Hauskirche
Hauskirche ('ecclesia domestica') bedeutet, dass das Leben der Kirche eine besondere Bedeutung in den Familien hat. Die Familie, die vom II. Vatikanischen Konzil "Hauskirche" genannt wird, ist der primäre Ort, an dem die Einheit täglich durch die Begegnung von Menschen, die recht unterschiedlich sind und sich dennoch einander in einer Gemeinschaft der Liebe annehmen, eingeübt oder geschwächt wird. "Nur als wahre »Hauskirche« und durch die in Demut und Liebe gelebte christliche Berufung kann die christliche Familie ... wirkungsvoll zur Evangelisierung beitragen."<ref>6. November 1999 Nachsynodalen Apostolisches Schreiben Ecclesia in asia, Nr. 46</ref> Die Idee der Hauskirche wurde von Papst Johannes Paul II. belebt.
Die "Initiative Hauskirche"<ref> Initiative Hauskirche Österreich </ref>, will die Familien ermutigen, sie stärken und ihnen helfen, damit sie zu Schulen des Lebens, der Liebe und des Glaubens werden und Hauskirche leben können. Dies soll durch Gebet, thematisch relevante Publikationen, Symposien u.a. bewirkt werden.
Inhaltsverzeichnis
Hauskirche in der Konstitution Lumen gentium
"Aus diesem Ehebund nämlich geht die Familie hervor, in der die neuen Bürger der menschlichen Gesellschaft geboren werden, die durch die Gnade des Heiligen Geistes in der Taufe zu Söhnen Gottes gemacht werden, um dem Volke Gottes im Fluß der Zeiten Dauer zu verleihen. In solch einer Art Hauskirche sollen die Eltern durch Wort und Beispiel für ihre Kinder die ersten Glaubensboten sein und die einem jeden eigene Berufung fördern, die geistliche aber mit besonderer Sorgfalt." (Lumen gentium, 11)
Hauskirche im Katechismus der Katholischen Kirche
Der KKK stellt die Nummern 1655-1658 unter die Überschrift "Hauskirche".
1655 Christus wollte im Schoß der heiligen Familie Josefs und Marias zur Welt kommen und aufwachsen. Die Kirche ist nichts anderes als die "Familie Gottes". Von Anfang an wurde der Kern der Kirche oft von denen gebildet, die "mit ihrem ganzen Haus" gläubig geworden waren". Als sie sich bekehrten, wünschten sie auch, dass "ihr ganzes Haus" das Heil erlange. Diese gläubig gewordenen Familien waren Inseln christlichen Lebens in einer ungläubigen Welt.
1656 Heute, in einer Welt, die dem Glauben oft fern steht oder sogar feind ist, sind die christlichen Familien als Brennpunkte lebendigen, ausstrahlenden Glaubens höchst wichtig. Darum nennt das Zweite Vatikanische Konzil die Familie nach einem alten Ausdruck "Ecclesia domestica" [Hauskirche] (LG 11). Im Schoß der Familie "sollen die Eltern durch Wort und Beispiel für ihre Kinder die ersten Glaubensboten sein und die einem jeden eigene Berufung fördern, die geistliche aber mit besonderer Sorgfalt" (LG 11 ).
1657 Hier wird das durch die Taufe erworbene Priestertum des Familienvaters, der Mutter, der Kinder, aller Glieder der Familie aufs schönste ausgeübt "im Empfang der Sakramente, im Gebet, in der Danksagung, durch das Zeugnis eines heiligen Lebens, durch Selbstverleugnung und tätige Liebe" (LG 10). Die Familie ist so die erste Schule des christlichen Lebens und "eine Art Schule reich entfalteter Humanität" (GS 52, 1). Hier lernt man Ausdauer und Freude an der Arbeit, geschwisterliche Liebe, großmütiges, ja wiederholtes Verzeihen und vor allem den Dienst Gottes in Gebet und Hingabe des Lebens.
1658 Wir müssen noch an diejenigen Menschen denken, die aufgrund der konkreten Verhältnisse, in denen sie - oft ohne es gewollt zu haben - leben müssen, dem Herzen Jesu besonders nahe stehen und deshalb die Wertschätzung und angelegentliche Sorge der Kirche, vor allem der Seelsorger, verdienen: an die große Zahl der unverheirateten Menschen. Viele von ihnen bleiben, oft wegen ihrer Armut, ohne menschliche Familie. Einige bewältigen ihre Lebenssituation im Geist der Seligpreisungen, indem sie Gott und dem Nächsten vorbildlich dienen. Ihnen allen sind die Pforten der Familien, der "Hauskirchen", und die der großen Familie, der Kirche, zu öffnen. "Niemand ist ohne Familie auf dieser Welt; die Kirche ist Haus und Familie für alle, besonders für jene, die ,sich plagen und schwere Lasten tragen' (Mt 11, 28)" (FC 85).
Zitate
- "Gibt es für den Hausvater einen schöneren und höheren Beruf, als Gottes Stellvertreter in seinem Hause zu sein? Ein Mann mit einer recht männlichen Religion steht in seiner Familie als der rechte Stamm und Halt da, an den sich alle anderen halten und an ihm sich aufrichten. Auf den Vater schauen die Kinder, nähren die Glaubenskraft an seinem Glaubensmut. Wehe den Kindern, denen das religiöse, männliche Beispiel des Vaters fehlt! Wehe den Kindern, denen die Autorität des Vaters nicht die rechte Richtung geben kann! Wenn der Mann wahrhaft Religion hat in Wort und Tat, dann hat die Frau auch gründlich Respekt vor ihm, dann ehrt sie ihn auch willig als ihr Oberhaupt. Wenn der Mann rechtschaffen Religion hat, dann hat die Frau im Mann ihren irdischen Himmel. Ein Mann, ein Gatte, ein Vater ohne Religion ist, recht gründlich besehen, ein menschliches Ungetüm." (Adolph Kolping, aus Familienbrevier, zusammengestellt von Dr. Heinrich Kunkel, Familienverlag GmbH, Fulda 1966)
Päpstliche Schreiben
- 16. November 1964 Zweites Vatikanisches Konzil Dogmatische Konstitution Lumen gentium über die Kirche, Nr. 11.
- 2. Februar 1974 Apostolisches Schreiben Marialis cultus über die rechte Pflege und Entfaltung der Marienverehrung, Nr. 52.
- 22. November 1981 Apostolischen Schreiben Familiaris consortio über die Aufgaben der christlichen Familie in der Welt von heute, Nr. 21, Nr. 38, Nr. 49-54, Nr. 59, Nr. 61, Nr. 65, Nr. 85.
- 12. Mai 1989 Ansprache an die Mitglieder des Aufsichtsrates der Päpstlichen Missionswerke, Geistliche Berufe wachsen in der Hauskirche.
- 13. Dezember 1991 Bischofssynode für Europa 1991 mit dem Thema: Damit wir Zeugen Christi sind, der uns befreit hat, Die Träger der Evangelisierung und die vielen Wege einer Neu-Evangelisierung.
- 1992 Katechismus der Katholischen Kirche Nummern 1655-1658.
- 25. März 1993 Päpstlicher Rat für die Förderung der Einheit der Christen Ökumenisches Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen, Nr. 66 (vgl. dazu den Artikel: Mischehe).
- 6. November 1999 Nachsynodalen Apostolisches Schreiben Ecclesia in asia der Bischofssynode zum Thema „Jesus Christus, der Erlöser, und seine Sendung der Liebe und des Dienstes in Asien: ,... damit sie das Leben haben und es in Fülle haben‘" (Joh 10,10), Nr. 46
Literatur
- Rudolf Graber: Die Familie als häusliches Heiligtum, Schnell & Steiner Verlag München-Zürich 1980 (104 Seiten; ISBN 3-7954-0812-1; beim Institutum Marianum erhältlich).
- Die Familie ,Kleine Krche' Presseamt des Erzbistums Köln 1973.
- W. Sedlmeier: Gottes Lob und Dienst in Haus und Heim, Schwabenverlag Stuttgart 1952 (2. Auflage; Imprimatur Rottenburg 1948 (132 Seiten).
- Paulinus Schöning: Kirche und Gottesdienst in Bildern Ein Hilfs- und Unterrichtsbüchlein für Schule und Haus Josef Habbel Verlag 1926 (54 Seiten).
- Joachim Piegsa: Ehe als Sakrament - Familie als "Hauskirche". Das christliche Verständnis von Ehe und Familie in den Herausforderungen unserer Zeit., zusammen mit Josef Georg Ziegler und Clemens Breuer, EOS Verlag St. Ottilien 2001, ISBN 3-8306-7066-4 (Herder Verlag 2002)
Weblinks
- Verliebt, verlobt, verheiratet: Symposion der 'Bewegung Hauskirche' Kath.net am 2. April 2003
- Klaus Küng: Hauskirche ist keine 'fromme Ecke' sondern gelebte Solidarität Kath.net am 23. Oktober 2003
- Benedikt XVI.: Die Familie ist als 'Hauskirche' die erste Lebens- und Glaubensschule Kath.net am 5. November 2007
- Benedikt XVI.: Die Familie – der Weg der Kirche Kath.net am 1. Dezember 2011
- Die Renaissance der Hauskirchen CNA am 1. April 2020 von Stefan Heid
- Literatur von und über Hauskirche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Theorie, das Urchristentum habe mit Hauskirchen begonnen, ist ein "Wissenschaftsphantom des 20. Jahrhunderts" CNA am 27. Dezember 2020 von Stefan Heid
Anmerkungen
<references />