Diktatur des Relativismus
Diktatur des Relativismus (ital. dittatura del relativismo) ist ein Begriff, mit dem Joseph Ratzinger am 18. April 2005 die Zeitsignatur der Gegenwart kennzeichnete. Der Ausdruck, der in der Predigt zur Missa pro eligendo ... fiel, wurde zu einem zentralen Reizwort des Pontifikats. Papst Franziskus bekannte sich dann sogar vor dem Diplomatischen Corps am 22. März 2013 zur Richtigkeit dieser Analyse.
Im Lehramt von Benedikt XVI. tritt das Wort von der Diktatur des Relativismus weitere fünf Mal in Erscheinung, zuletzt in der Botschaft zum Weltfriedenstag 2013, die unter der Überschrift Beati pacifici steht, "Selig die Friedfertigen". Zuvor kennzeichnete der Papst in der Predigt von Bellahouston Park (Schottland, 19.09.2010) die Gegenwart wieder so, sowie in einer Antwort an die Bischöfe der USA am 16. April 2008; beide Male benutzte der Papst den englischen Ausdruck, dictatorship of relativism.
Auf Italienisch fand Diktatur des Relativismus überdies Erwähnung in der Generalaudienz in Castel Gandolfo am 5. August 2009, die dem 150. Todestag des Hl. Johannes Maria Vianney gewidmet war. Hier wird die nachrevolutionäre Zeit in Frankreich so erläutert. Auch die Katechese über Johannes von Salisbury in der Generalaudienz vom 16. Dezember 2009 wendet den Begriff auf eine ältere Epoche an, hier auf die tirannia del principe (Tyrannei des Fürsten), von der Johannes von Salisbury sprach. In diesen beiden historischen Kontexten fällt die eminent politische Bedeutung des Begriffs auf, der neu akzentuiert, was schon Papst Gregor XVI. als dogmatischen Liberalismus und politischen Naturalismus brandmarkte.