Hilde Firtel
Hilde Firtel (* 23. Juli 1910 in Wien; † 2. Dezember 1991 in Frankfurt am Main) war Pianistin, Komponistin, Dirigentin, Autorin und Übersetzerin. Sie baute die Legio Mariae in Deutschland auf.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Hilde Firtel stammt aus jüdischem Elternhaus und wuchs in Wien auf. Ihre Eltern hießen Rudolf und Roze Firtel. Der Vater war Direktor einer Immobilienfirma. Die Eltern förderten schon früh die musikalische Ausbildung ihrer Tochter, die bereits als 5-Jährige Klavierunterricht erhielt. Hilde besuchte das Gymnasium und parallel dazu die Akademie für Musik und darstellende Kunst. Von 1926 bis 1934 belegte sie die Fächer Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition, Klavier, Kammermusik und Partiturspiel bei verschiedenen Lehrern. Um 1926 entstanden ihre ersten Kompositionsversuche. Nachdem sie 1931 die Reifeprüfungen in Klavier und Komposition abgelegt hatte, studierte sie das Kapellmeisterfach und Komposition.
Hilde Firtel fand den Weg zur Katholischen Kirche. Während des Nationalsozialismus musste sie nach Großbritannien flüchten. Sie lebte in Italien und England, wo sie die Legion Mariens kennen lernte. 1945 wurde sie als Legionsgesandtin nach Deutschland geschickt, was ihr als Angehörige der US Army gelang. Seit 1948 in Frankfurt wohnhaft, begleitete sie von dort aus den Aufbau und das Wirken der Legion Mariens in Deutschland bis zu ihrem Tod 1991. Systematisch besuchte sie alle Bischöfe der Bundesrepublik Deutschland: innerhalb von zehn Jahren gab es Legionsgruppen in allen Diözesen.
Komponistin und Dirigentin
Als Kind musikalisch begabter und ehrgeiziger Eltern strebte sie zunächst eine Laufbahn als Musikerin an. Bereits als 16-Jährige konnte sie – begleitend zum Gymnasialunterricht – die Wiener Musikakademie besuchen. Ihre umfassende musikalische Ausbildung schloss sie 1933 an der Wiener Akademie einschließlich eines für Frauen damals ungewöhnlichen Dirigenten-Diploms mit Auszeichnung ab. Im Mai 1933 dirigierte sie das Wiener Frauensymphonieorchester im Musiksaal in Anwesenheit des Wiener Kardinals Innitzer und anschließenden überschwänglichen Presseberichten. Von ihren Kompositionen sind im Frankfurter Archiv „Frau und Musik“ aktuell noch ein Klavierkonzert mit Orchesterbegleitung, Lieder für Sopran und Kammerorchester und mehrere Klavierstücke zu finden. Hilde Firtel, als säkulare Jüdin mit späterer atheistischer Einstellung aufgewachsen, trat 1937 in Mailand zum katholischen Glauben über und verbrachte die Jahre 1939 bis 1945 in England. In der englischen Emigration ging ein Großteil ihres musikalischen Erbes wie die 1936/1937 geschriebene Oper Raja verloren. Als Mitglied des Frankfurter Opernchores, als gelegentliche Pianistin und Sängerin war sie auch in der Nachkriegszeit musikalisch tätig. Ihre von Fachleuten gelobten Werke als Komponistin bedürfen noch einer weiteren Würdigung und Veröffentlichung.<ref> https://de.zenit.org/articles/vor-genau-25-jahren-gestorben-hilde-firtel/</ref>
Schriftstellerin
Bedeutsam ist ihre schriftstellerische Tätigkeit seit Mitte der 50er Jahre. Neben einem autobiographisch geprägten Roman „Musik des Schweigens“ erschienen auch lebendig geschriebene Biographien über die heilige Rita von Cascia, die deutsche Mystikerin Dorothea von Mantau, den Gründer der Legion Mariens, den Iren Frank Duff, den Gründer des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges, Pater Petrus Pavlicek und die italienische Ärztin Gianna Beretta Molla, die heilig gesprochen wurde. Ebenso erschienen 1995 in zweiter Auflage ihre theologischen Betrachtungen „Wunderbare Mutter“ zur Stellung und Bedeutung Mariens.<ref> https://de.zenit.org/articles/vor-genau-25-jahren-gestorben-hilde-firtel/</ref>
Übersetzerin
Mit fließenden Kenntnissen in Englisch, Französisch und Italienisch übersetzte sie grundlegende theologische Werke wie das „Goldene Buch der vollkommenen Hingabe an Maria“ des heiligen Ludwig Maria Grignion de Montfort und „Maria im Plane Gottes“ von Leon-Joseph Kardinal Suenens. In der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt werden mehr als 30 Bücher und Übersetzungen von Hilde Firtel aufbewahrt. Als Übersetzerin und Dolmetscherin war sie auch 1947 bei den Nürnberger Militärgerichtsprozessen im Auftrag der US-Armee tätig<ref> https://de.zenit.org/articles/vor-genau-25-jahren-gestorben-hilde-firtel/</ref>
Bücher
- Ein Mädchen erobert Afrika. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1955
- Maria führt. Das Geheimnis der Legion Mariens Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1963 (40 Seiten).
- Kamillus. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1960.
- Dorothea von Montau - Eine deutsche Mystikerin Kanisius Verlag Konstanz, Frankfurt, München 1968 (94 Seiten: 1. Auflage).
- Gesandtin ohne Diplomatenpass - Abenteuer im Dienste einer Großmacht (Sie schildert die Errichtung der Legion Mariens) Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz um 1965 (209 Seiten).
- Heilige Rita. Novene - Gebete. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1975 (2. Aufl.; 32 Seiten). Heilige Rita. Leben - Novene - Gebete. Parvis Verlag 2008 (63 Seiten; 7. Auflage; ISBN 978-3-907525-92-0).
- Heilige Rita von Cascia : Die Helferin in aussichtslosen Fällen Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1964 (128 Seiten).
- Pfarrer Albert Perabo : 1885 - 1957 ; ein Wandel in der Liebe. Legion Mariens, Senatus Frankfurt am Main 1996 (104 Seiten; 2. Auflage).
- Heiligenverehrung heute: in: Hans Pfeil (Hrsg.): Unwandelbares im Wandel der Zeit, 20 Abhandlungen gegen die Verunsicherung im Glauben Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg , Band II: 1977, S. 325-337 (540 Seiten; ISBN 3-557-91142-X).
- Wunderbare Mutter : Betrachtungen für den Mai-Monat. Legion Mariens - Senatus Frankfurt am Main 1995 (72 Seiten).
- Vorbeter für Millionen : P. Petrus Pavlicek OFM. Rosenkranz-Sühnekreuzzug um d. Frieden d. Welt um 1990 (96 Seiten).
- Hrsg.: Rosenkranz-Sühnekreuzzug um d. Frieden d. Welt: Die grössere Liebe: d. Leben d. Gianna Beretta-Molla 1989 (32 Seiten; 3. Auflage).
- Ein Leben für Christus : Frank Duff und die Legion Mariens EOS Verlag St. Ottilien 1983 (183 Seiten; ISBN 3-88096-156-5).
- Cornelia Connelly / Firtel: "...denn mein Mann wollte Priester werden": Leben u. Werk der Mater Cornelia Connelly. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1958 (92 Seiten).
- Alfons Lambe / Firtel: Apostel ohne Stola: Laien-Apostel Alfons Lambe, Legionsgesandter 1932-1959. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1961 (168 Seiiten).
- Ludwig Maria Grignion von Montfort, Das Goldene Buch der vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria, Übersetzung und Bearbeitung von Hilde Firtel, Vorwort von Rudolf Graber Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1980 (22. Auflage; 20. Auflage 1966; 23. Aufl. 1985; Mit kirchlicher Druckerlaubnis).
- Maria Ildefonsa Rigamonti: Sendbotin des Heiligen Antlitzes: Schwester Maria Pierina de Micheli. Dt. Übertr. aus d. Italien. durch Hilde Firtel Kanisius Verlag Konstanz, München 1959 (252 Seiten).
- Léon-Joseph Suenens: Maria im Plan Gottes : Kurze Gesamtschau d. kirchl. Mariologie [Übers. aus d. Franz.: [Hilde Firtel], Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1963 (167 Seiten).
Weblinks
- Literatur von und über Hilde Firtel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hilde Firtel auf der Seite der Legio Mariae Deutschland
- Hilde Firtel im Wiener Geschichtswiki
Anmerkungen
<references />