinen Geist, der uns im Glauben mit Christus vereint, damit wir als Kinder angenommen werden und zu Gott „Vater“ sagen können (Röm 8, 15). Der Geist ist unsichtbar, aber wir erkennen ihn durch sein Handeln, wenn er uns das Wort offenbart und wenn er in der Kirche wirkt.
138. Welche Bezeichnungen gibt es für den Heiligen Geist?
691-693
„Heiliger Geist“ ist der Name der dritten Person der heiligsten Dreifaltigkeit. Jesus nennt ihn auch Paraklet (Tröster, Beistand) und Geist der Wahrheit. Das Neue Testament nennt ihn außerdem Geist Christi, Geist des Herrn, Geist Gottes, Geist der Herrlichkeit, Geist der Verheißung.
139. Welche Sinnbilder gibt es für den Heiligen Geist?
694-701
Es gibt viele: das lebendige Wasser, das aus dem durchbohrten Herzen Christi quillt und den Durst der Getauften stillt; die Salbung mit Öl, die das sakramentale Zeichen der Firmung ist; das Feuer, das alles verwandelt, was es berührt; die dunkle oder lichte Wolke, in der sich die göttliche Herrlichkeit offenbart; die Handauflegung, durch die der Geist gespendet wird; die Taube, die bei der Taufe auf Christus herabkommt und auf ihm bleibt.
140. Was bedeutet es, dass der Geist „gesprochen hat durch die Propheten“?
687-688
Unter Propheten versteht man diejenigen, die vom Heiligen Geist inspiriert wurden, um im Namen Gottes zu sprechen. Der Geist führt die Weissagungen des Alten Testaments zur vollen Erfüllung in Christus, dessen Geheimnis er im Neuen Testament enthüllt.
141. Was bewirkt der Heilige Geist in Johannes dem Täufer?
717-720
Der Geist erfüllt Johannes den Täufer, den letzten Propheten des Alten Testaments. Von ihm getrieben, wird Johannes gesandt, um „das Volk für den Herrn bereit zu machen“ (Lk 1, 17) und das Kommen Christi, des Sohnes Gottes, anzukündigen: denjenigen, auf den er den Geist herabkommen sah, auf dem er bleibt, „der mit dem Heiligen Geist tauft“ (Joh 1, 33).
142. Welches Werk vollbringt der Geist in Maria?
721-726
Der Heilige Geist vollendet in Maria die Erwartungen und die Vorbereitung des Alten Testaments auf das Kommen Christi. In einzigartiger Weise erfüllt er sie mit Gnade und lässt ihre Jungfräulichkeit fruchtbar werden, um den Fleisch gewordenen Sohn Gottes zur Welt zu bringen. Er macht sie zur Mutter des „ganzen Christus“, das heißt zur Mutter Jesu, des Hauptes, und der Kirche, seines Leibes. Am Pfingsttag ist Maria unter den Zwölf zugegen, als der Geist mit dem Offenbarwerden der Kirche die „letzten Zeiten“ anbrechen lässt.
143. Welche Beziehung besteht zwischen dem Geist und Christus Jesus in dessen irdischer Sendung?
727-730
Durch die Salbung des Geistes ist der Sohn Gottes in seinem Menschsein seit seiner Inkarnation zum Messias geweiht. Er offenbart den Geist in seiner Lehre und erfüllt so die an die Väter ergangene Verheißung. Er teilt ihn der werdenden Kirche mit, indem er die Apostel nach seiner Auferstehung anhaucht.
144. Was geschieht an Pfingsten?
731-732
Fünfzig Tage nach seiner Auferstehung spendet der verherrlichte Jesus Christus an Pfingsten den Geist in Überfülle. Er macht ihn als göttliche Person offenbar, so dass die heilige Dreifaltigkeit voll und ganz geoffenbart ist. Die Sendung Christi und des Geistes wird zur Sendung der Kirche. Diese Sendung besteht darin, das Mysterium der Gemeinschaft der Dreifaltigkeit zu verkünden und auszubreiten.
„Wir haben das wahre Licht geschaut, wir haben den himmlischen Geist erhalten, wir haben den wahren Glauben gefunden. Wir beten die unteilbare Dreifaltigkeit an, denn sie hat uns errettet“ (Byzantinische Liturgie, Tropar der Pfingstvesper).
145. Was tut der Geist in der Kirche?
733-741
Der Geist erbaut, beseelt und heiligt die Kirche. Als Geist der Liebe gibt er den Getauften die durch die Sünde verlorene Ähnlichkeit mit Gott zurück und lässt sie in Christus aus dem Leben der heiligsten Dreifaltigkeit leben. Er sendet sie, die Wahrheit Christi zu bezeugen. Er stimmt sie in ihren wechselseitigen Aufgaben aufeinander ab, damit alle „die Frucht des Geistes“ (Gal 5, 22) bringen.
146. Wie wirken Christus und sein Geist im Herzen der Gläubigen?
738-741
Durch die Sakramente teilt Christus den Gliedern seines Leibes seinen Geist und die Gnade Gottes mit. Diese Gnade trägt Früchte im neuen Leben nach dem Geist. Schließlich ist der Heilige Geist der Lehrmeister des Betens.
„Ich glaube … die heilige katholische Kirche“
Die Kirche im Plane Gottes
147. Was bedeutet das Wort Kirche?
748-752
Es bezeichnet das Volk, das Gott von allen Enden der Erde zusammenruft und vereint, um die Versammlung derer zu bilden, die durch den Glauben und die Taufe Kinder Gottes, Glieder Christi und Tempel des Heiligen Geistes werden.
148. Gibt es in der Bibel andere Namen und Bilder für die Kirche?
753-757
In der Heiligen Schrift finden wir viele Bilder, die sich ergänzende Aspekte des Mysteriums der Kirche hervortreten lassen. Das Alte Testament bevorzugt Bilder, die mit der Idee des Volkes Gottes zu tun haben. Das Neue Testament bevorzugt Bilder, die mit Christus zusammenhängen, dem Haupt dieses Volkes, das sein Leib ist, sowie Bilder aus dem Hirtenleben (Schafstall, Herde, Schafe), vom Ackerbau (Ackerfeld, Ölbaum, Weingarten), vom Hausbau (Wohnung, Stein, Tempel), aus dem Familienleben (Braut, Mutter, Familie).
149. Was sind der Ursprung und die Vollendung der Kirche?
758-766
Die Kirche findet ihren Ursprung und ihre Vollendung im ewigen Ratschluss Gottes. Sie wurde im Alten Bund vorbereitet mit der Erwählung Israels, Zeichen der zukünftigen Vereinigung aller Nationen. Sie wurde durch die Worte und Taten Jesu Christi gegründet und vor allem durch seinen erlösenden Tod und seine Auferstehung verwirklicht. Sie wurde dann durch die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten als Heilsmysterium offenbart. Sie wird am Ende der Zeiten als himmlische Versammlung aller Erlösten vollendet werden.
150. Welche Sendung hat die Kirche?
767-769
Die Sendung der Kirche besteht darin, das von Jesus Christus begonnene Reich Gottes zu verkünden und in allen Völkern zu begründen. Sie stellt hier auf Erden den Keim und den Anfang dieses rettenden Reiches dar.
151. In welchem Sinn ist die Kirche Mysterium?
770-773
Die Kirche ist Mysterium, insofern in ihrer sichtbaren Wirklichkeit eine geistige, göttliche Wirklichkeit gegenwärtig und wirksam ist, die man nur mit den Augen des Glaubens wahrnimmt.
152. Was bedeutet es, dass die Kirche das universale Heilssakrament ist?
774-776
Es bedeutet, dass die Kirche Zeichen und Werkzeug der Versöhnung und Gemeinschaft der ganzen Menschheit mit Gott und der Einheit des gesamten Menschengeschlechts ist.
Die Kirche - Volk Gottes, Leib Christi, Tempel des Heiligen Geistes
153. Warum ist die Kirche das Volk Gottes?
781
Die Kirche ist das Volk Gottes, denn es hat Gott gefallen, die Menschen nicht einzeln zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem einzigen Volk zu machen, das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeint ist.
154. Welche Besonderheiten weist das Volk Gottes auf?
782
Dieses Volk, in das man durch den Glauben an Christus und die Taufe eingegliedert wird, hat als Ursprung Gott Vater, als Haupt Jesus Christus, als Stand die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, als Gesetz das neue Gebot der Liebe, als Sendung, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein, als Ziel das Reich Gottes, das auf Erden bereits seinen Anfang genommen hat.
155. In welchem Sinn hat das Volk Gottes Anteil an den drei Ämtern Christi, der Priester, Prophet und König ist?
783-786
Das Volk Gottes hat am priesterlichen Amt Christi teil, weil die Getauften vom Heiligen Geist geweiht werden, um geistige Opfer darzubringen. Es nimmt an seinem prophetischen Amt teil, weil es mit dem übernatürlichen Glaubenssinn dem Glauben unwiderruflich anhängt, ihn immer tiefer versteht und ihn bezeugt. Es hat an seinem königlichen Amt Anteil, weil es im Dienen Jesus Christus nachahmt, der sich als König der ganzen Welt zum Diener aller gemacht hat, vor allem der Armen und der Leidenden.
156. Auf welche Weise ist die Kirche der Leib Christi?
787-791, 805-806
Durch den Geist vereint der gestorbene und auferstandene Christus seine Gläubigen innig mit sich. Auf diese Weise sind die an Christus Glaubenden, die vor allem durch die Eucharistie mit ihm verbunden sind, auch untereinander in der Liebe vereint und bilden einen einzigen Leib, die Kirche, deren Einheit sich in der Verschiedenheit der Glieder und Aufgaben verwirklicht.
157. Wer ist das Haupt dieses Leibes?
792-795, 807
Christus „ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche“ (Kol 1, 18). Die Kirche lebt aus ihm, in ihm und für ihn. Christus und die Kirche bilden den „ganzen Christus“ (hl. Augustinus). „Haupt und Glieder sind gleichsam eine mystische Person“ (hl. Thomas von Aquin).
158. Warum wird die Kirche die Braut Christi genannt?
796, 808
Weil sich der Herr selbst als „der Bräutigam“ bezeichnet hat (Mk 2, 19), der die Kirche geliebt und sie durch einen ewigen Bund an sich gebunden hat. Er hat sich für sie hingegeben, um sie mit seinem Blut „rein und heilig“ (Eph 5, 26) und zur fruchtbaren Mutter aller Kinder Gottes zu machen. Während der Ausdruck „Leib“ die Einheit des „Hauptes“ mit den Gliedern hervorhebt, unterstreicht das Wort „Braut“ die Verschiedenheit der beiden in einer persönlichen Beziehung.
159. Warum wird die Kirche der Tempel des Heiligen Geistes genannt?
797-798, 809-810
Weil der Heilige Geist in dem Leib wohnt, der die Kirche ist: in seinem Haupt und in seinen Gliedern. Außerdem baut er die Kirche mit dem Wort Gottes, den Sakramenten, den Tugenden und den Charismen in der Liebe auf.
„Was unser Geist, das heißt unsere Seele, für unsere Glieder ist, das ist der Heilige Geist für die Glieder Christi, für den Leib Christi, die Kirche“ (hl. Augustinus).
160. Was sind Charismen?
799-801
Charismen sind besondere Gaben des Heiligen Geistes, die den Einzelnen zum Wohl der Menschen, für die Nöte der Welt und besonders zum Aufbau der Kirche geschenkt werden. Die Unterscheidung von Charismen steht dem Lehramt der Kirche zu.
Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche
161. Warum ist die Kirche eine?
811-815, 866
Die Kirche ist eine, weil sie die Einheit des einzigen Gottes in der Dreiheit der Personen als Ursprung und Vorbild hat; weil Jesus Christus, der die Einheit aller Völker in einem einzigen Leib wiederherstellt, ihr Gründer und Haupt ist; weil der Heilige Geist, der alle Gläubigen in der Gemeinschaft in Christus verbindet, ihre Seele ist. Sie hat nur einen Glauben, nur ein sakramentales Leben, nur eine apostolische Sukzession, eine gemeinsame Hoffnung und ein und dieselbe Liebe.
162. Wo besteht die einzige Kirche Christi?
816, 870
Die einzige Kirche Christi, in der Welt als Gesellschaft verfasst und geordnet, besteht in (subsistit in) der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird. Nur durch sie kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen. Denn einzig dem Apostelkollegium, dessen Haupt Petrus ist, hat der Herr alle Güter des Neuen Bundes anvertraut.
163. Wie sind die nicht katholischen Christen zu betrachten?
817-819
In den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die sich von der vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche getrennt haben, sind vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden. Alle diese Güter stammen von Christus und drängen auf die katholische Einheit hin. Die Mitglieder dieser Kirchen und Gemeinschaften sind in der Taufe Christus eingegliedert. Darum werden sie von uns als Brüder und Schwestern anerkannt.
164. Wie kann man sich für die Einheit der Christen einsetzen?
820-822
Das Verlangen, die Einheit aller Christen wiederherzustellen, ist eine Gabe Christi und ein Ruf des Geistes. Dieses Verlangen betrifft die ganze Kirche und verwirklicht sich durch die Bekehrung des Herzens, das Gebet, die gegenseitige brüderliche Kenntnis und den theologischen Dialog.
165. In welchem Sinn ist die Kirche heilig?
823-829
Die Kirche ist heilig, weil der heilige Gott ihr Urheber ist. Christus hat sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen und heiligend zu machen. Der Heilige Geist belebt sie mit der Liebe. In ihr ist die Fülle der Heilsmittel vorhanden. Die Heiligkeit ist die Berufung aller ihrer Glieder und das Ziel aller ihrer Tätigkeiten. In der Mitte der Kirche befinden sich die Jungfrau Maria und viele Heilige als Vorbilder und Fürsprecher. Die Heiligkeit der Kirche ist die Quelle der Heiligung ihrer Kinder, die sich hier auf Erden alle als Sünder bekennen und ständig der Umkehr und der Läuterung bedürfen.
166. Warum wird die Kirche katholisch genannt?
830-831
Die Kirche ist katholisch, das heißt allumfassend, weil in ihr Christus zugegen ist. „Wo Christus Jesus ist, ist die katholische Kirche“ (hl. Ignatius von Antiochien). Sie verkündet den ganzen, unverfälschten Glauben. Sie besitzt und spendet die Fülle der Heilsmittel. Sie ist zu allen Völkern aller Zeiten gesandt, welcher Kultur sie auch angehören.
167. Ist die Teilkirche katholisch?
832-835
Katholisch ist jede Teilkirche (das heißt jede Diözese oder Eparchie), die aus einer Gemeinschaft von Christen besteht, die im Glauben und in den Sakramenten vereint sind mit ihrem Bischof, der in der apostolischen Sukzession steht, und mit der Kirche von Rom, „die den Vorsitz in der Liebe führt“ (hl. Ignatius von Antiochien).
168. Wer gehört zur katholischen Kirche?
836-838
Alle Menschen gehören auf verschiedene Weise der katholischen Einheit des Gottesvolkes an oder sind ihr zugeordnet. Der Kirche voll eingegliedert ist, wer sich, im Besitz des Geistes Christi, durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft mit ihr verbindet. Die Getauften, die diese katholische Einheit nicht voll verwirklichen, stehen in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche.
169. In welchem Verhältnis steht die katholische Kirche zum jüdischen Volk?
839-840
Die katholische Kirche erkennt ihr Verhältnis zum jüdischen Volk in der Tatsache, dass Gott dieses Volk als erstes unter allen Völkern erwählt hat, um sein Wort aufzunehmen. Das jüdische Volk besitzt „die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus“ (Röm 9, 4-5). Im Unterschied zu den anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund.
170. Welche Verbindung besteht zwischen der katholischen Kirche und den nichtchristlichen Religionen?
841-845
Es gibt eine Verbindung, die vor allem auf dem gemeinsamen Ursprung und Ziel des ganzen Menschengeschlechtes beruht. Die katholische Kirche anerkennt, dass alles, was sich in den anderen Religionen an Gutem und Wahrem findet, von Gott kommt, ein Strahl seiner Wahrheit ist, auf die Annahme des Evangeliums vorbereiten und zur Einheit der Menschen in der Kirche Christi hindrängen kann.
171. Was bedeutet die Aussage: „Außerhalb der Kirche kein Heil“?
846-848
Diese Aussage bedeutet, dass alles Heil von Christus, dem Haupt, durch die Kirche, seinen Leib, kommt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die wissen, dass die Kirche von Christus gegründet wurde und zum Heil notwendig ist, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen. Zugleich können durch Christus und seine Kirche diejenigen das ewige Heil erlangen, die ohne eigene Schuld das Evangelium Christi und seine Kirche nicht kennen, Gott jedoch aufrichtigen Herzens suchen und sich unter dem Einfluss der Gnade bemühen, seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen zu erfüllen.
172. Warum muss die Kirche das Evangelium der ganzen Welt verkünden?
849-851
Weil Christus befohlen hat: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28, 19). Dieser Missionsauftrag des Herrn hat seinen Ursprung in der ewigen Liebe Gottes, der seinen Sohn und seinen Geist gesandt hat, weil er „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2, 4).
173. Inwiefern ist die Kirche missionarisch?
852-856
Geführt vom Heiligen Geist, setzt die Kirche die Geschichte hindurch die Sendung Christi selbst fort. Deshalb müssen die Christen allen die von Christus gebrachte frohe Botschaft verkünden, indem sie seinem Weg folgen und sogar zum Selbstopfer bis hin zum Martyrium bereit sind.
174. Warum ist die Kirche apostolisch?
857
Die Kirche ist apostolisch aufgrund ihres Ursprungs, da sie „auf das Fundament der Apostel“ gebaut ist (Eph 2, 20); aufgrund ihrer Lehre, welche die Lehre der Apostel ist; und aufgrund ihrer Struktur, weil sie bis zur Wiederkunft Christi von den Aposteln belehrt, geheiligt und geleitet wird – und zwar durch ihre Nachfolger, die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus.
175. Worin besteht die Sendung der Apostel?
858-860
Das Wort Apostel bedeutet Gesandter. Jesus, der vom Vater Gesandte, rief zwölf von seinen Jüngern zu sich und setzte sie als seine Apostel ein. Er machte sie zu den erwählten Zeugen seiner Auferstehung und zu den Fundamenten seiner Kirche. Er gab ihnen den Auftrag, seine Sendung fortzusetzen, indem er sagte: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20, 21). Er versprach ihnen, bis zum Ende der Welt bei ihnen zu sein.
176. Was ist die apostolische Sukzession?
861-865
Die apostolische Sukzession ist die Übertragung der Sendung und der Vollmacht der Apostel auf ihre Nachfolger, die Bischöfe, durch das Sakrament der Weihe. Dank dieser Übertragung bleibt die Kirche in einer Glaubens- und Lebensgemeinschaft mit ihrem Ursprung, während sie die Jahrhunderte hindurch ihr ganzes Apostolat darauf ausrichtet, das Reich Christi auf der Erde zu verbreiten.
Die Gläubigen - Hierarchie, Laien, gottgeweihtes Leben
177. Wer sind die Gläubigen?
871-872
Gläubige sind jene, die durch die Taufe Christus eingegliedert und zum Volk Gottes gemacht worden sind. Da sie gemäß ihrer eigenen Stellung am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teilhaben, sind sie zur Ausübung der Sendung berufen, die Gott der Kirche anvertraut hat. Unter ihnen besteht eine wahre Gleichheit in ihrer Würde als Kinder Gottes.
178. Wie ist das Volk Gottes gestaltet?
873
Aufgrund göttlicher Einsetzung gibt es in der Kirche geistliche Amtsträger, die das Weihesakrament empfangen haben und die Hierarchie der Kirche bilden. Die anderen Gläubigen werden Laien genannt. In beiden Gruppen gibt es Gläubige, die sich durch das Bekenntnis zu den evangelischen Räten der Keuschheit in Ehelosigkeit, der Armut und des Gehorsam in besonderer Weise Gott weihen.
179. Warum hat Christus die kirchliche Hierarchie eingesetzt?
874-876
Christus hat die kirchliche Hierarchie eingesetzt, um das Volk Gottes in seinem Namen zu weiden. Zu diesem Zweck hat er ihr Vollmacht verliehen. Die Hierarchie setzt sich zusammen aus den geweihten Amtsträgern: den Bischöfen, Priestern und Diakonen. Aufgrund des Weihesakramentes handeln die Bischöfe und die Priester bei der Ausübung ihres Amtes im Namen und in der Person Christi, des Hauptes. Die Diakone dienen dem Volk Gottes in der Diakonie (im Dienst) des Wortes, der Liturgie und der Liebe.
180. Wie zeigt sich die kollegiale Dimension des kirchlichen Amtes?
877
Nach dem Beispiel der zwölf Apostel, die von Christus miteinander erwählt und ausgesandt wurden, steht die Einheit der Mitglieder der kirchlichen Hierarchie im Dienst der Gemeinschaft aller Gläubigen. Jeder Bischof übt seinen Dienst als Glied des Bischofskollegiums in Gemeinschaft mit dem Papst aus und hat mit ihm teil an der Sorge für die Gesamtkirche. Die Priester üben ihren Dienst im Presbyterium der Teilkirche in Gemeinschaft mit ihrem Bischof und unter seiner Leitung aus.
181. Warum hat das kirchliche Amt auch einen persönlichen Charakter?
878-879
Das kirchliche Amt hat auch einen persönlichen Charakter, weil jeder kraft des Weihesakramentes verantwortlich ist vor Christus, der ihn persönlich berufen und ihm die Sendung erteilt hat.
182. Welche Sendung hat der Papst?
880-882
Der Papst, der Bischof von Rom und Nachfolger des heiligen Petrus, ist das immerwährende und sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Kirche. Er ist der Stellvertreter Christi, das Haupt des Bischofskollegiums und der Hirte der Gesamtkirche. Aufgrund göttlicher Einsetzung hat er über die ganze Kirche die höchste, volle, unmittelbare und allgemeine Vollmacht.
183. Welche Aufgabe hat das Bischofskollegium?
883-885
Das Bischofskollegium übt - in Gemeinschaft mit dem Papst und niemals ohne ihn - ebenfalls die höchste und ganze Vollmacht über die Kirche aus.
184. Wie erfüllen die Bischöfe ihre Sendung zu lehren?
888-890
Die Bischöfe haben in Gemeinschaft mit dem Papst die Pflicht, als authentische, mit der Autorität Christi versehene Zeugen des apostolischen Glaubens allen getreu und mit Vollmacht das Evangelium zu verkünden. Durch den übernatürlichen Glaubenssinn hält das Volk Gottes unter der Leitung des lebendigen Lehramtes der Kirche den Glauben unverlierbar fest.
185. Wann ist das Lehramt unfehlbar?
891-892
Das Lehramt ist unfehlbar, wenn der Papst kraft seiner Autorität als oberster Hirte der Kirche oder das Bischofskollegium in Gemeinschaft mit dem Papst, vor allem auf einem Ökumenischen Konzil, eine Lehre über den Glauben oder die Sitten in einem endgültigen Akt verkünden. Das Lehramt ist auch unfehlbar, wenn der Papst und die Bischöfe in ihrem ordentlichen Lehramt übereinstimmend eine Lehre als endgültig vorlegen. Solchen Lehren muss jeder Gläubige im Glaubensgehorsam anhangen.
186. Wie üben die Bischöfe den Dienst der Heiligung aus?
893
Die Bischöfe heiligen die Kirche, wenn sie durch den Dienst am Wort und an den Sakramenten, insbesondere der Eucharistie, die Gnade Christi verwalten. Sie heiligen die Kirche auch durch ihr Gebet, ihr Vorbild und ihre Arbeit.
187. Wie üben die Bischöfe das Leitungsamt aus?
886-887, 894-896
Jeder Bischof trägt als Glied des Bischofskollegiums zusammen mit den anderen Bischöfen in Einheit mit dem Papst kollegial die Sorge für alle Teilkirchen und für die ganze Kirche. Der Bischof, dem eine Teilkirche anvertraut wird, leitet diese mit der Autorität seiner eigenen, ordentlichen und unmittelbaren heiligen Vollmacht, die er in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche und unter der Leitung des Nachfolgers Petri im Namen Christi, des guten Hirten, ausübt.
188. Welche Berufung haben die gläubigen Laien?
897-900
Die besondere Berufung der gläubigen Laien besteht darin, das Reich Gottes zu suchen, indem sie die zeitlichen Dinge Gott gemäß erleuchten und ordnen. So verwirklichen sie die Berufung zur Heiligkeit und zum Apostolat, die an alle Getauften ergeht.
189. Wie haben die Laien am Priesteramt Christi teil?
901-903
Sie haben daran teil, indem sie ihr Leben mit allen Tätigkeiten, Gebeten und apostolischen Unternehmungen, dem Familienleben und der täglichen Arbeit, den geduldig ertragenen Beschwernissen des Lebens und der Erholung von Leib und Geist durch Jesus Christus als geistiges Opfer darbringen, das Gott gefällt (1 Petr 2, 5), vor allem in der Eucharistie. So bringen auch die Laien als Christus Geweihte und mit dem Heiligen Geist Gesalbte die Welt selbst Gott dar.
190. Wie nehmen sie an seinem Prophetenamt teil?
904-907
Sie nehmen daran teil, indem sie das Wort Christi immer mehr im Glauben aufnehmen und der Welt durch das Zeugnis ihres Lebens, das Wort, die Evangelisation und die Katechese verkünden. Diese Evangelisation erhält eine besondere Wirksamkeit von daher, dass sie in den gewöhnlichen Verhältnissen der Welt erfüllt wird.
191. Wie haben sie an seinem Königsamt teil?
908-913
Die Laien haben an der königlichen Sendung Christi Anteil, weil sie von ihm die Macht erhalten haben, durch die Selbstverleugnung und die Heiligkeit ihres Lebens in ihnen selbst und in der Welt die Sünde zu überwinden. Sie üben verschiedene Aufgaben im Dienst der Gemeinschaft aus und erfüllen die weltlichen Tätigkeiten des Menschen und die Einrichtungen der Gesellschaft mit sittlichem Wert.
192. Was ist das gottgeweihte Leben?
914-930
Das gottgeweihte Leben ist ein von der Kirche anerkannter Lebensstand. Es ist eine freie Antwort auf einen besonderen Ruf Christi. Dadurch geben sich die geweihten Personen ganz Gott hin und streben, vom Heiligen Geist getrieben, nach vollkommener Liebe. Kennzeichen dieser Weihe ist das Leben nach den evangelischen Räten.
193. Was trägt das gottgeweihte Leben zur Sendung der Kirche bei?
931-933
Durch eine Ganzhingabe an Christus und an die Brüder und Schwestern hat das gottgeweihte Leben Anteil an der Sendung der Kirche, indem es die Hoffnung auf das Himmelreich bezeugt.
„Ich glaube … die Gemeinschaft der Heiligen“
194. Was bedeutet der Ausdruck Gemeinschaft der Heiligen?
946-953
Dieser Ausdruck bezeichnet zunächst die gemeinsame Teilhabe aller Glieder der Kirche an den heiligen Dingen (sancta): am Glauben, an den Sakramenten, besonders an der Eucharistie, an den Charismen und an den anderen geistlichen Gaben. An der Wurzel der Gemeinschaft ist die Liebe, die „nicht ihren Vorteil“ sucht (1 Kor 13, 5), sondern die Gläubigen drängt, „alles gemeinsam“ zu haben (Apg 4, 32) und auch mit den eigenen materiellen Gütern den Bedürftigen zu dienen.
195. Welche weitere Bedeutung hat der Ausdruck Gemeinschaft der Heiligen?
954-959
Dieser Ausdruck bezeichnet auch die Gemeinschaft zwischen den heiligen Personen (sancti), also zwischen denen, die durch die Gnade mit dem gestorbenen und auferstandenen Christus vereint sind. Die einen pilgern auf Erden; andere sind aus diesem Leben geschieden und werden, auch durch die Hilfe unserer Gebete, geläutert; wieder andere schließlich genießen bereits die Herrlichkeit Gottes und treten für uns ein. Alle zusammen bilden in Christus eine einzige Familie, die Kirche, zum Lob und zur Ehre der Dreifaltigkeit.
Maria - Mutter Christi, Mutter der Kirche
196. In welchem Sinn ist die selige Jungfrau Maria Mutter der Kirche?
963-966
Die selige Jungfrau Maria ist Mutter der Kirche in der Ordnung der Gnade, weil sie Jesus geboren hat, den Sohn Gottes, das Haupt des Leibes, der die Kirche ist. Der am Kreuz sterbende Jesus hat sie dem Jünger als Mutter gegeben mit den Worten: „Siehe, deine Mutter“ (Joh 19, 27).
197. Wie hilft die Jungfrau Maria der Kirche?
967-970
Nach der Himmelfahrt ihres Sohnes steht die Jungfrau Maria den Anfängen der Kirche mit ihren Gebeten zur Seite. Auch nach ihrer Aufnahme in den Himmel fährt sie fort, für ihre Kinder einzutreten, allen ein Vorbild im Glauben und in der Liebe zu sein und einen heilsamen Einfluss auf sie auszuüben, der aus dem Überfluss der Verdienste Christi hervorströmt. Die Gläubigen sehen in ihr ein Bild und eine Vorwegnahme der Auferstehung, die sie erwarten, und sie rufen sie an als Fürsprecherin, Helferin, Beistand und Mittlerin.
198. Welche Art der Verehrung wird der heiligen Jungfrau entgegengebracht?
971
Die Marienverehrung ist eine einzigartige Verehrung, die sich aber wesentlich vom Kult der Anbetung unterscheidet, der allein der heiligsten Dreifaltigkeit dargebracht wird. Diese besondere Verehrung findet ihren eigenen Ausdruck in den der Gottesmutter gewidmeten liturgischen Festen und im marianischen Gebet, etwa im Rosenkranz, der Kurzfassung des ganzen Evangeliums.
199. In welcher Weise ist die selige Jungfrau Maria die eschatologische Ikone der Kirche?
972
Indem die Kirche auf Maria blickt, die ganz heilig und schon mit Leib und Seele verherrlicht ist, betrachtet sie an ihr das, was sie selbst auf Erden zu sein berufen ist und was sie in der himmlischen Heimat sein wird.
„Ich glaube … die Vergebung der Sünden“
200. Wie werden die Sünden vergeben?
976-980
Das erste und grundlegende Sakrament der Sündenvergebung ist die Taufe. Für die nach der Taufe begangenen Sünden hat Christus das Sakrament der Versöhnung oder der Buße eingesetzt, durch das der Getaufte mit Gott und mit der Kirche versöhnt wird.
201. Warum hat die Kirche die Vollmacht, Sünden zu vergeben?
981-983
Die Kirche hat die Sendung und die Vollmacht, Sünden zu vergeben, weil Christus selbst sie ihr verliehen hat: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20, 22–23).
„Ich glaube … die Auferstehung der Toten (des Fleisches)“
202. Was bezeichnet der Ausdruck Fleisch und worin liegt seine Bedeutung?
988-990
Der Ausdruck Fleisch (wie die Formulierung im apostolischen Glaubensbekenntnis wörtlich lautet) bezeichnet den Menschen in seiner Schwäche und Sterblichkeit. „Das Fleisch ist der Angelpunkt des Heils“ (Tertullian). Wir glauben an Gott, den Schöpfer des Fleisches; wir glauben an das Wort, das Fleisch geworden ist, um das Fleisch zu erlösen; wir glauben an die Auferstehung des Fleisches, in der sich seine Schöpfung und Erlösung vollenden.
203. Was bedeutet „Auferstehung des Fleisches“?
990-991
Es bedeutet, dass der endgültige Zustand des Menschen nicht nur die vom Leib getrennte Geistseele betrifft, sondern dass auch unsere sterblichen Leiber einst wieder lebendig werden.
204. Welche Beziehung besteht zwischen der Auferstehung Christi und unserer Auferstehung?
988
Wie Christus wahrhaft von den Toten auferstanden ist und für immer lebt, so wird er selbst alle am Letzten Tag mit einem unvergänglichen Leib auferwecken: „Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht“ (Joh 5, 29).
205. Was geschieht im Tod mit unserer Seele und unserem Leib?
992-1004
Durch den Tod wird die Seele vom Leib getrennt. Der Leib fällt der Verwesung anheim. Die Seele, die unsterblich ist, geht dem Gericht Gottes entgegen und wartet darauf, wieder mit dem Leib vereint zu werden, der bei der Wiederkunft des Herrn verwandelt auferstehen wird. Das Wie dieser Auferstehung übersteigt unsere Vorstellung und unser Verstehen.
206. Was bedeutet Sterben in Christus Jesus?
1005-1014
Es bedeutet, in der Gnade Gottes, ohne Todsünde, zu sterben. Wer an Christus glaubt und seinem Beispiel folgt, kann den eigenen Tod zu einem Akt des Gehorsams und der Liebe zum Vater machen. „Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben“ (2 Tim 2, 11).
„Ich glaube … das ewige Leben“
207. Was ist das ewige Leben?
1020
Das ewige Leben ist das Leben, das gleich nach dem Tod beginnt. Es wird kein Ende haben. Ein besonderes Gericht durch Christus, den Richter der Lebenden und der Toten, wird für jeden Menschen dem ewigen Leben vorangehen, und durch das Letzte Gericht wird es bestätigt werden.
208. Was ist das besondere Gericht?
1021-1022
Es ist das Gericht der unmittelbaren Vergeltung, die jeder gleich nach seinem Tod in seiner unsterblichen Seele entsprechend seinem Glauben und seinen Werken von Gott erhält. Diese Vergeltung besteht im Eintreten in die Seligkeit des Himmels, unmittelbar oder nach einer entsprechenden Läuterung, oder im Eintreten in die ewige Verdammnis der Hölle.
209. Was versteht man unter „Himmel“?
1023-1026
Unter „Himmel“ versteht man den Zustand höchsten, endgültigen Glücks. Jene, die in der Gnade Gottes sterben und keiner weiteren Läuterung bedürfen, werden mit Jesus und Maria, mit den Engeln und den Heiligen vereinigt. Sie bilden so die Kirche des Himmels, wo sie Gott „von Angesicht zu Angesicht“ (1 Kor 13, 12) schauen, in einer Liebesgemeinschaft mit der heiligsten Dreifaltigkeit leben und für uns eintreten.
„Der Vater ist seinem Wesen nach und in Wahrheit das Leben. Über alles gießt er durch seinen Sohn und im Heiligen Geist seine himmlischen Gaben aus. Das ewige Leben aber hat er in seiner Menschenfreundlichkeit uns Menschen untrüglich verheißen“ (hl. Cyrill von Jerusalem).
210. Was ist das Purgatorium (Fegefeuer)?
1030-1031
Das Purgatorium ist der Zustand jener, die in der Freundschaft Gottes sterben, ihres ewigen Heils sicher sind, aber noch der Läuterung bedürfen, um in die himmlische Seligkeit eintreten zu können.
211. Wie können wir den Seelen im Purgatorium helfen?
1032
Kraft der Gemeinschaft der Heiligen können die Gläubigen, die noch auf Erden pilgern, den Seelen im Purgatorium helfen, indem sie Fürbitten und besonders das eucharistische Opfer, aber auch Almosen, Ablässe und Bußwerke für sie darbringen.
212. Worin besteht die Hölle?
1033-1035
Sie besteht in der ewigen Verdammnis jener, die aus freiem Entschluss in Todsünde sterben. Die schlimmste Qual der Hölle besteht im ewigen Getrenntsein von Gott. Einzig in Gott kann ja der Mensch Leben und Glück finden. Dafür ist er geschaffen, und das ist seine Sehnsucht. Christus fasst diese Wirklichkeit in die Worte: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!“ (Mt 25, 41).
213. Wie verträgt sich die Existenz der Hölle mit der unendlichen Güte Gottes?
1036-1037
Gott will zwar, „dass sich alle bekehren“(2 Petr 3, 9), aber er hat den Menschen frei und eigenverantwortlich erschaffen und respektiert seine Entscheidungen. Darum ist es der Mensch selbst, der sich in völliger Autonomie freiwillig aus der Gemeinschaft mit Gott ausschließt, wenn er bis zu seinem Tod in der Todsünde verharrt und die barmherzige Liebe Gottes zurückweist.
214. Worin wird das Letzte Gericht bestehen?
1038-1041
Das Letzte (allgemeine) Gericht wird im Urteil zum seligen Leben oder zur ewigen Verdammnis bestehen. Wenn Jesus Christus als Richter der Lebenden und der Toten wiederkommt, wird er über die „Gerechten und Ungerechten“ (Apg 24, 15), die alle vor ihm versammelt sein werden, dieses Urteil aussprechen. Im Anschluss an das Letzte Gericht wird der auferstandene Leib Anteil erhalten an der Vergeltung, welche die Seele im besonderen Gericht erhalten hat.
215. Wann wird dieses Gericht stattfinden?
1040
Dieses Gericht wird am Ende der Welt stattfinden, dessen Tag und Stunde Gott allein kennt.
216. Was ist die Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde?
1042-1050
Nach dem Letzten Gericht wird auch die ganze Welt von der Sklaverei der Vergänglichkeit befreit werden und mit dem Anbrechen des „neuen Himmels“ und der „neuen Erde“ (2 Petr 3, 13) an der Herrlichkeit Christi teilhaben. Damit wird das Reich Gottes vollendet, das heißt der Heilsplan Gottes, „das All in Christus wieder unter ein Haupt zu fassen, alles, was im Himmel und auf Erden ist“ (Eph 1, 10), wird endgültig verwirklicht sein. Gott wird dann, im ewigen Leben, „alles in allen“ sein (1 Kor 15, 28).
„Amen“
217. Was bedeutet das Amen, das unser Glaubensbekenntnis abschließt?
1061-1065
Das hebräische Wort Amen, mit dem auch das letzte Buch der Heiligen Schrift sowie einige Gebete des Neuen Testaments und die liturgischen Gebete der Kirche schließen, bedeutet unser vertrauensvolles und uneingeschränktes „Ja“ zu dem, was wir zu glauben bekannt haben, indem wir uns ganz dem anvertrauen, der das endgültige „Amen“ ist (Offb 3, 14): Christus, der Herr.
ZWEITER TEIL: DIE FEIER DES CHRISTLICHEN MYSTERIUMS
ERSTER ABSCHNITT: DIE SAKRAMENTALE HEILSORDNUNG
218. Was ist die Liturgie?
1066-1070
Die Liturgie ist die Feier des Mysteriums Christi und besonders seines Pascha-Mysteriums. In ihr wird durch den Vollzug des priesterlichen Amtes Jesu Christi die Heiligung der Menschen bezeichnet und bewirkt und vom mystischen Leib Christi, dem Haupt und seinen Gliedern, der öffentliche Kult vollzogen, der Gott gebührt.
219. Welchen Platz nimmt die Liturgie im Leben der Kirche ein?
1071-1075
Die Liturgie, die heilige Handlung schlechthin, bildet den Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Lebenskraft strömt. Durch die Liturgie setzt Christus in seiner Kirche, mit ihr und durch sie das Werk unserer Erlösung fort.
220. Worin besteht die sakramentale Heilsordnung?
1076
Die sakramentale Heilsordnung besteht darin, durch die Feier der Sakramente der Kirche, besonders durch die Eucharistie, die Früchte der Erlösung Christi zu vermitteln, „bis er kommt“ (1 Kor 11, 26).
ERSTES KAPITEL: Das Pascha-Mysterium in der Zeit der Kirche
Die Liturgie – Werk der heiligsten Dreifaltigkeit
221. Inwiefern ist der Vater Ursprung und Ziel der Liturgie?
1077-1083
In der Liturgie überhäuft uns der Vater in seinem Fleisch gewordenen, für uns gestorbenen und auferstandenen Sohn mit seinen Segnungen, und er gießt den Heiligen Geist in unsere Herzen aus. Zugleich preist die Kirche den Vater in Anbetung, Lob und Danksagung und bittet um das Kommen seines Sohnes und des Heiligen Geistes.
222. Welches Werk verrichtet Christus in der Liturgie?
1084-1090
In der Liturgie der Kirche bezeichnet und verwirklicht Christus vor allem sein Pascha-Mysterium. Indem er den Aposteln den Heiligen Geist spendete, gab er ihnen und ihren Nachfolgern die Vollmacht, das Heilswerk zu vollziehen – und zwar durch das eucharistische Opfer und die Sakramente, in denen er selbst wirkt, um den Gläubigen aller Zeiten und in aller Welt seine Gnade mitzuteilen.
223. Wie wirkt der Heilige Geist in der Liturgie an der Kirche?
1091-1109
In der Liturgie wirkt der Heilige Geist auf das Engste mit der Kirche zusammen. Er bereitet die Kirche auf die Begegnung mit ihrem Herrn vor. Er ruft Christus dem Glauben der Versammlung in Erinnerung und bezeugt ihn. Er vergegenwärtigt und aktualisiert das Mysterium Christi. Er vereint die Kirche mit dem Leben und der Sendung Christi und lässt die Gabe der Gemeinschaft in ihr Frucht bringen.
Das Pascha-Mysterium in den Sakramenten der Kirche
224. Was sind die Sakramente und welche Sakramente gibt es?
1113-1131
Die Sakramente sind sinnlich wahrnehmbare, wirksame Zeichen der Gnade, die von Christus eingesetzt und der Kirche anvertraut sind und durch die uns das göttliche Leben gespendet wird. Es gibt sieben Sakramente: die Taufe, die Firmung, die Eucharistie, die Buße, die Krankensalbung, die Weihe und die Ehe.
225. In welcher Beziehung stehen die Sakramente zu Christus?
1114-1116
Die Mysterien des Lebens Christi sind die Grundlage für das, was Christus jetzt durch die Amtsträger seiner Kirche in den Sakramenten spendet.
„Was an unserem Erlöser sichtbar war, ist in seine Sakramente übergegangen“ (hl. Leo der Große).
226. Welches Verhältnis besteht zwischen den Sakramenten und der Kirche?
1117-1119
Christus hat die Sakramente seiner Kirche anvertraut. Diese sind Sakramente „der Kirche“ in einem doppelten Sinn: Sie sind „durch sie“ da, weil sie Handlungen der Kirche sind, die ihrerseits Sakrament des Wirkens Christi ist. Sie sind „für sie“ da, insofern sie die Kirche aufbauen.
227. Was ist der sakramentale Charakter?
1121
Der sakramentale Charakter ist ein geistliches Siegel, das durch die Sakramente der Taufe, der Firmung und der Weihe verliehen wird. Es ist Verheißung und Gewähr des göttlichen Schutzes. Durch dieses Siegel wird der Christ Christus gleichgestaltet, hat in verschiedener Weise an dessen Priestertum teil, und gehört in unterschiedlichen Ständen und Aufgaben der Kirche an. Er wird also dem Gottesdienst und dem Dienst der Kirche geweiht. Weil dieses Siegel unauslöschlich ist, werden die Sakramente, die es einprägen, nur einmal im Leben empfangen.
228. In welcher Beziehung stehen die Sakramente zum Glauben?
1122-1126
Die Sakramente setzen den Glauben nicht nur voraus. Durch die Worte und die rituellen Elemente nähren sie ihn auch, stärken ihn und bringen ihn zum Ausdruck. Wenn die Kirche die Sakramente feiert, bekennt sie den apostolischen Glauben. Deshalb gilt der alte Spruch: „lex orandi, lex credendi“: die Kirche glaubt so, wie sie betet.
229. Warum sind die Sakramente wirksam?
1127-1128
Die Sakramente wirken ex opere operato („aufgrund der vollzogenen sakramentalen Handlung“). Denn Christus ist in ihnen am Werk und vermittelt die Gnade, die sie bezeichnen, unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Spenders. Die Früchte der Sakramente sind aber auch von der inneren Verfassung ihres Empfängers abhängig.
230. Aus welchem Grund sind die Sakramente heilsnotwendig?
1129
Auch wenn nicht alle Sakramente jedem einzelnen Gläubigen gespendet werden, sind die Sakramente für die Christgläubigen heilsnotwendig: Sie verleihen die sakramentalen Gnaden, die Vergebung der Sünden, die Annahme an Kindes Statt, die Gleichgestaltung mit Christus, dem Herrn, und die Zugehörigkeit zur Kirche. Der Heilige Geist heilt und verwandelt jene, die sie empfangen.
231. Was ist die sakramentale Gnade?
1129, 1131
Die sakramentale Gnade ist die jedem Sakrament eigene, durch Christus gespendete Gnade des Heiligen Geistes. Diese Gnade unterstützt den Gläubigen auf seinem Weg der Heiligkeit und hilft somit auch der Kirche, in der Liebe und im Zeugnis zu wachsen.
232. Welche Beziehung besteht zwischen den Sakramenten und dem ewigen Leben?
1131
In den Sakramenten empfängt die Kirche jetzt schon Anteil am ewigen Leben, „während wir auf die selige Hoffnung und das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus warten“ (Tit 2, 13).
ZWEITES KAPITEL: Die sakramentale Feier des Pascha-Mysteriums
Die Liturgie der Kirche feiern
Wer feiert?
233. Wer handelt in der Liturgie?
1135-1137
In der Liturgie handelt der „ganze Christus“ („Christus totus“), das Haupt und der Leib. Als Hoherpriester feiert Christus die Liturgie zusammen mit seinem Leib, der himmlischen und der irdischen Kirche.
234. Von wem wird die himmlische Liturgie gefeiert?
1138-1139
Die himmlische Liturgie wird von den Engeln und den Heiligen des Alten und des Neuen Bundes gefeiert, besonders von der Gottesmutter, von den Aposteln, von den Märtyrern und von einer großen Schar „aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen, die niemand zählen kann“ (Offb 7, 9). Wenn wir in den Sakramenten das Heilsmysterium feiern, nehmen wir an dieser ewigen Liturgie teil.
235. In welcher Weise feiert die Kirche auf Erden die Liturgie?
1120, 1132
Die Kirche auf Erden feiert die Liturgie als ein priesterliches Volk, in dem jeder seiner Aufgabe entsprechend in der Einheit des Heiligen Geistes handelt: Die Getauften bringen sich selbst als geistiges Opfer dar; die geweihten Amtsträger feiern gemäß der Weihe, die sie für den Dienst an allen Gliedern der Kirche empfangen haben; die Bischöfe und die Priester handeln in der Person Christi, des Hauptes.
Wie wird die Liturgie gefeiert?
236. Wie wird die Liturgie gefeiert?
1145
Die liturgische Feier ist aus Zeichen und Symbolen gewoben, deren Bedeutung in der Schöpfung und in den menschlichen Kulturen wurzelt, in den Ereignissen des Alten Bundes deutlicher zutage tritt und in der Person und im Werk Christi vollständig geoffenbart wird.
237. Woher kommen die sakramentalen Zeichen?
1146-1152
Einige kommen aus der Schöpfung (Licht, Wasser, Feuer, Brot, Wein, Öl), andere aus dem menschlichen Zusammenleben (waschen, salben, das Brot brechen), wieder andere aus der Heilsgeschichte im Alten Bund (die Pascha-Riten, die Opfer, die Handauflegung, die Weihen). Diese Zeichen, von denen einige normativ und unveränderlich sind, werden von Christus aufgenommen und zu Trägern des heilbringenden und heiligenden Wirkens.
238. Welches Verhältnis besteht in der sakramentalen Feier zwischen Handlungen und Worten?
1153-1155
In der sakramentalen Feier sind Handlungen und Worte eng miteinander verbunden. Auch wenn die symbolischen Handlungen schon an und für sich eine Sprache sind, ist es dennoch nötig, dass die Worte des Ritus diese Handlungen begleiten und lebendig machen. In der Liturgie können Worte und Handlungen nicht voneinander getrennt werden, insofern sie als Zeichen und Unterweisung sind und auch bewirken, was sie bedeuten.
239. Unter welchen Bedingungen haben Gesang und Musik bei der liturgischen Feier eine eigene Aufgabe?
1156-1158
Weil der Gesang und die Musik eng mit der liturgischen Handlung zusammenhängen, ist auf folgende Bedingungen zu achten: Die Texte, die vornehmlich aus der Heiligen Schrift und den liturgischen Quellen geschöpft werden sollen, müssen mit der katholischen Lehre übereinstimmen; das Gebet soll schön zum Ausdruck kommen; die Musik soll Qualität haben; die Gemeinde soll beteiligt sein; der kulturelle Reichtum des Volkes Gottes ist zu berücksichtigen; die Feier soll einen sakralen und festlichen Charakter haben. „Wer singt, betet doppelt“ (hl. Augustinus).
240. Was ist der Zweck der heiligen Bilder?
1159-1162
Das Bild Christi ist die liturgische Ikone schlechthin. Andere Bilder, die Maria und die Heiligen darstellen, sind Zeichen für Christus, der in ihnen verherrlicht wird. Sie verkünden die gleiche frohe Botschaft, die die Heilige Schrift durch das Wort überliefert. Sie helfen, unseren Glauben zu wecken und zu nähren.
Wann wird die Liturgie gefeiert?
241. Was ist die Mitte der liturgischen Zeit?
1163-1167
Die Mitte der liturgischen Zeit ist der Sonntag, Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres. Dieses hat seinen Höhepunkt im jährlichen Osterfest, dem Fest der Feste.
242. Welche Bedeutung hat das liturgische Jahr?
1168-1173
Im liturgischen Jahr feiert die Kirche das ganze Mysterium Christi, von der Inkarnation bis zu seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. An bestimmten Tagen verehrt die Kirche mit besonderer Liebe Maria, die selige Gottesgebärerin, und feiert auch das Gedächtnis der Heiligen, die für Christus gelebt haben, mit ihm gelitten haben und mit ihm verherrlicht sind.
243. Was ist die Liturgie des Stundengebetes?
1174-1178
Das Stundengebet ist das öffentliche und allgemeine Gebet der Kirche. Es ist das Gebet, das Christus zusammen mit seinem Leib, der Kirche, verrichtet. Durch dieses Gebet heiligt und verklärt das Mysterium Christi, das wir in der Eucharistie feiern, die Stunden eines jeden Tages. Es besteht hauptsächlich aus Psalmen und anderen biblischen Texten sowie aus der Lesung von Texten der Kirchenväter und geistlichen Lehrer.
Wo wird die Liturgie gefeiert?
244. Braucht die Kirche Orte, um die Liturgie zu feiern?
1179-1181
Der Kult „im Geist und in der Wahrheit“ (Joh 4, 24) des Neuen Bundes ist an keinen bestimmten Ort gebunden. Denn Christus ist der wahre Tempel Gottes, durch den auch die Christen und die ganze Kirche unter dem Wirken des Heiligen Geistes zum Tempel des lebendigen Gottes werden. In seinem irdischen Dasein benötigt das Volk Gottes trotzdem Orte, an denen sich die Gemeinde versammeln kann, um die Liturgie zu feiern.
245. Was sind Sakralbauten?
1181
Sakralbauten sind Gotteshäuser, die ein Symbol für die Kirche, die an diesem Ort lebt, sowie für die himmlische Wohnung sind. Sie sind Stätten des Gebets, in denen die Kirche vor allem die Eucharistie feiert und Christus anbetet, der im Tabernakel wirklich gegenwärtig ist.
246. Welche Orte haben in Sakralbauten eine besondere Bedeutung?
1182-1186
Eine besondere Bedeutung haben der Altar, der Tabernakel, der Aufbewahrungsort für das heilige Chrisam und die anderen heiligen Öle, der Sitz des Bischofs (Kathedra) oder des Priesters, der Ambo, das Taufbecken und der Beichtstuhl.
Vielfalt der Liturgie – Einheit des Mysteriums
247. Warum wird das eine Mysterium Christi von der Kirche nach verschiedenen liturgischen Traditionen gefeiert?
1200-1204
Weil der unerschöpfliche Reichtum des Mysteriums Christi nicht durch eine einzelne liturgische Tradition ganz zum Ausdruck gebracht werden kann. Von Anfang an hat dieser Reichtum deshalb in den verschiedenen Völkern und Kulturen Ausdrucksformen gefunden, die sich in einer wunderbaren Vielfalt gegenseitig ergänzen.
248. Welches Kriterium sichert die Einheit in der Vielfalt?
1205-1206
Es ist die Treue zur apostolischen Überlieferung, das heißt die Gemeinschaft im Glauben und in den Sakramenten, welche die Kirche von den Aposteln empfangen hat. Diese Gemeinschaft kommt in der apostolischen Sukzession zum Ausdruck und wird durch sie gewährleistet. Die Kirche ist katholisch: Sie kann alle wahren Reichtümer der Kulturen in ihre Einheit einbinden.
249. Ist in der Liturgie alles unveränderlich?
1209
In der Liturgie, und vornehmlich in der Liturgie der Sakramente, gibt es unveränderliche Bestandteile, weil sie göttlichen Ursprungs sind, über den die Kirche zu wachen hat. Daneben gibt es Bestandteile, die verändert werden können und die die Kirche an die Kulturen der verschiedenen Völker anpassen kann und mitunter auch muss.
ZWEITER ABSCHNITT: DIE SIEBEN SAKRAMENTE DER KIRCHE
Die Sakramente |
Ursprung der Sakramente |
|
Die sieben Sakramente |
Sakramentalien |
Die sieben Sakramente der Kirche
Taufe
Firmung
Eucharistie
Buße
Krankensalbung
Weihe
Ehe
Septem Ecclesiae Sacramenta
Baptismum
Confirmatio
Eucharistia
Pænitentia
Unctio infirmorum
Ordo
Matrimonium
250. Wie werden die Sakramente der Kirche eingeteilt?
1210-1211
Sie werden eingeteilt in Sakramente der christlichen Initiation (Taufe, Firmung und Eucharistie), Sakramente der Heilung (Buße und Krankensalbung) und Sakramente im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung (Weihe und Ehe). Sie betreffen die wichtigen Zeitpunkte im christlichen Leben. Alle Sakramente sind auf die Eucharistie „als auf ihr eigentliches Ziel hingeordnet“ (hl. Thomas von Aquin).
ERSTES KAPITEL: Die Sakramente der christlichen Initiation
251. Wie geschieht die christliche Initiation?
1212, 1275
Sie geschieht durch die Sakramente, welche die Grundlagen des christlichen Lebens legen: Durch die Taufe werden die Gläubigen wiedergeboren, durch das Sakrament der Firmung gestärkt und durch die Eucharistie genährt.
Das Sakrament der Taufe
252. Wie wird das erste Sakrament der Initiation genannt?
1213-1216
Man nennt es vor allem Taufe nach dem in seiner Feier wesentlichen Ritus: Taufen bedeutet ins Wasser „eintauchen“. Der Täufling wird in den Tod Christi eingetaucht und ersteht mit ihm als eine „neue Schöpfung“ (2 Kor 5, 17). Es wird auch „Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist“ (Tit 3, 5) oder „Erleuchtung“ genannt, denn die Getauften werden „Kinder des Lichts“ (Eph 5, 8).
253. Wie ist die Taufe im Alten Bund vorgebildet?
1217-1222
Im Alten Bund gibt es verschiedene Vorzeichen der Taufe: das Wasser als Quelle von Leben und Tod; die Arche Noachs, die vom Wasser rettet; der Durchzug durch das Rote Meer, der Israel aus der ägyptischen Knechtschaft befreit; die Überschreitung des Jordan, die Israel in das verheißene Land führt - ein Bild für das ewige Leben.
254. Wer führt diese Vorzeichen zur Vollendung?
1223-1225
Jesus Christus führt sie zur Vollendung. Zu Beginn seines öffentlichen Lebens lässt er sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen. Am Kreuz lässt er aus seiner durchbohrten Seite Blut und Wasser strömen, Zeichen der Taufe und der Eucharistie. Nach der Auferstehung gibt er den Aposteln die Sendung: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28, 19).
255. Seit wann und wem spendet die Kirche die Taufe?
1226-1228
Seit dem Pfingsttag spendet die Kirche die Taufe allen, die an Jesus Christus glauben.
256. Worin besteht der wesentliche Ritus der Taufe?
1229-1245
Der wesentliche Ritus dieses Sakramentes besteht darin, dass der Täufling in Wasser getaucht oder sein Kopf mit Wasser übergossen und dabei der Name des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes angerufen wird.
257. Wer kann die Taufe empfangen?
1246-1252
Fähig zum Empfang der Taufe ist jede Person, die noch nicht getauft ist.
258. Warum tauft die Kirche Kinder?
1250, 1282
Weil die Kinder, die mit der Erbsünde geboren werden, der Taufe bedürfen, um von der Macht des Bösen befreit und in das Reich der Freiheit der Kinder Gottes versetzt zu werden.
259. Was wird von einem Täufling verlangt?
1253-1255
Von jedem Täufling wird das Bekenntnis des Glaubens verlangt, das bei der Erwachsenentaufe von ihm persönlich und bei der Kindertaufe von den Eltern und von der Kirche ausgesprochen wird. Auch der Pate oder die Patin und die ganze kirchliche Gemeinschaft tragen Mitverantwortung für die Vorbereitung auf die Taufe (Katechumenat) sowie für die Entfaltung des Glaubens und der Taufgnade.
260. Wer kann taufen?
1256-1284
Ordentliche Spender der Taufe sind der Bischof und der Priester und in der lateinischen Kirche auch der Diakon. Im Notfall kann jeder Mensch taufen, sofern er nur die Absicht hat, das zu tun, was die Kirche tut. Er gießt Wasser über den Kopf des Täuflings und spricht die trinitarische Taufformel: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.
261. Ist die Taufe heilsnotwendig?
1257, 2377
Die Taufe ist für jene Menschen heilsnotwendig, denen das Evangelium verkündet worden ist und die die Möglichkeit haben, um dieses Sakrament zu bitten.
262. Kann man ohne die Taufe zum Heil gelangen?
1258-1261
Da Christus für das Heil aller gestorben ist, können auch ohne Taufe jene gerettet werden, die um des Glaubens willen sterben (Bluttaufe), die Katechumenen sind und ebenso alle, die zwar Christus und die Kirche nicht kennen, aber unter dem Antrieb der Gnade aufrichtig nach Gott suchen und danach streben, seinen Willen zu erfüllen (Verlangen nach der Taufe). Die ohne Taufe verstorbenen Kinder werden von der Kirche in ihrer Liturgie der Barmherzigkeit Gottes anvertraut.
263. Welche Wirkungen hat die Taufe?
1262-1274
Die Taufe bewirkt die Vergebung der Erbsünde, aller persönlichen Sünden und der Sündenstrafen. Sie schenkt Anteil am göttlichen Leben der Dreifaltigkeit durch die heiligmachende Gnade, die Gnade der Rechtfertigung, die den Täufling in Christus und in seine Kirche eingliedert. Sie gibt Anteil am Priestertum Christi und bildet die Grundlage der Gemeinschaft mit allen Christen. Sie spendet die göttlichen Tugenden und die Gaben des Heiligen Geistes. Der Getaufte gehört für immer Christus an: Er ist mit dem unauslöschlichen Siegel Christi (Charakter) bezeichnet.
264. Welche Bedeutung hat der bei der Taufe erhaltene christliche Name?
2156-2159
Der Name ist wichtig, denn Gott kennt jeden bei seinem Namen, das heißt in seiner Einmaligkeit. Bei der Taufe erhält der Christ seinen Namen in der Kirche. Vorzugsweise soll es der Name eines Heiligen sein, der dem Getauften ein Vorbild an Heiligkeit bietet und ihm seine Fürbitte bei Gott zusichert.
Das Sakrament der Firmung
265. Welchen Platz hat die Firmung im göttlichen Heilsplan?
1285-1288
Im Alten Bund haben die Propheten die Ausgießung des Geistes des Herrn über den erwarteten Messias und über das ganze messianische Volk angekündigt. Das ganze Leben und die Sendung Jesu verlaufen in völliger Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist. An Pfingsten empfangen die Apostel den Heiligen Geist und verkünden „Gottes große Taten“ (Apg 2, 11). Durch Handauflegung vermitteln sie den Neugetauften die Gabe ebendieses Geistes. Die Kirche hat die Jahrhunderte hindurch weiter vom Geist gelebt und ihn ihren Kindern mitgeteilt.
266. Warum wird dieses Sakrament Firmung oder Chrismation genannt?
1289
Es heißt Firmung, weil es die Taufgnade bestätigt und stärkt. In den Ostkirchen wird es aufgrund seines wesentlichen Ritus, der in der Salbung besteht, Chrismation mit dem heiligen Myron genannt.
267. Worin besteht der wesentliche Ritus der Firmung?
1290-1301
Der wesentliche Ritus der Firmung ist die Salbung mit dem heiligen Chrisam (mit Balsam vermischtes Öl, das vom Bischof geweiht wird). Dabei legt der Spender dem Getauften die Hand auf und spricht die dem Ritus eigenen sakramentalen Worte. Im Westen wird die Stirn gesalbt mit den Worten: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ In den Ostkirchen des byzantinischen Ritus werden auch andere Körperteile gesalbt mit der Formel: „Siegel der Gabe des Heiligen Geistes“.
268. Welche Wirkung hat die Firmung?
1302-1305
Die Wirkung der Firmung ist die besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, wie einst an Pfingsten. Diese Ausgießung prägt der Seele ein unauslöschliches Siegel ein und führt zum Wachstum der Taufgnade: Sie verwurzelt tiefer in der Gotteskindschaft; sie vereint fester mit Christus und mit seiner Kirche; sie stärkt in der Seele die Gaben des Heiligen Geistes; sie schenkt eine besondere Kraft, um für den christlichen Glauben Zeugnis abzulegen.
269. Wer kann dieses Sakrament empfangen?
1306-1311
Wer bereits getauft ist, kann und muss dieses Sakrament ein einziges Mal empfangen. Um es fruchtbar zu empfangen, muss der Firmling im Stand der Gnade sein.
270. Wer ist der Spender der Firmung?
1312-1314
Ursprünglicher Spender ist der Bischof. So wird die Verbindung des Gefirmten mit der Kirche in ihrer apostolischen Struktur deutlich. Wenn der Priester dieses Sakrament spendet, wie es üblicherweise im Osten und in besonderen Fällen auch im Westen geschieht, wird die Verbindung mit dem Bischof und mit der Kirche durch den Priester, der Mitarbeiter des Bischofs ist, und durch das heilige Chrisam, das vom Bischof selbst geweiht wird, zum Ausdruck gebracht.
Das Sakrament der Eucharistie
271. Was ist die Eucharistie?
1322-1323
Sie ist das Opfer des Leibes und Blutes Christi. Der Herr Jesus hat die Eucharistie eingesetzt, damit das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauere. So hat er seiner Kirche das Gedächtnis seines Todes und seiner Auferstehung anvertraut. Die Eucharistie ist das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das österliche Mahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und das Unterpfand des ewigen Lebens gegeben wird.
272. Wann hat Jesus Christus die Eucharistie eingesetzt?
1323
Er hat sie am Gründonnerstag eingesetzt, „in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde“ (1 Kor 11, 23), während er mit seinen Aposteln das Letzte Abendmahl feierte.
273. Wie hat er sie eingesetzt?
1337-1340
Nachdem er seine Apostel im Abendmahlssaal versammelt hatte, nahm Jesus das Brot in seine Hände, brach es, reichte es ihnen und sprach: „Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Dann nahm er den Kelch mit Wein in seine Hände und sprach: „Nehmet und trinket alle daraus: Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
274. Welche Bedeutung hat die Eucharistie im Leben der Kirche?
1324-1327
Sie ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens. In der Eucharistie gipfelt das heiligende Handeln Gottes uns gegenüber und unsere Verehrung ihm gegenüber. Die Eucharistie enthält das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle: Christus selbst, unser Osterlamm. Die Teilnahme am göttlichen Leben und die Einheit des Volkes Gottes werden durch die Eucharistie bezeichnet und bewirkt. Durch die Eucharistiefeier vereinen wir uns schon jetzt mit der Liturgie des Himmels und nehmen das ewige Leben vorweg.
275. Wie wird dieses Sakrament genannt?
1328-1332
Der unerschöpfliche Reichtum dieses Sakramentes kommt in den verschiedenen Benennungen zum Ausdruck, die jeweils besondere Aspekte unterstreichen. Die üblichsten Benennungen sind: Eucharistie; heilige Messe; Mahl des Herrn; Brechen des Brotes; Eucharistiefeier; Gedächtnis des Leidens, des Sterbens und der Auferstehung des Herrn; heiliges Opfer; heilige und göttliche Liturgie; heilige Mysterien; allerheiligstes Sakrament des Altars; heilige Kommunion.
276. Welche Stellung hat die Eucharistie im göttlichen Heilsplan?
1333-1344
Im Alten Bund wird die Eucharistie vor allem im jährlichen Paschamahl angekündigt, das von den Juden zum Gedenken an den hastigen, befreienden Auszug aus Ägypten jedes Jahr mit ungesäuerten Broten gefeiert wurde. Jesus kündigt die Eucharistie in seiner Lehre an und setzt sie während der Feier des Paschamahls mit seinen Aposteln beim Letzten Abendmahl ein. In Treue gegenüber dem Auftrag des Herrn: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11, 24), hat die Kirche die Eucharistie immer gefeiert, vor allem am Sonntag, dem Tag der Auferstehung Jesu.
277. Wie ist der Ablauf der Eucharistiefeier?
1345-1355
Die Eucharistiefeier entfaltet sich in zwei großen Teilen, die eine einzige Kulthandlung bilden: im Wortgottesdienst, der die Verkündigung und das Hören des Wortes Gottes umfasst, und in der eucharistischen Liturgie, die aus der Darbringung von Brot und Wein, dem Hochgebet oder der Anaphora mit den Wandlungsworten und der Kommunion besteht.
278. Wer zelebriert die Eucharistiefeier?
1348
Die Eucharistie zelebriert der gültig geweihte Priester (Bischof oder Presbyter), der in der Person Christi, des Hauptes, und im Namen der Kirche handelt.
279. Welche Gaben sind für den Vollzug der Eucharistie wesentlich und notwendig?
1350, 1412
Wesentlich und notwendig sind Brot aus Weizen und Wein aus Weintrauben.
280. In welchem Sinn ist die Eucharistie Gedächtnis des Opfers Christi?
1356-1367
Die Eucharistie ist Gedächtnis in dem Sinn, dass sie das Opfer, das Christus dem Vater am Kreuz ein für allemal für die Menschheit dargebracht hat, gegenwärtig und lebendig macht. Der Opfercharakter der Eucharistie tritt schon in den Einsetzungsworten zutage: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird… Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22, 19–20). Das Opfer des Kreuzes und das Opfer der Eucharistie sind ein einziges Opfer. Die Opfergabe und der Opfernde sind dieselben, nur die Weise des Opferns ist verschieden: blutig am Kreuz, unblutig in der Eucharistie.
281. Wie nimmt die Kirche am eucharistischen Opfer teil?
1368-1372
In der Eucharistie wird das Opfer Christi auch zum Opfer der Glieder seines Leibes. Das Leben der Gläubigen, ihr Lobpreis, ihr Leiden, ihr Gebet und ihre Arbeit werden mit Christus vereinigt. Als Opfer wird die Eucharistie außerdem für alle lebenden und verstorbenen Gläubigen dargebracht, als Sühne für die Sünden aller Menschen und um geistliche und zeitliche Gaben von Gott zu erlangen. Auch die Kirche des Himmels ist mit dem Opfer Christi vereint.
282. Wie ist Jesus in der Eucharistie gegenwärtig?
1373-1375
Jesus Christus ist in der Eucharistie auf einzigartige und unvergleichliche Weise gegenwärtig: wirklich, tatsächlich und substantiell, mit seinem Leib und seinem Blut, mit seiner Seele und seiner Gottheit. In der Eucharistie ist also der ganze Christus, Gott und Mensch, auf sakramentale Weise gegenwärtig, das heißt unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein.
283. Was bedeutet Transsubstantiation?
1376-1377
Transsubstantiation bedeutet die Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes Christi und der ganzen Substanz des Weines in die Substanz seines Blutes. Diese Verwandlung vollzieht sich im eucharistischen Gebet durch die Wirkkraft des Wortes Christi und das Handeln des Heiligen Geistes. Die sinnlich wahrnehmbaren Merkmale des Brotes und des Weines, also die „eucharistischen Gestalten“, bleiben jedoch unverändert.
284. Wird durch das Brechen des Brotes Christus geteilt?
1377, 1390
Durch das Brechen des Brotes wird Christus nicht geteilt: In jeder der Gestalten und in jedem ihrer Teile ist der ganze Christus enthalten.
285. Wie lange dauert die eucharistische Gegenwart Christi?
1377
Sie dauert so lange, wie die eucharistischen Gestalten bestehen.
286. Welche Art der Verehrung gebührt dem Sakrament der Eucharistie?
1378-1381
Diesem Sakrament gebührt sowohl während als auch außerhalb der Eucharistiefeier der Kult der Anbetung, der Gott allein vorbehalten ist. Darum werden die konsekrierten Hostien von der Kirche mit größter Sorgfalt aufbewahrt, den Kranken und anderen Menschen gebracht, die nicht an der heiligen Messe teilnehmen können, den Gläubigen zur feierlichen Anbetung ausgesetzt und in Prozession getragen. Die Kirche lädt die Gläubigen zu häufigem Besuch und zur Anbetung des Allerheiligsten ein, das im Tabernakel aufbewahrt wird.
287. Warum ist die Eucharistie das österliche Mahl?
1382-1384
Die Eucharistie ist das österliche Mahl. Denn Christus, der auf sakramentale Weise sein Pascha vollzieht, schenkt uns seinen Leib und sein Blut als Speise und Trank und vereinigt uns in seinem Opfer mit sich und untereinander.
288. Was bedeutet der Altar?
1383, 1410
Der Altar ist das Sinnbild Christi selbst, der zugegen ist als Opfergabe (Altar - Kreuzesopfer) und als himmlische Speise, die uns geschenkt wird (Altar - eucharistischer Tisch).
289. Wann verpflichtet die Kirche zur Teilnahme an der heiligen Messe?
1389, 1417
Die Kirche verpflichtet die Gläubigen, an jedem Sonntag und an den gebotenen Feiertagen an der heiligen Messe teilzunehmen. Sie empfiehlt den Messbesuch auch an den anderen Tagen.
290. Wann ist man zum Empfang der heiligen Kommunion verpflichtet?
1389, 1417
Die Kirche empfiehlt den Gläubigen, die an der heiligen Messe teilnehmen, auch die heilige Kommunion unter den notwendigen Voraussetzungen zu empfangen. Sie schreibt dies verpflichtend wenigstens an Ostern vor.
291. Was ist erforderlich, um die heilige Kommunion zu empfangen?
1385-1388
Um die heilige Kommunion zu empfangen, muss man der katholischen Kirche voll eingegliedert sein und sich im Stand der Gnade befinden, das heißt man darf sich keiner Todsünde bewusst sein. Wer sich einer schweren Sünde bewusst ist, muss das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die Kommunion empfängt. Wichtig ist auch der Geist der Sammlung und des Gebetes, die Beobachtung des von der Kirche vorgeschriebenen Fastens und die Körperhaltung (Gesten, Kleidung) als Zeichen der Ehrfurcht vor Christus.
292. Welche Früchte bringt die heilige Kommunion?
1391-1397
Die heilige Kommunion vertieft unsere Verbundenheit mit Christus und mit seiner Kirche, bewahrt und erneuert das in der Taufe und in der Firmung erhaltene Gnadenleben und lässt uns in der Liebe zum Nächsten wachsen. Indem sie uns in der Liebe stärkt, tilgt sie die lässlichen Sünden und bewahrt uns vor zukünftigen Todsünden.
293. Wann ist es möglich, die heilige Kommunion anderen Christen zu spenden?
1398-1401
Katholische Spender spenden erlaubt die heilige Kommunion Angehörigen der Ostkirchen, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen, wenn diese von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert sind.
Was die Mitglieder der anderen kirchlichen Gemeinschaften betrifft, spenden katholische Spender die heilige Kommunion erlaubt jenen Christen, die bei Vorliegen einer schweren Notlage von sich aus darum bitten, in rechter Weise disponiert sind und bezüglich des Sakramentes den katholischen Glauben bekunden.
294. Warum ist die Eucharistie „Unterpfand der künftigen Herrlichkeit“?
1402-1405
Weil die Eucharistie uns mit aller Gnade und allem Segen des Himmels erfüllt, stärkt sie uns für die Pilgerschaft dieses Lebens und lässt uns das ewige Leben ersehnen. Sie vereint uns schon jetzt mit Christus, der aufgefahren ist zur Rechten des Vaters, mit der Kirche des Himmels, mit der seligen Jungfrau und mit allen Heiligen.
In der Eucharistie brechen wir „ein Brot, das Arznei der Unsterblichkeit ist, Gegengift, dass man nicht stirbt, sondern lebt in Jesus Christus immerdar“ (hl. Ignatius von Antiochien).
ZWEITES KAPITEL: Die Sakramente der Heilung
295. Warum hat Christus die Sakramente der Buße und der Krankensalbung eingesetzt?
1420-1421
Christus, der Arzt der Seele und des Leibes, hat sie eingesetzt, weil das neue Leben, das er uns in den Sakramenten der christlichen Initiation geschenkt hat, geschwächt und durch die Sünde sogar verloren werden kann. Darum wollte er, dass die Kirche sein Heilungs- und Heilswerk durch diese beiden Sakramente fortsetze.
Das Sakrament der Busse und der Versöhnung
296. Wie wird dieses Sakrament genannt?
1422-1424
Es wird Sakrament der Buße, der Versöhnung, der Vergebung, der Beichte oder der Umkehr genannt.
297. Warum gibt es ein Sakrament der Versöhnung nach der Taufe?
1425-1426
Das in der Taufe erhaltene neue Leben in der Gnade hat die Schwäche der menschlichen Natur und die Neigung zur Sünde (die Konkupiszenz) nicht behoben. Deshalb setzte Christus dieses Sakrament für die Umkehr der Getauften ein, die sich durch die Sünde von ihm entfernt haben.
298. Wann wurde dieses Sakrament eingesetzt?
1485
Der auferstandene Herr hat dieses Sakrament eingesetzt, als er sich am Osterabend seinen Aposteln zeigte und zu ihnen sprach: „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Joh 20, 22–23).
299. Bedürfen die Getauften der Umkehr?
1427-1429, 1487-1489
Der Ruf Christi zur Umkehr ergeht auch weiterhin im Leben der Getauften. Die Umkehr ist eine fortwährende Aufgabe für die ganze Kirche, die heilig ist, aber in ihrem Schoß Sünder umfasst.
300. Was ist die innere Buße?
1430-1433, 1490
Die innere Buße ist die Regung eines „zerknirschten Geistes“ (Ps 51, 19), der durch die göttliche Gnade dazu bewegt wird, auf die barmherzige Liebe Gottes zu antworten. Sie schließt den Schmerz und die Abscheu vor den begangenen Sünden, den festen Vorsatz, in Zukunft nicht mehr zu sündigen, und das Vertrauen auf die Hilfe Gottes ein. Sie wird von der Hoffnung auf die göttliche Barmherzigkeit genährt.
301. In welchen Formen drückt sich die Buße im christlichen Leben aus?
1434-1439
Die Buße drückt sich in sehr verschiedenen Formen aus, besonders im Fasten, Beten und Almosengeben. Diese und viele andere Formen der Buße kann der Christ im täglichen Leben praktizieren, besonders in der Fastenzeit und am Freitag, dem Tag der Buße.
302. Welche Elemente sind beim Sakrament der Versöhnung wesentlich?
1440-1449
Wesentlich sind zwei Elemente: das Handeln des Menschen, der sich unter dem Walten des Heiligen Geistes bekehrt, und die Lossprechung durch den Priester, der im Namen Christi die Vergebung schenkt und die Art der Genugtuung bestimmt.
303. Welches sind die Akte des Pönitenten?
1450-1460
Die Akte des Pönitenten sind: eine sorgfältige Gewissenserforschung; die Reue, die vollkommen ist, wenn sie aus der Liebe zu Gott hervorgeht, und unvollkommen, wenn sie auf anderen Motiven beruht, und die den Vorsatz einschließt, nicht mehr zu sündigen; das Bekenntnis, das im Geständnis der Sünden vor dem Priester besteht; die Genugtuung oder Buße, die der Beichtvater dem Pönitenten auferlegt, um den Schaden wiedergutzumachen, den die Sünde verursacht hat.
304. Welche Sünden muss man beichten?
1456, 1493, 1497
Man muss alle noch nicht gebeichteten schweren Sünden beichten, an die man sich nach einer sorgfältigen Gewissenserforschung erinnert. Die Beichte der schweren Sünden ist der einzige ordentliche Weg, um die Vergebung zu erlangen.
305. Wann ist man verpflichtet, die schweren Sünden zu beichten?
1457
Jeder Gläubige ist nach Erreichen des Unterscheidungsalters verpflichtet, die schweren Sünden wenigstens einmal jährlich, und in jedem Fall vor dem Empfang der heiligen Kommunion, zu beichten.
306. Warum können auch die lässlichen Sünden bei der sakramentalen Beichte bekannt werden?
1458
Das Bekenntnis der lässlichen Sünden wird von der Kirche nachdrücklich empfohlen, auch wenn es nicht im strengen Sinn notwendig ist. Es ist für uns eine Hilfe, unser Gewissen richtig zu bilden, gegen unsere bösen Neigungen anzukämpfen, uns von Christus heilen zu lassen und im geistlichen Leben zu wachsen.
307. Wer ist der Spender des Bußsakramentes?
1461-1466, 1495
Christus hat den Dienst der Versöhnung seinen Aposteln und deren Nachfolgern, den Bischöfen, sowie deren Mitarbeitern, den Priestern, anvertraut. Sie werden darum zu Werkzeugen der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit Gottes. Sie üben die Vollmacht der Sündenvergebung im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes aus.
308. Wem ist die Lossprechung von bestimmten Sünden vorbehalten?
1463
Die Lossprechung von bestimmten, besonders schweren Sünden (wie von jenen, die mit der Exkommunikation belegt werden) ist dem Apostolischen Stuhl oder dem Ortsbischof oder den von ihnen ermächtigten Priestern vorbehalten. Im Fall von Todesgefahr kann allerdings jeder Priester von jeder Sünde und jeder Exkommunikation lossprechen.
309. Ist der Beichtvater an das Beichtgeheimnis gebunden?
1467
Weil dieser Dienst überaus groß ist und Achtung und Behutsamkeit gegenüber dem Beichtenden erfordert, ist jeder Beichtvater ausnahmslos und unter strengsten Strafen verpflichtet, das sakramentale Siegel, das heißt das absolute Stillschweigen über die in der Beichte erfahrenen Sünden, zu wahren.
310. Welche Wirkungen hat dieses Sakrament?
1468-1470
Die Wirkungen des Bußsakramentes sind: die Versöhnung mit Gott und folglich die Vergebung der Sünden; die Versöhnung mit der Kirche; die Wiedererlangung des Gnadenstandes, falls er verloren war; der Erlass der durch die Todsünden verdienten ewigen Strafe und der wenigstens teilweise Erlass der zeitlichen Strafen, die aus der Sünde folgen; der Friede und die Ruhe des Gewissens und der geistliche Trost; das Wachstum der geistlichen Kräfte für den christlichen Kampf.
311. Kann man dieses Sakrament in gewissen Fällen mit dem allgemeinen Sündenbekenntnis und der gemeinsamen Lossprechung feiern?
1480-1484
Wenn eine schwere Notlage besteht (etwa in unmittelbarer Todesgefahr), kann man sich mit der gemeinschaftlichen Feier der Versöhnung mit allgemeinem Sündenbekenntnis und gemeinsamer Lossprechung behelfen. Dabei sind die Richtlinien der Kirche zu beachten, und die Pönitenten müssen den Vorsatz haben, die schweren Sünden möglichst bald einzeln zu beichten.
312. Was sind Ablässe?
1471-1479, 1498
Ablässe sind der Erlass einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon vergeben sind. Einen solchen Erlass erlangt der Gläubige unter bestimmten Bedingungen für sich oder für die Verstorbenen durch den Dienst der Kirche, die als Vermittlerin der Erlösung den Schatz der Verdienste Christi und der Heiligen austeilt.
Das Sakrament der Krankensalbung
313. Wie wird die Krankheit im Alten Testament erlebt?
1499-1502
Im Alten Testament erfährt der Mensch in der Krankheit seine Begrenztheit. Zugleich nimmt er wahr, dass die Krankheit auf geheimnisvolle Weise mit der Sünde zusammenhängt. Die Propheten haben vorausgesehen, dass die Krankheit auch einen erlösenden Wert für die eigenen Sünden und die Sünden anderer haben kann. So wurde die Krankheit im Blick auf Gott erlebt, von dem der Mensch die Heilung erflehte.
314. Welche Bedeutung hat das Mitleid Jesu mit den Kranken?
1503-1505
Das Mitleid Jesu mit den Kranken und seine zahlreichen Heilungen von Krankheiten sind ein offensichtliches Zeichen dafür, dass mit ihm das Reich Gottes und folglich der Sieg über Sünde, Leiden und Tod gekommen ist. Durch sein Leiden und seinen Tod gibt er dem Leiden einen neuen Sinn: Vereint mit seinem Leiden, kann es zu einem Mittel der Läuterung und des Heils für uns und für die anderen werden.
315. Wie verhält sich die Kirche gegenüber den Kranken?
1506-1513, 1526-1527
Die Kirche hat vom Herrn den Auftrag erhalten, die Kranken zu heilen. Darum bemüht sie sich, die Kranken zu pflegen und mit ihrer Fürbitte zu begleiten. Vor allem besitzt sie ein besonderes Sakrament für die Kranken, das von Christus selbst eingesetzt und vom heiligen Jakobus bezeugt ist: „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Presbyter der Kirche zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben“ (Jak 5, 14).
316. Wer kann das Sakrament der Krankensalbung empfangen?
1514-1515, 1528-1529
Dieses Sakrament kann jener Gläubige empfangen, der wegen Krankheit oder Altersschwäche in Lebensgefahr gerät. Derselbe Gläubige kann es auch weitere Male empfangen, wenn sich die Krankheit verschlimmert oder wenn ihm eine andere schwere Krankheit zustößt. Wenn möglich, soll der Feier dieses Sakramentes eine individuelle Beichte des Kranken vorausgehen.
317. Wer spendet dieses Sakrament?
1516, 1530
Die Krankensalbung kann nur von Priestern (Bischöfen oder Presbytern) gespendet werden.
318. Wie wird dieses Sakrament gefeiert?
1517-1519, 1531
Die Feier dieses Sakramentes besteht im Wesentlichen in der Salbung der Stirn und der Hände des Kranken (im römischen Ritus) oder auch weiterer Körperteile (in anderen Riten) mit dem Öl, das, wenn möglich, vom Bischof geweiht wurde. Diese Salbung wird begleitet durch das Gebet des Priesters, das die besondere Gnade dieses Sakramentes erfleht.
319. Welche Wirkungen hat dieses Sakramentes?
1520-1523, 1532
Es verleiht eine besondere Gnade, die den Kranken zu seinem eigenen Wohl und zum Wohl der ganzen Kirche noch inniger mit dem Leiden Christi vereint, ihm Trost, Friede, Mut und auch die Vergebung der Sünden schenkt, wenn der Kranke nicht beichten konnte. Manchmal, wenn Gott es will, gewährt dieses Sakrament auch die Genesung des Leibes. In jedem Fall bereitet diese Salbung den Kranken auf den Hinübergang in das Haus des Vaters vor.
320. Was ist die Wegzehrung?
1524-1525
Die Wegzehrung ist die Eucharistie, die jene empfangen, die am Ende des irdischen Lebens angelangt sind und sich auf den Hinübergang in das ewige Leben vorbereiten. In diesem Moment des Hinübergangs zum Vater ist die Kommunion mit dem Leib und mit dem Blut des gestorbenen und auferstandenen Christus Same des ewigen Lebens und Kraft zur Auferstehung.
DRITTES KAPITEL: Die Sakramente im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung
321. Welche Sakramente stehen im Dienst der Gemeinschaft und der Sendung?
1533-1535
Zwei Sakramente, die Weihe und die Ehe, verleihen eine spezielle Gnade für eine besondere Sendung in der Kirche und dienen dem Aufbau des Volkes Gottes. Sie tragen vor allem zur kirchlichen Gemeinschaft und zum Heil der anderen bei.
Das Sakrament der Weihe
322. Was ist das Sakrament der Weihe?
1536
Die Weihe ist das Sakrament, durch das die Sendung, die Christus seinen Aposteln anvertraut hat, in der Kirche weiterhin bis zum Ende der Zeiten ausgeübt wird.
323. Warum wird dieses Sakrament Weihe („Ordination“, ordo) genannt?
1537-1538
Ordo bezeichnet eine kirchliche Körperschaft, in die man durch eine spezielle Weihe (Ordination) eingegliedert wird. Diese Weihe gestattet aufgrund einer besonderen Gabe des Heiligen Geistes, im Namen und mit der Autorität Christi eine heilige Vollmacht im Dienst am Volk Gottes auszuüben.
324. Welche Stellung hat das Weihesakrament im göttlichen Heilsplan?
1539-1545, 1590-1591
Vorzeichen dieses Sakramentes sind im Alten Bund der Dienst der Leviten sowie das Priestertum Aarons und die Einsetzung der siebzig „Ältesten“ (Num 11, 25). Diese Vorzeichen finden in Christus Jesus ihre Vollendung. Er ist durch sein Kreuzesopfer der einzige „Mittler zwischen Gott und den Menschen“ (1 Tim 2, 5) und der „Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks“ (Hebr 5, 10). Das einzige Priestertum Christi wird durch das amtliche Priestertum gegenwärtig gemacht.
„Allein Christus ist wahrer Priester, die anderen aber sind seine Diener“ (hl. Thomas von Aquin).
325. Aus wie vielen Stufen besteht das Weihesakrament?
1554, 1593
Es besteht aus drei Stufen, die für die organische Struktur der Kirche unersetzlich sind: Episkopat, Presbyterat und Diakonat.
326. Welche Wirkung hat die Bischofsweihe?
1555-1559, 1594
Die Bischofsweihe überträgt die Fülle des Weihesakramentes, macht den Bischof zum rechtmäßigen Nachfolger der Apostel, gliedert ihn in das Bischofskollegium ein, wo er mit dem Papst und den anderen Bischöfen die Sorge für alle Kirchen teilt, und verleiht ihm die Ämter des Lehrens, der Heiligung und des Leitens.
327. Was ist die Aufgabe des Bischofs in der ihm anvertrauten Teilkirche?
1560-1561
Der Bischof, dem eine Teilkirche anvertraut wird, ist das sichtbare Prinzip und das Fundament für die Einheit dieser Kirche, für die er als Stellvertreter Christi mit Hilfe seiner Priester und Diakone das Hirtenamt erfüllt.
328. Welche Wirkung hat die Priesterweihe?
1562-1567, 1595
Die Salbung des Geistes prägt dem Priester ein unauslöschliches geistliches Siegel ein, macht ihn Christus, dem Priester, gleichförmig und befähigt ihn, im Namen Christi, des Hauptes, zu handeln. Als Mitarbeiter des bischöflichen Standes ist er geweiht, um das Evangelium zu predigen, um den Gottesdienst zu feiern, vor allem die Eucharistie, aus der sein Dienst Kraft schöpft, und um der Hirt der Gläubigen zu sein.
329. Wie übt der Priester sein Amt aus?
1568
Obwohl der Priester für eine weltweite Sendung geweiht ist, übt er sein Amt in einer Teilkirche in sakramentaler Brüderlichkeit mit den anderen Priestern aus. Sie bilden das Presbyterium und tragen in Gemeinschaft mit dem Bischof und in Abhängigkeit von ihm die Verantwortung für die Teilkirche.
330. Welche Wirkung hat die Diakonatsweihe?
1569-1571, 1596
Der Diakon wird Christus, dem Diener aller, gleichgestaltet. Er wird zum Dienst in der Kirche geweiht, den er unter der Autorität seines Bischofs ausübt. Er verrichtet Aufgaben im Dienst am Wort, in Liturgie, Seelsorge und Caritas.
331. Wie wird das Weihesakrament gefeiert?
1572-1574, 1597
In allen drei Stufen wird das Weihesakrament dadurch gespendet, dass der Bischof dem Weihekandidaten die Hände auf das Haupt legt und das feierliche Weihegebet spricht. Mit diesem Gebet erfleht der Bischof von Gott für den Kandidaten und seinen Dienst die besondere Ausgießung des Heiligen Geistes und seiner Gaben.
332. Wer kann dieses Sakrament spenden?
1575-1576, 1600
Weil sie die Nachfolger der Apostel sind, kommt es den gültig geweihten Bischöfen zu, die drei Stufen des Weihesakramentes zu spenden.
333. Wer kann dieses Sakrament empfangen?
1577-1578, 1598
Die heilige Weihe kann gültig nur ein getaufter Mann empfangen: Die Kirche weiß sich gebunden durch diese Wahl, die der Herr selbst getroffen hat. Niemand hat einen Anspruch auf den Empfang des Weihesakramentes. Er muss vielmehr von der Autorität der Kirche als für dieses Amt geeignet angesehen werden.
334. Wird von dem, der das Weihesakrament empfängt, der Zölibat verlangt?
1579-1580, 1599
Für den Episkopat wird der Zölibat immer verlangt. Für den Presbyterat werden in der lateinischen Kirche normalerweise gläubige Männer ausgewählt, die zölibatär leben und den Willen haben, den Zölibat „um des Himmelreiches willen“ (Mt 19, 12) beizubehalten; in den Ostkirchen ist es nicht gestattet, nach dem Empfang der Weihe zu heiraten. Zum ständigen Diakonat können auch bereits verheiratete Männer zugelassen werden.
335. Welche Wirkungen hat das Weihesakrament?
1581-1589
Dieses Sakrament schenkt eine besondere Ausgießung des Heiligen Geistes, die den Geweihten - entsprechend der jeweiligen Stufe des Sakramentes - Christus in seinem Amt als Priester, Prophet und König gleichgestaltet. Die Weihe verleiht ein unauslöschliches geistliches Siegel. Darum kann sie weder wiederholt noch auf Zeit gespendet werden.
336. Mit welcher Autorität wird das amtliche Priestertum ausgeübt?
1546-1553, 1592
Die geweihten Priester sprechen und handeln bei der Ausübung ihres heiligen Dienstamtes nicht in eigener Autorität und auch nicht aufgrund einer Beauftragung oder Delegation durch die Gemeinschaft, sondern in der Person Christi, des Hauptes, und im Namen der Kirche. Darum unterscheidet sich das Amtspriestertum dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach vom gemeinsamen Priestertum der Gläubigen, für dessen Dienst es von Christus eingesetzt wurde.
Das Sakrament der Ehe
337. Welchen Plan hat Gott für Mann und Frau?
1601-1605
Gott ist die Liebe. Er hat die Menschen aus Liebe erschaffen und zur Liebe berufen. Als Mann und Frau erschaffen, hat er sie in der Ehe zu einer innigen Gemeinschaft des Lebens und der gegenseitigen Liebe berufen, so dass sie „nicht mehr zwei, sondern eins“ sind (Mt 19, 6). Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar, und vermehrt euch“ (Gen 1, 28).
338. Wozu hat Gott die Ehe eingesetzt?
1643-1644, 1652-1654, 1659-1660
Die eheliche Vereinigung von Mann und Frau, die durch den Schöpfer grundgelegt und mit eigenen Gesetzen ausgestattet wurde, ist von Natur aus auf die Gemeinschaft und das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet. Nach dem ursprünglichen Plan Gottes ist die eheliche Vereinigung unauflöslich, wie Jesus Christus bestätigt: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mk 10, 9).
339. In welcher Weise bedroht die Sünde die Ehe?
1606-0608
Aufgrund der ersten Sünde, die auch den Bruch der vom Schöpfer geschenkten Gemeinschaft zwischen Mann und Frau verursacht hat, wird die eheliche Vereinigung sehr oft durch Zwietracht und Untreue bedroht. Doch in seiner unendlichen Barmherzigkeit schenkt Gott dem Mann und der Frau seine Gnade, damit sie ihre Lebenseinheit nach dem ursprünglichen Plan Gottes verwirklichen.
340. Was lehrt das Alte Testament über die Ehe?
1609-1611
Vor allem durch die Schule des Gesetzes und der Propheten hilft Gott seinem Volk, nach und nach das Bewusstsein der Einheit und der Unauflöslichkeit der Ehe zu entwickeln. Der Ehebund Gottes mit Israel ist Vorbereitung und Vorzeichen des Neuen Bundes, den Jesus Christus, der Sohn Gottes, mit seiner Braut, der Kirche, geschlossen hat.
341. Was ist die Neuheit, die Christus der Ehe geschenkt hat?
1612-1617, 1661
Jesus Christus stellt die von Gott gewollte anfängliche Ordnung wieder her. Darüber hinaus gibt er die Gnade, die Ehe in der neuen Würde eines Sakramentes zu leben, nämlich als Zeichen seiner bräutlichen Liebe zur Kirche: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt hat“ (Eph 5, 25).
342. Ist die Ehe eine Verpflichtung für alle?
1618-1620
Die Ehe ist nicht eine Verpflichtung für alle. Im Besonderen beruft Gott einige Männer und Frauen, dem Herrn Jesus auf dem Weg der Jungfräulichkeit oder des Zölibats um des Himmelreiches willen zu folgen. Sie verzichten auf das große Gut der Ehe, um sich um die Dinge des Herrn zu kümmern und danach zu streben, ihm zu gefallen. Sie werden so zu einem Zeichen des absoluten Vorrangs der Liebe zu Christus und des sehnsüchtigen Wartens auf sein Kommen in Herrlichkeit.
343. Wie wird das Sakrament der Ehe gefeiert?
1621-1624, 1663
Da die Ehe die Gatten in einen öffentlichen Lebensstand innerhalb der Kirche stellt, geschieht die Trauung öffentlich vor dem Priester (oder dem dazu bevollmächtigten Zeugen der Kirche) und den anderen Zeugen.
344. Was ist der Ehekonsens?
1625-1632, 1662
Der Ehekonsens ist der von einem Mann und einer Frau ausgedrückte Wille, sich einander endgültig hinzugeben, um in einem treuen, fruchtbaren Bund der Liebe zu leben. Die Ehe kommt durch den Konsens zustande, der deshalb unerlässlich und unersetzlich ist. Damit die Ehe gültig ist, muss der Konsens die wahre Ehe zum Gegenstand haben und ein bewusster und freier menschlicher Akt sein, der nicht auf Zwang oder Gewalt beruht.
345. Was ist erforderlich, wenn einer der beiden Gatten nicht katholisch ist?
1633-1637
Mischehen (Ehen zwischen Katholiken und getauften Nichtkatholiken) bedürfen der Erlaubnis der kirchlichen Autorität. Im Fall der Kultverschiedenheit (Ehen zwischen Katholiken und Ungetauften) ist zur Gültigkeit eine Dispens erforderlich. In jedem Fall ist es von grundlegender Bedeutung, dass die Gatten die Annahme der wesentlichen Zwecke und Eigenschaften der Ehe nicht ausschließen und dass der katholische Gatte die Verpflichtungen bekräftigt, den Glauben zu bewahren sowie die Taufe und die katholische Erziehung der Kinder zu sichern. Diese Verpflichtungen müssen auch dem anderen Gatten bekannt sein.
346. Welche Wirkungen hat das Ehesakrament?
1638-1642
Das Sakrament der Ehe schafft zwischen den Ehegatten ein Band, das lebenslang und ausschließlich ist. Gott selbst besiegelt den Konsens der Brautleute. Darum kann die zwischen Getauften geschlossene und vollzogene Ehe nie aufgelöst werden. Außerdem verleiht dieses Sakrament den Brautleuten die notwendige Gnade zur Erlangung der Heiligkeit im Eheleben und zur verantwortungsvollen Annahme und Erziehung der Kinder.
347. Welche Sünden stehen in schwerem Widerspruch zum Ehesakrament?
1645-1648, 1664
Solche Sünden sind: der Ehebruch; die Polygamie, die der gleichen Würde von Mann und Frau sowie der Einheit und Ausschließlichkeit der ehelichen Liebe widerspricht; die Weigerung, fruchtbar zu sein, die das eheliche Leben um die Gabe der Kinder bringt; die Scheidung, die der Unauflöslichkeit der Ehe entgegensteht.
348. Wann gestattet die Kirche, dass sich die Gatten dem Leib nach trennen?
1629, 1649
Falls das Zusammenleben aus schwerwiegenden Gründen praktisch unmöglich geworden ist, gestattet die Kirche die Trennung der Gatten dem Leib nach, obwohl sie wünscht, dass sie sich versöhnen. Doch solange der Partner lebt, sind sie nicht frei, eine neue Ehe zu schließen, es sei denn, ihre Ehe ist ungültig und wird von der kirchlichen Autorität für ungültig erklärt.
349. Welche Haltung hat die Kirche gegenüber den wiederverheirateten Geschiedenen?
1650-1651, 1665
In Treue zum Herrn kann die Kirche die Verbindung der zivil wiederverheirateten Geschiedenen nicht als Ehe anerkennen. „Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet“ (Mk 10, 11–12). Die Kirche schenkt diesen Menschen aufmerksame Zuwendung und lädt sie zu einem Leben aus dem Glauben, zum Gebet, zu Werken der Nächstenliebe und zur christlichen Erziehung der Kinder ein. Doch solange diese Situation fortdauert, die dem Gesetz Gottes objektiv widerspricht, können sie nicht die sakramentale Lossprechung empfangen, nicht zur heiligen Kommunion hinzutreten und gewisse kirchliche Aufgaben nicht ausüben.
350. Warum wird die christliche Familie auch Hauskirche genannt?
1655-1658, 1666
Weil die Familie die gemeinschaftliche und familiäre Natur der Kirche als Familie Gottes ausdrückt und verwirklicht. Alle Glieder der Familie üben gemäß der je eigenen Rolle das durch die Taufe erworbene Priestertum aus und tragen dazu bei, dass aus der Familie eine Gnaden- und Gebetsgemeinschaft wird, eine Schule der menschlichen und christlichen Tugenden und ein Ort der ersten Verkündigung des Glaubens an die Kinder.
VIERTES KAPITEL: Andere liturgische Feiern
Die Sakramentalien
351. Was sind Sakramentalien?
1667-1672, 1677-1678
Sakramentalien sind von der Kirche eingesetzte heilige Zeichen, durch die gewisse Lebensumstände geheiligt werden. Sie enthalten ein Gebet, das vom Kreuzzeichen und anderen Zeichen begleitet wird. Unter den Sakramentalien nehmen die Segnungen einen wichtigen Platz ein. Sie sind Lobpreisungen Gottes und Gebete um seine Gaben sowie Weihen von Personen und Weihen von Gegenständen für den Gottesdienst.
352. Was ist ein Exorzismus?
1673
Wenn die Kirche mit ihrer Autorität im Namen Jesu darum betet, dass eine Person oder ein Gegenstand vor dem Einfluss des Bösen beschützt oder seiner Herrschaft entzogen wird, handelt es sich um einen Exorzismus. In gewöhnlicher Form wird der Exorzismus im Taufritus vollzogen. Der feierliche, sogenannte Große Exorzismus darf nur von einem durch den Bischof bevollmächtigten Priester vorgenommen werden.
353. Welche Formen der Volksfrömmigkeit begleiten das sakramentale Leben der Kirche?
1674-1676, 1679
Der religiöse Sinn des christlichen Volkes hat immer unterschiedliche Ausdrucksformen in den mannigfaltigen Frömmigkeitsformen gefunden, die das sakramentale Leben der Kirche begleiten. Dazu gehören etwa die Reliquienverehrung, der Besuch von Heiligtümern, die Wallfahrten, die Prozessionen, die Kreuzwegandachten und der Rosenkranz. Durch das Licht des Glaubens erhellt und fördert die Kirche die echten Formen der Volksfrömmigkeit.
Das christliche Begräbnis
354. Welche Beziehung gibt es zwischen den Sakramenten und dem Tod des Christen?
1680-1683
Der Christ, der in Christus stirbt, gelangt am Ende seines irdischen Daseins zur Vollendung des neuen Lebens, das mit der Taufe begonnen hat, durch die Firmung Stärkung erfuhr und durch die Eucharistie, die Vorwegnahme des himmlischen Mahles, genährt wurde. Der Sinn des christlichen Sterbens wird im Licht des Todes und der Auferstehung Christi, unserer einzigen Hoffnung, offenbar. Der Christ, der in Christus Jesus stirbt, geht, um „daheim beim Herrn zu sein“ (2 Kor 5, 8).
355. Was bringt die Begräbnis zum Ausdruck?
1684-1685
Das Begräbnis wird zwar in verschiedenen Riten entsprechend den Verhältnissen und Überlieferungen jeder Region gefeiert, bringt aber immer den österlichen Charakter des christlichen Sterbens in der Hoffnung auf die Auferstehung sowie den Sinn der Gemeinschaft mit der verstorbenen Person zum Ausdruck, vor allem durch das Gebet um die Läuterung ihrer Seele.
356. Welches sind die Hauptmomente des Begräbnisses?
1686-1690
Gewöhnlich umfasst das Begräbnis vier Hauptmomente: den Empfang des Leichnams durch die Gemeinde mit Worten des Trostes und der Hoffnung, den Wortgottesdienst, das eucharistische Opfer sowie die Verabschiedung, bei der die Seele der verstorbenen Person Gott, der Quelle ewigen Lebens, anvertraut wird, während ihr Leib in der Erwartung der Auferstehung zu Grabe getragen wird.
DRITTER TEIL: DAS LEBEN IN CHRISTUS
ERSTER ABSCHNITT: DIE BERUFUNG DES MENSCHEN: DAS LEBEN IM HEILIGEN GEIST
357. Wie ist das sittliche Leben des Christen mit dem Glauben und mit den Sakramenten verbunden?
1691-1698
Was das Glaubensbekenntnis bezeugt, geben die Sakramente weiter. Durch sie erhalten die Gläubigen die Gnade Christi und die Gaben des Heiligen Geistes. So werden sie befähigt, das neue Leben als Kinder Gottes in Christus, den sie im Glauben angenommen haben, zu leben.
„Christ, erkenne deine Würde!“ (hl. Leo der Große).
ERSTES KAPITEL: Die Würde des Menschen
Der Mensch: Gottes Ebenbild
358. Was ist die Wurzel der menschlichen Würde?
1699-1715
Die Würde des Menschen wurzelt in seiner Erschaffung nach Gottes Bild und Ähnlichkeit. Der Mensch ist mit einer geistigen, unsterblichen Seele, mit Verstand und freiem Willen ausgestattet, auf Gott hingeordnet und mit Leib und Seele zur ewigen Seligkeit berufen.
Unsere Berufung zur Seligkeit
359. Wie gelangt der Mensch zur Seligkeit?
1716
Der Mensch gelangt zur Seligkeit durch die Gnade Christi, die ihm Anteil am göttlichen Leben schenkt. Im Evangelium weist Christus den Seinen den Weg, der zum Glück ohne Ende führt: die Seligpreisungen. Die Gnade Christi wirkt auch in jedem Menschen, der dem rechten Gewissen folgt, das Wahre und das Gute sucht und liebt und das Böse meidet.
360. Warum sind die Seligpreisungen für uns wichtig?
1716-1717, 1725-1726
Die Seligpreisungen stehen im Herzen der Predigt Jesu. Sie nehmen die seit Abraham gemachten Verheißungen Gottes wieder auf und führen sie zur Vollendung. Sie zeichnen das Antlitz Jesu selbst, charakterisieren das echt christliche Leben und enthüllen dem Menschen das letzte Ziel seines Handelns: die ewige Seligkeit.
361. In welcher Beziehung stehen die Seligpreisungen zur Sehnsucht des Menschen nach Glück?
1718-1719, 1725
Sie entsprechen dem natürlichen Verlangen nach Glück, das Gott in das Herz des Menschen gelegt hat, um ihn an sich zu ziehen. Nur Gott vermag dieses Verlangen zu stillen.
362. Was ist die ewige Seligkeit?
1720-1724, 1727-1729
Sie ist die Schau Gottes im ewigen Leben, in dem wir vollkommen „an der göttlichen Natur“ (2 Petr 1, 4), an der Herrlichkeit Christi und an der Wonne des dreifaltigen Lebens teilhaben werden. Die Seligkeit übersteigt die menschlichen Fähigkeiten: Sie ist ein übernatürliches, ungeschuldetes Geschenk Gottes, wie die Gnade, die zu ihr führt. Die verheißene Seligkeit stellt uns vor wichtige sittliche Entscheidungen in Bezug auf die irdischen Güter und treibt uns an, Gott über alles zu lieben.
Die Freiheit des Menschen
363. Was ist die Freiheit?
1730-1733, 1743-1744
Die Freiheit ist die von Gott dem Menschen geschenkte Fähigkeit, zu handeln oder nicht zu handeln, dieses oder jenes zu tun und so von sich aus bewusste Entscheidungen zu treffen. Die Freiheit kennzeichnet die im eigentlichen Sinn menschlichen Handlungen. Je mehr man das Gute tut, desto freier wird man. Die Freiheit erreicht dann ihre Vollendung, wenn sie auf Gott, das höchste Gut und unsere Seligkeit, ausgerichtet ist. In der Freiheit liegt auch die Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen. Die Entscheidung zum Bösen ist ein Missbrauch der Freiheit, der zur Sklaverei der Sünde führt.
364. Welches Verhältnis besteht zwischen Freiheit und Verantwortung?
1734-1737, 1745-1746
Aufgrund seiner Freiheit ist der Mensch für seine Taten soweit verantwortlich, als sie willentlich sind. Die Anrechenbarkeit einer Tat und die Verantwortung für sie können aber durch Unkenntnis, Unachtsamkeit, erlittene Gewalt, Furcht, übermäßige Affekte oder Gewohnheiten vermindert, ja manchmal sogar aufgehoben sein.
365. Warum hat jeder Mensch das Recht, seine Freiheit auszuüben?
1738-1747
Das Recht, seine Freiheit auszuüben, ist jedem Menschen eigen, weil es untrennbar mit der Würde der menschlichen Person verbunden ist. Darum ist dieses Recht immer zu achten, besonders in sittlichen und religiösen Belangen. Es muss durch die staatliche Gesetzgebung anerkannt und innerhalb der Grenzen des Gemeinwohls und der gerechten öffentlichen Ordnung geschützt werden.
366. Welchen Platz hat die menschliche Freiheit in der Heilsordnung?
1739-1742, 1748
Unsere Freiheit ist aufgrund der ersten Sünde geschwächt. Diese Schwächung ist durch die nachfolgenden Sünden akuter geworden. Christus aber hat uns „zur Freiheit befreit“ (Gal 5, 1). Durch seine Gnade führt uns der Heilige Geist zur inneren Freiheit, um uns zu seinen freien Mitarbeitern in der Kirche und in der Welt zu machen.
367. Welches sind die Quellen der Sittlichkeit menschlicher Handlungen?
1749-1754, 1757-1758
Der sittliche Charakter menschlicher Handlungen hängt von drei Quellen ab: vom gewählten Objekt, also davon, ob ein wahres oder ein nur scheinbares Gut gewählt wird; von der Absicht des handelnden Subjekts, das heißt vom Ziel, das mit der Handlung angestrebt wird; und von den Umständen der Handlung einschließlich ihrer Folgen.
368. Wann ist eine Handlung sittlich gut?
1755-1756, 1759-1760
Eine Handlung ist sittlich gut, wenn zugleich das Objekt, die Absicht und die Umstände gut sind. Das gewählte Objekt allein kann ein Handeln als Ganzes zu etwas Schlechtem machen, auch wenn die Absicht gut ist. Es ist nicht erlaubt, etwas Schlechtes zu tun, damit etwas Gutes daraus entsteht. Eine schlechte Absicht macht die Handlung zu etwas Schlechtem, selbst wenn ihr Objekt an sich gut ist. Dagegen macht eine gute Absicht ein wegen seines Objektes schlechtes Verhalten nicht gut, denn der Zweck rechtfertigt nicht die Mittel. Die Umstände können die Verantwortung des Handelnden vermindern oder vermehren, können aber nicht die sittliche Beschaffenheit der Handlungen selbst ändern; niemals machen sie eine in sich schlechte Handlung gut.
369. Gibt es Handlungen, die immer unerlaubt sind?
1756-1761
Es gibt Handlungen, die zu wählen wegen ihres Objektes (zum Beispiel Gotteslästerung, Mord, Ehebruch) immer unerlaubt sind. Ein solcher Entschluss bedingt schon eine Ungeordnetheit des Willens, das heißt etwas sittlich Schlechtes, das nicht mit dem Verweis auf Güter, die eventuell daraus entstehen könnten, gerechtfertigt werden kann.
Die Sittlichkeit der Leidenschaften
370. Was sind die Leidenschaften?
1762-1766, 1771-1772
Die Leidenschaften sind Gefühle, Affekte oder Bewegungen des Empfindungsvermögens, die natürliche Regungen der menschlichen Seele sind und zum Handeln oder Nicht-Handeln drängen, je nachdem, ob etwas als gut oder als schlecht empfunden wird. Die grundlegenden Leidenschaften sind Liebe und Hass, Verlangen und Furcht, Freude und Traurigkeit sowie Zorn. Die wichtigste Leidenschaft ist die Liebe, die durch die Anziehungskraft des Guten hervorgerufen wird. Man liebt nur Gutes, ob es nun wirklich oder nur scheinbar gut ist.
371. Sind die Leidenschaften sittlich gut oder schlecht?
1767-1770, 1773-1775
Als Regungen des Empfindungsvermögens sind die Leidenschaften an sich weder gut noch schlecht: Sie sind gut, wenn sie zu einer guten Handlung beitragen; sie sind schlecht, wenn das Gegenteil der Fall ist. Sie können in die Tugenden aufgenommen oder durch die Laster verdorben werden.
Das Gewissen
372. Was ist das Gewissen?
1776-1780, 1795-1797
Das Gewissen, das im Innersten des Menschen wirkt, ist ein Urteil der Vernunft, das ihm zum gegebenen Zeitpunkt gebietet, das Gute zu tun und das Böse zu unterlassen. Durch das Gewissen erfasst der Mensch, ob eine auszuführende oder bereits vollbrachte Handlung sittlich gut oder schlecht ist, und kann die Verantwortung dafür übernehmen. Wenn er auf das Gewissen hört, kann der kluge Mensch die Stimme Gottes, der zu ihm spricht, vernehmen.
373. Was verlangt die Würde des Menschen in Bezug auf das Gewissen?
1780-1782, 1798
Die Würde der menschlichen Person verlangt, dass das Gewissen richtig urteilt (das heißt, dass es mit dem übereinstimmt, was gemäß der Vernunft und dem göttlichen Gesetz gerecht und gut ist). Aufgrund ebendieser persönlichen Würde darf der Mensch nicht gezwungen werden, gegen sein Gewissen zu handeln, und man darf ihn - innerhalb der Grenzen des Gemeinwohls - auch nicht daran hindern, in Übereinstimmung mit seinem Gewissen zu handeln, vor allem im Bereich der Religion.
374. Wie wird das Gewissen gebildet, damit es richtig und wahrhaftig ist?
1783-1788, 1799-1800
Das richtige und wahrhaftige Gewissen wird durch die Erziehung und durch die Aneignung des Wortes Gottes und der Lehre der Kirche gebildet. Das Gewissen wird durch die Gaben des Heiligen Geistes unterstützt und durch die Ratschläge weiser Menschen orientiert. Darüber hinaus sind das Gebet und die Gewissenerforschung für die sittliche Bildung von großem Nutzen.
375. Welchen Regeln muss das Gewissen immer folgen?
1789
Es gibt drei allgemeine Regeln: 1) Es ist nie erlaubt, Böses zu tun, damit daraus etwas Gutes hervorgehe. 2) Die sogenannte goldene Regel: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen“ (Mt 7, 12). 3) Die christliche Liebe achtet immer den Nächsten und sein Gewissen; dies bedeutet freilich nicht, dass etwas als gut angenommen wird, was objektiv schlecht ist.
376. Kann das Gewissen Fehlurteile fällen?
1790-1794, 1801-1802
Die Person muss dem sicheren Urteil ihres Gewissens stets Folge leisten. Aber aus Gründen, die nicht immer frei von persönlicher Schuld sind, kann das Gewissen auch Fehlurteile fällen. Das Böse, das eine Person aus unverschuldeter Unwissenheit begeht, kann ihr jedoch nicht zur Last gelegt werden, auch wenn es objektiv etwas Böses bleibt. Aus diesem Grund müssen wir uns bemühen, Irrtümer des Gewissens zu beheben.
Die Tugenden
377. Was ist die Tugend?
1803, 1833
Die Tugend ist eine beständige, feste Neigung, das Gute zu tun. „Das Ziel eines tugendhaften Lebens besteht darin, Gott ähnlich zu werden“ (hl. Gregor von Nyssa). Es gibt menschliche und göttliche Tugenden.
378. Was sind die menschlichen Tugenden?
1804, 1810-1811, 1834, 1839
Die menschlichen Tugenden sind beständige, verlässliche Vollkommenheiten des Verstandes und des Willens, die unser Tun regeln, unsere Leidenschaften ordnen und unser Verhalten der Vernunft und dem Glauben entsprechend lenken. Sie werden durch wiederholte sittlich gute Handlungen erworben und gestärkt, sie werden durch die göttliche Gnade geläutert und erhoben.
379. Welche grundlegenden menschlichen Tugenden gibt es?
1805, 1834
Die grundlegenden menschlichen Tugenden sind die sogenannten Kardinaltugenden. Alle anderen sind rund um sie angeordnet, sie bilden die Angelpunkte des tugendhaften Lebens. Es sind dies die Klugheit, die Gerechtigkeit, die Tapferkeit und die Mäßigung.
380. Was ist die Klugheit?
1806, 1835
Die Klugheit macht die Vernunft bereit, in jeder Lage unser wahres Gut zu erfassen und die richtigen Mittel zu wählen, um es zu verwirklichen. Sie steuert die anderen Tugenden, indem sie ihnen Regel und Maß gibt.
381. Was ist die Gerechtigkeit?
1807, 1836
Die Gerechtigkeit ist der beständige, feste Wille, den anderen das zu geben, was ihnen gebührt. Die Gerechtigkeit gegenüber Gott nennt man „Tugend der Gottesverehrung“.
382. Was ist die Tapferkeit?
1808, 1837
Die Tapferkeit lässt in Schwierigkeiten standhalten und im Erstreben des Guten durchhalten. Sie reicht bis zur Fähigkeit, für eine gerechte Sache eventuell sogar das eigene Leben zu opfern.
383. Was ist die Mäßigung?
1809, 1838
Die Mäßigung zügelt die Neigung zu Vergnügungen, sichert die Herrschaft des Willens über die Triebe und lässt im Gebrauch der geschaffenen Dinge das rechte Maß einhalten.
384. Was sind die göttlichen Tugenden?
1812-1813, 1840
Die göttlichen Tugenden haben Gott selbst zum Ursprung, zum Beweggrund und zum unmittelbaren Gegenstand. Sie werden dem Menschen mit der heiligmachenden Gnade eingegossen und machen ihn fähig, in Verbindung mit der Dreifaltigkeit zu leben. Sie bilden die Grundlage und die Seele des sittlichen Handelns des Christen und beleben die menschlichen Tugenden. Sie sind das Unterpfand dafür, dass der Heilige Geist in den menschlichen Fähigkeiten wirkt und gegenwärtig ist.
385. Welche göttlichen Tugenden gibt es?
1813, 1841
Die göttlichen Tugenden sind der Glaube, die Hoffnung und die Liebe.
386. Was ist der Glaube?
1814-1816, 1842
Der Glaube ist jene göttliche Tugend, durch die wir an Gott und an all das glauben, was er uns geoffenbart hat und was die Kirche uns zu glauben vorlegt. Denn Gott ist die Wahrheit selbst. Im Glauben überantwortet sich der Mensch Gott in Freiheit. Darum ist der gläubige Mensch bestrebt, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun, denn der Glaube ist „in der Liebe wirksam“ (Gal 5, 6).
387. Was ist die Hoffnung?
1817-1821, 1843
Die Hoffnung ist jene göttliche Tugend, durch die wir das ewige Leben als unser Glück von Gott ersehnen und erwarten, indem wir auf die Verheißungen Christi vertrauen und uns auf die Gnadenhilfe des Heiligen Geistes verlassen, damit wir das ewige Leben verdienen und bis zum Ende des irdischen Lebens ausharren.
388. Was ist die Liebe?
1822-1829, 1844
Die Liebe ist jene göttliche Tugend, durch die wir Gott über alles und aus Liebe zu Gott unseren Nächsten wie uns selbst lieben. Jesus macht sie zum neuen Gebot, zur Vollendung des Gesetzes. Die Liebe ist „das Band der Vollkommenheit“ (Kol 3, 14) und die Grundlage der anderen Tugenden, die sie beseelt, anregt und ordnet: Ohne sie „wäre ich nichts“ und „nützte mir nichts“ (1 Kor 13, 1–3).
389. Was sind die Gaben des Heiligen Geistes?
1830-1831, 1845
Die Gaben des Heiligen Geistes sind bleibende Anlagen, die den Menschen geneigt machen, den göttlichen Eingebungen zu folgen. Es sind sieben: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.
390. Was sind die Früchte des Heiligen Geistes?
1832
Die Früchte des Heiligen Geistes sind Vollkommenheiten, die der Heilige Geist in uns als Erstlingsfrüchte der ewigen Herrlichkeit hervorbringt. Die Überlieferung der Kirche zählt deren zwölf auf: „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit“ (Gal 5, 22–23 Vg.).
Die Sünde
391. Was verlangt die Annahme der Barmherzigkeit Gottes von uns?
1846-1848, 1870
Um Gottes Barmherzigkeit annehmen zu können, müssen wir unsere Verfehlungen bekennen und unsere Sünden bereuen. Gott selbst deckt durch sein Wort und seinen Geist unsere Sünden auf, schenkt uns die Wahrheit des Gewissens und die Hoffnung auf Vergebung.
392. Was ist die Sünde?
1849-1851, 1871-1872
Die Sünde ist „ein Wort, eine Tat oder ein Begehren im Widerspruch zum ewigen Gesetz“ (hl. Augustinus). Die Sünde ist eine Beleidigung Gottes im Ungehorsam gegenüber seiner Liebe. Sie verwundet die Natur des Menschen und beeinträchtigt das menschliche Zusammenleben. In seiner Passion deckt Christus die ganze Schwere der Sünde auf und überwindet sie durch seine Barmherzigkeit.
393. Gibt es verschiedenartige Sünden?
1852-1853, 1873
Die Verschiedenartigkeit der Sünden ist groß. Man kann sie unterscheiden nach ihrem Gegenstand, nach den Tugenden oder den Geboten, denen sie widersprechen. Man kann sie in Sünden direkt gegen Gott, gegen den Nächsten oder gegen uns selbst einteilen oder auch in Sünden, die man in Gedanken, Worten und Werken oder durch Unterlassungen begeht.
394. Wie unterscheidet man die Sünden bezüglich ihrer Schwere?
1854
Man unterscheidet zwischen Todsünden und lässlichen Sünden.
395. Wann begeht man eine Todsünde?
1855-1861, 1874
Man begeht eine Todsünde, wenn zugleich eine schwerwiegende Materie, die volle Erkenntnis und die freiwillige Zustimmung vorliegen. Eine solche Sünde zerstört in uns die Liebe, beraubt uns der heiligmachenden Gnade und führt uns zum ewigen Tod der Hölle, wenn wir sie nicht bereuen. Todsünden werden gewöhnlich durch das Taufsakrament oder durch das Sakrament der Buße und der Versöhnung vergeben.
396. Wann begeht man eine lässliche Sünde?
1862-1864, 1875
Man begeht eine lässliche Sünde, wenn es sich um eine nicht schwerwiegende Materie handelt oder wenn zwar eine schwerwiegende Materie vorliegt, nicht aber die volle Erkenntnis oder die volle Zustimmung. Die lässliche Sünde unterscheidet sich wesentlich von der Todsünde. Sie bricht den Bund mit Gott nicht, schwächt aber die Liebe. In ihr verrät sich eine ungeordnete Neigung zu geschaffenen Gütern. Sie verhindert, dass die Seele in der Übung der Tugenden und im Tun des sittlich Guten Fortschritte macht. Sie zieht zeitliche Läuterungsstrafen nach sich.
397. Wie breitet sich in uns die Sünde aus?
1865, 1876
Die Sünde schafft einen Hang zur Sünde. Ihre Wiederholung erzeugt das Laster.
398. Was sind die Laster?
1866-1867
Die Laster, das Gegenteil der Tugenden, sind verkehrte Gewohnheiten, die das Gewissen verdunkeln und zum Bösen geneigt machen. Die Laster können mit den sieben sogenannten Hauptsünden in Verbindung gebracht werden. Hauptsünden sind: Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit oder Überdruss.
399. Haben wir eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen?
1868
Wir haben eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen, wenn wir schuldhaft daran mitwirken.
400. Was sind Strukturen der Sünde?
1869
Sündige Strukturen sind gesellschaftliche Situationen oder Institutionen, die zum göttlichen Gesetz im Gegensatz stehen. Sie sind Ausdruck und Folge persönlicher Sünden.
ZWEITES KAPITEL: Die menschliche Gemeinschaft
Person und Gesellschaft
401. Worin besteht die gesellschaftliche Dimension des Menschen?
1877-1880, 1890-1891
Neben der persönlichen Berufung zur Seligkeit hat der Mensch auch eine gesellschaftliche Dimension, die ein wesentliches Element seiner Natur und seiner Berufung bildet. Alle Menschen sind nämlich zum gleichen Ziel berufen: zu Gott. Zwischen der Gemeinschaft der göttlichen Personen und der brüderlichen Gesinnung, in der die Menschen in Wahrheit und Liebe untereinander leben sollen, besteht eine gewisse Ähnlichkeit. Die Liebe zum Nächsten lässt sich von der Liebe zu Gott nicht trennen.
402. Welche Beziehung gibt es zwischen Person und Gesellschaft?
1881-1882, 1892-1893
Grund, Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Institutionen ist die Person und muss es sein. Manche Gesellschaften, so die Familie und der Staat, sind für den Menschen notwendig. Unter Berücksichtigung des Prinzips der Subsidiarität sind innerhalb der politischen Gemeinschaften sowie auf internationaler Ebene auch andere Verbände nützlich.
403. Was besagt das Subsidiaritätsprinzip?
1883-1885, 1894
Dieses Prinzip besagt, dass eine übergeordnete Gesellschaft nicht die Aufgaben einer untergeordneten Gesellschaft übernehmen und sie nicht ihrer Kompetenzen berauben darf, sondern sie vielmehr im Notfall unterstützen muss.
404. Was ist darüber hinaus für ein echt menschliches Zusammenleben notwendig?
1886-1889, 1895-1896
Es ist notwendig, dass die Gerechtigkeit und die richtige Ordnung der Werte beachtet werden und man die materiellen und triebhaften Dimensionen den inneren und geistigen Dimensionen unterordnet. Besonders dort, wo die Sünde das Gesellschaftsklima verdirbt, ist zur Bekehrung der Herzen aufzurufen und an die Gnade Gottes zu appellieren, um Gesellschaftsveränderungen herbeizuführen, die wirklich im Dienst jedes Menschen und der ganzen Person stehen. Die Liebe, die gerechtes Handeln verlangt und ermöglicht, ist das größte soziale Gebot.
Die Beteiligung am gesellschaftlichen Leben
405. Worauf gründet sich die Autorität in der Gesellschaft?
1897-1902, 1918-1920
Jede menschliche Gemeinschaft bedarf einer rechtmäßigen Autorität, welche die Ordnung aufrecht erhält und auf das Gemeinwohl bedacht ist. Diese Autorität hat ihre Grundlage in der menschlichen Natur, denn sie entspricht der von Gott gesetzten Ordnung.
406. Wann wird die Autorität rechtmäßig ausgeübt?
1901, 1903-1904, 1921-1923
Die Autorität wird dann rechtmäßig ausgeübt, wenn sie sich für das Gemeinwohl einsetzt und sich dabei sittlich erlaubter Mittel bedient. Darum sollen die Regierungsformen vom freien Willen der Menschen bestimmt werden und das Prinzip des „Rechtsstaats“ achten, in dem das Gesetz und nicht die Willkür der Menschen herrscht. Ungerechte Gesetze und Weisungen, die der sittlichen Ordnung widersprechen, sind für die Gewissen nicht verpflichtend.
407. Was ist das Gemeinwohl?
1905-1906, 1924
Das Gemeinwohl ist die Gesamtheit jener Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens, die den Gruppen und den Einzelnen ermöglichen, die eigene Vollendung zu erlangen.
408. Was gehört zum Gemeinwohl?
1907-1909, 1925
Zum Gemeinwohl gehören: die Achtung und Förderung der Grundrechte der Person; die Entfaltung der geistigen und zeitlichen Güter der Menschen und der Gesellschaft; der Friede und die Sicherheit aller.
409. Wo wird das Gemeinwohl am vollständigsten verwirklicht?
1910-1912, 1927
Am vollständigsten wird das Gemeinwohl in jenen politischen Gemeinschaften verwirklicht, die das Wohl der Bürger und der kleineren Gemeinwesen schützen und fördern, ohne das allgemeine Wohl der Menschheitsfamilie zu vergessen.
410. Wie wirkt der Mensch an der Verwirklichung des Gemeinwohls mit?
1913-1917, 1926
Jeder Mensch wirkt auf seinem Platz und in seiner Rolle an der Förderung des Gemeinwohls mit. Er soll die gerechten Gesetze befolgen und sich in den Bereichen einsetzen, für die er persönlich Verantwortung trägt. Dazu gehören etwa die Sorge für die eigene Familie und der Einsatz bei der Arbeit. Darüber hinaus sollen die Bürger so weit wie möglich aktiv am öffentlichen Leben teilnehmen.
Die soziale Gerechtigkeit
411. Wie gewährleistet die Gesellschaft die soziale Gerechtigkeit?
1928-1933, 1943-1944
Die Gesellschaft gewährleistet die soziale Gerechtigkeit, wenn sie die Würde und die Rechte der Person achtet; dies ist das eigentliche Ziel der Gesellschaft. Außerdem fördert die Gesellschaft die soziale Gerechtigkeit, die mit dem Gemeinwohl und mit der Ausübung der Autorität zusammenhängt, wenn sie die Bedingungen schafft, die es den Verbänden und den Einzelnen ermöglichen, das ihnen Zustehende zu erhalten.
412. Worauf gründet die Gleichheit unter den Menschen?
1934-1935, 1945
Alle Menschen erfreuen sich der gleichen Würde und der gleichen Grundrechte, weil sie nach dem Bilde des einzigen Gottes geschaffen und mit der gleichen vernunftbegabten Seele ausgestattet sind, die gleiche Natur und den gleichen Ursprung haben und in Christus, dem einzigen Retter, zu derselben göttlichen Seligkeit berufen sind.
413. Wie sind die Ungleichheiten zwischen den Menschen zu bewerten?
1936-1938, 1946-1947
Es gibt ungerechte wirtschaftliche und gesellschaftliche Ungleichheiten, die Millionen von Menschen betreffen. Sie stehen in offenem Gegensatz zum Evangelium und widersprechen der Gerechtigkeit, der Würde der Person und dem Frieden. Aber es gibt auch durch verschiedene Faktoren verursachte Unterschiede zwischen den Menschen, die dem Plan Gottes entsprechen. Gott will nämlich, dass jeder Mensch vom anderen erhält, was er benötigt. Wer über besondere „Talente“ verfügt, soll sie mit anderen teilen. Diese Unterschiede ermutigen und verpflichten die Menschen oft zu Großmut, zu Wohlwollen und zum Teilen. Sie regen die Kulturen an, einander zu bereichern.
414. Wie drückt sich die menschliche Solidarität aus?
1939-1942, 1948
Die Solidarität, die aus der menschlichen und christlichen Brüderlichkeit hervorgeht, zeigt sich in erster Linie in der gerechten Güterverteilung, in der angemessenen Entlohnung der Arbeit und im Einsatz für eine gerechtere Gesellschaftsordnung. Bei der Tugend der Solidarität geht es darum, auch die geistigen Güter des Glaubens zu teilen, die noch wichtiger sind als die materiellen Güter.
DRITTES KAPITEL: Das Heil Gottes: das Gesetz und die Gnade
Das sittliche Gesetz
415. Was ist das sittliche Gesetz?
1949-1953, 1975
Das sittliche Gesetz ist Werk der göttlichen Weisheit. Es schreibt dem Menschen die Wege und Verhaltensregeln vor, die zur verheißenen Seligkeit führen, und verbietet die Wege, die von Gott wegführen.
416. Was ist das natürliche Sittengesetz?
1954-1960, 1978-1979
Das natürliche Sittengesetz, das der Schöpfer in das Herz jedes Menschen geschrieben hat, ist Teilhabe an der Weisheit und Güte Gottes. Es bringt das grundlegende sittliche Wissen zum Ausdruck, das dem Menschen ermöglicht, durch die Vernunft zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Es ist allgemeingültig und unveränderlich und bildet das Fundament der grundlegenden Rechte und Pflichten der Person sowie der menschlichen Gemeinschaft und auch des staatlichen Gesetzes.
417. Wird dieses Gesetz von allen erkannt?
1960
Aufgrund der Sünde wird das natürliche Sittengesetz nicht immer und nicht von allen mit gleicher Klarheit und Unmittelbarkeit erkannt.
Darum hat Gott „auf die Gesetzestafeln das geschrieben, was die Menschen nicht in ihren Herzen lasen“ (hl. Augustinus).
418. Welche Beziehung besteht zwischen dem natürlichen Gesetz und dem alten Gesetz?
1961-1962, 1980
Das alte Gesetz ist die erste Stufe des geoffenbarten Gesetzes. Es bringt viele Wahrheiten zum Ausdruck, die der Vernunft von Natur aus einsichtig sind und so in den Heilsbünden ihre Bestätigung und Beglaubigung finden. Seine sittlichen Vorschriften, die in den zehn Geboten des Dekalogs zusammengefasst sind, legen die Grundlagen der Berufung des Menschen. Sie untersagen, was gegen die Liebe zu Gott und zum Nächsten verstößt, und schreiben vor, was für die Liebe wesentlich ist.
419. Welche Stellung hat das alte Gesetz im Heilsplan?
1963-1964, 1981-1982
Das alte Gesetz ermöglicht, viele Wahrheiten zu erkennen, die der Vernunft zugänglich sind. Es zeigt an, was man tun soll oder nicht tun soll. Es bereitet vor allem wie ein weiser Lehrmeister auf die Bekehrung und die Aufnahme des Evangeliums vor. Das alte Gesetz ist heilig, geistlich und gut. Aber es ist dennoch unvollkommen, denn es gibt nicht von sich aus die Kraft und die Gnade des Geistes zu seiner Erfüllung.
420. Was ist das neue Gesetz, das Gesetz des Evangeliums?
1965-1972, 1977, 1983-1985
Das neue Gesetz, das Gesetz des Evangeliums, das Christus verkündet und verwirklicht hat, ist die Fülle und die Vollendung des natürlichen und des geoffenbarten göttlichen Gesetzes. Es ist zusammengefasst in dem Gebot, Gott und den Nächsten zu lieben, und einander zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. Es ist auch eine Wirklichkeit im Innern des Menschen, nämlich die Gnade des Heiligen Geistes, die eine solche Liebe ermöglicht. Es ist „das Gesetz der Freiheit“ (Jak 1, 25), denn es führt uns dazu, unter dem Antrieb der Liebe spontan zu handeln.
„Das neue Gesetz ist vor allem die Gnade des Heiligen Geistes selbst, die den an Christus Glaubenden gegeben ist“ (hl. Thomas von Aquin).
421. Wo findet man das neue Gesetz?
1971-1974, 1986
Das neue Gesetz ist im ganzen Leben und in der Predigt Christi und in den sittlichen Weisungen der Apostel enthalten. Es kommt vor allem in der Bergpredigt zum Ausdruck.
Gnade und Rechtfertigung
422. Was ist die Rechtfertigung?
1987-1995, 2017-2020
Die Rechtfertigung ist das erhabenste Werk der Liebe Gottes. Sie ist das barmherzige und gnädige Handeln Gottes, das unsere Sünden tilgt und uns in unserem ganzen Wesen gerecht und heilig macht. Dies geschieht durch die Gnade des Heiligen Geistes, die uns durch das Leiden Christi verdient und in der Taufe geschenkt worden ist. Mit der Rechtfertigung beginnt die freie Antwort des Menschen, das heißt der Glaube an Christus und das Zusammenwirken mit der Gnade des Heiligen Geistes.
423. Was ist die Gnade, die rechtfertigt?
1996-1998, 2005, 2021
Die Gnade ist die ungeschuldete Gabe, die Gott uns schenkt, um uns an seinem dreifaltigen Leben teilhaben zu lassen und uns fähig zu machen, aus Liebe zu ihm zu handeln. Sie wird habituelle, heiligmachende oder vergöttlichende Gnade genannt, weil sie uns heiligt und vergöttlicht. Sie ist übernatürlich, weil sie ganz dem ungeschuldeten Zuvorkommen Gottes zu verdanken ist und über die Verstandes- und Willenskräfte des Menschen hinausgeht. Darum entzieht sie sich unserer Erfahrung.
424. Welche anderen Arten von Gnade gibt es?
1999-2000, 2003-2004, 2023-2024
Neben der habituellen Gnade gibt es: die aktuellen oder helfenden Gnaden (auf bestimmte Umstände bezogene Gaben), die sakramentalen Gnaden (die jedem Sakrament eigenen Gaben) und die besonderen Gnaden oder Charismen (deren Ziel das Gemeinwohl der Kirche ist), darunter die Standesgnaden, welche die Ausübung der kirchlichen Dienste und der Pflichten des Lebens begleiten.
425. Welches Verhältnis besteht zwischen der Gnade und der Freiheit des Menschen?
2001-2002, 2022
Die Gnade kommt der freien Antwort des Menschen zuvor, bereitet sie vor und löst sie aus. Die Gnade geht auf das tiefste Verlangen der menschlichen Freiheit ein, lädt sie zum Mitwirken ein und führt sie zu ihrer Vollendung.
426. Was ist das Verdienst?
2006-2010, 2025-2026
Das Verdienst gibt Anspruch auf die Belohnung für eine gute Tat. Gott gegenüber kann der Mensch an sich kein Verdienst geltend machen, weil er alles aus Gnade von ihm empfangen hat. Dennoch schenkt Gott uns die Möglichkeit, Verdienste zu erwerben durch die Vereinigung mit der Liebe Christi, der Quelle unserer Verdienste vor Gott. Die Verdienste der guten Werke müssen deshalb zunächst der Gnade Gottes und dann dem freien Willen des Menschen zugeschrieben werden.
427. Welche Güter können wir verdienen?
2010-2011, 2027
Unter dem Antrieb des Heiligen Geistes können wir uns selbst und anderen die Gnaden verdienen, die zu unserer Heiligung und zur Erlangung des ewigen Lebens beitragen, sowie auch die zeitlichen Güter, die uns nach dem Plan Gottes zuträglich sind. Niemand kann die erste Gnade verdienen, aus der die Bekehrung und die Rechtfertigung hervorgehen.
428. Sind wir alle zur christlichen Heiligkeit berufen?
2012-2016, 2028-2029
Alle Gläubigen sind zur christlichen Heiligkeit berufen. Die Heiligkeit ist die Fülle des christlichen Lebens, die Vollkommenheit der Liebe. Sie besteht in der innigen Vereinigung mit Christus und in ihm mit der heiligsten Dreifaltigkeit. Der Weg der Heiligung des Christen führt über das Kreuz und findet seine Vollendung in der Auferstehung der Gerechten, in der Gott alles in allem sein wird.
Die Kirche – Mutter und Lehrmeisterin
429. In welcher Weise nährt die Kirche das sittliche Leben des Christen?
2030-2031, 2047
Die Kirche ist die Gemeinschaft, in der der Christ das Wort Gottes und die Weisungen des „Gesetzes Christi“ (Gal 6, 2) aufnimmt, die Gnade der Sakramente empfängt und sich mit der eucharistischen Hingabe Christi verbindet, so dass sein sittliches Leben ein geistiger Gottesdienst wird. Die Kirche gibt ihm das Beispiel der heiligen Jungfrau Maria und der Heiligen.
430. Warum äußert sich das Lehramt der Kirche zu sittlichen Fragen?
2032-2040, 2049-2051
Weil es Aufgabe des Lehramtes der Kirche ist, den Glauben zu predigen, der geglaubt und im Leben angewandt werden muss. Diese Aufgabe erstreckt sich auch auf die besonderen Vorschriften des natürlichen Sittengesetzes, weil es heilsnotwendig ist, sie zu befolgen.
431. Welches Ziel haben die Gebote der Kirche?
2041, 2048
Die fünf Gebote der Kirche haben das Ziel, den Gläubigen das notwendige Minimum an Gebetsgeist, an sakramentalem Leben, an sittlichem Streben und an Wachstum in der Gottes- und Nächstenliebe zu sichern.
432. Wie lauten die Gebote der Kirche?
2042-2043
Die Gebote der Kirche lauten: 1) am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen an der Messe teilnehmen und keine Arbeiten und Tätigkeiten verrichten, welche die Heiligung dieser Tage gefährden; 2) wenigstens einmal im Jahr die eigenen Sünden beichten und das Sakrament der Versöhnung empfangen; 3) wenigstens zu Ostern das Sakrament der Eucharistie empfangen; 4) die von der Kirche gebotenen Fast- und Abstinenztage halten; 5) im Rahmen der eigenen Möglichkeiten der Kirche in ihren materiellen Erfordernissen beistehen.
433. Warum ist das sittliche Leben der Christen für die Verkündigung des Evangeliums unverzichtbar?
2044-2046
Weil die Christen durch ihr Leben in Übereinstimmung mit Jesus Christus die Menschen zum Glauben an den wahren Gott führen, die Kirche aufbauen, die Welt mit dem Geist des Evangeliums durchdringen und das Kommen des Reiches Gottes beschleunigen.
ZWEITER ABSCHNITT: DIE ZEHN GEBOTE
Exodus 20, 2 – 17
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation: bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Gedenke des Sabbat: Halte ihn heilig!
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat.
Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.
Ehre deinen Vater und deine Mutter,
damit du lange lebst
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden.
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen.
Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.
Deuteronomium 5, 6 – 21
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen und an der dritten und vierten Generation: bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld.
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.
Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat.
Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du. Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hocherhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.
Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat, damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Du sollst nicht morden,
du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht Falsches gegen deinen Nächsten aussagen,
du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, und du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, nicht sein Feld, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel, nichts, was deinem Nächsten gehört.
Katechetische Überlieferung
Ich bin der Herr, dein Gott.
1. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
2. Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
3. Du sollst den Tag des Herrn heiligen.
4. Du sollst Vater und Mutter ehren.
5. Du sollst nicht töten.
6. Du sollst nicht ehebrechen.
7. Du sollst nicht stehlen.
8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.v
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut.
434. „Meister, was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ (Mt 19, 16).
2052-2054, 2075-2076
Dem jungen Mann, der diese Frage stellt, antwortet Jesus: „Wenn du das Leben erlangen willst, halte die Gebote!“, und dann fügt er hinzu: „Komm und folge mir nach!“ (Mt 19, 16.21). Zur Nachfolge Christi gehört das Halten der Gebote. Das Gesetz wird nicht abgeschafft. Der Mensch wird aufgefordert, es in der Person des göttlichen Meisters wiederzufinden, der es in sich selbst vollkommen erfüllt, seine ganze Bedeutung offenbart und seine bleibende Gültigkeit bezeugt.
435. Wie legt Jesus das Gesetz aus?
2055
Jesus legt das Gesetz im Licht des zweifachen Gebotes der Liebe aus, das nur ein einziges Gebot ist und die Erfüllung des Gesetzes darstellt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“ (Mt 22, 37–40).
436. Was bedeutet „Dekalog“?
2056-2057
„Dekalog“ bedeutet „zehn Worte“ (Ex 34, 28). Diese Worte fassen das Gesetz zusammen, das Gott dem Volk Israel im Zusammenhang mit dem Bund durch Mose gegeben hat. Der Dekalog enthält die Gebote der Liebe zu Gott (die ersten drei) und zum Nächsten (die anderen sieben) und zeigt für das auserwählte Volk und für jeden Einzelnen den Weg eines von der Sklaverei der Sünde befreiten Lebens.
437. Welche Verbindung besteht zwischen Dekalog und Bund?
2058-2063, 2077
Der Dekalog wird im Licht des Bundes verständlich, in dem Gott sich offenbart und seinen Willen kundtut. Durch die Befolgung der Gebote drückt das Volk seine Zugehörigkeit zu Gott aus und antwortet in Dankbarkeit auf sein liebendes Handeln.
438. Welche Bedeutung gibt die Kirche dem Dekalog?
2064-2068, 2078
In Treue zur Schrift und zum Beispiel Jesu wird dem Dekalog von der Kirche eine überaus wichtige, grundlegende Bedeutung zuerkannt. Die Christen sind verpflichtet, den Dekalog zu befolgen.
439. Warum bildet der Dekalog eine organische Einheit?
2069, 2079
Die zehn Gebote bilden ein organisches, unteilbares Ganzes, weil jedes Gebot auf die anderen Gebote und auf den gesamten Dekalog verweist. Wer deshalb ein Gebot übertritt, verstößt gegen das ganze Gesetz.
440. Warum sind die zehn Gebote schwerwiegende Verpflichtungen?
2070-2073, 2080-2081
Weil sie die Grundpflichten des Menschen gegenüber Gott und dem Nächsten zum Ausdruck bringen.
441. Ist es möglich, den Dekalog zu befolgen?
2074, 2082
Ja, denn Christus, ohne den wir nichts vollbringen können, macht uns durch die Gabe seines Geistes und seiner Gnade fähig, den Dekalog zu befolgen.
ERSTES KAPITEL: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deine Gedanken“
Das erste Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben
442. Was beinhaltet die Aussage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott“ (Ex 20, 2)?
2083-2094, 2133-2134
Sie beinhaltet für den Gläubigen, die drei göttlichen Tugenden zu bewahren und zu entfalten und die Sünden zu meiden, die ihnen entgegenstehen. Der Glaube hält an Gott fest und weist alles zurück, was ihm widerspricht, wie zum Beispiel den freiwilligen Glaubenszweifel, den Unglauben, die Häresie, die Apostasie und das Schisma. Die Hoffnung erwartet voll Vertrauen die beseligende Schau Gottes und seine Hilfe, und sie meidet Verzweiflung und Vermessenheit. Die Liebe liebt Gott über alles: Darum müssen Gleichgültigkeit, Undankbarkeit, Lauheit, Überdruss oder geistige Trägheit und der Hass gegen Gott, der dem Stolz entspringt, gemieden werden.
443. Was verlangt das Wort des Herrn: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen“ (Mt 4, 10)?
2095-2105, 2135-2136
Es verlangt: Gott als den Herrn aller Dinge anbeten; ihm einzeln und gemeinschaftlich die ihm gebührende Verehrung erweisen; in Lob, Dank und Bitte zu ihm beten; ihm Opfer darbringen, vor allem das geistige Opfer unseres Lebens in Vereinigung mit dem vollkommenen Opfer Christi; die ihm gemachten Versprechen und Gelübde einhalten.
444. Wie übt der Mensch sein Recht aus, Gott in Wahrheit und in Freiheit zu ehren?
2104-2109, 2137
Jeder Mensch hat das Recht und die moralische Pflicht, die Wahrheit, besonders in dem, was Gott und seine Kirche betrifft, zu suchen und die erkannte Wahrheit aufzunehmen und treu zu bewahren, indem er Gott echte Verehrung erweist. Zugleich verlangt die Würde der menschlichen Person, dass im religiösen Bereich niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, einzeln oder in Verbindung mit anderen innerhalb der gerechten Grenzen der öffentlichen Ordnung nach seinem Gewissen zu handeln.
445. Was verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ (Ex 20, 2)?
2110-2128, 2138-2140
Dieses Gebot verbietet: die Vielgötterei und den Götzendienst, der ein Geschöpf, die Macht, das Geld oder sogar den Teufel anstelle Gottes verehrt;
den Aberglauben, der eine Entgleisung der Verehrung ist, die dem wahren Gott gebührt, und der auch in den verschiedenen Formen der Wahrsagerei, der Magie, der Zauberei und des Spiritismus zum Ausdruck kommt;
die Verfehlungen gegen die Gottesverehrung: die Versuchung Gottes in Worten oder Taten; das Sakrileg, bei dem geweihte Personen oder Gegenstände, vor allem die Eucharistie, entweiht werden; die Simonie, also die Absicht, geistliche Dinge zu kaufen oder zu verkaufen;
den Atheismus, der die Existenz Gottes leugnet und oft auf einer falschen Auffassung von der menschlichen Autonomie gründet;
den Agnostizismus, demzufolge man über Gott nichts wissen kann und der auch die Gleichgültigkeit und den praktischen Atheismus einschließt.
446. Verbietet das Gebot Gottes: „Du sollst dir kein Gottesbild machen…“ (Ex 20, 4) die Verehrung der Bilder?
2129-2132, 2141
Im Alten Testament untersagte dieses Gebot, den absolut transzendenten Gott darzustellen. Ausgehend von der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist die christliche Verehrung der heiligen Bilder gerechtfertigt (wie das zweite Konzil von Nizäa im Jahr 787 bestätigt), denn sie beruht auf dem Mysterium des Mensch gewordenen Sohnes Gottes, in dem der transzendente Gott sichtbar wird. Es geht dabei nicht um die Anbetung eines Bildes, sondern um die Verehrung der Person, die auf dem Bild dargestellt ist: Christus, die Jungfrau, die Engel oder die Heiligen.
Das Zweite Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren
447. Wie achtet man die Heiligkeit des Namens Gottes?
2142-2149, 2160-2162
Man achtet den heiligen Namen Gottes, wenn man ihn anruft, ihn preist, ihn lobt und ihn verherrlicht. Darum sind zu meiden: der Missbrauch, sich auf den Namen Gottes zu berufen, um ein Verbrechen zu rechtfertigen, sowie jeder ungeziemende Gebrauch seines Namens; die Gotteslästerung, die ihrer Natur nach eine schwere Sünde ist; die Flüche und die Untreue gegenüber den im Namen Gottes gemachten Versprechen.
448. Warum ist der Meineid verboten?
2150-2151, 2163-2164
Weil man damit Gott, der die Wahrheit selbst ist, zum Zeugen für eine Lüge nimmt.
„Schwöre nicht, weder beim Schöpfer noch beim Geschöpf, es sei denn mit Wahrheit, aus Notwendigkeit und mit Ehrfurcht!“ (hl. Ignatius von Loyola).
449. Was ist der Eidbruch?
2152-2155
Eidbruch bedeutet, unter Eid ein Versprechen abzulegen, das man gar nicht zu halten beabsichtigt oder nachträglich bricht. Der Eidbruch ist eine schwere Sünde gegen Gott, der seine Versprechen stets treu hält.
Das dritte Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen
450. Warum hat Gott „den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt“ (Ex 20, 11)?
2168-2172, 2189
Weil man am Sabbat der Ruhe Gottes am siebten Schöpfungstag gedenkt, wie auch der Befreiung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens und des Bundes, den der Herr mit seinem Volk geschlossen hat.
451. Wie verhält sich Jesus gegenüber dem Sabbat?
2173
Jesus anerkennt die Heiligkeit des Sabbat und gibt mit göttlicher Autorität dessen wahren Sinn an: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“ (Mk 2, 27).
452. Warum wurde der Sabbat für die Christen durch den Sonntag ersetzt?
2174-2176, 2190-2191
Weil der Sonntag der Tag der Auferstehung Christi ist. Als „erster Tag der Woche“ (Mk 16, 2) erinnert er an die erste Schöpfung; als „achter Tag“, der auf den Sabbat folgt, verweist er auf die mit der Auferstehung Christi angebrochene neue Schöpfung. So ist der Sonntag für die Christen zum ersten aller Tage und aller Feste geworden: zum Tag des Herrn, an dem Christus durch sein Pascha den geistlichen Sinn des jüdischen Sabbat zur Vollendung führt und die ewige Ruhe des Menschen in Gott ankündigt.
453. Wie heiligt man den Sonntag?
2177-2185, 2192-2193
Die Christen heiligen den Sonntag und die anderen gebotenen Feiertage, indem sie an der Eucharistie des Herrn teilnehmen und sich jener Tätigkeiten enthalten, die die Gottesverehrung behindern oder die dem Herrentag eigene Freude und die notwendige geistige und körperliche Erholung stören. Gestattet sind Tätigkeiten, die mit familiären Verpflichtungen oder wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben zusammenhängen - unter der Voraussetzung, dass sie nicht zu Gewohnheiten führen, die für die Sonntagsheiligung, für das Familienleben und für die Gesundheit nachteilig sind.
454. Warum ist es wichtig, dass der Sonntag als gesetzlicher Feiertag anerkannt wird?
2186-2188, 2194-2195
Damit alle Menschen tatsächlich die Möglichkeit haben, über ausreichende Ruhe und Muße zu verfügen und so das religiöse, familiäre, kulturelle und gesellschaftliche Leben pflegen zu können; für Betrachtung, Besinnung, Stille und Bildung in angemessener Weise Zeit zu finden; und sich guten Werken, vor allem dem Dienst an kranken und alten Menschen, widmen zu können.
ZWEITES KAPITEL: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“
Das vierte Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren
455. Was gebietet das vierte Gebot?
2196-2200, 2247-2248
Es gebietet, dass wir unsere Eltern und diejenigen achten und ehren, die Gott zu unserem Wohl mit seiner Autorität ausgestattet hat.
456. Welches ist die Natur der Familie gemäß dem Plan Gottes?
2201-2206, 2249
Ein Mann und eine Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren Kindern eine Familie. Gott hat die Familie gestiftet und ihr die grundlegende Verfassung gegeben. Ehe und Familie sind auf das Wohl der Gatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet. Zwischen den Mitgliedern einer Familie entstehen persönliche Beziehungen und grundlegende Verantwortungen. In Christus wird die Familie zur Hauskirche, denn sie ist eine Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
457. Welchen Platz nimmt die Familie in der Gesellschaft ein?
2207-2208
Die Familie ist die Urzelle der menschlichen Gesellschaft. Sie geht jeder Anerkennung durch die öffentliche Autorität voraus. Die familiären Prinzipien und Werte bilden die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens. Das Familienleben ist eine Einübung in das gesellschaftliche Leben.
458. Welche Pflichten hat die Gesellschaft gegenüber der Familie?
2209-2213, 2250
Die Gesellschaft hat die Pflicht, Ehe und Familie mit Rücksicht auf das Subsidiaritätsprinzip zu stützen und zu stärken. Die staatlichen Gewalten müssen die wahre Eigenart von Ehe und Familie, die öffentliche Sittlichkeit sowie die Rechte der Eltern und den häuslichen Wohlstand anerkennen, hüten und fördern.
459. Welche Pflichten haben die Kinder gegenüber ihren Eltern?
2214-2220, 2251
Die Kinder schulden ihren Eltern Achtung, Dankbarkeit, Folgsamkeit und Gehorsam. Auf diese Weise, und auch durch gute Beziehungen zwischen den Geschwistern, tragen sie zu einer wachsenden Harmonie und Heiligkeit des ganzen Familienlebens bei. In Not, Krankheit, Einsamkeit und im Alter sollen die erwachsenen Kinder ihren Eltern moralisch und materiell beistehen.
460. Welche Pflichten haben die Eltern gegenüber ihren Kindern?
2221-2231
Die Eltern, die an der göttlichen Vaterschaft teilhaben, sind für die Kinder die Erstverantwortlichen in der Erziehung und die ersten Glaubensboten. Sie haben die Pflicht, ihre Kinder als Personen und als Kinder Gottes zu lieben und zu achten und so weit wie möglich für ihre leiblichen und geistigen Bedürfnisse zu sorgen. Sie sollen für die Kinder eine geeignete Schule wählen und ihnen mit klugen Ratschlägen bei der Wahl des Berufes und des Lebensstandes beistehen. Insbesondere haben sie die Aufgabe, sie im christlichen Glauben zu erziehen.
461. Wie erziehen die Eltern ihre Kinder im christlichen Glauben?
2225-2226, 2252-2253
Hauptsächlich durch das Beispiel, das Gebet, die Familienkatechese und die Teilnahme am kirchlichen Leben.
462. Sind die familiären Bindungen ein absoluter Wert?
2232-2233
Die Familienbande sind zwar wichtig, aber nicht absolut. Denn die erste Berufung des Christen besteht darin, Christus nachzufolgen und ihn zu lieben: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig“ (Mt 10, 37). Freudig sollen die Eltern ihren Kindern helfen, Jesus nachzufolgen, und zwar in jedem Lebensstand, auch im gottgeweihten Leben oder im priesterlichen Dienst.
463. Wie ist die Autorität in den verschiedenen Bereichen der bürgerlichen Gesellschaft auszuüben?
2234-2237, 2254
Sie ist immer als ein Dienst auszuüben. Dabei müssen die Grundrechte des Menschen, eine gerechte Rangordnung der Werte, die Gesetze, die austeilende Gerechtigkeit und das Prinzip der Subsidiarität beachtet werden. Jeder muss bei der Ausübung der Autorität das Interesse der Gemeinschaft und nicht den persönlichen Vorteil suchen und seine Entscheidungen an der Wahrheit über Gott, den Menschen und die Welt ausrichten.
464. Welche Pflichten haben die Bürger gegenüber den staatlichen Behörden?
2238-2241, 2255
Die der Autorität Unterstellten sollen ihre Vorgesetzten als Diener Gottes ansehen und mit ihnen in loyaler Weise zusammenarbeiten, damit das öffentliche und gesellschaftliche Leben gut funktioniert. Dies beinhaltet die Heimatliebe und den Einsatz für das Vaterland, das Recht und die Pflicht zur Teilnahme an Wahlen, das Zahlen der Steuern, die Landesverteidigung und das Recht auf eine konstruktive Kritik.
465. Wann darf der Bürger den staatlichen Behörden nicht gehorchen?
2242-2246, 2256-2257
Der Bürger hat die Gewissenspflicht, nicht zu gehorchen, wenn Gesetze der staatlichen Behörden den Forderungen der sittlichen Ordnung widersprechen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5, 29).
Das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten
466. Warum muss das menschliche Leben geachtet werden?
2258-2262, 2318-2320
Weil es heilig ist. Von seinem Beginn an bedarf es der Schöpfermacht Gottes und bleibt für immer in einer besonderen Beziehung zu seinem Schöpfer, der sein einziges Ziel ist. Niemandem ist es erlaubt, ein unschuldiges menschliches Wesen direkt zu zerstören, weil dies schwer gegen die Menschenwürde und gegen die Heiligkeit des Schöpfers verstößt. „Wer unschuldig und im Recht ist, den bring nicht um sein Leben“ (Ex 23, 7).
467. Warum verstößt die rechtmäßige Verteidigung von Menschen und Gesellschaften nicht gegen diese Norm?
2263-2265, 2321
Weil es bei der Notwehr um die Entscheidung zur Selbstverteidigung und um die Geltendmachung des Lebensrechtes seiner selbst oder anderer und nicht um die Entscheidung zur Tötung geht. Die Notwehr kann für den, der für das Leben anderer verantwortlich ist, sogar eine schwerwiegende Verpflichtung sein. Die eingesetzte Gewalt darf jedoch das notwendige Maß nicht überschreiten.
468. Wozu dient eine Strafe?
2266
Eine Strafe, die von einer rechtmäßigen öffentlichen Autorität verhängt wird, hat das Ziel, die durch das Vergehen herbeigeführte Unordnung wieder gutzumachen, die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Personen zu verteidigen und zur Besserung des Schuldigen beizutragen.
469. Welche Strafe darf verhängt werden?
2266-2267
Die verhängte Strafe muss der Schwere der Straftat angemessen sein. Infolge der Möglichkeiten, über die der Staat verfügt, um das Verbrechen zu unterdrücken und den Täter unschädlich zu machen, sind heute die Fälle, in denen die Todesstrafe absolut notwendig ist, „schon sehr selten oder praktisch überhaupt nicht mehr gegeben“ (Enzyklika Evangelium vitae). Wenn unblutige Mittel hinreichend sind, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls, sind der Würde der Person angemessener und nehmen dem Schuldigen nicht endgültig die Möglichkeit der Besserung.
470. Was verbietet das fünfte Gebot?
2268-2283, 2322-2325
Das fünfte Gebot verbietet als schwerwiegende Verstöße gegen das Sittengesetz: den direkten und willentlichen Mord und die Beihilfe dazu;
die direkte Abtreibung, als Ziel oder als Mittel gewollt, und die Mitwirkung daran; dieses Vergehen wird mit der Exkommunikation bestraft, weil das menschliche Wesen von der Empfängnis an in seiner Unversehrtheit absolut zu achten und zu schützen ist;
die direkte Euthanasie, die darin besteht, dass man durch eine Tat oder die Unterlassung einer geschuldeten Handlung dem Leben behinderter, kranker oder sterbender Menschen ein Ende setzt;
den Selbstmord und die freiwillige Beihilfe dazu, weil er ein schwerer Verstoß gegen die rechte Liebe zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten ist. Die Verantwortung dafür kann aufgrund eines Ärgernisses verstärkt oder wegen besonderer psychischer Störungen oder schwerer Furcht vermindert werden.
471. Welche medizinischen Verfahren sind gestattet, wenn der Tod unmittelbar bevorsteht?
2278-2279
Die Pflege, die man gewöhnlich einer kranken Person schuldet, darf nicht abgebrochen werden. Erlaubt sind dagegen die Verwendung schmerzlindernder Mittel, die nicht auf den Tod abzielen, sowie der Verzicht auf die Anwendung medizinischer Verfahren, die in keinem Verhältnis stehen und bei denen es keine begründete Hoffnung auf einen positiven Ausgang gibt.
472. Warum muss die Gesellschaft jeden Embryo schützen?
2273, 2323
Das unveräußerliche Lebensrecht jedes Menschen von der Empfängnis an ist ein Grundprinzip der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Gesetzgebung. Wenn sich die Staatsmacht nicht in den Dienst der Rechte aller - und besonders der Schwächsten, zu denen die Ungeborenen gehören – stellt, werden die Grundmauern des Rechtsstaates untergraben.
473. Wie vermeidet man das Ärgernis?
2284-2287, 2326
Das Ärgernis besteht darin, andere zum Bösen zu verleiten. Man vermeidet das Ärgernis, wenn man die Seele und den Leib der Person achtet. Wenn man andere absichtlich zu einer schlimmen Verfehlung verleitet, begeht man eine schwere Sünde.
474. Welche Pflicht haben wir gegenüber dem Leib?
2288-2291
Wir sollen in vernünftiger Weise für die eigene leibliche Gesundheit und die Gesundheit anderer Sorge tragen, dabei jedoch den Körperkult und jede Art von Übertreibungen meiden. Außerdem sind der Genuss von Drogen, die zu äußerst schweren Schädigungen der Gesundheit und des menschlichen Lebens führen, sowie das Übermaß an Speisen, Alkohol, Tabak und Medikamenten zu meiden.
475. Wann sind wissenschaftliche, medizinische oder psychologische Experimente an Personen oder Menschengruppen sittlich erlaubt?
2292-2295
Solche Experimente sind sittlich erlaubt, wenn sie im Dienst des ganzheitlichen Wohls der Person und der Gesellschaft stehen und keine unverhältnismäßigen Gefahren für das Leben und die physische und psychische Unversehrtheit der betroffenen Personen mit sich bringen; diese müssen entsprechend informiert und einverstanden sein.
476. Sind die Verpflanzung und das Spenden von Organen vor und nach dem Tod gestattet?
2296
Die Organverpflanzung ist sittlich annehmbar, wenn der Spender seine Zustimmung gegeben hat und keine übermäßigen Gefahren für ihn bestehen. Für die edle Tat der Organspende nach dem Tod muss der tatsächliche Tod des Spenders sicher feststehen.
477. Welche Handlungen stehen im Widerspruch zur Achtung der körperlichen Unversehrtheit der menschlichen Person?
2297-2298
Solche Handlungen sind: Entführungen und Geiselnahmen, Terrorismus, Folterung, Vergewaltigungen, direkte Sterilisation. Nur aus streng therapeutischen Gründen sind Amputationen und Verstümmelungen einer Person sittlich zulässig.
478. Welche Fürsorge schuldet man den Sterbenden?
2299
Sterbende haben ein Recht darauf, die letzten Momente ihres irdischen Daseins in Würde zu leben. Man soll ihnen vor allem durch das Gebet und die Sakramente beistehen, die auf die Begegnung mit dem lebendigen Gott vorbereiten.
479. Wie soll man die Leiber der Verstorbenen behandeln?
2300-2301
Die Leiber der Verstorbenen sind ehrfürchtig und liebevoll zu behandeln. Die Einäscherung ist gestattet, sofern sie nicht die Auferstehung des Fleisches in Frage stellen will.
480. Was fordert der Herr von jeder Person im Blick auf den Frieden?
2302-2303, 2330
Der Herr, der jene selig preist, „die Frieden stiften“ (Mt 5, 9), fordert den Frieden des Herzens. Als unsittlich verurteilt er den Zorn, der das Verlangen nach Rache für ein erfahrenes Übel ist, sowie den Hass, der dem Nächsten absichtlich Böses wünscht. Wenn man diesen Haltungen willentlich und in Dingen von großer Bedeutung zustimmt, sind es schwere Sünden gegen die Liebe.
481. Was ist der Friede in der Welt?
2304-2305
Der Friede in der Welt, der für die Achtung und die Entfaltung des menschlichen Lebens erforderlich ist, besteht nicht einfach darin, dass kein Krieg ist oder ein Gleichgewicht der einander entgegengesetzten Kräfte herrscht. Der Friede ist die „Ruhe der Ordnung“ (hl. Augustinus), „das Werk der Gerechtigkeit“ (Jes 32, 17) und die Wirkung der Liebe. Der irdische Friede ist Abbild und Frucht des Friedens Christi.
482. Was ist für den Frieden in der Welt erforderlich?
2304-2306
Für den Frieden in der Welt ist erforderlich, dass die persönlichen Güter angemessen verteilt und gesichert sind, die Menschen frei miteinander verkehren können, die Würde der Personen und der Völker geachtet und die Gerechtigkeit und Brüderlichkeit unter den Menschen gepflegt werden.
483. Wann ist der Einsatz militärischer Gewalt sittlich gestattet?
2307-2309
Der Einsatz militärischer Gewalt ist sittlich gerechtfertigt, wenn die folgenden Bedingungen gleichzeitig gegeben sind: die Sicherheit, dass der erlittene Schaden dauerhaft und schwerwiegend ist; die Wirkungslosigkeit aller friedlichen Alternativen; ernsthafte Aussichten auf Erfolg; die Vermeidung von schlimmeren Schäden, auch in Anbetracht der Zerstörungskraft der modernen Waffen.
484. Wem obliegt im Fall der Kriegsgefahr die strenge Beurteilung dieser Bedingungen?
2309-2311
Sie kommt dem klugen Ermessen der Regierenden zu. Diese haben auch das Recht, den Bürgern die Pflicht zur nationalen Verteidigung aufzuerlegen. Sie sollen dabei das persönliche Recht jener achten, die den Waffengebrauch aus Gewissensgründen verweigern, aber dann die Pflicht haben, der Gemeinschaft in anderer Form zu dienen.
485. Was verlangt das sittliche Gesetz im Fall eines Krieges?
2312-2314, 2328
Das sittliche Gesetz bleibt immer gültig, auch im Fall eines Krieges. Es verlangt, dass die Zivilbevölkerung, die verwundeten Soldaten und die Kriegsgefangenen menschlich behandelt werden. Vorsätzliche Handlungen gegen das Völkerrecht und Befehle, solche Handlungen auszuführen, sind Verbrechen, für die blinder Gehorsam kein Entschuldigungsgrund sein kann. Massenvernichtungen sowie die Ausrottung eines Volkes oder einer ethnischen Minderheit sind als schwerste Sünden zu verurteilen. Man ist sittlich verpflichtet, sich Befehlen zu widersetzen, die solche Verbrechen anordnen.
486. Was ist zu tun, um den Krieg zu vermeiden?
2315-2317, 2327-2330
Wegen der Übel und Ungerechtigkeiten, die jeder Krieg mit sich bringt, muss alles getan werden, was vernünftigerweise möglich ist, um ihn auf jeden Fall zu verhindern. Insbesondere müssen vermieden werden: Anhäufung und Handel von Waffen außerhalb der gesetzlichen Regelungen durch rechtmäßige Gewalten; Ungerechtigkeiten vor allem in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht; ethnische und religiöse Diskriminierungen; Neid, Misstrauen, Stolz und der Geist der Rache. Alles, was unternommen wird, um diese und andere Übel zu beseitigen, trägt zum Aufbau des Friedens und zur Vermeidung des Krieges bei.
Das sechste Gebot: Du sollst nicht Ehebrechen
487. Welche Aufgabe hat der Mensch in Bezug auf seine geschlechtliche Identität?
2331-2336, 2392-2393
Gott hat den Menschen als Mann und Frau mit gleicher personaler Würde geschaffen und ihm die Berufung zur Liebe und zur Gemeinschaft eingeprägt. Jeder Mensch muss seine geschlechtliche Identität annehmen und ihre Bedeutung für die ganze Person, ihre spezifische Eigenart für Mann und Frau sowie ihre gegenseitige Ergänzung anerkennen.
488. Was ist die Keuschheit?
2337-2338, 2395
Die Keuschheit ist die geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person. Die Geschlechtlichkeit wird wahrhaft menschlich, wenn sie in rechter Weise in die Beziehung von Person zu Person integriert ist. Die Keuschheit ist eine sittliche Tugend, ein Geschenk Gottes, eine Gnade, eine Frucht des Geistes.
489. Was erfordert die Tugend der Keuschheit?
2339-2343, 2346
Sie erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung als Ausdruck einer menschlichen Freiheit, die auf die Selbsthingabe ausgerichtet ist. Dazu bedarf es einer ganzheitlichen, ständigen Erziehung, die sich in graduellen Wachstumsschritten vollzieht.
490. Welche Mittel helfen, um die Keuschheit zu leben?
2340-2347
Es stehen viele Mittel zur Verfügung: die Gnade Gottes, die Hilfe der Sakramente, das Gebet, die Selbsterkenntnis, die Praxis einer den jeweiligen Situationen angepassten Askese, die Übung der sittlichen Tugenden, besonders der Tugend der Mäßigung, deren Ziel es ist, dass die Leidenschaften von der Vernunft geleitet werden.
491. In welcher Weise sind alle berufen, in Keuschheit zu leben?
2348-2350, 2394
In der Nachfolge Christi, der das Vorbild der Keuschheit ist, sind alle berufen, ihrem jeweiligen Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu führen: die einen in der Jungfräulichkeit oder in der gottgeweihten Ehelosigkeit, die eine hervorragende Weise ist, sich leichter mit ungeteiltem Herzen Gott hinzugeben; die anderen, die verheiratet sind, indem sie die eheliche Keuschheit leben; und die Unverheirateten, indem sie enthaltsam leben.
492. Welche Hauptsünden gegen die Keuschheit gibt es?
2351-2359, 2396
Sünden, die entsprechend der jeweiligen Natur des Gegenstandes schwer gegen die Keuschheit verstoßen, sind: Ehebruch, Selbstbefriedigung, Unzucht, Pornographie, Prostitution, Vergewaltigung, homosexuelle Handlungen. Diese Sünden sind Ausdruck des Lasters der Unkeuschheit. Wenn sie an Minderjährigen begangen werden, wiegen solche Handlungen noch schwerer, weil sie gegen deren physische und moralische Unversehrtheit verstoßen.
493. Weshalb verbietet das sechste Gebot alle Sünden gegen die Keuschheit, obwohl es lautet: „Du sollst nicht ehebrechen“?
2336
Auch wenn es im biblischen Text des Dekalogs heißt: „Du sollst nicht die Ehe brechen“ (Ex 20, 14), folgt die Überlieferung der Kirche den sittlichen Weisungen des Alten und des Neuen Testaments insgesamt und bezieht das sechste Gebot auf alle Sünden gegen die Keuschheit.
494. Welche Aufgabe haben die staatlichen Behörden in Bezug auf die Keuschheit?
2354
Da die staatlichen Behörden die Achtung der Menschenwürde zu fördern haben, sollen sie beitragen, ein für die Keuschheit günstiges Klima zu schaffen. Durch angemessene Gesetze müssen sie auch die Ausbreitung einiger der oben genannten schweren Vergehen gegen die Keuschheit verhindern, um vor allem die Minderjährigen und die Schwächsten zu schützen.
495. Welches sind die Güter der ehelichen Liebe, auf welche die Geschlechtlichkeit hingeordnet ist?
2360-2361, 2397-2398
Die Güter der ehelichen Liebe, die für Getaufte durch das Sakrament der Ehe geheiligt ist, sind: Einheit, Treue, Unauflöslichkeit und Bereitschaft zur Fruchtbarkeit.
496. Welche Bedeutung hat der eheliche Akt?
2362-2367
Der eheliche Akt hat eine doppelte Bedeutung: die Vereinigung (die gegenseitige Hingabe der Gatten) und die Fortpflanzung (die Bereitschaft zur Weitergabe des Lebens). Niemand darf die untrennbare Verknüpfung, die Gott zwischen den beiden Bedeutungen des ehelichen Aktes gewollt hat, zerstören, indem er die eine oder die andere ausschließt.
497. Wann entspricht die Empfängnisregelung der sittlichen Ordnung?
2368-2369, 2399
Die Empfängnisregelung, die ein Aspekt der verantwortlichen Vater- und Mutterschaft ist, entspricht objektiv der sittlichen Ordnung, wenn sie von den Eheleuten ohne äußeren Zwang und nicht aus Egoismus, sondern aus ernsthaften Gründen und mit Methoden vollzogen wird, die den objektiven Kriterien der Sittlichkeit entsprechen, das heißt durch zeitweilige Enthaltsamkeit und die Wahl von unfruchtbaren Perioden.
498. Welche Mittel zur Empfängnisregelung sind unsittlich?
2370-2372, 2399
Jede Handlung ist in sich unsittlich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzugs des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel. Solche Handlungen sind zum Beispiel die direkte Sterilisation oder die Empfängnisverhütung.
499. Warum sind künstliche Insemination und Befruchtung unsittlich?
2373-2377
Sie sind unsittlich, weil sie die Zeugung von dem Akt trennen, bei dem sich die Gatten einander hingeben, und so eine Herrschaft der Technik über den Ursprung und die Bestimmung der menschlichen Person errichten. Die Techniken der heterologen künstlichen Insemination und Befruchtung, bei denen eine dritte Person außer dem Ehepaar eingeschaltet wird, verletzen außerdem das Recht des Kindes, von einem Vater und einer Mutter abzustammen, die es kennt, die miteinander ehelich verbunden sind und die das ausschließliche Recht haben, dass der eine nur durch den anderen Vater oder Mutter wird.
500. Als was soll ein Kind angesehen werden?
2378, 2398
Das Kind ist ein Geschenk Gottes, das vorzüglichste Geschenk der Ehe. Es gibt kein Recht auf Kinder („das Kind, das einem um jeden Preis zusteht“). Das Kind hat jedoch das Recht, die Frucht des ehelichen Aktes seiner Eltern zu sein; es hat auch das Recht, vom Augenblick seiner Empfängnis an als Person geachtet zu werden.
501. Was können die Eheleute tun, wenn sie keine Kinder bekommen?
2379
Wenn Eheleuten, die alle berechtigten medizinischen Hilfsmittel ausgeschöpft haben, das Geschenk eines Kindes versagt bleibt, können sie ihren Großmut zeigen, indem sie Pflege- oder Adoptivkinder annehmen oder wichtige Dienste zugunsten des Nächsten erfüllen. Auf diese Weise werden sie in reichem Maße geistlich fruchtbar.
502. Welche Verstöße gegen die Würde der Ehe gibt es?
2380-2391, 2400
Solche Verstöße sind: Ehebruch, Ehescheidung, Polygamie, Inzest, freies Verhältnis (Zusammenleben, Konkubinat), vor- und außerehelicher Geschlechtsverkehr.
Das siebte Gebot: Du sollst nicht stehlen
503. Worum geht es im siebten Gebot?
2401-2402
Es geht um die allgemeine Bestimmung und Verteilung der Güter, um das Privateigentum und um die Achtung der Personen, ihrer Güter und der Unversehrtheit der Schöpfung. Die Kirche sieht in diesem Gebot auch das Fundament ihrer Soziallehre, die das rechte Handeln im wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben, das Recht und die Pflicht der menschlichen Arbeit, die Gerechtigkeit und die Solidarität unter den Nationen sowie die Liebe zu den Armen umfasst.
504. Unter welchen Voraussetzungen besteht das Recht auf Privateigentum?
2403, 2452
Das Recht auf Privateigentum besteht unter der Voraussetzung, dass man das Eigentum auf gerechte Weise erworben oder bekommen hat und die allgemeine Bestimmung der Güter zur Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Menschen vorrangig bleibt.
505. Welchen Zweck hat das Privateigentum?
2404-2406
Das Privateigentum hat den Zweck, die Freiheit und die Würde der einzelnen Personen zu gewährleisten. Es soll ihnen zudem helfen, den Grundbedürfnissen jener nachzukommen, für die sie verantwortlich sind, und auch anderen beizustehen, die in Not leben.
506. Was gebietet das siebte Gebot?
2407-2415, 2450-2451
Das siebte Gebot gebietet die Achtung fremden Gutes durch die Übung der Gerechtigkeit und der Liebe, der Mäßigung und der Solidarität. Insbesondere fordert dieses Gebot, dass gegebene Versprechen und geschlossene Verträge eingehalten werden, dass begangenes Unrecht wiedergutgemacht und unrecht erworbenes Gut zurückgegeben wird, dass die Unversehrtheit der Schöpfung geachtet wird, indem die Bodenschätze, die Pflanzen und Tiere in der ganzen Welt - unter besonderer Beachtung der vom Aussterben bedrohten Arten - klug und maßvoll genutzt werden.
507. Wie soll sich der Mensch den Tieren gegenüber verhalten?
2416-2418, 2456-2457
Tiere sind Geschöpfe Gottes. Der Mensch soll sie mit Wohlwollen behandeln. Übertriebene Liebe zu Tieren ist ebenso zu meiden wie ihr wahlloser Gebrauch, vor allem für wissenschaftliche Experimente, welche die vernünftigen Grenzen überschreiten und die Tiere unnötig leiden lassen.
508. Was untersagt das siebte Gebot?
2408-2414, 2453-2455
Das siebte Gebot untersagt vor allem den Diebstahl, also die widerrechtliche Aneignung fremden Gutes gegen den vernünftigen Willen des Besitzers. Das geschieht auch bei der Zahlung ungerechter Löhne, bei der Spekulation mit dem Wert von Gütern, um daraus zum Schaden anderer Gewinn zu ziehen, sowie bei der Fälschung von Schecks und Rechnungen. Das siebte Gebot verbietet außerdem Steuerhinterziehung und Betrug im Handel sowie mutwillige Beschädigung privaten oder öffentlichen Eigentums. Es untersagt auch Wucher, Bestechung, privaten Missbrauch von Gesellschaftseigentum, schuldhaft schlechte Ausführung von Arbeiten sowie Verschwendung.
509. Welchen Inhalt hat die Soziallehre der Kirche?
2419-2423
Die Soziallehre der Kirche ist eine organische Entfaltung der Wahrheit des Evangeliums über die Würde der menschlichen Person und seine gesellschaftliche Dimension. Sie enthält Grundsätze für die Reflexion, erarbeitet Maßstäbe des Urteilens und gibt Richtlinien und Orientierungen zum Handeln.
510. Wann mischt sich die Kirche im sozialen Bereich ein?
2420, 2458
Die Kirche mischt sich ein und fällt auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet ein sittliches Urteil, wenn die Grundrechte der Person, das Gemeinwohl oder das Heil der Seelen es erfordern.
511. Wie ist das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zu gestalten?
2426, 2459
Es ist - entsprechend seinen eigenen Methoden - im Rahmen der sittlichen Ordnung und der sozialen Gerechtigkeit so zu gestalten, dass es im Dienst des ganzen Menschen und der gesamten menschlichen Gemeinschaft steht. Der Mensch muss Urheber, Mitte und Ziel des wirtschaftlichen und sozialen Lebens sein.
512. Was widerspricht der Soziallehre der Kirche?
2424-2425
Im Widerspruch zur Soziallehre der Kirche stehen Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme, welche die Grundrechte der Personen hintansetzen oder den Profit zu ihrem ausschließlichen Maßstab oder zu ihrem letzten Ziel erheben. Deshalb lehnt die Kirche die Ideologien ab, die in neuerer Zeit mit dem „Kommunismus“ oder mit atheistischen, totalitären Formen des „Sozialismus“ einhergehen. Außerdem weist sie den Individualismus und den absoluten Vorrang der Marktgesetze über die menschliche Arbeit in der Praxis des „Kapitalismus“ zurück.
513. Welche Bedeutung hat die Arbeit für den Menschen?
2427-2428, 2460-2461
Die Arbeit ist für den Menschen eine Pflicht und ein Recht. Durch die Arbeit wirkt er mit dem Schöpfergott zusammen. Wenn der Mensch mit Einsatz und Kompetenz arbeitet, entfaltet er seine natürlichen Fähigkeiten, ehrt die Gaben des Schöpfers und die empfangenen Talente, sorgt für sich und die Seinen und dient der menschlichen Gemeinschaft. Darüber hinaus kann die Arbeit mit der Gnade Gottes ein Mittel der Heiligung und der Mitarbeit mit Christus für das Heil der anderen sein.
514. Auf welche Art der Arbeit hat jeder Mensch ein Recht?
2429-2430, 2433-2434
Ohne ungerechte Zurücksetzung soll jedem Menschen der Zugang zu einer sicheren, ehrenwerten Arbeit offen stehen. Dabei ist auf die unternehmerische Freiheit und auf eine gerechte Entlohnung zu achten.
515. Welche Verantwortung hat der Staat bezüglich der Arbeit?
2431, 2433
Dem Staat obliegt es, für die Sicherheit der individuellen Freiheiten und des Eigentums sowie für eine stabile Währung und für leistungsfähige öffentliche Dienste zu sorgen. Der Staat hat die Ausübung der Menschenrechte im wirtschaftlichen Bereich zu überwachen und zu leiten. Den Umständen entsprechend soll die Gesellschaft den Bürgern helfen, Arbeit zu finden.
516. Welche Aufgabe haben die Unternehmensleiter?
2432
Die Unternehmensleiter sind für die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen ihrer Tätigkeiten verantwortlich. Sie sollen auf das Wohl der Menschen und nicht nur auf die Steigerung der Gewinne bedacht sein. Gewinne sind aber notwendig, um Investitionen, die Zukunft des Unternehmens, die Arbeitsplätze und eine positive Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens zu sichern.
517. Welche Pflichten haben die Arbeitnehmer?
2435-2436
Sie müssen ihre Arbeit gewissenhaft, mit Kompetenz und Hingabe erfüllen und sich bemühen, eventuelle Streitfragen im Dialog zu lösen. Gewaltloser Streik ist sittlich erlaubt, wenn er ein notwendiges Mittel zu einem angemessenen Nutzen darstellt und auf das Gemeinwohl Rücksicht nimmt.
518. Wie werden Gerechtigkeit und Solidarität zwischen den Nationen verwirklicht?
2437-2441
Auf internationaler Ebene müssen sich alle Nationen und Institutionen in Solidarität und Subsidiarität dafür einsetzen, dass Elend, Ungleichheit der Ressourcen und der ökonomischen Mittel, wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeiten, Ausbeutung der Menschen, Anhäufung der Schulden der armen Länder und unmoralische Mechanismen, welche die Entwicklung der wirtschaftlich schwachen Länder behindern, beseitigt oder wenigstens verringert werden.
519. Wie beteiligen sich die Christen am politischen und gesellschaftlichen Leben?
2442
Die gläubigen Laien greifen direkt in das politische und gesellschaftliche Leben ein, indem sie die irdischen Bereiche mit christlichem Geist durchdringen und als echte Zeugen des Evangeliums und als Diener des Friedens und der Gerechtigkeit mit allen zusammenarbeiten.
520. Woran orientiert sich die Liebe zu den Armen?
2443-2449, 2462-2463
Die Liebe zu den Armen orientiert sich am Evangelium der Seligpreisungen und am Beispiel Jesu, der sich ständig den Armen zugewandt hat. Jesus hat gesagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25, 40). Die Liebe zu den Armen zeigt sich im Einsatz gegen die materielle Armut, auch gegen die zahlreichen Formen kultureller, moralischer und religiöser Armut. Die geistigen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit und die vielen Wohltätigkeitseinrichtungen, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind, geben ein konkretes Zeugnis für die vorrangige Liebe zu den Armen, welche die Jünger Jesu kennzeichnet.
Das achte Gebot: Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
521. Welche Pflicht hat der Mensch gegenüber der Wahrheit?
2464-2470, 2505
Jeder Mensch ist in seinen Taten und Worten zur Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit berufen. Jeder hat die Pflicht, die Wahrheit zu suchen, an der Wahrheit festzuhalten und sein ganzes Leben an den Forderungen der Wahrheit auszurichten. In Jesus Christus hat sich die Wahrheit Gottes voll und ganz gezeigt: Er ist die Wahrheit. Wer ihm nachfolgt, lebt im Geist der Wahrheit und hütet sich vor Doppelzüngigkeit, Falschheit und Heuchelei.
522. Wie legt man Zeugnis für die Wahrheit ab?
2471-2474, 2505-2506
Der Christ muss die Wahrheit des Evangeliums in allen Bereichen seines öffentlichen und privaten Lebens bezeugen, nötigenfalls sogar mit dem Opfer seines eigenen Lebens. Das Martyrium ist das erhabenste Zeugnis, das man für die Wahrheit des Glaubens ablegen kann.
523. Was untersagt das achte Gebot?
2475-2487, 2507-2509
Das achte Gebot untersagt:
das falsche Zeugnis, den Meineid und die Lüge, deren Schwere gemessen wird an der Natur der Wahrheit, die sie entstellt, an den Umständen, an den Absichten des Lügners sowie an den Nachteilen, die den Belogenen daraus erwachsen;
das vermessene Urteil, die üble Nachrede, die Diffamation und die Verleumdung, die den guten Ruf und die Ehre, auf die jeder Mensch ein Recht hat, mindern oder zerstören;
die Schmeichelei, die Lobhudelei oder Gefälligkeit, vor allem wenn sie auf schwere Sünden oder auf das Erlangen unrechtmäßiger Vorteile abzielen.
Eine Verfehlung gegen die Wahrheit verlangt Wiedergutmachung, wenn sie anderen Schaden zugefügt hat.
524. Was verlangt das achte Gebot?
2488-2492, 2510-2511
Das achte Gebot verlangt die Achtung der Wahrheit, verbunden mit der Diskretion der Liebe: bei der Mitteilung und Information, die stets das persönliche und allgemeine Wohl, den Schutz des Privatlebens und die Gefahr des Ärgernisses berücksichtigen müssen; bei der Wahrung von Berufsgeheimnissen, die immer einzuhalten sind, außer in Sonderfällen bei Vorliegen entsprechend gewichtiger Gründe; und auch bei vertraulichen Mitteilungen, die unter dem Siegel der Verschwiegenheit gemacht wurden.
525. Wie sind die sozialen Kommunikationsmittel zu gebrauchen?
2493-2499, 2512
Die Information durch Medien muss im Dienst des Gemeinwohls stehen, inhaltlich stets der Wahrheit entsprechen und bei Beachtung der durch Recht und menschliche Rücksichtnahme gezogenen Grenzen auch vollständig sein. Außerdem muss sie in der Ausdrucksweise ehrlich und angemessen sein und die sittlichen Grundsätze, die legitimen Rechte und die Würde der Person genau beachten.
526. Welche Beziehung besteht zwischen Wahrheit, Schönheit und sakraler Kunst?
2500-2503, 2513
Die Wahrheit ist von sich aus schön. Sie bringt den Glanz geistiger Schönheit mit sich. Neben dem Wort gibt es zahlreiche Ausdrucksformen der Wahrheit, besonders die Kunstwerke. Sie sind die Frucht eines von Gott geschenkten Talentes und der Anstrengung des Menschen. Um wahr und schön zu sein, muss die sakrale Kunst das in Christus erschienene Mysterium Gottes erahnen lassen und verherrlichen und zur Anbetung und Liebe Gottes, des Schöpfers und Retters, führen, der die erhabene Schönheit der Wahrheit und der Liebe ist.
Das neunte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau
527. Was verlangt das neunte Gebot?
2514-2517, 2528-2530
Das neunte Gebot verlangt, die fleischliche Begierde in Gedanken und Wünschen zu überwinden. Beim Kampf gegen diese Begierde bedarf es der Läuterung des Herzens und der Tugend der Mäßigung.
528. Was untersagt das neunte Gebot?
2518-2519, 2531
Das neunte Gebot untersagt, Gedanken und Wünsche in Bezug auf Handlungen zu pflegen, die vom sechsten Gebot untersagt sind.
529. Wie erlangt man die Reinheit des Herzens?
2520, 2532
Mit der Gnade Gottes und im Kampf gegen die ungeordneten Begierden erlangt der Getaufte die Reinheit des Herzens durch die Tugend und die Gabe der Keuschheit, die lautere Absicht, den äußerlich und innerlich reinen Blick, die Beherrschung der Gefühle und der Phantasie und das Gebet.
530. Was verlangt die Reinheit darüber hinaus?
2521-2527, 2533
Reinheit verlangt Schamhaftigkeit. Diese wahrt den Intimbereich des Menschen, bringt das Feingefühl der Keuschheit zum Ausdruck und lenkt Blicke und Gesten entsprechend der Würde der Personen und ihrer Gemeinschaft. Sie befreit von einer diffusen Erotik und hält von allem fern, was die krankhafte Neugier fördert. Sie verlangt auch eine Reinigung des gesellschaftlichen Umfeldes durch einen ständigen Kampf gegen die Permissivität der Sitten, die auf einem irrigen Verständnis der menschlichen Freiheit beruht.
Das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut
531. Was verlangt und was verbietet das zehnte Gebot?
2534-2543, 2551-2554
Dieses Gebot ergänzt das vorangehende Gebot und verlangt eine innere Haltung der Achtung gegenüber fremdem Eigentum. Es verbietet die Gier, die ungezügelte Habsucht fremder Güter und den Neid, der darin besteht, dass man traurig ist, weil es einem anderen gut geht, und maßlos danach verlangt, sich dessen Gut anzueignen.
532. Was verlangt Jesus mit der Armut des Herzens?
2544-2547, 2555-2556
Jesus macht es seinen Jüngern zur Pflicht, ihn allen und allem vorzuziehen. Die Loslösung vom Reichtum im Geist der evangelischen Armut und das Vertrauen auf die Vorsehung Gottes, das uns von der ängstlichen Sorge um die Zukunft befreit, sind Vorbereitungen auf die Seligkeit der Armen im Geiste, „denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5, 3).
533. Was ist das größte Verlangen des Menschen?
2548-2550, 2557
Das größte Verlangen des Menschen besteht darin, Gott zu schauen. Das ist der Aufschrei seines ganzen Wesens: „Ich will Gott schauen!“ Der Mensch erreicht sein wahres und vollkommenes Glück in der Schau und in der Seligkeit dessen, der ihn aus Liebe erschaffen hat und in seiner grenzenlosen Liebe an sich zieht.
„Wer Gott schaut, hat alle Güter erlangt, die man sich nur denken kann“ (hl. Gregor von Nyssa).
VIERTER TEIL: DAS CHRISTLICHE GEBET
ERSTER ABSCHNITT: DAS GEBET IM CHRISTLICHEN LEBEN
534. Was ist das Gebet?
2558-2565, 2590
Das Gebet ist die Erhebung der Seele zu Gott oder die an Gott gerichtete Bitte um Güter, die seinem Willen entsprechen. Es ist immer eine Gabe Gottes, der kommt, um dem Menschen zu begegnen. Das christliche Beten ist die persönliche, lebendige Beziehung der Kinder Gottes zu ihrem unendlich guten Vater, zu seinem Sohn Jesus Christus und zum Heiligen Geist, der in ihren Herzen wohnt.
ERSTES KAPITEL: Die Offenbarung des Gebetes
535. Warum gibt es eine allgemeine Berufung zum Beten?
2566-2567, 2591
Weil Gott durch die Schöpfung jedes Wesen aus dem Nichts ins Dasein ruft und weil der Mensch auch nach dem Sündenfall fähig bleibt, seinen Schöpfer zu erkennen, und das Verlangen nach demjenigen behält, der ihn ins Dasein gerufen hat. Alle Religionen - und in besonderer Weise die ganze Heilsgeschichte - zeugen von diesem Verlangen des Menschen nach Gott. Zuerst aber ist es Gott, der unermüdlich jeden Menschen zur geheimnisvollen Begegnung mit ihm im Gebet hinzieht.
Die Offenbarung des Gebetes im Alten Testament
536. Worin ist Abraham ein Vorbild des Gebetes?
2568-2573, 2592
Abraham ist ein Vorbild des Gebetes, weil er in der Gegenwart Gottes seinen Weg geht, auf ihn hört und ihm gehorcht. Sein Gebet ist ein Kampf des Glaubens, denn auch in den Momenten der Prüfung bewahrt er seinen Glauben an die Treue Gottes. Nachdem Abraham den Herrn in seinem Zelt empfangen und dieser ihm seinen Ratschluss anvertraut hat, wagt er in kühnem Vertrauen, für die Sünder einzutreten.
537. Wie hat Mose gebetet?
2574-2577, 2593
Das Gebet des Mose ist das Vorbild des beschaulichen Gebetes: Gott ruft Mose aus dem brennenden Dornbusch zu und redet oft und lange mit ihm „Auge in Auge, wie Menschen miteinander reden“ (Ex 33, 11). Aus diesem vertrauten Umgang mit Gott schöpft Mose die Kraft, hartnäckig für das Volk einzutreten: So ist sein Gebet ein Bild der Fürbitte des einzigen Mittlers Jesus Christus.
538. Welche Beziehungen mit dem Gebet haben Tempel und König im Alten Bund?
2578-2580, 2594
Im unmittelbaren Umfeld der Wohnstätte Gottes, der Bundeslade und später des Tempels, entfaltet sich das Gebet des Volkes Gottes unter der Führung seiner Hirten. Unter ihnen ist David der König „nach dem Herzen Gottes“, der Hirt, der für sein Volk betet. Sein Gebet ist ein Vorbild für das Beten des Volkes, denn es ist Festhalten an der göttlichen Verheißung und liebendes Vertrauen auf den, welcher der einzige König und Herr ist.
539. Welche Rolle spielt das Gebet in der Sendung der Propheten?
2581-2584, 2595
Die Propheten schöpfen aus dem Gebet Licht und Kraft, um das Volk zum Glauben und zur Bekehrung des Herzens aufzurufen. Sie leben in einer großen Vertrautheit mit Gott und treten für die Brüder und Schwestern ein, denen sie verkünden, was sie beim Herrn gesehen und gehört haben. Elija ist der Vater der Propheten, also jener Menschen, die das Antlitz Gottes suchen. Auf dem Berg Karmel erwirkt er die Rückkehr des Volkes zum Glauben, weil Gott eingreift, den er mit den Worten angefleht hatte: „Erhöre mich, Herr, erhöre mich!“ (1 Kön 18, 37).
540. Welche Bedeutung haben die Psalmen im Gebet?
2585-2589, 2596-2597
Die Psalmen sind der Gipfel des Gebetes im Alten Testament. Das Wort Gottes wird in den Psalmen zum Gebet des Menschen. Dieses Gebet hat eine persönliche und eine gemeinschaftliche Dimension, die nicht voneinander getrennt werden können. Es ist vom Heiligen Geist inspiriert und besingt die Großtaten Gottes in der Schöpfung und in der Heilsgeschichte. Christus hat die Psalmen gebetet und sie zur Vollendung geführt. Deshalb gehören sie wesentlich und bleibend zum Gebet der Kirche. Sie entsprechen den Menschen aller Stände und Zeiten.
In Jesus wird das Gebet vollständig geoffenbart und verwirklicht
541. Von wem hat Jesus beten gelernt?
2598-2599
In seinem menschlichen Herzen hat Jesus von seiner Mutter und von der jüdischen Tradition beten gelernt. Sein Gebet entspringt aber auch einer anderen verborgenen Quelle: Er ist der ewige Sohn Gottes, der in seiner heiligen Menschheit das vollkommene kindliche Gebet an den Vater richtet.
542. Wann hat Jesus gebetet?
2600-2604, 2620
Das Evangelium zeigt Jesus oft im Gebet. Wir sehen ihn, wie er sich in die Einsamkeit zurückzieht, auch in der Nacht. Er betet vor den entscheidenden Schritten seiner Sendung und der Sendung der Apostel. Sein ganzes Leben ist Gebet, denn er ist in ständiger Liebesgemeinschaft mit dem Vater.
543. Wie hat Jesus in seiner Passion gebetet?
2605-2606, 2620
Das Gebet Jesu während seiner Todesangst im Garten von Getsemani und seine letzten Worte am Kreuz offenbaren die Tiefe seines Betens als Sohn: Jesus erfüllt den Ratschluss der Liebe des Vaters und nimmt alle Ängste der Menschen, alles Flehen und Bitten der Heilsgeschichte auf sich. Er bringt sie zum Vater, der sie annimmt und über alle menschliche Hoffnung hinaus erhört, indem er ihn von den Toten auferweckt.
544. Wie lehrt Jesus uns beten?
2607-2614, 2621
Jesus lehrt uns beten nicht nur durch das Gebet des Vaterunser, sondern auch durch sein eigenes Beten. Auf diese Weise zeigt er uns neben dem Inhalt auch die Haltungen, die für das wahre Gebet erforderlich sind: ein reines Herz, welches das Reich Gottes sucht und den Feinden vergibt; das kühne, kindliche Vertrauen, das über unser Fühlen und Verstehen hinausgeht; die Wachsamkeit, die den Jünger vor der Versuchung bewahrt.
545. Warum ist unser Gebet wirksam?
2615-2616, 2621
Unser Gebet ist wirksam, weil es sich im Glauben mit dem Gebet Jesu vereint. In ihm wird das christliche Gebet zur Gemeinschaft der Liebe mit dem Vater. So können wir unsere Bitten zu Gott bringen und werden erhört: „Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen sei“ (Joh 16, 24).
546. Wie hat die Jungfrau Maria gebetet?
2617-2618, 2622, 2674
Das Gebet Marias ist durch ihren Glauben und die großmütige Hingabe ihres ganzen Wesens an Gott gekennzeichnet. Die Mutter Jesu ist auch die neue Eva, die „Mutter der Lebendigen“: Sie bittet Jesus, ihren Sohn, für die Nöte der Menschen.
547. Gibt es im Evangelium ein Gebet Marias?
2619, 2622
Neben der Fürbitte Marias in Kana in Galiläa überliefert uns das Evangelium das Magnifikat (Lk 1, 46–55), den Lobgesang der Gottesmutter und der Kirche. Das Magnifikat ist der frohe Dank, der aus dem Herzen der Armen aufsteigt, weil ihre Hoffnung Wirklichkeit wird und die göttlichen Verheißungen in Erfüllung gehen.
Das Gebet in der Zeit der Kirche
548. Wie hat die erste christliche Gemeinde von Jerusalem gebetet?
2623-2624
Am Anfang der Apostelgeschichte heißt es über die Gläubigen in der ersten Gemeinde von Jerusalem, die vom Heiligen Geist zum Gebetsleben erzogen worden war: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten“ (Apg 2, 42).
549. Wie greift der Heilige Geist in das Gebet der Kirche ein?
2623, 2625
Der Heilige Geist, der innere Lehrmeister des christlichen Betens, erzieht die Kirche zu einem Leben des Gebetes und lässt sie immer tiefer in die Betrachtung und Gemeinschaft mit dem unergründlichen Mysterium Christi eindringen. Die Gebetsformen, die in den apostolischen, kanonischen Schriften zum Ausdruck kommen, bleiben für das christliche Beten maßgebend.
550. Welche wesentlichen christlichen Gebetsformen gibt es?
2644
Die wesentlichen Gebetsformen sind Preis und Anbetung, Bitte und Fürbitte, Danksagung und Lob. Die Eucharistie enthält alle diese Formen des Gebetes und bringt sie zum Ausdruck.
551. Was ist das Preisgebet?
2626-2627, 2645
Das Preisgebet ist die Antwort des Menschen auf die Gaben Gottes: Wir preisen den Allmächtigen, der uns zuvor segnet und mit seinen Gaben erfüllt.
552. Wie kann man die Anbetung beschreiben?
2628
In der Anbetung wirft sich der Mensch vor seinem dreimal heiligen Schöpfer nieder, vor dem er sich als Geschöpf erkennt.
553. Welche verschiedenen Formen des Bittgebetes gibt es?
2629-2633, 2646
Es gibt die Bitte um Vergebung und auch die demütige, vertrauensvolle Bitte für alle unsere geistigen und materiellen Bedürfnisse. Doch unser erstes Verlangen soll das Kommen des Reiches Gottes sein.
554. Worin besteht die Fürbitte?
2634-2636, 2647
Die Fürbitte besteht im Bitten für andere. Sie macht uns dem Beten Jesu gleichförmig und vereint uns mit ihm, der beim Vater für alle Menschen eintritt, besonders für die Sünder. Wir sollen auch für die Feinde beten.
555. Wann tritt man in Danksagung vor Gott?
2637-2638, 2648
Die Kirche dankt Gott unaufhörlich, vor allem in der Feier der Eucharistie, bei der Christus sie an seiner Danksagung vor dem Vater teilnehmen lässt. Jedes Ereignis wird für den Christen Grund zur Danksagung.
556. Was ist das Lobgebet?
2639-2643, 2649
Das Lob ist die Gebetsform, die am unmittelbarsten Gott als Gott anerkennt. Es ist völlig uneigennützig: Es besingt Gott um seiner selbst willen und erweist ihm Ehre, weil er ist.
ZWEITES KAPITEL: Die Überlieferung des Gebetes
557. Welche Bedeutung hat die Überlieferung in Bezug auf das Gebet?
2650-2651, 2661
In der Kirche lehrt der Heilige Geist die Kinder Gottes durch die lebendige Überlieferung beten. Das Gebet beschränkt sich nämlich nicht nur auf den spontanen Ausbruch eines inneren Impulses. Es umfasst auch die Betrachtung, das Studium und das Verstehen der geistlichen Wirklichkeiten, die man erfährt.
An den Quellen des Gebetes
558. Welches sind die Quellen des christlichen Gebetes?
2652-2660, 2662
Quellen des Gebetes sind: das Wort Gottes, das uns „die überragende Erkenntnis Christi“ (Phil 3, 8) schenkt; die Liturgie der Kirche, die das Heilsmysterium verkündet, vergegenwärtigt und mitteilt; die göttlichen Tugenden; die alltäglichen Situationen, denn in ihnen können wir Gott begegnen.
„Ich liebe dich, Herr, und die einzige Gnade, um die ich dich bitte, ist die, dich ewig lieben zu dürfen. Mein Gott, wenn meine Zunge nicht in jedem Augenblick sagen kann, dass ich dich liebe, so will ich, dass mein Herz es dir so viele Male wiederholt, wie ich atme“ (hl. Johannes Maria Vianney).
Der Weg des Gebetes
559. Gibt es in der Kirche verschiedene Wege des Gebetes?
2663
Es gibt in der Kirche verschiedene Wege des Gebetes, die mit den unterschiedlichen geschichtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Umfeldern zusammenhängen. Das Lehramt hat die treue Übereinstimmung dieser Wege mit dem überlieferten apostolischen Glauben zu beurteilen, und die Seelsorger und Katecheten haben deren Sinn zu erklären, der stets auf Jesus Christus bezogen ist.
560. Welches ist der Weg unseres Betens?
2664-2669, 2680-2681
Der Weg unseres Betens ist Christus. Unser Beten richtet sich an Gott, unseren Vater. Zu ihm haben wir aber nur dann Zugang, wenn wir – wenigstens einschlussweise – im Namen Jesu beten. Seine Menschheit ist der einzige Weg, auf dem der Heilige Geist uns lehrt, zu unserem Vater zu beten. Darum schließen die liturgischen Gebete mit der Formel: „Durch Jesus Christus, unseren Herrn“.
561. Welche Rolle hat der Heilige Geist im Gebet?
2670-2672, 2680-2681
Da der Heilige Geist der innere Lehrmeister des christlichen Betens ist und „wir nicht wissen, worum wir in rechter Weise beten sollen“ (Röm 8, 26), ermuntert uns die Kirche, ihn bei jeder Gelegenheit anzurufen und anzuflehen: „Komm, Heiliger Geist!“
562. In welcher Hinsicht ist das christliche Gebet marianisch?
2673-2679, 2682
Wegen ihrer einzigartigen Mitarbeit am Wirken des Heiligen Geistes betet die Kirche gern zu Maria und mit Maria, der vollkommenen Beterin, um mit ihr den Herrn zu preisen und anzurufen. Maria zeigt uns den Weg: ihren Sohn, den einzigen Mittler.
563. Wie betet die Kirche zu Maria?
2676-2678, 2682
Vor allem durch das Gebet des Gegrüßet seist du, Maria, in dem die Kirche die Fürsprache der Jungfrau erbittet. Andere marianische Gebete sind der Rosenkranz, der Hymnus Akáthistos und die Paráklisis sowie die Hymnen und Gesänge der verschiedenen christlichen Traditionen.
Führer zum Gebet
564. Auf welche Weise sind die Heiligen Führer zum Gebet?
2683-2684, 2692-2693
Die Heiligen sind unsere Vorbilder im Gebet. Wir bitten sie auch, bei der heiligsten Dreifaltigkeit für uns und für die ganze Welt einzutreten. Ihre Fürbitte ist ihr höchster Dienst an Gottes Ratschluss. In der Gemeinschaft der Heiligen haben sich im Lauf der Geschichte der Kirche verschiedene Formen der Spiritualität entwickelt, die lehren, das Gebet zu üben und aus dem Gebet zu leben.
565. Wer kann zum Gebet erziehen?
2685-2690, 2694-2695
Die christliche Familie ist der erste Ort der Erziehung zum Gebet. Das tägliche Familiengebet wird besonders empfohlen, weil es das erste Zeugnis des Gebetslebens der Kirche ist. Die Katechese, die Gebetsgruppen und die „geistliche Leitung“ bieten eine Schule und eine Hilfe für das Gebet.
566. Welche Orte sind für das Gebet geeignet?
2691, 2696
Man kann überall beten, aber die Wahl eines passenden Ortes ist für das Gebet nicht belanglos. Die Kirche ist der eigentliche Ort des liturgischen Betens und der eucharistischen Anbetung. Auch andere Orte sind eine Hilfe für das Gebet, wie etwa eine „Gebetsecke“ im Haus, ein Kloster oder ein Wallfahrtsort.
DRITTES KAPITEL: Das Gebetsleben
567. Welche Zeiten sind für das Gebet am besten geeignet?
2697-2698, 2720
Jeder Moment ist für das Gebet geeignet. Aber die Kirche empfiehlt den Gläubigen einen festen Gebetsrhythmus, um das ständige Beten zu fördern: das Morgen- und das Abendgebet; das Gebet vor und nach den Mahlzeiten; das Stundengebet; die sonntägliche Eucharistiefeier; den Rosenkranz; die Feste des liturgischen Jahres.
„Man soll sich häufiger an Gott erinnern als man atmet“ (hl. Gregor von Nazianz).
568. Welche Ausdrucksformen des Gebetslebens gibt es?
2699, 2721
Die christliche Überlieferung kennt drei Formen, um das Gebet auszudrücken und zu leben: das mündliche Gebet, die Betrachtung und das beschauliche Gebet. Ihr gemeinsamer Grundzug ist die Sammlung des Herzens.
Formen des Gebetes
569. Was kennzeichnet das mündliche Gebet?
2700-2704, 2722
Beim mündlichen Gebet wird der Leib mit dem inneren Beten des Herzens vereinigt. Auch das innere Beten kommt ohne das mündliche Gebet nicht aus. Es muss immer und auf jeden Fall aus einem persönlichen Glauben kommen. Mit dem Vaterunser hat uns Jesus eine vollkommene Formel mündlichen Betens gelehrt.
570. Was ist die Betrachtung?
2705-2708, 2723
Die Betrachtung ist ein betendes Nachdenken, das vor allem vom Wort Gottes in der Bibel ausgeht. Es macht vom Denken, von der Einbildungskraft, von der Gefühlsbewegung und vom Verlangen Gebrauch und will unseren Glauben vertiefen, unser Herz bekehren und unseren Willen in der Nachfolge Christi stärken. Es ist eine Vorstufe zur liebenden Vereinigung mit dem Herrn.
571. Was ist das beschauliche (kontemplative) Gebet?
2709-2719, 2724
Das beschauliche Gebet ist ein einfaches Hinschauen auf Gott im Schweigen und in Liebe. Es ist eine Gabe Gottes, eine Zeit reinen Glaubens, in der der Beter Christus sucht, sich dem liebenden Willen des Vaters überlässt und sich unter dem Antrieb des Geistes sammelt. Die heilige Theresia von Avila beschreibt das beschauliche Gebet als einen freundschaftlichen Umgang, „bei dem wir oftmals ganz allein mit dem reden, von dem wir wissen, dass er uns liebt“.
Kampf des Betens
572. Warum ist das Beten ein Kampf?
2725, 2752
Das Gebet ist ein Geschenk der Gnade, setzt aber immer eine entschlossene Antwort unsererseits voraus. Denn wer betet, kämpft gegen sich selbst, gegen die Umgebung und vor allem gegen den Versucher, der alles unternimmt, um ihn vom Gebet abzuhalten. Der Kampf des Betens kann vom Fortschritt im geistlichen Leben nicht getrennt werden. Wir beten, wie wir leben, weil wir leben, wie wir beten.
573. Gibt es Einwände gegen das Gebet?
2726-2728, 2753
Es gibt falsche Auffassungen über das Gebet. Darüber hinaus meinen viele, dass sie für das Beten keine Zeit haben oder dass Beten nutzlos sei. Diejenigen, die beten, können angesichts der Schwierigkeiten oder des scheinbaren Scheiterns entmutigt werden. Um diese Hindernisse zu überwinden, bedarf es der Demut, des Vertrauens und der Ausdauer.
574. Welche Schwierigkeiten beim Beten gibt es?
2729-2733, 2754-2755
Oft wird unser Beten durch die Zerstreuung erschwert. Sie lenkt die Aufmerksamkeit von Gott ab und kann auch offenbaren, woran wir hängen. Dann muss unser Herz demütig zum Herrn zurückkehren. Häufig ist das Gebet von der Trockenheit bedroht. Wer die Trockenheit überwindet, vermag dem Herrn auch ohne spürbare Tröstung im Glauben anzuhangen. Der Überdruss ist eine Form der geistlichen Trägheit, die durch das Nachlassen der Wachsamkeit und durch die mangelnde Sorgfalt des Herzens hervorgerufen wird.
575. Wie können wir unser kindliches Vertrauen stärken?
2734-2741, 2756
Unser kindliches Vertrauen wird geprüft, wenn wir denken, wir seien nicht erhört worden. Dann müssen wir uns fragen, ob Gott für uns ein Vater ist, dessen Willen wir zu erfüllen suchen, oder nur ein Mittel, um zu erlangen, was wir selber wollen. Wenn unser Gebet mit dem Gebet Jesu vereinigt wird, wissen wir, dass er uns weit mehr gewährt als dieses oder jenes Geschenk: Wir empfangen den Heiligen Geist, der unser Herz verwandelt.
576. Ist es möglich, in jedem Augenblick zu beten?
2742-2745, 2757
Beten ist immer möglich. Die Zeit des Christen ist die Zeit des auferstandenen Christus, der „alle Tage“ bei uns bleibt (Mt 28, 20). Darum lassen sich Gebet und christliches Leben nicht voneinander trennen.
„Selbst auf dem Marktplatz oder auf einem einsamen Spaziergang ist es möglich, oft und eifrig zu beten. Auch dann, wenn ihr in eurem Geschäft sitzt, oder gerade kauft oder verkauft, ja selbst wenn ihr kocht“ (hl. Johannes Chrysostomus).
577. Was ist das Gebet der Stunde Jesu?
2604, 2746-2751, 2758
So wird das hohepriesterliche Gebet Jesu beim Letzten Abendmahl genannt. Jesus, der Hohepriester des Neuen Bundes, richtet dieses Gebet an den Vater, als die Stunde seines Hinübergangs, die Stunde seines Opfers kommt.
ZWEITER ABSCHNITT: DAS GEBET DES HERRN
VATER UNSER
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
PATER NOSTER
Pater noster qui es in cælis:
sanctificetur Nomen Tuum;
adveniat Regnum Tuum;
fiat voluntas Tua,
sicut in cælo, et in terra.
Panem nostrum quotidianum da nobis hodie;
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris;
et ne nos inducas in tentationem;
sed libera nos a Malo.
578. Was ist der Ursprung des Vaterunser?
2759-2760, 2773
Jesus hat uns dieses unersetzliche christliche Gebet, das Vaterunser, gelehrt, als einer seiner Jünger ihn einmal beten sah und zu ihm sagte: „Lehre uns beten!“ (Lk 11, 1). In der liturgischen Überlieferung der Kirche wurde immer die Fassung des heiligen Matthäus verwendet (Mt 6, 9–13).
„Die Zusammenfassung des ganzen Evangeliums“
579. Welchen Platz hat das Vaterunser in der Schrift?
2761-2764, 2774
Das Vaterunser ist „die Zusammenfassung des ganzen Evangeliums“ (Tertullian), „das vollkommenste Gebet“ (hl. Thomas von Aquin). Es steht in der Mitte der Bergpredigt (Mt 5–7) und nimmt in Gebetsform den wesentlichen Inhalt des Evangeliums auf.
580. Warum wird es „Gebet des Herrn“ genannt?
2765-2766, 2775
Das Vaterunser wird „Herrengebet“ oder „Gebet des Herrn“ genannt, weil es uns vom Herrn Jesus selbst gelehrt worden ist.
581. Welchen Platz nimmt das Vaterunser im Gebet der Kirche ein?
2767-2772, 2776
Das Vaterunser ist das Gebet der Kirche schlechthin. Es wird bei der Taufe den Kindern Gottes „übergeben“, um ihre Wiedergeburt zum göttlichen Leben zum Ausdruck zu bringen. Die Eucharistie offenbart seinen vollen Sinn: Seine Bitten, die sich auf das schon verwirklichte Mysterium des Heils stützen, werden beim Kommen des Herrn vollkommen erhört werden. Das Vaterunser ist wesentlicher Bestandteil des Stundengebetes.
„Vater unser im Himmel“
582. Warum können wir es wagen, uns voll Vertrauen dem Vater zu nähern?
2777-2778, 2797
Weil Jesus, unser Erlöser, uns vor das Angesicht des Vaters führt und sein Geist uns zu Kindern Gottes macht. So können wir das Vaterunser beten mit einfachem, kindlichem Vertrauen, froher Zuversicht, demütiger Kühnheit und mit der Gewissheit, geliebt zu sein und erhört zu werden.
583. Wie ist es möglich, Gott als „Vater“ anzurufen?
2779-2785, 2789, 2798-2800
Wir können den „Vater“ anrufen, weil der Mensch gewordene Sohn Gottes ihn uns geoffenbart hat und weil sein Geist ihn uns zu erkennen gibt. Diese Anrufung lässt uns mit immer neuem Staunen in das Mysterium des Vaters eindringen und weckt in uns das Verlangen nach einem Leben als seine Kinder. Mit dem Gebet des Herrn werden wir uns also bewusst, dass wir im Sohn Kinder des Vaters sind.
584. Warum sagen wir Vater „unser“?
2786-2790, 2801
Das Wort „unser“ bringt eine ganz neue Beziehung zu Gott zum Ausdruck. Wenn wir zum Vater beten, beten wir ihn an und verherrlichen ihn zusammen mit dem Sohn und dem Heiligen Geist. In Christus sind wir „sein“ Volk, und er ist „unser“ Gott, von nun an bis in Ewigkeit. Wir sagen Vater „unser“, weil die Kirche Christi die Gemeinschaft von vielen Brüdern und Schwestern ist, die „ein Herz und eine Seele“ bilden (Apg 4, 32).
585. Mit welchem Gemeinschafts- und Sendungsgeist beten wir zu Gott, „unserem“ Vater?
2791-2793, 2801
Das Gebet zu „unserem“ Vater ist ein gemeinsames Gut aller Getauften. Deshalb spüren diese den dringlichen Aufruf, mit Jesus für die Einheit seiner Jünger zu beten. „Vater unser“ zu beten heißt, mit allen und für alle Menschen zu beten, damit sie den einzigen, wahren Gott erkennen und zur Einheit zusammenfinden.
586. Was bedeutet der Ausdruck „im Himmel“?
2794-2796, 2802
Dieser biblische Ausdruck bezeichnet nicht einen Ort, sondern eine Daseinsweise: Gott ist jenseits von allem und über allem. Der Ausdruck bezeichnet die Erhabenheit und die Heiligkeit Gottes und auch seine Gegenwart im Herzen der Gerechten. Der Himmel, das Haus des Vaters, ist die wahre Heimat, nach der wir in der Hoffnung streben, während wir noch auf Erden sind. „Mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3, 3), leben wir bereits im Himmel.
Die sieben Bitten
587. Wie ist das Gebet des Herrn aufgebaut?
2803-2806, 2857
Es enthält sieben Bitten an Gott Vater. Die ersten drei Bitten sind mehr auf Gott bezogen und führen uns zu ihm um seiner Ehre willen: Es gehört wesentlich zur Liebe, zuerst an den Geliebten zu denken. Sie legen uns nahe, um was wir ihn besonders bitten sollen: um die Heiligung seines Namens, um das Kommen seines Reiches und um die Erfüllung seines Willens. Die letzten vier Bitten bringen unsere Nöte und unsere Erwartungen zum Vater der Barmherzigkeit: Wir bitten ihn, uns zu ernähren, uns zu verzeihen, uns in den Versuchungen beizustehen und uns vom Bösen zu erlösen.
588. Was bedeutet: „Geheiligt werde dein Name“?
2807-2812, 2858
Den Namen Gottes heiligen ist vor allem ein Lob, das Gott als den Heiligen anerkennt. Gott hat Mose seinen heiligen Namen geoffenbart. Er hat gewollt, dass sein Volk ihm geweiht sei als ein heiliges Volk, in dem er wohnt.
589. Wie wird der Name Gottes in uns und in der Welt geheiligt?
2813-2815, 2858
Gott beruft uns, „heilig zu sein“ (1 Thess 4, 7). Seinen Namen heiligen bedeutet danach verlangen, dass die Taufweihe unser ganzes Leben durchdringe. Außerdem bedeutet es, mit unserem Leben und mit unserem Gebet darum zu flehen, dass der Name Gottes von jedem Menschen erkannt und gepriesen werde.
590. Worum bittet die Kirche mit den Worten: „Dein Reich komme“?
2816-2821, 2859
Die Kirche bittet um das endgültige Kommen des Reiches Gottes durch die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Aber sie bittet auch darum, dass das Reich Gottes schon jetzt wachse durch die Heiligung der Menschen im Geist und - aufgrund ihres Einsatzes - durch den Dienst an der Gerechtigkeit und am Friedens gemäß den Seligpreisungen. Diese Bitte ist der Ruf des Geistes und der Braut: „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22, 20).
591. Warum soll man beten: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?
2822-2827, 2860
Es ist der Wille des Vaters, „dass alle Menschen gerettet werden“ (1 Tim 2, 4). Jesus ist gekommen, um den Heilswillen des Vaters vollkommen zu erfüllen. Wir bitten Gott Vater, dass er unseren Willen mit dem Willen seines Sohnes vereine, nach dem Beispiel Marias und der Heiligen. Wir beten, dass sein gnädiger Ratschluss sich auf der Erde ganz erfülle, so wie im Himmel. Durch das Gebet können wir erkennen, „was der Wille Gottes ist“ (Röm 12, 2), und die „Ausdauer“ erhalten, ihn zu erfüllen (Hebr 10, 36).
592. Welchen Sinn hat die Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?
2828-2834, 2861
Mit der vertrauensvollen Hingabe der Kinder bitten wir um die tägliche Nahrung, die alle für ihren Lebensunterhalt brauchen, und wir anerkennen, dass Gott, unser Vater, über alle Güte hinaus gut ist. Wir bitten auch um die Gnade, so handeln zu können, dass durch die Gerechtigkeit und das Teilen der Überfluss der einen den Nöten der anderen abhelfe.
593. Welchen spezifisch christlichen Sinn hat diese Bitte?
2835-2837, 2861
Weil „der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt“ (Mt 4, 4), betrifft diese Bitte auch den Hunger nach dem Wort Gottes, den Hunger nach dem in der Eucharistie empfangenen Leib Christi sowie den Hunger nach dem Heiligen Geist. Mit einem uneingeschränkten Vertrauen bitten wir um diese Gaben für heute, für das Heute Gottes. Sie werden uns vor allem in der Eucharistie geschenkt, die das Festmahl des kommenden Reiches vorwegnimmt.
594. Warum sagen wir: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?
2838-2839, 2862
Wenn wir Gott Vater bitten, uns zu vergeben, erkennen wir uns vor ihm als Sünder. Aber zugleich bekennen wir seine Barmherzigkeit, denn in seinem Sohn und durch die Sakramente „haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden“ (Kol 1, 14). Unsere Bitte wird jedoch nur unter der Bedingung erhört, dass wir zuvor vergeben haben.
595. Wie ist die Vergebung möglich?
2840-2845, 2862
Die Barmherzigkeit dringt nur dann in unser Herz ein, wenn wir vergeben können, auch unseren Feinden. Obwohl es dem Menschen unmöglich scheint, diese Forderung zu erfüllen, so kann doch das Herz, das sich dem Heiligen Geist öffnet, wie Christus bis zum Äußersten lieben, die Verletzung zu Mitleid werden lassen und die Beleidigung in Fürbitte verwandeln. Die Vergebung hat an der göttlichen Barmherzigkeit teil und ist ein Höhepunkt des christlichen Betens.
596. Was bedeutet: „Und führe uns nicht in Versuchung“?
2846-2849, 2863
Wir bitten Gott Vater, uns nicht allein und in der Gewalt der Versuchung zu lassen. Wir bitten den Geist, dass wir unterscheiden lernen zwischen der Prüfung, die im Guten wachsen lässt, und der Versuchung, die in die Sünde und in den Tod führt, sowie auch zwischen Versuchtwerden und der Versuchung zustimmen. Diese Bitte vereint uns mit Jesus, der die Versuchung durch sein Gebet überwunden hat. Sie erfleht die Gnade der Wachsamkeit und der Beharrlichkeit bis zum Ende.
597. Warum schließen wir mit der Bitte: „Sondern erlöse uns von dem Bösen“?
2850-2854, 2864
Mit dem Bösen ist die Person Satans gemeint, der sich Gott widersetzt und „die ganze Welt verführt“ (Offb 12, 9). Der Sieg über den Teufel ist durch Christus schon errungen. Doch wir bitten, dass die menschliche Familie von Satan und seinen Werken befreit werde. Wir bitten auch um das kostbare Geschenk des Friedens und um die Gnade des beharrlichen Wartens auf das Kommen Christi, der uns endgültig vom Bösen befreien wird.
598. Was bedeutet das Amen am Schluss?
„Am Schluss des Gebetes sprichst du‚ ‚Amen’. Durch das Wörtchen ‚Amen’, das heißt ‚Es geschehe’, besiegelst du, was das von Gott gelehrte Gebet enthält“ (hl. Cyrill von Jerusalem).
ANHANG
A) ALLGEMEINE GEBETE
Kreuzzeichen
Im Namen des Vaters
und des Sohnes
und des Heiligen Geistes. Amen.
Ehre sei dem Vater
Ehre sei dem Vater
und dem Sohn
und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang,
so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.
Gegrüßet seist du, Maria
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Engel Gottes
Engel Gottes,
mein Beschützer,
Gott hat dich gesandt, mich zu begleiten.
Erleuchte, beschütze, leite und führe mich.
Amen.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen.
Lass sie ruhen in Frieden. Amen.
Der Engel des Herrn
Der Engel des Herrn
brachte Maria die Botschaft.
- Und sie empfing vom Heiligen Geist.
Gegrüßet seist du, Maria …
Maria sprach:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn.
- Mir geschehe nach deinem Wort.
Gegrüßet seist du, Maria …
Und das Wort ist Fleisch geworden.
- Und hat unter uns gewohnt.
Gegrüßet seist du, Maria …
Bitte für uns, heilige Gottesmutter.
Dass wir würdig werden
der Verheißungen Christi.
Lasset uns beten.
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Ehre sei dem Vater …
Regina cæli
O Himmelskönigin, frohlocke.
Halleluja.
Denn er, den du zu tragen würdig warst,
Halleluja,
ist erstanden, wie er sagte.
Halleluja.
Bitt Gott für uns, Maria.
Halleluja.
Freu dich und frohlocke, Jungfrau Maria.
Halleluja.
Denn der Herr ist wahrhaft auferstanden,
Halleluja.
Lasset uns beten.
Allmächtiger Gott, durch die Auferstehung deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, hast du die Welt mit Jubel erfüllt. Lass uns durch seine jungfräuliche Mutter Maria zur unvergänglichen Osterfreude gelangen.
Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Salve Regina
Sei gegrüßt, o Königin,
Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben, unsre Wonne
und unsre Hoffnung, sei gegrüßt!
Zu dir rufen wir
verbannte Kinder Evas.
Zu dir seufzen wir trauernd und weinend
in diesem Tal der Tränen.
Wohlan denn, unsre Fürsprecherin,
wende deine barmherzigen Augen
uns zu,
und nach diesem Elend zeige uns Jesus,
die gebenedeite Frucht deines Leibes!
O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!
Magnifikat
Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt
über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit
seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig
alle Geschlechter!
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,
und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm
machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehn.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.
Unter deinen Schutz und Schirm
Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir,
o heilige Gottesgebärerin;
verschmähe nicht unser Gebet
in unseren Nöten,
sondern errette uns jederzeit
von allen Gefahren,
o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau.
Benediktus
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat sein Volk besucht
und ihm Erlösung geschaffen;
er hat uns einen starken Retter erweckt
im Hause seines Knechtes David.
So hat er verheißen von alters her
durch den Mund seiner heiligen Propheten.
Er hat uns errettet vor unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen;
er hat das Erbarmen mit den Vätern
an uns vollendet
und an seinen heiligen Bund gedacht,
an den Eid,
den er unserm Vater Abraham geschworen hat;
er hat uns geschenkt,
dass wir, aus Feindeshand befreit,
ihm furchtlos dienen
in Heiligkeit und Gerechtigkeit
vor seinem Angesicht all unsre Tage.
Und du, Kind,
wirst Prophet des Höchsten heißen;
denn du wirst dem Herrn vorangehn
und ihm den Weg bereiten.
Du wirst sein Volk
mit der Erfahrung des Heils beschenken
in der Vergebung der Sünden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
wird uns besuchen
das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen
und im Schatten des Todes
und unsre Schritte zu lenken
auf den Weg des Friedens.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang,
so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Amen.
Te Deum
Dich, Gott, loben wir,
dich, Herr, preisen wir.
Dir, dem ewigen Vater,
huldigt das Erdenrund.
Dir rufen die Engel alle,
dir Himmel und Mächte insgesamt,
die Kerubim dir und die Serafim,
mit niemals endender Stimme zu:
Heilig, heilig, heilig
der Herr, der Gott der Scharen!
Voll sind Himmel und Erde
von deiner hohen Herrlichkeit.
Dich preist der glorreiche Chor der Apostel;
dich der Propheten lobwürdige Zahl;
dich der Märtyrer leuchtendes Heer;
dich preist über das Erdenrund
die heilige Kirche;
dich, den Vater unermessbarer Majestät;
deinen wahren und einzigen Sohn;
und den Heiligen Fürsprecher Geist.
Du König der Herrlichkeit, Christus.
Du bist des Vaters allewiger Sohn.
Du hast der Jungfrau Schoß nicht verschmäht,
bist Mensch geworden,
den Menschen zu befreien.
Du hast bezwungen des Todes Stachel
und denen, die glauben,
die Reiche der Himmel aufgetan.
Du sitzest zur Rechten Gottes
in deines Vaters Herrlichkeit.
Als Richter, so glauben wir,
kehrst du einst wieder.
Dich bitten wir denn,
komm deinen Dienern zu Hilfe,
die du erlöst mit kostbarem Blut.
In der ewigen Herrlichkeit
zähle uns deinen Heiligen zu.
Rette dein Volk, o Herr,
und segne dein Erbe;
und führe sie
und erhebe sie bis in Ewigkeit.
An jedem Tag benedeien wir dich
und loben in Ewigkeit deinen Namen,
ja, in der ewigen Ewigkeit.
In Gnaden wollest du, Herr,
an diesem Tag uns ohne Schuld bewahren.
Erbarme dich unser, o Herr,
erbarme dich unser.
Lass über uns dein Erbarmen geschehn,
wie wir gehofft auf dich.
Auf dich, o Herr,
habe ich meine Hoffnung gesetzt.
In Ewigkeit werde ich nicht zuschanden.
Komm, Heiliger Geist
Komm, Heil’ger Geist, der Leben schafft,
erfülle uns mit deiner Kraft.
Dein Schöpferwort rief uns zum Sein:
Nun hauch uns Gottes Odem ein.
Komm, Tröster, der die Herzen lenkt,
du Beistand, den der Vater schenkt;
aus dir strömt Leben, Licht und Glut,
du gibst uns Schwachen Kraft und Mut.
Dich sendet Gottes Allmacht aus
im Feuer und in Sturmes Braus;
du öffnest uns den stummen Mund
und machst der Welt die Wahrheit kund.
Entflamme Sinne und Gemüt,
dass Liebe unser Herz durchglüht
und unser schwaches Fleisch und Blut
in deiner Kraft das Gute tut.
Die Macht des Bösen banne weit,
schenk deinen Frieden allezeit.
Erhalte uns auf rechter Bahn,
dass Unheil uns nicht schaden kann.
Lass gläubig uns den Vater sehn,
sein Ebenbild, den Sohn, verstehn
und dir vertraun, der uns durchdringt
und uns das Leben Gottes bringt.
Den Vater auf dem ew’gen Thron
Und seinen auferstandnen Sohn,
dich, Odem Gottes, Heil’ger Geist,
auf ewig Erd’ und Himmel preist. Amen.
Komm herab, o Heil’ger Geist
Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,
in der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit. Amen.
Seele Christi
Seele Christi, heilige mich!
Leib Christi, rette mich!
Blut Christi, tränke mich!
Wasser der Seite Christi, wasche mich!
Leiden Christi, stärke mich!
O guter Jesus, erhöre mich!
Birg in deinen Wunden mich!v
Von dir lass nimmer scheiden mich!
Vor dem bösen Feind beschütze mich!
In meiner Todesstunde rufe mich!
Zu dir zu kommen, heiße mich,
mit deinen Heiligen zu loben dich
in deinem Reiche ewiglich! Amen.
Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria
Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria, es ist noch nie gehört worden, dass jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, deinen Beistand anrief und um deine Fürbitte flehte, von dir verlassen worden ist. Von diesem Vertrauen beseelt, nehme ich meine Zuflucht zu dir, o Jungfrau der Jungfrauen, meine Mutter, zu dir komme ich, vor dir stehe ich als ein sündiger Mensch. O Mutter des ewigen Wortes, verschmähe nicht meine Worte, sondern höre sie gnädig an und erhöre mich! Amen.
Rosenkranz
Die freudenreichen Geheimnisse (Montag und Samstag)
- Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabet getragen hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, zu Betlehem geboren hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast.
- Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.
Die lichtreichen Geheimnisse (Donnerstag)
- Jesus, der von Johannes getauft worden ist.
- Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat.
- Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat.
- Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist.
- Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat.
Die schmerzhaften Geheimnisse (Dienstag und Freitag)
- Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.
- Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.
- Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.
- Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.
- Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.
Die glorreichen Geheimnisse (Mittwoch und Sonntag)
- Jesus, der von den Toten auferstanden ist.
- Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist.
- Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat.
- Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat.
- Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat.
Schlussgebet
Bitte für uns, heilige Gottesmutter.
Dass wir würdig werden
der Verheißungen Christi.
Lasset uns beten.
Gott, dein eingeborener Sohn hat uns durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung die Schätze des ewigen Heiles erworben. Wir verehren diese Geheimnisse im heiligen Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria. Lass uns nachahmen, was sie enthalten, und erlangen, was sie verheißen. Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Gebet zur Beweihräucherung (koptische Überlieferung)
O König des Friedens, gib uns deinen Frieden und vergib uns unsere Sünden. Befreie die Kirche von ihren Feinden und beschütze sie, damit sie nicht zugrunde geht.
Immanuel, unser Gott, ist unter uns in der Herrlichkeit des Vaters und des Heiligen Geistes.
Er segne uns, läutere unsere Herzen und heile die Krankheiten der Seele und des Leibes.
Wir beten dich an, o Christus, mit deinem guten Vater und dem Heiligen Geist, weil du gekommen bist und uns gerettet hast.
Gebet zur „Verabschiedung des Altares“ nach der Liturgie (syro-maronitische Überlieferung)
Bleib in Frieden, o Altar Gottes. Die Opfergabe, die ich von dir empfangen habe, erlasse die Schuld, vergebe die Sünden und erwirke mir, nicht als Verdammter und Verwirrter vor dem Gericht Christi zu stehen. Ich weiß nicht, ob ich die Gnade erhalte, zu dir zurückzukehren und auf dir ein weiteres Opfer darzubringen. Beschütze mich, Herr, und bewahre deine heilige Kirche als Weg der Wahrheit und des Heiles. Amen.
Gebet für die Verstorbenen (byzantinische Überlieferung)
Gott der Geister und allen Fleisches, du hast den Tod zertreten, den Teufel vernichtet und deiner Welt das Leben geschenkt. Gib du selbst, o Herr, der Seele deines verstorbenen Dieners N. die Ruhe an einem lichtvollen Ort, an einem grünenden Ort, an einem Ort der Frische, wo es kein Leid, keinen Schmerz und kein Seufzen gibt. Guter und gnädiger Gott, vergib alle Schuld, die er in Worten, Werken oder Gedanken begangen hat. Denn es gibt keinen Menschen, der lebt und nicht sündigt. Du allein bist ohne Sünde, und deine Gerechtigkeit ist Gerechtigkeit für immer, und dein Wort ist Wahrheit.
O Christus, unser Gott, da du die Auferstehung, das Leben und die Ruhe deines verstorbenen Dieners N. bist, verherrlichen wir dich zusammen mit deinem ungezeugten Vater und mit deinem heiligsten, guten und lebenspendenden Geist, jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Lass sie ruhen in Frieden. Amen.
Akt des Glaubens
Herr und Gott, ich glaube fest und bekenne alles und jedes, was die heilige katholische Kirche zu glauben lehrt. Denn du, o Gott, hast das alles geoffenbart, der du die ewige Wahrheit und Weisheit bist, die weder täuschen noch getäuscht werden kann. In diesem Glauben will ich leben und sterben. Amen.
Akt der Hoffnung
Herr und Gott, ich hoffe, dass ich durch deine Gnade die Vergebung aller Sünden und nach diesem Leben die ewige Seligkeit erlange. Denn du hast das versprochen, der du unendlich mächtig, treu, gütig und barmherzig bist. In dieser Hoffnung will ich leben und sterben. Amen.
Akt der Liebe
Herr und Gott, ich liebe dich über alles und meinen Nächsten um deinetwillen. Denn du bist das höchste, unendliche und vollkommenste Gut, das aller Liebe würdig ist. In dieser Liebe will ich leben und sterben. Amen.
Akt der Reue
Mein Gott, aus ganzem Herzen bereue ich alle meine Sünden, nicht nur wegen der gerechten Strafen, die ich dafür verdient habe, sondern vor allem, weil ich dich beleidigt habe, das höchste Gut, das würdig ist, über alles geliebt zu werden. Darum nehme ich mir fest vor, mit Hilfe deiner Gnade nicht mehr zu sündigen und die Gelegenheiten zur Sünde zu meiden. Amen.
Signum Crucis
In nomine Patris
et Filii
et Spiritus Sancti. Amen.
Gloria Patri
Gloria Patri
et Filio
et Spiritui Sancto.
Sicut erat in principio,
et nunc et semper
et in sæcula sæculorum. Amen
Ave Maria
Ave, Maria, gratia plena,
Dominus tecum.
Benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui,
Iesus.
Sancta Maria, Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus,
nunc et in hora mortis nostræ. Amen.
Angele Dei
Angele Dei,
qui custos es mei,
me, tibi commissum pietate superna,
illumina, custodi, rege et guberna.
Amen.
Requiem æternam
Requiem æternam dona eis Domine,
et lux perpetua luceat eis.
Requiescant in pace. Amen.
Angelus Domini
Angelus Domini
nuntiavit Mariæ.
Et concepit de Spiritu Sancto.
Ave Maria …
Ecce
ancilla Domini.
Fiat mihi secundum verbum tuum.
Ave Maria …
Et Verbum caro factum est.
Et habitavit in nobis.
Ave Maria …
Ora pro nobis, sancta Dei genetrix.
Ut digni efficiamur
promissionibus Christi.
Oremus.
Gratiam tuam, quæsumus, Domine, mentibus nostris infunde; ut qui, Angelo nuntiante, Christi Filii tui incarnationem cognovimus, per passionem eius et crucem, ad resurrectionis gloriam perducamur. Per eumdem Christum Dominum nostrum. Amen.
Gloria Patri …
Regina cæli
Regina cæli lætare,
alleluia.
Quia quem meruisti portare,
alleluia.
Resurrexit, sicut dixit,
alleluia.
Ora pro nobis Deum,
alleluia.
Gaude et lætare, Virgo Maria,
alleluia.
Quia surrexit Dominus vere,
alleluia.
Oremus.
Deus, qui per resurrectionem Filii tui Domini nostri Iesu Christi mundum lætificare dignatus es, præsta, quæsumus, ut per eius Genitricem Virginem Mariam perpetuæ capiamus gaudia vitæ.
Per Christum Dominum nostrum.
Amen.
Salve Regina
Salve, Regina,
Mater misericordiæ,
vita, dulcedo
et spes nostra, salve.
Ad te clamamus,
exsules filii Evæ.
Ad te suspiramus gementes et flentes
in hac lacrimarum valle.
Eia ergo, advocata nostra,
illos tuos misericordes oculos
ad nos converte.
Et Iesum, benedictum fructum ventris tui,
nobis, post hoc exsilium ostende.
O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria!
Magnificat
Magnificat anima mea Dominum,
et exultavit spiritus meus
in Deo salvatore meo;
quia respexit humilitatem
ancillae suae.
Ecce enim ex hoc beatam me dicent
omnes generationes,
quia fecit mihi magna qui potens est,
et sanctum nomen eius,
et misericordia eius in progenies et progenies
timentibus eum.
Fecit potentiam
in brachio suo,
dispersit superbos mente cordis sui;
deposuit potentes de sede
et exaltavit humiles.
Esurientes implevit bonis
et divites dimisit inanes.
Suscepit Israel puerum suum,
recordatus misericordiæ suæ,
sicut locutus est ad patres nostros,
Abraham et semini eius in sæcula.
Gloria Patri et Filio
et Spiritui Sancto.
Sicut erat in principio et nunc et semper,
et in sæcula sæculorum. Amen.
Sub tuum præsidium
Sub tuum præsidium confugimus,
Sancta Dei Genetrix;
nostras deprecationes ne despicias
in necessitatibus;
sed a periculis cunctis
libera nos semper,
Virgo gloriosa et benedicta.
Benedictus
Benedictus Dominus, Deus Israel,
quia visitavit
et fecit redemptionem plebis suæ,
et erexit cornu salutis nobis
in domo David pueri sui,
sicut locutus est per os sanctorum,
qui a sæculo sunt, prophetarum eius,
salutem ex inimicis nostris
et de manu omnium, qui oderunt nos;
ad faciendam misericordiam
cum patribus nostris,
et memorari testamenti sui sancti,
iusiurandum, quod iuravit
ad Abraham patrem nostrum,
daturum se nobis, ut sine timore,
de manu inimicorum nostrorum liberati,
serviamus illi,
in sanctitate et iustitia
coram ipso omnibus diebus nostris.
Et tu, puer,
propheta Altissimi vocaberis:
præibis enim ante faciem Domini
parare vias eius,
ad dandam scientiam salutis
plebi eius
in remissionem peccatorum eorum,
per viscera misericordiæ Dei nostri,
in quibus visitabit nos
oriens ex alto,
illuminare his, qui in tenebris
et in umbra mortis sedent,
ad dirigendos pedes nostros
in viam pacis.
Gloria Patri et Filio
et Spiritui Sancto.
Sicut erat in principio
et nunc et semper, et in sæcula sæculorum.
Amen.
Te Deum
Te Deum laudamus:
te Dominum confitemur.
Te æternum Patrem,
omnis terra veneratur.
Tibi omnes angeli,
tibi cæli et universæ potestates:
tibi cherubim et seraphim
incessabili voce proclamant:
Sanctus, Sanctus, Sanctus,
Dominus Deus Sabaoth.
Pleni sunt cæli et terra
maiestatis gloriæ tuæ.
Te gloriosus apostolorum chorus,
te prophetarum laudabilis numerus,
te martyrum candidatus laudat exercitus.
Te per orbem terrarum
sancta confitetur Ecclesia,
Patrem immensæ maiestatis;
venerandum tuum verum et unicum Filium;
Sanctum quoque Paraclitum Spiritum.
Tu rex gloriæ, Christe.
Tu Patris sempiternus es Filius.
Tu, ad liberandum suscepturus
hominem,
non horruisti Virginis uterum.
Tu, devicto mortis aculeo,
aperuisti credentibus
regna cælorum.
Tu ad dexteram Dei sedes,
in gloria Patris.
Iudex crederis
esse venturus.
Te ergo quæsumus,
tuis famulis subveni,
quos pretioso sanguine redemisti.
Æterna fac cum sanctis tuis
in gloria numerari.
Salvum fac populum tuum, Domine,
et benedic hereditati tuæ.
Et rege eos, et extolle illos
usque in æternum.
Per singulos dies benedicimus te;
et laudamus nomen tuum
in sæculum, et in sæculum sæculi.
Dignare, Domine,
die isto sine peccato nos custodire.
Miserere nostri, Domine,
miserere nostri.
Fiat misericordia tua,
Domine, super nos,
quemadmodum speravimus in te.
In te, Domine, speravi:
non confundar in æternum.
Veni, Creator Spiritus
Veni, Creator Spiritus,
Mentes tuorum visita,
imple superna gratia
quae tu creasti pectora.
Qui diceris Paraclitus,
donum Dei Altissimi,
fons vivus, ignis, caritas,
et spiritalis unctio.
Tu septiformis munere,
dextræ Dei tu digitus,
tu rite promissum Patris,
sermone ditans guttura.
Accende lumen sensibus,
infunde amorem cordibus,
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti.
Hostem repellas longius,
pacemque dones protinus;
ductore sic te prævio
vitemus omne noxium.
Per te sciamus da Patrem,
noscamus atque Filium,
te utriusque Spiritum
credamus omni tempore.
Deo Patri sit gloria,
et Filio, qui a mortuis
surrexit, ac Paraclito,
in sæculorum sæcula. Amen.
Veni, Sancte Spiritus
Veni, Sancte Spiritus,
et emitte cœlitus
lucis tuæ radium.
Veni, Pater pauperum,
veni, dator munerum,
veni, lumen cordium.
Consolator optime,
dulcis hospes animæ,
dulce refrigerium.
In labore requies,
in æstu temperies,
in fletu solacium.
O lux beatissima,
reple cordis intima
tuorum fidelium.
Sine tuo numine
nihil est in homine,
nihil est innoxium.
Lava quod est sordidum,
riga quod est aridum,
sana quod est saucium.
Flecte quod est rigidum,
fove quod est frigidum,
rege quod est devium.
Da tuis fidelibus
in te confidentibus
sacrum septenarium.
Da virtutis meritum,
da salutis exitum,
da perenne gaudium. Amen.
Anima Christi
Anima Christi, sanctifica me.
Corpus Christi, salva me.
Sanguis Christi, inebria me.
Aqua lateris Christi, lava me.
Passio Christi, conforta me.
O bone Iesu, exaudi me.
Intra tua vulnera absconde me.
Ne permittas me separari a te.
Ab hoste maligno defende me.
In hora mortis meæ voca me.
Et iube me venire ad te,
ut cum Sanctis tuis laudem te
in sæcula sæculorum. Amen.
Memorare
Memorare, o piissima Virgo Maria, non esse auditum a sæculo, quemquam ad tua currentem præsidia, tua implorantem auxilia, tua petentem suffragia, esse derelictum. Ego tali animatus confidentia, ad te, Virgo Virginum, Mater, curro, ad te venio, coram te gemens peccator assisto. Noli, Mater Verbi, verba mea despicere; sed audi propitia et exaudi. Amen.
Rosarium
Mysteria gaudiosa (in feria secunda et sabbato)
- Annuntiatio.
- Visitatio.
- Nativitas.
- Præsentatio.
- Inventio in Templo.
Mysteria luminosa (in feria quinta)
- Baptisma apud Iordanem.
- Autorevelatio apud Cananense matrimonium.
- Regni Dei proclamatio coniuncta cum invitamento ad conversionem.
- Transfiguratio.
- Eucharistiæ Institutio.
Mysteria dolorosa (in feria tertia et feria sexta)
- Agonia in Hortu.
- Flagellatio.
- Coronatio Spinis.
- Baiulatio Crucis.
- Crucifixio et Mors.
Mysteria gloriosa (in feria quarta et Dominica)
- Resurrectio.
- Ascensio.
- Descensus Spiritus Sancti.
- Assumptio.v
- Coronatio in Cælo.
Oratio ad finem Rosarii dicenda
Ora pro nobis, sancta Dei genetrix.
Ut digni efficiamur
promissionibus Christi.
Oremus.
Deus, cuius Unigenitus per vitam, mortem et resurrectionem suam nobis salutis æternæ præmia comparavit, concede, quæsumus: ut hæc mysteria sacratissimo beatæ Mariæ Virginis Rosario recolentes, et imitemur quod continent, et quod promittunt assequamur. Per Christum Dominum nostrum. Amen.
Actus fidei
Domine Deus, firma fide credo et confiteor omnia et singula quæ sancta Ecclesia Catholica proponit, quia tu, Deus, ea omnia revelasti, qui es æterna veritas et sapientia quæ nec fallere nec falli potest. In hac fide vivere et mori statuo. Amen.
Actus spei
Domine Deus, spero per gratiam tuam remissionem omnium peccatorum, et post hanc vitam æternam felicitatem me esse consecuturum: quia tu promisisti, qui es infinite potens, fidelis, benignus, et misericors. In hac spe vivere et mori statuo. Amen.
Actus caritatis
Domine Deus, amo te super omnia et proximum meum propter te, quia tu es summum, infinitum, et perfectissimum bonum, omni dilectione dignum. In hac caritate vivere et mori statuo. Amen.
Actus contritionis
Deus meus, ex toto corde pænitet me omnium meorum peccatorum, eaque detestor, quia peccando, non solum pœnas a te iuste statutas promeritus sum, sed præsertim quia offendi te, summum bonum, ac dignum qui super omnia diligaris. Ideo firmiter propono, adiuvante gratia tua, de cetero me non peccaturum peccandique occasiones proximas fugiturum. Amen.
B) FORMELN DER KATHOLISCHEN LEHRE
Die beiden Gebote der Liebe (Mt 22, 37.39)
1. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele
und mit all deinen Gedanken.
2. Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst.
Die goldene Regel (Mt 7, 12)
Alles, was ihr von anderen erwartet,
das tut auch ihnen!
Die Seligpreisungen (Mt 5, 3–12)
Selig, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden;
denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden;
denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten
nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben;
denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften;
denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen
verfolgt werden;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr
um meinetwillen beschimpft und verfolgtv
und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt:
Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Die drei göttlichen Tugenden
1. Glaube
2. Hoffnung
3. Liebe.
Die vier Kardinaltugenden
1. Klugheit
2. Gerechtigkeit
3. Tapferkeit
4. Mäßigung.
Die sieben Gaben des Heiligen Geistes
1. Weisheit
2. Einsicht
3. Rat
4. Stärke
5. Erkenntnis
6. Frömmigkeit
7. Gottesfurcht.
Die zwölf Früchte des Heiligen Geistes
1. Liebe
2. Freude
3. Friede
4. Geduld
5. Freundlichkeit
6. Güte
7. Langmut
8. Sanftmut
9. Treue
10. Bescheidenheit
11. Enthaltsamkeit
12. Keuschheit.
Die fünf Gebote der Kirche
1. Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen an der Messe teilnehmen und keine Arbeiten und Tätigkeiten verrichten, welche die Heiligung dieser Tage gefährden.
2. Wenigstens einmal im Jahr die eigenen Sünden beichten.
3. Wenigstens zu Ostern das Sakrament der Eucharistie empfangen.
4. Die von der Kirche gebotenen Fast- und Abstinenztage halten.
5. Im Rahmen der eigenen Möglichkeiten der Kirche in ihren materiellen Erfordernissen beistehen.
Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit
1. Die Hungrigen speisen.
2. Den Dürstenden zu trinken geben.
3. Die Nackten bekleiden.
4. Die Fremden aufnehmen.
5. Die Kranken besuchen.
6. Die Gefangenen besuchen.
7. Die Toten begraben.
Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit
1. Die Unwissenden lehren.
2. Den Zweifelnden recht raten.
3. Die Betrübten trösten.
4. Die Sünder zurechtweisen.
5. Die Lästigen geduldig ertragen.
6. Denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen.
7. Für die Lebenden und für die Toten beten.
Die sieben Hauptsünden
1. Stolz
2. Habsucht
3. Neid
4. Zorn
5. Unkeuschheit
6. Unmäßigkeit
7. Überdruss.
Die vier letzten Dinge
1. Tod
2. Gericht
3. Hölle
4. Himmel.