Columba Marmion: Worte des Lebens

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Worte des Lebens

Tagesgedanken nach dem Missale

Seliger Columba Marmion OSB

Quelle: Dom Columba Marmion OSB, Worte des Lebens. Tagesgedanken nach dem Missale, Ferdinand Schöningh Verlag Paderborn 1938 (487 Seiten, Imprimatur Paderbornae, d. 11. Augusti 1938, vic. gen. Gierse). Das Buch enthält lateinische Wörter. Bei der Digitalisierung bearbeitet durch Benutzer:Oswald: Die Rechtschreibung ist der gegenwärtigen Zeit angeglichen. Die wenigen Anmerkungen wurden in den Text integriert. Lateinische Sätze, welche übersetzt sind, wurden weggelassen; andere teilweise übersetzt. → Columba Marmion Opera

Erste Umschlagseite des Buches

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Oft ist schon der Wunsch geäußert worden, einen Auszug der schönsten Stellen aus den Werken Dom Columba Marmions zu erhalten. Es ist aber nicht leicht diesen einladenden Gedanken zu verwirklichen, ohne den einheitlichen Ideenaufbau dieses Meisters des innerlichen Lebens in seiner dogmatischen und seelenkundigen Einheit und Grundfassung zu zerstören. Trotz solcher Bedenken wurden hier aus den Werken Dom Marmions jene Stellen ausgewählt, die das charakteristische Merkmal dieses einzigartigen geistlichen Lehrers erkennen lassen.

Worte des Lebens steht auf dieser Marmion-Auswahl, weil Dom Marmion wie kein anderer es verstanden hat, den tiefen Sinn der Lehren des göttlichen Meisters, die wesentlich Worte des Lebens sind, zu erfassen und den Seelen mitzuteilen, damit auch sie im Schein des Lichtes, das vom "Abglanz des Vaters" ausgeht, den Weg zu den Höhen des ewigen Lebens finden.

In der Auswahl der Texte ließen wir uns hauptsächlich davon leiten, jene Gedankengänge wiederzugeben, die Dom Marmion besonders am Herzen lagen und die gleichsam "seine Sendung" ausmachen, nämlich: Christus zu offenbaren, Christus den Gottessohn, das menschgewordene ewige Wort, den einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Erstgeborenen unter vielen Brüdern, der ihnen, um sie zu Kindern Gottes zu machen, das göttliche Leben mitteilt, das er in seiner ganzen Fülle besitzt, der in ihnen durch die Vermittlung des Heiligen Geistes und seiner Kirche das Reich der Vollkommenheit und der Heiligkeit gründet im Glauben, im Vertrauen und in der Liebe.

Um Marmion treu zu sein, mussten wir dann ferner zu jenen Stellen greifen, die überfließen von Vertrauen, Friede und Freude, dem natürlichen Ergebnis einer gesunden dogmatischen GrundeinsteIlung. Da und dort fügten wir auch eines jener herrlichen Gebete hinzu, die dem christusliebenden Herzen dieses Apostels der Vollkommenheit und des geistlichen Lebens entstammen.

So hoffen wir, im Auszug wenigstens Teile des erhabenen, lichtvollen, für die Seelen so fruchtbaren geistlichen Lebens Dom Columbas zu geben. Mögen diese Seiten zugleich ein Ansporn sein, zu den ganzen Werken Marmions zu greifen, um dort die volle Kraft dieser geistigen Speise zu kosten, von der wir in diesem Büchlein nur eine kleine Probe herausnahmen, um sie dem Leser für jeden Tag des Jahres mit auf den Weg zu geben. Buchtitel und Seitenzahl geben auf jeder Seite das Hauptwerk (in der letzten Auflage) als Quelle.

Bleibt noch ein Wort zu sagen über den Gebrauch des Buches. Da es unsere Absicht war, den Leser durch die Kurzberichte aus einer geistigen Welt für einige Augenblick festzuhalten, ihn täglich daran zu erinnern, wo eine wahre, wirklich beglückende, ja notwendige Heimat ist (,die Welt ist [ja] im argen, weil niemand ist, der nachdenkt'), ihm die Mittel und den einzigen Weg, der Christus ist, vor Augen zu führen, glaubten wir dies nicht besser tun zu können, als ihn an Hand des Missale dem liturgischen Jahre folgen zu lassen. So wurden fast immer solche Texte gewählt, die sich den jeweiligen Festen und Festzeiten des Kirchenjahres anpassen. Das Büchlein gliedert sich deshalb in zwei Teile: die Festzeiten des Kirchenjahres und die Heiligenfeste.

Von den Heiligenfesten wählten wir von Advent bis 15. Juli die hauptsächlichsten, von da ab bringen wir für jeden Tag ein Heiligenfest oder die Feria, da, außer den Sonntagen, diese Zeitspanne wenig reich an Festzeiten ist.

Mögen diese Worte des Lebens jedem Leser und Betrachter dazu verhelfen, täglich mehr hineinzuwachsen in das "Vollalter Christi"!

Die Festzeiten des Kirchenjahres

Einführung

Um mit "der Fülle göttlichen Wissens erfüllt" zu werden, müssen wir auf Christus sehen, auf seine Worte hören und seine Geheimnisse betrachten.

Wo aber finden wir die Worte und Taten des Herrn verzeichnet? Im Evangelium. Dieses Evangelium wiederum wird uns wunderbar schön vorgelegt, umrahmt und erklärt durch die Liturgie.

Von Advent bis Pfingsten führt uns die Kirche das ganze Leben ihres göttlichen Bräutigams vor Augen, nicht bloß, wie es uns im Evangelium geschildert wird, sondern sozusagen erläutert durch die Briefe des hl. Paulus und die Schriften der Kirchenlehrer, das ganze irdische Leben Jesu Christi zieht da lebendig an uns vorüber. Die Kirche zeigt uns all die Geheimnisse Jesu eines nach dem andern mit der einem jeden eigenen Schönheit und Besonderheit in ihrem Zusammenhang. Alles, was der Heiland geredet und getan, was er in seiner Person verwirklicht und für uns gewollt hat, wird uns da zu gegebener Zeit von der Kirche vorgelegt.

Nirgends könnten wir das Leben des Herrn, die Worte seines heiligen Mundes und das Sehnen seines göttlichen Herzens besser kennen und verstehen als hier. Hier ist das neu durchlebte Evangelium in allen Einzelheiten des Lebens Christi auf Erden als Leben des Gottmenschen, des Welterlösers, des Hauptes der Kirche, das unseren Seelen in diesem Miterleben die Kraft und Gnade all jener Geheimnisse vermittelt.

Nirgends, außer in der Liturgie, finden wir eine ähnliche vollständige, einfache, wohl gegliederte und tiefgründige Zusammenfassung aller Wunder, die der Herr zu unserer Heiligung und Rettung gewirkt hat. Sie gibt die Offenbarung nach ihrer vollkommensten und zugleich unseren Seelen am meisten angepassten Seite; sie ist ein Bild, das zu den Augen unseres Leibes wie unserer Einbildungskraft spricht und die betrachtende Seele bis ins Innerste bewegt.

Christus unser Ideal, S. 443.

Die heilige Adventszeit

Das liturgische Jahr beginnt mit dem Advent. Letzterer endet mit der Feier des hochheiligen Weihnachtsfestes.

Die vier Wochen der Vorbereitung zu diesem Hochfest, das die Ankunft des Gottessohnes mitten unter uns Menschen zum Gegenstand seiner Feier hat, versinnbilden die lange Zeit der Erwartung, die der Ankunft des Erlösers vorausging.

Es war dies eine Zeit der frohen Hoffnung, ganz durchwebt von dem sehnsüchtigen Rufen und Harren der Propheten, besonders des hl. Johannes des Täufers, der als letzter der Propheten den Messias bereits mit dem Finger seinen Zeitgenossen kundtun konnte: Ecce Agnus Dei. Zugleich war es auch eine Zeit froher Erwartung für Maria, die allerseligste Jungfrau, die bereits der Verwirklichung der Engelsworte mit heiliger Sehnsucht entgegensah.

Die heilige Kirche setzt nun alles ans Werk, um in den Seelen ihrer Kinder jene Gesinnungen wachzurufen, die die Getreuen des Alten Bundes durchdrangen. Diese Wochen voll vertrauensvoller Hoffnung, feuriger Rufe bereiten die Seelen auf die Ankunft Christi in ihnen vor, zu jener inneren geheimnisvollen, allbarmherzigen Ankunft, die sich im Glauben vollzieht, durch die Tat sich bekundet, sich dann ablöst am Ende der Zeiten durch die ewige Liebe und ewige Gerechtigkeit.

Erster Adventssonntag

In der Liturgie des Advents ist fortwährend die Rede von Barmherzigkeit, Erlösung, Heil und Befreiung, von Licht, Überfluss, Freude und Frieden. "Siehe, es wird kommen der Herr, und an demselben Tage wird ein großes Licht sein" (Laudes Antiphon des ersten Adventssonntags). "Freue dich, Jerusalem, mit großer Freude; denn dein Heiland wird zu dir kommen." "Es wird Friede sein in unserem Land, wenn er kommen wird."

Alle Segnungen, die ein Herz nur fassen kann, wird der Erlöser bringen; denn "wie sollte Gott uns mit ihm nicht alles schenken"!

So möge denn jedes Herz in unbedingtem Vertrauen jenem entgegenschlagen, der da kommen soll. Es ist dem ewigen Vater sehr wohlgefällig, wenn wir fest glauben, dass Jesus, sein Sohn, alles vermag, was zu unserer Heiligung dient; denn in diesem Glauben liegt das Bekenntnis, dass Jesus gleicher Gott ist mit dem Vater, und dass der Vater "alles in seine Hand gegeben hat". Cum illo omnia nobis donavit.

Daher wird diese Zuversicht auch nie getäuscht. Das versichert die heilige Kirche in der Messe des ersten Adventssonntags nicht weniger als dreimal mit heiligem Nachdruck: Alle, die deiner harren, werden nicht zuschanden. Qui te expectant non confundentur.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 111.

Montag in der ersten Adventswoche

Gott hat schon gleich nach dem Sündenfall den Erlöser verheißen, aber Tausende von Jahren vergingen, ehe er kam; Tausende von Jahren, während welcher die Menschheit die Hände aufreckte aus einem Abgrund grenzenlosen Elendes, unfähig sich daraus zu erheben; Tausende von Jahren, während welcher sie Opfer an Opfer reihte, Sühnung an Sühnung, um sich aus der Knechtschaft zu befreien.

"Als dann die Fülle der Zeit gekommen", sandte Gott den verheißenen Erlöser, der die Schöpfung befreien, die Sünde tilgen und die Menschheit mit Gott versöhnen sollte: - seinen eingeborenen menschgewordenen Sohn.

Wahrer Mensch, dem Geschlecht Adams entsprossen, konnte er sich freiwillig an Stelle all seiner Brüder anbieten, konnte sich sozusagen für ihre Sünden verantwortlich machen. Durch sein freiwillig übernommenes Leiden, durch das Sühnopfer seines leidensfähigen Fleisches war er imstande, sich Verdienste zu erwerben. - Diese Verdienste der gottmenschlichen Person waren von unendlichem Werte und daher vollkommene Sühne, überreiche Genugtuung.

Die sündbefleckte Menschennatur war dem Tod verfallen; eine mit Gott verbundene menschliche Natur ist die Quelle der Gnade und des Lebens geworden: Ut unde mors oriebatur inde vita resurgeret.

Christus, das Leben der Seele, S. 88.

Dienstag in der ersten Adventswoche

Die gesamte Religion des Alten Bundes findet ihren ergreifenden Ausdruck in dem einen sehnsuchtsvollen Ruf der Altväter und aller Frommen der Vorzeit: "Tauet hernieder, ihr Himmel, und die Wolken mögen den Gerechten regnen; es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor, und Gerechtigkeit erstehe zumal!" Der Gedanke an den Erlöser beherrscht das ganze Alte Testament. Alle Kultgebräuche, Riten und Opfer weisen hin auf ihn, "all das, was ihnen (den Israeliten) widerfuhr, war vorbildlich." All ihr Sehnen und Verlangen, all ihr Hoffen und Erwarten gilt dem Erlöser. Die Religion des Volkes Israel war nichts anderes als die Erwartung des verheißenen Erlösers.

Auch verlangte es die Größe des Geheimnisses der Menschwerdung und die erhabene Majestät des Erlösers, dass die Offenbarung dem Menschengeschlecht nur nach und nach zuteil wurde. Sogleich nach dem Sündenfall wäre der Mensch weder fähig noch würdig gewesen, die volle Offenbarung des Gottmenschen zu empfangen. Durch ein Heilsverfahren voll Weisheit und Barmherzigkeit hat Gott daher dieses wunderbare Geheimnis im Lauf der Jahrhunderte durch den Mund der Propheten nur nach und nach enthüllt. Zuerst musste die Welt genügend vorbereitet sein, dann erst konnte das göttliche Wort, das so oft verheißene, so sehnsüchtig erwartete, in Person auf Erden erscheinen, um die Menschen zu unterweisen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 96

Mittwoch in der ersten Adventswoche

"Wir haben das Glück, an jenes Licht zu glauben, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt." Wir leben in der glücklichen "Fülle der Zeiten", begnadigter als die Patriarchen, denen es versagt war, das Reich des Messias zu schauen. Wenn wir auch nicht zur Schar derer zählen, die Christus mit eigenen Augen sehen, seinen Worten lauschen und ihn betrachten durften, wie er einherging, Gutes tuend, so haben wir doch das große Glück, den Völkern beigezählt zu sein, die, nach den Worten des königlichen Sängers, das Erbteil Christi bilden.

Dennoch aber will der Heilige Geist, der erste Urheber unserer Heiligkeit, dass die Kirche, die er lenkt und leitet, alljährlich vier Wochen dazu bestimmt, um den Gläubigen die lange Dauer der göttlichen Vorbereitungen ins Gedächtnis zu rufen.

Und weshalb? Zunächst weil es Gottes Wille ist, dass er gelobt und geehrt werde in allen seinen Werken.

Dann will Gott auch, dass wir in diesen Vorbereitungen Gottes Stärkung unseres Glaubens finden.

Endlich gibt es einen dritten, noch tieferen und inniglicheren Beweggrund. Wir werden nämlich am überfließenden Reichtum der Weihnachtsgnade nur in dem Maße teilnehmen, als wir unsere Seele darauf eingestimmt haben.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 104

Donnerstag in der ersten Adventswoche

Wenn man die Weissagungen der Propheten liest, findet man, dass die Züge, womit Gott die Person des kommenden Messias zeichnet und die Merkmale seiner Sendung ausdrückt, nicht selten in so grellem Gegensatz zueinander stehen, dass es beinahe unmöglich scheint, sie auf ein und dieselbe Person zu beziehen.

Bald legen die Propheten dem Erlöser Vorrechte bei, die nur Gott zukommen, dann hingegen sagen sie diesem gleichen Messias Demütigungen, Widerspruch, Schwachheiten und Schmerzen voraus, wie sie der nichtswürdigste Verbrecher kaum verdienen würde.

Diese Gegensätze finden sich bei fast allen Propheten, wodurch die erhabene Größe und tiefe Schmach, die Macht und Ohnmacht, das Leiden und die Herrlichkeit des Messias geschildert werden.

Es erhellt daraus, mit welch herablassender Weisheit Gott die Menschen nach und nach auf die Offenbarung des unaussprechlich hohen Geheimnisses des Gottmenschen vorzubereiten suchte, der da zugleich der höchste Herr ist, dem alle Anbetung gebührt, und das Opferlamm für die Sünden der Welt.

"Sende, o Herr, das Lamm, den Beherrscher der Erde!" (Jes 16, 1).

Christus in seinen Geheimnissen, S. 98.

Freitag in der ersten Adventswoche

Isaias, der große Seher, spricht sich so deutlich und so reichhaltig über die Person Christi aus, dass man ihn den "fünften Evangelisten" genannt hat. Oft scheint er geradezu vergangene Tatsachen zu erzählen, so anschaulich schildert er künftige Ereignisse.

Der bis in den Himmel entrückte Prophet bezeichnet die Herkunft des Messias als "unaussprechlich". Er gibt ihm Namen, die noch niemals ein Sterblicher getragen hat. "Er wird genannt werden: wunderbarer, starker Gott, Vater der Zukunft, Friedensfürst." Als "Sohn der Jungfrau wird man seinen Namen Emanuel nennen, d. i. Gott mit uns." Isaias beschreibt ihn ferner, wie er "aufgeht als Sonnenglanz und leuchtet wie eine Fackel". Er schaut, wie durch ihn die Augen der Blinden geöffnet und die Ohren der Tauben aufgetan werden, wie sich der Stummen Zunge löst und der Lahme wie ein Hirsch einherspringt. Er sieht ihn "den Völkern zum Haupt gegeben, zum Führer und Lehrer der Nationen, und sieht, wie vor seinem Angesicht die Götzen vertilgt werden". Er hört den Schwur des Herrn, dass sich "vor diesem Erlöser jedes Knie beugen, und dass jede Zunge seine Macht bekennen soll".

Und doch wird dieser nämliche Erlöser von der Last unsagbarer Leiden und Verdemütigungen so niedergebeugt werden, dass er gleichgeachtet dem mindesten der Menschen, für einen Aussätzigen gehalten werden wird, einen von Gott Geschlagenen und Gebeugten.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 99

Samstag in der ersten Adventswoche

Die Kirche hat die ganze Adventsliturgie mit der Erinnerung an die Gottesmutter durchwoben. Immer wieder lässt sie uns die göttliche Fruchtbarkeit der Jungfrau besingen, "die da zum Staunen der Welt ihren heiligen Schöpfer gebar und vor und nach der Geburt makellose Jungfrau blieb".

Mariens Schoß war ein unversehrtes Heiligtum, von dem unablässig der süß duftende Weihrauch lautester Anbetung und Huldigung zu Gott emporstieg.

Sie, die demütige Jungfrau, ist die Königin der Patriarchen, deren heiliger Ahnenreihe sie entstammt, und das Kind, das sie der Welt schenken soll, ist jener "Sohn des Allerhöchsten", der all die herrlichen Verheißungen der Vorzeit in sich trägt.

Maria ist auch die Königin der Propheten; denn aus ihr wird hervorgehen das Wort, das den heiligen Sehern die Prophezeiungen in den Mund gelegt, ihr Kind, das alle Weissagungen erfüllen, "den Unterdrückten Erlösung, ein Gnadenjahr des Herrn bringen wird".

Bitten wir daher Maria recht demütig, dass sie uns mit den Gesinnungen ihres allerreinsten Herzens beseelen wolle. Sie wird uns erhören, und wir werden die unermessliche Freude erleben, durch eine vermehrte Mitteilung himmlischer Gnade eine neue Geburt Christi in unsern Herzen zu erfahren.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 112.

Zweiter Adventssonntag

Es genügt der kirchlichen Liturgie nicht, uns die Weissagungen der Propheten, besonders des Propheten Isaias, nur zur Lesung zu geben, sie legt uns auch das Seufzen und Sehnen der Gerechten des Alten Bundes auf die Lippen. Sie will uns in gleicher Weise vorbereiten, wie einst Gott das Volk der Verheißung vorbereitet hat auf die erste Ankunft seines Sohnes. "Sende, Herr, den, der gesandt werden soll". "Komm, o Herr, und säume in Zukunft nicht, erleichtere die Sündenlast deines Volkes!" "Lass, Herr, uns dein Erbarmen schauen und schenke uns dein Heil!" (Offertorium der Tagesmesse. Um den Leser nicht zu überbürden, haben wir wegen der Oktav des Festes der Unbefleckten Empfängnis die einzelnen Wochentage der zweiten Adventswoche ausgelassen. Am Leser ist es, die Texte der 1., 2., 3. Adventswoche demgemäß zu verteilen). "Komm, uns zu befreien, Herr, Gott der Heerscharen! Erwecke deine Macht und komm!"

Unablässig lässt die Kirche ihre Kinder diese Anmutungen wiederholen. Wenn wir sie uns zu eigen machen, sie aus gläubigem Herzen emporsenden, wird Jesus Christus uns mit seinen Gnaden bereichern. Denn Christus schenkt sich uns nach dem Maße der Sehnsucht, womit wir ihn aufzunehmen verlangen, und die Sehnsucht erweitert das Herz dessen, der sie erweckt. "Tue deinen Mund auf, und ich will ihn sättigen."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 111.

Dritter Adventssonntag

Die Feier jedes einzelnen der Geheimnisse Christi ist nicht bloß Erinnerung an ein geschichtliches Ereignis, sondern eine Gnadenvermittlung besonderer Art. Christus aber wendet seine Verdienste und Gnaden jeder einzelnen Seele nur nach dem Maß ihrer eigenen Vorbereitung zu. Das weiß die heilige Kirche sehr wohl und versäumt deshalb nichts, um in den Herzen ihrer Kinder jene Gesinnungen zu wecken, welche die gnadenreiche Ankunft Christi voraussetzt. Sie ruft nicht nur mit dem Vorläufer: "Bereitet den Weg des Herrn" (Vgl. die Tagesmesse), denn "er ist nahe", sondern gleich einer sorgenden Mutter gibt sie uns auch die Mittel zur Förderung dieser Vorbereitung an.

Reinheit ist es vor allem, die den Herrn anzieht. Wir alle aber sind arme Sünder. Was wird die Reinheit in uns ersetzen? Die Demut! "Ich bin nicht würdig", bekennt Johannes, "seine Schuhriemen aufzulösen" (Vgl. die Tagesmesse). Die Demut zieht Christus zu uns herab; denn wahre Demut, die sich in die Tiefen ihres Nichts versenkt, ist die wahrste Huldigung, die man der ewigen Güte und Allmacht Jesu darbringen kann.

Die Erkenntnis unserer Armseligkeit darf uns aber nicht entmutigen, im Gegenteil. Je mehr wir unser Elend empfinden, desto zuversichtlicher sollen wir das Herz erweitern, gaudete (Vgl. die Tagesmesse), im kindlichen Vertrauen; denn nur von Christus kommt alles Heil. "Ihr Kleingläubigen, seid getrost und fürchtet euch nicht! Siehe, unser Gott wird kommen und uns retten" (Vgl. die Tagesmesse).

Christus in seinen Geheimnissen, S. 107.

Montag in der dritten Adventswoche

Die Heiligkeit des Johannes scheint den Juden so groß, dass sie zu ihm kommen und fragen, ob er der Messias sei, den sie erwarten. Er aber, dem Gott mit allen Gnadenerweisungen seiner Huld zuvorgekommen ist, bekennt in tiefer Demut, dass er nur dazu gesandt ist, die Stimme eines Rufenden in der Wüste zu sein, die da mahnt: "Bereitet den Weg des Herrn; denn er wird kommen."

Die anderen Propheten haben den Messias nur von ferne geschaut, Johannes aber darf mit dem Finger auf ihn weisen, darf ihn so klar und deutlich bezeichnen, dass alle, die geraden Herzens sind, ihn verstehen müssen. "Seht das Lamm Gottes, seht jenen, den die Menschheit so lange ersehnte, damit er ihre Sündenschuld tilge". "Mitten unter euch steht jener, den ihr nicht kennt. Er ist größer als ich; denn er war vor mir." So groß ist er, dass ich nicht würdig bin, seine Schuhriemen aufzulösen, so groß, dass ich den Geist herniedersteigen sah wie eine Taube aus dem Himmel und auf ihm weilen, und ich habe gesehen und bezeuge es: "dieser ist der Sohn Gottes". "Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben. Wer aber auf den Sohn nicht hören will, wird das ewige Leben nicht sehen, sondern dem Zorn Gottes verfallen."

Durch diese Worte bereitet der Vorläufer die Herzen zur Aufnahme des Messias vor.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 103.

Dienstag in der dritten Adventswoche

Schon der Vorläufer verkündet der Welt die Ankunft des Erlösers mit den bezeichnenden Worten: "Seht das Lamm Gottes." Das charakteristische Merkmal des Lammes aber besteht darin, dass es mit sich tun lässt, was man will, und sich dem Schlachtmesser darbietet ohne Widerstand. Dieses Bild hat auch der Prophet Isaias vom Messias gezeichnet. Wie wahrheitsgetreu aber hat es sich im Leben Jesu Christi ausgedrückt!

Vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung an überlässt er sich ganz dem Wohlgefallen und allen Wünschen seines Vaters: "Siehe, da bin ich, mein Vater, um deinen Willen zu erfüllen."

Das ist die erste Regung seines heiligsten Herzens, und es liegt darin nicht nur ein Ausruf des Gehorsams, sondern auch ein Akt vollkommener Hingabe angesichts aller Demütigungen und Leiden, die ihn erwarten.

Christus unser Ideal, S. 362

Welch ein feierlicher Augenblick für die Seele des Gottmenschen, welch wichtiger Augenblick aber auch für die gefallene Menschheit!

Welches Geschöpf vermöchte die Liebe zu ermessen, die dieser erste priesterliche Akt umschloss; wer könnte seine Tiefe ergründen, seine Schönheit erfassen? Schweigende Anbetung allein vermag ihn in etwa zu preisen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 80.

Quatember-Mittwoch im Advent

In jenem feierlichen Augenblick, da Maria ihr Fiat (Vgl. das Evangelium der Messe) ! gesprochen, sprach die ganze Menschheit durch ihren Mund: "Ja, o Gott, so geschehe es!" Und das Wort ist Fleisch geworden. Im gleichen Augenblick hat in der Kraft des Heiligen Geistes das Wort aus Maria Fleisch angenommen. Der Schoß der Jungfrau ward zur geheimnisvollen Arche des Neuen Bundes, den Gott mit den Menschen geschlossen hat.

Wenn im Credo der heiligen Messe die Worte gesungen werden, die an dieses hochheilige Geheimnis erinnern: et incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria Virgine et homo tactus est, dann müssen nach kirchlicher Vorschrift all ihre Diener zum Zeichen der Anbetung die Knie beugen.

O, beten auch wir es an in tiefster Ehrfurcht, das göttliche Wort, das für uns im Schoß der Jungfrau Mensch geworden ist! Unsere demütige Liebe muss um so größer sein, je mehr er sich erniedrigte, da er nach den Worten des hl. Paulus "Knechtsgestalt angenommen hat". Beten wir an mit Maria, die vom himmlischen Licht erleuchtet in seliger Versunkenheit vor ihrem Schöpfer kniet, der ihr Sohn geworden ist!

Grüßen auch wir Maria, die reinste Jungfrau! Danken wir ihr; denn sie ist es, durch die wir gewürdigt wurden, "den Urheber des Lebens zu empfangen".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 159.

Donnerstag in der dritten Adventswoche

Wenn wir Christus in der heiligen Kommunion empfangen, können wir ihn betrachten und mit ihm reden, in welchem Geheimnis wir nur immer wollen.

Wir können also z. B. Jesus empfangen als den dem Vater wesensgleichen Gott, der da lebt im Schoß des Vaters. Wir beten dann in unserer Seele das ewige Wort an, Gott gleich dem Vater, wahrer Sohn Gottes, an dem der Vater sein Wohlgefallen hat.

Wir können den Herrn auch anbeten, wie ihn Maria in ihrem Schoß anbetete, als das menschgewordene Wort in ihr verborgen lebte, ehe es in der Welt erschien.

Erst im Himmel werden wir erfahren, mit welchen Gefühlen der Ehrfurcht und Liebe Maria im Innersten ihres Herzens den Sohn Gottes anbetete, der aus ihr Fleisch annahm.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 362.

"Ich empfehle Ihnen, während der heiligen Messe, besonders nach der Kommunion, im Glauben eins zu sein mit Jesus in allem, was er in Ihrem Namen tut und sagt beim Vater. Seien Sie sein Amen, wie er das ewige und unendliche Amen seines Vaters ist. Ihre Aufgabe ist es, in Anbetung zu verharren, verloren in Ihrem Nichts, vor der Majestät des Vaters, wo Jesus Sie vertreten wird."

Die Gottverbundenheit, S. 335.

Quatember-Freitag im Advent

Blicken wir auf die allerseligste Jungfrau Maria, die unter allen Weibern auserwählt war, Mutter des fleischgewordenen Wortes zu sein. Kein Geschöpf, außer der allerheiligsten Menschheit Jesu, ist wie sie mit Gnaden überhäuft worden. "Sei gegrüßt voll der Gnaden." Sie war sich dessen sicherlich bewusst.

Und als Elisabeth sie wegen ihrer göttlichen Mutterschaft beglückwünschte, verneinte sie durchaus nicht die hohe Auszeichnung, die ihr zuteil geworden. Im Gegenteil! Sie anerkennt sogar, dass "es große Dinge sind", so große und wunderbare Dinge, dass "alle Völker sie seligpreisen werden". Fecit mihi magna qui potens est. Ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes.

Aber wenn sie diese Gnaden auch nicht verneint, so nimmt sie doch auch keineswegs Gelegenheit, sich ihrer zu rühmen; sie gibt alle Ehre Gott zurück, dem Allmächtigen, der in ihr wirkt: "Hochpreiset meine Seele den Herrn." Das ist so recht das Verhalten einer demütigen Seele.

Übrigens täuscht sie die wahre Demut hierin nicht; sie verneint die Gaben Gottes nicht, gebraucht sie vielmehr, gibt aber die Ehre dem zurück, von dem sie dieselben empfangen hat.

Christus unser Ideal, S. 280.

Quatember-Samstag im Advent

Wer war am besten vorbereitet auf die Ankunft des göttlichen Wortes? Ohne Zweifel Maria, die makellose Jungfrau. Da das ewige Wort herniederstieg auf unsere Erde, fand es das Herz dieser Jungfrau vollkommen vorbereitet und fähig, die Gnadenschätze aufzunehmen, womit es sie überschütten wollte.

Welches aber war die Seelenverfassung, die Herzensgesinnung Mariens, der Jungfrau?

Sicherlich war sie ganz vollkommen; in ganz besonderem Glanz aber strahlte ihre jungfräuliche Reinheit. Maria ist die Jungfrau. Die Jungfräulichkeit ist ihr ein so kostbares Gut, dass sie den Engel, der ihr die göttliche Mutterwürde verheißt, auf ihr Gelöbnis verweist.

Reinheit ist es also vor allem, die den Herrn anzieht.

Wir alle aber sind arme Sünder. Wenn uns die Reinheit der Jungfrau Maria mangelt, dürfen wir von Gott wenigstens die Demut einer Magdalena, ihre Liebesreue und aufrichtige Bußgesinnung erflehen. Jesus, mein geliebter Heiland, ich bin nicht würdig, dass du eingehest zu mir! Mein Herz kann dir keine fleckenlose Wohnstätte bieten, nur Armut und Sündenelend. Aber siehe, ich bin mir dieses Elendes schmerzlich bewusst und gestehe es ein. O, so komm und befreie mich! Du bist das Erbarmen selbst! Komm und erlöse mich! Du bist die Allmacht! Komm und befreie mich!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 108

Vierter Adventssonntag

Felsenfestes Vertrauen beseelte die Frommen des Alten Bundes. Sie wussten, dass der Messias kommen würde, und der Messias war für sie alles. Er war der Inbegriff der Erwartung Israels, die Sehnsucht und Hoffnung des Volkes. Sein Antlitz schauen zu dürfen, sollte die Erfüllung aller Wünsche sein. In vertrauensvoller Ungeduld scholl es zum Himmel empor: "Komm, Herr, und säume nicht (Alleluja in der Tagesmesse). Zeige uns dein Angesicht, und es wird uns geholfen werden."

Wie ungleich mehr bewahrheitet sich all das bei uns, die wir Jesus Christus besitzen, der Gott und Mensch zugleich ist. O, wenn wir recht erfassten, was die allerheiligste Menschheit Jesu ist! Unser Vertrauen würde unerschütterlich sein. In Jesus wohnen alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft; in ihm thront die Gottheit selber. Der Gottmensch, der uns heimsucht, er ist Emanuel, d. h. Gott mit uns. Er ist unser erstgeborener Bruder. Das ewige Wort hat sich mit unserer Natur vermählt, hat alle ihre Schwachheiten auf sich genommen, um zu verkosten, was das Leiden ist. Es kommt zu uns, um uns Anteil zu geben an seinem göttlichen Leben. Alle Gnaden, die wir zu erhoffen vermögen, besitzt Jesus in göttlicher Fülle, um sie uns mitzuteilen.

So möge denn jedes Herz in unbedingtem Vertrauen jenem entgegenschlagen, der da kommen soll.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 110

Montag in der vierten Adventswoche

Die Heilsordnung der göttlichen Erbarmung gründet durchaus auf dem Glauben. Der Glaube ist "die Grundlage und Wurzel aller Rechtfertigung."

Ohne den Glauben könnte selbst die persönliche Gegenwart Christi in der Seele ihre volle Wirkung nicht ausüben.

Der Glaube aber wird uns mitgeteilt durch das innere Wirken des Heiligen Geistes in unserer Seele, das die Darlegungen der Propheten und Prediger begleitet. "Der Glaube kommt aus der Predigt."

Indem Gott immer wieder seine ursprünglichen Verheißungen erneuerte und die Züge des kommenden Erlösers nach und nach durch den Mund der Propheten vorausverkünden ließ, wollte Gott in den Gerechten des Alten Bundes jene Gesinnungen wecken, die erforderlich waren, damit die Ankunft des Messias ihnen zum Heil seI.

Je mehr die Gerechten der Vorzeit im Glauben verankert und vom Vertrauen auf die Versprechungen des Herrn, die ihnen durch die Propheten kund wurden, beseelt waren, um so größer war ihre Sehnsucht, die Erfüllung zu schauen, um so besser waren sie vorbereitet, den Überfluss der Gnaden zu empfangen, den der Erlöser über die Welt ausgießen sollte.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 100

Dienstag in der vierten Adventswoche

An diesem göttlichen Leben, das alles Geschaffene überragt, so dass es Gott allein mit Recht zukommt, an diesem ewigen Leben, das der Vater seinem Sohn gibt und beide ihrem gemeinsamen Heiligen Geist mitteilen, will Gott auch Geschöpfe teilnehmen lassen. Durch ein Übermaß von Liebe, das jener Fülle des Seins und der Güte entquillt, die Gott selbst ist, strömt dieses Leben aus dem Schoß Gottes weiter zu den Wesen, die aus dem Nichts gezogen wurden, um sie über ihre eigene Natur zu erheben und ewig zu beseligen.

Der Sohn Gottes, einzig und ewig im Schoß des Vaters, nimmt in der Zeit die menschliche Natur an: das göttliche Leben teilt sich in seiner Fülle dieser menschlichen Natur mit und macht sie zur wahren Menschheit des Sohnes Gottes. Das ist das Wunder der Menschwerdung.

Aber dieser Sohn, des Vaters einziger Sohn der Natur nach: Unigenitus Dei filius, ist auf Erden erschienen, nur um der Erstgeborene all jener zu werden, die ihn aufnehmen. Dasselbe göttliche Leben fließt vom Vater auf den Sohn, auf dessen Menschheit und durch den Gottmenschen Christus auf alle jene, die bereit sind, es aufzunehmen. Und dieses Leben geleitet sie bis zur Seligkeit im Schoß des Vaters.

Christus, das Leben der Seele, S. 24

Mittwoch in der vierten Adventswoche

Während die ewige Weisheit durch eine Reihe von außergewöhnlichen Tatsachen im auserwählten Volk die Erinnerung an die ursprünglichen Verheißungen treu bewahrt und sie durch die Propheten unablässig bestätigt und weiterentwickelt, benützt sie sogar zu wiederholten Malen die Verbannung und Gefangenschaft des ob seiner Treulosigkeit gezüchtigten Judenvolkes, um die Kunde dieser göttlichen Verheißungen unter den heidnischen Völkern zu verbreiten und dadurch auch deren Schicksal zu lenken.

Die Geschichte erzählt uns, wie Gott, der "die Herzen der Könige lenkt wie Wasserbäche" und dessen Allmacht seiner Weisheit gleichkommt, während der langen Reihe dieser vorbereitenden Jahrhunderte die gewaltigsten Reiche der Welt eines nach dem andern aufbaute und wieder zertrümmerte. Die Herrschaft der Assyrer muss jener der Babyloner weichen. Cyrus, den Gott "seinen Gesalbten" nennt, und Alexander werden zu Gebietern vieler Völker, bis endlich die Römer der damals bekannten Welt Einheit und Frieden aufzwingen.

Nunmehr ist die "Fülle der Zeit" angebrochen, Sünde und Irrtum überfluten die Welt. Die Menschheit beginnt sich des Elendes, worin ihr Stolz sie gestürzt, bewusst zu werden. Alle Völker strecken in Sehnsucht ihre Hände aus nach dem oft verheißenen und so lange erwarteten Erlöser, und "nun wird endlich der von allen Geschlechtern Ersehnte kommen".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 102

Donnerstag in der vierten Adventswoche

Wie nehmen wir teil an dem Leben, das uns Christus bringt? Indem wir durch den Glauben Christum aufnehmen!

"Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, jenen, die an seinen Namen glauben, die aus Gott geboren sind." Quot-quot autem receperunt eum, dedit eis potestatem filios Dei fieri, his qui credunt in nomine ejus, qui ... ex deo nati sunt.

Unser Eintritt in dieses neue Leben ist eine wirkliche Geburt, die sich durch den Glauben und die Taufe, das Sakrament der Aufnahme an Kindes Statt, vollzieht. Dazu sagt der hl. Johannes: "Wer glaubt, dass Jesus der Messias ist, ist aus Gott geboren."

Daraus geht klar hervor, dass wir, um "aus Gott geboren" und "Kinder Gottes" zu sein, Jesus Christus im Glauben aufnehmen müssen. - Der Glaube ist die Grundlage des übernatürlichen Lebens, durch welches wir auf unaussprechliche Weise am göttlichen Leben teilnehmen. Er versetzt uns in jene übernatürliche Sphäre, die den Augen der Welt verborgen ist.

Einzig wahres Leben, weil es nicht wie das natürliche Leben mit dem Tod endet, sondern sich in einer nicht endenden, ungetrübten Seligkeit erst voll entfaltet.

Christus unser Ideal, S. 110

Freitag in der vierten Adventswoche

Die Ankunft des Gottessohnes auf Erden ist ein so wichtiges Ereignis, dass Gott die Welt jahrhundertelang darauf vorbereitet hat. Die feierlichen Kultgebräuche und Opfer, die Gestalten und Sinnbilder des Alten Bundes, sie alle zielen hin auf Christus. Gott verheißt ihn durch den Mund der Propheten; er kündigt ihn an von Geschlecht zu Geschlecht.

Die Kirche, geleitet vom Heiligen Geist, hat die Sehnsucht der Erzväter, das Seufzen aller Gerechten des Alten Bundes, die Wünsche und das Verlangen des auserwählten Volkes sich zu eigen gemacht, um es ihren Kindern auf die Lippen zu legen und ihre Herzen damit zu erfüllen. Sie will uns auf die Ankunft Christi so vorbereiten, als sollte dessen gnadenreiche Geburt sich in Wirklichkeit vor uns erneuern.

Darum entfaltet sie jedes Mal, wenn sie die Herabkunft ihres göttlichen Bräutigams auf diese Erde begeht, alle Pracht der Zeremonien und strahlt in vollem Lichtglanz, wenn sie die Geburt des Friedensfürsten feiert, der aufgeht als "Sonne der Gerechtigkeit" inmitten unserer Finsternis. "Es kam das wahre Licht in die Welt, das jeden Menschen erleuchtet." An diesem Tag gewährt die Kirche ihren Priestern sogar das seltene Vorrecht, drei heilige Messen zu feiern, um den Glanz dieses wunderbaren Festes zu erhöhen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 115

Samstag in der vierten Adventswoche

Es ist etwas unaussprechlich Erhabenes um das innerliche Leben Marias in jenen Tagen der Erwartung. Sie verharrte in innigster Lebensgemeinschaft mit dem göttlichen Kind, das sie in ihrem Schoß trug.

Mariens Schoß war ein unversehrtes Heiligtum, von dem unablässig der süß duftende Weihrauch lauterster Anbetung und Huldigung zu Gott emporstieg.

Die Seele Jesu war durch die beseligende Anschauung in das Strahlenmeer göttlichen Lichtes getaucht. Dieses Licht strahlte über auf die Mutter, so dass sie den Engeln des Himmels in Wahrheit als das "Frau erscheinen musste, das mit der Sonne bekleidet ist", ganz durchglänzt von Himmelsklarheit, durchleuchtet vom Licht ihres Sohnes. Wie war Mariens Denken und Fühlen so vollkommen auf der Höhe des Glaubens! Alle Hoffnung und Sehnsucht, alle Wünsche und Bitten der Menschheit, die ihrem Gott und Heiland entgegensah, nahm Maria gleichsam in ihr reines Herz auf und verlieh ihnen durch die Reinheit und Inbrunst ihrer Empfindungen einen bisher unerreichbaren Wert ... Welch heilige Glut lag in ihrer Sehnsucht, wie unerschütterlich war ihr Vertrauen, wie glühend ihre Liebe!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 113

Vigil von Weihnachten

Jedes Geheimnis Christi ist noch jetzt lebendig. Die Feier jedes einzelnen derselben ist nicht bloß Erinnerung an ein geschichtliches Ereignis, sondern eine Gnadenvermittlung besonderer Art, die eine nur ihr eigentümliche Kraft enthält, wodurch wir an Christi Leben in all seinen verschiedenen Stufen teilnehmen.

Die Kirche feiert nun an Weihnachten die Geburt des Herrn, ihres göttlichen Bräutigams, der "aus seiner Kammer hervortritt".

Christus ist zwar schon in uns durch die Heiligmachende Gnade, die uns zu Kindern Gottes macht. Aber die Kirche wünscht, dass diese Gnade sich erneuere, dass wir ein neues Leben beginnen, freier von Sünde, losgelöster von Unvollkommenheiten, von der Anhänglichkeit ans eigene Ich und an die Geschöpfe.

Ganz besonders möchte die heilige Kirche ihre Kinder verstehen lehren, dass Christus, der von uns die menschliche Natur entlehnte, uns Anteil an seiner Gottheit schenken möchte, die wir neuerdings in vollkommener, schrankenloserer Weise besitzen sollen als bisher. Es handelt sich gleichsam um eine göttliche Wiedergeburt in uns, wie sie die Sekret der Mitternachtsmesse erfleht: "O möchten wir durch den Beistand deiner Gnade und vermittelst dieser heiligen Handlung nach dem Ebenbild dessen erfunden werden, durch den unsere Natur mit dir vereint ist!"

Christus in seinen Geheimnissen, S. 106

Die heilige Weihnachtszeit

Weihnachten und Ostern sind gleichsam die Pole einer Achse, um die sich das Kirchenjahr dreht.

Während das hochheilige Weihnachtsfest durch den Advent eingeleitet wird, findet Ostern seine würdige Vorbereitung in der heiligen Fastenzeit.

Weihnachten und Dreikönig beleuchten mit ihrem Glanz die Zeit nach "Erscheinung des Herrn", so wie Ostern und Pfingsten die österliche Zeit und den Pfingstkreis beherrschen.

Das hochheilige Weihnachtsfest erinnert uns an das unaussprechliche Geheimnis der Menschwerdung, das uns Gott sichtbar macht, damit wir ihn hören, nachahmen und uns mit ihm zu vereinigen vermögen.

Das "Wort" nimmt die menschliche Natur an, um in dieser Welt zu erscheinen, und gewährt uns dafür die Teilnahme an seiner Gottheit. "O wunderbarer Tausch! Der Schöpfer des Menschengeschlechtes hat einen menschlichen Leib angenommen und ließ sich herab, von einer Jungfrau geboren zu werden. Er ist hervorgegangen als Mensch und hat uns seine Gottheit mitgeteilt. "

Für diese Festzeit nun wurden Texte gewählt, die den Lehrinhalt dieses hohen Geheimnisses erläutern, war es doch das Lieblingsthema Dom Columbas, dessen geistiges Vermächtnis so christozentrisch ist und auf den Worten des hl. Augustinus fußt: "Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde."

Das Hohe Weihnachtsfest

Welches ist die dem Geheimnis der Geburt Christi besonders eigene Gnade? Was ist das für eine Gnade, auf welche die Kirche ihre Kinder so sorgfältig vorbereitet, und welches ist die Frucht, die wir aus der Betrachtung des göttlichen Kindes ziehen sollen?

Die Kirche selbst weist daraufhin in der Mitternachtsmesse der heiligen Weihnacht: "Genehm sei dir, 0 Herr, die Opfergabe der heutigen Festfeier, auf dass wir mit dem Beistand deiner Gnade durch diesen hochheiligen Tausch demjenigen gleichförmig erfunden werden, durch den unsere Natur mit dir vereint ist."

Die besondere Gnade, die an die Feier des Weihnachtsgeheimnisses geknüpft ist, besteht somit darin, dass wir teilnehmen an der Gottheit, der sich unsere Menschheit in der Person Christi vereint hat, und dass wir durch eben diese Menschheit jenes göttliche Geschenk erlangen.

Es handelt sich also um einen Tausch, commercium, zwischen Gott und Mensch: das Kind, das heut geboren wird, ist wahrer Gott. Die menschliche Natur, die er von uns entlehnt, soll das Werkzeug sein, wodurch er uns seine Gottheit mitteilt. "Wie das Kind als Mensch geboren ward und zugleich als Gott aufgestrahlt ist, so möge uns diese irdische Gabe mitteilen, was göttlich ist" (Vgl. Vgl. Stillgebet der 2. Weihnachtsmesse),

Christus in seinen Geheimnissen, S. 116

26. Dezember - Der hl. Erzmartyrer Stephanus

"Wenn du doch die Gabe Gottes erkenntest", sprach der Herr. Ja, wenn wir doch erkennen würden den Sohn, der uns geschenkt ist, wenn wir vor allem ihn empfangen würden, wie er empfangen werden soll, damit uns niemals das Wort gelte: "Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf."

Wir alle sind in Kraft der Schöpfung Gottes Eigentum, jeder einzelne von uns gehört Gott an, und doch gibt es solche, die Christus nicht aufnehmen. Wie viele Juden, wie viele Heiden haben ihn verworfen, weil er in der Niedrigkeit des leidensfähigen Fleisches erschienen ist.

Wie aber sollen wir den Heiland aufnehmen?

Im Glauben. Denen, die an seinen Namen glauben, die da glauben an seine Person, an seine Worte, an seine Werke, ihnen ward es gegeben, dieses Kindlein aufzunehmen als ihren Gott und Herrn, und sie hingegen empfangen die Gnade der Gotteskindschaft, "die aus Gott geboren sind".

Treten wir hin zum Gotteskind mit starkem, innigem Glauben! Beneiden wir nicht jene, die ihren Gott als Kindlein im Stall zu Bethlehem anbeten durften. In der heiligen Kommunion kommt wahrhaft und wirklich derselbe Gott zu uns, wenn auch den Sinnen nach noch verborgener als in der Krippe. Im Tabernakel wie in der Krippe ist derselbe allmächtige Gott, derselbe gütige Erlöser. Kommt lasset uns anbeten!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 132

27. Dezember - Der hl. Johannes, Apostel und Evangelist

Bevor wir uns mit den Geschehnissen der Menschwerdung befassen, müssen wir zunächst in tiefster Ehrfurcht Christi Gottheit betrachten; denn alle Geheimnisse Jesu gründen auf seiner Gottheit; von ihr kommt ihnen alle Schönheit und alle fruchtbringende Kraft.

Es ist ein auffallender Unterschied zwischen dem Beginn des Evangeliums des hl. Johannes und jenem der anderen Evangelisten. Diese letzteren beginnen ihren Bericht mit dem Geschlechtsregister des Herrn und weisen seine irdische Abstammung aus dem Königshause Davids nach. Der hl. Johannes aber verschmäht es, auf der Erde zu wandeln. Dem Adler gleich erhebt er sich im wunderbaren Fluge bis in die höchsten Höhen des Himmels, um uns die Geheimnisse zu künden, die sich im Allerheiligsten der Gottheit selbst vollziehen.

Bevor er vom irdischen Leben Jesu zu erzählen beginnt, zeigt uns dieser Evangelist, was Christus vor seiner Menschwerdung war. "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort."

Und um uns über den Wert dieses Zeugnisses keinen Zweifel zu lassen, setzt er bedeutungsvoll hinzu: "Niemand hat je Gott gesehen. Der Eingeborene, der im Schoß des Vaters ist, er hat uns Kunde von ihm gebracht."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 33

28. Dezember - Die hl. Unschuldigen Kinder

Die allerheiligste Menschheit Christi macht Gott sichtbar; vor allem aber - und das ist ein unbegreifliches Wunder der göttlichen Weisheit - sie macht Gott leidensfähig.

Die Sünde, die das göttliche Leben in uns zerstört hatte, verlangte Sühne, Genugtuung, ohne welche es für alle Menschen unmöglich war, das übernatürliche göttliche Leben wiederzuerlangen. Der Mensch aber als bloßes Geschöpf konnte die entsprechende Sühne für eine schwere Schuld nicht leisten, und Gott hinwieder kann weder leiden noch sühnen.

Wie wird Gott diese Schwierigkeit lösen? Die Menschwerdung gibt darauf die Antwort.

Betrachte das Kind zu Bethlehem! Es ist das ewige Wort in Fleischesgestalt. Das Wort nimmt unsere Menschennatur an, damit es leiden, sühnen, verdienen und uns mit seinen Verdiensten bereichern könne. Durch das Fleisch hat sich der Mensch vom Schöpfer abgewendet, darum wollte Gott im Fleisch erscheinen, um den Menschen zu retten.

So wird die Hülle des Fleisches, womit sich das Wort bekleidet, für alles Fleisch zum Werkzeug des Heiles. O wunderbarer Austausch: O admirabile commercium!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 127

29. Dezember - Der hl. Thomas, Bischof und Martyrer

Gleich im ersten Augenblick seiner Menschwerdung willigte Christus ein, den Willen des Vaters zu vollbringen und sich als Opfer für die gefallene Menschheit hinzugeben. "Bei seinem Eintritt in die Welt sprach er: Opfer und Gaben verlangst du nicht, einen Leib aber hast du mir geschaffen ... Siehe, ich komme, um deinen Willen zu erfüllen."

Das ist das Opfer, durch welches Christus das Werk unserer Heiligung beginnt. Schon in der Krippe beginnt das leidvolle Dasein, das den Heiland auf den Kreuzeshügel führte, damit er nach Überwindung des Bösen uns die Gnade des Vaters wieder gewinne. Die Krippe ist zwar nur die erste Stufe auf diesem Leidensweg, doch sind in ihr schon alle späteren Stufen miteingeschlossen.

Die Menschheit, die das Wort Gottes sich zu eigen nahm, ist leidensfähig. Sie wird ihm das Werkzeug zum Leiden, zur Sühne sein. Diese Leiden, diese Genugtuungen sind Werke der Menschheit Christi und sind ihr ganz eigen, und doch gehören sie wieder, wie die allerheiligste Menschheit selbst, dem Wort als der handelnden Person an.

Von dieser göttlichen Person des Wortes nun empfangen sie einen unermesslich hohen Wert, der hinreicht, die Welt zu erlösen, die Sünde zu vernichten und die Herzen mit Gnade zu erfüllen wie mit den Wassern eines lebenspendenden gewaltigen Stromes.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 127

Sonntag in der Oktav von Weihnachten

Der ewige Ratschluss Gottes, seinen Eingeborenen in die Welt zu senden, um die sündige Menschheit zu erlösen und ihr das Anrecht auf das Erbe der Kinder Gottes und die Seligkeit des Himmels wiederzuschenken, ist das Meisterwerk ewiger Weisheit und Liebe.

Gottes Wege sind nicht unsere Wege, und seine Gedanken sind so hoch erhaben über die unsrigen, wie der Himmel über die Erde.

Nirgends aber kommt die unendliche Erhabenheit und Majestät der Wege Gottes so strahlend zum Ausdruck, wie im Werke der Menschwerdung und unserer Erlösung.

Dieses Werk ist so erhaben, so innig mit dem geheimnisvollen Leben der allerheiligsten Dreifaltigkeit selbst verbunden, dass es "von Ewigkeit her in den Tiefen der ewigen Weisheit verborgen blieb".

Die Menschwerdung verwirklicht dieses unerhörte Wunder, dass Gott sichtbar unter Menschen wandelte. Wie trostreich und wonnig ist es in der Tat, zu betrachten, in welcher Gestalt sich Gott den Menschen offenbart. Er zeigt sich nicht in blendendem Glanz seiner Allmacht, nicht in der unfassbaren Hoheit seiner Herrschergröße, sondern verschleiert unter der zarten Fülle schwacher Kindheit, sichtbar, greifbar unseren Sinnen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 95

30. Dezember - In der Oktav von Weihnachten

Maria sieht in diesem Kind, das sich nicht von andern Kindern unterscheidet, den wahren Sohn Gottes. Mariens Seele war erfüllt von einem wunderbar tiefen Glauben, der den Glauben aller Gerechten des Alten Bundes in sich begreift, ja ihn weit übertrifft, und in diesem Glauben erkennt sie in ihrem Kind den Sohn Gottes.

Dieser Glaube drängt sie zur Anbetung. Kaum erblickt sie das Kind, da wirft sie sich vor ihm nieder, in solch tief innerlicher Huldigung, wie wir sündige Menschen sie nie zu ergründen vermögen.

Im Herzen Mariens verband sich in vollkommenstem Einklang die Anbetung des Geschöpfes seinem Gott gegenüber und die Liebe der Mutter zu ihrem einzigen Sohn.

Musste diese Liebe seiner Mutter das Herz Jesu nicht mit süßester Freude erfüllen? Zwischen diesen zwei heiligsten Seelen fand ein beständiger Austausch statt, der ihre Liebesgemeinschaft immer noch inniger gestaltete. Es war ein stetes Geben und Empfangen von Jesus zu Maria, von Maria zu Jesus, ein treuestes Entsprechen in solcher Vollkommenheit, dass sich nach der Einheit der göttlichen Personen in der allerheiligsten Dreifaltigkeit und nach der Einheit der beiden Naturen in Christus eine zartere und innigere Einheit nicht denken lässt. O wunderbarer Austausch!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 160

31. Dezember - Der hl. Silvester, Papst

"Je älter ich werde, desto mehr sehe ich ein, dass dieses Leben nur ein Vorübergang, eine kurze Erscheinung bedeutet. Das Leben ist eine Prüfung, die der Ewigkeit vorangeht, eine Sühnezeit, eine Teilnahme am Leiden Christi. Gott ist so gut, dass er in diesen Kelch einige Tröpflein Freuden gießt, um das Leben erträglich zu machen, er gestattet, ja will manchmal, dass wir sie annehmen. Was er jedoch nicht will, ist, dass wir in deren Genuss aufgehen, denn dann läuft man Gefahr, Gott zu verlassen und sich dem Geschöpfe preiszugeben. Die verschiedenen so harten Prüfungen, die über Sie kamen, waren Weisungen Ihres himmlischen Vaters, um Sie von dem Irdischen loszulösen. "

"Je mehr ich mich den ,ewigen Hügeln' nahe, desto mehr sehe ich ein, dass unser Leben hienieden nur ein Übergang, eine Prüfung ist, und dass alle, die mit Jesus vereint sind, die Anteilnahme an seinem Kreuz zu erwarten haben. Dieses Kreuz, so wie es sich gerade bietet, mit Liebe umfangen, darin besteht die wahre Heiligkeit. Es ist sehr gefährlich, sich dem göttlichen Plan entziehen zu wollen. Überlassen Sie sich und all Ihre Belange der Güte des himmlischen Vaters. Er wird schon alles zum besten lenken, dessen bin ich sicher."

"Das Leben ist ernst, denn es erstreckt sich bis in die Ewigkeit."

Die Gottverbundenheit, S. 362

1. Januar - Fest der Beschneidung des Herrn

Für die menschliche Natur gibt uns das ewige Wort als Austausch Anteil und Mitbesitz an seiner Gottheit (Ant. der Laudes in der Oktav von Weihnachten), es macht uns seiner göttlichen Natur teilhaftig, so dass sich ein Austausch vollzieht, wie er wunderbarer nicht gedacht werden kann.

Weil das Kind in der Krippe Gottes eingeborener Sohn ist, besitzt es das göttliche Leben wie sein Vater und mit seinem Vater; in diesem Kinde "wohnt die ganze Fülle der Gottheit wesenhaft".

Es besitzt diese Schätze aber nicht für sich allein. Mit unendlicher Liebe verlangt es danach, den Menschen das göttliche Leben mitzuteilen, das es selber ist. "Ich bin das Leben." "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben." Und ist ein Kind geboren, uns ist ein Sohn geschenkt." (Introitus der dritten Weihnachtsmesse und des heutigen Tages).

Dadurch, dass es uns an seiner Sohnschaft teilnehmen lässt, macht es uns auch zu Kindern Gottes. Was Christus ist durch seine Natur, das sollte der Mensch durch die Gnade werden, nämlich Kind Gottes. Das menschgewordene Wort, "der Gottessohn soll für uns der Urheber einer göttlichen Wiedergeburt werden" (Postkommunio der dritten Weihnachtsmesse), damit er, obgleich er des Vaters Eingeborener ist, "der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 122

2. Januar - Fest des hl. Namens Jesu

"Als die Fülle der Zeiten gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz, damit er die erlöse, die unter dem Gesetz waren, damit wir die Annahme an Sohnes Statt erhielten." Die Menschheit von der Sünde zu befreien und ihr mit der Gnade die Gotteskindschaft wiederzugeben, dazu ward das menschgewordene Wort gesandt, das war die Aufgabe, die den Gottessohn auf Erden herabzog.

Schon sein Name, der Name Jesus, den Gott selbst ihm gegeben, ist nicht ohne Bedeutung und Wichtigkeit. Jesus nomen vanum aut inane non portat. Er bezeichnet seine besondere Sendung zu unserem Heil und drückt sein Lebenswerk aus: die Welterlösung. "Du sollst ihm den Namen Jesus geben", sagte der Engel zu Joseph, "denn er wird sein Volk erlösen von allen seinen Sünden."

Die Menschheit ist erlöst "nicht mit vergänglichen Dingen, Gold oder Silber, sondern mit dem kostbaren Blut des Lammes ohne Fehl und Makel, mit dem Blut Christi, der vor Grundlegung der Welt im voraus dazu bestimmt war".

Vergessen wir es niemals! "Wir sind um einen teuren Preis erkauft." "In seinem Blut hat er das Lösegeld für uns bezahlt."

Christus, das Leben der Seele, S. 89

3. Januar - Oktav des hl. Johannes, Apostel und Evangelist

Gleich am Anfang seines Evangeliums sagt der hl. Johannes, nachdem er die Herrlichkeit des göttlichen Wortes besungen hat, dass dieses Wort in die Welt kam und dass diese Welt, die "sein Eigentum" war, es nicht aufnahm.

"Alle jene aber", so fügt er bei, "nehmen es auf, die an seinen Namen glauben." - Durch den Glauben nehmen wir das fleischgewordene Wort auf, durch den Glauben anerkennen wir die Gottheit Christi. "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes."

Das ist die Gesinnung, die der ewige Vater von uns verlangt. "Das ist sein Gebot", sagt der hl. Johannes, "dass wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus." Er selbst hat es uns gesagt: "Das ist mein geliebter Sohn ... , ihn sollt ihr hören."

Wir sind also dem himmlischen Vater sehr wohlgefällig, wenn wir sein Zeugnis annehmen und bekennen, dass Christus wahrhaft sein Sohn ist, der gleich ihm in ewiger Gottesherrlichkeit lebt und regiert. "Du allein bist der Allerhöchste, Jesus Christus, in der Herrlichkeit Gottes des Vaters."

"Der Vater liebt euch", sagte Jesus zu seinen Aposteln, "weil ihr geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 130.

4. Januar - Oktav der Unschuldigen Kinder

Wenn wir das Jesuskindlein in der Krippe gläubig und voll Liebe betrachten, werden wir gar vieles lernen. Wir müssen nur das Ohr des Herzens neigen und den Lehren lauschen, die uns das Kind erteilt. Wenn wir die Umstände seiner Geburt betrachten, werden wir sehen, wie die heiligste Menschheit dem Wort als Werkzeug diente, nicht nur um uns zu unterweisen, sondern auch um uns aufzurichten, zu beleben und uns dem Vater wohlgefällig zu machen, uns loszulösen von allem Vergänglichen und von uns selbst und um uns emporzuziehen zu sich in sein ewiges, göttliches Leben.

"Christus, obschon reich, ist um unseretwillen arm geworden." Er ist nicht in einem Palast geboren worden. In einem Stall musste seine Mutter Zuflucht suchen, weil man ihr in den Herbergen Obdach verweigert hatte. Der Sohn Gottes, die ewige Weisheit wollte es so, er wollte in Armut und Blöße geboren und auf Stroh gebettet werden.

Gott bekleidet sich mit unserem sterblichen Fleisch, und das verlorene Licht wird uns wiedergeschenkt. Indem sich Gott herablässt, das Leben der Menschen zu leben, wird der Mensch zum Leben Gottes erhoben." Unde enim Deus humana patitur, inde homo ad divina sublevatur. (Hl. Gregorius).

Christus in seinen Geheimnissen, S. 130.

Vigil vor dem Feste der Erscheinung des Herrn

Das göttliche Licht, das in seiner unendlichen Helle schwache Augen blendet, hat sich unter Menschengestalt verborgen. Das Wort ist Fleisch geworden, damit "dem Auge unseres Geistes ein neues Licht deiner Schönheit erstrahle" (Präfation zu Weihnachten).

Christus ist Gott, der sich zu uns herablässt und ein wahrhaft menschliches Dasein führt, so dass der Schleier dieser Menschengestalt das unendlich strahlende Licht seiner Gottheit verhüllt, damit wir nicht geblendet werden von ihrem Glanz.

Diese Offenbarung Gottes an die Menschheit ist ein solch unerhörtes Geheimnis, ein Werk so großer Erbarmung und bildet ein so wesentliches Merkmal der Menschwerdung, dass die Kirche in den ersten Jahrhunderten des Christentums kein eigenes Fest zur Feier der Geburt unseres Erlösers in Bethlehem eingesetzt hatte. Sie feierte die Theophanie oder die "Erscheinung Gottes" in der Person des menschgewordenen Wortes: die Offenbarung an die Weisen, die zweite bei der Taufe am Jordan und jene bei der Hochzeit zu Kanaa, wo Christus sein erstes Wunder wirkte.

Für uns nun ist Gegenstand des Festes fast ausschließlich die Offenbarung des Herrn vor den Heiden, deren Vertreter die Weisen waren.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 137

6. Januar - Fest der Erscheinung des Herrn

Die Weisen an der Krippe sind ein Sinnbild der Berufung der Heiden zum Licht des Evangeliums. Ihr Verhalten zeigt uns, wie unser Glaube beschaffen sein soll.

Da bewundern wir zunächst die hochherzige Treue ihres Glaubens, ihre Bereitwilligkeit, der Gnade zu folgen. Sie geben keinem Zweifel Raum. Ohne Zaudern machen sie sich auf, ohne Zögern gehorchen sie dem Rufe Gottes. "Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind nun gekommen" (Vgl. das Evangelium der Messe). Wir sind aufgebrochen, sobald wir ihn erblickt.

Das Beispiel der Weisen zeigt uns, wie wir dem Gnadenruf des Herrn folgen sollen.

Wenn wir diesen Ruf Gottes gläubig aufnehmen, wenn wir mutig voranschreiten, das Auge auf diesen Stern geheftet, dann gelangen wir zu Christus, dem Leben unserer Seele.

Trotz unserer Sünden und Fehler und nichtachtend unseres Elendes und unserer Armseligkeit, wird Jesus uns aufnehmen mit göttlicher Güte. Hat er ja selbst gesagt: "Alles, was mir der Vater gibt, kommt zu mir, und wer zu mir kommt, den weise ich nicht zurück."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 144

7. Januar - In der Oktav von der Erscheinung des Herrn

Derjenige, der die Weisen durch seinen Stern herbeigerufen hatte, erleuchtete sie jetzt auch mit seinem Gnadenlicht; er erfüllte innerlich ihren Geist mit Licht und ihr Herz mit Liebe, so dass sie in diesem Kinde ihren Gott erkannten.

Das Evangelium sagt uns nicht, mit welchen Worten die Weisen das Kindlein grüßten, wohl aber, auf welche Weise sie ihren vollkommenen Glauben bezeugten. "Sie fielen nieder und beteten es an."

Die Kirche wünscht, dass wir uns mit dieser heiligen Anbetung der Weisen vereinigen. Darum verlangt sie, dass alle Gläubigen das Knie beugen, wenn beim Evangelium die Worte gelesen werden: "Sie fielen nieder und beteten es an", um dadurch zu bekennen, dass auch wir an die Gottheit des Kindes von Bethlehem glauben.

Ja, beten wir dieses Gotteskind an in tiefstem, ehrfürchtigem Glauben! Gott will, dass, solange wir hier auf Erden wandeln, alles Streben unseres geistlichen Lebens darauf hinziele, uns im Glauben mit ihm zu vereinigen.

Der Glaube ist das Licht, das uns in dem Kinde der Jungfrau Gott erkennen, das uns in den Worten des menschgewordenen Erlösers Gottes Stimme hören, aus seinem Tun ein göttliches Vorbild schauen lässt. Der Glaube ist es auch, der uns drängt, die unendlichen Verdienste eines Gottes uns anzueignen, die er unter der Hülle des gleich uns leidenden und büßenden Menschen erworben hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 149

8. Januar - In der Oktav von der Erscheinung des Herrn

Die Gaben der Weisen aus dem Morgenland sind voll geheimnisvoller Bedeutung.

Gold, das edelste aller Metalle, ist ein Sinnbild königlicher Macht, deutet aber zugleich auch auf die Liebe und Treue hin, die ein jeder seinem Fürsten schuldet.

Im Weihrauch erkennt man allgemein das Symbol göttlicher Verehrung, er wird nur Gott allein dargebracht.

Endlich waren die Weisen auch innerlich angeregt worden, dem Kindlein Myrrhe zu opfern. Diese Gabe sollte besagen, dass Christus als Mensch leiden könne und einmal sterben werde. Die Myrrhe versinnbildet auch jene Buße und Opfergesinnung, die das Kennzeichen aller Jünger des Gekreuzigten sein soll.

Auch wir sollen jedes Mal, wenn wir uns dem Heiland nahen, wie die Weisen, ihm Geschenke bringen, aber auserwählte Geschenke, wie sie dessen würdig sind, dem sie dargebracht werden. Opfern wir ihm Gold durch ein Leben der Liebe und treuen Beobachtung seiner Gebote. Bieten wir ihm Weihrauch durch einen tiefen Glauben an seine Gottheit, durch die Huldigung unserer Anbetung und unserer Gebete. Bringen wir ihm duftende Myrrhe dar, indem wir unsere Erniedrigungen und Leiden, unsere Seufzer und Tränen demütig mit den seinigen vereinigen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 150

9. Januar - In der Oktav von der Erscheinung des Herrn

Manchmal entschwindet der Stern unseren Blicken. Vielleicht war der Ruf der Gnade ein außergewöhnlicher, wie jener an die Weisen, oder er schloss sich, wie das zumeist der Fall ist, an den gewöhnlichen Verlauf der übernatürlichen Heilsordnung an. Immerhin wird dieses Licht manchmal unsichtbar sein, es wird sich verbergen, so dass die Seele sich in geistiger Finsternis befindet.

Wie soll sie sich dann verhalten? Auch hier muss das Beispiel der Weisen maßgebend sein. Sie haben sich nach Jerusalem gewandt, zu der Hauptstadt des Judenvolkes, dem Mittelpunkt der jüdischen Religion. Wo hätten sie besser und sicherer Auskunft suchen sollen als in der heiligen Stadt?

So auch wir. Wenn unser Stern verblasst, wenn die Einsprechungen der Gnade uns im unklaren lassen über die Richtung, die wir einzuschlagen haben, dann will Gott, dass wir uns an die Kirche wenden, d. h. an jene, die seine Stellvertreter sind. Sie sollen uns den Weg weisen, der zum Ziele führt. So liegt es im Heilsplan der göttlichen Vorsehung.

Gott will, dass wir uns in allen Zweifeln und Schwierigkeiten des geistlichen Lebens Licht und Leitung bei jenen holen, die er als seine Stellvertreter eingesetzt hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 147

10. Januar - In der Oktav von der Erscheinung des Herrn

Sind wir auch aus uns selbst unvermögend, dem Herrn Gaben darzubringen, so dürfen wir nur den Herrn bitten, dass er uns Schätze verleihe, wie sie ihm gefallen. Er besitzt deren im Überfluss, um uns damit zu bereichern.

Der Heiland selbst ist der Ersatz für unsere Mängel, er ist unser Reichtum, unsere Danksagung. Er umschließt in sich in ganz überragender Weise das, was die Gaben der Weisen versinnbilden. Darum können wir dem ewigen Vater zum Dank für das unschätzbare Gut des Glaubens nichts Besseres und ihm Wohlgefälligeres darbringen als seinen eingeborenen Sohn selbst. Gott hat uns seinen Sohn gegeben. Nach Jesu eigenen Worten konnte der unendliche Gott seine Liebe nicht deutlicher kundtun. "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahin gegeben hat." Und der hl. Paulus schreibt: "Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken!"

Für dieses unendliche Geschenk schulden wir Gott aber auch ganz besondere Danksagung. Die einzig Gottes würdige Gegengabe ist Jesus Christus, sein Sohn. Wenn wir ihn aufopfern, geben wir Gott zurück, was er uns gab. "Wir bringen der göttlichen Majestät ein würdiges Opfer dar von ihren eigenen Gaben und Geschenken" (Stillgebet am Fest der Erscheinung). Es kann keine Gabe gedacht werden, die Gott wohlgefälliger wäre.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 152

11. Januar - In der Oktav von der Erscheinung des Herrn

Die Berufung der Weisen und ihre Heiligung bedeutet die Berufung der Heidenwelt zum wahren Glauben und zum ewigen Heil. Den Hirten sendet Gott einen Engel: denn das auserwählte Volk war an die Erscheinung himmlischer Geister gewöhnt. Den Weisen aber, die in der Wunderwelt der Gestirne forschten, lässt er einen außergewöhnlichen Stern erscheinen. Dieser Stern ist das Sinnbild inneren Lichtes, durch welches Gott die Seele erleuchtet, um sie an sich zu ziehen.

Einmal wenigstens im Leben erscheint jedem Menschen, der zum Gebrauche der Vernunft gelangt ist, ein Stern der Gnade, der ihn zum ewigen Heil beruft. Allen Menschen wird dieses Licht zuteil. Es ist heiliges Dogma unseres Glaubens, dass Gott alle Menschen zum Heil beruft.

Gewiss leuchtet nicht für alle auf gleiche Weise dieser Stern; sein Glanz ist verschieden, aber doch immer so hell, dass alle, die guten Willens sind, ihn sehen und als ein Zeichen göttlicher Berufung erkennen können.

Gottes allweiser Vorsehung stehen unendlich mannigfaltige Mittel und Wege zu Gebot, die uns unerforschlich sind und die er frei und unbehindert wählt, gemäß den nie versagenden Eingebungen seiner Liebe und den Anforderungen seiner Gerechtigkeit.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 141

12. Januar - In der Oktav von der Erscheinung des Herrn

Noch immer währt die Erscheinung des Herrn. Sie dauert durch alle Zeiten. "Auch wir sollen die Freude der Weisen teilen", sagt der hl. Leo, denn das Geheimnis, das an diesem Tag sich erfüllte, bleibt nicht auf einen Tag beschränkt. Durch Gottes unendliche Güte und das Übermaß seiner Liebe erfreut sich auch unsere Zeit der seligen Wirklichkeit, deren Erstlingswonnen die Weisen verkostet haben.

Dieses Geheimnis erneuert sich jedes Mal, wenn Gottes Gnade das Licht des Evangeliums den Heiden aufstrahlen lässt. Jedes Mal, wenn die Wahrheit denen aufleuchtet, die im Dunkel des Irrtums leben, ist es ein Strahl vom Stern der Weisen, der ihnen aufgeht.

Die Erscheinung des Herrn wiederholt sich auch immer wieder in jeder gläubigen Seele, wenn ihre Gottesliebe zunimmt an Eifer und Beständigkeit. Treue Mitwirkung mit den Einsprechungen der Gnade ist nach des Herrn eigenen Worten die Quelle immer neuer Erleuchtung und eifrigeren Fortschrittes. "Wer mich liebt, dem werde ich mich offenbaren." Glücklich die Seele, die da lebt im Glauben und in der Liebe! Ihr wird sich Christus immer klarer und inniger offenbaren und wird sie tiefer einführen in das Verständnis und Miterleben seiner heiligen Geheimnisse.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 153

13. Januar - Oktav von der Erscheinung des Herrn

Nach der Taufe stieg Jesus aus dem Wasser. "Und siehe, da öffnete sich ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes gleich einer Taube herabschweben und auf sich zukommen, und eine Stimme rief vom Himmel: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe."

Christus musste verherrlicht werden, weil er um unseretwillen solche Erniedrigung auf sich genommen.

Jesus lässt sich so weit herab, dass er sich den Sündern gleichstellt. Allsogleich öffnet sich der Himmel, um ihn zu verherrlichen. Er bekennt sich strafwürdig vor der göttlichen Gerechtigkeit, und der Vater erklärt, dass er sein Wohlgefallen an ihm habe. "Er hat sich selbst erniedrigt, und darum hat ihn Gott erhöht."

Diese feierliche Verherrlichung Jesu gilt aber nicht nur seiner allerheiligsten Person; sie hat auch eine weittragende Bedeutung.

In ebendiesem Augenblick wird die Sendung Jesu, als von Gott ausgehend, feierlich bestätigt. Das Zeugnis des Vaters ist gleichsam die Beglaubigung Christi vor der Welt und hängt somit aufs engste mit einem der Hauptmerkmale des Erlösungswerkes Christi zusammen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Aufgabe Jesu eine doppelte war: Erlösung sowohl als Heiligung der Seelen. Der Heiland wollte die Seelen erlösen und den Erlösten dann sein Leben mitteilen. Darin besteht das ganze Erlösungswerk Christi.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 184

Sonntag in der Oktav von der Erscheinung des Herrn, Fest der Heiligen Familie

Die Evangelisten berichten uns vom verborgenen Leben Christi in Nazareth nur das wenige, dass er "an Alter und Weisheit zunahm" und dass er "Maria und Joseph untertan war".

Ist dieser Gehorsam nicht unvereinbar mit seiner göttlichen Würde?

Gewiss nicht. Das Wort ist Fleisch geworden. Der Gottessohn hat sich so tief erniedrigt, dass er unsere Natur annahm mit Ausnahme der Sünde. Er ist gekommen, um zu dienen, nicht um sich bedienen zu lassen, um gehorsam zu sein bis zum Tod. Deshalb wollte er seiner Mutter Gehorsam leisten. In Nazareth war Jesus den beiden begnadigten Geschöpfen, die Gott an seine eigene Stelle gesetzt hatte, Maria und Joseph, untertan. Maria erhält gewissermaßen Anteil an der Autorität des ewigen Vaters über die heiligste Menschheit seines Sohnes. Jesus konnte in Bezug auf seine Mutter ebenso wie von seinem himmlischen Vater sagen: "Ich tue immer, was ihm wohlgefällt."

Christus, das Leben der Seele, S. 583

Dreißig Jahre lang hat der Welterlöser als schlichter Handwerksmann in der Werkstätte von Nazareth gearbeitet und Gehorsam geübt. Die ganze Wirksamkeit dessen, der da kam als Lehrer der Menschheit, um ihr das himmlische Erbe zurückzugeben, bestand darin, still verborgen zu bleiben, in schweigendem Gehorsam zweien seiner Geschöpfe in der Alltagsaufgabe des täglichen Lebens dienstbar zu sein.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 172

Sonntag in der Oktav von der Erscheinung des Herrn

" ... Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem aufgehen muss, was meines Vaters ist?"

Das sind die ersten Worte aus dem Munde des menschgewordenen Wortes, die uns das Evangelium berichtet.

Die ganze Person Jesu, sein Leben und sein Werk sind darin enthalten. Hier offenbart er sich als Gottessohn, zeigt seine übernatürliche Sendung. Das ganze übrige Leben des Heilandes wird nichts anderes sein als die offenbare, wundervolle Erläuterung dieser Worte.

Der hl. Lukas sagt uns noch, dass Maria nicht verstanden hat, was Jesus mit diesen Worten sagen wollte. - Wenn aber auch Maria die ganze Tragweite dieses Geheimnisses damals noch nicht voll erfasste, eines wusste sie zweifellos und gewiss, dass nämlich ihr Sohn der Sohn Gottes sei. Darum unterwarf sie sich schweigend diesem göttlichen Willen, der ein solches Opfer von ihr verlangte.

"Sie bewahrte all dies in ihrem Herzen." Ihr allerreinstes Herz war die Schatzkammer, in welcher sie das Geheimnis der Worte ihres Sohnes anbetend bewahrte, bis es ihr gegeben sein sollte, dieselben in ihrer vollen Bedeutung zu verstehen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 170

Zweiter Sonntag nach der Erscheinung des Herrn

Eine besonders tiefsinnige und trostreiche Seite des Wunderwerkes der Menschwerdung ist die Offenbarung der Vollkommenheiten Gottes an die Menschen vermittels der menschlichen Natur Jesu Christi. Die Eigenschaften Gottes und seine ewigen Vollkommenheiten sind uns hienieden unbegreiflich, sie übersteigen unser Fassungsvermögen. Durch seine Menschwerdung aber enthüllt das menschgewordene Wort auch den einfältigen Seelen durch die Worte seines Mundes, durch das, was er in seiner menschlichen Natur gewirkt hat, die unfassbaren Vollkommenheiten Gottes.

Schauen wir ihn auf der Hochzeit zu Kana (Evangelium der Tagesmesse). Welche Offenbarung himmlischer Liebe, göttlicher Güte! Allzu strenge Frömmigkeit möchte sich vielleicht daran stoßen, dass ein Wunder verlangt und gewirkt wird, um die Dürftigkeit armer Hochzeitsleute zu verbergen. Und dennoch hat die heilige Jungfrau Maria nicht gezögert, dieses Wunder zu erbitten, und ihr Sohn hat nicht verschmäht, es zu wirken. Jesus fühlt die Verlegenheit und Sorge der Brautleute mit. Er will nicht, dass sie in ihrer Armut bloßgestellt werden; deshalb wirkt er ein großes Wunder.

Was hier sein Herz an zarter menschlicher Güte und demütiger Herablassung offenbart, ist nur die Äußerung einer höheren, der göttlichen Güte selbst, worin jene andere ihren Ursprung hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 212

Dritter Sonntag nach der Erscheinung des Herrn

Jesus Christus macht den Glauben an ihn zur unerlässlichen Vorbedingung seiner Wunder. Dem Glauben jedoch kann er nichts versagen. Mit Vorliebe spendet er ihm öffentlich warmes Lob.

Erinnern wir uns der Begebenheit mit dem heidnischen Hauptmann von Kapharnaum, der ihn bittet, seinen kranken Knecht gesund zu machen (Evangelium der Tagesmesse). Welch großer Glaube bei einem Heiden! Auch der Heiland gibt, noch bevor er das erlösende Wort spricht, seiner Freude über diesen Glauben Ausdruck. "Wahrlich, so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. Ich sage euch, viele werden von Aufgang und Niedergang kommen und im Himmelreich zu Tisch sitzen." Zum Hauptmann aber sprach er: "Geh hin, und dir geschehe, wie du geglaubt hast."

Der Glaube ist also die erste Tugend, die der Herr von denen verlangt, die sich ihm nahen. Dies gilt auch für uns.

Gott will, dass wir ihm während unseres Erdenlebens im Glauben dienen. Das ist die Huldigung, die er von uns erwartet, die Prüfung, die uns zum ewigen Leben führt.

Ich glaube, Herr, doch vermehre meinen Glauben.

Christus, das Leben der Seele, S. 218

Vierter Sonntag nach der Erscheinung des Herrn

Eine Seele, die nur in Gott sich verankert, nimmt an seiner göttlichen Unwandelbarkeit teil. Versuchung, Leiden, Prüfungen können höchstens ihre Oberfläche bewegen, die innersten Tiefen aber, wo der Friede herrscht, werden von keiner Unruhe berührt. So mag die Oberfläche des Meeres durch Sturmfluten heftig erregt werden, die Wasser der Tiefe aber bleiben unbewegt.

Mitten im Herzen der gottliebenden Seele baut sich die Friedensstadt auf, die kein Lärm der Welt beunruhigen, kein Angriff erreichen kann. Seien wir fest überzeugt, dass nichts von außen Kommendes, unserem eigenen Ich Fremdes ohne unser Zutun unserem inneren Herzensfrieden etwas anhaben kann. Dieser hängt wesentlich nur allein von unserer Stellungnahme Gott gegenüber ab. Auf ihn allein sollen wir vertrauen. "Der Herr ist mein Retter, was soll ich fürchten?" Wenn Versuchungen oder Prüfungen sich erheben, muss ich nur zu ihm meine Zuflucht nehmen. "Herr, rette mich, denn ohne dich gehe ich zugrunde!" Der Heiland aber wird wie einst auf der vom Sturm gerüttelten Barke mit einer einzigen Handbewegung Ruhe gebieten, und es wird große Stille sein (Evangelium der Tagesmesse).

Christus unser Ideal, S. 514

Fünfter Sonntag nach der Erscheinung des Herrn

Der hl. Paulus schreibt an die ersten Christen: "Lasst das Wort Christi in all seinem Reichtum in euren Herzen" (Epistel der Tagesmesse). Der große Apostel wünscht dies, damit die Gläubigen sich einander "belehren und ermuntern in aller Weisheit".

Diese Ermahnung aber gilt auch uns für unseren Verkehr mit Gott.

Christi Worte sollen in uns wohnen, um uns zu Lebensgrundsätzen zu werden. Es ist daher für eine Seele, die ein Leben des Gebetes führen will, vom größten Nutzen, immer und immer wieder das Evangelium zu lesen, sich möglichst eng der Liturgie der Kirche anzuschließen, die uns im Lauf eines Jahres das Leben Jesu miterleben, seine Worte vernehmen lässt. Wenn wir an der Hand der Kirche die verschiedenen Zeitabschnitte des Lebens Jesu, unseres erstgeborenen Bruders, durchgehen, erschließt sich unserer Seele eine unerschöpfliche Quelle von Anregungen für ihr Innenleben.

Hier vor allem findet die treue Seele das Wort Gottes und bringt, indem sie es gläubig aufnimmt, reiche übernatürliche Früchte. Denn auch das geringste Wort Jesu Christi ist für unsere Seele eine Quelle des Lichtes, des Lebens und des Friedens.

Christus, das Leben der Seele, S. 528

Sechster Sonntag nach der Erscheinung des Herrn

Das ewige Wort ist im Schoß des Vaters und offenbart nur Selbstgeschautes; er berichtet aus Eigenem.

Der Glaube ist die durch das Wort uns vermittelte Kenntnis der göttlichen Geheimnisse. Wenn immer wir eine Seite des Evangeliums lesen oder die Kirche bei der Feier der Geheimnisse ihres Bräutigams sie uns vorlegt, müssen wir uns sagen, dass diese Worte "Worte des ewigen Wortes" sind. Worte dessen, der die Gedanken und Wünsche unseres Vaters im Himmel kundgibt. "Ihn sollt ihr hören."

Sagen wir darum Amen, "so ist es" zu jedem seiner Worte, zu jedem Gedanken, den die Kirche in ihrer Liturgie unserm Glauben darbietet. Sprechen wir mit kindlichem Vertrauen: "O Gott, himmlischer Vater! Ich kenne dich zwar nicht, weil ich dich nie gesehen habe, aber ich nehme gläubig alles an, was dein Sohn, dein göttliches Wort, mir von dir geoffenbart hat."

Das ist ein vorzügliches Gebet. Wo es in Glauben und Demut verrichtet wird, mag gar manches Mal ein Lichtstrahl von oben herniedersteigen, der uns den Inhalt der heiligen Schriften erklärt und in seine Tiefen einführt, damit sie zur Quelle des Lebens werden.

"Wenn wir doch die Gabe Gottes erkennen würden ... "

Christus in seinen Geheimnissen, S. 50

Vorfastenzeit

Die heilige Kirche feiert jedes Jahr die einzelnen Geschehnisse unserer Erlösung, die am Ostermorgen ihren Abschluss und glorreichen Höhepunkt erreichte.

Das Leiden Christi bildet in der Liturgie, gemäß dem Ausspruch Dom Marmions, gleichsam das Allerheiligste im Heiligtum der Geheimnisse Christi. Um Zutritt zu ihm zu haben, umgibt auch die Kirche es mit einem doppelten Vorhof: die Vorfastenzeit oder Septuagesima (zweieinhalb Wochen) bildet den äußeren Eingang, während die heilige Fastenzeit (viereinhalb Wochen) uns bereits ins Heiligtum der Passionszeit führt.

Die Fastenzeit ist die reichste Zeit an liturgischen Texten. Sie bietet uns nämlich für jeden Tag eine eigene Messe. Es ist dies noch eine Erinnerung an die älteste christliche Zeit, die auf diese Tage die Vorbereitung der Neophyten auf die heilige Taufe festlegte, ebenso wie die Tilgung der Schuld von schweren Strafen, die die Kirche damals öffentlich verhängte.

Es ist gleichsam die Zeit heiliger Exerzitien, sozusagen Jahresexerzitien des ganzen christlichen Volkes; eine Zeit der Buße, in der Christus durch sein Beispiel vorangeht, uns zum Fasten einlädt und durch sein blutiges Kreuzesopfer die Sünden der Welt in seinem Blut tilgt.

In der Auswahl der Texte diente uns die Liturgie als Führerin. Wir nahmen jene Seiten, die uns den einen oder andern Text der Tagesmesse jeweils erläutern.

Für die Vorfastenzeit jedoch, die noch keinen Messtext für jeden Tag bietet, sondern nur Sonntagsmessen hat, wählten wir solche Texte, die dem Charakter der Zeit entsprechen, wie Erinnerung an die Erbsünde, Notwendigkeit der Buße, Vertrauen auf Gott, der Licht und Kraft allen schenkt, die sich ihm nahen wollen.

Für die heilige Passionszeit setzten wir, dem Geist Marmions gemäß, solche Seiten, die uns von der unendlichen Liebe Christi künden und uns den Wert seines kostbaren, für uns vergossenen Blutes vor Augen stellen.

Sonntag Septuagesima

Drei Geister kämpfen in jeder Seele um die Herrschaft: der Geist des Irrtums und der Lüge, der von Anbeginn an stets das Gegenteil von dem einflüstert, was Gott uns eingibt. "An welchem Tag du davon issest, wirst du des Todes sterben", so sprach Gott. "Keineswegs werdet ihr sterben", lautet darauf des Teufels Antwort. Alle seine Einflüsterungen sind nur der Widerhall dieser ersten Lüge.

Es ist weiter der Geist dieser Welt, der uns dazu treibt, die Dinge nach der Neigung der Sinne und der Klugheit des Fleisches zu beurteilen. "Die Klugheit dieser Welt ist Torheit bei Gott."

Drittens ist es der Geist Gottes, der uns stets ermahnt, unsere Herzen über das Natürliche zu erheben: "Erhebet die Herzen", und "aus dem Glauben zu leben". Justus meus ex fide vivit. Dieser Geist neigt und treibt uns ohne Unterlass zu einem einfach kindlich-liebenden Glauben und zur Hingabe unseres Selbst in die Vaterhand Gottes. Er erfüllt uns "mit Frieden und Freude im Vertrauen", bringt somit die Früchte hervor, von denen der hl. Paulus spricht.

Die Gottverbundenheit, S. 28

Montag nach Septuagesima

Was waren die Ursachen unseres Verderbens und unserer Rettung? Großer Ungehorsam und voller Gehorsam, wie der hl. Paulus ausdrücklich sagt: "Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen alle zu Sündern geworden sind, so werden durch den Gehorsam des einen alle zu Gerechten gemacht."

Dieser Gehorsam Christi ist also das von Gott vorher bestimmte und vom Heiland angenommene Heilmittel zur Rettung der Welt und zur Gewinnung des ewigen Erbes; er war eine Sühne für den Ungehorsam Adams.

Und wir gelangen zu Gott, indem wir unsern Gehorsam vereinen mit dem Gehorsam Christi, unseres Hauptes und geistigen Führers. Aller Fluch Adams ist auf uns gekommen, weil wir in ihm mitgesündigt haben; wir werden aber auch allen Segens teilhaftig, der aus der heiligsten Seele Christi hervorströmt, wenn wir an seinem Gehorsam teilnehmen. Da der Vater seinen Sohn in die Welt sandte, sprach er zu den Juden: "Das ist mein geliebter Sohn, ihn sollt ihr hören." Mit anderen Worten: Tut, was euch mein Sohn sagen wird; gehorcht ihm; das ist alles, was ich verlange, um euch meine Liebe wieder zu schenken.

Christus unser Ideal, S. 300

Dienstag nach Septuagesima

Die Seele, welche eine schwere Sünde begeht, zieht das Geschöpf und die eigene Befriedigung Gott und seinem Gebote vor; die Vereinigung mit Gott ist damit völlig gebrochen, das göttliche Leben in der Seele zerstört. Eine solche Seele wird Sklavin der Sünde: Omnis qui facit peccatum servus est peccati. Der Sklave der Sünde kann aber nicht zugleich Diener Gottes sein; zwischen Jesus und Belial, zwischen Christus und Luzifer kann es ganz und gar keine Gemeinschaft geben.

Jesus Christus ist die Quelle unserer Heiligkeit; wenn daher eine Seele durch die Todsünde von ihm sich trennt, so wendet sie sich auch von der Lebensquelle ab.

Die Sünde ist also ein Übel für uns, und zwar das Übel, das unserem wahren Glück entgegensteht. "Wer die Sünde liebt, hasst seine Seele".

Die Sünde, die das Gnadenleben in uns zerstört, macht uns unfähig, übernatürliche Verdienste zu sammeln.

Durch eigene Schuld vom lebenspendenden Stamm losgerissen, ist sie nach dem Vergleich Jesu Christi selbst nur mehr "wie dürres Holz, das zu nichts taugt, als ins Feuer geworfen zu werden."

O wer begreift die Bosheit der Sünde?

Christus, das Leben der Seele, S. 278

Mittwoch nach Septuagesima

Die Sünde ist sozusagen ein Gott zugefügtes Leid, und weil Gott heilig ist, muss er sie auf ewig verdammen. Wenn wir Gott wahrhaft liebten, würden wir der Sünde gegenüber gesinnt sein wie Gott: "die ihr den Herrn liebt, hasst das Böse". Vom Erlöser sagt die Heilige Schrift: "Du liebst die Gerechtigkeit und hassest das Unrecht."

O, wie sollten wir ihn im Gebet, zu Füßen des Kreuzes bitten, dass er uns seinen Abscheu vor dem einzig wahren Übel unserer Seele, vor der Sünde, mitteile.

Christus, das Leben der Seele, S. 284

Zwischen der Sünde und Gott gibt es keine Gemeinschaft; es gibt nach St. Paul keine Möglichkeit, Christus und Belial, den Vater der Sünde, zu vereinen. Wir geben uns einer Täuschung hin, wenn wir meinen, Gott werde sich von uns finden lassen, sich uns schenken, wenn wir der Sünde nicht entsagen. Gefährliche Täuschung, die häufiger ist, als wir denken. Wir müssen mit glühender Sehnsucht verlangen, dass "das Wort" sich mit uns vereine; aber dieses Verlangen muss wirksam sein und uns dazu treiben, alles wegzuräumen, was sich dieser Vereinigung entgegenstellt.

Das geistige Gebäude, das sich nicht auf eine ständige Abkehr von der Sünde stützt, ist noch sehr wankend; es ist ja auf Sand gebaut.

Christus unser Ideal, S. 173

Donnerstag nach Septuagesima

Die Gnade des Bußsakramentes besteht in der Sündentilgung, in der Schwächung der Begierlichkeit, in der Wiederherstellung des übernatürlichen Lebens, oder wo es sich um lässliche Sünden handelt, in Vergebung derselben und Vermehrung der Gnade.

In diesem Sakrament geht der Abscheu vor der Sünde, den der Heiland in seiner Todesangst und am Kreuz empfunden hat, auf unsere Seele über, um die Sünde zu vernichten. Der Tod der Sünde, den Jesus Christus bewirkt hat, da er in seinem Leiden unsere Stelle annahm, vollzieht sich neuerdings im Sünder.

Auch außerhalb des Bußsakramentes bleibt die Reue ein wirksames Mittel zur Tilgung der Sünde. Im Sakrament aber erheben die Verdienste Christi sie zu einem Werkzeug von unendlichem Werte und unbegrenzter Wirksamkeit. Im eigenen Blut wäscht nämlich der Heiland in diesem Augenblick unsere Seele.

Wir dürfen es nie vergessen: jedes Mal wenn wir würdig und andächtig dieses Sakrament empfangen, auch wenn wir nur lässliche Sünden zu beichten haben, fließt Christi Blut überreich auf unsere Seele, um sie neu zu beleben, sie zu stärken gegen die Versuchungen, sie mit Standhaftigkeit zu rüsten zum Kampf gegen die Lockungen des Bösen und endlich, um in der Seele die Wurzeln und Wirkungen der Sünde zu zerstören.

Christus, das Leben der Seele, S. 363

Freitag nach Septuagesima

Die Zerknirschung ist ein Zustand der Seele, der bewirkt, dass dieselbe in der Gesinnung einer zur guten Gewohnheit gewordenen Reue und folglich auch in einem ständigen Hass gegen die Sünde verharrt. Die durch diese Reuegesinnung hervorgerufenen inneren Akte sind ein unvergleichlich wirksamer Schutz, um die Seele vor Versuchungen zu bewahren. Zwischen dem Geist der Zerknirschung und der Sünde besteht ein unvereinbarer Gegensatz. Die Zerknirschung des Herzens erfüllt die Seele mit Abscheu vor dem Bösen und macht sie standhaft in der Liebe zu Gott.

Deshalb gebraucht der hl. Bernhard auch mehr denn einmal den Ausdruck "Zerknirschung" an Stelle von "Vollkommenheit". So sehr bewahrt diese Gesinnung, sofern sie wahr ist, vor jeder Beleidigung Gottes.

Dies war auch sicher der Geist und die Seelenhaltung des verlorenen Sohnes nach seiner Rückkehr zum Vaterhaus. Wie oft wohl wird er zu seinem Vater gesagt haben: "Du hast mir alles vergeben, mein Herz aber wird nie aufhören, immer wieder dankbar zu beteuern, wie sehr es mich reut, dich betrübt zu haben, und wie ich jetzt durch um so größere Treue die verlorenen Stunden der Treulosigkeit zurückerobern will."

Christus unser Ideal, S. 177

Samstag nach Septuagesima

Die uns durch Jesus Christus gewordene Offenbarung der Barmherzigkeit Gottes ist auch die Grundlage unseres Vertrauens.

Jeder von uns kennt aus Erfahrung solche Augenblicke der Gnade, wo der Mensch im Licht Gottes hinabschaut in den Abgrund seiner Sünden und Fehler und die eigene Ohnmacht erkennt, wo er sieht, wie arm und befleckt er ist, und mit Petrus ausrufen möchte: "Herr, geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch." Könntest du dich vereinigen mit einer sündbefleckten Seele? Könntest du nicht edle, reine, von der Sünde unberührte Seelen dir erwählen statt der meinigen?

Gedenken wir aber noch viel mehr dieses Wortes des Herrn: "Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 222

"Sie müssen von der Überzeugung durchdrungen sein, dass Ihre sündhafte Vergangenheit kein Hindernis bedeutet für eine, selbst innige Verbundenheit mit Gott. Gott verzeiht, und sein Vergeben ist göttlich. Mit den Engeln war Gott nicht barmherzig, weil sie nicht armselig waren. Mit uns dagegen ist Gott unendlich barmherzig, weil wir voll Armseligkeit sind.

Und was fast unwahrscheinlich klingt, jedoch ganz auf Wahrheit beruht, ist, dass gerade unser Elend und unsere Armseligkeit uns ein Anrecht auf die Barmherzigkeit Gottes geben.

Die Gottverbundenheit, S. 108

Sonntag Sexagesima

Welch lebensvolles Bild seines Leidens und Wirkens gibt uns der hl. Paulus in der heutigen Epistel! Er spricht selbst von den Offenbarungen, welche er von Christus empfangen hat, "wo er wunderbare Dinge vernahm, die auszusprechen keinem Menschen vergönnt ist".

Nachdem er aber die Titel seines Ruhmes aufgezählt hat, bricht der Apostel allem törichten Wahn menschlicher Eitelkeit die Spitze ab; "dessen könnte ich mich rühmen, nicht aber meiner selbst; es sei denn meiner Schwachheiten, damit die Kraft Christi in mir wohne."

Das ist die Sprache der Demut. Nicht seiner Geistesgaben, nicht seiner Werke, nicht seiner ausgestandenen Leiden und mühsam vollbrachten Arbeiten noch der erhaltenen Gaben rühmt sich der hl. Paulus, sondern seiner Unzulänglichkeit und seiner Schwäche.

Leugnet er seine guten Werke? Im Gegenteil! Er entwirft ein Bild davon wie kein anderer Apostel, aber er gibt Gott allein die Ehre. "Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine Gnade in mir ist nicht vergeblich gewesen."

Verachtet er die göttlichen Gnadengaben? Durchaus nicht. "Wir aber", sagt er, "haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir erkennen, was Gott uns aus Gnade geschenkt hat."

Christus unser Ideal, S. 282

Montag nach Sexagesima

Es ist Gottes Absicht und Wille, dass wir alles in Christus finden. Wenn wir daher demütig unsere Schwachheiten anerkennen und uns auf die Verdienste, auf die Kraft Christi stützen, so blickt der Vater auf uns mit Wohlgefallen und voll Freude, weil wir dadurch seinen Sohn Jesus als den einzigen Mittler bekennen, den er uns Menschenkindern hat geben wollen.

Wie war doch St. Paulus so durchdrungen von dieser Wahrheit! In einem seiner Briefe offenbart er all sein Elend, alle Kämpfe, die seine Seele zu bestehen hat, dann aber ruft er aus: "Ich will mich gerne meiner Schwachheiten rühmen" (Vgl. die Epistel der Tagesmesse). Statt zu klagen über sein Elend, seine Armseligkeiten und seine Kämpfe, will er sich derselben "rühmen". Das scheint uns unverständlich. Aber der Apostel gibt uns eine tiefgründige Erklärung. Er fügt hinzu: damit nicht eigene Kraft, sondern "Christi Kraft, Christi Gnade, die in mir wohnt, mich siegreich mache", und so alle Ehre ihm allein zukomme.

Gott will, dass alle Ehre auf ihn zurückstrahle durch Christus, dessen Gnade den Sieg davonträgt über unsere Schwäche.

Christus, das Leben der Seele, S. 106

Dienstag nach Sexagesima

"Die heilige Liturgie belehrt uns, dass der liebe Gott seine Allmacht besonders durch Schonen und Erbarmen zeigt. Machen Sie aus sich ein ewiges Denkmal seiner Barmherzigkeit. Je größer das Elend und die Unwürdigkeit (des Geschöpfes) ist, desto größer und anbetungswürdiger zeigt sich die Barmherzigkeit Gottes. Der Abgrund unseres Elendes ruft den Abgrund seiner Barmherzigkeit. Es ist dies für mich ein unsagbarer Trost, Sie auf diesem so sicheren Weg zu wissen, der zu so erhabenen Höhen führt, das kostbare Blut verherrlicht und die Barmherzigkeit Gottes so laut verkündet."

Nichts verherrlicht so den lieben Gott als eine Seele, die, obgleich sie ihre Nichtigkeit und ihr Elend einsieht, sich auf die Verdienste Jesu Christi und auf die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters stützt. Die Seelen, die ihre Dürftigkeit nicht kennen, halten sich wegen ihrer persönlichen Güte für gut und dem lieben Gott angenehm. Sie fühlen nicht, wie sehr sie Jesu bedürfen, und geben so dem lieben Gott wenig Ehre. Christus ist uns alles geworden. Er ist der Ersatz für unser Elend und unsere Armut, und er schenkt sich denen, die "arm im Geiste" sind.

Die Gottverbundenheit, S. 196

Mittwoch nach Sexagesima

Vergessen wir es niemals, dass unsere ganze Kraft in der Kenntnis unserer Schwachheit besteht. Damit aber Jesus Christus in uns leben kann und nur er allein, muss die Natur sterben, diese aber stirbt sehr schwer und ungern.

In der Epistel des vergangenen Sonntags zählt der heilige Apostel Paulus all die wunderbaren Dinge auf, die er für Christus vollbracht und ertragen hat, und schließt dann mit den Worten: "Darum werde ich mich am liebsten meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi in mir wohne."

Könnten wir doch dieses Geheimnis verstehen, dass unsere Schwäche unsere Kraft ausmacht. Wie die Bettler sich ihrer abstoßenden Wunden rühmen und, anstatt sie zu verbergen, noch mehr zeigen, um so das Mitleid guter Menschen zu erregen, so müssen auch wir uns darüber freuen, dass wir ohne Jesus nichts vermögen.

Sagen wir es ihm oft und fühlen wir uns glücklich, wenn sich eine Gelegenheit bietet, den Abgrund unserer Armseligkeit und unserer Schwäche zu fühlen. "Je mehr du dich im Bewusstsein deines Elends verdemütigst", sagte der Heiland zur hl. Margareta-Maria, "desto mehr werde ich mich zu dir neigen, um dich mit der Macht meiner Liebe zu umgeben."

Die Gottverbundenheit, S. 182

Donnerstag nach Sexagesima

Es ist eine große Gnade, unsere Gebrechen und unsere Dürftigkeit, die in Wirklichkeit immer größer sind, als wir vermuten, einzusehen.

Doch kann diese Kenntnis ein wahres Gift sein, wenn sie nicht ergänzt wird durch einen unerschütterlichen Glauben und ein großes Vertrauen auf die "unendliche Genugtuung" der Verdienste unseres göttlichen Erlösers, auf seinen Reichtum und seine Tugenden, die alle uns gehören.

Und was verherrlicht Christus, den Gottessohn? Dass wir eine so hohe Wertschätzung seiner Verdienste haben und eine so große Überzeugung von der Größe seiner Liebe, die uns mit den Verdiensten beschenken will (Et nos credidimus caritati Dei), dass weder unser Elend noch unsere Unwürdigkeit uns entmutigen.

Zwei Sorten von Menschen geben Christus wenig Ehre: 1. Solche, die ihre Armseligkeit nicht einsehen, noch sich über ihre Unwürdigkeit Rechenschaft geben, und die folglich nicht fühlen, dass sie unseres Herrn Jesu Christi bedürfen.

2. Solche, die wohl ihr Elend einsehen, aber nicht jenen starken Glauben an die Gottheit Jesu Christi haben, durch den sie sich gleichsam glücklich fühlen, so schwach zu sein, damit Jesus in ihnen verherrlicht werde.

Die Gottverbundenheit, S. 194

Freitag nach Sexagesima

Ein Gedanke, der uns helfen und stets ermutigen muss, ist folgender: Alles, was Gott für uns tut, ist ein Ausguss seiner Barmherzigkeit: "Gott baut ein ewiges Denkmal seiner Barmherzigkeit im Himmel".

Die Steine zu diesem Denkmal sind die Armseligen, die Hilfsbedürftigen, welche die Barmherzigkeit Gottes herabrufen durch ihr Elend. Denn Barmherzigkeit ist Güte angesichts der Not.

Der Grundstein dieses Denkmals ist Christus selbst, der unsere Schwachheiten auf sich nahm: Vere languores nostros ipse tulit et dolores nostros ipse portavit. Er vergöttlicht sie und gibt ihnen unendlichen Wert in den Augen seines Vaters.

Wenn wir jeden Morgen unsere Mühen, Sorgen und Leiden aller Art mit denen Jesu Christi vereinigen, wird er sie aufnehmen und zu den seinigen machen. Durch geduldiges Tragen der Mühen und Widerwärtigkeiten dieses Lebens nehmen wir an Christi Leiden teil. Dann wird seine Kraft, seine Tugend in uns herrschen. Libenter gloriabor in infirmitatibus meis, ut inhabitet in me virtus Christi.

Es ist eine große Gnade, wenn man dies versteht und dem Heiland in seiner Schwachheit nachfolgt.

Die Gottverbundenheit, S. 144

Samstag nach Sexagesima

Es gibt zwei Möglichkeiten, sich vor Gott hinzustellen:

1. So, wie der Pharisäer im Evangelium, indem wir uns auf unsere eigenen Werke stützen und Gott um Belohnung unserer Gerechtigkeit bitten. "Ich beobachte das Gesetz, ich faste, gebe Almosen, du, O Gott, müsstest eigentlich mit mir vollauf zufrieden sein." Solche Leute jedoch, die sich selbst für gerecht halten, verabscheut Gott, obgleich sie (äußerlich) ganz fehlerlos und untadelig sind.

2. So, wie der hl. Paulus: "Ich betrachte meine ganze eigene Gerechtigkeit wie Kehricht (ut stereora); meine ganze Zuversicht ist Christus", der durch seine Verdienste unsern Werken all ihren Wert gibt. Darum rühmt sich der Apostel nicht seiner Werke, sondern seiner Schwachheiten.

Solche Seelen sind dem lieben Gott lieb und teuer, weil sie seinen Sohn verherrlichen. Dies ist ja sein Wunsch.

Wir sind voll der Armseligkeiten, aber wir haben die Ehre, Glieder Christi zu sein. Das ist auch der Grund, warum unser himmlischer Vater so zärtlich mit uns ist. Leben wir vereint mit Jesus und ihm, dem Vater, ganz ergeben.

Die Gottverbundenheit, S. 191

Sonntag Quinquagesima

Durch den Glauben ist uns Gott immer gegenwärtig. "Wir wandeln im Glauben." Der Glaube, in dessen Licht wir wandeln, ist die Quelle unserer Vereinigung mit Christus und Wurzel unserer Vollkommenheit. "Wandle vor mir und sei vollkommen." In eben dem Maße, als wir im Glauben vor Gott leben und mit Christus vereinigt bleiben, sind wir gefeit gegen die Versuchung zur Sünde.

Wer durch den Glauben beständig in der Gegenwart Gottes lebt, der schöpft ohne Unterlass an dieser Lebensquelle. "Bei dir ist ja die Quelle des Lebens." Er nimmt teil an der Vereinigung Christi mit seinem Vater: "Ich in ihnen und du in mir", und somit auch an der Liebe des Vaters zum Sohn. "Damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen."

An einer solchen Seele hat darum auch Gott sein Wohlgefallen. Er nimmt sie in seinen besonderen Schutz, macht sie mehr und mehr gefeit gegen jede Sünde. Mögen auch alle Feinde sie angreifen, mag selbst die ganze Welt aufstehen gegen sie, sich gegen sie wappnen, sie wird zu Gott rufen: "Du bist mein Helfer und mein Erretter!" Und der Herr wird sie aus allen Gefahren und Schlingen befreien, denn "sie hat auf mich gehofft, und darum will ich sie befreien".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 198

Montag nach Quinquagesima

Die Tugend der Buße - eine Fähigkeit, die unsere Seele ständig geneigt macht, für die Sünde zu büßen und ihre traurigen Folgen zu vernichten - ist jedem notwendig, der nicht in vollkommener Unschuld des Lebens gewandelt ist. Wird die Gesinnung durch die Furcht vor der Hölle hervorgerufen, so erklärt das Konzil von Trient sie für gut und Gott wohlgefällig.

Geht sie aber aus der Liebe hervor, so ist sie vorzüglich und vollkommen. Je inniger unsere Liebe zu Gott ist, um so mehr drängt es uns, Gott das Opfer eines zerknirschten und gedemütigten Herzens darzubringen: Cor contritum et humiliatum Deus non despieies, ihn immer wieder mit dem Zöllner im Evangelium zu bitten: "Herr, sei mir armen Sünder gnädig."

Eine Seele, die sich solche Bußgesinnung zu eigen macht, findet darin tiefen Frieden, ständigen Anlass zur Demut und ein mächtiges Hilfsmittel, um sich zu reinigen und die ungeordneten Neigungen, die verkehrten Triebe, mit einem Worte alles, was zu neuen Sünden führen könnte, zu bekämpfen.

Im Besitz dieser Tugend ist die Seele bestrebt, alle ihr gebotenen Mittel anzuwenden, um ihre Fehltritte zu sühnen.

Christus, das Leben der Seele, S. 314

Dienstag nach Quinquagesima

Wenn eine Seele eingedenk ihrer Fehler sich vor Gott verdemütigt - es soll dies dabei eine Erinnerung sein an die Tatsache, Gott beleidigt zu haben, nicht aber an die näheren Umstände, unter welchen die Sünde begangen wurde -, wenn sie sich in die Glut der Zerknirschung stürzt, um sich von den Schlacken, die ihr anhaften, zu reinigen, wenn sie sich aufrichtig als der Gnade unwürdig erklärt: "Herr, geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch", so neigt sich Gott zu ihr in unendlicher Güte: "Ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten."

Gott wendet sich voll unendlicher Barmherzigkeit der Seele zu, die ohne Unterlass sich von ihren Fehlern zu reinigen sucht und guten Willens ist, ihre Untreue wieder gut zu machen. "Die Tränen erhört Gott schneller als das Beten der Lippen", sagt der hl. Augustinus. Und der hl. Gregorius schreibt: "Gott zögert nicht, unsere Tränen gütig aufzunehmen, ja er trocknet sie gar bald durch die Gabe bleibender Freude.

Christus unser Ideal, S. 188

Fastenzeit

Aschermittwoch

Die Kirche musste naturgemäß als Gesetzgeberin des Sühnewerkes, das sie in ihrer Gesamtheit so nahe angeht, auftreten. Sie hat für alle ihre Kinder einen Anteil an Abtötung bestimmt, welcher namentlich eine Beobachtung der Fastenzeit, der Feiertage, Quatember und Vigilien umfasst.

Eine minder erleuchtete Seele wird vielleicht ihre selbstgewählten Abtötungen den genannten vorziehen; es unterliegt aber keinem Zweifel, dass die von der Kirche auferlegten Abtötungen und Sühnewerke die Gott wohlgefälligsten und unserem Seelenheil zuträglichsten sind.

Der Grund ist klar. All unsere Leiden und Entsagungen schöpfen ihren Wert einzig aus der Vereinigung mit den Leiden und Verdiensten Jesu Christi in Glauben und Liebe, denn ohne ihn können wir nichts tun. Wer aber ist inniger mit Christus vereinigt als die Kirche, seine Braut? Die Abtötungen, welche sie uns auferlegt, sind die seinigen; sie nimmt dieselben an und bietet sie Gott von Amts wegen in ihrer Eigenschaft als Braut Christi dar. So sind diese Abtötungen gleichsam die natürliche Fortsetzung des Sühnungswerkes Christi, von der Kirche selbst dargebracht, sie sind Gott äußerst wohlgefällig.

Alles, was von der Kirche, der Braut Christi, kommt, kann dem ewigen Vater nur wohlgefallen.

Christus unser Ideal, S. 207

Donnerstag nach Aschermittwoch

Stützen wir uns auf Christus nicht nur im Gebet (Vgl. das Evangelium der Tagesmesse), sondern auch in unserm gesamten Tun und Lassen, und wir werden stark sein. Ohne ihn vermögen wir nichts, mit ihm aber alles. "Ohne mich könnt ihr nichts tun." "Alles vermag ich in dem, der mich stärkt." Christus ist für uns die Quelle fester Zuversicht und innigen Vertrauens, der wirksamste Beweggrund zu Treue und Geduld in allen Trübsalen, Widerwärtigkeiten, Heimsuchungen und Leiden dieser Pilgerschaft bis ans Ende unserer irdischen Verbannung.

Christus opfert für uns dem Vater seine Verdienste auf. Ist er mit uns, dann gibt es keine Versuchung, die wir nicht überwinden, kein Kreuz, das wir nicht tragen und keine vergängliche Freude, der wir nicht entsagen könnten.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 329

Hegen wir stets die feste Überzeugung, dass all unsere Kraft die Kraft Christi ist. Der hl. Paulus legt so großen Wert darauf, dass diese Kraft die einzige Quelle seiner Tätigkeit sei, dass er sich über seine Schwäche freut und sich ihrer rühmt. Diese göttliche Kraft, die von Christus in seine Glieder überströmt, ist es ja auch, die unseren Handlungen ihre Schönheit verleiht.

Die Gottverbundenheit, S. 197

Freitag nach Aschermittwoch

Im Lauf der vierzigtägigen Fastenzeit betet die Kirche jeden Tag für die Seelen, welche sich den von ihr auferlegten Abtötungen unterziehen; immer wieder bittet sie Gott, dass diese Werke ihm wohlgefällig seien und von ihm angenommen werden möchten, dass er sie uns zum Heil werden lasse, dass er die Kraft gebe, "sie mit jener Frömmigkeit, welche einem Jünger Christi geziemt, mit jener vertrauensvollen Hingabe, die durch nichts beunruhigt wird, zu vollbringen" (Kirchengebet am Aschermittwoch).

Dieses ununterbrochene Gebet der Kirche für uns ist mächtig bei Gott und wird für uns zu einer Quelle göttlichen Segens, welcher unsere Abtötung befruchtet.

Wenn wir also, wie der hl. Paulus sagt, "Christus angehören" wollen, so müssen wir mit lebendigem Glauben und wahrer Großmut diese Abtötungen "der Kirche" auf uns nehmen; sie haben in den Augen Gottes einen Wert und eine sühnende Kraft, welche keinem anderen Bußwerk eignet.

Außerdem sind uns diese Abtötungen sehr heilsam. Die Kirche selbst sagt uns am Anfang der Fastenzeit, dass sie dieselben "zum Wohle nicht nur der Seele, sondern auch des Leibes eingesetzt hat" (Kirchengebet am Samstag nach Aschermittwoch).

Christus unser Ideal, S. 208

Samstag nach Aschermittwoch

Wie einst die Apostel beim Sturm auf dem Meer (Vgl. das Tagesevangelium) wollen auch wir rufen: "Herr, rette uns, wir gehen zugrunde." Und der Herr wird seine Hand ausstrecken und uns zu Hilfe kommen.

Wie er, der versucht werden wollte uns zum Vorbild und um uns die Gnade siegreichen Kampfes gegen alle Versuchungen zu verdienen - wenn auch an ihn, den Gottessohn, die Versuchung nur von außen herantreten konnte -, so wollen auch wir Satan zwingen, sich zurückzuziehen, indem wir ihm sofort entgegnen: "Ich will nur einen Herrn anbeten und ihm allein dienen. Am Tag der Taufe habe ich den Heiland erwählt, ihn allein will ich hören."

Wenn wir über uns selbst sorgsam wachen und so mit Jesus vereint bleiben, wenn wir uns auf Christi Wort und seine Verdienste stützen, wird er auch uns die schönen Worte zurufen: "habt Vertrauen, ich habe die Welt überwunden". Eine Seele, die im Glauben mit Jesus vereint bleiben will, wird siegen über ihre Leidenschaften, über Welt und Hölle, mag auch in ihr und um sie herum alles toben und wüten. Der Heiland wird mit göttlicher Kraft sie schützen gegen alle Angriffe.

Christus, das Leben der Seele, S. 294

Erster Fastensonntag

Zum tieferen Verständnis der Versuchung des Herrn (Vgl. das Tagesevangelium) müssen wir uns an die schon oft erwähnte Wahrheit erinnern, dass Christus uns in allem gleich sein wollte, "in allem seinen Brüdern ähnlich werden musste".

Bedenken wir nun, wie körperlich schwach ein Mensch werden muss, der 40 Tage lang fast nichts zu sich genommen hat. Der Heiland hat gewiss keine Wunder gewirkt, um die natürliche Wirkung des Fastens für sich selbst aufzuheben. Diese Gelegenheit nimmt der Teufel wahr, um ihn zu versuchen.

Wenn nun Jesus Christus, das menschgewordene Wort Gottes, sich herabgelassen hat, mit dem bösen Feinde in den Kampf zu treten, wie könnten wir uns da wundern, dass wir, die Glieder seines mystischen Leibes, den gleichen Weg gehen müssen?

Wundern wir uns nicht darüber! Christus, unser Vorbild in allem, ist vor uns versucht worden, ja es wurde dem Höllenfürsten selbst gestattet, Hand an seine heiligste Menschheit zu legen.

Vergessen wir jedoch auch nicht, dass Christus nicht nur in seiner Eigenschaft als Sohn Gottes den Teufel besiegt hat, sondern auch als Haupt der Kirche. In ihm und durch ihn haben wir ebenfalls den Teufel und seine Einflüsterungen besiegt. In ihm und durch ihn werden wir ihn auch in Zukunft besiegen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 191

Montag nach dem ersten Fastensonntag

"Weichet von mir, ihr Verfluchten", spricht Gott der Herr, "ich kenne euch nicht" (Vgl. das Tagesevangelium).

Ich hatte euch berufen, an meiner ewigen Verherrlichung und Seligkeit teilzunehmen, ich wollte euch "mit aller geistigen Segnung erfüllen"; deswegen habe ich euch meinen Sohn gegeben; ich habe ihn erfüllt mit der Fülle aller Gnaden, damit sie auf euch überfließe. Er war der Weg, der euch zur Wahrheit und zum Leben führen sollte; er hat den Tod für euch angenommen, hat euch seine Verdienste und Genugtuungen geschenkt; er hat euch die Kirche und seinen Heiligen Geist gegeben, in ihm habt ihr alles, dessen ihr bedürft, um einmal am ewigen Mahl teilzunehmen, das ich zur Verherrlichung meines eingeborenen Sohnes bereitet habe. Während der Jahre eures Erdenlebens habt ihr Zeit gehabt, euch vorzubereiten, aber ihr habt nicht gewollt, frech habt ihr meine barmherzigen Einladungen abgelehnt.

Nun ist es zu spät; weichet von mir, ihr Verfluchten, die ihr nicht das Bild meines Sohnes in euch tragt; ich kenne euch nicht! Welch ein Wort! Welch unnennbare Qual, aus dem Mund des ewigen Gottes dieses Wort zu vernehmen: Ihr Verfluchten! Ich kenne euch nicht!

Christus, das Leben der Seele, S. 282

Dienstag nach dem ersten Fastensonntag

Der verborgene Wille Gottes umfasst unser ganzes natürliches und übernatürliches Leben in allen Einzelheiten: Gesundheit und Krankheit, alle Ereignisse, in die wir verwickelt werden, den Erfolg oder Misserfolg unserer Arbeiten, Stunde und Umstände unseres Todes, den Grad unserer Heiligkeit, die ganz besonderen Mittel, die Gott gebrauchen will, um uns dahin zu führen; - alles das sind Dinge, die wir nicht wissen und die uns Gott verborgen halten will.

In Bezug auf diesen Willen kann man sich auf zweifache Weise verhalten. Die erste Weise ist die der Welt, der rein menschlichen Weisheit, die immer alles selbst bestimmen will und alles nur im Licht der natürlichen Vernunft beurteilt; sie will das Dasein nach ihrer Art gestalten und ist allem feind, was ihren Wünschen und Ansichten entgegensteht. Doch "die Weisheit dieser Welt ist vor Gott Torheit" und in Bezug auf die Gesetze des übernatürlichen Lebens Eitelkeit und Irrtum.

Wir dürfen uns also nicht von dieser Weisheit leiten lassen. Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken, seine Wege nicht unsere Wege (Vgl. die Tagesepistel). Unsere Wege entspringen unseren eigenen Neigungen, Gottes Wege sind Weisheit, Wahrheit und Liebe. Unsere Aufgabe und wahre Weisheit auf diesem uns verborgenen Gebiet ist, uns liebend wie ein Kind, gläubig und vertrauensvoll dem Wirken Gottes und seiner Führung rückhaltlos hinzugeben, der stets nur das Beste will.

Christus unser Ideal, S. 355

Mittwoch nach dem ersten Fastensonntag

Es gibt kein wirksameres Mittel gegen die Versuchung als die Erinnerung an das Kreuz des Herrn. Jesus ist ja nur deshalb auf die Erde herabgekommen, "um das Werk des Teufels zu zerstören". Wodurch aber hat er es zerstört und "Satan hinausgeworfen", wie er selbst sagt, wenn nicht durch seinen Tod am Kreuz?

Klammern wir uns darum im festen Glauben an das Kreuz des Herrn! Seine Kraft ist nicht versiegt. Als Kinder Gottes durch die Taufe geheiligt, dürfen wir uns darauf stützen. Was könnten wir fürchten, nachdem wir in der Taufe mit dem Siegel des Kreuzes bezeichnet, von Christi Licht erleuchtet worden sind und als Glieder seines Leibes teilnehmen an seinem Leben, am Heil, das er uns gebracht hat? "Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen soll ich fürchten?" Wir dürfen getrost auf uns selbst anwenden: der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich auf allen deinen Wegen behüten, damit du nicht fallst und deinen Fuß an einen Stein stoße.

Weil er auf mich vertraut hat, spricht der Herr, darum werde ich ihn befreien, ich will ihn schützen; ich will ihm beistehen in seiner Not, ihn erretten und erheben, mit glücklichen Tagen will ich ihn sättigen und ihn schauen lassen mein Heil.

Christus, das Leben der Seele, S. 292

Donnerstag nach dem ersten Fastensonntag

Die Evangelienbericht zeigen uns, welchen Wert der Heiland während seines öffentlichen Lebens dem Glauben beilegte. Glaube war das erste, was er von denen forderte, die Hilfe bei ihm suchten.

Am Glauben hat Jesus so großes Wohlgefallen, dass er ihm gewährt, was verweigern zu wollen er anfangs sich den Anschein gab. Ein treffendes Beispiel hierfür ist die kanaanäische Frau (Vgl. das Evangelium der Tagesmesse), das um Heilung ihrer Tochter bittet. Tief gerührt und voll Bewunderung dieses Glaubens widersteht der Heiland nicht länger ihrer inständigen Bitte: "O Frau, dein Glaube ist groß, dir geschehe, wie du willst."

Christus, das Leben der Seele, S. 218

Nichts macht Gott mehr Freude, als der Glaube und das unerschütterliche Vertrauen inmitten der Trostlosigkeit und der Prüfungen. Es ist jenen Seelen eigen, die Gott zu einer innigeren Vereinigung und Vertrautheit mit sich berufen hat, dennoch auf ihn zu hoffen, trotz des Anscheins, dass alles dahin zielt, sie an der Erfüllung der göttlichen Verheißungen zweifeln zu lassen. Vergessen wir nie, dass der Glaube der Fortschritt und die Vollendung der Vollkommenheit ist.

Die Gottverbundenheit, S. 181

Freitag nach dem ersten Fastensonntag

Jesus heilt den achtunddreißigjährigen Kranken (Vgl. das Tagesevangelium) und befiehlt ihm, sein Bett zu nehmen und zu wandeln. Das war an einem Sabbat.

Da ärgerten sich die Juden und warfen ihm vor, dass er den Sabbat entweihe.

Er aber, um ihnen zu zeigen, dass er ebenso wie sein Vater höchster Gesetzgeber sei, antwortete den Pharisäern: "Mein Vater wirkt bis zur Stunde, und so wirke auch ich", wie er und mit ihm.

Die Zuhörer verstehen nur zu gut, dass er sich durch diese Worte als Gott bezeichnet; denn es heißt weiter: "Deshalb trachteten sie ihm nach dem Leben, weil er nicht bloß den Sabbat entheiligte, sondern auch Gott seinen Vater nannte und so sich Gott gleichstellte." Jesus widerspricht nicht. Er bekräftigt vielmehr die Auslegung der Juden. "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts aus sich selbst tun; er kann nur tun, was er den Vater tun sieht. Was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn; denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut."

Die Aufeinanderfolge und Entwicklung dieser Worte zeigen deutlich, mit welchem Nachdruck Christus sich immer und überall als gleichberechtigt erklärt mit dem Vater, als Gott wie er und mit ihm.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 208

Samstag nach dem ersten Fastensonntag

Der Heiland sah voraus, dass die Apostel seine Schmach und Erniedrigung nicht würden ertragen können und dass sein Kreuz ihnen zum Stein des Anstoßes werden würde. Dieselben drei Apostel, die er zu Zeugen seiner Verklärung erwählte, sollten in kurzer Zeit auch Zeugen der Schwäche, Todesangst und namenlosen Betrübnis werden, die er im Ölgarten durchlitt. Jesus wollte daher zuvor ihren Glauben stärken, damit sie nicht Ärgernis nähmen an seiner Verdemütigung. Durch das Geheimnis der Verklärung (Vgl. das Tagesevangelium) wollte er ihren Glauben befestigen.

Durch dieses Wunder wird den Aposteln klar, dass Jesus wirklich Gott ist. Die Majestät Gottes umleuchtet sie, die ewige Herrlichkeit ihres Meisters ist ihnen mit einem Mal offenbar. Auch Moses und Elias erschienen und redeten mit Jesus und beteten ihn an. Um endlich diesen Zeugnissen die Krone aufzusetzen und die Gottheit Jesu unwiderruflich zu offenbaren, lässt Gott, der Vater, aus der Wolke seine Stimme hören. Er verkündigt, dass Jesus sein Sohn ist, dass er Gott ist, wie er selbst.

Somit wirkt alles zusammen, um den Glauben der Apostel an jenen zu begründen, zu dem Petrus anbetend gesprochen: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!"

Christus in seinen Geheimnissen, S. 241

Zweiter Fastensonntag

O Jesus Christus, du ewiges Wort, du göttlicher Meister, der du die Herrlichkeit des Vaters, der Abglanz seiner Wesenheit bist, du selbst hast gesagt: "Wenn jemand mich liebhat, dem werde ich mich offenbaren." Gib, dass wir dich innig und feurig lieben, damit wir würdig seien, von dir ein helleres Licht über deine Gottheit zu empfangen! Denn darin liegt für uns nach deinen eigenen Worten das Geheimnis des Lebens, des ewigen Lebens: zu erkennen, dass unser himmlischer Vater der einzige wahrhafte Gott ist und dass du sein Sohn bist, Jesus Christus, der auf die Erde herabkam, um unser König und der Hohepriester unseres Heils zu sein. Erleuchte die Augen unseres Geistes durch einen Strahl jenes göttlichen Lichtes, das auf Tabor erglänzte, damit unser Glaube an deine Gottheit erstarke, unsere Hoffnung auf deine Verdienste vermehrt werde und unsere Liebe zu deiner anbetungswürdigen Person sich immer mehr entflamme und befestige.

Ja, Vater, ich glaube es! Ich will es dir nachsprechen! Der nämliche Jesus, der in mir ist durch den Glauben, durch die heilige Kommunion, er ist dein Sohn! Weil du es gesagt hast, darum glaube ich es, und weil ich es glaube, darum bete ich deinen Sohn an und bringe ihm meine Huldigung dar. Durch ihn und in ihm sei aber auch dir, himmlischer Vater, mit dem Heiligen Geist in Ewigkeit alle Ehre und Herrlichkeit!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 237

Montag nach dem zweiten Fastensonntag

Jesus sagt uns - und es ist das fleischgewordene Wort Gottes, das da spricht -, dass "seine Lehre nicht die seinige sei, sondern die, welche er von seinem Vater, der ihn gesandt, empfangen" hat.

Er sagt weiter, dass "der Sohn nichts von sich selbst tut, vielmehr das sage, was ihn sein Vater gelehrt hat" (Vgl. das Tagesevangelium).

Er fügt noch in voller Wahrheit hinzu, dass er nicht seinen eigenen Willen sucht, "noch seine eigene Ehre und Herrlichkeit, sondern die Ehre dessen, der ihn gesandt hat".

Diese Herrlichkeit besteht darin, alles seinem Vater, von dem er erzeugt ist, zurückzugeben: Der Vater gibt ihm alles, und der Sohn gibt dem Vater alles zurück, als dem Ursprung, von dem er ausgeht: "Vater, all das Meinige ist dein und all das Deinige mein."

Das ist wahr in Bezug auf die Menschheit Jesu, wahr auch in sehr erhabenem Sinn von seiner Gottheit. Der Sohn hat nichts, das er nicht vom Vater empfangen habe, er geht ganz aus ihm hervor. Wenn der Vater seinen Sohn anschaut, so sieht er, dass nichts in diesem Sohn ist, was nicht von ihm kommt, nur darum ist alles im Sohn göttlich, alles vollkommen; darum ist auch der Sohn Gegenstand des Wohlgefallens seines Vaters.

Christus unser Ideal, S. 238

Dienstag nach dem zweiten Fastensonntag

Der sinnlos übertriebene Formaldienst der Pharisäer führte notwendig zu Stolz und Selbstgefälligkeit. Als Urheber so vieler kleinen Vorschriften hielten sie sich gleicherweise für die Urheber ihrer eigenen Heiligkeit. Sie waren die "Reinen und Ausgesonderten", an die nichts Unreines hinreichen konnte. Was hätte man ihnen vorwerfen können? Waren sie nicht auf der ganzen Linie korrekt? Ihre übertriebene Selbstschätzung und ein unbändiger Hochmut veranlassten sie, die höchsten Sitze in den Synagogen und die ersten Plätze bei Gastmählern, die Begrüßung auf den öffentlichen Plätzen und den Beifall der Menge zu suchen und zu beanspruchen (Vgl. das Tagesevangelium).

Die unerhörte Herablassung des Herrn zu den Zöllnern und Sündern, die ihnen als unrein und verächtlich galten, seine Unabhängigkeit dem Sabbatgesetze gegenüber - er nennt sich selbst den Herrn des Sabbats -, die Wunder, wodurch er das Volk gewann, all das musste die Eifersucht und den Zorn der Pharisäer erregen.

Immer und immer wieder ersieht man aus dem Evangelium, wie sie hasserfüllt gegen den Herrn auftreten, wie sie trachten, sein Ansehen bei der Menge zu untergraben, das Volk zu täuschen, damit Christus gehindert werde, seine Sendung zum Heil der Menschen zu erfüllen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 229

Mittwoch nach dem zweiten Fastensonntag

Wenn wir trotz aller Versuchungen und Schwierigkeiten treu an dem Werke unserer Selbstvervollkommnung arbeiten, so "wird uns jener Lohn zuteil, den der Herr selbst verheißen hat."

Wenn wir uns beharrlich bemühen, die Wünsche unseres himmlischen Vaters aus Liebe möglichst vollkommen zu erfüllen, immer "das zu tun, was ihm wohlgefällt", dann wird uns sicherlich jener wunderbare Lohn zuteil, den die ewige Treue selbst verhieß mit den Worten: "Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen; geh ein in die Freude deines Herrn."

In Erwartung der seligen Stunde, da unseren geläuterten Blicken der Glanz des ewigen Lichtes leuchten wird, wollen wir oft und oft das herrliche Gebet der Kirche sprechen, das so treffend die dargelegten Gedanken zusammenfasst: "O Gott, der du die Unschuld liebst und wiederherstellst, lenke die Herzen deiner Diener zu dir, damit sie, von der Glut deines Geistes entflammt, im Glauben treu und fruchtbar in ihren Werken befunden werden" (Letztes Gebet in der Tagesmesse).

Christus unser Ideal, S. 170

Donnerstag nach dem zweiten Fastensonntag

Die Hochmütigen, welche da vorgeben, dass sie aus sich selbst etwas vermögen, begehen Luzifers Sünde, welcher sagte: "Ich werde steigen, ich werde mich erheben, ich werde meinen Thron in den Himmel setzen, und ich werde dem Allerhöchsten gleich sein." Wie Luzifer werden sie niedergeworfen und in den Abgrund geschleudert werden.

Was wollen wir also sagen? - Dass wir ohne Christus nichts zu tun vermögen, wie er selbst es aussprach (Vgl. die Tagesepistel). Wir bekennen feierlich, dass wir nur durch Jesus und mit Jesus zur Heiligkeit gelangen und zum Himmel eingehen können. Wir sagen zu Christus: "Göttlicher Meister, ich bin arm, elend, schwach, in allem bedürftig und alle Tage mehr und mehr überzeugt davon. Aber ich weiß auch, dass du unaussprechlich mächtig, groß und gut bist; ich weiß, dass der Vater dich so sehr liebt, dass er alle Macht in deine Hände gegeben hat. Ich weiß, dass er alle Schätze der Heiligkeit, welche die Menschen sich wünschen können, in dir niedergelegt hat und dass du diejenigen nicht zurückstoßen wirst, welche zu dir kommen. Deshalb bete ich dich aus tiefster Seele an und habe das vollste Vertrauen auf deine Verdienste und auf deine Genugtuungen. Ich weiß, dass du mich, wenn ich auch noch so elend bin, durch deine Gnade mit deinen Reichtümern überschütten, mich bis zur Gottheit erheben kannst, um mich dir ähnlich und deiner göttlichen Seligkeit teilhaftig werden zu lassen."

Christus unser Ideal, S. 293

Freitag nach dem zweiten Fastensonntag

Wenn wir wissen wollen, was Gott von der Sünde denkt, dann müssen wir den Heiland in seinem Leiden betrachten.

Wir werden in etwa verstehen, was die Sünde in den Augen Gottes bedeutet, wenn wir sehen, wie Gott seinen unendlich geliebten Sohn mit dem Kreuzestod straft. Oft und oft sollten wir im Gebet erwägen, wie der Herr drei Stunden lang zum Vater flehte: "Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber" und wie der Vater nur ein "Nein" zur Antwort gab. Wie Jesus mit dem letzten Blutströpflein unsere Schuld bezahlen musste, so dass der Vater ihn nicht verschonte "trotz Tränen und Bitten". Gott hat "seiner nicht geschont" (Vgl. das Tagesevangelium). Könnten wir dies verstehen, es würde uns mit heiligem Abscheu vor der Sünde erfüllen.

Welche erschütternde Offenbarung über die Sünde liegt in dem Übermaß von Schmach, Schande und Erniedrigung, das auf den Herrn gehäuft wurde! Wie gewaltig musste Gottes Hass gegen die Sünden sein, dass er über den Erlöser solch maßlose Züchtigung verhängte, dass er ihn mit Leid und Schmach gesättigt hat. "Gleich einem reißenden Strom" warf sich die Gerechtigkeit Gottes auf seinen eigenen Sohn.

Christus, das Leben der Seele, S. 275

Samstag nach dem zweiten Fastensonntag

In einer seiner schönsten Parabeln, im Gleichnis vom verlorenen Sohn, entwirft uns Jesus das ganz getreue Bild seines himmlischen Vaters.

Er schildert die außerordentliche Güte des Vaters, der alle Undankbarkeit und die tiefe sittliche Entwürdigung des Verirrten vergisst und nur an eines denkt: Sein Sohn war tot; er ist dem Leben zurückgeschenkt (Vgl. das Tagesevangelium). Deshalb gilt es, sich zu freuen ...

Der Heiland hätte hier das Gleichnis abbrechen können, wenn es nur seine Absicht gewesen wäre, die barmherzige Liebe des Vaters gegen den verlorenen Sohn zu zeigen. Diese ist ja in der Tat so groß und weitherzig, dass wir uns eine größere nicht denken können. Sie weckt so lebhaft Rührung und Bewunderung und fesselt so sehr die Aufmerksamkeit, dass man darüber nur zu leicht die Lehre aus den Augen verliert, die Jesus denen geben wollte, die über ihn murrten und wegen seiner Langmut gegen die Sünder ihn lästerten.

Darum fährt nun der Herr in dem Gleichniss fort, indem er die gehässige Stellung des älteren Sohnes schildert, der sich weigert, in die allgemeine Freude einzustimmen.

Dadurch wollte Jesus den Pharisäern zu verstehen geben, wie hart ihr herber Stolz und wie verächtlich ihre Entrüstung sei. Vor allem aber wollte er sie lehren, dass er selbst, unser erstgeborener Bruder, weit entfernt, die Berührung mit den sündhaften, aber reuigen Brüdern zu meiden, sie vielmehr aufsuchte und sich mit ihnen zum Mahle setzte.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 216

Dritter Fastensonntag

Der Wert unseres ganzen Lebens hängt von dem Beweggrund unseres Handeins ab.

Nun ist es aber gewiss, dass die Liebe der höchste Beweggrund ist. Der hl. Paulus sagt: "Er hat mich geliebt und sich für mich hingegeben" (Vgl. die Epistel der Tagesmesse).

Diese Überzeugung, dass Christus ihn liebte, drängte den Apostel, sich ebenfalls ganz Christus hinzugeben. Darum lautet seine Antwort: "Ich will aber gern für eure Seelen aufopfern und aufgeopfert werden."

Wenn sich einmal eine Seele aus Liebe so hingegeben hat, wird nichts sie aufhalten können: weder Leiden, noch Schwierigkeiten, noch sonst etwas Widerwärtiges, denn: Liebe kennt keine Qual. Geben Sie sich also auch so Christus Jesus hin, machen Sie keine Einschränkung, fordern Sie keinen Lohn, schenken Sie sich ganz aus Liebe, dann wird Ihr Leben Gott äußert wohlgefällig sein und reich an Verdiensten.

Trachten Sie nur nach dem einen: Jesus zu lieben und ihm allein und in allem zu gefallen. Tun Sie alles einzig und allein aus Liebe zu ihm und nehmen Sie aus Liebe alles an, was er zulässt. Geben Sie sich ganz der Liebe hin, ohne nach rechts oder links zu schauen. Nehmen Sie ohne Verwirrung die Widerwärtigkeiten und Schwierigkeiten an, die Sie bedrücken.

Die Gottverbundenheit, S. 45

Montag nach dem dritten Fastensonntag

Es sind nicht unsere Mängel, nicht unsere geistigen oder körperlichen Schwachheiten, welche die Gnaden hindern. Gott kennt unser Elend und weiß, aus welchem Lehm er uns gebildet hat.

Eine Gesinnung aber gibt es, die Gottes Wirken in uns sozusagen lahmlegt, das ist die Anhänglichkeit an unseren eigenen Willen und an unsere Eigenliebe, die ja die ergiebigste Quelle unserer Treulosigkeit und unserer vorbedachten Fehler ist (Vgl. das Tagesevangelium).

Wenn dem Heiland Widerstand, sei es auch in geringen Dingen, begegnet, so fühlt er sozusagen seine Ohnmacht, in unserer Seele zu wirken.

Und warum?

Weil diese Seele Gewohnheiten in sich nährt, welche der Vereinigung mit Gott Hindernisse in den Weg stellen und sie geflissentlich bestehen lassen. Gott möchte sich mitteilen, aber diese Hindernisse vereiteln sein Werk. Er findet in dieser Seele keine Antwort auf sein göttliches Entgegenkommen. Den Anregungen des Heiligen Geistes, die zum Gehorsam, zur Demut, zur Barmherzigkeit, zur Selbstverleugnung drängen, setzt die Seele immer wieder ein "Nein" entgegen. Wie könnte sie also ernstliche Fortschritte machen? Das ist unmöglich.

Christus unser Ideal, S. 176

Dienstag nach dem dritten Fastensonntag

Gott setzt seinen Ruhm darin, uns zu verzeihen; denn alle Verzeihung geschieht in Kraft der Verdienste seines geliebten Sohnes Jesus Christus. Das kostbare Blut wurde bis zum letzten Tropfen vergossen zur Vergebung der Sünden. Die Sühne, die Jesus Christus der Gerechtigkeit, Heiligkeit und Größe seines Vaters geleistet hat, ist von unendlichem Wert.

Jedes Mal nun, wenn Gott uns verzeiht, wenn der Priester uns die Lossprechung erteilt, so ist es, als ob alle Leiden und Verdienste Christi, all seine Liebe und sein göttliches Blut dem Vater für unsere Seele dargebracht würden, um ihr das Leben wiederzugeben oder es zu vermehren.

Christus, das Leben der Seele, S. 310

Mag eine Seele auch noch so oft in die Sünde zurückfallen, wir dürfen doch nie an ihr verzweifeln. "Herr", so fragte Petrus den göttlichen Meister, "wie oft muss ich meinem Bruder verzeihen? Etwa siebenmal?" Jesus aber antwortete: "Siebzigmal siebenmal", d. h. ungezählte Male (Vgl. das Tagesevangelium).

Dieses unerschöpfliche Maß der Versöhnlichkeit ist das Maß Gottes gegen die reuigen Sünder, solange sie in diesem sterblichen Leben weilen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 225

Mittwoch nach dem dritten Fastensonntag

Der Heiland warf den Pharisäern vor, dass sie das ewige Gesetz Gottes durch kleinlich menschlichen Formelgeist verdrängt haben. Sie stoßen sich an den Aposteln, weil diese sich nicht vor den Mahlzeiten all den gesetzlichen Reinigungsvorschriften unterziehen, die jene erfunden hatten, als bestände darin die ganze Reinheit des Menschen (Vgl. das Tagesevangelium). Sie legten die Heiligkeit in die kleinliche Beobachtung der Überlieferungen und Übungen, die ihrem eigenen Kopf entstammten, und verletzten ungescheut die strengsten Vorschriften des Gesetzes.

Dies hieß, nach den Worten des Herrn selbst, soviel als das Gebot Gottes ihrer Auslegung zulieb außer Kraft setzen.

Dieser engherzige Formeldienst, der auf rein menschlicher Erfindung beruhte und die Religion fälschte und herabwürdigte, widerstrebte dem edlen Geist und der Herzenseinfalt des göttlichen Meisters so sehr, dass er ihn schonungslos entlarvte und verdammte. "Ich sage euch, wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 233

Donnerstag nach dem dritten Fastensonntag

Der Heiland offenbarte sich allen als König "sanftmütig und voll himmlischer Milde".

Man müsste Seite um Seite des Evangeliums durchgehen, um zu zeigen, wie tief der Herr von allem menschlichen Elend, von Schwachheit, Krankheit und Not bewegt, ja unwiderstehlich zur Hilfe gedrängt wird (Vgl. das Tagesevangelium).

Der hl. Lukas sagt bezeichnend: "Er ward von Mitleid gerührt." Blinde und Lahme, Taube und Aussätzige kommen zu ihm, und der Evangelist sagt, dass er "alle gesund machte".

Mit unvergleichlicher Sanftmut nimmt er sich aller an, lässt sich von den Volksscharen drängen und von allen Seiten umringen, bis es Abend wird und die Sonne untergeht. Es kommt so weit, dass man ihm nicht einmal Zeit zum Mahl gönnt.

Die Apostel waren manchmal ungeduldig. Der göttliche Meister nimmt daraus Veranlassung, sie wahre Milde zu lehren. Einmal wollten sie die Kinder abwehren. Er aber sprach: "Lasst die Kindlein zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht." Ein andermal entgegnet er ihnen: "Ihr wisst nicht, wes Geistes Kinder ihr seid. Der Menschensohn ist nicht gekommen, Menschenleben zu vernichten, sondern sie zu retten."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 214

Freitag nach dem dritten Fastensonntag

Christus hat uns in herrlicher Weise die Barmherzigkeit Gottes geoffenbart. Doch es hat unserm gütigen Erlöser gefallen, seine Unterweisungen auch noch durch Handlungen von wahrhaft göttlicher Güte hervorzuheben, die uns unwiderstehlich hinreißen zu dankbarer Bewunderung.

Bekannt ist das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Vgl. das Tagesevangelium). Die Stunde war ja gekommen, wo er nach dem Willen des Vaters das Rettungswerk beginnen durfte. So kam der Heiland auch nach Sichar, um eine Seele zu retten.

Sobald der Heiland sieht, wie sich in der Seele der schuldbeladenen Frau ein schwaches Fünkchen guten Willens zeigt, genügt das ihm, um ihr mit noch größeren Gnaden zuvorzukommen. Denn wo immer er lautere Absicht und aufrichtiges Streben nach Wahrheit findet, erleuchtet er die Seele.

Darum wird nun auch der Samariterin eine zweifache Offenbarung zuteil. Jesus sagt ihr, dass die Stunde gekommen sei, in der die wahren Anbeter im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn "solche Anbeter sucht der Vater", und dann offenbart er sich ihr als der von Gott gesandte Messias. Eine Offenbarung, die bisher niemandem zuteil geworden war.

Ist es nicht wunderbar, dass diese beiden großen Offenbarungen zuerst einer Sünderin gemacht wurden, die kein anderes Anrecht darauf hatte als ihre große Erlösungsbedürftigkeit und ein wenig guten Willen?

Christus in seinen Geheimnissen, S. 217

Samstag nach dem dritten Fastensonntag

Das Mitleid des menschgewordenen Wortes mit den Sündern ist so groß, dass Jesus sogar manchmal die Forderungen seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit zu vergessen scheint. Seine Feinde wissen es und suchen ihn auf diesem Gebiet mit ihren Fallstricken zu umgarnen.

So bringen sie denn eine Frau zu ihm, die im Ehebruch ergriffen worden war (Vgl. das Tagesevangelium). Für solche Schuld verhängte das mosaische Gesetz die Strafe der Steinigung.

Aber Jesus ist nicht nur die ewige Güte, er ist ebenso auch die ewige Weisheit. Vorerst antwortet er nicht auf die böswillige Frage seiner Gegner, dann aber, als sie in ihn drängen, gibt er ihnen eine Antwort, die sie außer Fassung bringt, so dass sie sich, einer nach dem andern, fortschleichen.

Jesus blieb nun allein vor der Sünderin - das große Elend vor der großen Barmherzigkeit. Da neigt sich die Barmherzigkeit herab zum Elend. "Frau, wo sind jene, die dich anklagten? Hat dich niemand verurteilt?" "Keiner, Herr", antwortet sie. Jesus aber sprach: "So will auch ich dich nicht verurteilen. Geh hin und sündige nicht mehr."

All die Beispiele der Herzensgüte Jesu sind nicht bloß die sichtbaren Ausstrahlungen einer höheren Liebe, sie sind der Abglanz der unendlichen Liebe des himmlischen Vaters zu den armen Sündern.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 221

Vierter Fastensonntag

Die heilige Eucharistie ist wesentlich ein Geheimnis des Glaubens. Nur das Auge des Glaubens vermag den Schein der Gestalten zu durchdringen und durch deren verhüllende Schleier die verborgene, göttliche Wirklichkeit zu schauen.

Das erhellt besonders klar, wenn wir im Evangelium die Worte lesen, mit denen der Herr den Juden die heilige Eucharistie verheißen hat. Tags zuvor hatte der Heiland den Beweis seiner Güte und Macht gegeben, indem er Tausende von Menschen mit einigen Broten speiste (Vgl. das Tagesevangelium). Infolge dieses Wunders hatten die Juden erstaunt ausgerufen: "Dieser ist wahrhaft der Prophet, der da kommen soll." Von der Verwunderung gehen sie zur Tat über, sie wollen ihn wegführen und zum König machen.

Jesus aber enthüllt ihnen ein noch wunderbareres Geheimnis als das Wunder der Brotvermehrung: "Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel herabgekommen ist."

Bei diesen Worten erhebt sich ein Murren unter den Juden. Die Ungläubigkeit ergreift selbst seine Jünger, und viele verließen ihn.

Sprechen wir mit Petrus: "Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens."

Christus, das Leben der Seele, S. 462

Montag nach dem vierten Fastensonntag

Alles führt sich zurück auf den Glauben an Jesus Christus, den ewigen Gottessohn. Der Glaube ist die sichere Grundlage des geistlichen Lebens. Er ist die Wurzel der Rechtfertigung, die wesentliche Bedingung jeden Fortschrittes, das zuversichtlichste Mittel, um zum Gipfel wahrer Heiligkeit zu gelangen.

"Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben."

So werfen wir uns denn nieder zu den Füßen unseres göttlichen Meisters und sprechen zu ihm: O Christus Jesus, du menschgewordenes Wort! Du bist vom Himmel herabgestiegen, um uns die Geheimnisse zu verkünden, die du als eingeborener Gottessohn immerdar schaust im Schoß des Vaters! Ich glaube und bekenne, dass du aus Gott hervorgegangen bist, dass du eins bist mit dem Vater und dass jeder, der dich sieht, auch den Vater schaut. Ich glaube, dass du bist die Auferstehung und das Leben.

Ich glaube! und weil ich glaube, darum bete ich dich an und weihe deinem Dienst mein ganzes Wesen, mein Tun und Lassen, mein ganzes Leben.

Jesus Christus, ich glaube an dich, aber vermehre meinen Glauben!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 211

Dienstag nach dem vierten Fastensonntag

Der Blick Christi ist immer auf das Angesicht seines himmlischen Vaters gerichtet, und er versichert uns, dass der Vater uns so sehr liebt, dass er seines geliebten Sohnes nicht schonte, sondern ihn für uns hingab. Möge unser Leben immer mehr ein Leben aus dem Glauben, nicht ein Gefühlsleben sein.

Glauben aber heißt: für wahr halten, was Jesus sieht. Er ist der Urheber und die Vollendung unseres Glaubens.

Gewinnen wir den Weg des nüchternen Glaubens recht lieb; er ist so sicher, so bar jeder Selbstsucht und so glorreich für Gott.

Gott verleiht keine Tugend in einem hohen Grad, ohne dass wir um sie gerungen und gelitten hätten. Dies gilt auch vom Glauben, "der Wurzel und dem Fundament jeglicher Rechtfertigung." Es wird uns manchmal scheinen, als hätten wir fast den Glauben verloren, und doch bleibt er ganz und vollkommen im Innersten unserer Seele, gleich einem kleinen, kaum bemerkbaren Pünktchen.

Fühlen wir uns im Verkehr mit Gott ganz trocken, schließen wir dann die Augen unserer Seele und sagen wir in demütiger Anbetung nur ein langes Amen zu allem, was Jesus für uns sagt im Schoß des Vaters.

Die Gottverbundenheit, S. 153

Mittwoch nach dem vierten Fastensonntag

Der Blindgeborene (Vgl. das Tagesevangelium), dessen wunderbare Heilung uns der hl. Johannes bis ins einzelne schildert, ist ein Bild unserer Seele. Durch die Gnade des menschgewordenen Wortes ist sie geheilt, der ewigen Finsternis entrissen und dem Licht wiedergeschenkt worden.

Wo immer der Herr sich ihr zeigt, soll auch sie sagen: "Wer ist es, Herr, dass ich an ihn glaube?" Und ohne Zögern soll auch sie sich ganz und gar dem Herrn hingeben, seinem Dienst, der Förderung seiner Ehre, die gleichzeitig die Ehre seines Vaters ist. Dann lebt sie aus dem Glauben; dann wohnt und herrscht Christus in ihr, weil der Glaube an seine Gottheit ihr ganzes Leben beseelt.

Nach dem Ratschluss des himmlischen Vaters ist der Glaube an Jesus Christus die erste Voraussetzung, um am göttlichen Leben teilzunehmen. "Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber an den Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen ... "

Quelle unseres Heiles ist mithin nach dem Plan Gottes der Glaube an seinen eingeborenen Sohn. Wer dann die Gottheit Christi gläubig anerkennt, der erfasst gleichzeitig die ganze übrige Offenbarung.

Christus, das Leben der Seele, S. 224

Donnerstag nach dem vierten Fastensonntag

Alle Kundgebungen der Milde und Barmherzigkeit des Heilandes, die uns die tiefsten Regungen des menschlichen Herzens enthüllen, rühren das Innerste unseres Gemütes und sprechen in gar verständlicher Sprache von der unendlichen Liebe unseres Gottes.

In Naim begegnet er einer armen Witwe, die weinend der Bahre ihres einzigen Sohnes folgt. Jesus sieht die Frau und hört ihr Weinen. Da wird sein Herz von tiefem Mitleid ergriffen. "Weine nicht!" spricht er zu ihr, und also gleich befiehlt er dem Tod, seinen Raub zurückzugeben. "Jüngling, ich sage dir, stehe auf!" Da richtete sich der Tote auf, und "Jesus gab ihn seiner Mutter" (Vgl. das Tagesevangelium).

Welche Anklage aber ist dieses liebevolle Wesen des Herrn für die Selbstsucht, Härte und kalte Schroffheit unseres Herzens. Wie verdammt es unser gleichgültiges, ungeduldiges, liebloses Benehmen, allen Zorn, Rachsucht und Groll gegen den Nächsten! Nur allzu leicht vergisst man das Wort des Herrn: "Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem der geringsten meiner Brüder getan, das habt ihr mir getan."

O Jesus, bilde unsere Herzen nach deinem sanftmütigen und demütigen Herzen. Lehre uns barmherzig sein wie du, damit auch wir Barmherzigkeit erlangen, damit wir, dir folgend, unserem Vater ähnlich werden.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 215

Freitag nach dem vierten Fastensonntag

Die große Aufgabe des Herrn war: der Welt seine Gottheit zu offenbaren! "Er hat Kunde davon gebracht." Seine gesamte Lehre, all seine Werke und Wunder dienen dem einen Zweck, diese Wahrheit dem Geiste seiner Zuhörer einzuprägen.

Man denke z. B. an das Wunder der Erweckung des Lazarus. Bevor er seinen Freund ins Leben zurückruft, richtet Christus seine Augen zum Himmel und spricht: "Vater, ich danke dir, dass du mich erhörst, aber wegen des umherstehenden Volkes habe ich es gesagt, damit es glaube, dass du mich gesandt hast" (Vgl. das Tagesevangelium).

Freilich gibt der Herr diese Wahrheit nur nach und nach kund und zu verstehen; aber in wunderbarer Weise lässt er alles auf diese Offenbarung seiner göttlichen Sohnschaft hinzielen.

Am Ende seines Lebens jedoch, als die aufrichtig denkenden Gemüter hinlänglich vorbereitet waren, trägt Jesus kein Bedenken mehr, vor den Richtern seine Gottheit zu bekennen, obgleich er dadurch sein Leben verwirkte. Er ist der König der Martyrer, aller jener nämlich, die mit ihrem Blut den Glauben an seine Gottheit bezeugt haben. Er ist der erste, der den Tod erlitt, weil er sich als den Sohn Gottes bekannt hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 210

Samstag nach dem vierten Fastensonntag

"Gott ist Licht; in ihm ist keine Finsternis", sagt der hl. Johannes.

Dieses Licht aber, das alles Geschaffene mit seiner Klarheit umflutet, verhüllt Gott vor den Augen unserer Seele, anstatt es uns zu offenbaren. Gleichwie wir nicht unverhüllten Auges den Glanz der Sonne ertragen, so kann auch kein Sterblicher Gott schauen.

Dennoch aber ist dieses Licht das Leben unserer Seele, denn wenn der Heiland auch sagt: "Ich bin das Licht der Welt", so fährt er gewiss nicht zufällig, sondern absichtlich fort: "Wer mir nachfolgt, wandelt nicht im Finstern, sondern hat das Licht des Lebens" (Vgl. das Tagesevangelium).

Dieses göttliche Licht, das in seiner unendlichen Helle schwache Augen blendet, hat sich darum unter Menschengestalt verborgen. Christus ist Gott, der sich zu uns herablässt und ein wahrhaft menschliches Dasein führt.

Wer immer jedoch guten Willens ist, dem leuchtet aus dieser Menschengestalt, gleichsam wie Sonnenstrahlen, die die Gottheit offenbaren. Die gläubige Seele erkennt das Licht, das unter dem Vorhang des Allerheiligsten seinen Glanz verbirgt. In diesem sterblichen Menschen, der da genannt wird Jesus, erkennt der Glaube Gott selbst, und da er Gott findet, labt er sich an der Quelle des Lichtes des Heiles und des unvergänglichen Lebens.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 137

Passionssonntag

Christus ist der eingeborene Sohn Gottes, der Gegenstand höchsten göttlichen Wohlgefallens. Der Wunsch und das Ziel des Vaters ist seine Verherrlichung. "Ich habe verherrlicht und werde noch weiter verherrlichen"; denn er ist voll der Gnade, die Gnade erfüllt ihn im überreichen Maße. Er ist der Hohepriester ohne Makel. Wenn er auch in allem uns gleich geworden, kennt er doch weder Sünde noch Schwäche und kann zu den Juden sagen: "Wer von euch vermag mich einer Sünde zu beschuldigen?" (Vgl. das Tagesevangelium). "Der Fürst dieser Welt, d. h. der Teufel, hat keinen Teil an mir."

Das ist so wahr, dass seine bittersten Feinde, die Pharisäer, vergebens sein Leben durchforscht, seine Lehre, all seine Worte und Werke geprüft und gesichtet haben, wie nur der Hass es kann, und dennoch haben sie nichts gefunden, warum sie ihn verurteilen könnten. Als Vorwand dazu mussten falsche Zeugen dienen. Jesus ist die Unschuld selbst; "der Abglanz aller Herrlichkeiten seines Vaters und das Ebenbild seines Wesens".

Nach unabänderlichem Ratschluss wollte der Vater diesen seinen Sohn "durch Leiden zermalmen". "Er aber ist verwundet worden um unserer Frevel willen, zerschlagen wegen unserer Missetaten." "Der Herr hat auf ihn unser aller Missetat gelegt."

Christus, das Leben der Seele, S. 270

Montag nach dem Passionssonntag

Eine Seele, die überlegt sündigt, ist mitschuldig des Leidens und der Schmach, die auf Christus gelegt wurden.

Sie hat ihren Teil der Bitterkeit hineingegossen in den Kelch, der dem Heiland am Ölberg gereicht wurde, mit Judas hat sie ihn verraten, mit den Soldaten ihn angespien, seine Augen verhüllt und ihn verspottet. Sie hat ihn verleugnet wie Petrus, ihn mit dem Spottgewande bekleidet wie Herodes, sie mischte ihre Stimme unter jene, die den Tod des Herrn verlangten. Mit dem feigen Pilatus fällt sie das ungerechte Urteil, sie gesellt sich den Pharisäern zu, die den Heiland noch im Sterben mit giftigem Hasse verfolgen, den Juden, die ihn verlachen und mit Spottreden überhäufen. Galle und Essig reicht sie dem sterbenden, in brennendem Durste seufzenden Erlöser ...

So handelt eine Seele, die dem Gesetze Gottes nicht gehorchen will. Sie verursacht den Tod Christi, des eingeborenen Gottessohnes.

Hätten wir je einmal das Unglück gehabt, auch nur eine einzige freiwillige Todsünde zu begehen, so müssen wir sagen: "Ich habe Christi Leiden verschuldet! 0 Christus, der Sünde wegen ans Kreuz genagelt! Du bist der heilige, unbefleckte Hohepriester - das unschuldige makellose Lamm - und ich, ich bin der Sünder!" ...

Christus, das Leben der Seele, S. 276

Dienstag nach dem Passionssonntag

Während seines sterblichen Lebens war die Gottheit Jesu unter seiner menschlichen Gestalt verborgen. Selbst für seine Zeitgenossen war sie Gegenstand des Glaubens.

Die Juden erkannten ohne Zweifel die Erhabenheit seiner Lehre. "Niemals hat ein Mensch geredet wie dieser Mensch", sagten sie. Sie waren Zeugen seiner Werke, die, wie sie gestanden, "Gott allein tun kann". Aber sie sahen auch, dass Christus Mensch war, und selbst seine Verwandten, die ihn nur von der Werkstätte in Nazareth her kannten, glaubten nicht an ihn trotz seiner Wunder (Vgl. das Tagesevangelium).

Der Glaube an die Gottheit Jesu Christi ist unser erster Schritt zum göttlichen Leben, so wie er es auch für die Juden seiner Zeit war. Der Glaube, dass Jesus Christus Sohn Gottes, Gott selber ist, ist die erste Bedingung, um zu seiner Herde gezählt zu werden und seinem Vater wohlgefällig zu sein. "Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat." Nur dann sind wir wahre Kinder Gottes, wenn unser Leben sich auf den Glauben gründet.

Christus, das Leben der Seele, S. 225

Mittwoch nach dem Passionssonntag

Mehr als einmal berichten uns die Evangelien, wie die Juden unter sich über die Person Christi stritten.

Um schließlich volle Klarheit zu haben, fragen sie Jesus selbst: "Wie lange hältst du unsere Seele in Ungewissheit? Wenn du Christus bist, so sage es uns frei heraus!" Und was antwortet ihnen Jesus? "Ich sage es euch, ihr aber glaubt mir nicht. Die Werke, welche ich im Namen meines Vaters tue, diese geben Zeugnis von mir." ... (Vgl. das Tagesevangelium).

Die Juden halten ihn für einen Gotteslästerer und heben Steine auf, um ihn zu töten. Auf Jesu Frage, warum sie dies tun, antworten sie: "Wir steinigen dich wegen der Gotteslästerung, weil du, der du ein Mensch bist, dich Gott gleich machst." Jesus leugnet jetzt nicht etwa, was sie ihm vorwerfen. Im Gegenteil, er bekräftigt es; er ist das, wofür sie ihn halten: Gott. Die Juden hatten seine Worte wohl verstanden, noch einmal jedoch will er ihnen versichern, dass er der Sohn Gottes ist, "weil ich", so sagt er, "die Werke meines Vaters tue, der mich gesandt hat und weil" - durch die göttliche Natur - "ich im Vater bin und er in mir ist."

Christus, das Leben der Seele, S. 226

Donnerstag nach dem Passionssonntag

Buße ist die Bedingung, die von jedem gefordert wird, der Gottes Verzeihung erlangen und bewahren will.

Betrachten wir Magdalena, die nicht nur das glorreiche Siegeszeichen der Gnade Christi, sondern auch das herrliche Vorbild büßender Liebe ist. Was tut sie? Sie opfert dem Herrn ihre schönste Zierde, die reiche Haarfülle. Dieses wallenden Haares hat sich Magdalena einst bedient, um ihre Opfer anzulocken, sie zu umgarnen und zu verderben. Nun trocknet sie damit die Füße des Meisters. Die büßende Liebe, die sich opfert, die aber, indem sie sich opfert, die Schätze göttlichen Erbarmens auf sich herabzieht, um sie nie mehr zu verlieren. "Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat!" (Vgl. das Tagesevangelium).

In Magdalena, der Sünderin, hat die Gnade ihren schönsten Triumph gefeiert.

In allen menschlichen Handlungen des Herrn müssen wir eine Offenbarung dessen sehen, was Jesus als Gott tut in Einigkeit mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Jesus nimmt die Sünder auf und erbarmt sich ihrer. Er ist aber Gott selbst, der in menschlicher Gestalt sich zu ihnen hernieder neigt und sie aufnimmt in den Schoß seiner ewigen Barmherzigkeit.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 225

Freitag nach dem Passionssonntag - Fest der sieben Schmerzen Mariens

Keine Mutter hat je ihr Kind geliebt, so wie Maria Jesus liebte. Der Heilige Geist selbst hatte dieses Herz eigens dafür gebildet, um einen Gottmenschen mütterlich zu lieben. Nie hat ein Menschenherz dem menschgewordenen Gottessohn so zärtlich entgegengeschlagen wie das Herz Mariens. Denn - Maria war voll der Gnaden, und ihrer Liebe ward nie ein Hindernis entgegengesetzt.

Zudem verdankte sie alles ihrem Sohn; ihre unbefleckte Empfängnis, alle ihre Vorzüge, die sie vor jedem anderen geschaffenen Wesen auszeichnen, waren ihr verliehen worden im Hinblick auf den Tod ihres Sohnes. Wie unermesslich war ihr Schmerz, als man ihr den entseelten, blutigen Leichnam in ihre Arme legte!

Werfen wir uns Maria zu Füßen und bitten wir ihr all das Leid ab, das unsere Sünden ihr bereitet haben. Gib, o Mutter! Brunn der Liebe, dass ich mich mit ihr betrübe: Lass mich fühlen deine Pein! Meine Seel mit Lieb entflamme zu dem wahren Gotteslamme, dass ich ihm gefall allein!"

Christus in seinen Geheimnissen, S. 290

Christus will uns seine heiligste Mutter geben, damit sie auch unsere geistige Mutter sei. Maria wird uns nicht trennen von Jesus, ihrem Sohn, unserm Haupte.

Christus, das Leben der Seele, S. 586

Samstag nach dem Passionssonntag

Der Heiland gibt uns, wenn wir sein Leiden betrachten, je nach dem Maße unseres Glaubens die Gnade, eben jene Tugenden zu üben, die er selbst in seinen Leidenstagen offenbart hat. Wie sollen wir das verstehen?

Während Christus auf Erden wandelte, "ging von ihm eine Kraft aus, die alle jene heilte", die dem Körper nach krank waren, die zugleich aber auch die Seelen erleuchtete und belebte.

Ähnliches geschieht auch uns, wenn wir uns gläubig mit dem Herrn verbinden. Sicher hat der Herr jenen, die ihm voll Liebe auf dem Weg nach Golgatha nachfolgten und seiner hochheiligen Hinopferung beiwohnten, ganz besondere Gnaden geschenkt. Er ist aber heute noch ebenso mächtig und gewillt, das zu tun. Wenn wir darum im Geist des Glaubens, mit den Gesinnungen herzlichen Mitleides und aufrichtiger Nachfolge ihn vom Richterstuhl des Pilatus bis nach Golgatha begleiten und unter seinem Kreuz ausharren, so gibt er uns dieselben Gnaden, überhäuft er uns mit den gleichen Vorrechten.

Christus ist ja, wohlgemerkt, kein totes, kraftloses Vorbild. Er ist lebendig, er ist das Leben selbst und bringt in jenen, die sich ihm mit den notwendigen Voraussetzungen nahen, auf übernatürliche Weise die Züge jener Vollkommenheit zum Ausdruck, die sie an seiner heiligsten Person betrachten und bewundern.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 276

Palmsonntag

Gottes sehnlichster Wunsch ist, seinen Sohn verherrlicht zu sehen: "Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen", das ist eines von jenen drei Worten des himmlischen Vaters, die der Welt hörbar erklungen sind.

Er will Jesus verherrlichen, weil dieser als sein Sohn ihm wesensgleich ist.

Auch darum, weil er sich erniedrigt hat. "Er erniedrigte sich selbst, ... darum hat ihn Gott erhöht (Vgl. die Sonntagsepistel) und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, auf dass im Namen Jesu sich alle Knie beugen im Himmel, auf Erden und unter der Erde, und jede Zunge bekenne, dass dem Herrn Jesu Christus gleiche Ehre gebührt wie dem Vater."

Je mehr der Heiland sich erniedrigt, indem er alle mit seiner Würde zu vereinbarenden Schwächen erträgt, gleich einem Verbrecher den Kreuzestod stirbt, den Angriffen der Ungläubigen sich überlässt, um so mehr sollen wir ihn erheben in der Herrlichkeit des Vaters und ihn in unseren Herzen erhöhen und uns in innigster Anbetung und gänzlicher Hingabe ihm schenken, ebenso auch eifrig in der Verbreitung seines Reiches in den Seelen mitarbeiten.

Christus, das Leben der Seele, S. 234

Montag in der Karwoche

Das Leiden ist der Höhepunkt jenes Werkes, das der Herr auf Erden erfüllen wollte. Es bezeichnet die Stunde, wo er das Opfer vollendet, das dem Vater unendliche Verherrlichung bereiten, die Welt erlösen, der Menschheit die Quellen des ewigen Lebens wieder erschließen sollte.

Den Heiland, der sich ganz und gar dem Willen seines Vaters anheimgegeben hatte, verlangte es sehnsüchtig vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung an nach dieser "seiner Stunde". "Ich habe eine Taufe zu bestehen, und wie drängt es mich, bis sie vollendet ist." Das war die Bluttaufe seines Leidens. Jesus sehnt die Zeit herbei, da er in die Tiefen des Leidens hinabsteigen und den Tod erleiden kann, um uns das Leben zu schenken.

Er will jedoch dieser Stunde nicht zuvorkommen. Jesus ist bedingungslos dem Willen seines Vaters unterworfen.

Da sie aber schlägt, gibt sich Jesus hin mit dem vollen, heißen Drang seiner Liebe, obwohl er im voraus alle körperlichen und seelischen Leiden kennt, die seiner harren. "Mit großer Sehnsucht habe ich verlangt, dieses Ostermahl mit euch zu essen, bevor ich leide."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 254

Dienstag in der Karwoche

Auf Kalvaria überlässt Christus, der "kraft des ewigen Geistes sich selbst dargebracht hat", sich ganz und gar seinen Henkern als Opferlamm für unsere Schuld.

Nichts gereicht so sehr zur Ehre Gottes und ist dem Heil unserer Seelen so förderlich als die unbedingte rückhaltlose Hingabe unserer selbst, vereint mit jener Selbsthingabe des Heilandes in dem Augenblick, da er sich seinen Henkern zur Entblößung und Kreuzigung überließ, "um uns durch seine Armut den Reichtum aller Gnaden zu verdienen".

Solche Gesinnung ist ein wirkliches Opfer. Diese Hingabe an den Willen Gottes ist die Grundlage des ganzen geistlichen Lebens.

Damit sie aber vollwertig sei, müssen wir sie mit dem Opfer Jesu vereinen; "denn auf Grund dieses Opfers sind wir geheiligt".

O mein Jesus! Siehe gnädig herab auf dieses Opfer meiner selbst und schließe es ein in jenes Opfer, das du deinem himmlischen Vater dargebracht hast, als du am Ziel deines Marterweges auf Kalvaria angelangt warst. Entkleide mich aller Eigenliebe und aller Anhänglichkeit an die Geschöpfe.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 288

Mittwoch in der Karwoche

Sein freiwilliger Opfertod für unsere Sünde, um durch Sühne und Genugtuung uns das ewige Leben zurückzugeben, das war die Aufgabe, die Christus zu erfüllen hatte, das Ziel, das er erreichen sollte. Gott hat auf ihn, der Mensch war gleich uns, aus dem Geschlecht Adams, jedoch gerecht, unschuldig und ohne Sünde, unser aller Schuld gelegt (Vgl. die 2. Lesung der Messe).

Weil er mit unserer Natur für uns auch unsere Schuld auf sich genommen, hat er auch für uns verdient, dass wir seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit teilhaftig werden. Gott hat nach der kraftvollen Ausdrucksweise des hl. Paulus "seinen eigenen Sohn um der Sünde willen und in der Gestalt des Fleisches der Sünde gesandt und in seinem Fleisch die Sünde verurteilt." Und mit noch größerem Nachdruck sagt er: "Den, der die Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht." Welch eindrucksvolles Wort: er hat ihn zur Sünde gemacht! Der Apostel sagt nicht: zum Sünder - sondern zur Sünde.

Vergessen wir nie, um welchen Preis wir erlöst worden sind!

Christus, das Leben der Seele, S. 92

Gründonnerstag

Es ist vor allem die Liebe zum Vater, die den Herrn drängt, das bittere Leiden auf sich zu nehmen. Es ist aber auch die Liebe zu uns.

Beim letzten Abendmahl, als die Stunde nahte, da er seine Hingabe vollenden wollte, spricht er zu den versammelten Jüngern: "Eine größere Liebe hat niemand, als dass er sein Leben hingibt für seine Freunde." Jesus steht im Begriff, uns den Beweis dieser alles überragenden Liebe zu geben. "Für uns alle ist Christus gestorben", sagt der hl. Paulus, "als wir noch seine Feinde waren." Er hätte uns einen größeren Liebesbeweis nicht geben können.

Immer mehr betont der Apostel, dass "Christus uns geliebt und deshalb sich hingegeben hat", um unsertwillen. "Aus Liebe zu mir hat er sich geopfert", sich hingegeben bis in den Tod.

Der Wert dieser Liebe wird ins Unermessliche gesteigert durch die unbeschränkte Freiheit, womit Jesus Christus sich zum Opfer bringt. "Er ward geopfert, weil er selbst wollte." In diesen Worten liegt ausgedrückt, wie sehr Jesus sein Leiden aus eigenstem Antrieb auf sich genommen hat.

Es ist eine durchaus uneingeschränkte Freiheit, womit Jesus sein Leben hingibt, und das ist eine der erhabensten Vollkommenheiten seines Opfers und jener Umstand, der am meisten geeignet ist, unser menschliches Herz mit inniger Rührung zu erfüllen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 257

Karfreitag

Im Opfer Christi ist alles vollkommen, die Liebe, von der es eingegeben, wie auch die Freiheit, mit der es vollbracht wird, vollkommen zumal mit Rücksicht auf die geopferte Gabe: Christus selbst ist es, der sich darbringt. Christus bringt sich ganz und gar zum Opfer. Seelisch und körperlich ist er zerschlagen und zermalmt von Schmerzen. Es gibt kein Leiden, das Christus nicht ertrug.

All die ungeheuren Frevel der Menschen hat er auf sich genommen. Er war mit der Sünde umhüllt wie mit einem Kleid. Im Garten von Gethsemane in seiner schrecklichen Todesangst fühlte er den ganzen gerechten göttlichen Zorn auf sich lasten. Er sah zudem voraus, dass für viele sein Blut nutzlos fließen werde. Und diese Voraussicht machte das Maß der Bitterkeiten, in das seine heiligste Seele getaucht war, voll zum Überfließen.

Er aber nimmt alles auf sich.

Fürwahr, er hat den Kelch des Leidens bis auf die Hefe geleert! Bis zum letzten Jota, bis zur letzten Einzelheit ist alles erfüllt, was von ihm vorhergesagt war, und er darf nun rufen: "Es ist vollbracht." Es erübrigt ihm nur mehr, dem Vater seine Seele zu empfehlen. "Dann neigte er sein Haupt und gab seinen Geist auf."

"Ich aber will alle an mich ziehen, wenn ich von der Erde erhöht bin." ...

Christus in seinen Geheimnissen, S. 259

Karsamstag

Bis ins Grab wollte Christus ein Mensch sein wie wir. "Sie hüllten ihn samt den duftenden Kräutern ein in leinene Tücher", sagt der hl. Johannes, "wie es Brauch der Juden beim Bestatten ist." Aber der mit dem Wort persönlich vereinte Leib Christi durfte die Verwesung nicht schauen. Nur drei Tage bleibt er im Grab; dann geht Jesus aus eigener Kraft aus dem Grab hervor als Sieger über Tod und Hölle, strahlend in Lebensfülle und Herrlichkeit.

Nach den Worten des Apostels sind wir "durch die Taufe auf den Tod mit Christus begraben". Das Bad der Taufe ist gleichsam ein Grab, in dem wir die Sünde zurücklassen und aus dem wir zu einem neuen Leben, dem Leben der Gnade, erstehen sollen.

Die sakramentale Gnade der Taufe bleibt allezeit wirksam. Wenn wir uns in Glauben und Liebe mit dem Heiland vereinen in seiner Grabesruh, dann erneuern wir jedes Mal diese in der Taufe erhaltene Gnade, nämlich "der Sünde abzusterben, um mehr und mehr zu leben für Christus."

"Lass mich, o mein Jesus, in dein Grab all meine Sünden, Fehler und Untreue versenken und gib mir um deines Todes und Grabes willen, dass ich mehr und mehr allem entsage, was mich von dir trennt. In Kraft deiner heiligen Auferstehung verleihe mir, dass ich gleich dir nur mehr lebe zur Verherrlichung deines Vaters."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 291

Die hl. Osterzeit

Das hochheilige Osterfest bildet den Höhepunkt des liturgischen Jahres. Nach dem harten Kampf mit den gegnerischen Mächten nimmt nun der siegreiche Christus Besitz von seinem glorreichen Leben, das er auch allen jenen mitteilen wird, die ihm durch die Taufe und im Glauben verbunden sind.

Diesen Triumph des göttlichen Heilandes feiert die heilige Kirche die ganze "österliche Zeit" hindurch, d. i. während der Dauer von acht Wochen. Diese Zeitspanne umschließt die eigentliche "österliche Zeit", die uns an die vierzig Tage erinnert, während welcher der Heiland nach seiner Auferstehung noch hier auf Erden weilte; dann das Fest Christi Himmelfahrt mit seiner Oktav, weiter das hochheilige Pfingstfest gleichfalls mit Oktav, das uns die Sendung des Heiligen Geistes vorführt, der das Werk Christi im Schoß der Kirche vollenden wird.

Während dieser Zeit ist die Liturgie (mit Ausnahme der Oster- und Pfingstwoche, die ihre eigenen Tagesmessen haben) weniger üppig als in der Fastenzeit, wo jeder Tag sein eigenes Messformular hat. Hier ist die Sonntagsmesse zugleich auch Messe für die Wochentage.

Unsere Textwahl für diese Zeit gibt Erklärungen zu etlichen Messtexten, hält sich jedoch im übrigen an den Charakter dieser heiligen Epoche, die so recht zum innigsten Gedankengut Dom Marmions passt: Glaube an Christus als wahren Gott, der uns sein göttliches Leben mitteilt durch die Taufe, das Sakrament der Annahme an Kindes Statt.

Das hochheilige Osterfest

Als Sieger geht Christus aus dem Grab hervor. Er lässt dort nur die Linnen, das Symbol unserer Schwäche und Unvollkommenheit, zurück. Unumschränkt ist seine Freiheit, allseitig vollendetes Leben pulsiert in jeder Fiber seines Wesens. Was sterblich war an ihm, ist verschlungen im Leben. Hierin stellt sich in Christus der erste Wesenszug der Heiligkeit dar: Trennung von allem, was Tod, was irdisch und geschöpflich ist, sowie das Freisein von aller Schwäche und Unvollkommenheit.

Doch gibt es noch einen zweiten Wesenszug der Heiligkeit: Gott anhangen, ihm gehören, ihm geweiht sein. Erst im Himmel werden wir erfahren, mit welch umfassender Fülle und Ganzheit Jesus in diesen erhabenen Tagen für seinen Vater lebte. Das Leben des auferstandenen Christus gereicht dem Vater zu einer Quelle unendlicher Verherrlichung. In ihm ist alles Licht, Kraft und Schönheit, ein unaufhörlicher Lobgesang zu Gottes Ehre.

Ledig aller Bedürfnisse, befreit von den Bedingungen der Zeitlichkeit, kann sich die allerheiligste Menschheit Jesu der Verherrlichung des Vaters mit einer Vollkommenheit hingeben wie nie zuvor. Diese Gotteshingabe des glorreichen Überwinders des Todes, dieses verklärten ewigen Hohenpriesters, gereicht den Engeln zum Entzücken und ist für uns unaussprechlich.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 196

Ostermontag

"O ihr Unverständigen und Kleingläubigen, musste denn nicht Christus all dieses leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen?" sagt der Heiland zu den Emmausjüngern (Vgl. das Tagesevangelium).

Dies gilt auch von uns; wir müssen an Christi Leiden teilnehmen, damit wir auch an seiner Herrlichkeit teilhaben können.

Die Seligkeit der Himmelswonnen wird unendlich sein! "Sind wir Kinder Gottes", schreibt der hl. Paulus, "dann sind wir auch Erben, Miterben Jesu Christi, wenn anders wir auch mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm verherrlicht werden." Und er fügt bei: "Ich halte nämlich dafür, dass die Leiden dieser Welt nicht zu vergleichen sind mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird."

Wir sollen uns daher freuen, wenn wir an den Leiden Christi teilnehmen dürfen, damit wir auch dereinst bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubeln und frohlocken können.

Christus, das Leben der Seele, S. 332

Osterdienstag

Der Heiland selber ließ die Wirklichkeit seines Auferstehungsleibes von den Aposteln bestätigen (Vgl. das Tagesevangelium). Dieser Leib jedoch ist künftig irdischen Schwächen nicht mehr unterworfen. Er ist beweglich, befreit von der Schwerfälligkeit des Stoffes. Er durchdringt jedes Hindernis. Jesus geht aus dem Grab hervor, dessen Eingang mit einem mächtigen Stein verschlossen war. Er tritt mitten unter die Jünger "bei verschlossenen Türen". Wenn er mit den Seinen Nahrung nimmt, so geschieht es nicht, weil er hungert, sondern weil er in barmherziger herablassender Liebe die Wirklichkeit seiner Auferstehung bezeugen will.

Sein Auferstehungsleib ist unsterblich. "Was seinen Tod betrifft, so ist er ein für allemal tot" (Vgl. das Tagesevangelium). Christus, aus dem Grab auferstanden, stirbt nicht mehr. Der Tod wird keine Gewalt mehr über ihn haben. Der Leib des auferstandenen Jesus ist somit auf immer dem Gesetz des Todes und der Zeitlichkeit entrückt. Er ist von allen Bindungen, von allen Schwächen befreit, die er in der Menschwerdung auf sich genommen hat. Er ist leidensunfähig und vergeistigt. Er lebt in glorreich erhabener Unabhängigkeit. Der auferstandene Christus berührt wohl noch die Erde; er erscheint seinen Jüngern. In erbarmender Liebe lässt er sich herab zur Schwäche ihres Glaubens und verkehrt mit ihnen. Sein Leben ist aber vor allem himmlisch; er "lebt für Gott".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 295

Mittwoch nach Ostern

In der Allerheiligenlitanei legt die Kirche einzelnen Geheimnissen des Herrn bestimmte Bezeichnungen bei. Sie nennt seine Auferstehung "heilig". "Durch deine heilige Auferstehung." Was will sie damit andeuten? Sind etwa nicht alle Geheimnisse Christi heilig? Weshalb nennt also die Kirche unter allen Geheimnissen des Herrn gerade die Auferstehung heilig?

Darum, weil Christus gerade in diesem Geheimnis in vorzüglicher Weise die Bedingungen der Heiligkeit verwirklicht; weil Christus, der während seines ganzen Lebens der Weg und das Licht war und der Welt das Beispiel aller Tugenden gab, die mit seiner Gottheit vereinbar sind, vornehmlich in seiner Auferstehung zum Vorbild der Heiligkeit geworden ist.

Welches sind die wesentlichen Bestandteile der Heiligkeit? Die Heiligkeit lässt sich auf zwei Wesenszüge zurückführen: Abkehr von der Sünde und Losschälung von den Geschöpfen, sowie volle dauernde Hingabe an Gott.

Diese beiden Wesenszüge kommen nun in der Auferstehung des Herrn in solch überragender Weise zum Ausdruck, wie sie sich vor seiner siegreichen Erhebung aus dem Grab noch nicht geoffenbart hatten. Immer, während seines ganzen Lebens "der Heilige", offenbart er sich jetzt als solcher mit überwältigendem Glanz.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 293

Donnerstag nach Ostern

Am Tag vor dem Osterfest hatte nach der Vorschrift des jüdischen Gesetzes die Beseitigung alles gesäuerten Brotes in den Häusern zu beginnen, die noch vor der Osternacht beendet sein musste. Gegen Abend dieses Festes sodann wurde das Osterlamm geschlachtet und sein Fleisch am Feuer geröstet, um in der Nacht mit ungesäuerten Brotkuchen verzehrt zu werden.

All dies aber waren nur "Bilder und Gleichnisse" des wahren, des christlichen Osterfestes. "Feget aus den alten Sauerteig, leget ab den alten Menschen", der geboren war in Sünde und Begierlichkeit und dem ihr in der Taufe entsagt habt. Im Augenblick eurer Wiedergeburt durch das Wasser habt ihr teilgenommen am Tod Christi, der in den Gerechtfertigten die Sünde überwunden und getötet hat. Ihr seid durch die Gnade ein neuer Teig, d. h. "ein neues Geschöpf', geworden und sollt es bleiben, "ein neuer Mensch", der wie Christus glorreich aus dem Grab erstanden ist.

So muss also der Christ der Sünde entsagen, wenn er am Geheimnis der Auferstehung teilnehmen und sich mit Christus vereinigen will. Er muss sich hüten vor der bösen Begierlichkeit, die gleichsam ein Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit ist. "Die Sünde soll nicht mehr in euerm sterblichen Leib herrschen." Bewahrt in euch die Gnade und lebt durch sie in aller Wahrheit und Unverfälschtheit des göttlichen Gesetzes.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 299

Freitag nach Ostern

Gott ist so freigebig in allem, was er für seinen Sohn, unsern Herrn Jesus Christus, tut, dass nach seinem ewigen Heilsplan nicht bloß unsere Seele, sondern auch unser Leib am Geheimnis der Auferstehung dieses Sohnes teilnehmen soll. Auch wir werden auferstehen von den Toten. Das ist ein Dogma unseres Glaubens. Wir werden dem Leibe nach auferstehen wie Christus und mit Christus.

Christus ist unser Haupt. Wir bilden auf geheimnisvolle Weise seinen mystischen Leib. Wenn nun Christus auferstanden ist - und er ist seiner menschlichen Natur nach auferstanden -, so müssen auch wir, seine Glieder, an seiner Verherrlichung teilnehmen; denn wir sind seine Glieder nicht nur der Seele, sondern auch dem Leib nach, also nach unserm ganzen Wesen. Das innigste Band verknüpft uns mit ihm. Wenn so nach Jesus glorreich auferstanden ist, so werden auch die Christgläubigen, die ihm mystisch eingegliedert sind, seine Auferstehung teilen.

"Gott hat", so sagt der hl. Paulus mit größtem Nachdruck, "uns mitauferweckt in Christus Jesus". Denn als lebendige Glieder nehmen wir durch den Glauben und die Gnade teil an allen Lebensstufen des Herrn.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 306

Samstag nach Ostern

Die heilige Kirche gibt der Osterfreude dadurch Ausdruck, dass sie in der österlichen Zeit das Alleluja, diesen Ruf des Jubels und der Freude, den sie der Liturgie des Himmels abgelauscht hat, nicht oft genug wiederholen kann. Während der Fastenzeit hatte sie das Alleluja verbannt zum Zeichen der Trauer und des Mitleidens mit ihrem himmlischen Bräutigam. Jetzt aber, nachdem Christus erstanden ist, freut sie sich mit ihm und nimmt darum mit neuer Begeisterung den Freudenruf der seligen Chöre wieder auf, um der heißen Inbrunst ihres Herzens Ausdruck zu verleihen.

Das Alleluja, das die Kirche in den fünfzig Tagen der österlichen Zeit in unablässigem Jubel wiederholt, ist gleichsam der vielfältige Widerhall jenes Gebetes, womit die Osterwoche schließt: "Verleihe, wir bitten dich, o Herr, dass wir uns allezeit ob dieser österlichen Geheimnisse glücklich preisen, damit uns das fortgesetzte Wirken unserer Erlösung zur Ursache ewiger Freude werde" (Sekret der Tagesmesse).

Christus in seinen Geheimnissen, S. 308

Die Traurigkeit ist ein Hauch der Hölle, die Freude dagegen ein Echo des göttlichen Lebens in uns.

Ein Heiliger, der traurig ist, ist ein trauriger Heiliger. Wenn man Jesus im Herzen hat, ist Traurigsein wie eine Beleidigung für ihn.

Die Gottverbundenheit, S. 196

Weißer Sonntag

Vor seinem Tod hat Christus unsere Schwächen, Armseligkeiten und Schmerzen getragen. Nach seiner Auferstehung jedoch sind diese Schwächen verschwunden. Er ist losgeschält, auf immer befreit von jeder Schwachheit.

Hat also sein Leib aufgehört, ein wirklicher Leib zu sein?

Nein, er hat einen wirklichen Leib, denselben, den er angenommen hat aus Maria der Jungfrau und der den Kreuzestod erduldet hat. Christus lässt es sich angelegen sein, dies zu beweisen. Am Abend des Ostertages erscheint er den Aposteln. Voller Angst und Schrecken glauben sie einen Geist zu sehen. Er aber spricht zu ihnen: "Sehet meine Hände und meine Füße. Ich bin es. Tastet mich an und sehet. Ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr es an mir seht." Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Thomas war abwesend, als der Herr kam. Da sagten ihm die anderen Jünger: "Wir haben den Herrn gesehen." Er aber erwiderte: "Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in die Stelle der Nägel und meine Hand in seine Seite lege, glaube ich nicht." Acht Tage darauf (Vgl. das Sonntagsevangelium) waren die Jünger beisammen, und Thomas war bei ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sprach: "Friede sei mit euch!" Dann sagte er zu Thomas: "Lege deine Finger hierher und sieh meine Hände. Reiche deine Hand und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 295

Montag nach dem Weißen Sonntag

Der Heiland sagt: "Selig, die nicht sehen und doch glauben" (Vgl. das Evangelium vom Weißen Sonntag). Nicht seiner Jünger wegen kamen diese Worte aus seinem heiligen Mund, sondern unsertwegen. Warum wohl der Heiland jene seligpreist, die an ihn glauben?

Weil der Glaube eine Quelle reinster Freuden ist, indem er uns am Wissen Christi teilnehmen lässt. Christus ist das ewige Wort, das uns die göttlichen Geheimnisse aus dem Schoß des Vaters mitgeteilt hat. Wenn wir seinen Worten glauben, besitzen wir Christi Wissen. Als Quellen solchen Lichtes ist der Glaube auch Freudenquelle.

Der Glaube ist weiter eine Quelle der Freude für uns, weil er uns den Besitz der zukünftigen Güter sichert. Jesus selbst sagt es uns: "Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben." Qui credit in Filium Dei habet vitam aeternam. Hier ist die Verwendung der Gegenwartsform beachtenswert: "habet", er hat es schon. Christus sagt nicht etwa: "er wird es bekommen", sondern es ist schon jetzt sein eigen.

Der Glaube ist ein Samenkorn. Jedes Samenkorn enthält im Keime die künftige Ernte.

Christus, das Leben der Seele, S. 241.

Dienstag nach dem Weißen Sonntag

Der Glaube ist es, der uns in lebendige Berührung mit Christus bringt. Wenn wir das Ostergeheimnis gläubig betrachten, bewirkt es in uns die nämliche Gnade, die einst der erstandene Heiland in den Jüngern wirkte. Christus lebt in unserer Seele, er wirkt in ihr ohne Unterlass, je nach dem Maß unseres Glaubens und gemäß der besonderen Gnade, die jedem Geheimnis seines gottmenschlichen Lebens innewohnt.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 304

Justus ex fide vivit. Der Gerechte, d. h. derjenige, der in der Taufe den neuen in Gerechtigkeit geschaffenen Menschen angezogen hat, lebt, insoweit er gerecht ist, aus dem Glauben, aus jenem Licht, welches ihm das Sakrament der Erleuchtung bringt. Je mehr er aus dem Glauben lebt, desto mehr lebt er ein wahrhaft übernatürliches Leben und desto mehr verwirklicht er in sich die Vollkommenheit seiner Gotteskindschaft. Zu beachten ist die Ausdrucksweise: Ex fide, aus dem Glauben. Was will dies genau besagen? Dass der Glaube die Wurzel aller unserer Handlungen und unseres ganzen Lebens sein soll. Es gibt Seelen, die cum fide, mit dem Glauben leben; doch ex fide, aus dem Glauben muss man leben.

Und wenn man sich in allem von den Grundsätzen des Glaubens leiten lässt, wird man gefestigt und zielsicher, denn man nimmt dann gewissermaßen an der Unfehlbarkeit Gottes teil.

Christus unser Ideal, S. 118

Mittwoch nach dem Weißen Sonntag

Ist unsere Liebe so stark, dass wir uns mit unserm ganzen Wesen, in Denken und Handeln voll und ganz dem Wort Gottes gläubig unterwerfen, dann ist unser Glaube vollkommen, ein Glaube, der sich in der Liebe betätigt.

Welches ist nun aber das Zeugnis Gottes, dem wir uns gläubig beugen müssen? Es lässt sich kurz dahin zusammenfassen, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist und zu unserer Erlösung und Heiligung auf die Welt geschickt und hingeopfert wurde.

Nach dem Ratschluss des himmlischen Vaters ist der Glaube an Jesus Christus auch die erste Voraussetzung, um am göttlichen Leben teilzunehmen: "Wer an den Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn lastet auf ihm." Qui credit in Filium habet vitam O?ternam; qui autem incredulus est Filio non videbit vitam, sed ira Dei manet super eum. Wohl zu beachten ist auch hier wieder die Verwendung des Präsens "manet", lastet. Gottes Zorn bleibt von heute an über dem, der nicht an seinen Sohn glaubt. So hoch steht in seinen Augen der Glaube an seinen eingeborenen Sohn. Quelle unseres Heils ist demnach der Glaube an seinen eingeborenen Sohn. Der Glaube an die Gottheit Jesu Christi umfasst gleichzeitig alle andern geoffenbarten Wahrheiten.

Christus, das Leben der Seele, S. 222

Donnerstag nach dem Weißen Sonntag

Der Glaube an Jesus Christus ist die Pforte, durch welche man in das göttliche Leben eintritt. Dieser Glaube ist nach den Worten des heiligen Konzils von Trient "die Grundlage und Wurzel aller Rechtfertigung".

Der Glaube ist eine Grundlage. Stellen wir uns ein Bauwerk vor, das durch seine Größe und das harmonische Ebenmaß des Aufbaues die Blicke aller auf sich zieht. Was ist es, was ihm Festigkeit verleiht, wenn nicht die Grundpfeiler? Sobald diese erschüttert werden, bekommen die Mauern Risse, und dem ganzen herrlichen Bauwerk droht Gefahr. Hier haben wir ein Bild des geistlichen Lebens. Auch hier sehen wir ein Gebäude, das von Gott selbst mit unserer Mitwirkung zu seiner Ehre in uns errichtet wird und in dem er gleichwie in einem Tempel thronen will. Wenn wir aber diesem Gebäude kein festes Fundament legen, kann es unmöglich aufgeführt werden.

Das genannte Konzil vergleicht den Glauben mit einer Wurzel. Betrachten wir einen majestätischen Baum mit mächtigen Ästen und dichtem, prächtigem Laubwerk. Woher stammt diese Kraft und Schönheit? Aus den in der Tiefe verborgenen Wurzeln, die niemand sieht. Sie senken sich in die Erde, verankern sich darin und saugen alle zum Leben und Wachstum dieses Riesen notwendigen Nährstoffe auf.

Die Wurzel des christlichen Lebens nun ist der Glaube. Er ist die Vorbedingung alles geistigen Lebens und Fortschrittes.

Christus unser Ideal, S. 112

Freitag nach dem Weißen Sonntag

Am Ende seines Lebens sagt Jesus zu seinen Jüngern: "Seid getrost, ich habe die Welt überwunden."

Aber wie hat Christus die Welt überwunden? Etwa durch Gold oder durch den Glanz seiner sichtbaren Werke? Hat er gesiegt durch den augenblicklichen sichtbaren Erfolg oder durch irgendwelche natürlichen Vorteile, die ihm Achtung und Bewunderung errungen hätten?

Nein, denn Christus ist ja verhöhnt und verspottet am Kreuz gestorben, so dass seine Sendung in den Augen der "Weisen dieser Welt" am Kreuzesholz jämmerlich endigt. Seine Jünger werden zerstreut, die Menge schüttelt den Kopf, und die Pharisäer lästern: "Andern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen."

Und dennoch war die Niederlage nur eine scheinbare; denn in eben diesem Augenblick hat Christus in Wahrheit den Sieg davongetragen. Mit den Augen der Welt und vom natürlichen Standpunkte aus betrachtet, war Christus ein Besiegter - vor Gott aber stand er in jenem Augenblick da als Sieger über den Fürsten der Finsternis und über die Welt.

Seit dieser Stunde ist er vom Vater "zum König über die Völker eingesetzt"; kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben worden, durch den wir das Heil erlangen sollen, und "seine Feinde sind ihm als Schemel zu Füßen gelegt".

Christus unser Ideal, S. 107

Samstag nach dem Weißen Sonntag

Wenn wir nun jedes Jahr in der Fastenzeit und Karwoche getreulich an Christi Leiden teilzunehmen suchen, dann werden wir auch alljährlich aus der Betrachtung des Ostergeheimnisses im göttlich verklärten Leben des Auferstandenen neuen Nutzen, neue Gnadenfülle schöpfen. Die Betrachtung des glorreichen Überwinders von Tod und Hölle wird uns bestärken in der Losschälung von allem, was nicht Gott ist, wird in unserer Seele durch den Glauben und die Liebe das göttliche Leben kräftigen und mehren.

Sie belebt auch unsere Hoffnung, denn wenn am Jüngsten Tag Christus, unser Leben, unser göttliches Haupt, erscheinen wird, dann werden auch wir, die wir an seinem Leben Anteil haben, mit ihm erscheinen in Herrlichkeit.

Vergessen wir es nie, wir sind eins in Christus. Sein Sieg ist unser Sieg und seine Verherrlichung der Grund unserer Freude. Darum sollen wir mit unserer Mutter, der Kirche, recht oft und innig das Alleluja singen, um dem Erstandenen unsere Freude darüber zu bezeugen, dass er des Todes finstere Macht besiegte, wie auch um dem Vater für die Herrlichkeit zu danken, die er Jesus, seinem Sohn, geschenkt.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 308

Zweiter Sonntag nach Ostern

Mit großem Nachdruck hat Jesus folgende Wahrheit betont: "Ich gebe meinen Schafen das ewige Leben, sie werden nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins" (Vgl. das Tagesevangelium).

Welche Sicherheit in diesen Worten Jesu! Wir werden immer bei ihm sein, ohne dass irgend etwas von ihm uns scheiden könnte. In ihm werden wir eine unendliche Freude genießen, die niemand uns rauben kann, weil es die Freude Gottes, die Freude seines menschgewordenen Sohnes ist. "Jetzt", sagte Jesus zu seinen Jüngern hienieden, "seid ihr in Trauer, aber ich werde euch wieder sehen, und euer Herz wird sich freuen, und diese Freude wird niemand von euch nehmen."

Mit der Samariterin wollen wir ihn bitten: "O Herr Jesus, göttlicher Meister, Erlöser unserer Seelen, du, unser Erstgeborener, gib uns dieses göttliche Wasser, das uns ewig sättigen wird, das Ewiges Leben uns verleiht. Verleihe uns, dir hienieden durch die Gnade vereint zu bleiben, damit wir eines Tages 'dort seien, wo du bist', damit wir die Herrlichkeit deiner heiligsten Menschheit schauen und uns in deinem Reich ewig deiner freuen."

Christus, das Leben der Seele, S. 613

Montag in der zweiten Woche nach Ostern

Von den Toten auferstanden, hat Christus ein neues Leben begonnen. Er stirbt nicht mehr, "der Tod hat keine Macht mehr über ihn". Ein für allemal hat er die Sünde vernichtet, sein Leben ist künftighin ein Leben für Gott, ein glorreiches Leben, das am Tage der Himmelfahrt gekrönt wird.

Gewiss, Christus hat stets nur für seinen Vater gelebt. Mit seinem Eintritt in die Welt hat er sich ganz und gar der Erfüllung des göttlichen Willens hingegeben: Sieh ich komme, Gott deinem Willen zu tun; es ist dies seine Nahrung: Meine Speise ist es, deinen Willen dessen zu tun, Der mich gesandt hat. Sein ganzes Leben war nur den Absichten und der Ehre seines Vaters gewidmet.

Aber bis zu seiner Auferstehung trug das ganze Leben Christi den Charakter des Opfers. Nach seiner Auferstehung jedoch, frei von jeder Schuld gegenüber der göttlichen Gerechtigkeit, lebt Christus nur noch für Gott.

Künftighin ist es ein vollkommenes Leben, ein Leben in seiner ganzen Fülle und Schönheit ohne jegliche Schwäche, ohne Ausblick auf Sühne, Tod, ja nicht einmal auf Leiden. Mors illi ultra non dominabitur.

Beim auferstandenen Heiland trägt alles den Charakter des Lebens.

Christus, das Leben der Seele, S. 257

Dienstag in der zweiten Woche nach Ostern

In der österlichen Zeit spricht die Kirche so oft vom Leben, und zwar nicht bloß deshalb, weil Christus durch seine Auferstehung den Tod besiegt, sondern vor allem deshalb, weil er den Seelen die Quelle des ewigen Lebens wieder geöffnet hat. Christus selbst ist dieses Leben. "Ich bin das Leben."

Darum auch lässt uns die Kirche in dieser gnadenvollen Zeit so oft das Gleichnis vom Weinstock hören. "Ich bin der Weinstock", so spricht der Herr. "Ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in dem ich bleibe, der bringt viele Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun."

Fruchtbar aber sind wir nur durch Christi Gnade und durch den Glauben an ihn, durch die Tugenden, deren Vorbild er ist und die wir nachahmen. Wenn wir der Sünde und uns selbst abgestorben sind wie das "Weizenkorn, das in der Erde stirbt" ehe es aufsproßt zu reichtragenden Ähren, wenn wir nur mehr handeln auf Antrieb des Heiligen Geistes und in Übereinstimmung mit den Vorschriften und Grundsätzen des Evangeliums, dann erblüht das göttliche Leben Christi in unserer Seele. Christus "lebt in uns". Dann dürfen wir mit dem Apostel sprechen: "Nicht mehr ich lebe. Christus lebt in mir."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 301

Mittwoch in der zweiten Woche nach Ostern

Die wesentlichen Merkmale der Ostergnade sind: Losschälung von allem rein Menschlichen, Irdischen und Geschaffenen und volle Hingabe an Gott durch Christus. Die Auferstehung des menschgewordenen Wortes wird für uns zum Geheimnis des Lebens und der Heiligkeit. Weil Christus unser Haupt ist, hat "uns Gott mitauferweckt in ihm". Deshalb sollen wir danach streben, auch in uns die Züge auszugestalten, die das Leben des Erstandenen kennzeichnen.

Der hl. Paulus ermahnt uns eindringlich dazu. "Wenn ihr nun auferstanden seid mit Christus", sagt er, d. h. wenn ihr verlangt, dass der Herr euch teilnehmen lasse am Geheimnis seiner Auferstehung, wenn ihr in die Gesinnungen seines heiligsten Herzens eingehen, mit ihm Ostern halten und einst an seiner Glorie teilnehmen wollt, dann "sucht, was droben ist". liebt das Himmlische, was ewig bleibt und macht euch frei von irdischen Ehren, Vergnügen und Reichtümern, die keinen Bestand haben. "Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was irdisch ist"; "denn ihr seid der Sünde gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 303

Donnerstag in der zweiten Woche nach Ostern

Noch immer spricht Christus, der allzeit Lebende, zu einem jeden aus uns, was er einst zu seinen Aposteln gesprochen hat, da er im Begriff stand, zur Zeit des Osterfestes das Sakrament seiner Liebe einzusetzen: "Mit großer Sehnsucht habe ich danach verlangt, dieses Ostermahl mit euch zu essen, bevor ich leide." Christus Jesus verlangt danach, das Geheimnis seiner Auferstehung in uns zu verwirklichen. Er lebt hocherhaben über alles Erdhafte, in vollkommener Hingabe an seinen Vater. Er will auch uns zu unserer Beseligung mitreißen in diesem göttlichen Lebensstrom ...

Sagen wir dem Herrn, wenn wir ihn in der heiligen Kommunion in unser Herz aufgenommen haben: "O, du mein erstandener Heiland, du kehrst ein in meine Seele! Nachdem du durch dein Leiden die Sünde gesühnt und durch deinen Sieg den Tod überwunden hast, lebst du einzig und allein nur mehr glorreich für deinen Vater. Kehre ein in mein Herz und mache zuschanden das Werk des Teufels, indem du die Sünde und all meine Untreue vernichtest und mich befreist von allem, was dir widerstrebt, auf dass nur du allein in mir herrschst. Komm und lass mich teilhaben am Reichtum jenes vollendeten Lebens, das überreich deiner heiligen Menschheit entströmt. Dann will ich mit dir ein Lob- und Danklied singen deinem Vater, der dich als unser Haupt an diesem Tag gekrönt hat mit Ehre und Herrlichkeit."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 305

Freitag in der zweiten Woche nach Ostern

Jetzt aber ist "unser Leben noch verborgen mit Christus in Gott". Solange wir noch auf Erden leben, bringt die Gnade noch nicht jene glorreich verklärenden Wirkungen hervor, wie sie sich in des Himmels Herrlichkeit in uns vollenden wird. Auch Christus hat vor seiner Auferstehung den Glanz seiner Gottheit verborgen, und nur auf Tabor war es den drei Jüngern vergönnt, einen Strahl seiner Glorie zu schauen. Unser inneres Leben ist hienieden nur Gott bekannt, den Menschen bleibt es verborgen.

Wenn wir auch kraft unseres freien Willens bemüht sind, in uns die Eigenschaften des verklärten Christus nachzubilden, so bleibt das immerhin ein mühevolles Werk, das sich in einem von der Sünde verderbten und dem Wandel der Zeit unterworfenen Fleisch vollzieht. Nur durch fortwährend erneuerten Kampf und große Treue gelangt der Christ zur heiligen Freiheit der Kinder Gottes. Auch wir müssen leiden "um in die Herrlichkeit einzugehen", wie Christus selbst den Emmausjüngern gesagt hat.

"Wir sind", sagt Paulus, "Kinder und Erben Gottes, Miterben Christi. Aber wir müssen mit ihm leiden, um mit ihm verherrlicht zu werden."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 307

Samstag in der zweiten Woche nach Ostern

Christus Jesus ist der einzige Weg, die einzige Wahrheit, das einzige Leben. Wer diesem Weg nicht folgt, irrt ab von der Wahrheit und findet das Leben nicht.

Für uns alle besteht das übernatürliche Leben in der Teilnahme am göttlichen Leben Jesu Christi: ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Ihm verdanken wir unsere Gotteskindschaft. Wir sind Kinder Gottes nur in dem Maß unserer Gleichförmigkeit mit ihm, der allein und von Rechts wegen der einzige Sohn des Vaters ist, neben sich aber viele, aus der heiligmachenden Gnade geborene Brüder haben will. Hierin ist das gesamte übernatürliche Wirken von Seiten Gottes begriffen.

Christus, das Leben der Seele, S. 212

Alle Gnaden, die wir empfangen, bezwecken, uns durch die Gnade (der Gotteskindschaft) zu dem zu machen, was Jesus von Natur aus ist: zu Kindern Gottes.

Möge Jesus das Auge Ihrer Seele sein, d. h. vereinigen Sie sich in allem mit seinen Meinungen, damit er selbst Sie zu seinem Vater führe. Ihre Handlungen haben in den Augen Gottes nur den Wert: a) der Meinung, die ihnen vorausgeht, b) des Eifers, mit dem Sie dieselben für ihn verrichten.

Die Gottverbundenheit, S. 49

Dritter Sonntag nach Ostern

"Ihr werdet viele Drangsale haben hienieden", sagt Jesus zu seinen Jüngern. Und wiederum: "Ihr werdet Widerspruch leiden in euch selbst, Versuchungen erdulden von Seiten des Fürsten dieser Welt, und vielerlei Drangsal wird sich wider euch erheben aus den Ereignissen dieser Zeitlichkeit."

"Euer Herz aber zage nicht", fügt der Meister tröstend bei. "Glaubt an Gott, glaubt an mich, der ich Gott bin wie der Vater" und der "ich bei euch bleibe alle Tage bis ans Ende der Welt". "Eure Traurigkeit wird sich einst in Freude verwandeln" (Vgl. das Tagesevangelium); "denn ich werde wiederkommen und euch zu mir nehmen in das Reich meines Vaters, damit auch ihr seid, wo ich bin."

"Ich werde wiederkommen!" O göttliches Wort, gesprochen vom unerschaffenen Wort selbst, vom Wort Gottes in Person, von der untrüglichen Wahrheit! O beseligende Verheißung: Ich werde wiederkommen! Wir werden mit Christus vereint sein und durch ihn mit dem Vater im Schoß seiner Herrlichkeit. "An jenem Tage", spricht Jesus, "werdet ihr erkennen" - nicht mehr im Dunkel des Glaubens, sondern im Sonnenglanz des ewigen Lebens im Licht der Herrlichkeit - "dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch"; "ihr werdet schauen meine Verherrlichung als des Eingeborenen des Vaters", und diese beseligende Anschauung wird hier auch die neu sprudelnde lebendige Quelle unverlierbarer Freude sein!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 53

Montag in der dritten Woche nach Ostern

Das Leben des auferstandenen Christus ist das Vorbild unseres Lebens; denn Christus hat uns die Gnade verdient, nach seinem Beispiel für Gott zu leben. Er hat uns diese Gnade aber nicht durch seine Auferstehung verdient. Als er am Kreuz den Geist aufgab, war er am Ende seines sterblichen Lebens angelangt und konnte daher nichts mehr verdienen. Alles, was er für uns erworben hat, ward erworben durch das Opfer, das er mit der Menschwerdung begonnen und mit dem Kreuzestod vollendet hat.

Aber seine Verdienste bleiben auch nach der glorreichen Auferstehung aus dem Grab. Von der Taufe an nehmen wir teil an der Auferstehungsgnade. Der hl. Paulus sagt mit Nachdruck: "So sind wir also durch die Taufe auf den Tod mit ihm begraben und sollen in einem neuen Leben wandeln, sowie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferstanden ist."

Das heilige Bad der Wiedergeburt ist nach dem Apostel ein Bild des Grabes. Wenn ein Täufling diesem Bad entsteigt, so ist seine Seele rein von jeder Schuld und Makel und bekleidet mit der heiligmachenden Gnade. Denn auch Christus hat, als er das Grab verließ, alle Schwachheiten abgelegt, um fortan das Leben vollkommener Verklärung zu führen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 297

Dienstag in der dritten Woche nach Ostern

Tod und Leben ist das Geheimnis des Lebens Jesu: "Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben, wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt".

Der Christ nun wiederholt in seinem Leben dieses Geheimnis, das ihn mit Jesus vereint. Darüber sagt der hl. Paulus sehr ausführlich: "Indem ihr mit ihm in der Taufe begraben wurdet, seid ihr mit ihm in der gleichen Taufe auferstanden. Euch, die ihr tot wart in der Sünde, hat er lebendig gemacht mit ihm, indem er euch alle Vergehen vergab."

Gleichwie Christus das Leintuch, Sinnbild seines Todes und seiner Leidensfähigkeit, im Grab zurückließ, haben wir alle unsere Sünden im Taufwasser zurückgelassen, und wie Christus lebend und frei aus dem Grab hervorging, so war unsere Seele, als sie dem heiligen Taufwasser entstieg. nicht nur von allen Sünden gereinigt, sondern auch durch die Wirkung des Heiligen Geistes geschmückt mit der heiligmachenden Gnade, dem Prinzip göttlichen Lebens und mit allen Tugenden und Gaben, die sie begleiten. Die Seele ist die Wohnung der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Gegenstand göttlichen Wohlgefallens geworden.

Christus, das Leben der Seele, S. 259

Mittwoch in der dritten Woche nach Ostern

(Siehe auch das Schutzfest des hl. Joseph, S. 293)

Der Doppelcharakter, Tod und Leben, der das Dasein des fleischgewordenen Wortes kennzeichnet, und dessen Kraft und Glanz in Passion und Auferstehung seinen Höhepunkt erreicht, muss von jedem Christen, von allen, die durch die Taufe Glieder Christi geworden sind, nachgebildet werden.

Jünger Christi geworden im heiligen Taufwasser und durch eine seinen Tod und seine Auferstehung darstellende Handlung, müssen wir Tod und Auferstehung während unseres Lebens hier auf Erden nachbilden.

Schön sagt dies der hl. Augustinus: "Christus ist unser Weg; schauen wir auf ihn. Er litt, um Ruhm zu erwirken; suchte die Verachtung, um erhöht zu werden; ist gestorben, aber auch auferstanden."

Diese Worte sind der Nachklang des Paulinischen Gedankens: "betrachtet euch als der Sünde abgestorben, da ihr der Sünde entsagt habt, um nur noch Gott zu leben" ("Der Sünde leben", "der Sünde sterben" sind dem hl. Paulus geläufige Wendungen. Sie bedeuten "im Zustand der Sünde sein", "der Sünde entsagen").

Christus, das Leben der Seele, S. 258

Donnerstag in der dritten Woche nach Ostern

Alle christliche Askese kommt aus der Taufgnade und hat nur den einen Zweck, den durch die Kirche in die Herzen ihrer Kinder gelegten göttlichen Keim ungehindert zur Entfaltung zu bringen.

Das christliche Leben ist nichts anderes als die ständig fortschreitende Entfaltung und praktische Anwendung der durch die Taufe grundgelegten Doppelhandlung und der durch sie hervorgebrachten übernatürlichen Doppelwirkung "Tod" und "Leben". Darin liegt das ganze Programm des Christentums.

Auch unsere ewige Glückseligkeit ist nichts anderes als die vollständige und endgültige Befreiung von Sünde, Tod und Leid und die glorreiche Entfaltung des durch die Taufe in uns grundgelegten göttlichen Lebens.

Tod und Leben Christi erneuern sich also in unseren Seelen seit der Taufe - der Tod um des Lebens willen. O, würden wir voll und ganz des hl. Paulus Worte verstehen: "Ihr alle, die ihr in Christus getauft seid, habt Christum angezogen." Nicht äußerlich wie ein Kleid, sondern innerlich. Wir sind auf ihn, in ihn "gepfropft", sagt der hl. Paulus, "denn er ist der Weinstock und wir die Reben", und sein Saft fließt in uns, um uns in sein Bild umzuwandeln.

Christus, das Leben der Seele, S. 261

Freitag in der dritten Woche nach Ostern

Christus ist unser Haupt. Wir bilden auf geheimnisvolle Weise seinen mystischen Leib. Wenn nun Christus auferstanden ist - und er ist seiner menschlichen Natur nach auferstanden -, so müssen auch wir, seine Glieder, an seiner Verherrlichung teilnehmen; denn wir sind seine Glieder nicht nur der Seele, sondern auch dem Leib nach, also nach unserem ganzen Wesen.

Wenn sonach Christus glorreich auferstanden ist, so werden auch die Christgläubigen, die ihm mystisch eingegliedert sind, seine Auferstehung teilen.

Der hl. Paulus sagt hierüber: "Christus ist auferstanden von den Toten als Erstling der Entschlafenen." Er bildet den Anfang und das Unterpfand einer nachfolgenden gleichen Ernte. Denn wie einmal durch einen Menschen - Adam - der Tod in die Welt kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung von den Toten. "Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle das Leben erhalten." Und mit noch größerem Nachdruck sagt er an einer anderen Stelle, dass Gott uns "mit auferweckt hat in Christus Jesus"; denn als lebendige Glieder nehmen wir durch den Glauben und die Gnade teil an allen Lebensstufen des Herrn.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 306

Samstag in der dritten Woche nach Ostern

Durch den Glauben an Christus haben wir ihn in der Taufe empfangen: sein Tod wird unser Tod für den Teufel, für seine Werke, für die Sünde; sein Leben wird unser Leben. Dieser erste Akt, durch den wir Kinder Gottes wurden, hat uns auch zu Brüdern Christi gemacht, hat uns ihm einverleibt, hat uns mit Jesu Geist beseelt und zu Gliedern seiner Kirche gemacht, In Christus getauft, sind wir durch die Gnade zum göttlichen Leben in Christus geboren. Lasst uns daher wandeln, wie Paulus sagt, "als neue Menschen leben". Nicht mehr in der Sünde, der wir entsagt, sondern im Licht des Glaubens, in der Wirkung des Heiligen Geistes, der uns durch unsere guten Werke reichliche Früchte der Heiligkeit hervorbringen lässt.

Erneuern wir oft die Kraft dieses Sakramentes unserer Gotteskindschaft und des Lebensanfangs durch Wiederholung der Taufgelübde, damit Christus, der am Tauftag durch den Glauben in uns geboren wurde, immer mehr und mehr in uns wachse "zur Ehre des Vaters".

So stirbt der irdische, natürliche Mensch immer mehr und mehr; der innere Mensch hingegen, der neue Mensch verjüngt sich von Tag zu Tag. "Wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, der innere wird Tag für Tag neu".

Christus, das Leben der Seele, S. 263

Vierter Sonntag nach Ostern

In uns sind zwei Leben. Das eine haben wir durch die natürliche Geburt empfangen. Doch dieses Leben macht uns wegen der Erbsünde zu Feinden Gottes, wir werden geboren als "Kinder des Zornes".

Das andere Leben in uns ist übernatürlich, unendlich erhaben über die Rechte und Forderungen unserer Natur. Gott teilt uns dieses Leben mit durch die Gnade, die uns das menschgewordene Wort verdient hat.

Gott zeugt uns zu diesem Leben durch das "Wort der Wahrheit", durch "das Bad der Wiedergeburt, die Erneuerung im Heiligen Geist". Ein neues Leben wird dem natürlichen, das es überragt und krönt, hinzugefügt, so dass der Christ in Christus ein "neues Geschöpf wird". Die Gnade macht uns zu Gotteskindern, zu Brüdern Jesu Christi, die einst würdig erfunden werden sollen, seine eigene Seligkeit und ewige Herrlichkeit zu teilen.

Wie in Christus, so soll auch in uns das göttliche Leben das vorherrschende sein. Das göttliche Leben der Gnade muss all unsere natürliche Tätigkeit lenken und führen, damit sie gleichsam in der Wurzel vergöttlicht und dem Herrn wohlgefällig gemacht werde.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 123

Montag in der vierten Woche nach Ostern

Die Taufe ist gleichsam eine geistige Geburt, die uns das Leben der Gnade vermittelt.

Dieses geistige Leben ist Teilnahme am Leben Gottes. Es ist von Natur aus unsterblich. Sein Besitz ist für uns das Unterpfand ewiger Seligkeit, Miterben Gottes. Besitzen wir es nicht, dann sind wir auf immer von der göttlichen Gemeinschaft ausgeschlossen.

Das gewöhnliche von Christus eingesetzte Mittel, zu diesem Leben geboren zu werden, ist die Taufe. Aus dem geheiligten Wasser werden wir zum göttlichen Leben geboren. Gott schafft uns sozusagen von neuem, indem er durch ein Geschenk, das unsere Ansprüche unendlich übersteigt, uns teilnehmen lässt an seiner Natur. Wir sind nach den Worten des Apostels "ein neues Geschöpf". Und weil dieses Leben ein göttliches ist, so verdanken wir es der ganzen allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Am Anfang der Zeiten schuf die heilige Dreifaltigkeit den Menschen: "Lasst uns den Menschen machen als unser Ebenbild, uns ähnlich"; auch unsere Wiedergeburt vollzieht sich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Christus, das Leben der Seele, S. 247

Dienstag in der vierten Woche nach Ostern

Die Taufe ist das wirksame Zeichen unserer Gotteskindschaft. Durch dasselbe werden wir in Wahrheit Kinder Gottes und Glieder Christi. Allen himmlischen Gnaden öffnet es die Pforten. Vergessen wir es nie: alle Barmherzigkeit und Herablassung Gottes gegen uns verdanken wir unserer Gotteskindschaft.

Wenn wir den Blick unserer Seele in die Geheimnisse der Gottheit versenken, so entschleiert sich uns als erster Ratschluss im göttlichen Heilsplan unsere Gotteskindschaft in Christus Jesu. Und die ganze Kette von Gnaden, mit denen Gott eine Seele bis zur endgültigen glückseligen Vereinigung mit ihm überhäufen kann, hat als Anfangsglied die Taufgnade. Seit jenem gesegneten Augenblick gehören wir zur Familie Gottes, sind göttlicher Herkunft und im Prinzip des ewigen Erbes sicher.

Bei unserer Taufe, in welcher Christus unserer Seele ein unauslöschliches Merkmal aufdrückt, empfangen wir "das Unterpfand des Heiligen Geistes", das uns Gott wohlgefällig macht und, wenn wir es getreulich bewahren, uns aller Gnaden versichert, die Gott seinen Kindern zugedacht hat.

Christus, das Leben der Seele, S. 249

Mittwoch in der vierten Woche nach Ostern

Das göttliche Leben, das Gott uns durch die heilige Taufe mitteilt, wird nur als Keim in uns gelegt. Es muss sich folglich entfalten und wachsen, wie auch unsere Entsagung und unser "Tod der Sünde" fortwährend sich erneuern und befestigen sollen.

Unser ganzes Leben soll nichts anderes sein als die Verwirklichung dessen, was in der Taufe begonnen wurde: die Verbindung mit dem Geheimnis und der göttlichen Kraft des Todes und auferstandenen Lebens unseres Heilandes.

Der "Tod der Sünde" ist bewirkt; aber wegen der Begierlichkeit, die zurückbleibt, muss das Sterben fortdauern im beharrlichen Widerstand gegen Satan, im Verzicht auf seine Einsprechungen und Werke, auf die Lockungen des Fleisches und der Welt. Die Gnade, der Urgrund des übernatürlichen Lebens in uns, ist ein Keim, der der Entfaltung bedarf. Sie ist das Gottesreich in uns, dem Senfkörnlein gleich, das zum großen Baum wird.

Hören wir wieder den hl. Paulus: "durch die Taufe habt ihr den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen, der da erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbild dessen, der ihn erschaffen hat."

Christus, das Leben der Seele, S. 260

Donnerstag in der vierten Woche nach Ostern

Wir sind also mit Christus und durch Christus auferstanden, und er verlangt sehnlich danach, uns sein glorreiches Leben mitzuteilen.

Wie aber können wir diesem göttlichen Verlangen entsprechen und dem Auferstandenen ähnlich werden?

Indem wir im Geiste unserer Taufe leben und allem entsagen, was in uns sündhaft oder durch die Sünde verderbt ist ! Der alte Mensch in uns muss mehr und mehr absterben, unser ganzes Leben von der Gnade beherrscht und geheiligt sein. All unsere Heiligkeit besteht darin, die Sünde und alle Gelegenheit zur Sünde zu fliehen, uns loszulösen von der Welt und den Geschöpfen, um einzig in Gott und für Gott zu leben mit aller uns erreichbaren Vollkommenheit und Beständigkeit.

Dieses Werk umfasst das ganze Menschenleben. Christus allerdings ist nur einmal "ein für allemal" gestorben und hat uns dadurch verdient, der Sünde abzusterben.

Dieses Sterben aber müssen wir täglich von neuem betätigen; denn wir tragen in uns die Wurzeln der Sünde, und der alte Feind wird nie müde, ihnen immer neue Triebe zu entlocken. Es gilt, diese Wurzeln in uns zu zerstören, das Herz ganz frei zu bewahren in seliger Freiheit der Kinder Gottes. Das ist der erste Wesenszug unserer Heiligkeit.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 298

Freitag in der vierten Woche nach Ostern

Für Gott leben in und durch Jesus Christus, das ist das Ideal der Vollkommenheit.

Dahin aber gelangt man nicht in einem Tag. Die Heiligkeit, die in der Taufe ihren Anfang nimmt, entwickelt sich nur allmählich von Stufe zu Stufe. Aber bemühen wir uns wenigstens mit jedem neuen Ostern, ja mit jedem neuen Tage der Gnadenzeit, die sich vom Auferstehungsfest bis zum Schluss der Pfingstwoche erstreckt, der Sünde und den Geschöpfen mehr und mehr abzusterben, damit das Leben Christi sich immer kraftvoller und überfließender in uns entwickeln könne.

Christus soll herrschen in unseren Herzen! Alles in uns muss ihm unterworfen sein! Am Tag der Taufe ist er als Herr und König in unsere Seele eingezogen. Die Sünde aber macht ihm die Herrschaft streitig. Erst wenn alle Sünde, Untreue und Anhänglichkeit an die Geschöpfe im Herzen zerstört sind, wenn wir aus dem Glauben an Jesus, an sein Wort und seine Verdienste leben und uns bemühen, in allen Stücken unserm Meister zu gefallen, dann herrscht Christus in uns, so wie er herrscht im Schoß des Vaters. Er lebt in uns und kann zum Vater sprechen: Siehe an, o Vater, diese Seele! In ihr lebe und herrsche ich, auf dass dein Name verherrlicht werde.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 302

Samstag in der vierten Woche nach Ostern

Als Christus vor seiner Himmelfahrt die Apostel aussandte, sein Werk in der Welt fortzusetzen, verlangte er den Glauben. Im Glauben fasst er sozusagen den Inhalt der christlichen Lehre zusammen: "Wer glaubt und sich taufen lässt, wird selig werden." Genügt denn der Glaube allein? Nein, die Sakramente und die Beobachtung der Gebote sind auch erforderlich. Aber wer nicht an Jesus Christus glaubt, der beachtet auch dessen Gebote und Sakramente nicht.

Anderseits folgen wir Jesu Vorschriften, benützen die heiligen Sakramente, weil wir an seine Gottheit glauben. Demnach ist der Glaube die Grundlage unseres ganzen übernatürlichen Lebens.

Dereinst werden wir Gott ohne Hülle schauen. Dann wird sein Ruhm darin bestehen, sich uns im Glanz und in der Klarheit seiner ewigen Glückseligkeit voll und ganz mitzuteilen.

Aber solange wir hier auf Erden weilen, ist Gott nach seinem Ratschluss für uns ein verborgener Gott, Im Glauben müssen wir Gott hienieden erkennen, anbeten und dienen; und je größer, lebendiger und tätiger dieser Glaube ist, desto wohlgefälliger sind wir in den Augen Gottes.

Christus, das Leben der Seele, S. 220

Fünfter Sonntag nach Ostern

In Erwartung des glücklichsten Tages, an dem unser inneres Leben in seiner ewigen Schönheit leuchten wird, wollen wir Gott oft aus dem Grund unseres Herzens danken, dass er uns in der Taufe zu seinen Kindern gemacht hat. Das ist die Anfangsgnade, auf der alle anderen beruhen.

All unsere Größe hat ihre Quelle in der Taufe, die uns göttliches Leben geschenkt hat. Ohne dieses ist das menschliche Leben, so glänzend und reich es nach außen auch scheinen mag, wertlos für die Ewigkeit. Die Taufe erst legt in unser Leben den Grund wahrer Fruchtbarkeit.

Unsere Dankbarkeit für solch unschätzbare Gnade zeige sich in einer großmütigen und beharrlichen Treue gegenüber den Gelübden der Taufe. Wir sollten so sehr vom Gefühle unserer übernatürlichen Würde als Christen durchdrungen sein, dass wir alles verwerfen, was sie trüben könnte, und alles suchen, was ihr angemessen ist.

Dankbarkeit ist also das erste Gefühl, das die Taufe in uns hervorrufen soll - Freude und Vertrauen das zweite. Niemals sollten wir an unsere Taufe denken ohne tiefe innere Freude. Sind wir doch am Tag unserer Taufe im Prinzip zur ewigen Seligkeit geboren worden.

Christus, das Leben der Seele, S. 265.

Montag in der Bittwoche

Das Gebet ist von größter Wichtigkeit zur Erlangung der göttlichen Gnade. Durch Gebet ließ sich der Heiland während seines öffentlichen Lebens bestimmen, Wunder zu wirken.

Ein Aussätziger kommt zu ihm und betet: "Herr, erbarme dich meiner", und Jesus heilt ihn. Man führt einen Blinden zu ihm: "Herr", betet er, "mach mich sehend!" Der Herr schenkt ihm das Augenlicht. Maria und Martha beten: "Herr, wärest du hier gewesen, so wäre unser Bruder nicht gestorben." Der Heiland beantwortet ihr Bittgebet mit der Auferweckung des Lazarus.

Nicht nur zeitliche Güter, wie die angeführten, auch die Verleihung der Gnade ist an das Gebet geknüpft. "Herr", sagte ihm die Samariterin, "gib mir dieses lebendige Wasser, das Ewiges Leben verleiht und dessen Quelle du bist!" Und der Heiland offenbart sich ihr als Messias.

Der Heiland hat uns außerdem zu dieser Art Bittgebet aufgefordert: "Bittet, und ihr werdet empfangen; klopft an, und es wird euch aufgetan ... sucht, und ihr werdet finden" (Vgl. das Tagesevangelium). "Was immer ihr Heilsames vom Vater in meinem Namen, d. h. euch auf mich berufend, erbitten werdet, das wird er euch geben."

Christus, das Leben der Seele, S. 507

Dienstag in der Bittwoche

Der Heiland hat einen Teil des hohenpriesterlichen Gebetes, das er selbst bei seinem Opfer gebetet hat, seiner Braut zur Vollendung im Lauf der Zeiten hinterlassen. Wenn auch sein Gebet von unendlicher Wirksamkeit ist, so will er doch, dass wir unser Gebet mit dem seinigen vereinigen.

Als einmal der Heiland mit seinem göttlichen Blick die Menge der zu erlösenden Seelen umfasste, sprach er zu seinen Aposteln, die das Evangelium predigen sollten: "Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seinen Weinberg sende." Wohl hätten die Apostel ihm entgegnen können: "Herr, warum sollen wir beten? Genügt dein Gebet nicht?" Nein, es genügt nicht! "Betet", betet auch ihr! Rogate! Wie das Gebet seiner Apostel, so fordert der Heiland auch unser Gebet.

Gedenket auch der tröstlichen Worte, die der Heiland selbst gesprochen: "Wahrlich, ich sage euch, um was immer ihr den Vater in meinem Namen bittet, das wird er euch geben." Auf dieses Wort gestützt, dürfen wir viel und mit vollem Vertrauen verlangen und der Vater im Himmel, "von dem jede gute Gabe kommt", wird seine Hand öffnen und alles, was da lebt, mit Segen erfüllen (Vgl. Epistel und Evangelium der Tagesmesse).

Christus unser Ideal, S. 411

Vigil von Himmelfahrt

Unter allen Festen des Herrn ist im gewissen Sinn die Himmelfahrt das größte, weil sie die höchste Verherrlichung Jesu zum Ausdruck bringt. Die heilige Kirche nennt die Himmelfahrt "wunderbar" und "glorreich" (Allerheiligenlitanei und Sekret der Himmelfahrtsmesse) und besingt im Festoffizium des Tages ausschließlich die Pracht und Herrlichkeit dieses hohen Geheimnisses.

Unser göttlicher Erlöser hatte vor seinem Leiden den Vater gebeten, ihn einzusetzen in die Glorie zu seiner Rechten, die ihm als Gott von Ewigkeit her eigen war. "Vater", sprach er, "verherrliche mich nun bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war" (Vgl. das Evangelium der Vigil). Der Auferstehungssieg war das Morgenrot dieser persönlichen Verherrlichung Jesu gewesen. "Die Himmelfahrt", sagt der hl. Augustinus, "ist die Verherrlichung unseres Herrn Jesu Christi, die mit seiner Auferstehung ihren Anfang genommen hatte." Diese wunderbare Auffahrt bezeichnet die strahlende Mittagshöhe seiner Glorie. Das ist der Triumph der Menschheit Christi, die Gott erhöht hat über alle Himmel.

Die Aufgabe seines irdischen Aufenthaltes ist erfüllt. Die Stunde ist gekommen, da er heimkehren soll zum Vater. Er steht im Begriff, die Wonnen seines herrlichen Triumphes in ihrem Vollmaß zu kosten.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 311

Christi Himmelfahrt

Welches sind die Ursachen der Erhöhung und unermesslichen Seligkeit, die Christus, dem Herrn, in seiner Menschheit zuteil geworden?

Man kann sie in diese beiden Hauptpunkte zusammenfassen: Christus ist der wahre Sohn Gottes und er ist, um uns zu erlösen, herabgestiegen in die tiefste Schmach.

Jesus ist Gott und Mensch zugleich. Als Gott erfüllt er mit seiner Allgegenwart Himmel und Erde. Er konnte also nur seiner Menschheit nach auffahren zur Rechten des Vaters. Aber die Menschheit Jesu ist verbunden mit der Person des Wortes, sie ist die Menschheit eines Gottes. In dieser Eigenschaft besitzt sie das Recht, göttliche Herrlichkeit im Glanz des ewigen Lichtes zu beanspruchen, zu sitzen zur Rechten des Vaters und mit ihm die göttliche Herrlichkeit, die unendliche Glückseligkeit und Allmacht des höchsten Wesens zu teilen.

Die zweite Ursache der hochherrlichen Erhöhung Jesu ist diese: Sie soll die Belohnung sein für die unsäglich schmachvolle Erniedrigung, die der Herr in seinem bitteren Leiden aus Liebe zum Vater und aus Erbarmen mit uns auf sich genommen hat.

"Deshalb hat auch Gott ihn erhöht über jede Kreatur im Himmel, auf Erden und im Reich der Unterwelt."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 313

Freitag in der Oktav von Christi Himmelfahrt

Die Werke Gottes sind umstrahlt von unaussprechlich hehren und geheimnisvollen Harmonien, deren einzigartige Schönheit die gläubige Seele entzückt.

Wo hat der Herr sein Leiden begonnen? Im Garten von Gethsemane am Fuß des Ölberges. Kein Mensch wird je ergründen, welch furchtbare Seelennot der Gottessohn im Garten gelitten hat. Jesus hat damals im voraus und gleichsam zusammengefasst alle Martern der Passion verkostet.

Und wo aber ist unser göttlicher Meister eingegangen in die Wonne seiner Himmelfahrt?

Jesus, der in seiner ewigen Weisheit eins ist mit dem Vater und dem Heiligen Geist, hat zum Abschied von der Erde die Höhe des nämlichen Berges gewählt, der einst der Schauplatz seiner abgrundtiefen Erniedrigung war. Dort, wo die göttliche Gerechtigkeit gleich einem rächenden Strom weggeflutet ist über Christus, den Dulder, eben dort krönt sie ihn, den Überwinder, mit Ruhm und Ehre. Dort, wo in Nacht und Finsternis das Vorspiel erfolgt war zu dem gewaltigen Ringen, dort erhob sich in strahlender Schönheit das Morgenrot ewigen Sieges.

Daher preist unsere Mutter, die heilige Kirche, nicht umsonst die Himmelfahrt ihres göttlichen Meisters als "wunderbar".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 216

Samstag in der Oktav von Christi Himmelfahrt

Ein irdischer König belohnt im Siegesjubel nach gewonnener Schlacht die tapferen Feldherrn, die seine Rechte verfochten, den Sieg errungen und des Reiches Grenzen durch kühne Eroberungen erweitert haben.

Dasselbe geschieht im Himmel am Tag der Auffahrt, nur in ungleich herrlicherem Glanz.

Mit unvergleichlicher Treue hat Jesus das Werk vollbracht, das der Vater von ihm verlangt hat. "Weil ich allzeit tue, was ihm wohlgefällig ist." "Das Werk habe ich vollendet." Er hat sich hingegeben den Schlägen der Gerechtigkeit als schuldloses heiliges Opfer und ist hinabgestiegen in die tiefsten Tiefen aller Marter und Schmach.

Jetzt, wo alles gesühnt und bezahlt ist, jetzt, wo die Macht der Hölle zertreten, die Vollkommenheit des Vaters anerkannt ist und seine Rechte zurückerobert sind, wo die Pforten des Himmels der geretteten Menschheit wieder offen stehen, da war es für den himmlischen Vater eine Freude, seinen Sohn zu krönen nach dem Sieg, den er über den Fürsten dieser Welt errungen hatte.

O unnennbar selige, göttliche Freude, die heilige Menschheit Jesu zu rufen zur ewigen Erhöhung im Genuss von Glanz und Glück und höchster Herrschermacht!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 315

Sonntag in der Oktav von Christi Himmelfahrt

Der Heiland hat vor seinem Abschied zu den Aposteln gesprochen: "Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe." Auch zu uns spricht er diese Worte. Wenn wir ihn lieben, so müssen wir uns freuen über seine Verherrlichung, uns freuen, dass sein Lauf vollendet und er aufgestiegen ist zur Rechten des Vaters, um dort erhöht zu werden in den höchsten Himmel, wo er als Lohn für seine Leiden und seine Todespein ewige Ruhe und unermessliche Glorie genießt. Im Schoß der Gottheit umfängt und durchdringt ihn auf ewig eine Seligkeit, die unser Geist nicht zu ahnen vermag, und ihm ist die höchste Gewalt gegeben über die gesamte Schöpfung.

Wer sollte sich daher nicht freuen, dass dem Heiland im weitesten Umfang Gerechtigkeit widerfährt von seinem himmlischen Vater?

O freuen wir uns aus Herzensgrund! Wir alle, die wir Jesus lieben, müssen von tiefer inniger Freude erfüllt sein, da wir ihn in seiner Auffahrt betrachten und uns gedrängt fühlen, dem Vater für die Herrlichkeit zu danken, die er seinem Sohn verliehen hat.

Deshalb lädt die Kirche in ihrer Liturgie uns ein, mit heiliger Freude die Erhöhung ihres Bräutigams, unseres geliebten Erlösers, zu feiern.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 321

Montag in der Oktav von Christi Himmelfahrt

Die Taufe macht uns zu Kindern Gottes und gleichzeitig zu Gliedern des geheimnisvollen Leibes, dessen Haupt Christus ist. Der hl. Paulus lässt darüber keinen Zweifel. "Ihr seid der Leib Christi und Glied an Glied."

Nun aber nehmen die Glieder teil an der Ehre des Hauptes. Die Freude eines Menschen strömt über auf den ganzen Leib. So haben auch alle Anteil an den Reichtümern Christi. Seine Freude, seine Glorie, seine Seligkeit wird einst auch die unsere sein.

Jesus Christus zieht die gesamte Menschheit nach sich in die himmlische Glorie und Seligkeit. Dies ist das Wunderwerk des Gottmenschen, dass er durch sein Leiden der gefallenen Welt die Paradiesespforten wieder erschlossen und die gerettete Menschheit als sein Gefolge in den Glanz des ewigen Heiligtums eingeführt hat.

Als Christus in den Himmel heimkehrte, zog ein strahlendes Gefolge heiliger Seelen als glorreiche Siegesbeute mit ihm durch die ewigen Tore ein. Die Gerechten, die den Herrn im Triumph begleiteten, waren die Erstlinge einer unabsehbar reichen Ernte. Unablässig halten heilige Seelen Himmelfahrt, bis am Jüngsten Tag das Reich Jesu Christi sein Vollmaß erreicht hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 318

Dienstag in der Oktav von Christi Himmelfahrt

Jesus geht uns nur voraus, er trennt sich nicht von den Seinen, und die Seinen werden nicht von ihm getrennt. Wenn er einzieht in das Reich seiner Herrlichkeit, so geschieht es nur, um uns in den zahlreichen Wohnungen seines Vaterhauses eine Stätte zu bereiten. Er verheißt uns, dass er wiederkommen und uns zu sich nehmen wird, damit auch wir seien, wo er ist. In gewissem Sinn, nämlich von Rechts wegen, weilen wir also schon jetzt bei Jesus in der Herrlichkeit, bis er dereinst uns heimholt in den wirklichen Besitz des ewig seligen Lebens. Nicht umsonst hat er den Vater gebeten: "Lass jene, die du mir gegeben hast, bei mir dort sein, wo ich bin."

Wie wunderbar ist die Kraft dieses Gebetes! Wie kraftvoll die Lieblichkeit dieser Verheißung!

Lassen wir unser ganzes Herz überströmen von solch geistiger Freude! Bitten wir den Herrn mit den wunderbar innigen Anmutungen des kirchlichen Festhymnus:

"Sei unser Glück auf Erden schon,
Sei einst im Himmel unser Lohn.
In dir sei unsre Herrlichkeit,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit."
(Hymnus der Vesper von Christi Himmelfahrt, Mönchsbrevier).

Christus in seinen Geheimnissen, S. 323

Mittwoch in der Oktav von Christi Himmelfahrt

Hienieden sind wir Gäste und Fremdlinge, die ihrer wahren Heimat zustreben. Als Bürger der heiligen Stadt und Hausgenossen Gottes aber ziemt es uns, dass nach dem Wort des hl. Paulus "unser Wandel im Himmel sei durch Glaube und Hoffnung".

Diese Gnade erfleht die Kirche ihren Kindern im Tagesgebet. "Wir bitten dich, o Herr, verleihe uns, dass wir, die wir an die Himmelfahrt deines Sohnes glauben, selber auch mit unserm Geist im Himmel wohnen mögen!" Und in der Postkommunion wünscht die Kirche: "Das möge an uns seine unsichtbaren Wirkungen hervorbringen, was wir unter sichtbaren Geheimnissen zum Genuss empfangen haben.

O, sagen wir doch dem Heiland: Zieh uns dir nach, du herrlicher, allmächtiger Sieger! Lass uns mit dir aufsteigen in den Himmel und droben wohnen in Glaube, Hoffnung und Liebe. Reiß uns los von allem, was vergänglich ist, und lehre uns die wahren Güter suchen, die unvergänglich sind. "Wir möchten mit unsern Herzen dorthin folgen, wohin du aufgefahren bist in deiner heiligen Menschheit."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 320

Oktav von Christi Himmelfahrt

Am Tag seiner Himmelfahrt hat Christus als Hoherpriester der gesamten Menschheit uns dem Anrecht und der Hoffnung nach mit sich in die himmlische Herrlichkeit versetzt.

Wir dürfen es nie vergessen, dass wir nur durch ihn Einlass finden können; denn kein geschaffenes Wesen kann zur Seligkeit gelangen anders als nur in der Gefolgschaft Jesu. Der Schatz seiner Verdienste hat uns die unendliche Beseligung erkauft.

Durch alle Ewigkeit dürfen wir ihm jubelnd zurufen: O Christus Jesus, durch deine Verdienste, durch dein für uns vergossenes, kostbares Blut stehen wir vor Gottes Angesicht! Dein Opfer, deine Hingabe haben uns jeden Augenblick diese unsere Glorie und Seligkeit erkauft. Dir allein, dem für uns geopferten Gotteslamm, sei alle Ehre, alles Lob und alle Danksagung.

Setzen wir darum auch doch unbedingtes Vertrauen in das Opfer, die Verdienste und das Gebet unseres göttlichen Hohenpriesters. Am Tag seiner Himmelfahrt ist er eingegangen in den Himmel, feierlich hat er auch sein ewiges Mittleramt angetreten.

Er ist der vielgeliebte Sohn, an dem der Vater sein Wohlgefallen hat. Wie sollte sein Flehen nicht erhört werden, da er doch in seinem Opfer dem Vater so unendliche Liebe gezeigt hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 327

Freitag nach der Oktav von Christi Himmelfahrt

Christus genießt einen allmächtigen Einfluss bei seinem himmlischen Vater nicht bloß als unüberwindlicher König, der in seine Siegesfreude eingegangen ist, sondern vor allem als Hoherpriester, der vermittelnd für uns bittet, nachdem er dem Vater ein Opfer von unendlichem Wert dargebracht hat. Dieses sein hochheiliges Mittleramt hat aber Jesus in ganz vorzüglicher Weise angetreten am Tag seiner glorreichen Himmelfahrt.

Bis zu dem Tag, da er wiederkommt, um uns heimzuführen, bereitet Jesus uns eine Wohnung, wie er selbst es verheißen hat, und, so lange wir hienieden kämpfen, hilft er uns durch seine Fürbitte.

Im Himmel steht Christus vor seinem ewigen Vater und stellt ihm unablässig sein Opfer vor Augen in den heiligen Wundmalen, die er auch im Himmel noch tragen wollte. Er "lebt ja immerdar, um für uns einzutreten".

Er ist der Hohepriester, der allzeit Erhörung findet, und wiederholt für uns das hohepriesterliche Gebet, das er beim letzten Abendmahl für die Seinen emporgesandt hat. "Vater ... für sie bitte ich ... sie aber bleiben in der Welt bewahre sie, die du mir gegeben hast ... dies rede ich damit meine Freude vollkommen die ihre sei ... Vater, lass jene, die du mir gegeben hast, bei mir dort sein, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 323

Pfingstvigil

Bitten wir den Heiligen Geist, er möge in unser Herz kommen, um dort zu wohnen und den Reichtum seiner Gaben in uns zu mehren! Inniges Gebet und Demut sind die Vorbedingungen seiner Ankunft in den Seelen. Wir müssen uns ihm darstellen, tief durchdrungen vom Bewusstsein unserer inneren Armut. Wir wollen den Heiligen Geist anrufen ungeachtet unserer Armseligkeit, ja, gerade wegen unserer Armseligkeit wird er uns erhören.

Veni, Pater pauperum.

Da er aber eins ist mit dem Vater und dem Sohn, sollen wir uns zugleich auch an den Vater und an den Sohn wenden: O himmlischer Vater, wir bitten dich im Namen Jesu, deines Sohnes, sende uns den Geist der Liebe, damit er uns durchdringe mit dem tiefinnersten Bewusstsein unserer Gotteskindschaft. Du aber, o Jesus, unser Hoherpriester, der du thronst zur Rechten des Vaters, stehe vermittelnd ein für uns, auf dass überfließend werde die Sendung des Geistes, die du uns verheißen und verdient hast. Lass sie gleich werden dem mächtigen Wogenschwall jenes Stromes, der die Gottesstadt der Seelen erfreut, ja, lass sie sein nach deinem eigenen Worte, o Jesus, gleich einem Strom lebendigen Wassers, der hinüberquillt ins ewige Leben! "Dies aber sprach er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollen" (Vgl. die Communio der Tagesmesse).

Christus in seinen Geheimnissen, S. 349

Pfingsten

Pfingstsonntag

Der Heilige Geist kommt am Pfingstfest in Gestalt von feurigen Zungen auf die Apostel herab. In Gestalt von Zungen, weil er die Apostel mit Wahrheit erfüllt und sie vorbereitet, für Jesus "Zeugnis abzulegen". Diese Zungen aber sind Feuerzungen, weil der Geist kommt, um die Herzen der Jünger mit Liebesglut zu erfüllen. Er ist die persönliche, die wesenhafte Liebe des Lebens in Gott. Er ist aber auch gleichsam der Atem, der belebende Hauch der unendlichen Liebe, aus dem alle Wesen das Leben schöpfen.

Am Pfingstfest brachte der Geist Gottes der ganzen Kirche das Gnadenleben in so überströmend reicher Fülle, dass, um diese Fülle zu versinnbilden, "sich vom Himmel her ein Brausen erhob, wie wenn ein Sturmwind dahinführe, der das ganze Haus erfüllte, in dem sie saßen."

Der Heilige Geist aber, der auf die Apostel herniederstieg, goss in ihre Herzen jene Liebesglut aus, die er selber ist; denn sie mussten ja zuerst mit Liebe erfüllt werden, um dann als Prediger des Namens Jesu auch in den Herzen ihrer Zuhörer das Feuer der Liebe zum göttlichen Meister zu entzünden. Ihr vom Heiligen Geist eingeflößtes Zeugnis muss so lebensvoll und überzeugend sein, dass es die ganze Welt für Christus erobert.

Die Liebe des Heiligen Geistes, glühend wie Feuerflammen, gewaltig gleich dem Sturmwind, ist den Aposteln auch dazu vonnöten, dass sie alle Gefahren überwinden können, die der Herr selber ihnen vorausgesagt hatte, wenn sie seinen Namen verkünden würden.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 341

Pfingstmontag

Für uns ist der Heilige Geist gekommen. Die Versammlung im Abendmahlssaal stellt die ganze Kirche dar, und der Heilige Geist stieg auf sie hernieder, um in Ewigkeit bei ihr zu verbleiben. Jesus hat es selbst so verheißen.

Am Pfingsttag kam der Heilige Geist sichtbar auf die Apostel herab. Von da ab aber hat die Kirche sich ausgebreitet über die ganze Welt, und der Heilige Geist ist es wiederum, der sie mit dem Vater und dem Sohn regiert. Er vollendet in den Seelen das Werk der Heiligung, das durch die Erlösung begonnen hat. Er ist für die Kirche dasselbe, was die Seele für den Körper ist, der beseelende, belebende Geist, der die Einheit aufrechterhält, während seine Tätigkeit vielerlei ist und die verschiedensten Wirkungen hervorbringt.

Seit dem Pfingstfest bleibt der Heilige Geist dauernd und unvergänglich bei der Kirche und wirkt unablässig in ihr heiligend und lebenspendend. "Er wird in Ewigkeit bei euch bleiben." Er macht sie unfehlbar in der Lehre der Wahrheit. Er erweckt in der Kirche eine wunderbare, übernatürliche Fruchtbarkeit, bringt in den Jungfrauen, den Märtyrern und Bekennern jene heldenmütigen Tugenden zur Entfaltung und Reife, die das Merkmal wahrer Heiligkeit sind.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 344

Pfingstdienstag

Die Gnadenmittel, welche Christus seinen Dienern zurückgelassen hatte, um den Seelen das Leben zu geben, die Sakramente, werden niemals ohne Anrufung des Heiligen Geistes erteilt.

Der Heilige Geist befruchtet das Taufwasser; in der heiligen Firmung wird er gegeben als Salbung, die den Christen zum Streiter Christi machen soll. Er gibt uns in diesem Sakramente das Vollalter und die Kraft Christi. Dem Heiligen Geist wird, wie dies besonders in der orientalischen Messliturgie hervortritt, die Wandlung des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Christi zugeschrieben. In dem Bußsakrament werden die Sünden durch den Heiligen Geist nachgelassen. Bei der letzten Ölung bitten wir den Heiligen Geist, dass "seine Gnade den Kranken von seinen Leiden und Sünden heile."

Bei Spendung des Sakramentes der Ehe wird ebenfalls der Heilige Geist angerufen, damit er den christlichen Brautleuten verleihe, in ihrem Leben die innige Vereinigung Christi mit seiner Kirche nachzubilden. Auch alle, denen Christus Anteil gibt an seiner priesterlichen Würde, damit sie auf Erden seine Aufgabe, die Heiligung der Menschen, fortsetzen, auch sie erhalten diese Anteilnahme durch Salbung des Heiligen Geistes: "Empfangt den Heiligen Geist ... der Heilige Geist hat euch zu Bischöfen gesetzt, um die Kirche zu regieren."

Christus, das Leben der Seele, S. 185

Mittwoch in der Pfingstwoche

Pfingsten nimmt kein Ende. Wohl ist es vorüber seiner geschichtlichen, sichtbaren Form nach; es dauert aber fort in seiner Wirksamkeit. Die Pfingstgnade bleibt. Die Wirkung des Heiligen Geistes in den Seelen vollzieht sich zwar in unsichtbarer Weise, ist aber darum nicht weniger fruchtbar.

Die Kirche betet, als sollte sich Pfingsten für uns erneuern. Am Pfingsttag aber preist sie den Heiligen Geist in einer Sprache voll Kraft und Schönheit. Mit einer Inständigkeit ohnegleichen und in tiefergreifenden Tönen ruft sie ihn herab. "Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe." "Komm, Heiliger Geist, und sende vom Himmel hernieder einen Strahl deines Lichtes! O allerseligstes Licht, fülle aus die innersten Herzenstiefen deiner Gläubigen." "Lebendiger Quell, brennendes Feuer du, Liebe du, ganz geistige Salbung, o komm, entzünde dein Licht in unserem Sinn, erfülle mit Liebe jedes Herz und stärke unsere Schwachheit mit deiner ewig jungen Kraft."

Die Kirche, unsere Mutter, legt uns diese Wünsche ins Herz, dieses Flehen auf die Lippen nicht nur, um die Erinnerung an die sichtbare Sendung wachzurufen, sondern auch darum, dass sich dieses Geheimnis in den Seelen auf ganz innerliche Weise erneuere.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 345

Donnerstag in der Pfingstwoche

Wie überaus wohltätig ist die Wirkung des Heiligen Geistes in der treuen Seele!

Er lehrt sie den Vater kennen. "Durch dich kennen wir den Vater." Indem er sie ihn kennen lehrt, bringt er in ihr durch die Gabe der Frömmigkeit jene Gesinnung demütiger Anbetung und Liebe hervor, die sie dem himmlischen Vater gegenüber beseelen soll. Der hl. Paulus sagt hierüber ausdrücklich: "Ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, der uns rufen lässt: Abba, Vater."

"Dieser Geist bestätigt es unserm Geist, dass wir Kinder Gottes sind."

Der Heilige Geist lehrt uns aber auch den Sohn kennen. "Durch dich kennen wir auch den Sohn." Er zeigt uns Jesus; denn er ist jener innerliche Lehrmeister, der uns Christus kennen lehrt, der uns einführt in den Sinn seiner Worte und Geheimnisse. Jesus sagt von ihm: "Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem Meinen nehmen und es euch verkündigen." Er gießt uns die göttlichen Wissenschaften ein, lässt uns durch die Liebe in der Gegenwart Jesu wandeln, gibt uns ein, immer das zu tun, was Jesus gefällt, und bewirkt dadurch, dass Christus in uns herrscht. Durch seine unendlich zarte und göttlich wirksame Tätigkeit gestaltet er das Bild Jesu in unserer Seele, und darin besteht das Wesen der Heiligkeit.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 349

Freitag in der Pfingstwoche

Wir wollen trachten, unserer Armseligkeit bewusst, aber doch mit großmütigem Herzen dem "Geist der Wahrheit" die Treue zu halten. Er ist der Geist der Heiligkeit. Seien wir darum schnell bereit für die Gnadeneinsprechungen des Heiligen Geistes. Wenn wir uns von ihm leiten lassen, wird er die Gnade der Gotteskindschaft in uns zur vollen Entfaltung bringen, wie der Vater sie für uns gewollt und der Sohn sie uns verdient hat.

Welch tiefe Freude, welch wahre innere Freiheit kostet eine Seele, die sich ganz dem Wirken des Heiligen Geistes überlässt! Der Geist Gottes wird Früchte wahrer Heiligkeit in uns hervorbringen, in den Augen Gottes wohlgefällige Früchte. Als göttlicher Künstler: Digitus paternae dexterae - wird er mit unendlich zarten Strichen das Bild Christi in uns vollenden, Christus selbst in uns gestalten, wie er einst die heilige Menschheit Christi gebildet hat, damit wir unter seiner Einwirkung und zur Verherrlichung des himmlischen Vaters unserer Seele die Züge jener Gotteskindschaft einprägen, die wir in Christus Jesu erhalten haben: Christus per Spiritum Sanctum est in sanctitate conceptus, ut esset Filius Dei naturalis; alii per Spiritum Sanctum sanctificantur, ut sint filii Dei adoptivi.

Christus, das Leben der Seele, S. 207

Samstag in der Pfingstwoche

Der Heilige Geist kommt, um in uns zu wohnen. Er wohnt in uns, um uns zu heiligen, um unsere ganze übernatürliche Tätigkeit zu leiten. Er teilt uns seine heiligen Gaben der Weisheit und des Verstandes, des Rates und der Stärke, der Wissenschaft, der Gottseligkeit und der Furcht des Herrn mit, die als ebenso viele übernatürliche Fähigkeiten in uns niedergelegt sind, damit wir handeln können, wie es Kindern Gottes geziemt. "Alle, die sich vom Geiste Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes."

Er wohnt in uns als göttlicher Seelengast. Voll Liebe und Güte nimmt er Herberge in unserm Herzen, um uns zu helfen, zu erleuchten und zu stützen. Er verlässt uns nur dann, wenn wir das Unglück haben, durch eine Sünde ihn aus unserer Seele zu vertreiben.

O seien wir daher recht treu dem Geist, der mit dem Vater und dem Sohn kommt, um in uns Wohnung zu nehmen. "Wisset ihr nicht", sagt der hl. Paulus, "dass ihr Tempel Gottes seid und dass der Heilige Geist in euch wohnt."

Jede Vermehrung der Gnade ist gleichsam eine erneute Aufnahme des göttlichen Gastes, eine neue Besitzergreifung der Seele durch ihn, eine neue Umarmung seiner Liebe.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 348

Die Zeit nach Pfingsten

Mit dem Fest der heiligen Dreifaltigkeit beginnt die "Zeit nach Pfingsten". Zwei Hochfeste mit Oktav befinden sich noch zu Beginn dieser langen Zeitspanne, die erst mit dem Advent ihr Ende erreicht: Fronleichnam nämlich und das sich anschließende Herz-Jesu-Fest. Beide erinnern uns noch an die unermessliche Liebe des Heilandes, der uns, gemäß seiner Verheißung, nicht als Waisen zurücklassen wollte auf der langen Pilgerfahrt durch dieses Erdenleben.

In der Tat versinnbilden die 24 Wochen nach Pfingsten unsere Pilgerschaft auf Erden, die ein Leben in der Nachfolge Jesu Christi sein soll unter der Leitung und Führung des Heiligen Geistes.

Da also diese liturgische Zeitspanne die Reihe der Jahrhunderte versinnbildlicht, während denen die heilige Kirche mühsam ihrer ewigen Bestimmung entgegengeht, feiern wir darin hauptsächlich die Erinnerung ihrer Heroen und Helden: nämlich ihrer Heiligen.

Man wende sich also im Gebrauch dieses Büchleins während dieser Zeit hauptsächlich (mit Ausnahme der oben genannten Feste, ihrer Oktave und der 24 Sonntage) an den zweiten Teil, d. i. an die "Feste der Heiligen ", wo sich, außer den hauptsächlichsten, die uns vom Advent bis 15. Juni begegnen, von da ab für jeden Tag ein Heiligenfest vorfindet.

Das hochheilige Dreifaltigkeitsfest

Gott ist Vater. Von Ewigkeit, ehe das geschaffene Licht über der Welt aufstieg, zeugt Gott seinen Sohn, dem er seine Natur, seine Vollkommenheiten, seine Seligkeit, sein Leben mitteilt, denn zeugen heißt, jemandem durch Mitteilung der gleichen Natur Dasein und Leben geben: mein Sohn bist du, heute habe ich dich aus dem Mutterschoß vor dem Morgenstern (ante luciferum) gezeugt. In Gott ist also das Leben, der Vater gibt es, und der Sohn empfängt es.

Dieser Sohn, ganz gleich dem Vater, ist nur einer: Unigenitus Dei filius qui est in sinu Patris, er ist der einzige Sohn, weil er mit dem Vater eine und dieselbe unteilbare göttliche Natur hat.

Diese beiden Personen, obwohl voneinander verschieden (auf Grund ihrer Personeneigenschaften als "Vater" und als "Sohn"), sind vereint in einer Umarmung gewaltiger und wesenhafter Liebe, aus der die dritte Person hervorgeht, welche die Offenbarung mit einem geheimnisvollen Namen bezeichnet: Der Heilige Geist.

Das ist das Geheimnis des innergöttlichen Lebens, soweit es der Glaube erkennen kann. Die Fülle und die Fruchtbarkeit dieses Lebens ist die Quelle der unermesslichen Seligkeit im Schoß der allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Christus, das Leben der Seele, S. 23

Erster Sonntag nach Pfingsten

"Gott ist die Liebe." Deus caritas est (Vgl. die Tagesepistel). Er besitzt die Liebe nicht nur, er ist die Liebe, eine Liebe ohne Grenzen, ohne Schwäche, unveränderlich. Das Menschenherz vermag nicht zu verstehen, was es um die unendliche Liebe ist. Liebe ist der Beweggrund alles dessen, was Gott für uns tut. Da aber Gott nicht nur die Liebe, sondern auch die ewige Weisheit und die Allmacht ist, so sind alle Werke, welche diese Weisheit und Allmacht, von der Liebe gedrängt, vollbringen, unaussprechlich. Liebe liegt der Schöpfung und allen Geheimnissen der Erlösung zugrunde.

Diese Liebe hat ein ganz besonderes Merkmal: Sie ist die Liebe eines Vaters zu seinen Kindern. "Seht, welche große Liebe der Vater uns zeigt, dass wir Kinder Gottes heißen und es auch sind." Gott liebt uns wie seine Kinder, er ist unser aller erster und eigentlicher Vater; denn alle Vaterschaft kommt von der seinen, "nach der alle Vaterschaft im Himmel und auf Erden genannt wird".

Und da in Gott alles nur lebendige Tat sein kann, so ist auch diese Vaterschaft uns gegenüber die denkbar tiefste, zärtlichste und beständigste. Gott verfährt mit uns wie mit seinen Kindern und führt uns während unseres ganzen Lebens im Licht seiner unvergleichlichen Vaterliebe.

Christus unser Ideal, S. 347

Fronleichnam

"Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen" (Vgl. das Tagesevangelium).

Dies hört sich gleichsam an, als ob Jesus sagen würde: Mein Verlangen geht dahin, euch mein göttliches Leben mitzuteilen. Ich aber habe alles, mein ganzes Sein und Leben vom Vater, und weil ich nur von ihm alles habe, lebe ich nur für ihn. Mit sehnlichem Verlangen nun wünsche ich, dass ihr, die ihr alles von mir habt, auch nur für mich lebt. Gleichwie euer natürliches Leben durch Speise erhalten und genährt wird, so will ich die Speise eurer Seele werden, um deren Leben, das ich selbst bin, zu erhalten und zu nähren. Wer mich isst, lebt von meinem Leben. Ich gebe euch das Leben, weil ich mich selbst zur Speise gebe. Ich bin das lebendige Brot, das Brot des Lebens, das vom Himmel herabgestiegen ist, um euch göttliches Leben zu bringen, dieses Brot, das euch himmlisches Dasein verleiht, Ewiges Leben, dessen Morgenröte die Gnade ist.

Das sind Jesu Worte. Christus wird auf dem Altar gegenwärtig, nicht bloß, damit wir ihn anbeten und ihn seinem Vater als unendliches Sühnopfer darbringen, nicht bloß, um unter uns zu wohnen, sondern damit wir ihn als Speise genießen und dadurch das Leben haben, hienieden das Leben der Gnade und einst im Himmel die ewige Seligkeit.

Christus, das Leben der Seele, S. 438

Freitag in der Fronleichnamsoktav

Die heilige Eucharistie erinnert uns vor allem an das Leiden Christi. Am Vorabend seines Todes hat Jesus sie eingesetzt, sie uns gleichsam als Testament in seiner Liebe hinterlassen.

Das schließt aber den Gedanken an die übrigen Geheimnisse des Herrn nicht aus, die so eng mit dem Leiden verbunden und gewissermaßen dessen Krone sind.

Da wir in der heiligen Kommunion den Leib und das Blut Christi empfangen, setzt die Eucharistie auch die Menschwerdung des Herrn und alle anschließenden Geheimnisse voraus. Christus ist auf dem Altar mit seinem ewigen, göttlichen Leben und auch mit seinem sterblichen Leben, das zwar seiner geschichtlichen Form nach jetzt aufgehört hat, seinem Wesen und seinen Verdiensten nach aber fortdauert, und endlich ist er da mit seinem verklärten Leben, das kein Ende kennt.

Wenn Christus sich hier mit uns vereinigt, schenkt er sich uns in seiner ganzen Wesenheit, all seine Werke und Geheimnisse sowohl wie die Einheit seiner göttlichen Person. Wir müssen fürwahr mit dem Psalmisten, der schon in ferner Vorzeit die Herrlichkeit des eucharistischen Geheimnisses besungen hat, ausrufen: "Ein Andenken seiner Wunder stiftete der barmherzige und gnädige Herr ... Speise gab er denen, die ihn fürchten."

Die heilige Eucharistie ist der Inbegriff aller Liebeswunder des menschgewordenen Gottessohnes gegen uns.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 355

Samstag in der Fronleichnamsoktav

Wenn wir am heiligen Messopfer teilnehmen, indem wir uns mit Christus Jesu als Priester und Opfer zugleich vereinigen, dürfen wir nie vergessen, dass Gott über das ihm geweihte Opfer voll und frei verfügen kann. Unsere Hingabe setzt daher die unbedingte Bereitwilligkeit voraus, Gott alles zu schenken, alle Akte des Verzichtes und der Abtötung, alle Leiden, Kämpfe und Mühen eines jeden Tages aus Liebe zu ihm auf uns zu nehmen, so dass wir mit dem Heiland vor Beginn seines Lebens sagen können: "damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe, darum tue ich so." Das heißt, sich mit Jesus opfern.

Wenn wir dem ewigen Vater seinen göttlichen Sohn opfern und mit dieser "heiligen Opfergabe" auch uns selbst in der gleichen Gesinnung, die das Herz Jesu am Kreuz erfüllte, die unerschöpfliche Liebe zum Vater und zu uns, seinen Brüdern, das brennende Verlangen nach dem Heil der Seelen, die volle Hingabe an den Willen Gottes in allem, besonders in dem, was unserer Natur widerstreitet, wenn wir in dieser Weise mitopfern, dann bringen wir Gott die höchste und wohlgefälligste Huldigung dar, die wir ihm bieten können.

In dieser Hingabe haben wir aber auch das sicherste Mittel, uns in Jesus Christus umzugestalten, zumal wenn wir uns in der heiligen Kommunion mit ihm vereinigen.

Christus, das Leben der Seele, S. 433

Sonntag in der Fronleichnamsoktav

Christus gibt sich uns in der heiligen Eucharistie zur Nahrung der Seele. "Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut wahrhaft ein Trank." Während eines Mahles und in Form einer Speise hat Christus sie ja auch eingesetzt.

Dieses Himmelsbrot gibt uns das Leben; denn es nährt in uns die Gnade. Es "enthält alle Süßigkeit und allen Wohlgeschmack" in sich.

Nichts gibt so sehr der Freude Ausdruck als ein Festmahl. Die heilige Kommunion aber ist das Festmahl der Seele, somit eine Quelle tiefster Freude. So sehen wir auch, wie der Herr, nachdem er im Abendmahlssaal dieses göttliche Sakrament eingesetzt hat, mit seinen Aposteln von der Freude spricht. Er will, dass diese seine göttliche Freude auch die unsrige werde und unser ganzes Herz erfülle. "Damit meine Freude in euch sei." Es ist in der Tat eine Wirkung der andächtigen heiligen Kommunion, dass sie die Seele mit übernatürlicher Süßigkeit erfüllt und sie dadurch bereit macht zum willigen und treuen Dienste Gottes.

Man darf aber nicht vergessen, dass es sich hier um eine geistige Freude handelt. Die heilige Eucharistie ist so recht eigentlich das "Geheimnis des Glaubens". Christus, der immerdar lebt, wirkt in der Stille, aber mit göttlicher Kraft im verborgenen Grund der Seele, um diese allmählich nach seinem Bild umzugestalten.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 357

Montag in der Fronleichnamsoktav

Wenn wir uns durch lebendigen Glauben mit Christus verbinden, dann bringt er in uns durch die innere wirksame Kraft seiner heiligen, mit dem Wort Gottes vereinigten Menschheit jene geheimnisvolle Ähnlichkeit hervor, die ein Zeichen unserer Auserwählung ist.

Gilt dies schon von der einfachen Betrachtung der Geheimnisse Jesu, wie viel tiefgehender und umfassender wird dann erst das Wirken Jesu sein, wenn er durch die heilige Kommunion in unserer Seele wohnt. Das ist die tiefste und innigste Vereinigung mit Christus, die wir hienieden erlangen können, die Vereinigung der Speise mit dem, der sie genießt. Christus gibt sich uns hin, um unsere Speise zu sein, aber im Gegensatz zu dem, was sich mit der körperlichen Speise vollzieht, die wir in uns verwandeln, sind wir es, die in Christus umgestaltet werden: Er wird unser Leben!

Sein ganzes Leben geht in unsere Seele über, um Vorbild und Form unseres Lebens zu sein, um in uns die verschiedenen Gesinnungen des Herzens Jesu hervorzubringen, uns zur Nachahmung all jener Tugenden anzuregen, die der Heiland in den verschiedenen Lebenslagen geübt hat, und um uns alle besonderen Gnaden zuzuwenden, die er in diesen betreffenden Lebensgeheimnissen uns erworben hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 360

Dienstag in der Fronleichnamsoktav

Kommunizieren heißt, den größten Glaubensakt üben und damit im höchstmöglichen Grad an der Gottessohnschaft Jesu Christi teilzunehmen.

Darum ist jede würdige heilige Kommunion für uns von solch lebendiger, fruchtbringender Bedeutung, nicht allein, weil wir Christus selbst empfangen, sondern weil der Glaube, ohne den wir Christus nicht aufnehmen können, sich nirgends so lebhaft und unumschränkt offenbaren kann als gerade hier. Denn hier tritt nicht nur unser Verstand, sondern unser ganzes Wesen für das gläubige Bekenntnis der Gottheit Christi ein.

Die heilige Kommunion ist also die vollkommenste Betätigung unserer Gotteskindschaft. - In keinem Augenblick können wir mit mehr Berechtigung zum himmlischen Vater sagen: "Vater im Himmel, dein Sohn Jesus ist in mir, ich bin in ihm vereint. Dein Sohn, der aus dir hervorgeht, empfängt in aller Fülle dein göttliches Leben. Ich habe im Glauben deinen Sohn empfangen. Der Glaube sagt mir, dass ich jetzt mit ihm vereint bin. Da ich nun an seinem Leben Anteil habe, so schau mich an in ihm, durch ihn und mit ihm als dein dir wohlgefälliges Kind. " Welchen Reichtum an Gnade, Licht und Kraft muss ein solches Gebet dem Gotteskind geben! Welche Überfülle göttlichen Lebens, welch innige Vereinigung, welche Vertiefung unserer Gotteskindschaft wird solcher Glaube bringen!

Christus, das Leben der Seele, S. 469

Mittwoch in der Fronleichnamsoktav

"Öffne dein Herz, und ich will es erfüllen", so spricht der Herr zu uns, wie einst zum Psalmisten: "Tue dich auf im Glauben, in der Hoffnung, in der Liebe, in heiligem Verlangen, in Hingabe an mich, und ich werde dich mit Reichtümern sättigen."

"Was willst du mir geben, Herr?"

Ich schenke mich dir ganz und gar, mit Gottheit und Menschheit, mit den Heilsfrüchten meiner Geheimnisse, mit den Verdiensten und Genugtuungen meiner Arbeiten und Leiden, mit dem unermesslichen Wert meines Todesopfers. Ich komme zu dir, wie ich einst auf die Erde herabstieg, um mit dir "das Werk des Teufels zu zerstören", um meinem Vater eine göttliche Huldigung zu erweisen. Ich gebe dir Anteil an den Reichtümern meiner Gottheit, an dem ewigen Leben, das ich vom Vater habe und das ich nach seinem Willen dir gebe, damit du mir ähnlich werdest. Ich will dich mit Gnaden überhäufen, ich selbst will deine Weisheit, deine Heiligkeit, dein Weg, deine Wahrheit und dein Leben sein. Du sollst werden wie ich, gleich mir und durch mich, ein Gegenstand des Wohlgefallens für meinen Vater ... Öffne dein Herz, und ich will es erfüllen mit Gütern: Öffne deinen Mund und ich werde ihn füllen.

Bedarf es noch mehr als solcher Worte, damit wir uns dem Heiland hingeben, auf dass er uns erfülle mit seiner Gnade und seine heiligsten Absichten an uns vollbringe?

Christus, das Leben der Seele, S. 466

Oktavtag von Fronleichnam

Die eigentliche Frucht der heiligen Kommunion besteht darin, dass wir durch den Glauben und die Liebe eins werden mit Christus. "Wenn ihr den Leib Christi würdig empfangt", sagt so schön der heilige Augustin, "dann seid ihr das, was ihr empfangt."

Gewiss, der Augenblick der heiligen Kommunion geht vorüber, aber die Wirkungen derselben, die Vereinigung mit Christus, dem Leben der Seele, soll dauernd bleiben, und sie bleibt so lange und so wirksam, als wir wollen. Die heilige Eucharistie ist das Sakrament des Lebens, nur weil sie das Sakrament der Vereinigung ist. Wir müssen darum "in Jesus bleiben und Jesus in uns". Ein lebendiges Brot, ein Lebensbrot, das Leben gibt, haben wir empfangen. Werke des Lebens, Werke eines Gotteskindes müssen wir vollbringen, nachdem wir dieses Brot genossen haben, um in dasselbe umgewandelt zu werden. "Wer sagt, dass er in Christus bleibe, muss wandeln, wie Christus selbst gewandelt ist" (Darum lässt uns die Kirche in der heiligen Messe am 2. Sonntag nach Pfingsten beten: "Mach,o Herr, dass das Opfer deines Sohnes uns immer mehr zur Betätigung eines ganz und gar himmlischen Lebens erhebe").

Christus, das Leben der Seele, S. 475

Fest des heiligsten Herzens Jesu

Es ist vor allem ein Fest, das uns durch seinen Gegenstand ganz allgemein die Liebe des menschgewordenen Wortes zu den Menschen ins Gedächtnis ruft: das Fest des heiligsten Herzens Jesu.

Im Anschluss an die Offenbarungen unseres Herrn an die hl. Margareta Maria Alacoque beschließt die heilige Kirche sozusagen durch dieses Fest den Kreis der Feierlichkeiten, die sie alljährlich zu Ehren des Erlösers begeht, gleichsam als bliebe ihr, am Ziele der Betrachtungen der Geheimnisse seines Lebens angelangt, nur noch eines übrig, die Liebe selbst zu feiern, die ihnen allen den Ursprung gab.

Die Herz-Jesu-Andacht ist der Kult des menschgewordenen Wortes, insofern er uns seine Liebe kundtut und sein Herz uns zeigt als Sinnbild dieser Liebe.

Wen also verehren wir durch diese Andacht? - Jesus Christus in eigener Person!

Was aber hat diese Andacht zum unmittelbaren, ihr besonders eigenen Gegenstand? Das wirkliche, das menschliche Herz Jesu, das für uns in der Brust des Gottmenschen schlug. Aber wir verehren es nicht getrennt von der menschlichen Natur Jesu, noch von der Person des ewigen Wortes, dem diese menschliche Natur in der Menschwerdung verbunden ward.

Das ist aber noch nicht alles: Wir verehren dieses Herz als Sinnbild der Liebe Jesu zu uns.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 373

Samstag in der Oktav des Herz-Jesu-Festes

Die Andacht zum göttlichen Herzen aber gehört zu jenen, die uns vor allem lieb und teuer sein müssen.

Und warum?

Weil wir durch sie Jesus Christus verehren, nicht etwa bloß in einer besonderen Stufe seines Lebens, in einem seiner Geheimnisse, sondern schlechthin in der Allgemeinheit seiner allumfassenden Liebe, jener Liebe, die jedes Geheimnis in seinem tiefsten Wesen erklärt.

Diese Andacht hat, obwohl sie eine besondere Andacht ist und sich deutlich als solche kennzeichnet, dennoch etwas ganz Allgemeines in ihrem Wesen. Wenn wir das Herz Jesu verehren, so zielen unsere Huldigungen nicht mehr im einzelnen auf Jesus, das Kind, den Jüngling, das Opferlamm hin, sondern auf die Person Jesu Christi in der Fülle seiner Liebe.

Zudem zielt die vollkommene Übung dieser Andacht letzten Endes darauf hin, unserm Herrn Liebe für Liebe zu erweisen, unsere gesamte Tätigkeit zu erfassen und mit Liebe zu durchdringen, um dadurch Jesu Christus zu gefallen. Die einzelnen Andachtsübungen sind nur Mittel, um unserm göttlichen Meister Beweise unserer Liebe zu geben.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 387

Dritter Sonntag nach Pfingsten

Der Glaube an Jesus Christus ist um so wirksamer in unserem übernatürlichen Leben, je fester er in unserer Seele verankert ist. Der wahre Glaubenseifer umfasst mit glühender Liebe seinen Gegenstand. Da er alles auf Christus zurückführt, sieht er alles im göttlichen Licht Christi.

Die tiefinnerste Überzeugung von der Gottheit Jesu regt uns an, großmütig alles zu tun, was er verlangt, unerschütterlich festzustehen in den Versuchungen: "stark im Glauben" (Vgl. die Tagesepistel) und unsere Hoffnung und Liebe durch alle Stürme hindurch zu bewähren.

Mit welcher Kraft übernatürlichen Lebens ist die Seele erfüllt, die im tiefsten Innern den Glauben an die Gottheit Christi trägt. Welch überfließende Quelle innerlichen Lebens ist die täglich zunehmende Überzeugung, dass Christus alle Heiligkeit, alle Weisheit, alle Macht und Güte ist! ...

"Mein Jesus, ich glaube, dass du bist der Sohn des lebendigen Gottes. Ich glaube es, du aber vermehre meinen Glauben." Und von der Person Christi geht er über auf das, was der Gottmensch gesagt und getan hat; auf seine Einrichtungen: Kirche und Sakramente und auf alles, was Christus zur Vermittlung göttlichen Gnadenlebens an die Seelen eingesetzt hat.

Christus, das Leben der Seele, S. 235

Montag in der Oktav des Herz-Jesu-Festes

Welches ist die Quelle der geschaffenen menschlichen Liebe Jesu? Woher stammt sie?

Sie entspringt der unerschaffenen göttlichen Liebe, der Liebe des ewigen Wortes, dem die menschliche Natur unauflöslich verbunden ist. Was immer die geschaffene Liebe Jesu vollbringt, das geschieht nur in Vereinigung mit der ungeschaffenen Liebe und durch sie. Das Herz des Erlösers schöpft seine menschliche Güte aus dem unergründlichen Ozean der göttlichen Liebe.

Auf Kalvaria sehen wir einen Menschen, der gleich uns den Tod erleidet, der mehr als ein anderer Mensch von Todesangst gebeugt, von Schmerz und Qual zermartert wird. Da erkennen wir in etwa die Liebe, die dieser Mensch uns beweist. Diese Liebe aber, deren Übermaß unsere Begriffe übersteigt, ist der greifbare Ausdruck der göttlichen Liebe.

Das am Kreuz durchbohrte Herz Jesu offenbart uns die menschliche Liebe Jesu. Unter dem Schleier der Menschheit Jesu aber birgt und kündet sich uns die unaussprechliche unfassbare Liebe des ewigen Wortes an.

Welch tiefgehende Kenntnisse, welch gewaltige Einblicke eröffnet uns die Herz-Jesu-Andacht! Wie sehr ist sie dazu angetan, die gläubige Seele anzuziehen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 380

Dienstag in der Oktav des Herz-Jesu-Festes

Wie weit soll nun die Liebe gehen, die wir unserm Herrn und Heiland bezeigen als Erwiderung seiner unendlichen Liebe zu uns?

Sie muss zunächst jene wesentliche, alles beherrschende Liebe umfassen, die uns Christus, den Herrn, und die Kundgebungen seines Willens als das höchste Gut erkennen lassen, das wir allem andern vorziehen.

In Wirklichkeit besteht diese Liebe in der heiligmachenden Gnade. - Andacht ist Hingabe. Wie könnte man aber von Hingabe sprechen bei einer Seele, die sich nicht durch treueste Wachsamkeit bemühen würde, den Schatz der heiligmachenden Gnade in sich zu bewahren, die in der Versuchung schwanken würde zwischen dem Willen Jesu Christi und den Einflüsterungen seines Feindes von Anbeginn?

Dann müssen wir uns daran gewöhnen, alles, selbst die kleinsten Dinge, aus Liebe zu tun, um Jesus Christus zu erfreuen. Eine wahrhaft ausgezeichnete, tätige Andacht zum heiligsten Herzen Jesu ist diese, dass wir arbeiten, unsere Leiden und Mühen annehmen, unsere Standespflichten in Liebe erfüllen, um dem Herrn wohlgefällig zu sein, und dies alles in Vereinigung mit den Gesinnungen, die sein heiligstes Herz beseelten, da er, wie wir, auf Erden lebte. Damit steht unser ganzes Leben in innigster Liebesbeziehung zum heiligsten Herzen Jesu.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 385

Mittwoch in der Oktav des Herz-Jesu-Festes

Das unzweifelhafteste Kennzeichen unserer Liebe zum Heiland aber wird dieses sein, dass wir in allen Dingen seinen und des himmlischen Vaters Willen zu erfüllen suchen. "Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt", sagt der Herr selbst, "der ist mir Bruder, Schwester und Mutter." Und an einer anderen Stelle heißt es: "Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote." Wenn man jemand liebt, so sinnt man darauf, ihm Freude zu machen. Wodurch aber könnten wir dem Heiland eine größere Freude bereiten, als wenn wir ihn großherzig lieben.

Wenn daher der Heiland jeden Morgen in der heiligen Kommunion zu uns kommt, sollten wir ihm sagen: "O mein Jesus, du wahrer Sohn Gottes, menschgewordenes Wort, ich glaube an dich von ganzem Herzen! Du hast mich so sehr geliebt, dass du dich mir geschenkt hast, was kann ich dir geben, um deinem göttlichen Herzen Freude zu machen?" Ganz gewiss wird der göttliche Meister uns zur Antwort geben, dass er von uns nichts anderes verlange, als dass wir in ihm und durch ihn den Vater loben, von dem er alles hat; dass wir uns bemühen sollen, den Willen seines Vaters zu erfüllen; dass wir in uns die Gesinnungen erwecken, die seine allerheiligste Seele hienieden in sich trug, Gesinnungen von Liebe zu unsern Brüdern, von Demut und Gehorsam.

Christus unser Ideal, S. 501

Donnerstag in der Oktav des Herz-Jesu-Festes

Wenn wir den Herrn in der heiligen Kommunion empfangen, tragen wir in uns dieses göttliche Herz, den Feuerofen der Liebe. Bitten wir ihn dann doch recht inständig, er selbst möge uns das Verständnis dieser Liebe erschließen; denn dazu ist ein Strahl göttlichen Lichtes weit wirksamer als alle menschliche Vernunft. Flehen wir ihn an, wahre Liebe zu seiner göttlichen Person in uns zu entzünden. "Erweist uns Gott einmal die Gnade", sagt die hl. Theresia, "dass seine Liebe tief unserm Herzen sich eindrückt, so wird uns alles leicht werden, und mit ganz geringer Mühe werden wir in sehr kurzer Zeit vieles ausrichten."

Wenn die Liebe zur heiligsten Person Jesu Christi einmal in unserem Herzen lebt, dann wird unsere ganze Tätigkeit von dieser Liebe getragen sein und aus ihr hervorgehen. Wohl mögen wir Schwierigkeiten begegnen, harten Prüfungen unterworfen werden oder heftige Versuchungen erleiden müssen, nichts aber wird uns erschüttern können, wenn wir wahrhaft Jesus Christum lieben.

"Viele Wasser können nicht auslöschen die Liebe."

Denn wen die Liebe Christi drängt, der will nicht mehr "für sich leben, sondern für den, der für ihn gestorben und auferstanden ist".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 393

Oktav vom Herz-Jesu-Fest

Jede aus reiner Liebe zu Gott verrichtete Handlung ist ein reiner Akt der Liebe zu ihm, und je mehr dieser Akt gekostet hat, desto größer und verdienstreicher war die Liebe. So hat auch unser Heiland am Kreuz die größte Liebe bekundet.

Aber wo diese reine Liebe finden? Wir haben sie weder durch uns, noch in uns. Wir finden sie im heiligsten Herzen Jesu, das ein Glutofen der Liebe ist, und da wir dieses heilige Herz oft in der heiligen Kommunion empfangen, brauchen wir nur unser Herz in dieses göttliche Herz zu legen, um mit seiner Liebe zu lieben. O ja, das heiligste Herz Jesu ist ein unendlicher Schatz von Liebe, und dieses Herz gehört uns, es wohnt ständig in uns. "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich bleibe in ihm."

Vereinigen wir uns oft mit dem heiligsten Herzen, und lieben wir Gott mit ihm und durch es.

Hierin liegt ein großes Geheimnis. Hören wir die Worte des hl. Ambrosius: "Der Mund Christi am Kreuz ist unser Mund geworden, durch ihn rufen und beten wir zum Vater, dass er seinen Zorn besänftige; sein durchbohrtes Herz wurde unser Herz, durch das wir den Vater lieben." Ja, zu diesem Zweck ist Jesus in die Welt gekommen: "Ich bin gekommen, Feuer auf diese Erde zu senden, und was will ich, als dass es brenne."

Die Gottverbundenheit, S. 84

Sonntage nach Pfingsten

Vierter Sonntag nach Pfingsten

Im Evangelium sehen wir häufig, wie der Akt der Anbetung sich dem Glauben eint. So handelt Petrus nach dem wunderbaren Fischfang (Vgl. das Tagesevangelium). Durch solchen Akt der Anbetung gibt die Seele sich ganz und gar dem Worte Gottes hin. Wenn der Herr in unserem Herzen wohnt, besonders bei der heiligen Kommunion, sollten wir alle unsere Fähigkeiten zu ihm hintragen und sie ihm zu eigen geben, damit sie nur auf ihn hören, auf seine Absichten eingehen, seine Gesinnungen annehmen, ihm allein folgen und nur zu seiner Ehre arbeiten.

Auf diese Weise ahmen wir die heilige Menschheit Jesu nach. Sie war dem Worte Gottes so innig verbunden, gehörte ihm so ganz zu eigen, dass sie kein eigenes, persönliches Sein hatte. Hier liegt ja ein wesentliches Merkmal des Geheimnisses der Menschwerdung.

Da Christus in allem unser Vorbild ist, so müssen wir ihn auch hierin nachahmen. Es sollte sich auch in uns keine Regung finden, die nicht ganz auf Gott gerichtet wäre, kein Wunsch, der nicht seinem göttlichen Wohlgefallen entspräche, keine Tat, die nicht seiner Verherrlichung dienen würde. Eine Seele, die solcherart all ihr Leben, Wollen und Tun ganz auf das Wohlgefallen Gottes einstellt, kann wie die allerheiligste Menschheit Christi in Wahrheit sagen: "Der Herr lenkt mich; er ist mein Hirte."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 65

Fünfter Sonntag nach Pfingsten

Man darf zweifellos behaupten, dass eine Seele, die sich in übernatürlicher Weise rückhaltlos Christus in der Person des Nächsten hingibt, Christus mit inniger Liebe liebt und unendlich von ihm geliebt wird; sie wird große Fortschritte machen in der Vereinigung mit unserm Herrn.

Wenn dagegen eine Seele sich dem Nächsten verschließt, so verschließt sie sich ebenfalls Christus und seinem heiligsten Wunsche: Damit sie eins sind, damit sie in einem vollendet sind. Wahre Heiligkeit glänzt durch Nächstenliebe und rückhaltlose Hingabe seiner selbst.

Wenn wir also eine dauernde Vereinigung mit unserm Heiland suchen, so müssen wir uns vor allem prüfen, ob wir mit den Gliedern seines mystischen Leibes vereinigt sind. Achten wir darauf! Die geringste gewollte, freiwillige Kälte gegen unsern Nächsten ist ein je nach ihrem Grad mehr oder weniger großes Hindernis für unsere Vereinigung mit Christus. - Deshalb sagt Christus, wir sollten, wenn wir im Begriff sind, unsere Gabe zum Altar zu bringen, und uns erinnern, dass unser Bruder etwas wider uns habe, "unsere Gaben dalassen und zuerst hingehen, uns mit dem Bruder versöhnen, und dann kommen, unsere Gabe zu opfern" (Vgl. das Tagesevangelium).

Christus, das Leben der Seele, S. 559

Sechster Sonntag nach Pfingsten

Jesus Christus empfindet in seinem Herzen die innigste gefühlsmäßige Liebe so tief und wahr, wie nur immer ein menschliches Herz sie empfinden kann.

So sehen wir, wie ihm eines Tages, angezogen durch die Schönheit seines göttlichen Wortes und durch den Glanz seiner Wunder, eine große Menge Volkes nachfolgt. Nach drei Tagen beginnt die Schar zu ermatten; denn es gebricht an Speise. Da spricht Jesus: "Mich erbarmt des Volkes! Schon drei Tage harren sie bei mir aus und haben nichts zu essen. Wenn ich sie hungrig nach Hause gehen lasse, so brechen sie unterwegs zusammen, denn manche von ihnen sind weit hergekommen." Mich erbarmt der Menge! (Vgl. das Tagesevangelium). Tiefes Mitgefühl bewegt sein menschliches Herz. Und Jesus setzt dieses Mitleid also gleich in die Tat um. Unter seinen gebenedeiten Händen mehren sich die Brote, "um die Menge hungernden Volkes, das ihm nachfolgte, zu sättigen."

Jesus Christus aber bleibt immer derselbe. Was er gestern war, das ist er heute. Er behält auch im Himmel das liebreichste, das liebenswürdigste Herz, das es nur geben kann. Er bleibt auch im Himmel derjenige, der von Mitleid bewegt ward, der für uns gelitten und aus Liebe uns erlöst hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 385

Siebenter Sonntag nach Pfingsten

Damit die Liebe vollwertig sei, muss sie sich umsetzen in die Tat. Das allein ist der wahre Prüfstein der Liebe (Vgl. das Tagesevangelium).

Man kann Seelen finden, die von Gefühlen überströmen, die sogar die Gabe der Tränen haben, und sich dennoch nicht den mindesten Zwang antun, wo es gilt, ihre bösen Neigungen zu überwinden, ihre schlechten Gewohnheiten abzulegen und die Gelegenheiten zur Sünde zu meiden, die jeder Versuchung erliegen und murren und klagen, wo immer ihnen Ungemach und Schwierigkeiten begegnen. Ihre Liebe ist voll Selbsttäuschung. Sie ist ein Strohfeuer ohne Dauer, von dem nichts bleibt als ein unscheinbares Häuflein Asche.

Wenn wir Christus wirklich lieben, dann freuen wir uns nicht nur über seine Herrlichkeit, wir singen auch das Lob seiner Vollkommenheiten aus vollster Begeisterung unserer Seele, betrüben uns über die Beleidigungen, die seinem Herzen zugefügt werden, und bieten ihm Sühne dafür an. Vor allem aber werden wir uns Mühe geben, ihm in allem zu gehorchen und bereitwillig auf alles einzugehen, was seine Vorsehung über uns verfügt. Wir werden freudig all unsere Kraft einsetzen, wo es gilt, sein Reich in den Seelen auszubreiten, seine Ehre zu fördern, ja "mit Freuden für die Seelen Opfer bringen, ja uns selbst aufopfern".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 483

Achter Sonntag nach Pfingsten

Der christliche Glaube ist ein Geheimnis von Tod und Leben; aber der Tod ist ihm nur Mittel, um das übernatürliche Leben in uns zu bewahren. Jesus Christus hat "durch seinen Tod unsern Tod überwunden und durch seine Auferstehung uns das Leben wiedergegeben". Die wesentliche Aufgabe des Christentums und sein Endziel, dem es naturnotwendig zustrebt, dient dem Leben. Das Christentum soll in unserer Seele das Leben Jesu Christi nachbilden.

Man könnte das Leben Jesu Christi in die zwei Gedanken fassen: "Unserer Sünden wegen ist er geopfert worden und unserer Rechtfertigung wegen ist er auferstanden." Der Christ soll allem absterben, was Sünde heißt, aber nur, damit er dann um so mehr lebe vom Leben Gottes.

Das will auch der hl. Paulus sagen mit den Worten: "Wir tragen immerdar das Sterben Jesu in unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde." Und noch deutlicher sagt er an einer anderen Stelle: "Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, werdet ihr sterben, wenn ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches ertötet, werdet ihr leben" (Vgl. das Tagesevangelium).

Christus, das Leben der Seele, S. 317

Neunter Sonntag nach Pfingsten

Dem Evangelium entnehmen wir, wie groß die zartfühlende Liebe Jesu ist. So sehen wir ihn aufs tiefste schmerzlich bewegt, als er die Pharisäer mit furchtbarem Fluch treffen und ihnen den Zorn Gottes ankündigen muss. Der Gedanke an das Strafgericht, das die heilige Stadt erwartet, wenn sie ihren "blinden Führern" gehorcht und den Messias verwirft, entlockt dem göttlichen Herzen die ergreifende Klage (Vgl. das Tagesevangelium): "Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst die zu dir Gesandten! Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel nimmt, du aber hast nicht gewollt."

Solange wir hienieden wandeln, lässt die ewige Güte nicht nach, uns zu suchen und zu mahnen: "Wie oft wollte ich!" Hüten wir uns, zu jenen zu gehören, deren Herz sich verhärtet durch leichtfertige Vergeudung der Gnade - und durch gewohnheitsmäßige lässliche Sünde, so dass es taub und stumpf wird. Haben wir acht, dass wir nicht durch freiwilligen und hartnäckigen Widerstand den Heiligen Geist aus der Seele vertreiben. Gott wird uns dann unserer eigenen Blindheit überlassen. Niemals ist es die Barmherzigkeit, die der Seele fehlt. Wohl aber kann die Seele sich der Barmherzigkeit entziehen und die Gerechtigkeit herausfordern.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 234

Zehnter Sonntag nach Pfingsten

Wir alle kennen das schöne Gebet, welches die Kirche, vom Heiligen Geist geleitet, am heutigen Sonntag beten lässt: "O Gott, der du deine Allmacht vor allem im Verzeihen und Erbarmen offenbarst, vermehre über uns deine Barmherzigkeit."

Das ist eine Offenbarung, die Gott uns durch den Mund der Kirche mitteilt: im Verzeihen, parcendo, im Erbarmen, miserando, offenbart Gott vor allem, maxime, seine Macht.

Barmherzig sein heißt: in irgendeiner Weise das Elend eines andern im eigenen Herzen tragen. Gott nun ist die unendliche Güte und Liebe selbst: Deus caritas est. Unserm Elend gegenüber wird seine Güte und Liebe zur Barmherzigkeit; darum rufen wir zu Gott: "Mein Gott, du meine Barmherzigkeit." Die Kirche bittet Gott in ihrem Gebet: "Mehre über uns deine Barmherzigkeit!" Und warum dies? Nun, weil wir in unermesslichem Elend seufzen, so dass man sagen kann: Der Abgrund unseres Elendes, unserer Schuld und Sündhaftigkeit ruft hinauf zum Abgrund göttlicher Barmherzigkeit.

Dies Elend darf uns nicht entmutigen, Gott kennt es, und er setzt seine Ehre darein, demselben abzuhelfen.

Christus, das Leben der Seele, S. 297

Elfter Sonntag nach Pfingsten

Wenn wir den Herrn betrachten in seinem irdischen Dasein, so werden wir sehen, wie seine heilige Menschheit das Werkzeug ist, dessen sich die Gottheit bedient, um Gnade und Leben um sich zu verbreiten.

Im heutigen Evangelium bringt man einen Taubstummen zu ihm und bittet ihn, dass er ihm die Hand auflege. Der Heiland führt ihn abseits von der Menge, legt die Finger in sein Ohr, berührt seine Zunge mit Speichel, hebt die Augen den Himmel, seufzt und spricht: "Öffne dich", und sogleich hört der Mann, seine Zunge ist gelöst, und er redet richtig (Vgl. das Tagesevangelium).

Hier und bei anderen Begebenheiten sehen wir die heiligste Menschheit als Werkzeug der Gottheit. Es ist die zweite göttliche Person, die heilt, aber um diese Wunder zu wirken, bedient sich der Sohn Gottes seiner menschlichen Natur. Das Leben entströmte der Gottheit, aber durch die Menschheit Christi geht es auf die kranken Leiber und auf die Seelen über.

So wirkt der Heiland Wunder, lässt Sünden nach und verteilt Gnaden mit unumschränkter Freiheit und Gewalt; denn als Gott ist er die Quelle aller Gnade und allen Lebens; aber er bedient sich dabei seiner menschlichen Natur. Die Menschheit Christi ist "lebendig machend" infolge ihrer Verbindung mit der zweiten göttlichen Person.

Christus, das Leben der Seele, S. 115

Zwölfter Sonntag nach Pfingsten

"O Gott", so wollen wir mit der Kirche im Sinne einer ihrer herrlichen Kollekten beten, "ich glaube, dass deine allmächtige Gnade so wirksam ist, dass sie mich armseliges Geschöpf zu hoher Heiligkeit führen kann. Ich glaube ebenso an deine unendliche Barmherzigkeit, die mich nicht verstoßen wird, wenn ich sie auch oft verschmäht habe. Von dir, o mein Gott und Vater, kommt alle Vollkommenheit. Deine Gnade ist es, die uns zu deinen treuen Dienern macht, so dass wir dir in Werken gefallen, die deiner Majestät und deines Lobes würdig sind. Gib doch, dass ich mich frei mache von meinem eigenen Ich und allen Geschöpfen, auf dass ich unbehindert den Weg der Heiligkeit gehen möge, die dein Sohn, einem Riesen gleich, uns gebahnt hat, und dass ich mit ihm und durch ihn zu jener Seligkeit gelange, die du uns verheißen hast" (Vgl. das Tagesevangelium).

Eine Seele, die in solch demütiger und gläubiger Gesinnung verharrt, ist ein Gegenstand des Wohlgefallens ihres Heilandes und gereicht ihm zu großer Verherrlichung; denn ihr ganzes Leben ist ja nichts anderes als ein Widerhall der Worte des göttlichen Meisters: "Ohne mich könnt ihr nichts tun!" Sie verkündet damit, dass Christus die Quelle allen Heiles und aller Heiligkeit ist, dem alle Ehre gebührt.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 410

Dreizehnter Sonntag nach Pfingsten

Die göttlichen Tugenden sind wunderbare Fähigkeiten, staunenswerte Kräfte für das übernatürliche Leben hier auf Erden.

Sie lassen uns Gott erkennen, so wie er sich uns durch seinen Sohn geoffenbart hat, lassen uns hoffen auf ihn und auf jene Seligkeit, die er uns um der Verdienste seines Sohnes willen verheißen hat; sie lehren uns ihn lieben über alles: das aber ist unsere edelste Aufgabe, als Kinder Gottes und Erben jenes Reiches, das wir einmal mit Jesus Christus, unserm erstgeborenen Bruder, teilen dürfen.

Doch obgleich unserer Seele eingegossen, unterliegen die göttlichen Tugenden dennoch dem allgemeinen Naturgesetz der Vervollkommnung, Gott schenkt sie uns, vermehrt sie auch in uns, doch nur unter der Bedingung unserer Mitwirkung durch die ihnen entsprechenden Akte.

Bitten wir den lieben Gott recht oft um Vermehrung dieser Tugenden, bitten wir ihn bei der heiligen Kommunion, in der Betrachtung, zur Zeit der Versuchung: "O Herr, ich glaube, aber mehre meinen Glauben; auf dich allein hoffe ich, o stärke meine Hoffnung; dich liebe ich über alles, aber ich bitte dich, entzünde meine Liebe, damit ich nichts anderes suche und verlange als die Erfüllung deines heiligsten Willens" (Vgl. das Tagesevangelium).

Christus, das Leben der Seele, S. 368

Vierzehnter Sonntag nach Pfingsten

Wenn wir uns von den Anregungen des Heiligen Geistes leiten lassen, wenn wir nach Maßgabe unserer Schwachheit seinen heiligen Einsprechungen, die uns zu Gott führen und zu dem, was ihm wohlgefällig ist, treulich nachkommen, so wird unsere Seele voll und ganz im Geist der Gotteskindschaft handeln. Sie bringt dann jene Früchte hervor, die das Wirken des Heiligen Geistes in uns krönen und ihrer Lieblichkeit wegen schon hienieden den Lohn für unser getreues Mitwirken in sich tragen. Diese Früchte sind nach den Worten des hl. Paulus: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit (Vgl. die Tagesepistel).

Dieses sind die würdigen Früchte des Geistes der Liebe und Heiligkeit, in denen der Vater im Himmel seine Freude und Verherrlichung findet: "Dadurch wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viele Frucht bringt." Sie sind die würdige Huldigung unseres Herrn Jesu Christi, der sie uns verdient hat und mit dem wir eins sind im Heiligen Geiste: "Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt viele Frucht."

Christus, das Leben der Seele, S. 201

Fünfzehnter Sonntag nach Pfingsten

Christus kommt zu uns, um zwischen seinem und unserem Denken, seinen und unseren Gefühlen, seinem und unserem Wollen einen so innigen Austausch und Einklang, eine solch innige Gleichheit herzustellen, dass wir so denken, fühlen und wollen wie er: Hoc enim sentite in vobis quod et in Christus Jesu. Und dies alles aus Liebe. Die Liebe bewegt uns, unsern Willen und damit unser ganzes Wesen, all unsere Fähigkeiten dem Herrn zu Füßen zu legen. Die Liebe ist daher das Mittel unserer inneren Umgestaltung, unseres übernatürlichen Wachstums.

Wir müssen uns mit Geist, Herz und Willen, mit ganzer Seele mit Christus vereinen, um teilzunehmen an seinem göttlichen Leben, soweit dies auf Erden möglich ist, so dass durch den Glauben und die Liebe, sein Leben und nicht mehr das eigene "Ich" uns erfülle und beherrsche. Die heilige Kirche drückt diesen Gedanken treffend aus in dem Gebet, das sie den Priester heute nach der heiligen Kommunion beten lässt: "Wir bitten dich, o Herr, dass das Wirken der himmlischen Gabe Leib und Seele beherrsche, auf dass nicht unser Sinn, sondern stets ihre Wirkung in uns vorherrsche" (Vgl. die heutige Postkommunion).

Christus, das Leben der Seele, S. 447

Sechzehnter Sonntag nach Pfingsten

Werfen wir uns Jesu zu Füßen und sagen wir ihm: "Mein Heiland, fleischgewordenes Wort, ich glaube, dass du Gott bist. Wahrer Gott vom wahren Gott. Deine Gottheit sehe ich nicht; aber weil dein Vater mir gesagt hat: ,Dieser ist mein vielgeliebter Sohn', glaube ich es. Und weil ich es glaube, will ich mich dir unterwerfen, ganz und gar, Leib und Seele, Verstand und Willen, Herz und Sinne, Phantasie und alle meine Kräfte. Möchten sich an mir die Worte des Psalmisten erfüllen: ,Alles hast du als Huldigung ihm zu Füßen gelegt.' Sei du mein Haupt, dein Evangelium mein Licht, dein Wille meine Lenkung. Nur deine Gedanken will ich denken, nur in dir will ich handeln, nur in deinem Willen will ich mich erfreuen. Nimm mich ganz in Besitz durch den Heiligen Geist und zur Ehre deines Vaters!"

Durch solchen Glaubensakt legen wir den Grund zum geistlichen Leben in uns.

Wenn wir ihn häufig wiederholen, dann "wohnt", wie der hl. Paulus sagt, "Christus in unsern Herzen": Christum habitare per fidem in cordibus vestris (Vgl. die heutige Sonntagsepistel), d. h. er ist Herr und König unserer Seele. Sein Geist ist uns der Urquell göttlichen Lebens.

Christus, das Leben der Seele, S. 231

Siebzehnter Sonntag nach Pfingsten

Der Demütige betrachtet sich nicht als alleiniges Muster der Vollkommenheit! Er ist nicht hart und viel verlangend gegen andere, er hütet sich, die Fehler und Schwächen des Nächsten böswillig und unduldsam ans Licht zu ziehen und sie hervorzuheben, um scharfe Kritik zu üben.

Geduld ist die Tochter der Demut, ebenso wie der Hochmut Ungeduld erzeugt.

"Darum ermahne ich euch", sagt der hl. Paulus, "wandelt würdig des Berufes, der euch zuteil geworden ist, seid voll Demut, Sanftmut und Geduld, ertragt einander in Liebe. Seid eifrig bestrebt, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu bewahren" (Vgl. die heutige Sonntagsepistel).

Der Grund aber, warum der große Apostel hier mit solchem Nachdruck redet, ist, dass wir alle eins sind in Christus, weil wir alle Glieder sind im mystischen Leibe Christi. "Wir müssen also einander ertragen in Nachahmung dessen, der unser Haupt ist, des Herrn Jesus, der sein Leben für jeden von uns hingegeben hat, damit wir alle in dieser Liebe, die uns einhellig verbindet, mit einem Mund Gott den Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlichen."

Christus unser Ideal, S. 476

Quatember-Mittwoch im September

Der Glaube ist eine Gabe Gottes, und der Glaubensgeist kommt vom Geist Gottes: "Herr, vermehre unsern Glauben." Wie der Vater des kranken Kindes im heutigen Evangelium, so sollen auch wir oft zu Christus sprechen: "Ich glaube, Herr, aber hilf meinem Unglauben!" (Vgl. das Tagesevangelium). Gott allein ist es in der Tat, der als Wirkursache den Glauben in uns vermehren kann, und wir müssen uns bestreben, durch unsere Gebete und guten Werke eine Vermehrung unseres Glaubens zu verdienen.

Das will besagen, dass wir, nachdem wir den Glauben erlangt haben, denselben auch betätigen müssen. - Gott gibt uns bei der Taufe den habitus, d. h. die eingegossene Tugend des Glaubens, der eine Kraft, ein Vermögen ist; diese Kraft darf aber nicht brachliegen, diese Anlage aus Mangel an Übung nicht verkümmern. Durch entsprechende Akte soll der Glaube mehr und mehr in uns erstarken. Wir dürfen nicht zu jenen Seelen gehören, in denen das Glaubensleben erstorben ist. Wir sollen häufig, nicht nur während unserer gottesdienstlichen Übungen, sondern auch bei all den vielen kleinen Einzelheiten unseres täglichen Lebens Glaubensakte erwecken.

Christus unser Ideal, S. 121

Quatember-Freitag im September

Was Christus an Magdalena getan (Vgl. das Tagesevangelium), kann er am größten Sünder wiederum tun; Christus kann diesen Sünder aus den Tiefen seiner Schuld erheben und ihn zur Heiligkeit führen, ein Werk, welches der göttlichen Allmacht vorbehalten ist. Er ist Gott, und nur Gott allein hat die Macht, sein Geschöpf in der Unschuld zu erneuern. Das ist der Triumph des Blutes Christi.

Aber eine solch wunderbare Erneuerung vollzieht sich nur unter einer Bedingung, nämlich, dass man die Sünderin des Evangeliums in ihrer liebe glühenden Reue nachahme. Magdalena ist wirklich ein vollkommenes Vorbild der Zerknirschung. Wir sehen sie beim Mahl Simons, wie sie niedergeworfen ist zu den Füßen des Heilandes, die sie mit Tränen netzt, wie sie mit ihrem Haar, dem Schmuck ihres Hauptes, diese Füße trocknet, wie sie mit dem Duft ihrer Salbe den Wohlgeruch ihrer zerknirschten Liebe ausströmt.

Später folgt sie hochherzig dem Herrn bis zum Fuß des Kreuzes, getragen von der Liebe, durch welche sie teilnimmt an der Schmach und an den Schmerzen, von denen Jesus zu Boden gedrückt wird. Diese Liebe führt sie auch als erste zum Grab, und der auferstandene Heiland belohnt ihren Liebeseifer, indem er sie beim Namen ruft und sie als Apostel der Auferstehung zu seinen Jüngern sendet: "Ihr ist viel vergeben, weil sie viel geliebt hat."

Christus unser Ideal, S. 199

Quatember-Samstag im September

"Er (Christus) trat durch ein höheres und vollkommeneres Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht, in das Allerheiligste der Gottheit hinter den Vorhang." Und wie der Hohepriester des Alten Bundes, so trug auch er Opferblut in seinen Händen. Doch nicht "das Blut von Böcken und Stieren, sondern sein eigenes Blut" (Vgl. die Tagesepistel), von unermesslichem, ewig nie sich minderndem Wert. Er hat es draußen, d. h. auf Erden, vergossen nicht bloß für das Volk Israel, sondern für die Erlösung der ganzen Menschheit. Er trat ein in das Allerheiligste durch den lebendigen Vorhang seiner heiligen Menschheit. Er hat einen neuen Weg eingeweiht und ist uns vorangegangen durch sein Fleisch. Endlich tritt er nicht mehr bloß einmal im Jahre ein wie der aaronische Hohepriester, sondern "ein für allemal". Und dieses Opfer ist vollkommen und von unendlichem Werte, so dass es alle Zwecke der Erlösung verwirklicht hat. "Mit dem einen Opfer hat er für immer die zur Vollendung geführt, die sich heiligen lassen."

Das Wunderbarste jedoch an diesem Werk Gottes, das, was die Wirklichkeit weit hinaus hebt über jedes Vorbild, ist die Tatsache, dass Christus nicht allein ist, wenn er durch den Vorhang tritt. Unser Hohepriester trägt die ganze Menschheit mit sich nicht nur sinnbildlich, sondern in aller Wahrheit. Denn wir sind seine Glieder, wie der Apostel sich ausdrückt, seine "Fülle".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 326

Achtzehnter Sonntag nach Pfingsten

Jesus lässt die Sünden nach (Vgl. das Tagesevangelium), ein Vorrecht, das Gott allein zukommt, weil Gott durch die Sünde beleidigt wird.

"Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben", spricht er zum Gichtbrüchigen, den man auf seinem Bett ihm gebracht hat. Die Pharisäer entrüsten sich, da sie einen Menschen also reden hören, und murren bei sich selber. "Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?" Jesus aber liest ihre eigenen Gedanken, und um ihnen zu beweisen, dass er diese göttliche Macht, die sie ihm absprechen, nicht durch Übertragung besitzt, sondern aus eigener persönlicher Machtfülle, wirkt er sofort ein Wunder und spricht zum Gelähmten: "Steh auf, nimm dein Bett und geh."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 206

Gott setzt seinen Ruhm darein, uns zu verzeihen; denn alle Verzeihung geschieht in Kraft der Verdienste seines vielgeliebten Sohnes Jesus Christus.

Jedes Mal, wenn Gott uns verzeiht, wenn der Priester uns die Lossprechung erteilt, so ist es, als ob alle Leiden und Verdienste Christi dem Vater für unsere Seele dargebracht würden, um ihr das Leben wiederzugeben oder es zu vermehren.

Christus, das Leben der Seele, S. 310

Neunzehnter Sonntag nach Pfingsten

Die hl. Eucharistie ist eine Speise, eine geistige Speise. Während eines Mahles und in Form einer Speise hat Christus sie eingesetzt. Er gibt sich uns zur Nahrung der Seele. "Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und mein Blut wahrhaft ein Trank."

Was wird nun von uns verlangt, wenn wir am "Gastmahl des Königs" teilnehmen und mit Nutzen das Himmelsbrot genießen wollen? Nur eins: Wir müssen angetan sein mit dem hochzeitlichen Gewande" (Vgl. das Tagesevangelium). Wir müssen im Stand der heiligmachenden Gnade sein und in reiner Absicht hinzutreten.

Mehr wird von unserer Seite nicht verlangt. - Für den Heiland allerdings war es nicht "ohne Mühe", dass er uns dieses Festmahl bereitet hat. Er hat die Erniedrigungen der Menschwerdung, die Armseligkeit und Verborgenheit des arbeitsamen Lebens in Nazareth, die Mühen seiner apostolischen Reisen, die Kämpfe mit den Pharisäern und mit dem Fürsten der Finsternis selbst, ja schließlich noch als Ziel und Krone seines Opferlebens das bittere Leiden und den Tod am Kreuz auf sich nehmen müssen.

Eben weil dieses Gottesgeschenk um solchen Preis erkauft ist, strahlt es auch alle Wonnen der Liebe Christi aus. "Es trägt deine Süßigkeit zur Schau."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 357

Zwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Die Evangelienberichte zeigen uns, welchen Wert der Heiland während seines öffentlichen Lebens dem Glauben beilegte. Glaube war das erste, was er von denen forderte, die Hilfe bei ihm suchten.

Gar oft kommt dieses Wort über seine Lippen: "Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen; dein Glaube hat dich geheilt" (Vgl. das Tagesevangelium).

Jesus beschränkt absichtlich die Wirkungen seiner Macht, wo er keinen Glauben findet. Das Evangelium erwähnt ausdrücklich, dass er in Nazareth nicht viele Wunder wirkte wegen des Unglaubens seiner Bewohner. Der Unglaube scheint die Tätigkeit Christi lahmzulegen.

Christus, das Leben der Seele, S. 216

Wir dürfen nie vergessen, dass in der gegenwärtigen Ordnung der Dinge Gott durch unsern Glauben verherrlicht wird.

Im Psalm: Attendite beklagt sich Gott bitter, dass die Juden trotz der wiederholten Beweise seiner liebevollen Vorsehung immer in ihr altes Misstrauen zurückfielen: (Unsere Väter) waren nicht eingedenk der Menge deiner Barmherzigkeit."

Die Gottverbundenheit, S. 165

Einundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Es ist durchaus nicht immer der Mangel körperlicher Abtötung die Ursache des geringen inneren Fortschrittes mancher Seelen. Sehr häufig muss der Grund dafür in selbstsüchtiger Eigenliebe gesucht werden, die sie unempfindlich macht für die Not des Nächsten, und in herzloser Härte, die sie andern entgegenbringen; denn es bleibt immer wahr: "Mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch gemessen werden" (Vgl. das Tagesevangelium).

Hier liegt das Geheimnis der geistlichen Unfruchtbarkeit vieler Seelen. Gott überlässt ihrer Vereinsamung jene, die sich mit allerlei Schutzmaßnahmen umgeben, um ihre selbstsüchtige Ruhe zu wahren. Solche Seelen verschließen sich dem Nächsten und damit verschließen sie sich auch Gott dem Herrn.

Da aber Gott die Quelle aller Gnaden ist, da wir ohne ihn zu unserm ewigen Heil nichts vermögen, was kann da eine Seele erhoffen, die sich die Gnadenwege freiwillig verschließt?

Gott lässt sich durch unser Elend zum Mitleid rühren, aber nur, wenn auch wir ein fühlendes Herz haben für das Elend und die Nöte unseres Nächsten.

Christus unser Ideal, S. 481

Zweiundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Solange wir auf Erden sind, können wir in der Gnade ständig zunehmen. Bei der heiligen Taufe entsprang in uns der Quell des übernatürlichen Lebensstromes. Seither kann er ununterbrochen zunehmen zur Freude unserer Seele, die er erquickt und befruchtet, bis er einmal einmündet in die Unendlichkeit Gottes, "die Wogen des Stromes erfreuten die Stadt Gottes".

Darum ermahnt der hl. Paulus die Christen seiner Zeit so sehr zum Fortschritt im christlichen Leben. Von seinem Gefängnis aus schreibt er den Philippern: "Das ist mein Gebet, dass eure Liebe mehr und mehr zunehme ... damit ihr lauter und fehlerlos seid für den Tag Christi, reich an Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus, zur Ehre und zum Lobe Gottes" (Vgl. die Tagesepistel).

Wir müssen daher alle unsere Kraft daransetzen, dass durch die verdienstliche Übung aller Tugenden, besonders der drei göttlichen Tugenden und durch unsere stete tiefinnerste Bereitwilligkeit alles, was wir tun, zur Ehre Gottes zu tun, das Wirken Gottes und des Heiligen Geistes in vollster Freiheit sich in uns entfalten könne, denn dadurch "nehmen wir zu in Christus unserem Haupt".

Christus, das Leben der Seele, S. 396

Dreiundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Der Glaube an die Gottheit Jesu Christi ist, wie Jesus selbst bezeugt, das eine große Werk, das Gott von den Menschen verlangt. "Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat."

Dieser Glaube ist es, der vielen Kranken die Genesung brachte. "Dein Glaube hat dir geholfen", sagt Jesus im heutigen Evangelium zur schwerbedrängten Frau.

Alles führt sich zurück an den Glauben an Jesus Christus, den ewigen Gottessohn. Der Glaube ist die sichere Grundlage des geistigen Lebens. Er ist die Wurzel unserer Rechtfertigung, das zuversichtlichste Mittel, um zum Gipfel wahrer Heiligkeit zu gelangen.

So werfen wir uns denn auch heute wieder nieder zu den Füßen unseres göttlichen Meisters, wie wir es im Frühjahr getan haben (S. 85), und sprechen zu ihm: O Christus Jesus, du menschgewordenes Wort! Du bist vom Himmel herabgestiegen, um uns die Geheimnisse zu verkünden, die du als eingeborener Gottessohn immerdar schaust im Schoß des ewigen Vaters! Ich glaube und bekenne, dass du wahrhaft Gott bist mit dem Vater und dem Heiligen Geiste. Ich glaube an dich, ich glaube an dein Werk. Ich glaube, dass du bist die Auferstehung und das Leben. Ich glaube! und weil ich glaube, darum bete ich dich an und weihe deinem Dienst mein ganzes Wesen, mein Tun und Lassen, mein ganzes Leben.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 210

Vierundzwanzigster Sonntag nach Pfingsten

Bleibt fest im Glauben an Jesus Christum, bewahrt eine unbesiegbare Hoffnung auf seine Verdienste, lebet in seiner Liebe. Solange ihr hienieden seid "fern vom Herrn", wie der hl. Paulus sagt, hört nicht auf, durch einen feurigen, eifrigen Glauben, durch heilige Sehnsucht, durch eine Liebe, die euch ohne Vorbehalt der großmütigen und getreuen Erfüllung des göttlichen Willens weiht, eure Fähigkeit zu erweitern, dereinsten Gott schauen und lieben und in der seligen Ewigkeit sich seiner erfreuen zu können und von seinem eigenen Leben zu leben (Vgl. die Tagesepistel).

Der Tag wird kommen, an dem der Glaube dem Schauen, die Hoffnung der glückseligen Wirklichkeit weichen und die Liebe sich in ewiger Vereinigung mit Gott entfalten wird. Jeder Tag, jede Stunde, jede Minute bringt uns ihr näher.

Kein Schmerz, kein Leid soll uns niederdrücken, "denn unsere gegenwärtige Trübsal, die kurz und leicht ist, bewirkt eine überschwängliche, ewige Fülle von Herrlichkeit in uns." Keine Versuchung soll uns hindern, keine irdische Freude uns blenden. Die Zeit ist kurz, und die Gestalt dieser Erde vergeht.

Die Worte Jesu aber werden nicht vergehen (Vgl. das Tagesevangelium).

Christus, das Leben der Seele, S. 622

Die Heiligenfeste des Kirchenjahres

Einführung

Wie die Menschen, obwohl sie alle Träger der gleichen menschlichen Natur sind, sich in ihren Eigenschaften unterscheiden, so verteilt auch Gott nach den heiligsten Absichten und Plänen seiner Weisheit in voller Freiheit auch die übernatürlichen Gaben. "Einem jeden einzelnen von uns ist die Gnade verliehen, nach dem Maße, wie Christus sie gegeben.".

In der Herde Christi trägt jedes Schäflein seinen eigenen Gnadennamen. "Der gute Hirte", so sprach der Herr, "kennt seine Schäflein und ruft sie mit Namen", wie der Schöpfer auch die unzählige Schar seiner Sterne kennt und sie alle mit Namen nennt; denn jeder hat seine eigene Form und Vollendung.

Jede Seele erhält verschiedene Gnadengaben, aber es ist ein und derselbe Geist, wie der hl. Paulus schreibt: "Es gibt verschiedene Wunderkräfte, aber es ist ein und derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit verliehen, einem andern das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; einem dritten der Glaube durch denselben Geist; einem andern die Gabe wunderbarer Heilungen durch den nämlichen Geist; diesem die Gabe, Wunder zu wirken, jenem die Gabe gotterleuchteter Rede, einem andern die Unterscheidung der Geister, diesem die Sprachengabe, jenem die Auslegung der Sprachen. Alles bewirkt ein und derselbe Geist, der jedem seine Gaben zuteilt wie er will."

Jede Seele entspricht dem göttlichen Plan in der ihr eigenen Weise. Jeder von uns arbeite mit den Fähigkeiten, die ihm zur freien Entfaltung gegeben wurden, und bringe das Bild Christi auf die seiner Eigenart entsprechende Weise zum Ausdruck.

So soll jede einzelne Seele, dem unendlich zarten und ihrer Eigenart sich anpassenden Wirken des Heiligen Geistes hingegeben, mit ihrer eigenen, durch die Gnade veredelten und umgewandelten Kraft das göttliche Vorbild nachzugestalten suchen. Dann kommt jene harmonische Vielgestaltigkeit zustande, in welcher "Gott sich wunderbar zeigt in seinen Heiligen". In allen findet Gott seine Verherrlichung, von jedem einzelnen aber kann man sagen: "Keiner bewahrte wie er das Gesetz des Allerhöchsten." Die Heiligkeit eines hl. Franz von Sales erstrahlt anders als jene des hl. Franz von Assisi; der Glorienschein einer hl. Gertrudis oder Theresia ist auch im Himmel ganz verschieden von dem der hl. Maria Magdalena.

In jedem Heiligen achtet der Heilige Geist die Natur mit allen besonderen Eigenschaften, wie der Schöpfer sie jedem zugeteilt. Die Gnade verklärt diese Gaben der Natur und fügt jene der Übernatur hinzu. Wenn eine Seele unter Führung dessen, den die Kirche "den Finger der Rechten Gottes", nennt, diesen Gaben entsprochen hat, ist sie zur Heiligkeit gelangt. Sicherlich wird es einmal im Himmel unsere Wonne sein, die Wunder zu betrachten, welche die Gnade Christi in der so mannigfach verschiedenen menschlichen Natur gewirkt hat.

Christus, das Leben der Seele, S. 352

29. November - Vigil des hl. Andreas

Jede Berufung, auch die Berufung zum gewöhnlichen Christenleben, kommt von Gott. Der Heiland selbst sagt es, dass "niemand zu ihm kommen kann, außer wenn der Vater ihn zieht".

Dieser Berufung liegt die Liebe Gottes zugrunde und zwar erbarmende Liebe zu uns, die wir als arme Sünder auf die Welt kommen: "Erbarmend habe ich dich an mich gezogen."

Es ist etwas ungemein Großes um die Auserwählung; sie ist der erste Liebesblick Gottes auf uns und das erste Glied jener Kette von Gnaden, die er zeitlebens uns erweist. Allen späteren Erbarmungen Gottes für unsere Seele liegt diese Gnade zugrunde, durch die er uns berufen hat, an der Sohnschaft Christi teilzunehmen.

Der Ruf zum Ordens- oder Priesterstand gestaltet diese Kindschaft Gottes nur inniger, erweitert sie durch eine reichere Mitteilung der Gnade Christi, durch die nähere Nachfolge unseres göttlichen Vorbildes.

Aber auch dieser Ruf ist eine Gnade der erbarmenden Liebe Gottes, eine besondere Gnade. Jesus Christus verpflichtet nicht alle Menschen zu solch enger Nachfolge; er hat einen Rat gegeben; aber "nicht alle fassen ihn".

"O kenntest du die Gabe Gottes! ... "

Christus unser Ideal, S. 49

30. November - Der hl. Andreas, Apostel

Hier auf Erden bietet sich der Heiland als am Kreuz hängend dar, das Kreuz ist sein offizielles Bild, und die Vereinigung mit ihm ist unmöglich, wenn wir nicht die Nägel fühlen wollen, die ihn durchbohrten.

Dem Kreuz werden wir jeden Tag auf irgendeine Art begegnen! Das Wichtigste ist, es in Vereinigung mit Jesus zu tragen; denn das allein gibt ihm den wahren Sinn und vollen Wert.

Durch geduldiges Tragen der Mühen und Widerwärtigkeiten dieses Lebens werden wir am Leiden Christi teilnehmen. Dann wird seine Kraft, seine Tugend in uns herrschen. "Darum werde ich mich am liebsten meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi in mir wohne."

Wenn eine Seele sich aus Liebe und ohne Vorbehalt Jesus hingibt, so nimmt er sie auf und hält sie an seinem Herzen, und durch eine Vorsehung voll göttlicher Weisheit und Liebe verschafft er ihr tausend Gelegenheiten, Geduld zu üben.

Die Geduld aber führt zur Vollkommenheit: opus perfectum habet, denn durch die Geduld nehmen wir an den Leiden Christi teil.

Die Gottverbundenheit, S. 115

3. Dezember - Der hl. Franz Xaver

Die Berufung zum wahren Glauben ist eine unschätzbare große Gnade, birgt sie ja im Keim die Auserwählung zur ewig heiligmachenden Gottesanschauung in sich. Wir sollten es nie vergessen, dass diese Berufung das Morgenrot aller Erbarmungen Gottes uns gegenüber gewesen ist, und dass für uns alles abhängt von der Treue, mit der wir dieser Berufung entsprechen. Der Glaube soll uns zur beseligenden Anschauung Gottes führen.

Aber nicht bloß danken sollen wir für die Gnade der Berufung zum wahren Glauben, wir müssen auch trachten, dieser Gnade immer mehr und mehr würdig zu werden und das kostbare Gut unseres Glaubens gegen alle Gefahren zu schützen, die ihm aus unserm modernen Zeitgeist des Materialismus, der Zweifelsucht und Menschenfurcht erwachsen, indem wir treu und beharrlich aus dem Glauben und nach dem Glauben leben.

Überdies sollen wir aber auch Gott inständig bitten, er möge dieses unschätzbare Gut des Glaubens all jenen Seelen schenken, die "in Finsternis und Todesschatten sitzen", auf dass auch ihnen der Stern aufgehe, ja dass er selbst ihre Sonne sei, "der Aufgang aus der Höhe, der sie in Barmherzigkeit erleuchte." Per viscera misericordice Dei nostri in quibus visitavit ... Oriens ex alto.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 143

4. Dezember - Der hl. Petrus Chrysologus

Christus bringt uns die Wahrheit, ja er selbst ist die Wahrheit voll Milde, die uns zeugt von der Freigebigkeit des himmlischen Vaters. Aus dem Schoß des Vaters, wo er immerdar wohnt, bringt uns Christus Kenntnis von den göttlichen Geheimnissen, die wir im Glauben besitzen.

Welch hohe Befriedigung, welche Wonne und Seligkeit ist es für die gläubige Seele, Gott den Unendlichen, den Unergründlichen, zu betrachten in der Person Jesu Christi, in seinen Worten Gottes Stimme zu hören, in den Gesinnungen des Herzens sozusagen die Gesinnung Gottes zu erkennen, göttliche Werke zu schauen und in deren Geheimnisse einzudringen, an der Quelle selbst in vollen Zügen göttliches Leben zu trinken und "ganz von Gott erfüllt zu werden."

O Herr Jesus Christus, der du unser Gott und Erlöser, die Offenbarung des Vaters, unser erstgeborener Bruder und unsere Freude bist, gib, dass wir dich erkennen! Erleuchte die Augen unseres Herzens, damit wir dich in seliger Freude betrachten. Gebiete dem Lärm der Geschöpfe Schweigen, damit wir imstande seien, dir frei und ungehindert zu dienen!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 9

7. Dezember - Vigil von der Unbefleckten Empfängnis

Aus der Heiligen Schrift wissen wir, dass Gott unmittelbar nach dem Sündenfall im Paradies das Geheimnis der Menschwerdung geoffenbart hat. Noch ehe er Adam und Eva durch unerbittliches Gebot aus diesem Garten der Wonne vertreibt, spricht er zum ersten Mal ein Wort der Vergebung und Hoffnung.

Er flucht ihnen nicht. Sie sollen nicht auf ewig von ihm verstoßen sein, wie die Engel, die sich gegen ihn empörten. Nein, er verheißt ihnen einen Erlöser, der sie der Herrschaft des Teufels, dem sie verfallen sind, entreißen wird.

Wie ihr Elend durch die Sünde einer Frau seinen Anfang nahm, so soll durch den Sohn einer Frau ihre Rettung bewirkt werden. "Feindschaft will ich setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Sie wird dir den Kopf zertreten."

Diese Stelle wird das Protoevangelium genannt, die erste frohe Botschaft des Heiles. Es ist die Urverheißung des Erlösers, das Morgenrot der göttlichen Barmherzigkeit über der sündigen Welt, der erste Lichtstrahl jener Gnadensonne, die einst die Welt beleben soll, die erste Offenbarung des Geheimnisses, das von Ewigkeit in Gott verborgen war.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 97

8. Dezember - Fest der Unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria

Alle Kinder Adams treten mit der Erbschuld behaftet ins Leben, als Sklaven Satans, als Feinde Gottes. So lautet das von Gott über die gesamte Nachkommenschaft des sündigen Adam gefällte Urteil.

Maria als einzige von allen wird diesem Gesetze entzogen. Das ewige Wort wird eine Ausnahme von diesem allgemeinen Gesetz - eine einzige Ausnahme - machen, zugunsten jener, von der er geboren werden soll. Nicht einen einzigen Augenblick wird die Seele Mariens dem höllischen Feinde angehören. In unbefleckter Reinheit wird sie erstrahlen; daher hat Gott gleich nach dem Sündenfall unserer Stammeltern unversöhnliche Feindschaft gesetzt zwischen Satan und der auserwählten Jungfrau; sie wird mit ihrer Ferse den Kopf der höllischen Schlange zertreten.

Mit der Kirche sollten wir oft und oft Maria des unvergleichlichen Vorrechtes gemahnen, das sie allein besitzt. Sie ist die Makellose, es soll uns eine süße Freude sein, sie immer wieder als solche zu preisen: "Ganz schön bist du, Maria, und die Makel der Erbsünde ist nicht in dir" (Tota pulchra es, Maria, et macula originalis non est in te). "Dein Gewand ist weiß wie der Schnee, und dein Angesicht leuchtend wie die Sonne, darum verlangte der König der Herrlichkeit liebend nach dir."

Christus, das Leben der Seele, S. 579

9. Dezember - In der Oktav von der Unbefleckten Empfängnis

Das ewige Wort hat Maria zunächst mit dem Vater und dem Heiligen Geist vor allen anderen ihres Geschlechtes auserwählt.

Um den hohen Vorzug dieser Auserwählung zu feiern, wendet die Kirche an den Festen der allerseligsten Jungfrau eine Stelle der Heiligen Schrift auf sie an, die in mancher Hinsicht nur von der ewigen Weisheit gelten kann. "Der Herr besaß mich im Anfang seiner Wege, ehedem er etwas gemacht hat, von Anbeginn. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit, von alters her, ehedem die Erde geworden. Die Tiefen waren noch nicht, und ich war schon empfangen: die Wasserquellen waren noch nicht hervorgebrochen; der Berge Last stand noch nicht und vor den Hügeln ward ich geboren" (Vgl. die Festepistel).

Was bedeuten diese Worte?

Die besondere Vorherbestimmung der Jungfrau-Mutter im Heilsplan Gottes. In den ewigen Gedanken Gottes ist sie mit Christus unzertrennlich verbunden. Der himmlische Vater umfasst die Jungfrau, welche Mutter Christi werden soll, mit dem gleichen Akte der Liebe, in welchem er an der Menschheit des Sohnes sein Wohlgefallen hat.

Diese einzigartige Auserwählung ist für Maria auch die Quelle ganz einzigartiger Gnaden.

Christus, das Leben der Seele, S. 579

10. Dezember - In der Oktav von der Unbefleckten Empfängnis

Das wunderbare Vorrecht der göttlichen Mutterschaft ist der Grund aller andern Vorrechte und besonderen Gnaden, die Maria empfangen, wie Unbefleckte Empfängnis, Überfülle aller Gnaden, vollkommene Unversehrtheit, dabei doch die Freuden mütterlicher Fruchtbarkeit, gaudia matris habens cum virginitatis honore; schließlich die Aufnahme in den Himmel und die Krönung im Strahlengewande ewiger Herrlichkeit.

Und was ist, um es nochmal zu sagen, die Quelle all dieser ausgezeichneten Gnaden, all der herrlichen Vorrechte, die Maria weit über alle Geschöpfe erheben? "Du bist gebenedeit unter den Frauen." Ihre ewige Auserwählung zur Mutter des Sohnes Gottes.

Weil Maria zur Gottesmutter erkoren war, darum "ist sie gebenedeit unter allen Frauen", darum hat Gott zu ihren Gunsten so viele seiner eigenen Gesetze ausgeschaltet.

Wäre Maria dieser hohen Würde entkleidet, so würden all ihre Gnadenvorzüge keine Berechtigung, keine Bedeutung mehr haben; denn all diese Vorrechte Mariens sind entweder die unerlässliche Vorbedingung oder die Frucht ihrer hohen Würde als Gottesmutter.

Das Unfassbarste aber ist die Liebe, in der das ewige Wort des Vaters diese reinste Jungfrau erkoren hat, um aus ihr die menschliche Natur anzunehmen.

Christus, das Leben der Seele, S. 581

11. Dezember - In der Oktav von der Unbefleckten Empfängnis

Die Liturgie offenbart uns den Grund dieses einzigartigen Vorrechtes der allerseligsten Jungfrau: "O Gott, der du durch die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria deinem Sohn eine würdige Wohnstätte bereitet hast" (Kollekte des Festes). Maria war auserkoren, Mutter Gottes zu werden. Diese überragende Würde erforderte nicht nur, dass sie Jungfrau sei; sie musste auch an Reinheit alle Engel übertreffen und ein Abglanz jener Lichtfülle göttlichen Glanzes sein, in welcher der Vater den Sohn zeugt; im Glanz der Heiligen.

Gott ist heilig, dreimal heilig! Die Engel, Erzengel und Seraphim besingen seine unendliche Reinheit: "Heilig, heilig, heilig."

Gottes Schoß, in fleckenlosem Glanz, ist die natürliche Wohnung des eingeborenen Gottessohnes; denn immerdar ist das Wort im "Schoß des Vaters".

Als es aber die menschliche Natur annahm, hat Gottes ewiges Wort in unaussprechlicher Herablassung sich gewürdigt, im Schoß der jungfräulichen Mutter zu ruhen. Das Wohnzelt, das ihm die Jungfrau bot, sollte ihm durch den Schimmer einer Reinheit ohnegleichen in etwa den unvergänglichen Glanz des ewigen Lichtes ersetzen, worin er als Gott lebt ohne Ende.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 108

12. Dezember - In der Oktav von der Unbefleckten Empfängnis

Nach dem ewigen Ratschluss gehört Maria wesentlich zum Mysterium Christi. Als Mutter Jesu ist sie die Mutter dessen, der für uns alles ist.

Gott hat beschlossen, dass den Menschen das übernatürliche Leben nur durch Christus, den Gottmenschen, zuteil werde. "Niemand kommt zum Vater außer durch mich." Durch Maria aber wurde Christus der Welt geboren. "Wegen uns Menschen und um unseres Heiles willen ist er vom Himmel herabgestiegen und Fleisch geworden ... aus Maria der Jungfrau." So ist die göttliche Heilsordnung.

Und so bleibt sie, denn sie hat nicht nur Geltung für den Tag, an dem das Geheimnis der Menschwerdung sich vollzogen hat, sondern auch jetzt noch, um den Seelen die Früchte dieser Menschwerdung zuzuwenden. Der Grund dafür ist: Christus, das menschgewordene Wort, ist die Quelle aller Gnade, aber seine Eigenschaft als Christus, als Mittler, ist unzertrennlich verknüpft mit der menschlichen Natur, die er von seiner jungfräulichen Mutter empfangen hat.

Jesus gab seiner Mutter göttliche Liebesbeweise, indem er sie mit den erhabensten Vorrechten überhäufte. Wir aber werden ihr unsere Liebe dadurch bezeigen, dass wir diese Vorrechte preisen: "Du allein hast das Herz Gottes entzückt."

Christus, das Leben der Seele, S. 592

13. Dezember - Die hl. Lucia, Jungfrau und Märtyrin

Was soll man sagen von einer dem Herrn geweihten Jungfrau, deren ganzes Wesen sich badet in den Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit, deren Wege insgesamt erleuchtet sind von der ewigen Weisheit, die das göttliche Wort ist? Nur die Engel können sie bewundern. "Wer ist sie, welche dort heraufkommt aus der Wüste - aus der Wüste ihrer angeborenen Armut - die heraufsteigt wie eine Weihrauchsäule, duftend von Myrrhe und Aloe, samt allen kostbaren Salben, überströmend von Wonne und auf ihren Geliebten gelehnt?"

Alle diese Reichtümer aber, all diesen Glanz bezieht die Seele auf den Bräutigam, von dem dies alles kommt. Ihre Früchte gehören dem Wort. Da sie in der Wahrheit lebt, von der Weisheit erleuchtet wird, weiß sie, dass der Bräutigam sein Werk in ihr wirkt. Wie die gebenedeite und einzigartige Jungfrau, die das Wort Gottes in ihrem unbefleckten Schoß empfangen hatte, so lässt auch die Seele voller Demut alles, was sie vom Worte empfangen hat, alles, was sie mit seiner Gnade und seiner Liebe durch ihn gewirkt hat, zur Ehre des Wortes emporsteigen: "Hochpreiset meine Seele den Herrn und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland."

Sponsa Verbi, S. 96

14. Dezember - In der Oktav von der Unbefleckten Empfängnis

Christus hat für seine Kirche alle Gnaden verdient, deren sie bedarf, um zu jener Vereinigung zu gelangen, zu der er sie führen will, "ohne Fleck, ohne Runzel ... heilig und makellos".

Der Wert der Verdienste Christi ist in der Tat unendlich, weil jener, der sie uns verdient hat, Gott ist. Obwohl er seiner menschlichen Natur nach gelitten hat, so gehören doch alle Schmerzen und die durch dieselben erworbenen Verdienste einem Gott an; darum ist ihr Wert ein unendlicher.

Christus hat seiner Kirche, deren göttliches Haupt er ist, die Fülle der Gnaden verdient, damit sie vor ihm erscheine "heilig und makellos". Der Glaubenseifer der Apostel, der Starkmut der Glaubenszeugen, die Standhaftigkeit der Bekenner, die Reinheit der Jungfrauen, all das sind Früchte des Leidens Christi. Alle Hulderweise und Gnadengaben Gottes an die Seelen der Menschen bis hinauf zu den hocherhabenen und einzigartigen Vorrechten der Gottesmutter, sie alle sind erkauft um den Preis seines kostbaren Blutes.

Und weil dieser Preis unendlich ist, so gibt es keine Gnade, die wir nicht erhoffen dürfen, wenn wir uns auf die Verdienste unseres göttlichen Meisters und Hohenpriesters berufen.

So ist uns in Jesus alles geschenkt. "Denn bei ihm ist überreiche Erlösung." Das Opfer, das er für alle darbrachte, hat ihm das Recht gegeben, uns alles mitzuteilen, was er für uns verdient hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 264

15. Dezember - In der Oktav von der Unbefleckten Empfängnis

Die der allerseligsten Jungfrau verliehenen außerordentlichen Gnaden sind die ersten Früchte des Leidens Jesu Christi gewesen. Wir dürfen nicht außer acht lassen, dass Christus den Tod erleiden wollte vor allem für seine Mutter, um den Preis ihrer Vorrechte zu bezahlen. Nur den Verdiensten ihres göttlichen Sohnes hat Maria all ihre Vorrechte zu verdanken. Maria ist der größte Triumph Christi, weil sie weit mehr von ihm empfangen hat als alle anderen Menschenkinder.

Die heilige Kirche gibt diesem Gedanken beredten Ausdruck, wenn sie die unbefleckte Empfängnis, die erste der Gnadengaben, welche der allerseligsten Jungfrau der Zeit nach zuteil wurde, feiert. Die Kollekte dieses Festes sagt ausdrücklich, dass dieses einzige Vorrecht der unbefleckten Jungfrau verliehen wurde, weil der in Gottes ewigen Ratschlüssen vorausgesehene Tod Jesu den Preis dafür im voraus bezahlt.

Wir können sagen, dass unter allen Menschenkindern Maria der erste Gegenstand der Liebe Christi selbst noch in seinem Leiden war. Vor allem für seine Mutter hat Jesus Christus sein kostbares Blut vergossen, damit die Gnade in einzigartiger Fülle auf sie überströmen konnte.

Christus, das Leben der Seele, S. 582

21. Dezember - Der hl. Thomas, Apostel

Ohne den Glauben werden wir niemals in die Geheimnisse Christi eindringen, wie wir anderseits im Besitz des Glaubens die Zeitgenossen des Herrn um nichts zu beneiden haben. Wohl sehen wir den Herrn nicht mit leiblichen Augen, wie sie ihn sahen. Der Glaube aber lässt uns ihn schauen, liebend bei ihm verweilen und ihm nicht minder wirksam vereint sein als jene, die einst mit ihm lebten.

Wir möchten manchmal sagen: "O, hätte ich doch zu jener Zeit gelebt. O, hätte ich ihm folgen dürfen mit den Scharen seiner Jünger, ihm dienen wie Martha, lauschend zu seinen Füßen sitzen dürfen wie Maria!"

Er selbst aber hat gesagt: "Selig, die nicht sehen und doch glauben" (Vgl. das Tagesevangelium). Warum sind solche selig? Weil der Verkehr mit Christus im Glauben nicht weniger nutzbringend ist für unsere Seelen, noch auch vor allem nicht weniger glorreich für Jesus, dem wir durch unsern Glauben huldigen, obwohl wir ihn nicht sehen.

Wir haben keine Veranlassung, die Jünger zu beneiden; durch den Glauben sind wir ihm ebenso nahe wie jene, die ihn einst mit leiblichen Augen geschaut, mit ihren Händen berührt haben.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 28

14. Januar - Der hl. Hilarius, Kirchenlehrer

Die tiefinnerste Überzeugung von der Gottheit Jesu Christi bildet die erste Grundlage unseres übernatürlichen Lebens. Wenn wir diese Wahrheit erfasst haben und sie in unserem Leben verwirklichen, dann wird unser inneres Leben reich, lichtvoll und fruchtbar sein.

Wenn wir an die Gottheit Christi glauben, dann glauben wir gleichzeitig an die ganze Offenbarung des Alten Testamentes, dessen Erfüllung Christus ist. Desgleichen glauben wir an die Offenbarung des Neuen Testamentes; denn die ganze Lehre der Apostel und der Kirche ist nichts anderes als die Entfaltung der Offenbarung Christi.

Wer also die Gottheit Christi gläubig anerkennt, der erfasst gleichzeitig die ganze übrige Offenbarung. Jesus, das fleischgewordene Wort, enthält und enthüllt Gottes Wesen und Weisheit. Das Wort wird Fleisch und offenbart den Menschen Gottes Herrlichkeit: "Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht." Wer Christus im Glauben aufnimmt, der nimmt die ganze Offenbarung auf.

Ich glaube, o Herr Jesus Christus, dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Vermehre, bitte, meinen Glauben!

Christus, das Leben der Seele, S. 224

15. Januar - Der hl. Paulus, Einsiedler

Christus Jesus steht zum Vater in Beziehungen ganz persönlicher und einzigartiger Natur, wie sie nur aus seinem göttlichen Ursprung erfließen können.

"Einmal", so erzählt das Evangelium, "nahm Jesus das Wort und sprach zu seinen Jüngern: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Klugen verborgen, Einfältigen aber geoffenbart hast. Ja, Vater, so gefiel es dir. Alles ist mir von meinem Vater übergeben. Niemand erkennt den Sohn als der Vater, und niemand erkennt den Vater als der Sohn, und wem der Sohn es offenbaren will" (Vgl. das Tagesevangelium).

Durch diese Worte spricht das menschgewordene Wort es deutlich aus, dass zwischen ihm und dem Vater unbedingte Gleichheit einer für uns Menschen unbegreiflichen Erkenntnis besteht. Dieser Gottessohn Jesus ist so groß, seine Sohnschaft so unaussprechlich erhaben, dass nur der Vater, weil er Gott ist, ihn vollkommen erkennen kann. Der Vater aber ist von so gewaltiger Majestät, seine Vaterschaft ein so hehres Geheimnis, dass nur der Sohn erfassen kann, was der Vater ist. Dieses Erkennen ist so unendlich erhaben über alle irdische Erkenntnis, dass kein Mensch daran teilnehmen kann, wenn ihm nicht eine besondere Offenbarung zuteil geworden ist.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 207

16. Januar - Der hl. Marzellus, Papst und Märtyrer

In seiner Epistel an die Römer wendet der hl. Paulus das Wort des Psalmisten auf sich an: "Deinetwegen schweben wir stets in Todesgefahr, Opferschafen gleich werden wir geachtet."

Doch, was fügt er sogleich bei? "Aber in all dem bleiben wir siegreich durch ihn."

Worin liegt das Geheimnis dieses Sieges? Warum erträgt er alles, sogar "über die Kraft hinaus". Warum bleibt er in all diesen Prüfungen so fest und innig mit Christus vereint, dass weder Trübsal noch Bedrängnis, noch Verfolgung, noch Hunger, noch Blöße, noch Gefahr, noch Schwert ihn von der Liebe Christi trennen kann?

Er weiß nur eine Antwort: "In all dem bleiben wir siegreich durch ihn, der uns geliebt hat." Was ihn aufrecht hält, ihn stärkt, belebt und antreibt, ist die tiefinnere Überzeugung von der Liebe Christi, der ihn "geliebt und sich für ihn hingeopfert hat".

Und diese feurige Überzeugung weckt in ihm, der "den Namen Gottes gelästert und die Christen verfolgt hat", den Entschluss, nicht mehr "sich selber zu leben, sondern dem, der aus Liebe für ihn gestorben ist." "Die Liebe Christi drängt uns", ruft er aus. Deshalb will ich mich hingeben für ihn, mich opfern, mich erschöpfen für die Seelen, die er erkauft hat. "Ich aber will mit Freuden für eure Seelen Opfer bringen, ja mich selbst aufopfern."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 372

17. Januar - Der hl. Antonius, Abt

Das Leben Jesu Christi ist auch in seinen Einzelheiten von so großer Tragweite, dass wir dessen Tiefen nicht zu ergründen vermögen. Ein einziger Ausspruch des menschgewordenen Wortes, das immerdar "im Schoß des Vaters lebt", ist eine so erhabene Offenbarung, dass sie hinreichen würde, wie ein unversieglicher Quell heilbringenden Wassers ein gesamtes Geistesleben zu befruchten. Wir sehen das im Leben des Heiligen. Ein einziges seiner Worte hat oft genügt, um eine Seele ganz und gar Gott zuzuwenden (Vgl. das Leben dieses Heiligen). Die Worte Jesu kommen vom Himmel; daher ihre Fruchtbarkeit.

Das nämliche gilt von seinen Handlungen, auch den unscheinbarsten. Sie sind uns Vorbild, Licht und Gnadenquellen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 236

"Jesus Christus, du bist voll der Gnade und Vorbild aller Tugenden, innigst geliebter Sohn des Himmlischen Vaters, an dem er sein Wohlgefallen hat, du sollst der einzige Gegenstand meiner Gedanken und meiner Liebe sein. Alles Vergängliche will ich für nichts erachten, um in dir allein meine Freude zu finden. Ich will dir nachfolgen, um durch dich und mit dir deinem Himmlischen Vater in allem wohlgefällig zu sein."

Christus, das Leben der Seele, S. 77

18. Januar - Petri Stuhlfeier zu Rom

Die Kirche ist die rechtmäßige Hüterin der Lehre und des Gesetzes Christi; sie ist die Austeilerin seiner Gnaden unter den Menschen; sie ist endlich seine Braut, die in seinem Namen Gott dem Vater für alle seine Kinder das vollkommene Lobopfer darbringt.

Somit ist die Kirche innigst mit Christus verbunden, sie besitzt seine Reichtümer in einem solchen Maße, dass man mit Recht sagen könnte, sie sei der durch die Jahrhunderte unter uns lebende Christus selbst. Jesus Christus ist auf die Erde gekommen nicht nur für jene, die zu seiner Zeit in Palästina lebten, sondern für die Menschen aller Zeiten.

Nachdem er den Menschen seine sichtbare Gegenwart entzogen, hat er ihnen die Kirche gegeben mit seiner Lehre, seiner Gewalt, seinen Sakramenten, seiner Gottesverehrung, gleichsam als sein anderes Selbst. Nur in der Kirche finden wir Jesus Christus.

Niemand kommt zum Vater - und darunter ist alles zu verstehen, was sich auf unser Heil und unsere Heiligung bezieht - niemand kommt zum Vater außer durch Christus.

Doch dürfen wir dabei jene andere ebenso wichtige Wahrheit nicht vergessen: niemand kommt zu Christus, außer durch die Kirche. Wir gehören Christus nicht an, wenn wir nicht der Kirche angehören, sei es in der Tat oder wenigstens dem Willen nach; nur in der Einheit der Kirche leben wir vom Leben Christi.

Christus, das Leben der Seele, S. 150

19. Januar - Die hl. Marius und Martha, Märtyrer

"Gott hat uns dieses Leben nicht gegeben, damit wir es zu einem Lustgarten machen, es ist im Gegenteil eine Zeit der Prüfung, auf die dann erst die Ruhe, ja eine Ewigkeit der Freude folgt. Christus hat während seines ganzen Lebens gelitten, denn der Schatten des Kreuzes folgte ihm Schritt für Schritt, und so nehmen auch alle, die er liebt, mehr oder weniger ihr ganzes Leben hindurch an diesem Kreuze teil. Die Widerwärtigkeiten, das Nichtverstandenwerden, die körperlichen und seelischen Leiden, die Schwierigkeiten im Haushalt, all das ist ein Teil dieses Kreuzes. Doch wenn man alles willig auf sich nimmt, werden diese Leiden geheiligt, vergöttlicht durch die Verbindung mit denjenigen Jesu Christi. Dies gibt ihnen unendlichen Wert in den Augen des himmlischen Vaters. Der hl. Benediktus sagt so schön: "durch geduldiges Tragen der Mühen und Widerwärtigkeiten dieses Lebens werden wir an den Leiden Christi teilnehmen."

"Es ist unmöglich, auf einem anderen Weg zum Himmel zu gelangen, als auf dem, den Christus einschlug: auf dem Weg des Kreuzes. Dem Kreuz werden wir jeden Tag auf irgendeine Art begegnen. Das wichtigste ist, es in Vereinigung mit Jesus zu tragen; denn das allein gibt den wahren und vollen Wert."

Die Gottverbundenheit, S. 146

20. Januar - Die hl. Märtyrer Fabian und Sebastian

Als unser Herr auf Erden wandelte, "ging eine Kraft von ihm aus und machte alle gesund" (Vgl. das Tagesevangelium). Christus aber blieb immer derselbe. Wenn wir die Geheimnisse seines Lebens betrachten, sei es im Evangelium, sei es in der Liturgie, so werden uns die Gnaden zuteil, die er, als er jedes einzelne dieser Geheimnisse durchlebte, uns erworben hat. Solche Betrachtung führt uns vor Augen, wie Christus, unser Vorbild, die Tugend geübt hat, und lässt uns an den Gesinnungen teilnehmen, die sein heiligstes Herz in den verschiedenen Lebenslagen beseelten. Vor allem aber schöpfen wir daraus die besonderen Gnaden, die er für uns verdient hat, als er diese Geheimnisse durchlebte.

Die Geheimnisse Christi entsprechen den einzelnen Lebensstufen seiner allerheiligsten Menschheit. Christus hat die Fülle aller Gnaden von seiner Gottheit empfangen und zwar zu dem Zweck, dass diese Gnaden seiner menschlichen Natur und durch diese allen Gliedern des mystischen Leibes zufließen, "einem jeden in dem Maß, in dem Christus sie ausgeteilt hat." Das göttliche Wort hat, da es unsere Natur annahm, sich sozusagen mit der gesamten Menschheit vermählt, und jede Seele nimmt in dem Maß, das nur Gott bekannt und durch den Glauben bestimmt ist, an der Gnadenfülle teil, die Christi heilige Seele durchflutet.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 24

21. Januar - Die hl. Agnes, Jungfrau und Märtyrin

Nichts ist imstande, die getreue Jungfrau von ihrem Geliebten zu trennen, den sie, mit der Braut des Hohenliedes, immer wieder bittet: "Ziehe mich dir nach, ich will dir nacheilen im Duft deiner Salben." Und wiederum: "Lege mich wie ein unauslöschliches Siegel auf dein Herz, denn meine Liebe und meine Treue sind stark wie der Tod ... viele Wasser sind nicht imstande, die Liebe auszulöschen, und die Ströme überfluten sie nicht."

"Weder der Tod mit seinen Schrecken, noch das Leben mit seinen Verführungen, weder Engel noch Herrschaften, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendein Geschöpf kann sie scheiden" von ihrem göttlichen Herrn und Bräutigam. Obschon sie noch hienieden wandelt, kann man von ihr sagen: "dass sie in Treue dem Lamm folgt, wohin es geht". So sehr ist es wahr, dass "wer dem Herrn anhängt, ein Geist mit ihm ist".

Durch die Liebe wird die Vereinigung immer inniger, immer unzertrennlicher, das "dem Wort anhangen" wird immer beständiger, fester und freudiger, bis es schließlich ganz unerschütterlich geworden ist.

Glücklich dann die treue Seele, beneidenswert die Jungfrau, deren Lampe Jesus brennend findet, "wenn er kommt!"

Sponsa Verbi, S. 72

22. Januar - Die hl. Vinzentius und Anastasius, Märtyrer

Alle Leiden, Demütigungen und Widerwärtigkeiten, die uns irgendwie zustoßen, kommen von der Hand unseres Vaters, der da weiß, was uns am nützlichsten ist. Er weiß, auf weIchen Wegen und Umwegen er uns zur Seligkeit führen wird. Er kennt die Art und das Maß unserer Vorherbestimmung.

Wir sollten darum niemals erschrecken über die Leiden und Verdemütigungen, die uns treffen, die Versuchungen und Trostlosigkeiten, die uns bedrücken, sondern uns bemühen, "Gott zu ertragen", was soviel sagen will wie durchaus alles annehmen, was er mit uns will. "Mein Vater ist der Weingärtner, der die Rebe reinigt, damit sie noch mehr Frucht bringt", hat Christus selbst gesagt. Er will unsere übernatürlichen Fähigkeiten erweitern, will uns selbst deutlich unsere Schwäche und unser Unvermögen zum Bewusstsein bringen, damit wir überzeugt seien von unserer völligen Ohnmacht, aus eigener Kraft zu beten, zu arbeiten oder irgend wie Fortschritte zu machen und somit unser ganzes Vertrauen auf ihn setzen.

Bleiben wir nur fügsam, großherzig und treu. Es kommt die Stunde, da Gott, nachdem er uns von uns selbst gelöst und geleert hat, mit seiner ganzen Fülle uns bereichern wird, auf dass wir ganz von Gott erfüllt werden.

Christus unser Ideal, S. 359

23. Januar - Der hl. Raymund von Pennafort, Bekenner

Die Verzeihung wird uns nach der heiligen Taufe nur dann gewährt, wenn wir "würdige Früchte der Buße bringen" (Vgl. die Kollekte der Tagesmesse).

Auf die Reue im Herzen und das Bekenntnis der Lippen muss dann noch die demütige Annahme der Genugtuung folgen.

Diese Genugtuung bildet einen wesentlichen Teil des Sakramentes der Buße. In früheren Zeiten war das zu leistende Bußwerk bedeutend. Gegenwärtig beschränkt sich die Genugtuung, die der Priester für die begangenen Sünden auferlegt, auf einige Gebete, ein Almosen oder eine Abtötung. Wohl hat der Heiland überreiche Genugtuung für uns geleistet. Billigkeit und Gerechtigkeit aber verlangen, wie das Konzil von Trient erklärt, dass jeder, der nach der Taufe gesündigt hat, auch seinen Teil zur Sühne beitrage, um für die Sündenschuld zu büßen.

Da diese Genugtuung sakramentale Kraft hat, vereinigt Jesus Christus durch den Mund seines stellvertretenden Priesters sie mit seinen eigenen Verdiensten. Aus ihnen schöpft sie ihre große Wirksamkeit, um in der Seele "den Tod der Sünde" zu erzeugen. Indem wir die für unsere Sünden auferlegte Buße verrichten, werden wir nach den Worten des Konzils von Trient Christus ähnlich, der seinem Vater für uns unendliche Sühne geleistet hat.

Christus, das Leben der Seele, S. 300

24. Januar - Der hl. Timotheus, Bischof und Märtyrer

Gott teilt die Fülle seines Lebens der Menschheit Christi mit und durch diese allen Seelen, "nach dem Maß ihrer Vorherbestimmung in Christus".

Wir müssen verstehen, dass wir nur in dem Maß heilig sind, als Christus in uns lebt. Nur eine solche Heiligkeit will Gott von uns und keine andere. Wir sind entweder heilig in Jesus Christus oder überhaupt nicht.

In der ganzen Schöpfung als solcher findet sich kein Tröpflein dieser Heiligkeit, sie fließt allein aus der Gottheit durch einen freien Akt allmächtigen Willens, und darum ist sie übernatürlich.

Der hl. Paulus betont mehr denn einmal sowohl die Unverdientheit dieses Geschehens der göttlichen Kindschaft und die unaussprechliche Liebe, die uns an ihr hat teilnehmen lassen wollen, als auch das bewunderungswürdige Mittel dazu, nämlich die Gnade Jesu Christi. Er schreibt an seinen Jünger Timotheus: "Erinnere dich daran, dass uns Gott durch seine heilige Berufung auserwählt hat, nicht unserer Werke wegen, sondern nach seinem Ratschluss und der Gnade, die uns in Christus Jesus verliehen ward vor ewiger Zeit."

Christus, das Leben der Seele, S. 50

25. Januar - Pauli Bekehrung

Jedem, der die Briefe des hl. Paulus an die Christen seiner Zeit liest, muss es auffallen, mit welchem Nachdruck der Apostel von unserm Herrn Christus spricht. Immer wieder kommt er auf dieses Thema zurück. Er ist so erfüllt davon, dass in Wahrheit Christus sein Lebensinhalt ist. Selbstlos opfert er sich für Christus und seine Glieder.

Von Jesus Christus selbst erwählt und belehrt, soll er der Verkünder seines Geheimnisses auf der ganzen Welt werden. Zutiefst eingedrungen in die Größe dieses Geheimnisses ist er einzig und allein vom Wunsch beseelt, es zu enthüllen, die anbetungswürdige Person Jesu Christi allen kund zu tun und ihre Liebenswürdigkeit zu zeigen.

Den Kolossern schreibt er, dass inmitten aller Trübsale und Widerwärtigkeiten sein Herz vor Freude überströmt im Gedanken, "dass er beauftragt worden, das Geheimnis zu verkünden, das seit Jahrhunderten durch alle Geschlechter verborgen geblieben, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist, das Geheimnis der Reichtümer Christi".

Sein Wissen, seine Predigt, seine Liebe, kurz sein ganzes Leben bezieht sich einzig und allein auf Jesus Christus. In den Mühen und Kämpfen seiner apostolischen Tätigkeit ist der Gedanke seine größte Freude, dass durch seine Predigt Christus in den Seelen geboren wird.

Christus, das Leben der Seele, S. 55

26. Januar - Der hl. Polykarp, Bischof und Märtyrer

Je mehr man sich Christus hingibt, desto mehr schenkt er sich uns. Und schenkt er sich uns einmal vollständig, so bedeutet dies für uns die Fülle seines Lebens in uns: die Heiligkeit, die vollkommene Vereinigung mit ihm.

Sich Jesus schenken aber heißt: zuerst sich ihm ganz hingeben und seiner Weisheit und seiner Liebe die ganze Sorge überlassen, wie alles seiner Ehre und unserm Wohle dienen soll.

Sich Jesus schenken, heißt ferner: sich den andern widmen aus Liebe zu ihm, oder vielmehr sich ihm schenken in der Person des Nächsten. Er sagte ja selbst: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was ihr dem geringsten meiner Brüder Gutes getan habt, das habt ihr mir getan."

Es gibt leider nur wenige, die diese Wahrheit verstehen, darum gibt es auch so wenig Heilige.

Vergessen wir es nie: Unser göttlicher Meister schenkt sich nur denen, die sich ihm schenken in der Person des Nächsten, und wie man nur zu Gott gelangen kann durch die heilige Menschheit Jesu Christi, so kann man sich auch nicht mit Christus vereinigen, es sei denn, man nehme ihn geeint mit dem Nächsten (Vgl. die Tagesepistel).

Die Gottverbundenheit, S. 217

27. Januar - Der hl. Johannes Chrysostomus, Bischof

Der ewige Vater hat in Jesus Christus alle Gnaden, alle Gaben der Heiligung niedergelegt, die er für die einzelnen Seelen bestimmt hat.

Je mehr wir Christus kennen lernen, je tiefer wir in die Geheimnisse seiner Person und seines Lebens eindringen und je aufmerksamer wir im Gebet alle Züge und Einzelheiten erwägen, die durch die heiligen Offenbarungsbücher uns mitgeteilt werden, um so wahrer wird unsere Frömmigkeit, um so fester begründet unsere Heiligkeit sein.

Unsere Frömmigkeit muss im Glauben und in der Erkenntnis wurzeln, die Gott uns von den übernatürlichen und göttlichen Dingen mitgeteilt hat.

Eine auf dem Gefühl aufgebaute Frömmigkeit ist ebenso hinfällig und vergänglich wie das Gefühl selbst, auf dem sie ruht. Sie gleicht einem Haus, das auf Sand gebaut ist und beim ersten Windstoß zusammenstürzt.

Ist unsere Frömmigkeit dagegen auf den Glauben und auf jene Überzeugung gegründet, die einer tieferen Kenntnis der Geheimnisse Christi entspringt, Christi, der da allein wahrer Gott ist mit dem Vater und dem Heiligen Geist, so gleicht sie einem Haus, das auf Felsen steht. Nichts vermag es zu erschüttern; "denn es ist auf Felsengrund gebaut".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 8

28. Januar - Die hl. Agnes zum andern Mal

Die Freiheit, die der Anteil der Gott hingegebenen Seelen ist, bringt diesen einen tiefen Frieden und eine unvergleichliche, innere Freude, zugleich mit dem Bewusstsein, dass Gott ein Vater voller Güte ist, der sie liebt und sie zu sich führen will. Was sollten sie fürchten? "Gott führt sie und darum mangelt ihnen nichts."

Sie leben im Überfluss himmlischer Güter, in einem inneren "Frieden, der allen Begriff übersteigt".

Wer mit ihnen in Berührung kommt, empfindet gleichsam den Duft himmlischer Salbung, der ihnen entströmt und deren Quelle ihr unerschütterliches Gottvertrauen und die innigste Vereinigung mit dem Herrn ist.

Der Herr ist ihre Weisheit, ihre Stärke und ihre Ehre und, wenn sie auch wandeln in Todesschatten, sie genießen dennoch den tiefsten, wahrhaft göttlichen Frieden und eine unveränderliche Freude, weil sie wissen, dass sie sich dem besten Vater, dem treuesten Freund, dem zärtlichsten Bräutigam anheim gegeben haben: "Wenn ich auch wandle mitten in Finsternis, fürchte ich kein Unheil; denn du bist bei mir."

Christus unser Ideal, S. 372

29. Januar - Der hl. Franz von Sales, Bischof und Kirchenlehrer

"Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig." "Die Sanftmut ist die gemeinsame Blüte der Liebe und der Demut." Jesus war die Sanftmut selbst. Während Petrus ihn verleugnete und laut beteuerte, ihn nicht zu kennen, schaut Jesus ihn mit Sanftmut an, und dieser Blick der Liebe und Sanftmut hat Petri Herz umgewandelt und wurde die Quelle jener Liebestränen, die fortan immer flossen.

"Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen."

Ohne Sanftmut ist es ganz unmöglich, in inniger Vereinigung mit Jesus zu leben. Er ist die Sanftmut selbst und jedes Fehlenlassen an Milde dem Nächsten gegenüber trifft sein eigenes Herz. "Alles, was ihr dem geringsten meiner Brüder getan, habt ihr mir getan."

Die Gottverbundenheit, S. 340

"Versuchen Sie alles aus Liebe zu tun. Gott ist die Liebe, und er schaut mit Wohlgefallen auf alles, auch das Unscheinbarste, wenn es nur aus Liebe vollbracht wurde. Die Liebe ist wie der Stein der Weisen, der alles in Gold verwandelt, was er berührt."

"Begegnen Sie jedem Wink des göttlichen Willens mit einem Lächeln der Liebe."

"Die Treue ist der Liebe Blüte; für sie ist nichts zu klein."

Die Gottverbundenheit, S. 41

30. Januar - Die hl. Martina, Jungfrau und Märtyrin

Die Triebfeder all der Opfer und Verzichte, die das christliche Leben erfordert, ist die Liebe, die uns den Spuren Jesu Christi folgen ließ.

Wir haben ihm gesagt: Meister, du rufst mich, hier bin ich; ich glaube, dass du so groß, so mächtig, so gut bist, dass du mich in meiner Hoffnung nicht zuschanden machst, sondern mich in dir die Quelle aller Seligkeit und allen Lebens finden lassen wirst. Non confundas me ab expectatione mea ... et vivam.

Der Glaube ist schon an und für sich eine Hingabe des eigenen Ich an das Wort, an die Wahrheit, die da ist Jesus, das fleischgewordene Wort Gottes.

Und unser ganzes christliches Leben soll nichts anderes sein als die fortgesetzte Ausführung jenes Anfangsaktes im Glauben und in vertrauensvoller Hingabe.

Wenn unser ganzes Leben beseelt ist von diesem Geist vertrauensvoller Hingabe, der von unserer Taufe wie von seiner Quelle ausgeht, dann verleiht er unserm Leben auch höchste Fruchtbarkeit. Diese vertrauensvolle Hingabe an Gott ist in der Tat eine der reinsten und vollkommensten Formen der Liebe, ihr Gipfelpunkt; sie ist die Liebe, die Gott ohne Vorbehalt das ganze Sein mit allen Kräften und aller Tätigkeit übergibt, damit es vor Gott ein wahres Brandopfer sei.

Christus unser Ideal, S. 344

31. Januar - Der hl. Petrus Nolasco, Bekenner

Mehr an den Nächsten und dessen Interessen, an dessen Befriedigung und Freude denken, als an sich selbst, das ist das sicherste Zeichen wahrer Liebe. Denn das zu tun, und zwar nicht nur einmal, sondern zehnmal, ja immer und überall und gegen alle ohne Unterschied, das heißt, wahrhaft Gott lieben. Eine solche Liebe verlangt zu viel Selbstverleugnung, als dass sie nur auf eigene Kraft gestützt bestehen könnte. Das kann nur Liebe, die aus Gott geboren ist. Darum bezeichnet auch der Heiland selbst die Nächstenliebe als offenkundiges Zeichen der Gegenwart Gottes in einer Seele.

Was ist in der Tat die Nächstenliebe eigentlich?

Sie ist die Liebe zu Gott, die zugleich mit Gott alles in Liebe umfängt, was mit Gott vereinigt ist, die allerheiligste Menschheit Jesu Christi und in Christus alle Glieder seines mystischen Leibes! Christus ist es, der da trauert in den Trauernden, der krank ist in den Kranken, niedergedrückt in den Betrübten.

Hat nicht die ewige Weisheit selbst diese gesagt?

"Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan." "Bei der Menschwerdung hat der Heiland all unsere Schwächen auf sich genommen." Wenn wir sie darum dem Nächsten erleichtern, ist es der Heiland selbst, der diese Erleichterung von uns annimmt.

Christus unser Ideal, S. 477

1. Februar - Der hl. Ignatius, Bischof und Märtyrer

Die Liebe, mit der man handelt, ist der Schlüssel, das Geheimnis unseres Lebens. Man kann nicht genug daran denken; schnell wäre man ein Heiliger, wenn man sich viel Mühe geben würde, jede Handlung aus großer Liebe zu verrichten.

"Vereinigen Sie sich täglich mit der Hostie auf dem Altar, um dann mit Jesus zu Gottes Ehren aufgeopfert und von denen verzehrt zu werden, die Sie umgeben und bei Ihnen sind."

"Sie müssen arbeiten, leiden, sich dem andern widmen, gleichsam um wie Jesus aufgezehrt zu werden, der sich jeden Morgen nach seiner Hinopferung jedem, der da kommt, zur Speise gibt."

Die Gottverbundenheit, S. 311

Wie die Erde durch den Tod des Winters gehen, wie das Samenkorn sterben muss, bevor die Früchte der Ernte eingeheimst werden können (Vgl. das Tagesevangelium), so bedarf auch unsere Seele der Kelter der Prüfung und des Bewusstseins ihrer Schwachheiten, um durch Christus mit seiner Kraft und mit seinem göttlichen Leben ausgestattet zu werden.

Nach dem göttlichen Plan soll Gott verherrlicht werden durch die Macht seiner Gnade. Darum freut sich ein hl. Paulus in der Erkenntnis seiner Schwachheit, damit die ganze Kraft ihm von Christus komme.

Die Gottverbundenheit, S. 187

2. Februar - Mariä Reinigung (Lichtmess)

Am Tag Mariä Reinigung erhielt Gott unendlich größere Verherrlichung, als er jemals in seinem Tempel von allen Opfern und Gaben des Alten Bundes empfangen hatte. War es ja sein eingeborener Sohn, sein eigener Sohn, der ihm heute geopfert ward und der ihm dabei selbst ein unendliches Lob-, Dank-, Bitt- und Sühnopfer darbrachte.

Das war Gott ein wahrhaft würdiges Opfer. Der himmlische Vater musste diese allerheiligste Gabe mit unendlicher Freude aufnehmen.

Dargebracht wurde es zudem noch durch die Hände Mariens, der Jungfrau voll der Gnade. Ihr Glaube war ein vollkommener. Erfüllt vom Licht des Heiligen Geistes, erfasste ihre Seele den Wert dieses heiligen Opfers, das sie Gott darbrachte. Durch seine heiligen Einsprechungen stimmte der Heilige Geist ihre Seele zum Gleichklang mit den Gesinnungen des göttlichen Herzens ihres Kindes.

So wie sie einst bei der Botschaft des Engels von der Menschwerdung ihre Einwilligung gegeben hatte in unser aller Namen, so hat sie auch jetzt im Namen der ganzen Menschheit Jesus aufgeopfert. Sie weiß, dass ihr Sohn "der König der Herrlichkeit, das neue vor dem Morgenstern erzeugte Licht ist, der Herr über Leben und Tod" (Vgl. die Prozessionsgesänge).

Christus in seinen Geheimnissen, S. 165

3. Februar - Der hl. Blasius, Bischof und Märtyrer

Je lieber man Gott ist, desto mehr muss man in dieser Welt leiden. Jesus, der meistgeliebte Sohn Gottes, hat mehr gelitten, als irgendein Mensch je zu leiden hatte. Maria, unsere Mutter, ist die Mutter der Schmerzen.

Und warum?

Weil Gott so gut ist. Er gibt den Ungläubigen, Gottlosen und Bösen, die das Glück nicht haben werden, einstens das schöne Paradies zu besitzen, die Güter dieser Welt: Güter, die einige Jahre dauern und dann für immer vorüber sind.

Aber seinen Freuden schenkt er ewige Freuden, denn jedes, auch noch so kleine für Gott und in Vereinigung mit Jesus ertragene Leiden zieht eine überschwängliche Belohnung nach sich für die ganze Ewigkeit.

Darum war Maria so arm, darum hat sie ein lebenslängliches Martyrium zu erdulden gehabt, seit der greise Simeon ihr die Leiden ihres Sohnes vorausgesagt hat.

Oft sind es gerade die treuesten Freunde Gottes, die viel auf dieser Erde leiden müssen, damit sie ihr Herz nicht an irdischen Tand hängen, da ihrer ein unendliches Glück für die Ewigkeit harrt.

Die Gottverbundenheit, S. 136

4. Februar - Der hl. Andreas Corsini, Bischof

Machen wir den Gehorsam zu unserer Speise, wie der Heiland von sich sagt: "Meine Speise ist es, den Willen des Vaters zu tun." Wir müssen aber den Herrn um diese Tugend bitten, so dass wir sie in ihrer ganzen Vollkommenheit erlangen und unser Denken, Fühlen und Wollen, unser ganzes Sein und Wesen Gott und seinem Stellvertreter übergeben. Wenn wir den Herrn ständig um diese Gnade bitten, wird er sie uns geben.

Jeden Morgen sollten wir uns mit dem Gehorsam, mit der Hingabe des Heilands in der Menschwerdung vereinigen und gleich ihm beten: "Hier bin ich, o Herr, ich übergebe mich ganz und gar deinem göttlichen Willen, damit ich heute in allem gleich deinem göttlichen Sohn nur das tue, was dir gefällt." "Was Dir gefällt, mach ich immer". Weil ich dich liebe, möchte ich dir huldigen durch völlige Hingabe meines ganzen Wesens zur restlosen Erfüllung deines göttlichen Willens. Mit deinem göttlichen Sohn möchte ich sagen: "Ich liebe den Vater und wie er mir aufgetragen hat, so tue ich."

Dieser Gehorsam wird meiner Natur vielleicht schmerzlich, meinen Neigungen zuwider, meinem persönlichen Ideal entgegen sein; dennoch will ich dir dieses Opfer darbringen als Zeichen meines Glaubens an dein göttliches Wort, meiner Hoffnung auf deine Macht, meiner Liebe zu dir und zu deinem göttlichen Sohn.

Christus unser Ideal, S. 340

5. Februar - Die hl. Agatha, Jungfrau und Märtyrin

Jesus Christus ist die unendliche Heiligkeit: "Denn du allein bist heilig", Jesus Christus.

Aber er ist nicht nur heilig in sich selbst, er ist uns geschenkt worden, dass er auch unsere Heiligkeit sei: "Jesus Christus, der uns von Gott Weisheit und Gerechtigkeit und Heiligung und Erlösung ward" (Vgl. die Tagesepistel).

Er ist unsere Heiligkeit:

Als vollkommenes Vorbild. Gott findet in ihm sein ganzes Wohlgefallen. Er findet es auch an uns je nach dem Grad unserer Gleichförmigkeit mit Jesus.

Als Mittel unserer Vereinigung mit Gott: In Jesus ist die göttliche Natur mit der menschlichen vereinigt in der Einheit der Person, und wir sind vereint mit der Gottheit in dem Maße unserer Verbundenheit mit der hochheiligen Menschheit Jesu.

Alle unsere Anstrengungen haben nur soweit Erfolg, als Jesus in uns wirkt und uns hilft: "Ohne mich könnt ihr nichts tun."

Wir müssen uns folglich in allen Dingen ganz und gar auf ihn stützen.

Die Gottverbundenheit, S. 69

6. Februar - Der hl. Titus, Bischof und Märtyrer

Gott zeugt uns zum übernatürlichen Leben durch sein ewiges Wort und "das Bad der Wiedergeburt, die Erneuerung im Heiligen Geiste" (Tit 3, 5). Ein neues Leben wird dem natürlichen, das es überragt und krönt, hinzugefügt, so dass der Christ in Christus ein "neues Geschöpf' wird. Die Gnade macht uns zu Gotteskindern, zu Brüdern Jesu Christi, die einst würdig erfunden werden sollen, seine eigene Seligkeit und ewige Herrlichkeit zu teilen.

Wie in Christus, so soll auch in uns das göttliche Leben das vorherrschende sein. Das Leben der Gnade muss alle unsere natürliche Tätigkeit lenken und führen, damit sie gleichsam in der Wurzel vergöttlicht und dem Herrn wohlgefällig gemacht werde.

Möchte doch die Betrachtung Jesu und die Teilnahme an seinen Geheimnissen durch die heilige Kommunion alles aus uns hinausschaffen und uns dazu führen, ein für allemal abzubrechen mit allem, was das Leben Gottes in uns zerstört und beeinträchtigt, mit der Sünde, von der Christus uns befreite, mit aller Untreue und Unvollkommenheit, aller Anhänglichkeit an die Geschöpfe und aller übertriebenen Sorge um das Vergängliche, so dass wir "den weltlichen Lüsten entsagen" (Tit 2, 12) und mit ihnen allen kleinlichen Sorgen der törichten Eigenliebe.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 123

7. Februar - Der hl. Romuald, Abt

Weit entfernt, dass Liebe und Freude in der anhaltenden Reuegesinnung, welche die Zerknirschung ausmacht, ein Hindernis finden, stützen sie sich vielmehr darauf als auf den festesten Grund, von dem aus ihr Höhenflug den Ausgangspunkt nimmt. Wo liegt in der Tat die hauptsächlichste Quelle der Zerknirschung? In dem Gedanken an die Beleidigung Gottes als der unendlichen Güte. Solcher Art ist die Zerknirschung in der Tat ein Ausdruck vollkommener Reue, eine der ureigensten und reinsten Formen der Gottesliebe! Sie ist für die Großmut und Liebe ein beständiger Ansporn, die Vergangenheit durch größeren Eifer wieder gutzumachen; sie erhält die Seelen im Misstrauen gegen sich selbst, aber zugleich wunderbar lenksam unter der Hand Gottes, macht sie voll zartester Aufmerksamkeit auf die Eingebungen des Heiligen Geistes.

Als Quelle der Demut sowohl wie auch der Großmut macht die Zerknirschung die Seele geneigt, sich gänzlich dem Willen Gottes anzupassen, unter welcher Form auch immer er sich zeigen, welche Prüfungen immer er der Seele auferlegen möge. Eine solche Seele sieht eben in diesen Prüfungen ein Mittel, die durch die Sünde verkannten oder verletzten Rechte und Vollkommenheiten an sich zu strafen.

Christus unser Ideal, S. 185

8. Februar - Der hl. Johannes von Matha, Bekenner

Der hl. Paulus nennt Christus "die auf Erden erschienene Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes".

Und der hl. Petrus, der drei Jahre lang im innigsten Verkehr mit dem Heiland lebte, sagt von ihm, dass er "umherging, Wohltaten spendend".

Gleich dem barmherzigen Samaritan, dessen Wohltat er so ergreifend geschildert, hat Christus die Menschen in seine Arme, ihre Schmerzen in sein heiligstes Herz geschlossen: "Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen".

Er kommt, das größte und einzige Übel, die Sünde, wegzunehmen. Er treibt Teufel aus den Leibern der Besessenen, aber noch mehr aus den Seelen, indem er sein Leben für jeden aus uns dahingibt: Dilexit me et tradidit semetipsum pro me.

Einen größeren Beweis der Liebe gibt es sicherlich nicht: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt".

Jesu Liebe zu den Menschen sei uns also Vorbild für die unsrige. "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe". Wie ich euch geliebt habe. "Daran sollen alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt."

Christus, das Leben der Seele, S. 566

9. Februar - Der hl. Cyrill, Bischof von Alexandrien

Maria nimmt in der christlichen Heilsordnung einen ganz eigenartigen, überragenden, wesentlichen Platz ein. Gleichwie der Menschensohn vom "Gottessohn" in Christus nicht getrennt werden kann, so ist auch Maria unzertrennlich mit Jesus verbunden. Die allerseligste Jungfrau Maria nimmt im Geheimnis der Menschwerdung eine wesentliche Stelle ein.

Auch wir müssen, wie Jesus, Kind Gottes und Kind Mariä sein. Er ist das eine und das andere in vollkommenster Weise. Wollen wir sein Bild in uns gestalten, so müssen auch wir diese doppelte Eigenschaft in uns zum Ausdruck bringen.

Es hieße Christus teilen, wollten wir in unserer Andacht ihn von seiner Mutter trennen. Es hieße die wesentliche Rolle, die Christus seiner heiligen Menschheit in der Austeilung der göttlichen Gnade zugeteilt hat, gänzlich aus dem Auge verlieren. Wer die Mutter verlässt, versteht den Sohn nicht.

Jesus Christus ist unser Erlöser, unser Mittler, unser älterer Bruder, weil er sich mit der menschlichen Natur bekleidet hat. Wie könnten wir ihn wirklich lieben, ihm vollkommen ähnlich werden, wenn wir nicht eine besondere Andacht gegen jene, die ihm diese menschliche Natur gegeben hat, im Herzen trügen?

Christus, das Leben der Seele, S. 573

10. Februar - Die hl. Scholastika, Jungfrau

Wenn wir uns ganz und gar Christus unterwerfen und uns ihm überlassen, wenn unsere Seele wie die seine ein beständiges "Amen" zu all dem spricht, was er im Namen seines Vaters von uns verlangt, wenn wir nach seinem Beispiel in solch anbetender Gesinnung verharren, bei allen Kundgebungen des göttlichen Willens, bei allen, auch den geringfügigsten Zulassungen seiner heiligen Vorsehung, dann begründet Christus sein Friedensreich in uns, er gibt uns "seinen Frieden, nicht wie die Welt ihn gibt", sondern jenen wahren Frieden, der nur von ihm kommen kann.

Solche Haltung führt alle unsere Wünsche zur Einheit. Die Seele verlangt nur noch eins, nämlich dies, dass das Reich Christi in ihr sich festige. Der Heiland aber erfüllt dieses Sehnen mit göttlich überreicher Fülle. Die Seele lebt in heiliger Ordnung; sie genießt, weil all ihr übernatürliches Sehnen in der Einheit ruht, die volle Befriedigung ihrer tiefsten Neigungen. Alles in ihr ist geordnet, sie lebt im Frieden.

Glücklich die Seele, wenn sie diese von Gott gesetzte Ordnung verstehen gelernt hat und sich ihr voller Liebe anzupassen sucht.

Christus unser Ideal, S. 512

11. Februar - Fest der Erscheinung Mariä in Lourdes

Der hl. Lukas erzählt uns, dass einmal nach einer Predigt des Herrn eine Frau aus dem Volk die Stimme erhob und rief: "Selig ist der Leib, der dich getragen, und selig die Brust, die dich genährt hat." Jesus aber erwiderte darauf: "Viel mehr noch sind selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen."

Der Heiland widerspricht hier keineswegs dem Zuruf dieser Frau; er hat doch selbst das Herz seiner Mutter mit unaussprechlichen Freuden erfüllt. Er will uns nur zeigen, wo wir ebenso wie Maria die Quelle des Friedens suchen sollen. Das Vorrecht der Gottesmutterschaft genießt nur Maria. Ihr allein unter allen Geschöpfen hat Gott von Ewigkeit her die unfassbare Aufgabe zugedacht, Mutter seines Sohnes zu sein.

Der Heiland aber will uns hier zu verstehen geben, dass, gleichwie Maria der Freuden der göttlichen Mutterschaft gewürdigt ward wegen ihres Glaubens und ihrer Liebe, auch wir verdienen können, ihm zwar nicht das leibliche Leben, wohl aber die freudenreiche Geburt in unserer Seele zu geben.

Das geschieht, wenn wir das Wort Gottes hören und durch liebende Beobachtung seiner Gebote es befolgen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 177

12. Februar - Die hl. sieben Stifter des Servitenordens

Was würden wir nicht darum geben, hätten wir mit Maria, Johannes und Magdalena am Fuß des Kreuzes stehen können? Nun aber ist die heilige Messe die, wenn auch unblutige, Erneuerung und Wiederholung des Kreuzesopfers und hat den Zweck, das Gedächtnis desselben fortzusetzen und uns die Früchte desselben zuzuwenden (Vgl. die Messkollekte).

In der heiligen Messe sollen wir uns mit Christus vereinigen, aber mit Christus als Opferlamm. Auf dem Altare liegt "das Lamm, gleichsam wie geschlachtet", und der Heiland will uns Anteil geben an seinem Opfer. Darum legt der Priester nach der heiligen Wandlung die gefalteten Hände auf den Altar als Zeichen der innigen Verbindung zwischen Priester, Volk und dem heiligen Opfer und betet dazu: "Demütig flehen wir zu dir, allmächtiger Gott, du mögest diese Gabe von deinem erhabenen Altar emportragen lassen vor das Angesicht deiner göttlichen Majestät."

Die Kirche bringt hier zwei Altäre in Beziehung, den himmlischen und den irdischen, nicht als ob es im Himmel einen stofflichen Altar gäbe, sondern um anzudeuten, dass es nur ein Opfer ist. Das Opfer, das sich auf Erden in geheimnisvoller Weise vollzieht, ist ein und dasselbe mit jenem, das der Heiland, unser Hohepriester, dem ewigen Vater darbringt, wenn er ihm die Frucht seines bitteren Leidens für uns aufopfert.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 363

13. Februar - Vom Wochentag

Durch häufige Akte des Glaubens an die Macht Jesu Christi, an den Wert seiner Verdienste wird unser Leben zum fortwährenden Lobgesang auf den ewigen Hohenpriester, den Welterlöser, dem wir alle Gnade verdanken.

Dadurch dringen wir tief in die ewigen Gedanken und Pläne Gottes ein; unsere Seele passt sich den Heilsgedanken Gottes an, und wir verbinden uns mit Gottes Willen, seinen vielgeliebten Sohn zu preisen: "Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen."

Gehen wir darum zu unserem Heiland. Er allein hat Worte ewigen Lebens.

Empfangen wir ihn mit lebendigem Glauben überall, wo er sich uns zeigt: in den Sakramenten, in der Kirche, in seinem mystischen Leibe, im Nächsten, in seiner Vorsehung, die alles lenkt und zulässt, auch das Leid.

Welches auch immer die Gestalt sei, die er annimmt, der Augenblick, den er wählt, wir müssen ihm entgegengehen mit rückhaltloser Annahme seines göttlichen Wortes, mit gänzlicher Hingabe an seinen Dienst.

Darin besteht die Heiligkeit.

Christus, das Leben der Seele, S. 239

14. Februar - Der hl. Valentin, Priester und Märtyrer

Die Ungewissheiten, die Angst, der Widerwille sind bittere Pillen, doch notwendig zur Gesundung der Seelen.

Es gibt nur einen Weg, der zu Jesus führt, der Weg des Kreuzes. Eine Seele, die Jesus auf diesem Weg nicht folgen will, muss auf die Vereinigung mit ihm verzichten. "Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach" (Vgl. das Tagesevangelium).

Wenn uns immer alles nach Wunsch ginge, wenn wir keine Zweifel, keine Ungewissheit hätten, würden wir bald voll Selbstgefälligkeit und geheimen Stolz werden; und anstatt die Güte des Vaters aller Erbarmungen auf uns zu lenken und sein Mitleid für sein armes schwaches Geschöpf zu erregen, würden wir ein Gräuel in den Augen Gottes sein: "Abominatio Domino est omnis arrogans" - "Ein Gräuel des Herrn ist der Hochmütige" (Spr 16, 5).

Lassen wir uns also nur bearbeiten. Der Heiland liebt uns. Er sieht bis in die Tiefen unserer Seele, selbst bis in die letzten Winkelchen und Falten, die uns verborgen sind, und er weiß, was uns nottut. Lassen wir ihn handeln und schreiben wir ihm nicht unsere Meinung vor, sondern folgen wir der seinigen in aller Einfalt des Herzens.

Die Gottverbundenheit, S. 118

22. Februar - Petri Stuhlfeier zu Antiochien

Seit seiner Himmelfahrt hat Christus seine Kirche auf Erden zurückgelassen, und diese Kirche bildet gleichsam die Fortdauer seiner Menschwerdung unter uns.

Die Kirche spricht zu uns durch ihr Oberhaupt, den Papst, die Bischöfe samt den ihnen unterstellten Priestern mit der Lehrgewalt Christi selbst.

Wir dürfen also großes Vertrauen haben zu der Kirche, die Christus uns zurückgelassen hat. Sie ist sein zweites Selbst. Wir haben das große Glück, Christus anzugehören, wenn wir seiner einen, römisch-katholischen und apostolischen Kirche angehören. Wir sollen uns darüber freuen und Gott unaufhörlich danken, dass er uns hat eintreten lassen "in das Reich seines vielgeliebten Sohnes"; bietet es uns ja doch eine ungemein große Sicherheit, dass wir durch die Eingliederung in seine Kirche Gnade und Leben aus ihren ureigensten göttlichen Quellen schöpfen können.

Wir sollen aber auch den kirchlichen Obern den Gehorsam leisten, den Gott von uns verlangt. Diese Unterwerfung unseres Verstandes und unseres Willens muss Christus geleistet werden in der Person unserer Obern, sonst ist sie Gott nicht wohlgefällig. Dieser Gehorsam gebührt an erster Stelle dem Stellvertreter Christi auf Erden, dem Papst, dann den Bischöfen. Diese innere Unterwürfigkeit, kindliche Ehrfurcht und praktisch tätiger Gehorsam machen uns zu wahren Kindern der Kirche.

Christus, das Leben der Seele, S. 146

23. Februar - Der hl. Petrus Damiani, Bischof und Kirchenlehrer

Jesus führt die ganze Menschheit auf dem Weg des Gehorsams zurück zum Vater; jeder Mensch muss sich mit dem Gehorsam Christi vereinigen, um Gott zu finden. Auch hier lässt Christus sich von seinem mystischen Leib nicht trennen: jeder Christ muss seinen Anteil am Gehorsam Christi tragen und zwar in Vereinigung mit seinem göttlichen Haupt.

Aber es gibt Seelen, die, von Liebe getrieben, dem Heiland näher nachfolgen möchten und darum sein Leben des Gehorsams inniger teilen möchten. Aus Liebe zu Gott wollen sie Christus ihr ganzes Ich und alle Einzelheiten ihres Lebens schenken, denn ihre Liebe und Ehrfurcht streben nach dem Höchsten.

Dieses Opfer ist groß und darum Gott außerordentlich wohlgefällig. "Die Welt verlassen und ihre Freuden", sagt der hl. Gregor, "mag vielleicht noch leicht sein; sich selbst verlassen, das ist ein überaus kühnes Beginnen."

Ohne diese letzte Gabe ist das Opfer nicht vollständig. "Nicht alles hat der verlassen", sagt ein heiliger Mönch, "der sich selbst vorenthält; ja, alles verlassen und sich selbst behalten, das ist nichts wert."

Im Verein mit Christus opfern solche Seelen ihr Einziges, ihren Isaak, nämlich ihre Freiheit, und geben Gott das volle Verfügungsrecht über ihr ganzes Sein und Leben.

Christus unser Ideal, S. 303

24. Februar - Der hl. Matthias, Apostel

Gott zeigt uns seinen ihm wesensgleichen Sohn und sagt: "Ihn sollt ihr hören." Christus hinwiederum spricht: "Ich bin der eingeborene Sohn Gottes, ich enthülle euch die ewigen Geheimnisse, und mein Wort ist unfehlbar, denn ich bin die Wahrheit" (Vgl. das Tagesevangelium). Wenn wir dieses Zeugnis Jesu gläubig aufnehmen und seinem Wort, allem, was er sagt, mit dem Verstand beistimmen, dann setzen wir einen Akt des Glaubens.

Dieser Glaube aber muss allumfassend sein und sich in seinem Gegenstand auf alles, was Jesus gesagt oder getan hat, erstrecken. Wir müssen nicht allein an die Worte Christi glauben, sondern auch an die Göttlichkeit seiner Sendung, an den unendlichen Wert seiner Verdienste und Genugtuungen: der Glaube umfasst den ganzen Christus in seiner Person und seinem Werke.

Und wenn dieser Glaube lebendig und feurig ist, dann zwingt er uns hin zu den Füßen Jesu, um in allem nur seinen Willen zu erfüllen; er fesselt uns an Jesus, um ihn nie mehr zu verlassen. Das ist der vollkommene Glaube, der sich in Hoffnung und Liebe entfaltet.

Um wahrhaft Christ zu sein, muss man diesen Glauben an Jesus Christus besitzen.

Christus unser Ideal, S. 105

7. März - Der hl. Thomas von Aquin, Bekenner und Kirchenlehrer

Gott führt alle Wesen so, wie es ihrer Natur entspricht. Wir Menschen haben Verstand und freien Willen; wir lieben nur das Gut, das wir erkennen. Wenn wir uns darum ganz an Gott anschließen wollen, müssen wir ihn zunächst so vollkommen als möglich kennen lernen.

Da möchte nun der eine oder andere vielleicht einwenden: Wozu diese Vertiefung in die Glaubenswahrheiten, was werden diese theologischen Begriffe nützen?

Hören wir den lieben Heiland: "Darin besteht das ewige Leben, dass sie dich, Vater, erkennen, und den du gesandt hast, Jesus Christus." Der Heiland selbst, die unfehlbare Wahrheit, sagt, dass das ewige Leben in der Kenntnis des Vaters und seines menschgewordenen Sohnes besteht, einer Kenntnis nicht rein wissenschaftlicher Art, sondern einer Kenntnis der Tat, die uns befähigt, uns rückhaltlos dem Dienst Gottes hinzugeben; einer Wissenschaft, deren Beweggrund nicht die Neugierde oder geistige Genusssucht, sondern Liebe ist, "die den Geliebten sucht, um sich mit ihm zu vereinigen, die Liebe, die besser zu erkennen sucht, um mehr lieben zu können. Das ist die Wissenschaft, die uns not tut und die gefordert werden muss; denn sie ist die Quelle neuer Liebe, es ist die Wissenschaft, die sich in Liebe wandelt."

Christus unser Ideal, S. 440

9. März - Die hl. Franziska von Rom, Witwe

Gott verfährt mit uns genau in der Art und Weise, wie wir uns ihm gegenüber verhalten. Er bemisst sozusagen das Maß seiner Vorsehung an unserer Stellungnahme ihm gegenüber. Je restloser wir uns ihm anvertrauen, je mehr wir in ihm unsern Vater und den Bräutigam unserer Seele sehen, um so tiefer dringt seine Vorsehung vor bis in die kleinsten Einzelheiten, die geringfügigsten Umstände unseres Lebens.

Man kann sagen, dass Gott einer vertrauensvoll hingegebenen Seele die zartesten Aufmerksamkeiten erweist, die ihr stets von neuem beweisen, wie sein liebender Blick unablässig auf ihr ruht. Keine Mutter hat je ein Kind so zärtlich behütet, kein Freund seinen Freunde durch so viel Liebe erfreut, wie Gott eine solche Seele behütet und erfreut.

Gott würde für eine Seele, die ihm völlig hingegeben ist, sozusagen die ganze Welt in Bewegung setzen. Er lässt ihr seinen ganz besonderen, seinen zärtlichen Schutz angedeihen. Der Psalm 91: "Wer im Schutz des Allerhöchsten wohnt", gibt uns einen Begriff von diesem besonderen Schutz, den Gott einer Seele gewährt, die durch vertrauensvolle Hingabe in unbedingter Zuversicht auf Gottes Hilfe "wohnt". "Denn seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten auf allen deinen Wegen."

Christus unser Ideal, S. 371

12. März - Der hl. Gregor der Große, Papst und Kirchenlehrer

Christus hat die Sorge für die Feier seiner Geheimnisse seiner Braut anvertraut. Somit ist das von der Kirche angeordnete Gebet der wahre und eigentliche Ausdruck der Gott geziemenden Huldigung. Wenn die Kirche, die die Gedanken des heiligsten Herzens Jesu kennt, im Begriff steht, mit uns die Geheimnisse Christi zu feiern, so mag im Himmel das Wort erklingen: "deine Stimme erklinge in meinen Ohren, denn deine Stimme ist süß und dein Antlitz hold."

Die Kirche, mit den Kleinodien ihres göttlichen Bräutigams geschmückt, hat das Recht, in seinem Namen zu sprechen. Daher ist die Huldigung des Lobes und der Anbetung, die sie ihren Kindern auf die Lippen legt, Christus und seinem himmlischen Vater überaus wohlgefällig.

Auch stellt dieses Gebet der Kirche für uns einen durchaus sicheren Weg dar; kein anderer führt uns schneller zu Christus, zur Umbildung unseres Lebens nach dem seinen. Die Kirche führt uns gleichsam an der Hand geradewegs zum Herrn.

Lassen wir uns daher von unserer Mutter, der heiligen Kirche, leiten in der grundlegenden Andacht, die uns Anteil gibt an dem Gebet und der Verehrung Christi gegen seinen Vater.

Christus, das Leben der Seele, S. 501

18. März - Der hl. Cyrill von Jerusalem, Kirchenlehrer

Während wir, gestützt auf den Glauben und beseelt von jener Liebe, die nach Hingabe verlangt, die Geheimnisse Christi betrachten, ist der Geist Christi im innersten Heiligtum der Seele tätig, um sozusagen mit den geheimnisvollen Pinselstrichen seiner göttlichen Wirksamkeit wie mit sakramentaler Kraft die Züge des göttlichen Vorbildes in ihr auszuprägen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 27

Wie unsere Vorfahren werden auch wir im Gebet und in der Liturgie der Kirche eine unerschöpfliche und ungetrübte Quelle fruchtbarster Erleuchtung finden für unser inneres Leben. Wenn wir diese Gebete gut verrichten, wird der Heilige Geist, der ja die Psalmen inspiriert hat und die Kirche in der Organisation ihrer Liturgie unsichtbar leitet, uns nach und nach eine tiefe Kenntnis der göttlichen Vollkommenheiten und der Geheimnisse Christi verleihen, eine Kenntnis, die voller Salbung und fruchtreicher ist, als wir sie uns je durch Studium und mittels unseres natürlichen Verstandes erwerben können. Der Heilige Geist befruchtet mit seinem göttlichen Licht eine Wahrheit, ein Wort oder ein Geheimnis des Herrn und prägt sie mit feurigen Zügen der Seele ein.

Christus unser Ideal, S. 445

19. März - Der hl. Joseph, Bräutigam der allerseligsten Jungfrau

"Gott führt den Gerechten auf geraden Wegen, er zeigt ihm das Reich Gottes, gibt ihm die Erkenntnis der Heiligen, bereichert ihn bei seinen Mühen und segnet seine Arbeit" (Capitulum der Non).

"Auf geraden Wegen!" Gute Wege sind gerade, mögen sie dem menschlichen Auge noch so sehr als Umwege erscheinen. Gott ist ja die unendliche Weisheit, die Allmacht, der nichts widerstehen kann.

"Er zeigt ihm das Reich Gottes". Worin besteht dieses Reich? In der vollkommenen Vereinigung unseres Herzens mit Gott. "Das Reich Gottes ist in euch." Die Seelen, in denen Gott unumschränkt gebietet, bilden dieses Reich. Eine Seele, die sich gänzlich Gott hingegeben hat, erkennt in allem und jedem keine andere Macht an als die seine.

"Er gibt ihm die Erkenntnis der Heiligen." Welches ist diese "Erkenntnis der Heiligen", die Gott der ihm hingegebenen Seele verleiht? Es ist die Erkenntnis des wahren Seins der Dinge. Eine gläubig Gott sich hingebende Seele wird von ihm erleuchtet, der da selbst die Wahrheit und das Licht ist. Nach und nach betrachtet sie alle Dinge im Lichte der ewigen Weisheit und besitzt nun jene einzig wahre Wissenschaft, die allein uns zu unserm übernatürlichen Ziele führen kann.

Christus unser Ideal, S. 368

21. März - Der hl. Benediktus, Abt

Der hl. Benediktus hat den Heilsplan Gottes, die von ihm gewollte Ordnung wunderbar tief erfasst.

Unsere Seelen sind für Gott erschaffen. Bei Abwendung von diesem Ziel sind sie in ständiger Unruhe und Verwirrung. Der hl. Benedikt nun stellt seinen Jüngern nur dieses einzige Ziel vor Augen: "Gott suchen." Si revera Deum qurerit (Regel des hl. Benedikt K. 58). Darauf führt er alles zurück. Dies ist der Mittelpunkt seiner ganzen Regel. Durch die Einheit dieses Zieles führt er auch unsere vielgestaltige Lebenstätigkeit zur Einheit, bringt er Einheit vor allem in unser Strebevermögen.

Unser Herz ist in Unruhe, solange es sein Sehnen und Wünschen der Vielheit irdischer Dinge zuwendet. Sobald wir aber Gott, nur Gott suchen durch einen Gehorsam voll Hingabe und Liebe, führen wir alle Dinge zur Einheit, die erforderlich ist, um uns in starkem Frieden zu begründen.

Der hl. Benedikt dringt sodann noch tiefer ein in die gottgewollte Ordnung und sagt uns, dass wir ohne Christus dieses Ziel nicht erreichen. Rückkehr zu Gott durch Christus, Gottsuchen in Christus, Hinstreben zu Gott in den Fußspuren Christi. Dies ist in einigen wenigen Zügen die voll bewundernswerter und wuchtiger Einfachheit beim hl. Benedikt ausgedrückte, von Gott gesetzte Ordnung.

Christus unser Ideal, S. 519

24. März - Der hl. Gabriel, Erzengel

Die Fülle der Zeit war angebrochen. "Gott hatte", wie der hl. Paulus sagt, "beschlossen, seinen Sohn in die Welt zu senden", und zwar sollte er "von einer Frau geboren werden."

Der Erzengel Gabriel bringt als Gottesbote der Jungfrau die himmlische Botschaft. Ein erhabenes Zwiegespräch hebt an, von dem die Erfüllung über die Erlösung der Menschheit abhängt.

Der Engel grüßt zuerst die Jungfrau im Namen Gottes als die "Gnadenvolle", Ave, gratia plena. Sie ist ja nicht nur unbefleckt, ohne jeden Schatten der Sünde, als zukünftige Mutter des Sohnes hat der ewige Vater sie auch mit all seinen Gnadenschätzen überhäuft.

"Siehe", fährt der Engel fort, "du wirst einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Jesus geben ... er wird Sohn des Allerhöchsten genannt werden. Er wird als König herrschen und seines Reiches wird kein Ende sein". "Wie soll das geschehen", erwidert Maria, "da ich keinen Mann erkenne", denn sie will ihre Jungfräulichkeit bewahren. "Der Heilige Geist wird über dich herabkommen, und die Kraft Gottes des Allerhöchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das aus dir geboren wird, Sohn Gottes genannt werden." "Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort."

In diesem feierlichen Augenblick ist der Austausch geschehen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 158

25. März - Maria Verkündigung

Versetzen wir uns im Geist nach Nazareth: Gott leitet das Geheimnis der Menschwerdung ein. Es wird sich jedoch in der Jungfrau erst vollziehen, nachdem sie ihre Einwilligung gegeben hat. Zur Verwirklichung des Geheimnisses bedarf es noch der freien Zustimmung Mariens. In diesem Augenblick stellt sie uns alle in ihrer Person dar. Es ist, als warte Gott auf die Antwort der Menschheit, mit welcher er sich vereinigen will. Welch feierlicher Augenblick! Er entscheidet über das Grundgeheimnis des Christentums.

Und Maria gibt die Antwort voll des Glaubens an die himmlische Botschaft. Dem göttlichen Willen, der ihr soeben kund geworden, vollkommen unterworfen, antwortet die heiligste Jungfrau durch eine vollständige und unbedingte Hingabe: "Siehe, ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort." Dieses "Fiat" ist die Einwilligung der Jungfrau in den göttlichen Plan der Erlösung, der ihr dargelegt worden. Dieses Fiat, "es geschehe", ist gleichsam das Echo jenes andern Fiat der Schöpfung. Eine neue, eine unendlich höhere Welt aber ist es, eine Welt der Gnade, die Gott selbst aus dieser Zustimmung entstehen lässt; denn in diesem Augenblick nimmt das göttliche Wort, die zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit, im Schoß Mariens die menschliche Natur an: "Und das Wort ist Fleisch geworden."

Christus, das Leben der Seele, S. 576

27. März - Der hl. Johannes von Damaskus, Bekenner und Kirchenlehrer

Die Heiligen sind die glorreichen Glieder des mystischen Leibes Christi. In ihnen ist Christus schon "gebildet", sie haben "ihre Vollendung schon erreicht", und wenn wir sie loben, verherrlichen wir Christus in ihnen. "Preise mich", sagt der Heiland zur hl. Mechtild, "weil ich die Krone der Heiligen bin." Und die Selige sah, wie die Schönheit aller Auserwählten dem Blut Christi entsprang, wie die Tugenden des Erlösers in den verklärten Seelen erstrahlten. Der göttlichen Weisung gemäß lobte sie aus allen Kräften die allerheiligste und glückseligste Dreifaltigkeit, "die sich würdigt, der Heiligen Krone und wunderbare Herrlichkeit zu sein".

Und in der Tat, die Kirche singt das Lob der allerheiligsten Dreifaltigkeit, wenn sie die Heiligen feiert. Jeder einzelne Heilige ist eine Offenbarung Christi, er trägt in der ihm eigenen und unterscheidenden Weise den einen oder andern Zug des göttlichen Vorbildes an sich. Er ist eine Frucht der Gnade Christi, und die Kirche freut sich, im Lobpreis ihrer Heiligen diese Gnade zu verherrlichen: "In laudem gloriae gratiae tuae.

Die kirchliche Heiligenverehrung ist getragen von dem Gedanken der Liebe, des Wohlgefallens. Die Kirche ist stolz auf diese Scharen von Auserwählten, die als Frucht ihrer bräutlichen Vereinigung mit Christus in des Himmels Herrlichkeit das Reich des Erlösers bilden.

Christus, das Leben der Seele, S. 503

2. April - Der hl. Franz von Paula, Bekenner

Wir werden niemals unsern Heiland mehr verherrlichen, als wenn wir durch unser ganzes Leben anerkennen, dass er die einzige Quelle aller Gnaden, der einzig Heilige, der alleinige Erlöser, der einzige Mittler ist, dem im Verein mit dem Vater und dem Heiligen Geist alle Ehre und Herrlichkeit gebührt.

Nur wahre Demut aber kann Gott, dem Herrn, und unserm Heiland Jesus diese Huldigung erweisen, denn nur die demütigen Seelen empfinden die Notwendigkeit der Verdienste Christi und glauben an dieselben.

Hochmut und falsche Demut können solche Gesinnungen nicht hegen. Der Hochmut erwartet alles nur von sich selbst, fühlt nicht die immerwährende Notwendigkeit, Zuflucht zu Christus zu nehmen. Die falsche Demut hingegen erklärt sich unfähig zu allem, selbst in Anbetracht der Gnade; dadurch beleidigt sie die Verdienste Jesu, sie entmutigt die Seele und wirft sie nieder, ohne aber Gott zu verherrlichen.

Hienieden führt uns die Demut vom Verzicht auf die Sünde zur Fülle der Liebe. In eben dem Maße, als die Seele in demütiger Unterwerfung fortschreitet, erhebt sie sich zur göttlichen Vereinigung. Christus bereitet einen Ehrenplatz in seinem Königreich nur für diejenigen, welche auf Erden an seinen Erniedrigungen teilgenommen haben: "Wer sich erniedrigt, wird erhöht werden."

Christus unser Ideal, S. 294

4. April - Der hl. Isidor, Bischof und Kirchenlehrer

Um reichen Gewinn aus der Betrachtung der Geheimnisse Christi zu ziehen, müssen wir uns in dieselben gläubig und ehrfurchtsvoll versenken, und dies vor allem mit inniger Liebe, mit seiner Liebe, die nach Hingabe verlangt, die sich rückhaltlos dem Wohlgefallen Gottes überlässt und bereit ist, seinen Willen zu erfüllen.

Nur dann wird diese Betrachtung fruchtbringend. "Wer mich liebt, dem werde ich mich offenbaren", sprach der Heiland, und das will besagen, dass er die Geheimnisse seiner Gottheit dem erschließen werde, der ihn mit gläubigem Herzen liebt und seine heilige Menschheit in allen Lebenslagen betrachtet.

Selig, dreimal selig die Seele, an der sich diese herrliche Verheißung erfüllt! Jesus Christus wird ihr "die Gabe Gottes" "offenbaren durch den Geist, der die Tiefen Gottes erforscht"; er wird sie einführen in die Wunder "des Geheimnisses, das verborgen war von Ewigkeit in Gott". Er wird auftun "die Weinkeller des Königs", wo alles Dürsten der Seele gestillt wird in Wahrheit und Wonne.

Freilich ist diese innige Offenbarung, durch welche Jesus sich der Seele mitteilt, hienieden wohl nicht gleichbedeutend mit der seligen Anschauung, aber sie erfüllt die Seele mit göttlichem Licht, das sie stärkt für den Aufstieg zu Gott, "um zu erkennen auch die alles Erkennen übersteigende Liebe Christi, damit sie erfüllt werde mit der ganzen Fülle Gottes".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 30

11. April - Der hl. Leo der Große, Papst und Kirchenlehrer

Christus ist das menschgewordene Wort. Die Offenbarung lehrt uns, dass die zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit, das Wort, der Sohn, eine menschliche Natur angenommen und sie mit sich in der Einheit der Person verbunden hat. Das ist das Geheimnis der Menschwerdung.

Dieser unfassbare und doch so unendlich liebliche Glaubenssatz vom Gottmenschen ist das grundlegende Geheimnis, auf dem sich alle Geheimnisse Christi aufbauen. Sie schöpfen ja all ihre Schönheit, all ihren Glanz und Reichtum aus dieser unfassbaren Vereinigung von Gottheit und Menschheit.

Jesus ist Gott und Mensch; wenn wir seine allerheiligste Person kennenlernen und an den verschiedenen Stufen seines Lebens teilnehmen wollen, müssen wir zu verstehen suchen nicht nur, dass er das Wort Gottes ist, sondern auch, dass dieses Wort Mensch geworden ist. Wenn wir ihn würdig ehren wollen, müssen wir ebenso seine wahre Menschennatur anerkennen wie seine Gottheit anbeten, mit welcher diese menschliche Natur vereinigt ist.

So hat sich nach den schönen Worten des hl. Leo des Großen die Majestät mit der Niedrigkeit, die Macht mit der Schwäche, das Sterbliche mit dem Ewigen ... verbunden. Der wahre Gott ist als Mensch geboren in der vollständigen und wahren Natur unseres Geschlechtes, "ganz und vollkommen in allem, was sein ist, ganz und vollkommen auch in allem, was unser ist."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 55

21. April - Der hl. Anselm, Bischof und Kirchenlehrer

Das Pfand der Offenbarung ist uns dazu gegeben, damit wir in Demut und im Anschluss an die Lehre der Kirche es zu verstehen trachten und uns tief hineinversenken, um alle seine kostbaren Schätze zu heben zur Verherrlichung Gottes und zum Nutzen unserer Seelen.

Das Leben der Heiligen beweist uns, dass Gott solches Forschen nach Wahrheit liebt, weil es den Grund legt zu neuer und größerer Liebe. Wenn der Herr eine von Natur aus weniger gebildete Seele auf eine hohe Stufe des geistlichen Lebens führen will, dann trägt er, wie wir es z. B. im Leben der hl. Katharina von Siena lesen, selbst Sorge, um sie mit dem Licht seines Heiligen Geistes zu erleuchten und ihr ein eingegossenes Wissen seiner tiefsten Geheimnisse zu verleihen, damit sie daraus das Geheimnis größerer Liebe schöpfe.

Der Glaube verlangt nach Verständnis (Fides quaerens intellectum) sagt ein großer Mönch, der hl. Anselm. Wir verwirklichen diese Aufgabe, die Gott uns zugewiesen, durch die Betrachtung. Diese ist das ausgezeichnete Mittel, um die Kenntnis der Glaubenswahrheiten zu vertiefen und sich übernatürliches Wissen anzueignen.

Seien wir daher fest überzeugt, dass es ein uns anvertrautes Talent ausnützen, dass es an unserer Heiligung arbeiten heißt, wenn wir uns bemühen, eine tiefere Kenntnis der Glaubenswahrheiten uns anzueignen.

Christus unser Ideal, S. 441

25. April - Der hl. Markus, Evangelist

Die Worte Gottes sind "Worte des ewigen Lebens". Die Worte Jesu, des menschgewordenen Wortes, offenbaren uns Gott, seine Natur, sein Wesen, seine Vollkommenheit, seine Liebe, seine Rechte und seinen allerheiligsten Willen.

Als Worte des ewigen Wortes, der göttlichen Weisheit, eröffnen sie der Seele den Einblick in übernatürliche Klarheit, führen sie ein in jenes strahlende Licht, in dem Gott wohnt. Daher wird eine Seele, die gläubig und eifrig diese Worte in sich aufnimmt, wunderbar erleuchtet über den Reichtum der göttlichen Geheimnisse und kann sich deren Betrachtung mit voller Sicherheit hingeben.

Aber wo finden wir die Worte Jesu, jene Worte, die für uns zu "Quellen des ewigen Lebens werden sollen"?

Im Evangelium! Dort lauschen wir dem Heiland selbst, dem menschgewordenen Wort. Er offenbart uns das Unaussprechliche in menschlichen Lauten, stellt uns das Unsichtbare vor Augen, soweit unser schwacher Geist imstande ist, es zu fassen. Wir müssen nur die Augen öffnen und unser Herz vorbereiten, um seine Klarheit zu sehen und uns daran zu erfreuen. "Ich habe sie teilnehmen lassen an der Herrlichkeit", sagt der Heiland mit Bezug auf seine Apostel, "die du mir gegeben hast".

Christus unser Ideal, S. 457

27. April - Der hl. Petrus Canisius, Bekenner

Die Kirche ist mit der Gewalt Christi umkleidet; sie spricht und befiehlt im Namen Christi. Das Wesen des Katholizismus besteht in der Unterwerfung unseres Verstandes unter die Lehre des Heilandes, so wie sie uns von der Kirche überliefert wird, und in der Unterwerfung unseres Willens unter die Gewalt Christi, wie sie von der Kirche ausgeübt wird.

Das ist der tiefe Wesensunterschied zwischen Katholizismus und Protestantismus. Der Katholik nimmt die Glaubenswahrheiten an und richtet sich in seinem Leben nach ihnen, weil er in der Kirche und ihrem Oberhaupt, dem Papst, den Stellvertreter Gottes sieht, der im Namen des Sohnes Gottes lehrt und regiert. Der Protestant nimmt die und die Wahrheiten an, weil er kraft eigener Einsicht sie gefunden hat. Der Protestant gibt zu, - der Katholik glaubt; denn er sieht in der Kirche Christus selbst; wenn sie spricht, unterwirft er sich gehorsam ihrem Wort, wie er sich Christus selbst unterwerfen würde.

Das ist die Gesinnung, die zum Heil führt: Christi Worten folgen, auf die Kirche hören, ihre Lehre annehmen, sich ihrer Leitung unterwerfen. Dies ist für jede Seele der Weg des Lebens. "Wer euch hört, der hört mich"; "wer mir nachfolgt, der wandelt nicht im Finstern, sondern hat das Licht des Lebens".

Christus unser Ideal, S. 301

28. April - Der hl. Paul vom Kreuze, Bekenner

Ohne Zweifel hat Jesus zunächst und vor allem aus Liebe zum Vater den Kreuzestod auf sich genommen. Er sagt dies ausdrücklich. "Die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und ich so tue, wie der Vater mir aufgetragen hat. Der Wille des Vaters aber ist, dass ich mich hingebe in den Tod."

Es ist aber auch die Liebe zu uns.

Beim letzten Abendmahl, als die Stunde nahte, da er seine Hingabe vollenden sollte, spricht er zu den versammelten Jüngern: "Eine größere Liebe hat niemand, als dass er sein Leben hingibt für seine Freunde."

Jesus steht im Begriff, uns den Beweis dieser alles überragenden Liebe zu geben. "Für uns alle ist Christus gestorben", sagt der hl. Paulus, "als wir noch seine Feinde waren". Er hätte uns einen größeren Liebesbeweis nicht geben können.

Immer wieder betont der Apostel, dass "Christus uns geliebt und deshalb sich hingegeben hat" um unsertwillen. "Aus Liebe zu mir hat er sich geopfert" (Vgl. den Introitus der Tagesmesse).

Und "hingegeben" und "geopfert" in welchem Maß? Bis zum Tod.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 256

Dritter Sonntag nach Ostern. Schutzfest des hl. Joseph

Nachdem der Jesusknabe im Tempel wiedergefunden war, kehrte er mit Maria und Joseph nach Nazareth zurück, um dort bis zu seinem dreißigsten Jahr zu wohnen.

Die Heilige Schrift fasst diese ganze lange Zeit in den kurzen Worten zusammen: "Und er war ihnen untertan." So wollte also Jesus, die ewige Weisheit, den weitaus größten Teil seiner Lebenszeit von 33 Jahren, nämlich dreißig Jahre, in Schweigen und Verborgenheit, in Gehorsam und Armut verbringen.

In den Augen seiner Zeitgenossen verlief dieses Leben Jesu in Nazareth wie das eines armen Handwerkers. Das zeigt sich deutlich, als der Herr später in seinem öffentlichen Leben solch himmlische Weisheit offenbart, dass die Juden hocherstaunt über die Heiligkeit seiner Lehre und die Größe seiner Wunder sich fragen: "Woher kommt diesem solche Weisheit und Wunderkraft? Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns?" (Vgl. das Evangelium der Tagesmesse).

Das Geheimnis dieses verborgenen Lebens enthält reiche Lehren. Wir sehen daraus, dass in den Augen Gottes nur das groß und wertvoll ist, was mit der Gnade Christi zu seiner größeren Ehre geschieht. Wir sind Gott wohlgefällig nur insoweit, als wir seinem göttlichen Sohn ähnlich sind. Möge St. Joseph uns Anteil erwirken an den Gnaden, die Christus durch sein verborgenes Leben uns verdient hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 171

1. Mai - Die hl. Apostel Philippus und Jakobus

Das Evangelium erzählt uns eine in ihrer Schlichtheit ergreifende Episode. Es war am Vorabend des Leidens unseres Herrn.

Der Heiland hatte den Aposteln vom Vater gesprochen, so wie nur er es konnte, und diese, tief ergriffen, wünschten den Vater zu kennen und zu sehen. Philippus ruft aus: "Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns". Und Christus erwidert ihm: "Wie? So lange Zeit bin ich bei euch, und ihr kennt mich noch nicht? Philippus, wer mich sieht, sieht auch den Vater". Also Christus ist die Offenbarung Gottes, seines Vaters, Gott ist eins mit ihm, wer ihn anschaut, schaut Gottes Offenbarung.

Und diese Offenbarungen Gottes sind ebenso viele Offenbarungen seiner göttlichen Vollkommenheiten. Die Vollkommenheiten Gottes sind in sich selbst ebenso unbegreiflich wie das Wesen Gottes. Wer von uns kann z. B. erfassen, was die göttliche Liebe ist? Aber wenn wir Christus sehen, der in seiner Gottheit eins ist mit dem Vater, wenn wir ihn sehen, wie er die Menschen lehrt, am Kreuz stirbt, sein Leben aus Liebe zu uns hingibt, wenn wir ihn das allerheiligste Altarssakrament einsetzen sehen, dann begreifen wir in etwa die Größe der Liebe Gottes. Und so ist es mit jeder anderen Eigenschaft Gottes, mit jeder göttlichen Vollkommenheit. "Wer mich sieht, sieht den Vater."

Christus, das Leben der Seele, S. 62

2. Mai - Der hl. Athanasius, Kirchenlehrer

Wenn wir das Evangelium, vor allem das des hl. Johannes, aufschlagen, so finden wir, dass es gerade die Wesenseigenschaft Christi ist, die das menschgewordene Wort Gottes beständig betont und uns vor Augen stellt, nämlich, dass er Sohn Gottes ist. Der Heiland verkündet mit Vorliebe, dass er als der eingeborene Sohn Gottes alles vom Vater hat. "Ich lebe durch den Vater", sagt er zu den Aposteln. "Meine Lehre habe ich nicht aus mir, sondern von dem, der mich gesandt hat." "Der Sohn kann nichts aus sich selbst tun; er kann nur tun, was er den Vater tun sieht, was dieser tut, tut gleicherweise der Sohn." "Ich stamme von ihm, und er hat mich gesandt."

Was will der Herr mit diesen geheimnisvollen Worten anders sagen, als dass er als Sohn alles vom Vater hat, dem er also ganz gleich ist. Immer wieder bei allen wichtigen Begebenheiten seines Lebens hebt der Heiland seine unaussprechliche Wesensbeziehung zum Vater hervor, die ihn zum eingeborenen Sohn des Vaters macht.

Wir sollen darum oft und gerne in tiefster Ehrfurcht die Worte des Credo beten: "Jesus Christus, du bist das Wort, das aus dem Vater geboren ist von Ewigkeit, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, gleichen Wesens mit dem Vater, durch den alles gemacht ist." So singe ich lobpreisend mit dem Munde, gib mir, o Herr, die Gnade, diesen Glauben auch durch meine Werke zu verkünden!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 37

3. Mai - Fest der Auffindung des hl. Kreuzes

Mit dem Leiden des Heilandes, so wichtig es auch im Leben Jesu und so unerlässlich es zu unserem Heil und unserer Heiligung ist, schließt sich die Reihe der Geheimnisse noch nicht ab.

Wenn der Herr den Aposteln sein Leiden voraussagt, fügt er immer hinzu, "er werde am dritten Tag wieder auferstehen". Ebenso eng verkettet ist im Gedanken des hl. Paulus das Geheimnis des Leidens mit jenem der Auferstehung, sei es, dass der Apostel von Christus selbst oder von dessen mystischem Leib spricht.

Die Auferstehung aber bezeichnet für Jesus das Morgenrot seines glorreichen Lebens.

Wenn daher die Kirche das Gedächtnis des Leidens ihres göttlichen Bräutigams feierlich begeht, so vermischt sie mit ihren Klageliedern herrliche Siegesgesänge. Welchen Preisgesang lässt sie erschallen! "Das Kreuzesbanner wallt hervor. Hell leuchtend strahlt das Kreuz empor. - Baum, schön geschmückt und lichtumstrahlt, - Vom Königspurpur reich umwallt! ... "

Das Kreuz ist das Symbol der Erniedrigung, der tiefsten Schmach des Herrn. Von dem Tag an jedoch, da Christus an seinen Armen erhöht ward, nimmt das Kreuz den höchsten Ehrenplatz in unsern Kirchen ein.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 270

5. Mai - Der hl. Pius V., Papst und Bekenner

Die Liturgie stellt nicht nur einzig und allein einen Lobpreis der Vollkommenheiten Gottes dar, sie ist auch eine wechselseitige Unterredung, ein Austausch. Als hilfsbedürftiges Wesen bittet der Mensch zugleich, wenn er anbetet, und Gott gibt weit mehr, als er selber empfängt.

Es ist in der Tat undenkbar, dass eine Seele sich Gott nähert, dass sie im Namen seines Sohnes Jesus Christus vor ihn hintritt und, gestützt auf die unendlichen Verdienste dieses einzigen Hohenpriesters, dem Allerhöchsten den Weihrauch ihrer Huldigung darbringt, ohne dass der ewige Vater an einer solchen Seele sein Wohlgefallen hat und sie mit ganz besonderen Gnaden überhäuft.

Da Gott zudem der erste Urheber unserer Heiligkeit ist, bildet der täglich sich wiederholende, immer erneute Verkehr mit ihm beim göttlichen Lobgesang eine unerschöpfliche Quelle geistigen Fortschrittes und inniger Vereinigung mit ihm.

Das gilt für alle Seelen. Jeder Gläubige, der in Glaube und Andacht an den gottesdienstlichen Handlungen teilnimmt, schöpft daraus als aus seiner Quelle den christlichen Geist. Pius X. hat dieses klar ausgesprochen: "Die erste und unumgänglich notwendige Quelle, aus der man den wahren Geist des Christentums schöpfen soll, ist die tätige Anteilnahme der Gläubigen an den Geheimnissen und am feierlichen öffentlichen Gebet der Kirche."

Christus unser Ideal, S. 395

6. Mai - Der hl. Johannes vor der lateinischen Pforte

Die vertrauensvolle Hingabe ist Gott vor allem wohlgefällig in den Tagen der Verlassenheit und Krankheit, in Zeiten geistiger Trockenheit und Versuchung, in Stunden der Prüfung und Bedrängnis, woran die Seele oft bitterlich zu leiden hat.

Gott hat für die Glieder des mystischen Leibes Christi ein bestimmtes Maß von Leiden, Verdemütigungen und Schmerzen festgesetzt, "um das Leiden Christi immer zu vollenden".

Wir werden nur dann zur vollkommenen Vereinigung mit Christus gelangen, wenn wir jenen Teil des Kelches annehmen, den der Herr uns reicht, auf dass wir ihn trinken mit ihm und nach ihm. "Könnt ihr den Kelch trinken, den ich zu trinken habe?" (Vgl. das Tagesevangelium).

Der Heiland kannte den schweren Leidensweg, den der Vater ihm vorgezeichnet hatte. Dennoch hat er nicht gezögert, diesen göttlichen Willen anzunehmen, hat sich nicht geweigert, ihn zu vollbringen. Im Gegenteil! Er hat ihn angenommen, seinem ganzen Umfang nach.

Was könnten wir da Besseres tun, als uns mit ihm vereint dem himmlischen Vater hinzugeben, um diesen Anteil an den Leiden und Demütigungen seines Sohnes Jesus liebend zu empfangen. "O mein Vater, alle Schmerzen und Verdemütigungen, die es dir gefallen wird mir zu schicken, nehme ich an aus Liebe zu dir, in Vereinigung mit deinem geliebten Sohn."

Christus unser Ideal, S. 358

8. Mai - Fest der Erscheinung des hl. Erzengels Michael

Gott ist allmächtig. "Er sprach ein Wort und alle Dinge sind entstanden." Durch ein Wort hat er aus dem Nichts die wunderbare Schöpfung hervorgebracht, und diese herrliche Schöpfung, die Legionen von Engeln, die großen und zahlreichen Völker der Menschen, sind im Vergleich zu ihm wie Atome, so als ob sie nicht wären. "Alle Völker sind vor ihm, wie wenn sie nicht wären, wie ein Nichts und eine Leere gelten sie ihm." Er, er ganz allein ist ewig, alle Geschöpfe vergehen und bezahlen ihren Tribut dem Wechsel, er allein bleibt unveränderlich im vollen und allmächtigen Besitz seiner Vollkommenheit. Seine unendliche Weisheit erreicht alle ihre Ziele mit Stärke und Milde; seine anbetungswürdige Gerechtigkeit ist die Billigkeit selbst; seine Güte und seine Macht sind ohnegleichen: "Er öffnet seine Hand und füllet alles, was da lebt, mit Segen."

Vor dieser Allwissenheit, dieser höchsten Weisheit, dieser absoluten Macht, dieser erhabenen Heiligkeit, dieser Gerechtigkeit, in welche nicht die geringste Regung von Leidenschaft eindringt, vor dieser Güte ohne Grenzen, dieser Zärtlichkeit und dieser unerschöpflichen Barmherzigkeit ruft die Seele aus: "Wer ist dir gleich, o Herr, unser Gott, der du in der Höhe wohnest!" (Michael bedeutet: "Wer ist wie Gott?")

Christus unser Ideal, S. 262

9. Mai - Der hl. Gregor von Nazianz, Bischof und Kirchenlehrer

Jedes Geheimnis unseres Erlösers bedeutet für unsere Seele eine neue Offenbarung Christi. Jedes hat seine eigene Schönheit, sein eigenes Licht und seine besondere Gnade.

Die Kirchenväter sprechen oft von der vis mysterii, "von der Kraft der Geheimnisse Christi"; es ist dies die jedem einzelnen Festgeheimnis innewohnende Wirksamkeit, die eigentümliche Bedeutung eines jeden.

An jedem Fest des Kirchenjahres ließe sich auf den gläubigen Christen das Wort des hl. Gregor von Nazianz anwenden: "Derselbe kann Gott keine wohlgefälligere Gabe darbringen, als wenn er sich selbst mit dem vollkommenen Verständnis des Festgeheimnisses ihm darstellt."

Wenn wir den Herrn in seinen Geheimnissen begleiten und mit ihm uns vereinigen, nehmen wir allmählich aber sicher, und zwar mit jeder neuen Festfeier im verstärkten Maß, innigen Anteil an seiner Gottheit, an seinem göttlichen Leben.

Das drückt der hl. Augustin mit den Worten aus: "Was einst in der Geschichte in hehrer Wirklichkeit sich zugetragen hat, das erneuert sich geistiger Weise in den Seelen der Gläubigen durch die wiederholte Feier der Geheimnisse."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 22

13. Mai - Der hl. Robert Bellarmin, Kirchenlehrer

Das Christentum ist, praktisch aufgefasst, die Unterwerfung unter Christus in der Person des Papstes und der mit ihm vereinten Bischöfe: Die Unterwerfung des Verstandes unter ihre Lehren, die Unterwerfung des Willens unter ihre Anordnungen.

Christus, das Leben der Seele, S. 147

Der Heilige Geist bleibt dauernd und unvergänglich bei der Kirche und wirkt unablässig in ihr, heiligend und lebenspendend. "Er wird in Ewigkeit bei euch bleiben."

Er macht sie unfehlbar in der Lehre der Wahrheit. "Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommt, wird er euch in alle Wahrheit einführen" und wird euch behüten vor jedem Irrtum.

Er erweckt in der Kirche eine wunderbare, übernatürliche Fruchtbarkeit, bringt in den Jungfrauen, den Martyrern und Bekennern jene heldenmütigen Tugenden zur Entfaltung und Reife, die das Merkmal wahrer Heiligkeit sind.

Kurz, er ist der Geist, der im Herzen der Gläubigen, die sich Einsprechungen bewirkt, dass die Kirche durch seine Christus ein für allemal mit seinem kostbaren Blut erworben hat, "rein, unbefleckt, ohne Runzel" und in allem würdig sei, einst am Tage des endgültigen Sieges von Christus, dem Herrn, dem Vater dargestellt zu werden.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 345

15. Mai - Der hl. Johannes Baptist de la SaUe, Bekenner

Es ist eine Grundwahrheit des geistlichen Lebens, dass es für jeden Gläubigen, ob im Kloster oder nicht, darauf ankommt, sich in Glauben und Liebe mit Christus zu vereinigen und ihm nachzufolgen.

Für alle und jede Vollkommenheit, besonders für das kindliche Vertrauen, gilt der kurze einfache Satz: "Schau den Heiland an, folge ihm nach, vereinige deinen Willen, deine Gebete mit den seinigen, so wirst du dem Vater gefallen." Der Vater hat alles seinem geliebten Sohn übergeben; in ihm finden wir alle Schätze der Erlösung, der Rechtfertigung, göttlicher Weisheit, himmlischer Wissenschaft und Heiligkeit.

Christus unser Ideal, S. 403

Je mehr man mit unserm Heiland vereint ist, desto mehr zieht und führt er uns zum Vater - und desto mehr will er uns auch erfüllt sehen mit seinem vertrauensvollen kindlichen Geist.

In diesem Gedanken ist der ganze Geist des Neuen Testamentes enthalten: "Denn ihr empfingt nicht den Geist der Knechtschaft wiederum zur Furcht, sondern empfingt den Geist der Kindschaft, in dem wir rufen: Abba, Vater."

Fast alle unsere Schwierigkeiten kommen daher, dass wir uns nicht führen lassen wollen und nicht durchdrungen sind von diesem Geist der Liebe, sondern viel zu viel auf den andern Geist hören, den Geist der Furcht, der unsere Seele lähmt und der Gnade Gottes Hindernisse in den Weg legt.

Die Gottverbundenheit, S. 34

19. Mai - Der hl. Petrus Cölestin, Papst und Bekenner

Je mehr wir uns Gott nähern wollen, desto tiefer müssen wir in der Demut verankert sein (Vgl. die Kollekte der Tagesmesse). Der hl. Augustinus zeigt dies treffend in einem bekannten Vergleich: "Das Ziel", sagt er, "welches wir verfolgen, ist ein sehr hohes. Gott selbst ist es, den wir suchen, den wir erreichen wollen; denn in ihm allein liegt unsere ewige Seligkeit. Dieses hohe Ziel können wir nur durch die Demut erreichen. Willst du emporsteigen? Erniedrige dich zuerst! Du träumst davon, ein Gebäude zu errichten, das den Himmel erreichen soll. Sieh zu, dass du zuerst das feste Fundament der Demut legst."

"Je höher der Bau sich erheben soll", fügt der hl. Doktor hinzu, "desto tiefer müssen die Grundmauern eingegraben werden und dies um so mehr, als der Boden unserer armseligen Natur besonders locker und unbeständig ist.

Bis zu welcher Höhe soll dieses geistige Gebäude sich erheben? Bis zur Anschauung Gottes. Seht doch, bis zu welcher Höhe dieses Gebäude sich erheben soll, welch erhabenes Ziel wir erreichen sollen; aber vergesst nicht, dass es nur zu erreichen ist durch die Demut."

Christus unser Ideal, S. 254

25. Mai - Der hl. Gregor VII., Papst und Bekenner

Die großen Mönche waren keine Schwächlinge, sie haben sich als seelenstarke Männer gezeigt. Wo anders als in der Stille des Klosters fanden die heiligen Glaubensboten wie Bonifatius, Adalbert u. a. das Geheimnis, ein langes apostolisches Leben und beständiges Arbeiten mit dem Martertod zu krönen?

Wo schöpfen, wenn nicht im Klosterleben, ein Gregor VII. und die herrliche Reihe seiner Mitarbeiter, woher auch ein Pius VII. die wunderbare Seelenkraft in den denkwürdigen Kämpfen um die Freiheit und die Rechte der Kirche?

Das gemeinsame Leben im Kloster hat ihre Seele geprüft und geläutert, ihren Charakter gestählt und ihre Herzen unerschrocken und groß gemacht, so dass sie keine Gefahr scheuten, von keinem Hindernis zurückgehalten wurden, ja dass sie nach dem bekannten Wort Gregors VII. an die Mönche von Cluny, "sich niemals der Herrschaft der Fürsten dieser Welt beugten und ebenso mutige wie unterwürfige Verteidiger des Hl. Petrus und seiner Kirche geblieben sind ... Niemals haben diese Mönche und ihre Äbte die Kirche, ihre Mutter, betrogen."

Die tägliche Beharrlichkeit im gemeinsamen Leben, die eifrige Treue war es, die bei ihnen die Tugend der Stärke unaufhörlich übte, bis sie zu jener Blüte der Beharrlichkeit erstarkte, die nur mit dem Tod ihren Abschluss fand.

Christus unser Ideal, S. 168

26. Mai - Der hl. Philipp Neri, Bekenner

Betrachten wir alle Dinge mit den Augen des Glaubens, also vom übernatürlichen Standpunkt aus. Denn das ist der einzig richtige Standpunkt. Möchten wir unsere Werke mit unserm Glauben in Einklang setzen und alles in seinem Licht vollbringen! Dieses vorausgesetzt, kann man mit Recht sagen, dass der Glaube sich durch die Liebe offenbart: er wird zwangsläufig vollkommen, weil sich die Seele, von Liebe entflammt, den Werken des Glaubens hingibt.

Je mehr wir dann im Glauben fortschreiten, je starkmütiger, lebendiger und tätiger er wird, um so mehr wird auch die Freude in unserer Seele überfließen. Unser gläubiges Schauen geht von Klarheit zu Klarheit. Die Grenzen unserer Hoffnung scheinen sich förmlich zu erweitern, und die Liebe, glühender als zuvor, macht uns alles leicht; so laufen wir dann eilends voran auf dem Weg der Gebote des Herrn.

Im Himmel wird unsere Freudenquelle sein der gesicherte, vollkommene und unverlierbare Besitz des höchsten unveränderlichen Gutes im vollsten Glorienlicht. Hienieden ist es der angefangene Besitz Gottes, die beginnende Vereinigung mit Gott. Dieser Besitz und diese Vereinigung sind um so inniger, je mehr unsere Seele im Lichte des Glaubens wandelt.

Christus unser Ideal, S. 122

27. Mai - Der hl. Beda der Ehrwürdige, Kirchenlehrer

Die christliche Gesellschaft ist ein einziges Ganzes; was die einzelnen Glieder miteinander verbindet, ist die Liebe. Wenn sie bei den einzelnen abnimmt, wird damit das übernatürliche Leben in der ganzen sozialen Gesellschaft vermindert.

Was ist in der Tat das unfehlbarste Kennzeichen der Glieder Christi, das Kennzeichen, das der Herr ihr selbst gegeben hat? Die gegenseitige Liebe: "Daran sollen alle erkennen ... "

Glücklich, dreimal glücklich die christliche oder religiöse Familie, deren Glieder nur ein Herz und eine Seele bilden! Über eine solche wird der Heiland ganz gewiss seine reichsten Segnungen ausgießen, denn sie verwirklicht das heißeste Verlangen seines heiligsten Herzens, den letzten Wunsch seines Lebens. "Sie sollen vollkommen eins sein."

"Das einzige Mittel, das wir haben, um andern zu zeigen, dass Christus in uns wohnt", sagt der ehrwürdige Beda, "ist der Geist heiliger, ungeteilter Nächstenliebe". Er selbst war, da er diese Lehre in die Tat umsetzte, nur ein Echo dessen, was der Heiland selbst uns lehrt: "Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt."

Christus unser Ideal, S. 94

31. Mai - Die hl. Angela Merici, Jungfrau

Wir müssen uns bemühen, dahin zu gelangen, dass wir alles nur zur Ehre Gottes tun, um ihm zu gefallen und ihm Freude zu bereiten, auf dass nach den Worten des Herrn "der Name des Vaters im Himmel geheiligt werde, dass sein Reich zu uns komme und sein Wille geschehe".

Eine Seele, die solcherart ganz auf Gott gerichtet ist, wird immer mehr entflammt von Liebe; denn mit jedem Schritt dringt sie tiefer in die göttliche Liebe ein, weil sie nur aus Liebe handelt. Die Liebe wird dann zum Schwergewicht, das die Seele mit ständig wachsender Gewalt zur selbstlosen Treue im Dienst fortreißt. Amor meus pondus meum. Durch diese Bereitwilligkeit im Dienste und in der Hingabe an Gott, an seine Ehre und seine Interessen gelangen wir zur wahren Frömmigkeit.

Was heißt fromm sein? Das lateinische Wort devovere, das diesen Gedanken ausdrückt, bedeutet "dem Dienst Gottes geweiht, hingegeben sein und ihn gern erfüllen". Fromm sein heißt nicht bloß etwa, durch die Taufe Christus angehören, sondern es heißt, seinem Dienst mit Eifer und Bereitwilligkeit alle Kraft und alle Werke weihen.

Durch unablässiges Streben nach diesem Ziel verwirklichen wir jenes erste und größte Gebot des Herrn, in dem das ganze geistige Leben enthalten ist, nämlich "Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, aus ganzem Gemüte und aus allen Kräften".

Christus, das Leben der Seele, S. 386

5. Juni - Der hl. Bonifatius, Bischof und Märtyrer

Die Regel des hl. Benedikt wird, wenn sie treu beobachtet wird, zu einer Quelle seelischer Kraft: sie stählt den Willen, indem sie ihn schult und in die richtigen Bahnen lenkt, wodurch sie seine Energien verhundertfacht und sie vor Zersplitterung bewahrt. So haben die Mönche Beispiele gewissenhafter und beharrlicher Arbeit in allen Formen gegeben und waren die Pioniere der christlichen Zivilisation in Europa. Ihre apostolische Tätigkeit war so wirksam, dass durch sie viele Völker zum Christentum bekehrt wurden. Niemand wird bestreiten, dass sie wahre Söhne St. Benedikts waren, jene großen seeleneifrigen Mönche wie Gregor der Große, Augustin von Canterbury, Bonifatius, Ansgar, Willibrord, Adalbert und so viele andere. Es waren Männer, gewaltig in Wort und Tat, keine Schwächlinge, seelenstarke Männer, ruhmvolle Zeugen und Verfechter einer für die Kirche und die Zivilisation so fruchtbaren Vergangenheit.

Was das Leben dieser großen Mönche am bemerkenswertesten kennzeichnet, ist ihre unbegrenzte Hingabe an die heilige römisch-katholische Kirche; "diese Einigkeit war unsern Vätern immer ein sicheres Unterpfand der Lebenskraft und des wahren Erfolges. Mag er nun in England Augustin, Willibrord in Friesland, Bonifatius in Deutschland, in den slawischen Ländern Adalbert heißen, immer ist er der Sendbote Roms. Mit dem römischen Glauben tragen sie die Zivilisation bis an die äußersten Grenzen Europas zum Heil und Wohl der Völker".

Christus unser Ideal, S. 168

6. Juni - Der hl. Norbert, Bischof und Bekenner

Die Kirche lädt alle ihre Kinder zu ihrem Gotteslob ein. Auch die gewöhnlichen Gläubigen müssen einen Teil des öffentlichen Gottesdienstes leisten, sonst können sie nicht mehr zu den Jüngern Christi gezählt werden.

Die Kirche begnügt sich jedoch nicht mit diesem, allen gemeinsamen Gottesdienst. Wie sie aus ihren Kindern solche erwählt, die in ganz besonderer und vorzüglicher Weise am ewigen Priestertum ihres Bräutigams teilnehmen, so überträgt sie auch einer auserlesenen Schar einen mächtigen und hervorragenden Teil ihrer Aufgabe des Gotteslobes. Diese auserwählte Schar bilden die Priester und jene Orden, die sich dem Chordienst widmen. Diese erwählt die Kirche zu ihren Gesandten am Thron Gottes, sendet sie in ihrem, wie in ihres himmlischen Bräutigams Namen als Abordnung zum Vater.

Die Priester, die Ordensleute, Männer und Frauen, die sich kraft ihrer, von der Kirche bestätigten Regel zum Chorgebet verpflichtet haben, sind die von der Kirche beglaubigten Gesandten beim Vater, deren Huldigung sie darbringen, deren Interessen sie vertreten, deren Rechte sie geltend machen.

Da die Kirche die Braut Christi ist, nehmen diese Gesandten an den Vorrechten teil, die der Kirche in ihrer übernatürlichen Eigenschaft als Braut Christi zukommen.

Christus unser Ideal, S. 382

11. Juni - Der hl. Barnabas, Apostel

Die Kirche ist die Braut Christi und unsere Mutter. Wir müssen sie lieben, weil sie uns zu Christus führt und uns mit Christus verbindet. Wir müssen ihre Lehre lieben und ehren, weil sie die Lehre Christi ist. Wir müssen ihren Gottesdienst lieben und unsere Gebete mit den ihren vereinen, denn es ist das Gebet der Braut Christi und wir haben keines, das uns heilsamer und Christus angenehmer wäre.

Mit einem Wort also: wir müssen uns der Kirche anschließen und allem, was von ihr kommt, die gleiche Liebe und Ehrfurcht entgegenbringen, die wir der Person des göttlichen Erlösers und den von ihm selbst gespendeten Gaben entgegengebracht hätten, wenn wir ihm während seines Erdenlebens begegnet wären.

Der hl. Paulus vergleicht die Kirche "mit einem Gebäude, das erbaut ist auf dem Grund der Apostel und dessen Eckstein Christus selbst ist". Wir leben in diesem Hause Gottes, "nicht wie Fremdlinge oder flüchtige Gäste, sondern als Mitbürger der Heiligen, als Glieder der Gottesfamilie. Und auf Christus stützt und erhebt sich das ganze, wohlgefügte Gebäude, damit es ein heiliger Tempel sei im Herrn" (Vgl. das Capitulum der Festvesper).

Christus, das Leben der Seele, S. 154

14. Juni - Der hl. Basilius, Kirchenlehrer

Christus ist der Urgrund aller klösterlichen Vollkommenheit. Ja, er ist der Idealreligiöse, der im eigentlichen Sinne Gottgeweihte, das vollkommenste Vorbild der Religiosen, mehr als das: er ist "Begründer und Vollender aller Heiligkeit".

Das Mönchtum, das Ordensleben hat sich nicht etwa neben dem Christentum gebildet, nein, es taucht seine Wurzeln zutiefst in das Evangelium Christi, will die christliche Lehre in ihrer ganzen Vollkommenheit zum Ausdruck bringen. Die klösterliche Heiligkeit ist die Fülle der Gotteskindschaft in Christus Jesu, sie ist die aus Liebe vollzogene, restlose Hingabe unserer selbst an den Gnadenruf von oben.

Nun will aber Gott in letzter Hinsicht nichts anders, als dass wir seine würdigen Kinder seien: "Er hat uns vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu werden." Alles, was Gott von uns will oder verlangt, alles, was der Heiland uns ans Herz legt, soll uns nur dahin führen, zu zeigen, dass wir Kinder Gottes und Brüder Christi sind, und nur, wenn wir dieses hohe Ideal überall verwirklichen, werden wir die Vollkommenheit erreichen.

Man kann in der Tat die Vollkommenheit einer Seele zurückführen auf das Bestreben, dem himmlischen Vater zu gefallen, indem sie sich bemüht, immer und vollständig im Geiste der Gotteskindschaft zu leben.

Christus unser Ideal, S. 39

18. Juni - Der hl. Ephräem, Kirchenlehrer

Was sollen wir tun, um im Licht zu wandeln? Wir sollen leben nach der Lehre Jesu, nach den Richtlinien seines Evangeliums und alle Dinge im Licht der Aussprüche des menschgewordenen Wortes beurteilen.

So sagt uns z. B. der Heiland: "Selig die Armen im Geist, die Sanftmütigen ... "

Wir müssen nun diese seine Worte für wahr halten, durch einen Akt des Glaubens uns mit ihm vereinigen, ihm die Zustimmung unseres Verstandes als Huldigung zu Füßen legen und uns bemühen, diese opferfreudige Hingabe durch ein demütiges, gütiges ... Leben an den Tag zu legen.

Wenn wir so aus dem Glauben leben, dann wird der Geist Jesu Christi allmählich in unserer Seele zur Herrschaft gelangen, um sie in allem zu führen und ihre Tätigkeit nach dem Geist des Evangeliums zu lenken. Wir werden immer mehr und mehr unser eigenes natürliches Urteil ablegen und alles im Licht des Glaubens anschauen. "Der Herr wird uns zum Licht sein." Vom Glauben getragen, schreitet die Seele immer weiter fort auf diesem Weg und, mit der Wahrheit vereinigt, sieht sie alles in ihrem Licht. Die Gedanken, Gesinnungen und Wünsche Jesu Christi werden die ihrigen. Sie wird nichts mehr tun, was nicht in vollem Einklang mit dem Willen Jesu ist.

Ist das nicht die Grundlage aller Heiligkeit?

Christus in seinen Geheimnissen, S. 405

19. Juni - Die hl. Juliana von Falconieri

Je tiefer Christus sich verbirgt und erniedrigt, desto mehr sollen wir, wie sein himmlischer Vater, ihn im Sakrament des Altars, dem Gedächtnis seines Leidens, verherrlichen, desto verschwenderischer ihm huldigen.

Hat er sich denn nicht für uns "hingegeben"? "Für uns und um unseres Heiles willen." Für mich hat er gelitten; für mich ist er unter unsäglichen Leiden gestorben. Er wollte mich an sich ziehen. "Er hat mich geliebt und sich für mich hingegeben." Jeder Zug in seinem Leidenskelch war vorherbestimmt von der göttlichen Weisheit und von seiner Liebe angenommen zu unserem Heil.

Nur durch den Preis seiner blutigen Hinopferung, seiner namenlosen Leiden, hat der Herr uns die wahrhaft unerhörte Gnade verdient, dass er uns sein allerheiligstes Fleisch, sein göttliches Blut zur Speise und zum Trank reicht und wir so in die innigste Vereinigung mit ihm eintreten dürfen.

Du verborgener Gott im Tabernakel, ich werfe mich vor dir nieder! Ich möchte dir alle Ehre erweisen in diesem Sakrament, das du uns am Vorabend deines bitteren Leidens geschenkt hast als Beweis deiner überschwengliehen Liebe.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 359

20. Juni - Der hl. Silverius, Papst und Märtyrer

Der hl. Paulus spricht in erhabenen Worten von der Verherrlichung unseres Heilands, die das Gegenstück bildet zu seinen Erniedrigungen.

"Christus hat sich erniedrigt ... darum hat ihn Gott so hoch erhoben, und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, auf dass im Namen Jesu sich alle Knie beugen im Himmel, auf Erden und in der Unterwelt."

Beachten wir dieses "darum". Weil Jesus sich gedemütigt hat, darum ist er erhöht worden, weil er sich erniedrigt hat bis zur Erduldung jenes Schimpfes der Verfluchten am Galgen des Kreuzes, darum hat Gott seinen Namen bis in den höchsten Himmel erhöht. Von nun an wird es keinen anderen Namen geben als den seinen, in welchem die Menschen erlöst werden können. Einzig ist dieser Name, erhaben ist die Herrlichkeit, unvergänglich die Macht, deren sich der Gottmensch, sitzend zur Rechten des Vaters, in ewiger Herrlichkeit erfreut.

Und dieser unvergleichliche Triumph ist die Frucht unermesslicher Verdemütigungen.

Vergessen wir nicht, dass Christus ebenfalls einen Ehrenplatz in seinem Königreich nur für diejenigen bereitet, welche auf Erden an seinen Erniedrigungen teilgenommen haben: "Wer sich erniedrigt, wird erhöht werden."

Christus unser Ideal, S. 294

21. Juni - Der hl. Aloisius von Gonzaga, Bekenner

Die erste Notwendigkeit zur Buße ergibt sich aus der Pflicht, die innere Ordnung wieder herzustellen, die Gott unterworfene Vernunft zur Herrschaft zu bringen und das niedere Begehrungsvermögen zu beherrschen, damit der Wille sich ungehindert Gott zuwende; darin besteht das wahre Leben.

Wir dürfen nicht außer acht lassen, dass die christliche Religion zunächst deshalb Bußübung verlangt, damit wir in uns ertöten, was sich dem Leben entgegensetzt. Der Christ ist bemüht, durch Selbstüberwindung aus seiner Seele alles auszuscheiden, was sie zum geistigen Tod führen könnte, damit das göttliche Leben der Gnade um so freier, leichter und voller in ihr sich entfalte.

Solcher Weise aufgefasst, ist die Abtötung eine unabweisbare Folgerung aus der Taufe, der Grundlage des christlichen Lebens. Der hl. Paulus sagt uns, dass der Täufling, wenn er in das lebenspendende Wasser getaucht wird, der Sünde abstirbt und für Gott zu leben beginnt. Diese zwei Gedanken umschließen den Inhalt des ganzen Christentums; man kann nicht Christ sein, ohne zuvor durch Abkehr von der Sünde den Tod Christi in sich darzustellen. "Denkt daran, dass auch ihr der Sünde abgestorben seid."

Christus, das Leben der Seele, S. 319

22. Juni - Der hl. Paulinus von NoIa, Bischof

Das größte Geschenk, das man Gott machen kann, ist die Hingabe seiner selbst. Doch muss dies auch ein wirkliches Geschenk sein, mit dem Gott dann machen kann, was ihm beliebt. Haben wir einmal dieses Geschenk in Aufrichtigkeit dargebracht, so müssen wir alles Gottes Weisheit und seiner Liebe überlassen.

Je mehr ich Gott mit den Augen Jesu sehe und betrachte, desto mehr wird es mir klar, dass nichts so erhaben, so göttlich ist, als uns vollständig Gott hinzugeben. Es ist außer allem Zweifel, dass der Schöpfer das Recht hat, über das Geschöpf, das er aus dem Nichts gezogen, frei zu verfügen; es ist ferner sicher, dass er in seiner unendlichen Allwissenheit weiß, was wir am besten tun können, um seinen Absichten zu entsprechen und drittens ist seine grenzenlose Liebe das sicherste Ruheplätzchen für uns in unserer Blindheit und Schwäche.

Ja, nichts ist vollkommener, noch Gott genehmer, als diese ganz bedingungslose Hingabe an sein heiliges Wohlgefallen, besonders, wenn dieses Wohlgefallen Kreuz und Lasten auf unsere Schultern legt.

Die Gottverbundenheit, S. 335

23. Juni - Vigil des hl. Johannes des Täufers

Das Morgenrot der göttlichen Erbarmungen gegen uns nimmt seinen Ursprung in der ewigen freien Liebeswahl, mIt der Gott uns auserwählt hat. "Er hat uns vor Grundlegung der Welt auserwählt, auf dass wir heilig seien."

Der ewige Vater schaute und schaut in unwandelbarem Wohlgefallen auf sein ewiges Wort, seinen eingeborenen Sohn; in ihm sieht er auch alle Geschöpfe. Besonders ruht sein Auge auf seinem Sohn als dem menschgewordenen Wort. Die Menschheit Christi bringt das göttliche Wort in irdischer Gestalt zum Ausdruck. Aus Liebe, in freier Wahl, wurde sie dazu auserwählt.

Doch damit nicht genug. Gott wollte seinem Gesalbten auch ein königliches Gefolge geben. Das ist die Schar der Heiligen, die niemand zählen kann. Die Heiligen sind ja ebenso viele Wiedergaben des göttlichen Wortes, nur in einer weniger vollkommenen Form. Jeder von uns findet sein Ideal in Christus. Jeder von uns sollte für Gott der eigen geartete Ausdruck irgendeiner der unendlich vielgestalteten Seiten seines Wortes sein. Darum singt die Kirche von jedem Heiligen: "Keiner wird erfunden, der ihm gleich wäre." Es gibt nicht zwei Heilige, die das Abbild Christi in der ganz gleichen Form und Vollkommenheit zum Ausdruck bringen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 399

24. Juni - Fest der Geburt des hl. Johannes des Täufers

Da die Fülle der Zeit gekommen war, krönte der Herr all seine bisherigen Vorbereitungen durch die Sendung des letzten der Propheten. Johannes des Täufers, der da größer ist als Abraham, größer als Moses, größer als alle heiligen Männer des Alten Bundes, wie Jesus Christus selbst bezeugte: "Unter denen, die von einer Frau geboren sind, ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer."

Warum hat Gott ihm diese Größe verliehen?

Weil er Ihn zum vorzüglichsten Herold der Erlösung. zum Vorläufer seines vielgeliebten Sohnes machen wollte. "Du wirst Prophet des Allerhöchsten heißen." Um die Herrlichkeit seines Sohnes, den er so oft verhieß und den er nun in die Welt einführen will, zu erhöhen, lässt Gott die Würde seines Vorläufers in besonderem Glanz erstrahlen, weil er "Zeugnis geben soll vom Licht" und von der Wahrheit, die nun bald auf Erden erscheinen wird.

Groß muss Johannes sein, weil seine Sendung groß ist, weil er erwählt war, um unmittelbar jenem voranzuschreiten, der da kommen soll.

Gott misst die Größe seiner Heiligen nach dem Maß, in welchem sie seinem Sohn Jesus nahestehen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 103

25. Juni - In der Oktav vom hl. Johannes dem Täufer

Wir sehen, dass Gott den Vorläufer wunderbar erhebt, weil er durch diese Auszeichnung des letzten der Propheten anzeigen will, wie hoch die Würde seines eingeborenen Sohnes sei.

Gott wählte ihn aus einem durch Heiligkeit hervorragenden Geschlecht. Ein Engel verkündet seine Geburt, bestimmt des Kindes Namen und sagt die Größe und Bedeutung seiner Sendung voraus. Gott heiligt ihn im Mutterschoß. Wunder umstrahlen seine Wiege, so dass die Zeugen dieser Herrlichkeit sich staunend fragen: "Was wird aus diesem Kind werden?"

Später erscheint die Heiligkeit des Johannes den Juden so groß, dass sie zu ihm kommen und fragen. ob er der Messias sei, den sie erwarten.

Er aber, dem Gott mit allen Gnadenerweisungen seiner Huld zuvorgekommen ist, bekennt in tiefer Demut, dass er nur gesandt ist, die Stimme des Rufenden sei, die da mahnt: "Bereitet den Weg des Herrn: denn er wird kommen."

Die andern Propheten haben den Messias nur von ferne geschaut. Johannes aber darf mit dem Finger auf ihn weisen, darf ihn klar und deutlich bezeichnen, dass alle, die geraden Herzens sind, ihn verstehen müssen: "Seht das Lamm Gottes".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 103

26. Juni - In der Oktav vom hl. Johannes dem Täufer

Das menschgewordene Wort Gottes, der Menschensohn, verwirklicht die Erlösung nur dadurch, dass er sich freiwillig an unsere Stelle setzte, unsere Schuld auf sich nahm und für uns Sünder als sündbeladen erschien.

Wie unsere Sunde, so hat er auch unsere Strafe auf sich genommen; darum musste er untertauchen in einem Meer von Schmach und Erniedrigung.

So verstehen wir auch, warum Jesus gleich zu Beginn seines öffentlichen Lebens, da er im Begriff stand, seine Erlösung feierlich einzuleiten, sich einer solchen Übung tiefer Demut, die Ihn den Sündern gleichstellte, unterworfen hat. Darum auch die Antwort an Johannes, der sich mit aller Gewalt dem Ansinnen widersetzte: "Lass es nur geschehen, es geziemt sich, dass wir alle Gerechtigkeit erfüllen."

Welches ist diese Gerechtigkeit? Es sind die Erniedrigungen, die Jesus in seiner anbetungswürdigen Menschheit auf sich nimmt und die das vollwertige Lösegeld für alle unsere Schulden gegen Gottes Gerechtigkeit darstellen. Der gerechte, ganz unschuldige Jesus nimmt die Stelle der ganzen sündigen Menschheit ein, er "der Gerechte für die Ungerechten". Durch sein Opfer ist er "das Lamm Gottes geworden, das die Sünden der Welt hinwegnimmt".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 182

27. Juni - In der Oktav vom hl. Johannes dem Täufer

Die Sünde Adams ging auf das ganze Menschengeschlecht über und schloss es vom ewigen Reich aus. Nur durch eine Sühne der göttlichen Beleidigung, durch eine gleichwertige vollständige, die Bosheit der Sünde tilgende Genugtuung konnte der Himmel wieder erschlossen werden, Der Mensch als bloßes Geschöpf war dazu nicht fähig. Das fleischgewordene Wort, der menschgewordene Gott übernahm die große Aufgabe. Deshalb trug sein ganzes Leben bis zur Vollendung seines Opfers den Stempel des Todes.

Er ist das Lamm, das die Sünden der Welt tilgt, er kommt, die Sünder zu erlösen. Gott hat alle Sündenschuld auf Ihn gelegt, und da der Heiland mit seiner Menschwerdung in das von seinem Vater geforderte Opfer eingewilligt hat, trägt sein ganzes Dasein, von der Krippe bis zum Kreuz. den Stempel des Opfers.

Sein ganzes Leben der Erniedrigung von Bethlehem, sein öffentliches Leben mit dem Hass seiner Feinde, sein bitteres Leiden von der quälenden Todesangst bis zur gänzlichen Verlassenheit am Kreuz - alles zeigt ihn uns als "das Opferlamm, das zur Schlachtbank geführt wird". Als Sühnopfer für die Verbrechen einer ganzen Welt konnte er die allgemeine Schuld nur durch seinen schmachvollen Tod am Kreuz tilgen.

Christus, das Leben der Seele, S. 255

28. Juni - Vigil von Peter und Paul

Nach der Auferstehung, da der Herr noch inmitten seiner Jünger weilt, spricht er zu Petrus; "Liebst du mich?" (Vgl. das Tagesevangelium). Und der Apostel antwortet ihm: "Ja, Herr, Ich liebe dich". Der Heiland erwidert ihm: "Weide meine Lämmer!" Dreimal wiederholt der Heiland seine Frage, und bei jeder Beteuerung des Petrus setzt er ihn und seine Nachfolger zum sichtbaren Hirten seiner Herde ein, sowohl der Lämmer wie der Schafe. Diese Einsetzung erfolgt erst, nachdem Petrus durch eine dreimalige Beteuerung seiner Liebe die dreimalige Verleugnung gesühnt hat.

Der Heiland verlangt also von seinem Apostel ein Bekenntnis seiner Gottheit, ehe er sein Versprechen erfüllt, auf ihn seine Kirche zu bauen.

Wir müssen festhalten, dass diese Kirche hienieden den Zweck hat, das Erlösungswerk Jesu Christi fortzusetzen, durch ihre Lehr- und Schlüsselgewalt, durch die Sakramente und den Gottesdienst. Das ist der sichere Weg, um zu Gott zu gelangen, denn der Herr ist "mit seinen Aposteln bis zum Ende der Welt", und er hat "gebetet für Petrus und seine Nachfolger, damit ihr Glaube nicht wanke".

Christus, das Leben der Seele, S. 145

29. Juni - Fest der hl. Petrus und Paulus

Einstmals finden wir den Herrn nach einer apostolischen Tagesarbeit fern von der Menge, nur von seinen Jüngern umgeben, wie er sie fragt: "Was sagen die Leute vom Menschensohn?" Die Jünger machen sich zum Echo all der Volksmeinungen (Vgl. das Tngesevangelium). "Meister, die einen halten dich für Johannes den Täufer, die andern für Elias oder Jeremias oder einen andern Propheten." Und Jesus fragt weiter: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Da nahm Petrus das Wort und sprach: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes."

Und der Herr bestätigt dieses Bekenntnis seines Apostels mIt den Worten: "Selig bist du, denn nicht deine natürliche Erkenntnis hat dIr dies geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist."

Christus ist also Gottes Sohn, "Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott", wie unser Credo sich ausdrückt. Und Paulus: "Christus hat es nicht für eine Anmaßung erachtet. Gott gleich zu sein."

Mit Petrus wollen auch wir die ihm vom Heiligen Geist eingegebenen Worte wiederholen: "Ja, du bist Christus, das menschgewordene Wort Gottes, wahrer Gott, gleich dem Vater. Gott von unendlicher VollkommenheIt, du bist mit dem Vater und dem Heiligen Geist der Allmächtige: du bist der Ewige. Du bist die unendliche Liebe, o Jesus. Ich glaube an dich, ich bete dich an, mein Herr und mein Gott."

Christus, das Leben der Seele, S. 65

30. Juni - Gedächtnis des hl. Apostels Paulus

Die hl. Theresia versichert uns, dass, so groß auch unsere Schwachheiten und unsere bösen Neigungen sein mögen, die allmächtige Gnade Jesu Christi uns doch vollständig davon befreien und zu einer vollkommenen Vereinigung mit seiner heiligen Majestät erheben kann - vorausgesetzt, dass Wir treu befunden werden.

Der göttliche Heiland wird nie die Ausflucht annehmen, die unsere Eigenliebe uns stets eingeben möchte: "Ich bin zu schwach, ich vermag mich nicht zu überwachen usw." Denn er wird erwidern: "All dies ist wahr, aber ich besitze alles, was dir fehlt, und für dich besitze ich es, wenn du von deiner Seite aus es im heiligen Gebet mit Beharrlichkeit von mir erflehst. Und je mehr du schwach und armselig bist, desto stärker wird der Beistand meiner Gnade sein."

Jesus sagte einst zu der Samariterin: "Wenn du die Gabe Gottes erkenntest". Wenn die Seelen auch nur ein wenig begriffen, was sie an Christus besitzen, wenn sie es verständen, wie man es lange Jahrhunderte hindurch verstand, dass unser ganzes geistiges Leben nichts anderes ist als der in uns lebendige Christus, dass er als Quell jenen Funken göttlichen Lebens hat, den wir am Tage unserer Taufe erhalten - dann wäre die Heiligkeit Jedermann zugänglich und in uns so einfach und natürlich wie in ihm.

Die Gottverbundenheit. S. 343

1. Juli - Fest des kostbaren Blutes

Ein einziges Tröpflein vom Blut des Gottmenschen hätte genügt zu unserer Erlösung: denn in Ihm ist alles von unendlichem Wert.

Einer der Gründe jedoch, warum der Heiland seine heiligste Seite durchbohren ließ und sein Herzblut bis auf den letzten Tropfen vergoss, war der, uns die Größe seiner Liebe zu zeigen. Für uns alle, für jeden von uns hat er sein Blut vergossen und jeder von uns kann in voller Wahrheit die flammenden Worte des hl. Paulus auf sich anwenden: "Er hat mich geliebt und sich für mich hingeopfert."

Wir wollen den Heiland bitten, dass er kraft seines heiligen Blutes, seines bitteren Kreuzestodes uns an sein heiligstes Herz ziehe, dass er uns helfe, der Eigenliebe und dem Eigenwillen, dieser Quelle aller Untreue und Sünden, abzusterben und nur mehr ihm zu leben, der für uns gestorben ist. Seinem Tod verdanken wir das Leben. Ist es da nicht recht, dass auch wir nun "nicht mehr für uns leben, sondern für den, der für uns gestorben ist"?

"Vater, verherrliche deinen Sohn, der am Kreuzesholz hängt! Erhöhe ihn, weil er sich selbst erniedrigt hat bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz ... Der Name, den du Ihm gegeben, erstrahle in Herrlichkeit, so dass alle Knie vor ihm sich beugen und alle Zungen bekennen, dass Jesus, dein Sohn. ewig lebt bei dir in deiner himmlischen Herrlichkeit."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 289

2. Juli - Mariä Heimsuchung

Wir wollen heute Maria beglückwünschen und benedeien, wie der Heilige Geist selbst durch den Mund der begnadigten Elisabeth die Jungfrau-Mutter seligpries: "Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. Selig bist du, Maria, die du geglaubt hast, dass in Erfüllung gehen werde, was dir vom Herrn gesagt worden ist."

Ja, selig ist Maria; denn der Glaube an das Wort des Allerhöchsten hat die Jungfrau zur Gottesmutter gemacht.

Wo ist ein Geschöpf, das von Seiten des unendlichen Gottes so hohes Lob erhielt?

Maria aber gibt dem Herrn alle Ehre für die Wunder, die sich an ihr erfüllten. Vom ersten Augenblick an, da Gottes Sohn in ihren Schoß herniederstieg, singt die Jungfrau in ihrem Herzen ein beständiges Lob- und Danklied. Bei ihrer Base Elisabeth gibt sie den überströmenden Gefühlen ihres Herzens Ausdruck. Sie stimmt das Magnificat an, das seitdem fort und fort all ihre Kinder mit ihr singen, um Gott zu danken, dass er sie vor allen Frauen erwählt hat: "Hochpreiset meine Seele den Herrn, und mein Geist frohlocket in Gott meinem Heiland. Er hat gnädig auf seine niedrige Magd herabgeblickt; denn Großes hat an mir getan der Mächtige." "Hochpreiset meine Seele den Herrn."

Christus in seinen Geheimnissen, S 159

3. Juli - In der Oktav von Peter und Paul

Durch den Glauben treten wir mit Christus in Berührung, und durch diese göttliche Berührung wird unsere Seele allmählich umgewandelt.

Gewiss hatten jene, die zu des Herrn Zeit in Judäa lebten und an ihn glaubten, ein überfließendes Maß all dieser Gnaden erhalten, die er für alle Menschen verdient hat; dafür zeugt das Evangelium ... Wir alle wissen das, wir sind überzeugt davon, dass wir manchmal sagen möchten: "O, hätte ich doch zu Lebzeiten des Herrn mit ihm in Judäa weilen, ihm wie die Apostel nachfolgen, mit ihm reden und bei seinem Tod zugegen sein dürfen. Ich wäre gewiss heilig geworden."

Und doch sagt der Herr: Selig, die mich nicht gesehen und doch an mich glauben."

Gibt er damit nicht zu verstehen, dass die Verbindung mit ihm durch den Glauben allein viel wirksamer und besser für uns ist?

Wir wollen dem Wort unseres göttlichen Meisters glauben, denn seine Worte sind "Geist und Leben": Wir wollen daran festhalten, dass die wirkende Kraft seiner heiligsten Menschheit für uns die gleiche ist wie für seine Zeitgenossen, denn Jesus lebt in Ewigkeit: "Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit."

Christus, das Leben der Seele, S. 184

4. Juli - In der Oktav von Peter und Paul

Das Leben des Vaters in der heiligsten Dreifaltigkeit besteht darin, dass er das Wort, den Sohn, "spricht", dass er in einem einzigen, einfachen, ewigen Akt einen Sohn zeugt, der ihm wesensgleich ist und dem er die Fülle seines Seins und seiner Vollkommenheiten mitteilt.

Und jedes Zeugnis, das Gott der Welt über Christi Gottheit gibt, Wie z. B. die Stimme Gottes bei der Taufe Jesu: "Dieser ist mein vielgeliebter Sohn", ist nur der hörbare Widerhall des Zeugnisses, das der Vater sich selbst im geheimnisvollen Sein seiner Gottheit gibt und dem er Ausdruck verleiht durch ein Wort, das sein ganzes Sein, sein innerstes Leben kennzeichnet: "Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt."

Wenn wir also das Zeugnis des ewigen Vaters annehmen und gläubigen Sinnes zu Jesus sprechen gleich dem hl. Petrus: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes", wenn wir uns anbetend vor ihm niederwerfen, seinem Dienst unsere Kräfte schenken, wenn alle unsere Handlungen mit dem Glauben in Einklang stehen und aus der Liebe, der Vollendung des Glaubens, hervorquellen - dann wird unser Leben zum Widerklang des Lebens des Vaters, der von Ewigkeit her seinen Sohn in einem ewigen Wort "spricht"; und da das Leben in Gott nie aufhört, alle Zelten umspannt, eine ewige Gegenwart ist, vereinigen wir uns mit dem Leben Gottes selbst.

Christus, das Leben der Seele, S. 229

5. Juli - Der hl. Antonius Maria Zaccaria, Bekenner

Eine der höchsten und vollkommensten Äußerungen der Liebe besteht darin, aus Liebe zu Gott die Leitung und Führung anderer zu übernehmen.

Gott wählt gar oft zu dieser Aufgabe, was schwach und klein ist, damit man klar und deutlich sehen kann, dass das Gute, das man tut, von ihm kommt: "Denn die Torheit bei Gott ist weiser als die Weisheit dieser Welt."

Man muss sich dann ganz der Führung Jesu Christi überlassen. Denn wenn wir uns mit vollem Vertrauen und ohne Vorbehalt seiner Weisheit und Liebe überlassen, nimmt er sich mit großer Sorgfalt all der Einzelheiten unseres Lebens an. In der Tat sagt der hl. Paulus: "Jesus Christus ward uns von Gott Weisheit und Gerechtigkeit und Heiligung und Erlösung." "Empfiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's schon machen."

"Es ist ein Zeichen besonderer Liebe zu Ihnen, dass der Heiland Ihnen die Novizinnen anvertraute. Denn den hl. Petrus fragt er: "Liebst du mich mehr als diese?" und als Belohnung übergibt er ihm seine Schafe.

Führen Sie dieselben zu Gott durch Jesus Christus: er ist der alleinige Weg: "Ich bin der Weg. niemand kommt zum Vater außer durch mich."

Die Gottverbundenheit, S. 329

6. Juli - In der Oktav von Peter und Paul

Gar manchmal möchten wir versucht sein, die Zeitgenossen des Herrn zu beneiden, die ihn sehen, begleiten und hören konnten. Aber der Glaube bringt uns Christus ebenso nahe und versetzt unsere Seele in eine nicht weniger wirksame Gegenwart Christi.

Er ist wahrhaft der Sohn Gottes, den wir vor uns leben und handeln sehen, wenn wir das Evangelium lesen oder seine Geheimnisse feiern.

Alles, was wir von ihm sagen können, liegt in dem einen Wort begriffen: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." Das ist auch der Inbegriff alles dessen, was unsere Seele im göttlichen Vorbild schauen kann.

Wir sollten dieses gottmenschliche Ideal unausgesetzt betrachten, aber nicht in abstrakter, rein äußerlicher Betrachtung ohne Wärme und Teilnahme, sondern mit liebevoller Aufmerksamkeit, um jeden, auch den unscheinbarsten Zug dieses göttlichen Vorbildes in unserm Leben wiederzugeben, besonders aber den grundlegenden und wesentlichen Charakterzug der Persönlichkeit Christi, sein "nur für den Vater leben". Das irdische Dasein Christi trägt durchaus dieses Gepräge, alle seine Tugenden sind das Ergebnis dieser Hinwendung seiner Seele zum Vater, und diese Hinwendung ist nur der Ausfluss jener unaussprechlichen persönlichen Einigung, welche die Menschheit Christi völlig in den Bann Gottes, in das Sehnen des Sohnes zum Vater mit fortzieht.

Christus, das Leben der Seele, S. 82

7. Juli - Die hl. Cyrill und Methodius, Bischöfe und Bekenner

Die Heidenvölker sind berufen, das Erbteil zu sein, das der ewige Vater seinem Eingeborenen verheißen hat. "Begehre von mir, so will ich dir die Völker zu deinem Erbe geben." Der göttliche Heiland nennt sich selbst "den guten Hirten, der sein Leben für seine Schafe gibt", und er fügt hinzu: "Ich habe auch noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstall sind; ich muss auch sie herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird ein Hirt und eine Herde werden."

Darum auch sendet der Herr vor seiner Himmelfahrt seine Apostel nicht mehr allein zu den verlorenen Schafen Israels, sondern zu allen Völkern, um an ihnen sein Hilfswerk fortzusetzen. "Gehet hin", so befiehlt er ihnen, "und lehrt alle Völker, und siehe, ich bin bei euch bis ans Ende der Welt."

Gottes allweiser Vorsehung stehen unendlich mannigfaltige Mittel und Wege zu Gebote, die uns unerforschlich sind und die er frei und unbehindert wählt. Uns aber geziemt es, mit dem hl. Paulus die unergründlichen Wege Gottes anzubeten und demütig zu bekennen, dass sie alle geschaffene Kenntnis III Dunkel hüllen. "O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Ratschläge, und wie unergründlich seine Wege! Wer aber hat die Gedanken Gottes erkannt und ist sein Ratgeber gewesen?"

Christus in seinen Geheimnissen, S. 141

8. Juli - Die hl. Elisabeth, Königin von Portugal, Witwe

Der Friede kommt wie jede gute Gabe von Gott, dem Vater, als seinem Ursprung. Darum bezeichnet der hl. Paulus in seinen Briefen den himmlischen Vater so oft als den "Gott des Friedens."

Er kommt aber auch vom Sohn, der ihn uns erworben hat, indem er durch sein Opfer der göttlichen Gerechtigkeit volle Genugtuung leistete, weshalb auch die Gläubigen bei der heiligen Messe, dem Mittelpunkt unserer heiligen Religion, sich dem Gotteslamm nicht nahen, ohne sich zuvor den Kuss des Friedens gegeben zu haben, als äußeres Zeichen ihrer wahren Vereinigung mit Christus selbst.

Endlich kommt uns dieser Friede, wie uns wiederum Paulus sagt, vom Heiligen Geiste, da er, ebenso wie die Freude, eine Frucht des Geistes der Liebe ist.

Der wahre Friede ist ein wesentlich übernatürliches. wesentlich christliches Geschenk.

Jene sind in Wahrheit Kinder Gottes, die den Frieden anstreben für sich und für andere. So hat die unfehlbare Wahrheit selbst uns gelehrt: "Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden."

Friede ist das vollkommene Geschenk das der Herr vor seinem Leiden seinen Aposteln hinterlässt. Friede das erste Wort, mit dem er sie nach seiner Auferstehung wieder begrüßt.

Christus unser Ideal, S. 505

9. Juli - Vom Wochentag

Christus lebt ewig. Er lebt in ununterbrochener Tätigkeit. Wenn er zu uns kommt, vereinigt er unseren Leib mit seinem heiligsten Leib; er reinigt, erhebt und heiligt, ja er verklärt gewissermaßen alle unsere Fähigkeiten, so dass wir, um mit den Worten eines alten geistlichen Schriftstellers zu reden, Gott mit dem Herzen Christi lieben, ihn loben mit den Lippen Christi und leben mit seinem Leben.

Die göttliche Anwesenheit Christi und seine heiligende Kraft durchdringen unser ganzes Wesen, Leib und Seele und alle unsere Fähigkeiten so tief, dass wir sozusagen ein zweiter Christus werden.

Dies also ist das unsagbar hohe Ziel der heiligen Kommunion, das wir durch jede heilige Kommunion, die wir empfangen, immer vollkommener erstreben sollen. Wenn Wir doch die Gaben Gottes besser erkennten! "Wer von dieser Lebensquelle trinkt, dessen Durst ist gelöscht, ihn wird nicht mehr dürsten in Ewigkeit." Hier findet er alle wahren Güter des Lebens. Vom Altar fließt uns aller Segen des Himmels, alle Gnade zu.

Darum findet sich auch häufig in den kirchlichen Gebeten nach der hl. Kommunion die Bitte: "Dein heiliges Geheimnis, o Herr, gereiche uns zur Erquickung für Leib und Seele."

Christus, das Leben der Seele, S. 449

10. Juli - Die hl. sieben Brüder

Unsere Anteilnahme am Geheimnis des Leidens Christi kann unter anderem auch stattfinden, wenn wir aus Liebe zum Heiland mutig alle Widerwärtigkeiten und Trübsale auf uns nehmen, die Gottes Vorsehung uns zuschickt.

Auf seinem Martergang nach Golgatha trägt Jesus selber sein Kreuz. Da bricht er unter der drückenden Last zusammen. Er, dem die Schrift den Namen "Gottes Kraft" beilegt, fällt elend und todesmatt zur Erde nieder, unfähig, sein schweres Kreuz zu tragen. Das war die Huldigung, die seine Menschheit der Allmacht Gottes darbrachte. Wenn Jesus es gewollt hätte, so hätte er trotz seiner Schwäche das Kreuz hinaustragen können nach Kalvaria. Gott aber wollte zu unserem Heil, dass die allerheiligste Menschheit Jesu Christi sich Ihrer Schwäche schmerzlich bewusst ward, um uns die Kraft zu erwerben, in Leid und Schmerz stark zu sein.

Jedem aus uns gibt Gott ein Kreuz zu tragen und jeder glaubt, das seine sei das schwerste. Doch wir sollen es auf uns nehmen, ohne zu murren und zu wähnen. Gott hätte dieses oder jenes in unserem Leben anders gestalten können. Der Herr spricht: "Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir." In der hochherzigen Annahme des Kreuzes, und zwar unseres Kreuzes, gelangen wir zur Vereinigung mit Christus.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 268

11. Juli - Der hl. Pius I., Papst und Märtyrer

Von Ewigkeit her hat Gott die Menschwerdung seines Sohnes beschlossen. Nachdem aber sein Sohn die menschliche Natur angenommen und in dieser die Welt erlöst hat, soll nach Gottes heiligstem Willen die Gnade weitervermittelt werden durch schwache Menschen. Es ist das eine Ausdehnung, eine Fortsetzung der Menschwerdung Christi. In der Person seines menschgewordenen Sohnes hat Gott sich uns genähert, und durch die Glieder dieses seines Sohnes setzt er diese Annäherung an die Menschenseelen fort.

Dadurch will Gott seinen Sohn erhöhen; er will alles in Beziehung setzen zu seiner Menschwerdung, indem er bIs zum Ende der Zeiten das ganze Heil und die Heiligung der Menschheit an dieselbe bindet.

Gott hat diese Heilsordnung aber auch dazu eingesetzt, dass unser Glaubensleben sich betätige. in der Kirche ist nämlich ein Doppeltes zu unterscheiden: ein menschliches und ein göttliches Element.

Das erste besteht in der menschlichen Schwäche jener, die von Christus die Gewalt erhalten haben, uns zu regieren.

Die gläubige Seele weiß unter der menschlichen Schwäche das göttliche Element zu finden: Die Irrtumslosigkeit und Einheit der Lehre; das nie fehlende Merkmal heldenmütiger Heiligkeit; die ununterbrochene Aufeinanderfolge, die in der Kirche bis zu den Zeiten der Apostel zurückreicht; die unaufhaltsame Ausbreitung über die ganze Erde.

Christus, das Leben der Seele, S. 152

12. Juli - Der hl. Johannes Gualbertus, Abt

Gott richtet sein Verhalten uns gegenüber nach unserem Verhältnis zum Nächsten. Gott handelt so an uns wie wir an unseren Brüdern.

Sagt doch der Heiland selbst: "Mit welchem Maß ihr messt, wird euch wieder gemessen werden."

Sogar auf Einzelheiten geht er ein: "Euer himmlischer Vater wird euch nur dann eure Sünden verzeihen und vergeben, wenn ihr einander verzeiht. Wenn ihr nicht barmherzig seid, harrt euer ein Gericht ohne Erbarmen. Wollt ihr nicht gerichtet und nicht verdammt werden, dann richtet und verdammt nicht. Und wenn euch Gott seine Güte zeigen soll, seid zunächst gütig gegen eure Nächsten."

"Gebt", spricht der Herr, "so wird euch gegeben, ein gutes, ein eingedrücktes, gerütteltes und aufgehäuftes Maß"; denn Jesus Christus lässt sich an Liebe nicht übertreffen. Möchten doch die Seelen ihre Selbstsucht überwinden, sich großmütig. aus Liebe zu Gott dem Nächsten hingeben, und Christus wird sich ihnen in Fülle schenken. Weil sie sich vergessen, nimmt sich Christus ihrer an - und wer führt uns sicherer zur Glückseligkeit als er?

Eine, trotz natürlichen Abscheues und Widerwillens betätigte, übernatürliche Nächstenliebe offenbart eine große Kraft göttlichen Lebens in der Seele.

Christus, das Leben der Seele, S 557

13. Juli - Der hl. Anaklet, Papst und Märtyrer

Christus, das menschgewordene Wort, hat als Haupt der Kirche den Großteil der Leiden selbst getragen; aber er wollte auch seine Kirche, die sein mystischer Leib ist, einen Teil der Sühne leiden lassen

Der hl. Paulus sagt uns darüber ein wunderbar tiefsinniges und zugleich überraschendes Wort. "Was an den Verdiensten Christi mangelt, das ergänze ich in meinem Fleisch für seinen Leib. welcher ist die Kirche." Kann denn an den Leiden Christi etwas mangeln? Nein, denn sie waren überschwänglich groß. Unermesslich und unendlich ist ihr Verdienst. Dem Leiden, womit Christus uns erlöst hat, mangelte also nichts!

Warum spricht dann aber der hl. Paulus von einer Ergänzung? Der hl. Augustinus gibt eine schöne Erklärung. "Der mystische Christus", sagt er, "wird gebildet durch die mit ihrem Haupt Christus vereinte Kirche. Das Haupt hat alles gelitten, was es leiden musste. Es erübrigt nur, dass auch die Glieder, wenn sie ihres Hauptes würdig sein wollen, ihren Anteil an Leiden auf SIch nehmen."

Als Glieder Christi müssen wir uns also dem Leiden unseres göttlichen Hauptes anschließen. Christus hat uns eine Anteilnahme an seinem Leiden vorbehalten. Mit dem Kreuz gibt er aber auch die nötige Kraft, alles Leid zu tragen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 26.9

14. Juli - Der hl. Bonaventura, Kirchenlehrer

Während seines irdischen Lebens ging vom Heiland "eine Kraft aus, die alle heilte". Was von der Person des Herrn gilt, das gilt in entsprechender Weise von seinem Wort.

Christus lebt im Herzen der Gerechten. Unter der unfehlbaren Leitung dieses Lehrmeisters dringt die Seele in die göttliche Klarheit ein. Christus teilt ihr seinen Geist mit, der da der erste Urheber der Heiligen Schrift ist, und so "durchdringt sie alles, selbst die Tiefen der Gottheit." Sie betrachtet die Wunder, die Gott für die Menschen gewirkt, ermisst im Glauben die göttlichen Ausmaße des Geheimnisses Christi; während die Herrlichkeiten dieses wunderbaren Schauspiels sie erleuchten, wird sie von ihm erfasst, angezogen, entzückt. erhoben, hingerissen und umgestaltet.

Sie erfährt an sich, was die Jünger auf dem Weg nach Emmaus erlebten, da der Herr selbst sich würdigte, Ihnen die Schrift auszulegen: "Brannte nicht unser Herz in uns, da er auf dem Weg mit uns redete und uns die Schrift erklärte."

Kann es da wundernehmen, wenn die Seele, bezaubert und überwunden von diesem Wort des Lebens, das da eindringt bis ins Innerste, gleich den Jüngern bittet: "Herr, bleib bei mir. Verlass mich nicht, o Herr, du unvergängliches Licht, fleckenlose Wahrheit! Du einzig wahres Licht meiner Seele!"

Christus unser Ideal, S. 459

15. Juli - Der hl. Kaiser Heinrich, Bekenner

Es gibt Reiche, welche losgeschält sind von ihren Schätzen. Nach dem Wort des hl. Paulus "besitzen sie die Güter dieser Welt, als besäßen sie selbe nicht". Inmitten ihres Reichtums ist ihr Herz frei; es sind die Armen im Geist, denen Christus das Himmelreich versprochen hat. Mit dem gleichen Apostel betrachten diese Seelen alle Güter "wie Kehricht, um Christum zu gewinnen".

Im Gegensatz hierzu gibt es Arme, welche Reichtümer begehren und voll Anhänglichkeit an dem wenigen hängen, das sie besitzen. Ihre Armut ist nur eine äußerliche, denn solchen Armen fehlt durchaus dIe Tugend ihres Standes.

Soweit "das Reich Gottes in unsern Herzen ist", insoweit vervollkommnet und entwickelt sich darin auch die Tugend der Armut; man kann arm sein, auch wenn man die Kleidung eines Königs trägt.

Wenn unser Herz wirklich frei ist von allen Dingen, wenn wir unser Glück nur in Gott allein suchen. wenn wir aus Liebe zu Ihm uns von allem Irdischen lossagen, und von ihm allein die notwendigen Gaben erwarten, dann verherrlicht sich Gottes Freigebigkeit in uns: er erfüllt uns mit sich selbst: "Ich selbst will dein übergroßer Lohn sein." "Ich, der Ich Gott bin, Ich werde es keinem andern überlassen, euerm Durst zu löschen, den Durst nach Seligkeit!"

Christus unser Ideal, S. 281

16. Juli - Fest der seligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel

Das christliche Leben besteht einzig nur darin, Christus in uns zu gestalten, sodass er lebe in uns. Das ist der Lieblingsgedanke des hl. Paulus.

Zuerst aber wurde Christ�us durch Wirkung des Heiligen Geistes im Schoß der Jungfrau gebildet.

Die heiligen Väter sagen, Maria habe durch den Glauben und die Liebe Jesus schon empfangen, ehe sie durch ihr Fiat die verlangte Einwilligung gab. "Prius concepit mente quam corpore". Bitten wir sie, dass sie auch uns jenen Glauben erlange, durch den wir Jesus empfangen: "Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen", jene Liebe, die da bewirkt, dass wir Jesus nachleben.

Bitten wir sie, dass sie uns ihrem Sohn nachbilde. Wir könnten keine grössere Gunst von ihr erflehen, keine, die sie uns lieber und bereitwilliger erlangen würde.

Sagen wir ihr: "O Mutter des menschgewordenen Wortes, dein Sohn hat gesagt: "Alles, was ihr dem Geringsten der Meinen tut, habt ihr mir getan", ich bin eines dieser geringsten unter den Gliedern deines Sohnes Jesus, in seinem Namen stehe ich vor dir, um deine Hilfe anzuflehen." Es hieße Jesu selbst eine Bitte abschlagen, wenn Maria ein solches Gebet unerhört ließe.

Glücklich die Seelen, die mit großem Vertrauen zu Maria gehen als zu ihrer Mutter.

Christus, das Leben der Seele, S. 598

17. Juli - Der hl. Alexius, Bekenner

Wir werden in unserm Gottsuchen aufgehalten durch Hindernisse, die entweder von außen kommen oder die wir in uns selbst finden.

Um Gott wahrhaft zu finden, müssen wir uns zunächst von allem Irdischen befreien, insoweit es uns vom Weg der Vollkommenheit fern hält.

Der Jüngling im Evangelium, der sich dem göttlichen Heiland vorstellt und fragt, was er tun soll, um zum ewigen Leben zu gelangen, erhält zur Antwort: "Halte die Gebote." - "Ich habe sie von Jugend an befolgt", antwortet der Jüngling. Nun fügt der göttliche Heiland hinzu: "Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen, und dann komm und folge mir nach." Als aber der Jüngling dieses Wort gehört hatte, ging er traurig hinweg. Weshalb diese Traurigkeit? "Weil er", so sagt das Evangelium, "viele Güter besaß." Der Reichtum hielt sein Herz gefangen, deswegen konnte er sich der Jüngerschaft Jesu nicht zugesellen.

Doch ist Gott so großmütig uns gegenüber, dass er schon hienieden mit unermesslicher Freigebigkeit sich uns schenkt für die Güter, welche wir aus Liebe zu ihm verließen: "Wahrlich, ich sage euch, niemand verlässt Haus … um meinetwillen ... ohne hundertmal mehr dafür zu erhalten jetzt in dieser Welt."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 223

18. Juli - Der hl. Kamillus von Leliis, Bekenner

Den Nächsten übernatürlich lieben heißt, ihn lieben vor Gott, um ihm Gottes Gnade, die ihn zur ewigen Glückseligkeit führt, zu verschaffen oder sie ihm zu erhalten.

Lieben heißt, nach dem hl. Thomas, "Gutes wollen"; aber jedes besondere Gut ordnet sich dem höchsten Gute unter.

Wenn wir im Gebet dem lieben Gott die Bedürfnisse der Seelen empfehlen oder in der heiligen Messe das Kyrie eleison singen für alle jene, die des Glaubenslichtes beraubt oder des Glaubens wegen in Versuchung harren, wenn wir für die Arbeit der Missionare beten, erfüllen wir jedes Mal ein unserm Herrn überaus wohlgefälliges Werk echtester Nächstenliebe.

Wenn der Heiland für ein einziges Glas Wasser, das in seinem Namen gereicht wird, eine Belohnung versprochen hat, was wird er erst geben für ein Leben des Gebetes und der Sühne, das der Ausbreitung seines Reiches geweiht ist!

Es gibt jedoch noch andere Bedürfnisse. Da ist ein Armer, dem geholfen, ein Kranker, dem Erleichterung gebracht, der gepflegt, besucht werden soll. Da ist eine von Traurigkeit niedergedrückte Seele, die durch gute Worte gestärkt werden kann … "Die Liebe", sagt der hl. Paulus, "wird allen alles."

Christus, das Leben der Seele, S. 563

19. Juli - Der hl. Vinzenz von Paul, Bekenner

Wir wollen Gott lieben totaliter et totum. Totaliter, "gänzlich", sollen wir Gott lieben, d.h. ihn lieben mit unserer ganzen Seele, mit unserem ganzen Geist, mit unserem ganzen Herzen, mit allen unseren ganzen Kräften, d. h. in unserer Gottesliebe den heiligen Willen Gottes in seinem ganzen Umfang einschließen.

Totum, "ganz", sollen wir Gott lieben, d. h. ihn und alles, was ihm gehört.

Was gehört Gott?

Zunächst hat er sich in der Person des Wortes die Menschheit Christi beigesellt und deshalb können wir nicht Gott lieben, ohne zugleich Jesus Christus zu lieben.

Aber indem das ewige Wort sich mit der menschlichen Natur vereinte, hat es sich im Prinzip auf mystische Weise mit der ganzen Menschheit vereint: Christus ist der älteste von vielen Brüdern, die Gott an seiner Natur teilnehmen lässt, mit denen er sein göttliches Leben, seine eigene Glückseligkeit teilen will. Durch die Gnade sind sie, was Jesus von Natur ist: die vielgeliebten Kinder Gottes.

Hieraus erkennen wir den tiefen Grund des Gebotes, das Jesus "sein Gebot" nennt, sowie dessen lebenspendende Kraft. Seit der Menschwerdung und durch dieselbe sind alle Menschen, wenn nicht tatsächlich, so doch rechtlicherweise mit Christus vereint, so wie die Glieder eines Leibes mit dem Haupt vereint sind.

Christus, das Leben der Seele, S. 552

20. Juli - Der hl. Hieronymus Ämiliani, Bekenner

"Gebt, und ihr werdet empfangen!" Wer dem Nächsten gibt, dem wird von Gott gegeben.

Es gibt Seelen, die in der Liebe Gottes nur sehr langsam voranschreiten, weil Gott selbst sich ihnen gegenüber wenig freigebig zeigt. Er tut das aber nur, weil sie selbstsüchtig sind und Christus nicht dienen wollen in seinen Gliedern.

Geben wir uns darum dem Nächsten hin, so wie Christus sich uns gegeben hat; er selbst hat uns dieses Gebot gegeben: "So wie ich euch geliebt habe." Der göttliche Heiland bedurfte unser nicht und dennoch hat er sich uns gegeben, sich selbst, Herz, Blut, Leben. Und täglich gibt er sich uns noch hin in der heiligen Eucharistie.

Wir sollen uns auch rückhaltlos hingeben. Lauschen wir dem Herrn, der zu uns spricht: "Siehe, ich, Gott, ich habe diesen deinen Nächsten geliebt und mich für ihn hingegeben, ich will ihm die gleiche Seligkeit schenken wie dir; warum solltest du ihn also nicht lieben, wenn auch nicht im gleichen Maß wie ich, so doch wenigstens so innig, als du kannst, und zwar um meinetwillen und in mir."

Er ist unser ideales Vorbild. Nur wenn wir dieses so vollkommen als möglich nachzuahmen suchen, werden wir die Schuld der Liebe voll und ganz abtragen, indem wir "die brüderliche Liebe aus lauterer Gesinnung erzeigen".

Christus unser Ideal, S. 480

21. Juli - Die hl. Praxedis, Jungfrau

"Aus allen Kräften" müssen wir durch solche Treue "dem Wort anhangen", unsere völlige Hingebung an den Bräutigam der Seele schützen.

Diese Treue muss eine allumfassende sein. In Bezug auf den Bräutigam muss sie sich erstrecken auf alles, was seine Person, seine Rechte, seine Interessen, seine Verherrlichung angeht; - in Bezug auf die Seele muss sie all ihre Fähigkeiten umfassen, all ihre Handlungen veredeln, bis zum letzten Seufzer sich betätigen.

Diese standhafte und beständige Treue jedes Augenblickes und auch in den allerkleinsten Dingen ist von außerordentlicher Wichtigkeit. Von ihr hängen die Vollkommenheit und die Fruchtbarkeit der Vereinigung ab. Diese bräutliche Treue in den kleinsten Einzelheiten ist dem ewigen Wort ungemein wohlgefällig. Von ihr sagt der Bräutigam: "Du hast mein Herz verwundet, meine Schwester, meine Braut, du hast mein Herz verwundet mit einem Blicke deiner Augen, und mit einer Locke deines Halses."

Glücklich die treue Seele, beneidenswert eine Jungfrau, die immer aufmerksam horcht auf die leisesten Zeichen der Ankunft des Bräutigams ... Wenn er kommt und ihre Lampe brennend findet, wird er sie einführen in den Hochzeitssaal, um sie zu berauschen mit jenen geistigen Wonnen, die keine Sprache künden kann und menschliche Worte nicht auszudrücken vermögen.

Sponsa Verbi, S. 63

22. Juli - Die hl. Maria Magdalena

Wir lesen im Evangelium, dass fromme Frauen den Herrn auf seinen Wanderungen begleiteten, ihn und seine Apostel zu bedienen. Unter diesen Frauen, die sich in liebender Hingabe verzehrten, hat Christus keine so sehr ausgezeichnet wie die Sünderin Magdalena. Er hat von ihr gesagt: "Überall in der ganzen Welt, wo diese frohe Botschaft verkündet wird, da wird man auch zu ihrem Andenken erzählen, was sie getan hat." Er hat gewollt, dass der Evangelist ihre Ausschweifungen nicht verschweige, ebenso musste er aber auch getreulich berichten, dass Jesus der reuigen Magdalena erlaubte, unter dem Kreuz zu stehen neben seiner Mutter, der Jungfrau der Jungfrauen, und dass sie es war, die am Ostermorgen als erste der Erscheinung ihres erstandenen Herrn gewürdigt wurde.

Warum, so fragen wir, warum eine so große Herablassung des Herrn?

"Zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade." So wunderbar groß ist in der Tat die siegreiche Kraft seiner göttlichen Gnade und Erbarmung, dass sie eine berüchtigte Sünderin aus dem Abgrund des Lasterlebens zur höchsten Glorie der Heiligkeit emporhebt! "Ein Abgrund ruft dem andern zu."

Gott will, dass niemand sich eigener Gerechtigkeit rühmen könne, "wohl aber sollen alle preisen den Reichtum der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit"; "denn ewig währt Gottes Huld".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 224

23. Juli - Der hl. Apollinarius, Bischof und Märtyrer

Das Leiden Christi, so wichtig es auch im Leben Jesu und so unerlässlich es zu unserm Heil und unserer Heiligung ist, schließt dennoch nicht die Reihe der Geheimnisse ab.

Das Kreuz ist wohl das Symbol der Erniedrigung, der tiefsten Schmach des Herrn. Vom Tag an jedoch, da Christus an seinen Armen erhöht ward, wurde das Werkzeug unseres Heiles für Christus zum Kaufpreis ewiger Herrlichkeit. "Musste nicht Christus dies leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen."

Das nämliche gilt für uns. Auch in unserem Leben spricht das Leiden nicht das letzte Wort. Wenn wir mit dem Herrn gelitten haben, dürfen wir auch Genossen seiner Herrlichkeit sein (Vgl. die Tagesepistel).

Am Abend vor seinem Leiden sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Ihr habt in meinen Prüfungen bei mir ausgehalten", und sogleich fügt er hinzu: "So vermache ich euch denn das Reich, wie mein Vater es mir vermacht hat" (Vgl. das Tagesevangelium). Diese göttliche Verheißung gilt auch uns. Wenn wir bei Jesus ausgehalten haben in Gefahren und Prüfungen, wenn wir oft in glaubensstarker Liebe sein bitteres Leiden betrachten, dann wird Christus auch zu uns kommen in unserer Todesstunde und uns mit sich einführen in das Reich seines Vaters.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 271

24. Juli - Vigil des hl. Jakobus

Im Begriff, den Tod zu erleiden, öffnet der Heiland sein heiliges Herz, offenbart seinen "Freunden" dessen Geheimnisse. Es ist Christi Vermächtnis: "Ein neues Gebot", sagt er, "gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe." Und vor Schluss seiner Rede erneuert er wiederum sein Gebot: "Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt" (Vgl. das Tagesevangelium).

Der Herr bezeichnet die Nächstenliebe als ein neues Gebot. Warum dieses? Weil vor Christus, vor der Menschwerdung, kein ähnliches Gebot den Menschen gegeben worden war. Da galt: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen." "Aug um Auge, Zahn um Zahn." "Ich aber", spricht der Herr, "sage euch, was niemand vor mir gesagt hat: Liebt einander, das ist mein Gebot." Ja, er hält so viel auf die Beobachtung dieses Gebotes, dass er seinen Vater bittet, diese gegenseitige Liebe in seinen Jüngern zu verwirklichen.

Somit ist die Nächstenliebe Christi letzter Wunsch. So groß ist dieser Wunsch, dass er nicht etwa einen Rat, sondern ein Gebot daraus macht, sein Gebot, und dass die Erfüllung dieses Gebotes das untrügliche Erkennungszeichen seiner Jünger sein wird: "Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt."

Christus, das Leben der Seele, S. 547

25. Juli - Der hl. Jakobus, Apostel

Christus kann ohne die Kirche nicht gedacht werden. In seinem ganzen Leben, bei all seinen Handlungen hatte Jesus kein anderes Ziel als die Ehre seines Vaters. Sein vorzüglichstes Werk aber zur Erreichung dieses Zweckes ist die Gründung der heiligen Kirche. Der Heiland kommt auf die Erde herab, um die Kirche zu gründen und einzurichten. Dieses Werk ist das Ziel seines ganzen Lebens, das er mit seinem Leiden und Tod erreicht.

Die Liebe zum Vater hat den Heiland bis Golgatha geführt, um dort die Kirche zu stiften und sie zu seiner makellosen Braut zu machen, indem er sie in unendlicher Liebe in seinem eigenen Blut heiligte.

Wir können die Kirche unter zwei Gesichtspunkten betrachten; als sichtbare, von hierarchisch geordneten Vorstehern geleitete Gemeinde, die Jesus Christus gegründet hat, um sein Heilswerk auf Erden fortzusetzen. Dieser sichtbare Organismus wird vom Heiligen Geist beseelt; so betrachtet, kann die Kirche der mystische Leib Christi genannt werden. Wir können auch die Seele der Kirche betrachten, d. h. den Heiligen Geist in seiner Vereinigung mit den Seelen durch die Gnade und die Liebe.

Christus, das Leben der Seele, S. 143

26. Juli - Die hl. Anna, Mutter der allerseligsten Jungfrau

Das Reich Gottes wird im stillen aufgebaut. Es ist vor allem ein inneres, in den Tiefen der Seele verborgenes Reich. "Euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott." Zweifellos wohnt der Gnade eine Kraft inne, die sich fast immer auch nach außen hin offenbart durch die Ausstrahlung guter Werke. Die Quelle ihrer Wirksamkeit aber liegt innerlich verborgen.

Tief im Herzen ruht die eigentliche Triebkraft des christlichen Lebens, dort, wo Gott selber thront, wo ihm in gläubiger Andacht, in demütigem Gehorsam und einfältig liebendem Tun wahre Anbetung und stiller Gottesdienst erwiesen wird.

All unser äußeres Wirken hat nur insoweit Bestand und übernatürliche Fruchtbarkeit, als es aus diesem inneren Leben hervorgeht. Je glühender, übernatürlich inniger die Seele in Liebe entbrennt, um so ersprießlicher wird auch nach außen hin all ihre Tätigkeit sein.

Nichts aber fordert diese innige Vereinigung mit Gott so sehr wie das verborgene Leben. Darum auch haben wahrhaft innerliche, von Gott erleuchtete Seelen eine solche Vorliebe für das verborgene Leben Jesu in Nazareth. Sie finden dort, von besondere Lieblichkeit umwoben, die tiefsten Quellen der Heiligkeit.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 174

27. Juli - Der hl. Pantaleon, Märtyrer

Wenn wir Gott preisen wollen ob seiner unendlichen Majestät, wenn wir ihm trotz unserer geschöpflichen Armut eine Huldigung anbieten wollen, wie sie seiner Majestät geziemt, und wie er sie gewiss mit Wohlgefallen annimmt, dann sollten wir ihm nur eine heilige Messe darbringen oder ihr beiwohnen. Durch dieses Opfer des Gotteslammes empfängt der ewige Vater, wie einst durch das blutige Opfer auf Kalvaria, eine unendliche Huldigung, die seiner erhabenen Vollkommenheit entspricht.

Durch Jesus Christus, den Gottmenschen, den vielgeliebten Sohn, der sich auf dem Altar opfert, wird dem Vater alle Ehre und Herrlichkeit zuteil: "Durch ihn und mit ihm und in ihm, wird dir Gott, allmächtiger Vater … alle Ehre und Verherrlichung." Keine gottesdienstliche Handlung unserer heiligen Religion ist so geeignet, die Seele zu beruhigen, wenn sie, vom Abgrund des eigenen Nichts erschüttert, sich sehnt, Gott eine seiner würdigen Huldigung zu erweisen. Die vereinten Lobeserhebungen der gesamten Schöpfung und der Auserwählten im Himmel sind nicht zu vergleichen mit der Verherrlichung, die dem ewigen Vater durch das Opfer seines Sohnes zuteil wird.

Um aber in etwa den Wert der heiligen Messe zu verstehen, bedarf die Seele des Lichtes, das nur der Glaube geben kann.

Christus, das Leben der Seele, S. 419

28. Juli - Die hl. Nazarius und Celsus, Märtyrer

Wir dürfen nicht vergessen, dass Christus all unsere Leiden, Armseligkeiten und Genugtuungen, soweit sie mit seiner Gottheit sich vereinigen ließen, auf sich nahm und geheiligt, uns aber auch die Kraft verdient hat, sie unserseits zu ertragen und vor Gott verdienstlich zu gestalten. Zu diesem Zweck müssen wir uns im Glauben und in der Liebe mit dem Heiland verbinden und in seiner Nachfolge unser Kreuz tragen. Auf diesem Anschluss an Christus gründet sich der Wert all unserer Leiden und Opfer. Aus sich selbst sind sie wertlos; für den Himmel aber, mit Christi Leiden vereint, werden sie Gott ungemein wohlgefällig und äußerst heilsam für unsere Seele sein.

Nur vom Kreuz und vom bitteren Leiden des Herrn kommt all unsern Opfern und Leiden, all unsern Werken der Abtötung und Selbstverleugnung ihre übernatürliche Kraft, die Sünde zu tilgen und dem göttlichen Leben der Gnade die Seele zu öffnen.

Christus, das Leben der Seele, S. 325

Seine Leiden und den Zustand der Entkräftigung mit Geduld und Sanftmut tragen in Vereinigung mit den Leiden Christi, heißt viel leisten.

Die Gottverbundenheit, S. 140

29. Juli - Die hl. Martha, Jungfrau

Im ganzen öffentlichen Leben des menschgewordenen Wortes finden wir kaum ein Moment, das uns so unwiderstehlich zum Herrn hinzieht und ihn uns so nahe bringt wie dieses trauliche Bild seiner innigen Beziehungen zu den Freuden im stillen Bethanien.

Ihr Haus war das "Heim", das Christus, das menschgewordene Wort, sich als gastlichen Ort der Ruhe auserwählt hatte und als Schauplatz jener heiligen Freundschaft, deren Beispiel er uns geben wollte. Wie anziehend ist diese Häuslichkeit, in die das Evangelium einen Einblick gewährt! Jesus ist dort der hochgeehrte, aber auch wohlvertraute Gastfreund. Das geht aus dem kleinen häuslichen Zwist hervor, worin Martha den Herrn auffordert, auch ihre andächtig lauschende Schwester vom inneren Dienst des frommen Gemütes zur Anteilnahme an ihrem werktätigen Schaffen zu veranlassen (VgI. das Tagesevangelium).

Wenn wir im Geist des Glaubens dieser anmutigen Szene beiwohnen, fühlen wir es tief im Herzen, dass Jesus in Wahrheit einer aus uns geworden ist. In seiner Person hat sich wahrhaft die herrliche Offenbarung der ewigen Weisheit an die Welt erfüllt: "Meine Freude ist es, bei den Menschenkindern zu sein." Zugleich aber empfinden wir, dass "kein anderes Volk so groß ist, dass es Götter habe, die sich ihm nahen, wie unser Gott!"

Christus in seinen Geheimnissen, S. 226

30. Juli - Die hl. Abdon und Sennen, Märtyrer

Christus hat uns die Gnade der Stärke verdient, damit wir die Prüfungen hochherzig auszuhalten vermöchten. Von seinem Kreuz träufelt der Balsam, der uns unsere erträglich macht; denn in unserem Kreuze ist es ja das seinige, das wir tragen. Er vereinigt unsere Leiden mit den seinigen, gibt ihnen durch diese Vereinigung unschätzbaren Wert und macht sie zu einer Quelle reichster Verdienste.

Zu der hl. Mechtild sagte der Heiland einmal: "Wie meine Gottheit die Schmerzen meiner Menschheit an sich gezogen und sich vereint hat, so will ich auch deine Leiden in meine Gottheit übertragen, sie mit meinen Leiden vereinigen und dich teilnehmen lassen an der Herrlichkeit, die der Vater meiner heiligen Menschheit geschenkt hat für alle ihre Schmerzen."

Beten wir also mit inniger Liebe: "O Jesus, von deiner Hand nehme ich all die Splitterchen an, die du von deinem Kreuz lostrennst für mich! Ich nehme an alle Widerwärtigkeiten, alle Widersprüche, Mühen und Schmerzen, wie es dir gefällt, solche über mich kommen zu lassen, und wie du sie mir auferlegst. Ich nehme sie an als meinen Anteil am Sühnewerk. O, vereinige das wenige, das ich tue, mit deinem unaussprechlichen Leiden; denn aus ihm allein kommt meinem Leiden, was es an Verdienst gewinnt.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 283

31. Juli - Der hl. Ignatius von Loyola, Bekenner

Wenn eine Seele dem Feuerherd der wesenhaften Liebe sich öfters nähert, ja durch ein Leben der Vereinigung und der vertrauensvollen Hingabe stets so nahe ist, erglüht sie von Eifer für die Interessen und die Verherrlichung Gottes, für die Ausbreitung des Reiches Christi in den Menschenherzen. Das wahre innerliche Leben verpflichtet uns Gott, aber auch den Seelen und ist somit die Quelle wahren Eifers.

Was ist aber unter diesem Eifer zu verstehen?

Es ist eine Glut, die brennt und sich mitteilt, die sich verzehrt und ausbreitet. Er ist die innerlich lohende Flamme der Liebe, die sich durch die Tat nach außen kundgibt. Eine Seele, die vom wahren Eifer durchglüht ist, opfert sich in selbstloser Weise auf für die Interessen Gottes. Sie sucht ihm nach besten Kräften zu dienen. Je stärker dieses Feuer des Eifers im Innern glüht, um so mehr erstrahlt es auch nach außen hin. Eine solche Seele ist belebt von dem "Feuer, das Christus auf die Erde gebracht hat, und von dem er sehnlichst wünscht, dass es uns alle entflamme."

Jeder Christ, der wahrhaft Gott liebt und diesem Herzenswunsch seines Meisters entsprechen will, sollte von solch heiligem Eifer beseelt sein.

Besonders aber muss er jene erfüllen, die der Herr zur Teilnahme an seinem Priestertum berufen hat. Der Priester muss kraft seines Amtes und seiner Würde mehr als jeder andere an der Ausbreitung des Reiches Christi arbeiten.

Christus unser Ideal, S. 466

1. August - Petri Kettenfeier

Während seines Erdenlebens trug der Erlöser die Unfehlbarkeit in sich: "Ich bin die Wahrheit; ich bin das Licht; wer mir nachfolgt, wandelt nicht in Finsternis, sondern er kommt zum unvergänglichen Licht."

Bevor er aber von uns ging, hat er der Kirche seine Gewalt übergeben: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch; wer euch hört, der hört mich; wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat."

Wie ich meine Lehre vom Vater habe, so ist die Lehre, welche ihr verkündet, von mir; wer diese Lehre aufnimmt, nimmt meine Lehre auf, die wieder die Lehre des Vaters ist; wer sie zurückweist, gleichviel auf welche Art und in welchem Maß, der weist meine Lehre zurück, verachtet mich, verachtet den Vater.

Wir sehen also, dass der Kirche von Christus alle Gewalt und die Unfehlbarkeit ihrer Lehre zuteil wird, und verstehen daher, dass wir unser ganzes Sein, Denken und Können der Kirche unterwerfen müssen, wenn wir zum Vater kommen wollen.

Das Christentum in seinem wahrsten Sinne besteht eigentlich nur in der völligen Unterwerfung unter die Lehre und die Gesetze der Kirche.

Christus, das Leben der Seele, S. 146

2. August - Der hl. Alfons Maria von Liguori, Kirchenlehrer

Wer Gott wahrhaft liebt, der wünscht, dass ihn auch andere lieben, dass "sein Name geheiligt werde, sein Reich zu uns komme, sein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden."

Eine wahrhaft gottliebende Seele empfindet zutiefst alle Unanehmlichkeiten, die Gott zugefügt werden, den sie liebt. "Unmut erfasst sie wegen der Sünder, die Gottes Gebot übertreten" (Graduale der Tagesmesse). Sie leidet unter dem Gedanken, dass das Reich der Bosheit durch die Sünde sich immer mehr ausbreitet; denn "der Teufel geht umher und sucht, wen er verschlinge". Er hat Helfershelfer, denen er unaufhörlich feuriges Gift einbläst, eifernden Hass gegen die Glieder Jesu Christi.

Auch die Seele, die Gott aufrichtig liebt, ist von Eifer verzehrt, aber "von Eifer für das Haus des Herrn".

Mehr als jeder andere muss besonders der Priester an der Ausbreitung des Reiches Christi arbeiten; als "Mittelsperson" zwischen Gott und den Seelen kann er diesem Amtstitel nur durch ununterbrochene Vermittlung zwischen Gott und den Seelen entsprechen. Dein Reich komme!

Christus unser Ideal, S. 466

3. August - Auffindung des hl. Erzmärtyrers Stephanus

Wie das Geheimnis der Person Jesu Christi kurz und vollinhaltlich ausgedrückt ist in dem Wort: Sohn Gottes, so bedeutet der Name Christ seinem Wesensinhalte nach kurz: Teilnahme an Jesus Christus, an dieser göttlichen Sohnschaft durch Jesus Christus. Unsere Heiligkeit kann darum auch nichts anderes sein.

Je mehr das göttliche Leben in uns pulsiert durch die Gnade, die Jesus uns mitteilt und deren Fülle er selbst von Ewigkeit her besitzt, desto höher ist unsere Heiligkeit. Jesus Christus ist nicht nur heilig, er ist auch unsere Heiligkeit.

Mit der Kirche im Gloria der heiligen Messe wollen wir deshalb singen: Du allein bist heilig, Jesus Christus. Allein heilig, weil du die Fülle göttlichen Lebens besitzest, allein heilig, weil wir von dir allein auch unsere Heiligkeit erwarten. Du bist, wie dein großer Apostel sagt, unsere Gerechtigkeit geworden, unsere Weisheit, unsere Erlösung, unsere Heiligkeit. In dir finden, und mit dir empfangen wir alles; indem nämlich dein Vater, der nach deinen eigenen Worten auch unser Vater ist, uns dich gibt, hat er uns alles gegeben.

Christus, das Leben der Seele, S. 45

4. August - Der hl. Dominikus, Bekenner

Je mehr man sich Christus hingibt, desto mehr schenkt er sich uns. Und schenkt er sich uns einmal vollständig, so bedeutet dies für uns die Fülle seines Lebens in uns, die Heiligkeit, die vollkommene Vereinigung mit ihm.

Sich Jesus schenken heißt aber, zuerst sich ihm ganz hingeben und seiner Weisheit und seiner Liebe die ganze Sorge überlassen, wie alles seiner Ehre und unserm Wohl dienen soll.

Sich Jesus schenken heißt ferner, sich den andern widmen aus Liebe zu ihm, oder vielmehr sich ihm schenken in der Person des Nächsten. Er sagt ja selbst: "Wahrlich, wahrlich, ich sage es euch, so oft ihr dem geringsten meiner Brüder Gutes getan habt, habt ihr es mir getan." Es gibt leider nur wenige, die diese Wahrheit verstehen, darum gibt es auch so wenige Heilige. Vergessen wir es nie: Unser Meister schenkt sich nur denen, die sich ihm schenken in der Person des Nächsten.

Keine Anhäufung äußerer Tätigkeit, mag sie noch so groß sein, ist jedoch Gott so angenehm und der Kirche so nützlich, als der traute Verkehr der Beschauung, in welchem die Seele Gott nach seinem Belieben walten lässt.

Unsere äußere Tätigkeit gefällt Gott nur in dem Maß, als sie ein "Überfließen" unserer inneren Verbundenheit mit ihm ist.

Die Gottverbundenheit, S. 217

5. August - Fest Mariä Schnee

Während Christus die Geheimnisse durchlebte, wird er sicher die Seele seiner heiligsten Mutter in ganz besonderer Weise über sie innerlich belehrt und erleuchtet haben. Und Maria erfasste sie alle und jedes einzelne mit tiefstem Verständnis und schloss sich ihnen aufs innigste an. Jedes Wort, jede Handlung Jesu war für seine Mutter, die er vor allem anderen Frauen liebte, eine Quelle reichster Gnaden.

Jesus, der von seiner Mutter das menschliche Leben empfangen hatte, gab ihr dafür sozusagen das göttliche Leben, dessen Quelle er ist.

Deshalb sind Jesus und Maria bei allen Geheimnissen Christi so untrennbar verbunden. Deshalb auch hat Maria in ihrem jungfräulichen Herzen uns alle zugleich mit ihrem göttlichen Sohn so innig umfangen.

Christus, das Leben der Seele, S. 584

Wer vermöchte zu sagen, wie Maria ihren Neugeborenen betrachtete! Wie klar und demütig, mit welch zart liebendem Wohlgefallen drang ihr Blick in die Tiefen dieses hohen Geheimnisses ein! Menschliche Worte vermögen nicht zu schildern, mit welcher Lichtfülle das göttliche Kind seine Mutter umflutete, noch wie vollkommen die anbetende Huldigung war, die Maria ihrem Sohn, ihrem Gotte, darbrachte in allen Stufen und Geheimnissen seines Lebens, deren Wesen und Wurzel die Menschwerdung war.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 133

6. August - Fest der Verklärung Christi

Der Vater offenbart uns sein Leben, indem er Jesus als seinen vielgeliebten Sohn bezeichnet. Wenn wir an seinen Offenbarung glauben, nehmen wir teil am Erkennen Gottes selbst. Der Vater erkennt den Sohn im Licht der Ewigkeit. Wir erkennen ihn unter den Schattenhüllen des Glaubens, bis der Tag der Ewigkeit uns aufstrahlt.

Es ist von unschätzbarem Vorteil für das geistige Leben, sich dieses göttliche Zeugnis vor dem Auge der Seele immer gegenwärtig zu halten. Nichts anderes stärkt so mächtig unseren Glauben. Wenn wir das Evangelium oder eine Lebensbeschreibung des Herrn lesen, wenn wir die Geheimnisse Christi feiern oder ihn in dem allerheiligsten Altarssakrament besuchen, wenn wir uns vorbereiten, den Heiland in unser Herz aufzunehmen, oder wenn wir ihm anbetend Dank sagen nach der heiligen Kommunion, kurz, immer und überall im Leben soll es uns Gewohnheit sein, an das Wort zu denken: "Dieses ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe."

Sprechen wir dann mit innigen Glaubensgeist: "Ja, Vater, ich glaube es! Ich will es dir nachsprechen! Der nämliche Jesus, der in mir ist durch den Glauben, durch die heilige Kommunion, es ist dein Sohn! Durch ihn und in ihm sei aber auch dir, himmlischer Vater, mit dem Heiligen Geist, in Ewigkeit alle Ehre und Herrlichkeit!"

Christus in seinen Geheimnissen, S. 244

7. August - Der hl. Kajetan, Bekenner

Unsere gegenseitige Liebe muss übernatürlich sein, und diese Eigenschaft, die unsere Zuneigung in voller Reinheit erhält, gibt ihr auch unüberwindliche Kraft. Wir sehen, dass der Heiland, unser göttliches Vorbild, mit wahrhafter Zuneigung liebte. Mit seinem wahrhaft menschlichen Herzen liebte er seine Mutter, den hl. Johannes, seine Freunde von Bethanien, Lazarus, Martha und Maria, und seine Jünger. Am Grab des Lazarus schämte er sich der Tränen nicht, so dass die umstehenden Juden, Zeugen dieses rührenden Schauspiels, sich nicht enthalten können zu bemerken: "Seht doch, wie er ihn liebte."

Diesen Gesinnungen des Herrn müssen wir die unsrigen nachbilden, sagt er ja selbst: "Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe." Seine Liebe war gottmenschlich: göttlich ihrer Quelle und ihrem Beweggrunde nach, menschlich in ihrer Ausdrucksform.

Wir wissen auch, mit welch zärtlicher Liebe der hl. Paulus an die Gläubigen von Philippi schrieb; er nennt sie "seine Freude und seine Krone"; er sagt, "dass er sie alle in seinem Herzen trage"; er nimmt Gott zum Zeugen, dass er sie zärtlich liebt.

Wo aber schöpfte der große Apostel das Geheimnis seiner Liebe? Er selbst sagt es uns: "Aus dem Herzen Jesu Christi."

Christus unser Ideal, S. 471

8. August - Die hl. Cyriakus, Largus, Smaragdus, Märtyrer

An allen Handlungen Jesu hat der Vater sein Wohlgefallen. Er schaut voll Liebe auf den Sohn, nicht bloß, wenn er auf Tabor im Glanz seiner Herrlichkeit erstrahlt, sondern auch da, wo Pilatus der Menge den blutüberströmten Erlöser mit der schmachvollen Dornenkrone zeigt, gedemütigt und zerschlagen, gleichsam der Auswurf der Menschheit. Das unendliche Wohlgefallen des Vaters ruht auf dem Sohn ebenso in der Niedrigkeit des Leidens wie im Glanz der Verklärung. Immer gilt sein Wort: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe."

Das ist leichtbegreiflich. In der Leidenszeit nämlich ehrt und verherrlicht Jesus seinen Vater in unendlichem Maß nicht bloß deshalb, weil er der Sohn Gottes ist, sondern auch, weil er sich allen Anordnungen der göttlichen Strafgerechtigkeit seines Vaters auf das vollkommenste hingibt.

Der Vater liebt ihn über alles, weil er sein Leben für die Seinen hingibt und weil er durch sein Leiden und seine Genugtuungen für uns und alle die Gnade Gottes und mit ihr seine Liebe uns wiedererworben hat: "Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 275

9. August - Der hl. Johannes Maria Vianney, Bekenner

Jede heilige Messe bietet uns unzählige Mittel, um besser und heiliger zu werden, aber wir erhalten diese Gnaden nur nach dem Maß unseres Glaubens und unserer Liebe.

Wenn wir fest überzeugt sind, dass wir von unserem Vater im Himmel durch Jesus Christus alles empfangen, dass Gott alle Schätze der Heiligkeit, nach denen wir Menschen verlangen, in Jesus Christus niedergelegt hat, und dass Jesus Christus mit all seinen Reichtümern nicht bloß auf dem Altar zugegen ist, sonder auch zur Verherrlichung des Vaters für uns sie darbringt, dass er ihm durch sein Opfer die höchst mögliche Huldigung erweist und zugleich das Opfer am Kreuz ständig erneuert, um uns dessen unendliche Verdienste zuzuwenden; wenn wir bei der Feier der heiligen Messe von diesen Gedanken durchdrungen sind, dann kann es keine Gnade geben, die wir hier nicht erlangen könnten, um die wir nicht bitten dürften.

Wir stehen ja in diesem Augenblick sozusagen mit der heiligsten Jungfrau, mit Johannes und Magdalena unter dem Kreuz, an der Quelle alles Heiles, aller Erlösung.

O, dass wir diese Gottesgabe erkennen würden! ... Wenn wir diese Reichtümer ahnten, aus denen wir schöpfen dürfen für uns und für die ganze Kirche Gottes.

Christus, das Leben der Seele, S. 425

10. August - Der hl. Laurentius, Märtyrer

Der Tod bedeutet für uns den Eingang zum Leben. "Zuvor muss das Samenkorn in der Erde sterben", so sagt der Heiland selbst, "dann erst kann es Frucht bringen", die der Hausvater für seine Scheune einsammelt (Vgl. das Tagesevangelium).

Je mehr nun die Seele durch Bußübung und Abtötung sich lostrennt von der Sünde, von sich selbst und aller Kreatur, desto freier kann Gott in ihr wirken, denn unsere Heiligkeit ist ihrem Wesen nach übernatürlich und Gott allein ist ihre Ursache.

Wenn der himmlische Vater sieht, dass eine schon durch die Gnade mit seinem Sohn verbundene Seele ernstlich entschlossen ist, sich Christus ganz hinzugeben, dann will er ihr das Leben in überreichem Maß geben und ihre Aufnahmefähigkeit mehren. Er schneidet alles weg, was das Leben Jesu in seiner Entfaltung oder die Tätigkeit der göttlichen Gnade in uns behindern könnte. Durch mannigfaltige und schwere Leiden, die Gott zulässt oder selbst schickt, durch Demütigungen und Widerwärtigkeiten reinigt nun Gott die Seele, bearbeitet und durchgräbt sozusagen ihr Inneres, löst sie von der Kreatur und von sich selbst, damit sie dann um so reichlichere Früchte des Lebens und der Heiligkeit hervorbringen könne.

Christus, das Leben der Seele, S. 330

11. August - Die hl. Tiburtius und Susanna, Märtyrer

Es gilt Jesus die Treue zu bewahren, allen Hindernissen zum Trotz. Wir haben gehört, dass er der Sohn Gottes und selbst wahrer Gott ist. Seine Worte vergehen nicht. Er ist das ewige, lebendige Wort und denen, die ihm nachfolgen, verheißt er das "Licht des Lebens".

Selig, wer auf ihn hört, wer nur ihn allein hört, ihn immer hört und nie an seinem Wort zweifelt! Selig, wer sich nicht erschüttern lässt im Glauben an ihn durch die Lästerungen seiner Feinde, wer standhaft bleibt in der Versuchung und ungebrochen durch die Trübsal.

Der hl. Paulus sagt, dass wir nicht wissen, welch reicher Lohn unser wartet für das geringste, in Vereinigung mit Jesus Christus ertragene Leiden. "Gott ist getreu." Er wird unsere Seele sicher durch alle Wechselfälle dieser Zeitlichkeit geleiten und sie zu jener seligen Umgestaltung führen, die sie dem Bild seines Sohnes ähnlich macht.

So werden wir nach und nach innerlich in Jesus umgewandelt, bis der Tag anbricht, da diese unsere Verklärung offenbar werden wird in der Gemeinschaft mit allen Auserwählten, die das Zeichen des Lammes tragen und die vom Lamme verklärt werden, weil sie ihm angehören.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 252

12. August - Die hl. Klara, Jungfrau

Der gute Meister ist der Herr seiner Gaben, und ohne irgend ein Verdienst ihrerseits beruft er gewisse Seelen zu einer innigeren Vereinigung mit sich, zur Teilnahme an seinen Leiden und Qualen für die Ehre seines Vaters und zum Heil der Seelen. "Ich ersetze in meinem Fleisch, was dem Leiden Christi für seinen Leib mangelt, der die Kirche ist", sagt der hl. Paulus.

Gott hätte den Menschen retten können, ohne dass sie leiden oder Verdienste sammeln müssten, wie er es ja auch für die Kinder tut, die nach der Taufe sterben. Aber durch einen Beschluss seiner anbetungswürdigen Weisheit hat er bestimmt, dass das Heil der Welt abhängen solle von einer Sühneleistung, deren Hauptteil von seinem Sohn getragen werden sollte, zu der jedoch auch seine Glieder beigezogen würden. Viele Menschen vernachlässigen ihren Anteil an Leiden, die sie in Verbindung mit unserm Herrn tragen sollten, sowie den Beitrag an Gebeten und guten Werken.

Darum wählt sich der Heiland gewisse Seelen, die er sich zum großen Werk der Erlösung beigesellt. Es sind dies auserlesene Seelen, wahre Opfer der Sühne und des Lobes, die viel zur Ehre Gottes und das Heil der Seelen leisten. Sie sind dem lieben Heiland äußerst kostbar und lieb, mehr als man es sich denken kann. Es ist seine Wonne, sich in ihnen wieder zu finden.

Die Gottverbundenheit, S. 127

13. August - Die hl. Hippolyt und Cassian, Märtyrer

Gott setzt seine Ehre darein, uns zu beseligen. Alle Leiden, die er zulässt oder schickt, sind ebenso viele Pfandbriefe auf die ewige Herrlichkeit und die himmlische Seligkeit. Der hl. Paulus erklärt sich außerstande, die Herrlichkeit der Glorie und die Tiefe der Glückseligkeit zu schildern, die einst die geringsten mit Hilfe der Gnade Gottes ertragenen Leiden belohnen sollen.

Freilich ist die Seele in solch gnadenreichen Stunden tief versenkt in Leid und Traurigkeit, in Dürre und Trockenheit. Aber sie möge doch stillhalten unter der Hand des göttlichen Hohenpriesters. Gott gießt den Balsam seiner Gnade auch in die Bitterkeit des Kreuzes.

Denken wir nun an den hl. Paulus. Wahrscheinlich hat keine Seele in einer innigeren Vereinigung mit Christus gelebt als dieser große Apostel, den "nichts von Christus zu trennen vermochte". Und doch ließ Gott es zu, dass der Teufel ihm zusetzt und ihn an Leib und Seele bedrückte. Dreimal ruft der Apostel in seiner Herzensangst zum Herrn um Hilfe. Und er erhält die Antwort: "Meine Gnade genügt dir; denn in der Schwachheit kommt die Kraft zur Vollendung."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 413

14. August - Vigil von Mariä Himmelfahrt

Die Glorie im Himmel ist die Entfaltung der Gnade, das Geheimnis der Gotteskindschaft, hienieden verborgen und unvollkommen, dort oben enthüllt und vollendet.

Gott wird uns einst sagen können: "Hienieden habe ich dir meinen Sohn gegeben, der, sterblich geworden in seiner Menschheit, sich hingab, damit dir die Gnade werde, mein Kind zu sein und zu bleiben. Er selbst hat sich dir geschenkt, verhüllt vom Schleier des Glaubens im allerheiligsten Sakrament. Jetzt will ich mich dir schenken in der Glorie, dich meines Lebens teilhaftig machen, um deine unendliche Seligkeit zu sein." "Sich selbst wird er geben, der sich selbst schon gab. Er, der Unsterbliche, wird den Unsterblichen sich geben, weil er sterblich einst den Sterblichen sich gegeben hat." Die Gnade hienieden, die Glorie dort oben, beides gibt uns der gleiche Gott.

Daher die glühenden Sehnsuchtsseufzer des Psalmisten. "Gleichwie der Hirsch verlangt nach Wasserquellen, also verlangt meine Seele nach dir, o Gott."

O, wenn wir wüssten, was Gott jenen bereitet hat, die ihn lieben!

Christus, das Leben der Seele, S. 611

15. August - Mariä Himmelfahrt

Weil Maria hienieden mit allen Geheimnissen der Erlösung so innig verbunden war, hat Christus sie nicht nur mit Herrlichkeit, sondern auch mit Macht gekrönt. Er hat seine Mutter zu seiner Rechten gesetzt, damit sie über die Gnadenschätze des ewigen Lebens verfüge nach dem Recht, das ihre einzigartige Würde als Gottesmutter ihr verleiht. Astitit regina a dextris tuis.

Die christliche Frömmigkeit nennt sie darum die "fürbittende Allmacht".

Christus, das Leben der Seele, S. 597

Keine Anhäufung äußerer Tätigkeit, mag sie noch so groß sein, ist Gott so angenehm und der Kirche so nützlich, als der traute Verkehr der Beschauung, in welchem die Seele Gott nach seinem Belieben walten lässt. Für diesen Verkehr hat Gott ja auch die Seele erschaffen. "Maria hat den besten Teil erwählt, der ihr nicht wird genommen werden" (Vgl. das Tagesevangelium).

Unsere äußere Tätigkeit gefällt Gott nur in dem Maß, als sie ein "Überfließen" unserer inneren Verbundenheit mit ihm ist.

Die Gottverbundenheit, S. 232

Sonntag in der Oktav von Mariä Himmelfahrt: Der hl. Joachim, Bekenner, Vater der seligsten Jungfrau Maria

Gott umspannt in ewigem Vorauswissen alle Jahrhunderte der geschaffenen Zeit. Er ist die ewige Weisheit und ordnet alle Dinge nach Zahl und Maß in vollkommener Harmonie. Er hat gewollt, dass sowohl die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des auserwählten Volkes als auch die Opfer, wodurch er die Gottesverehrung der Juden regelte, unvollkommene Vorbilder und dunkle Symbole seien, die mit der Ankunft des Erlösers von hehren Wirklichkeiten verdrängt werden sollten. "All das, was ihnen widerfuhr, war vorbildlich", war "Schatten von dem, was kommen sollte."

So spricht der Apostel von der Anlage und der Einrichtung des Tempels von Jerusalem, und er fügt bei: all dies aber war "nur Sinnbild für die gegenwärtige Zeit".

Wo aber ist die Wirklichkeit?

Wir finden sie in Christus und zwar in unvergleichlicher Fülle und Vollendung. "Christus", sagt der Apostel, "ist der wahre Hohepriester." "Er trat durch ein höheres und vollkommeneres Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht, in das Allerheiligste der Gottheit hinter dem Vorhang: ad interiora velaminis."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 324

16. August - Der hl. Hyacinth, Bekenner

Um christlich leben zu können, müssen wir zunächst unserer menschlichen Würde entsprechend leben. Es ist wichtig, das zu betonen. Ein guter Christ wird zweifellos auch seine Pflichten als Mensch erfüllen. Das Gesetz des Evangeliums umschließt und vervollkommnet das Naturgesetz.

Gleichwohl gibt es Christen, die, genau bis zur Ängstlichkeit bei ihren selbstgewählten frommen Übungen, sich sorglos über manche Forderungen des Naturgesetzes hinwegsetzen.

Wir müssen "wahr" sein. Unsere Handlungen müssen daher, um Gott zu gefallen, zuallererst unserer geschöpflichen und vernünftig freien Natur in Unterwerfung unter Gottes heiligem Gesetz entsprechen. Das ist die erste Bedingung für das Wirken der Gnade. Die Gnade baut auf der Natur auf, ohne sie zu vernichten. Wenn wir auch die Gnade, Quelle und Ursprung unserer übernatürlichen Tätigkeit, wie eine neue Schöpfung, durch Annahme an Kindes Statt von Gott erhalten haben, so setzt diese Gnade doch die Natur mit den ihr eigenen Tätigkeiten voraus. Weit entfernt, sich gegenseitig zu beengen, stehen Gnade und Natur, letztere allerdings nur ihren guten, unverdorbenen Eigenschaften nach, miteinander in harmonischen Einklang, während beide ihren eigenen Charakter und ihre eigene Schönheit bewahren.

Christus, das Leben der Seele, S. 339

17. August - In der Oktav von Mariä Himmelfahrt

Wenn Jesus Christus will, dass wir alle Glieder seines mystischen Leibes umfassen, wie sollten wir dann nicht zunächst und vor allem jene lieben, von der er die menschliche Natur angenommen hat, die ihn zum Haupt aller Erlösten macht, jene heiligste Menschheit, deren er sich als Werkzeug bedienen will, um uns die Gnade mitzuteilen! Kein Zweifel, dass die Liebe, welche wir der Mutter Jesu bezeigen, ihm außergewöhnlich wohlgefällig ist.

Wir werden ihr unsere Liebe dadurch bezeigen, dass wir ihre Vorrechte preisen. Wenn wir unserm göttlichen Heiland besonderes Wohlgefallen bereiten wollen, müssen wir uns erfreuen an den unvergleichlichen Vorzügen, die seine Gottesliebe der Seele seiner heiligsten Mutter verliehen hat. Er wünscht, dass wir mit ihr der allerheiligsten Dreifaltigkeit beständig Dank sagen und dass wir die allerseligste Jungfrau selbst loben und preisen, weil sie unter allen Geschöpfen auserwählt wurde, der Welt den Erlöser zu geben.

"Du allein", so können wir ihr zujubeln, "hast das Herz Gottes entzückt, sei gepriesen vor allen; denn selig bist du, weil du dem Wort Gottes geglaubt hast, weil in dir die ewigen Verheißungen erfüllt wurden."

Christus, das Leben der Seele, S. 588

18. August - In der Oktav von Mariä Himmelfahrt

Maria hat von Jesus selbst für seinen mystischen Leib eine besondere mütterliche Gnade erhalten.

Weil Jesus aus der allerseligsten Jungfrau seine menschliche Natur angenommen, verband er sie aufs innigste mit all seinen Mysterien, von der Darstellung im Tempel bis zur Hinopferung auf Kalvaria. Alle Geheimnisse Christi aber bezwecken, ihn zum Vorbild unseres übernatürlichen Lebens, zum Kaufpreis unserer Huldigung und zur Quelle all unserer Heiligkeit aufzustellen, ihm eine ewige, glorreiche Gemeinschaft von Brüdern, die ihm ähnlich sind, zu bilden. Darum ist dem neuen Adam Maria als neue Eva gegeben worden. Herrlicher und wahrer als Eva aber, die "Mutter aller Lebendigen" ist Maria, die Mutter jener, die durch die Gnade ihres Sohnes leben.

Maria steht uns aber nicht bloß äußerlich nahe. Christus, der Sohn Gottes, das allmächtige Wort des Vaters, schuf in der Seele seiber heiligsten Mutter auch jene Gefühle, die sie denen gegenüber haben sollte, welche er durch seine Geburt aus ihr und durch alle Geheimnisse seines Lebens zu seinen Brüdern machte. Maria ihrerseits, erleuchtet durch die ihr überreich verliehene Gnade, entsprach dieser Absicht Jesu durch ein Fiat, in welchem dieser ganze Seele sich hingab in Unterwürfigkeit und vollkommener Zustimmung mit ihrem göttlichen Sohne. Dadurch hat sie auch eine ganz eigenartige Mitwirkung am Werke der Erlösung erhalten.

Christus, das Leben der Seele, S. 595

19. August - Der hl. Johannes Eudes, Bekenner

Die Liebe zum Vater, die Jesu Herz erfüllte, muss auch der Beweggrund aller Handlungen seiner Glieder sein. Die Ehre seines Vaters war der erste und letzte Gedanke Christi bei all seinem Tun; so soll es auch bei uns sein, infolge unserer Vereinigung mit Christus durch die Gnade und Liebe.

Darum lässt die Kirche uns beten, dass Gott unser Tun und Handeln nach seinem Wohlgefallen gestalten möge, damit wir in Vereinigung mit seinem "geliebten Sohn" fruchtbar werden an guten Werken. "Wandelt in der Liebe nach dem Vorbild Christi!" so ruft uns der hl. Paulus zu, und ihr werdet eurem Haupt gleichförmig, von seinen Gesinnungen beseelt sein.

Dann werden wir fortschreiten von Tugend zu Tugend und durch ununterbrochenes Wachstum der Vollkommenheit unseres Vorbildes nachstreben, weil Christus in uns wohnt mit dem Vater, der uns liebt und dem Heiligen Geiste, der uns durch seine Einsprechungen leitet. Das ist für uns die Quelle ununterbrochenen, für den Himmel fruchtbaren Fortschrittes. Und damit erlangen wir jene Vollkommenheit, die das Ergebnis beständiger Erfüllung des göttlichen Willens ist.

Christus, das Leben der Seele, S. 395

20. August - Der hl. Bernhard, Kirchenlehrer

Aus welcher Quelle schöpften die Heiligen ihren bewunderungswürdigen Eifer? Wo fanden jene heiligen Männer das Geheimnis solch umfassender Tätigkeit? Woher nahmen sie den unermüdlichen Eifer, die großmütige und unbeugsame Stärke, dass sie alle Arbeiten auf sich nahmen allen Angriffen standhielten und alle Mühen auf sich geladen haben, um Christi Reich auszubreiten?

Die Liebe zu Gott und zu Christus war der innere Glutherd, von dem das Feuer ihres Eifers lebendig entflammt ward.

Ein großer Ordensmann und zugleich bewundernswerter Apostel, der hl. Bernhard, schrieb die Worte: "Es ist dem wahren und reinen Wesen des betrachtenden Lebens eigen, dass eine Seele, die in ihm vom göttlichen Feuer entflammt war, manchmal von solch brennendem Eifer, von einem so lebendigen Verlangen erfüllt wird, für Gott Seelen zu gewinnen, die ihn vollkommen lieben, dass sie gerne die Ruhe der Beschauung aufgibt, um sich den Mühen der Predigt zu widmen. Hat sie dann ihrem Eifer Genüge getan, so kehrt sie mit um so größerer Liebe zur Beschauung zurück, je mehr sie der Früchte inne wird, die sie ihr getragen. Wenn sie dann hinwiederum die Süßigkeit der Beschauung verkostet hat, geht sie mit neuem Eifer darauf aus, Eroberungen für Gott zu machen."

Christus unser Ideal, S. 494

21. August - Die hl. Johanna Franziska von Chantal, Witwe

"Sie sind sehr armselig. Doch wenn Sie sich nur allein auf Jesus stützten, wenn Sie in seinem Namen alles täten und litten, würde er Sie seinem himmlischen Vater immer wohlgefälliger machen. Er würde Sie hineinführen in jenes Heiligtum, das er "den Schoß des Vaters" nennt. Und da, vor den Augen Gottes, würden Sie sich immer bemühen, ihm zu gefallen; Sie würden stets das tun, was sie als das ihm Wohlgefälligste erkennen würden. Nur jene dürfen im Schoß Gottes wohnen, die ein unerschütterliches Vertrauen in seine väterliche Güte und in seine große, ja unendliche Barmherzigkeit haben, und die ihr Möglichstes tun, um ihm in allem zu gefallen" (Festkollekte).

"Richten Sie ihr Augenmerk mehr auf Gott als auf sich selbst. Rühmen Sie sich Ihrer Gebrechen, als des Gegenstandes und des Beweggrundes der göttlichen Erbarmungen. Lieben Sie die Tugend mehr, als sie das Laster scheuen. Preisen und verherrlichen Sie die Verdienste und die unendliche Macht Jesu Christi, indem Sie leidenschaftlich gern daraus schöpfen, um Ihre Bedürfnisse damit zu decken."

Die Gottverbundenheit, S. 193

22. August - Oktav von Mariä Himmelfahrt

Bitten wir die Mutter Gottes, dass von der heiligsten Menschheit ihres Sohnes, in der die Fülle aller Gnaden ruht, reichlich in uns überströme, damit wir dem vielgeliebten Sohn des Vaters, der auch ihr Sohn ist, durch die Liebe immer ähnlicher werden. Das ist die geeignetste Bitte, die wir an sie richten können.

Beim letzten Abendmahl sprach Jesus zu seinen Aposteln: "Mein Vater liebt euch, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, dass ich von ihm ausgegangen bin." Er könnte auch uns von Maria sagen: "Meine Mutter liebt euch, weil ihn mich geliebt und geglaubt habt, dass ich von ihr geboren bin!" Nichts ehrt Maria mehr als das Bekenntnis, dass Jesus ihr Sohn sei, nichts macht ihr größere Freude, als ihn von allen Geschöpfen geliebt zu sehen.

Wenden wir den Aussprach Mariens auf uns an: "Tut alles, was mein Sohn euch sagen wird - Quodcumque dixerit vobis facite". Das wird die vorzüglichste Frucht und die beste Art unserer Marienverehrung sein. Die Mutter Jesu hegt keinen innigeren Wunsch, als ihren göttlichen Sohn geliebt, verherrlicht und erhöht zu sehen: - wie dem ewigen Vater, so ist Jesus auch ihr der Gegenstand alles Wohlgefallens.

Christus, das Leben der Seele, S. 600

23. August - Der hl. Philippus Benitius, Bekenner

Gott ist der erste Urheber unserer Heiligkeit, die Quelle unserer Vollkommenheit. Aber wir müssen daran arbeiten, die Hindernisse wegzuräumen, die seinem Wirken in uns entgegenstehen. Wir müssen der Sünde entsagen und den bösen Neigungen, aus denen sie hervorgeht, müssen uns vom Irdischen loslösen, insofern es uns hindert, zu Gott zu gelangen.

Wer sich diesem Gesetz der Abtötung nicht unterwerfen will, wer seine Bequemlichkeit sucht, das Leiden zu entfernen trachtet, sich nicht scheut, alle Pflichten des Berufes von sich abzuwenden, ein solcher wird niemals zur innigen Vereinigung mit Jesus Christus gelangen.

Diese Vereinigung ist ein viel zu kostbares Gut, um nicht durch viel Mühsal, Arbeit und fortdauernden Verzicht erkauft werden zu müssen. Wir können Gott nur dann völlig finden, wenn wir alle Hindernisse aus dem Weg geräumt, all das in uns zerstört haben, was ihm missfällt.

Nur wenn wir die Leiden des Kalvarienberges und die Entblößung des Kreuzes auf uns nehmen, werden wir auch zum Triumph der Auferstehung und zur Herrlichkeit der Himmelfahrt gelangen: "Musste nicht Christus dieses leiden und so in seine Herrlichkeit eingehen."

Christus unser Ideal, S. 221

24. August - Der hl. Bartholomäus, Apostel

Nachdem der Herr in den Himmel aufgefahren ist, müssen wir, um sicher zur Vereinigung mit Christus zu gelangen und sie zu bewahren, der sichtbaren Gemeinschaft angehören, die er gestiftet hat. Wie der mit der Seele vereinte Leib Christi "das Werkzeug der Gottheit" war, durch das uns alle Gnaden zufließen, so wird uns diese Gnade nur zuteil, wenn wir dem mystischen Leib Christi, der Kirche, angehören. Die Taufe, die uns dieser Gemeinschaft eingliedert, ist mit dem Glauben die erste Voraussetzung von Gnade und Heil.

"Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden", sagt der Heiland, "darum geht hin und lehrt alle Völker; wer glaubt und sich taufen lässt, der wird selig werden." So hat es der Heiland bestimmt und so ward es bestätigt von seinem Vater, der "alles Gericht und alles in seine Hand gegeben hat."

Daraus ergibt sich von selbst, dass wir an den Gaben, die der Heiland unaufhörlich über seine Braut ausgießt, in um so reicherem Maß Anteil haben, je mehr wir im Geist der Kirche leben, indem wir ihre Lehre uns aneignen, ihre Gebote befolgen und ihren Gottesdienst ausüben.

Die Wahrheit wird uns um so mehr mit ihrem Licht erleuchten, je inniger wir uns an die Kirche anschließen.

Christus unser Ideal, S. 88

25. August - Der hl. Ludwig, König und Bekenner

"Der Gerechte lebt aus dem Glauben." Der "Gerechte", d. h. der durch die Rechtfertigung in der Taufe zur Gerechtigkeit geboren ist und Christi Gnade besitzt und mit ihr die eingegossenen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.

Dieser Gerechte lebt aus dem Glauben. Leben heißt, das Vermögen, sich zu bewegen und zu handeln, in sich tragen. Der Quell, aus dem unseren Handlungen übernatürliches Leben zuströmt und sie wertvoll macht für den Himmel, ist die Heiligmachende Gnade. Der Glaube aber ist es, der jede Seele zuerst in die Welt des Übernatürlichen einführt.

Nur insoweit haben wir teil an der Gotteskindschaft, als wir Christus aufnehmen. Dieses aber geschieht durch den Glauben: "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden. All denen, die glauben an seinen Namen."

Der Glaube an Jesus Christus führt uns zum Leben, zur Rechtfertigung durch die Gnade. Darum sagt der hl. Paulus, dass der Gerechte durch den Glauben lebe.

Christus, das Leben der Seele, S. 234

26. August - Der hl. Zephyrinus, Papst und Märtyrer

Je höher unsere Heiligkeit, um so größer ist auch unsere Verherrlichung des Blutes Christi.

Der hl. Paulus sagt, dass "Christus sich ganz in den Tod, und zwar in den Tod des Kreuzes dahingegeben hat für seine Kirche, um sie zu heiligen und sie sich herrlich zu gestalten, so dass sie nicht Fleck oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie vielmehr heilig und makellos sei". Das war der Zweck seines Opfers.

Das heiligste Herz Jesu kennt nur einen Ehrgeiz: die Verherrlichung des Vaters! Darum verlangte es Christus mit solchem Ungestüm -"wie drängt es mich" - sein Leben hinzugeben, um seinem Vater Seelen ohne Zahl zu gewinnen, die reiche Frucht des Lebens und der Heiligkeit bringen sollten.

Aber wie viele erfassen die Liebesglut Jesu? Wie viele sind es, die dem Verlangen seines Herzens entsprechen? Ach, so viele verachten die Gebote Gottes und kehren sich nicht zu seinen Gesetzen! Andere befolgen sie zwar, bringen es aber nicht fertig, sich dem Heiland und dem Wirken des Heiligen Geistes mit jener vollen Hingabe zu überlassen, die zur Heiligkeit führt.

Glücklich jene, die sich rückhaltlos dem göttlichen Willen anheimgeben! Aufs innigste mit Christus, dem wahren Weinstock, vereint, "bringen sie viele Frucht und verherrlichen den Vater". Vor allem aber verkünden sie laut den Wert des Blutes Christi.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 397

27. August - Der hl. Joseph von Calasanza, Bekenner

Beim letzten Gericht wird uns der Heiland nicht fragen, ob wir viel gefastet, strenge Buße geübt oder lange Stunden gebetet haben - nein, aber ob wir unseren Bruder geliebt und ihm geholfen haben.

Demnach würden die anderen Gebote unbeachtet bleiben? Wahrlich nicht. Aber ihre Erfüllung wird nichts nützen, wenn das eine außer acht gelassen worden ist, das dem Heiland überaus teuer, weil es sein Gebot ist: "Liebt einander".

Anderseits ist eine vollkommene Nächstenliebe unmöglich ohne die Gottesliebe, die gleichzeitig den ganzen göttlichen Willen in sich schließt.

Dies kommt daher, weil die Liebe, mag sie sich nun auf Gott oder auf den Nächsten beziehen, ein und dieselbe ist in ihrem übernatürlichen Beweggrund, der da ist: die unendliche Vollkommenheit Gottes. Wer also Gott wirklich lieb hat, muss notwendig auch seinen Nächsten lieben: "Daran sollen alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt." In der Tat war dies das Zeichen, an dem die Heiden die Christen der ersten Jahrhunderte erkannten: "Seht, wie sie einander lieben."

Christus, das Leben der Seele, S. 547

28. August - Der hl. Augustin, Bischof und Kirchenlehrer

Weil unsere Heiligkeit übernatürlich ist, und weil Gott, der unumschränkte Herr über seine Absichten und Gaben, dieselbe über alle Forderungen und Rechte unserer geschaffenen Natur erhoben hat, ist diese Heiligkeit, zu der wir berufen sind, ohne die göttliche Gnade unerreichbar.

Der Heiland selbst hat es ja gesagt: "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Der hl. Augustin bemerkt dazu, dass der Heiland nicht gesagt habe: "Ohne mich könnt ihr nicht viel, nichts Großes tun, sondern ohne mich könnt ihr nichts tun, das euch nütze fürs ewige Leben."

Der hl. Paulus erklärt diese Lehre unseres göttlichen Heilands noch im einzelnen. "Aus uns selbst", sagt er, "sind wir unfähig, auch nur einen Gedanken zu fassen, der Wert für den Himmel hätte; hier ist all unser Vermögen von Gott". "Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, wie es ihm gefällt." Wir vermögen also ohne Hilfe der göttlichen Gnade gar nichts zu tun für unsere Heiligkeit.

Das tiefinnere Bewusstsein des eigenen Unvermögens darf uns weder entmutigen noch unserer Feigheit zur Entschuldigung dienen. Wenn wir nämlich ohne Christus "nichts können", so können wir noch durch ihn und mit ihm alles. "Ich vermag alles, zwar nicht aus mir selbst, aber in dem, der mich stärkt", sagt eben derselbe Apostel Paulus.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 407

29. August - Enthauptung des hl. Johannes des Täufers

Als die Zeit da war, wo das fleischgewordene Wort, das allein die Sprache Gottes reden kann, weil es immerdar im Schoß des Vaters ist, sein öffentliches Leben als Erlöser und Retter begann und somit der Vorläufer in den Hintergrund treten musste, konnte dieser nur noch durch die Vergießung seines Blutes Zeugnis für die Wahrheit ablegen.

Christus, dem er den Weg bereitet hat, ist nun erschienen. Er ist das Licht, von dem Johannes Zeugnis gegeben hat. Alle, die an dieses Licht glauben, haben das ewige Leben. Zu ihm allein soll künftig gesagt werden: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens."

Die Worte des Heilandes haben jedoch nicht in allen Seelen jenes Licht hervorgerufen, das für sie zum Ausgangspunkte des Heiles und des Lebens werden sollte. Gewiss, er ist "das Licht der Welt", man muss jedoch diesem Licht auch "folgen", wenn man nicht in der Finsternis bleiben und zu diesem ewigen Licht, das die Quelle unseres Lebens im Himmel ist, gelangen will. Gott der Vater nimmt nur die auf, die seinen Sohn aufnehmen.

Um die Worte Christi aufzunehmen, muss man vom Vater gezogen werden. Wen der Vater nicht zieht, hört nicht auf die Worte Christi. Wen zieht aber der Vater? Jene, die bekennen, dass Christus ist der Eingeborene des Vaters.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 104

30. August - Die hl. Rosa von Lima, Jungfrau

Je mehr eine Seele Gott, den Urheber und Quell aller Gaben, die die Herzen schmücken und erfreuen, nahe ist, um so mehr wird sie zur Wohltäterin für ihre Brüder. Wie viele Gnaden kann sie vom Bräutigam verlangen und erhalten, wie viel für die ganze Kirche ihm entreißen. Wie mächtig wirkt sie mit zur Bekehrung der Sünder, zum Heil der Sterbenden, zum Einzug der leidenden Seelen in die Seligkeit des Himmels. Wie wunderbar ist ihre Fruchtbarkeit!

Jene der Natur ist begrenzt, diese aber kennt kein Maß. Es gehen von dieser Seele gleichsam Strahlen aus; wer sich ihr nähert, ist durchtränkt vom "Wohlgeruch Christi". Es strömt sozusagen eine göttliche Kraft von ihr aus, um den Seelen nahezukommen, ihnen Verzeihung zu erlangen, ihnen zu helfen, sie zu trösten, zu stärken, zu versöhnen, zu erfreuen, um sie sich entfalten zu lassen zur Verherrlichung ihres Bräutigams.

Das kommt daher, weil in ihr wahrhaft "das Wort lebt", und weil es als lebend niemals untätig sein kann. Sein Wirken aber ist Liebe, und durch die Seele erleuchtet, belebt und rettet er die Herzen. Sie ist in Wahrheit Mitwirken der Erlösung. Es ist unmöglich, die Tragweite einer solchen Wirksamkeit, die Ausdehnung einer solchen Fruchtbarkeit zu ermessen.

Sponsa Verbi, S. 101

31. August - Der hl. Raymund Nonnatus, Bekenner

Christus hat sich gewürdigt, unsere Sündenlast auf sich zu nehmen, so dass er sozusagen am Kreuz hängt als die große Weltsünde, die große lebende Sünde. Er ist freiwillig an unsere Stelle getreten und muss darum den Tod erleiden. "In seinem Blut hat er das Lösegeld für uns bezahlt."

Vergessen wir es niemals! "Wir sind um einen teuern Preis erkauft." Jesus Christus hat sein Blut bis zum letzten Tropfen für uns vergossen. Ein einziger Tropfen des göttlichen Blutes hätte genügt zu unserer Erlösung.

Der ewige Vater aber wollte vor aller Welt die unergründliche Liebe seines Sohnes erstrahlen lassen: "aber die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe" und zugleich die unaussprechliche Liebe des Gottessohnes zu uns armen Menschenkindern. Er wollte uns die göttliche Heiligkeit und die abgründliche Bosheit der Sünde zeigen. Aus diesen und aus andern unerforschlichen Gründen forderte die Gerechtigkeit des Vaters als Sühne für die Sünden der Menschen alle Mühen, Leiden und den Tod seines göttlichen Sohnes. Und diese Sühne war erst vollendet, als vom Kreuz aus der Herr mit erlöschender Stimme sein "es ist vollbracht" gesprochen. Damit war erst die persönliche Erlösungsaufgabe des Gottessohnes hier auf Erden vollendet, sein Werk zu unserm Heil erfüllt.

Christus, das Leben der Seele, S. 92

1. September - Der hl. Ägidius, Bekenner

Obgleich die Selbstverleugnung ein unerlässliches Mittel ist, so haben doch die körperlichen Übungen und Abtötungen, denen wir uns hingeben, auf dem eigentlichen Gebiete des Christentums keinen Wert. Woher kommt dann aber ihr Wert? Von ihrer Vereinigung durch den Glauben und die Liebe mit den Leiden und dem Sühnopfer Jesu Christi!

Unser göttlicher Heiland ist auf die Erde gekommen, um uns zu zeigen, wie wir leben sollen, damit wir dem Vater wohlgefällig seien. Der Evangelist erzählt uns nun, dass er von allem unterschiedslos aß, was ihm vorgesetzt wurde, so dass die Pharisäer Ärgernis daran nahmen. Und was sagte ihnen der Heiland: "Nicht, was zum Mund eingeht, verunreinigt den Menschen, aber die schlechten Gedanken und das Böse, was von innen herauskommt, macht den Menschen unrein."

Wir müssen also unsere Vollkommenheit nicht in den äußeren oder gar außergewöhnlichen Abtötungen als solchen suchen. Es ist vor allem wichtig, dass wir uns der Selbstverleugnung befleißigen und unsere Leiden ertragen aus Liebe zu unserm Heiland, mit der Absicht, teilzunehmen an seinem Leiden. "Die wahre Vollkommenheit und die wahre Heiligkeit", sagt Ludwig Blosius, "liegt nicht in erschreckenden Kasteiungen; sie besteht in der Abtötung des eigenen Willens und der sündhaften Neigungen sowie in tiefer Demut und wahrer Liebe."

Christus unser Ideal, S. 218

2. September - Der hl. Stephan, König und Bekenner

Wir müssen uns dem Gottesplan anpassen, demzufolge wir unsere Heiligkeit durch die Gleichförmigkeit mit Jesus Christus erlangen. Es gibt keine andere Heiligkeit.

Wir werden dem ewigen Vater nicht wohlgefällig sein, wenn er in uns nicht die Züge seines Sohnes findet. Wir müssen durch die Gnade und unsere Mitwirkung so innig mit Christus vereinigt werden, dass der Vater, wenn er unsere Seele schaut, uns als seine wahren Kinder erkenne, dass er an uns sein Wohlgefallen finde, wie einstens an seinem Sohn, da dieser auf Erden wandelte.

Wie tröstlich und beglückend ist es, im Licht dieser erhabenen Wahrheit jenes Gebet zu wiederholen, das Jesus Christus selbst, der vielgeliebte Sohn des Vaters, uns auf die Lippen gelegt hat: Heiliger Vater, der du bist im Himmel, wir sind deine Kinder, du willst von uns Vater genannt werden! Geheiligt, gepriesen, verherrlicht werde dein Name, gelobt und gepriesen sei stets mehr und mehr deine Vollkommenheit auf Erden! Wir wollen durch unsere Werke den Glanz deiner Gnade in uns offenbaren. Möge dein Reich sich ausbreiten; ohne Ende soll es wachsen, dieses Reich, das du deinem Sohn gegeben! Dein ewiger Sohn sei in Wahrheit der König unserer Seelen! Seine Herrschaft in uns wollen wir zeigen durch vollkommene Erfüllung deines Willens, indem wir tun, was dir wohlgefällig ist.

Christus, das Leben der Seele, S. 53

3. September - Vom Wochentag

Es ist wichtig, dass wir Geist und Herz voll Glaube und Liebe zu Gott erheben, bevor wir irgend etwas beginnen: den Geist, damit uns kein anderes Ziel vorschwebe als die Verherrlichung des Vaters, das Herz, damit wir keinen anderen Willen haben als den seinen. Dies ist die Doppelfrucht des "inständigen Gebetes".

Dieses Gebet, das unser ganzes Tageswerk begleiten soll, muss nicht notwendig lang sein. Es genügt ein einfacher Aufblick zu Gott, ein in unserer Seele aufflammender Liebesfunken nach Art dessen, was die neuere Zeit als Stoßgebete bezeichnet. Was solches Gebet wertvoll macht, ist die aufrichtige Gesinnung, der reine Glaube und die starke Liebe.

Der Glaube vermehrt die Liebe, und die wachsende Liebe überlässt die Seele mehr und mehr der Einwirkung Christi durch den Heiligen Geist, die um so mächtiger und fruchtbarer ist, je mehr die sündhaften Gewohnheiten ausgerottet werden, die Geschöpfe zurücktreten, die menschlichen Beweggründe schwinden.

Sind wir dabei einmal fest davon überzeugt, dass alles Gute von Gott kommt, dann sind wir zudem für immer gegen jede Mutlosigkeit gefeit. Denn in der Vereinigung mit Christus durch den Glauben und die Liebe vermögen wir alles, was Gott von uns verlangt.

Christus unser Ideal, S. 156

4. September - Vom Wochentag

Wir müssen auch im übernatürlichen Leben unsere persönliche Eigenart wahren, soweit sie gut ist. Dies gehört auch zu jener "Wahrheit", jener "Aufrichtigkeit", die Voraussetzung für das Leben der Gnade ist.

Die Heiligkeit ist durchaus nicht eine Einheitsform, in der alle natürlichen persönlichen Eigenschaften verschwinden müssen, so dass alle Heiligen gleich seien. Weit entfernt.

Gott hat einem jeden bei der Geburt bestimmte Gaben, Talente und Vorzüge gegeben. Jede Seele hat ihre besondere natürliche Schönheit. Die eine glänzt durch die Tiefe des Wissens, eine andere zeichnet sich aus durch die Festigkeit des Willens, während eine dritte durch ihre Güte bezaubert.

Die Gnade macht sich diese natürlichen Vorzüge zunutze, wie die Natur selbst, aus der dieselben hervorgehen. Nur fügt sie diesem natürlichen Glanz einen Schönheitsfunken hinzu, der ihn erhöht und verklärt.

Der allweise Gott nimmt bei seinem Werke der Heiligung auf seinen Schöpfungsgedanken Rücksicht; denn von ihm stammt all diese Mannigfaltigkeit. Jede Seele ist die Ausdrucksform eines göttlichen Gedankens, und hat als solche ihren eigenen Platz im Herzen Gottes.

Christus, das Leben der Seele, S. 343

5. September - Der hl. Laurentius Justiniani, Bekenner

Es steht fest, dass jegliche Gnade, welcher Art sie auch sein mag, uns durch das Kreuz des Herrn zuströmt und dass es keine gibt, die nicht mit dem hochheiligen Blut des Erlösers erkauft ist. Durch sein Priestertum ist Christus unser alleiniger Mittler, der immer Erhörung findet.

Deshalb auch ruft der hl. Paulus in Kraft seiner lebendigen Überzeugung aus, "dass Gott in seinem Sohn uns alles geschenkt habe". Wir sind reich geworden und zwar so überfließend reich, dass es uns hierfür nach dem Worte des Apostels "an keiner Gnadengabe mangelt".

Unser Hoherpriester ist so groß und sein Priestertum so allumfassend, dass Christus auch heute noch sein Amt als Mittler erfüllt und sein Opfer fortsetzt zu unserer Heiligung. Sein Werk im Himmel ist es daher, "nunmehr vor dem Angesicht Gottes für uns einzutreten".

Diese Offenbarung muss in uns unbedingtes und unerschütterliches Vertrauen erwecken. In unserem Heiland finden wir alles, besitzen wir alles, und wenn wir nur wollen, wird uns in Jesus nichts fehlen. Jesus ist unser Heil, die Quell all unserer Vollkommenheit, all unserer Heiligung.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 86

6. September - Vom Wochentag

Auf die Frage, welches das größte der Gebote sei, hat Jesus einst geantwortet: "Den Herrn, deinen Gott, sollst du lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Gemüte, mit allen deinen Kräften."

Du sollst lieben mit der Liebe des Wohlgefallens gegenüber dem Herrn von so großer Majestät, gegen Gott von unendlich erhabener Vollkommenheit, mit der Liebe des Wohlwollens, die verlangt, die Ehre des geliebten Gegenstandes gefördert und gesteigert zu sehen, mit der Liebe der Freundschaft gegen jenen, der zuvor uns geliebt hat.

Gott will, dass unsere Beziehungen zu ihm zugleich durchdrungen seien von kindlicher Ehrfurcht und inniger Liebe. Ohne die Ehrfurcht läuft die Liebe Gefahr, in ein höchst unziemliches Sichgehenlassen auszuarten, das nicht ohne Gefahr für das geistliche Leben ist. Ohne Liebe aber, die uns auf dem Weg zum Vater beflügelt, lebt die Seele im Irrtum, indem sie das göttliche Gnadengeschenk verkennt.

Um nun in uns diese beiden sich scheinbar widersprechenden Gesinnung zu schützen, teilt Gott uns den Geist seines Sohnes Jesus mit, der durch die Gaben der Furcht des Herrn und der Frömmigkeit in uns die tiefste Anbetung mit der zartesten Liebe in Einklang bringt, so wie es sich ziemt.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 391

7. September - Vom Wochentag

Nichts ist von größerem Nachteil für das geistige Leben, als der Gedanke, dass wir etwas Gutes zu tun vermögen ohne unsern Heiland. Unsere Eigenliebe ist jedoch so fein geschliffen, dass wir, ohne es zu merken, uns das wenige Gute zuschreiben, das wir tun. Das aber würde alles verderben.

Darum überlässt unser Heiland uns aus Liebe manchmal unserer bösen Natur. Dann sind wir voll Schrecken über all das Schlechte und all die Möglichkeiten zum Bösen in uns. Das will dann nicht heißen, dass wir schlechter sind als zuvor; unser Herr lässt uns nur den bösen Grund in uns schauen, den die Gnade zugedeckt hat.

In solchen Stunden müssen wir uns tief verdemütigen und uns in die Arme Gottes werfen. So erfüllen wir die Absichten Gottes. Der Teufel versucht uns durch Ängstlichkeiten zu beunruhigen, damit wir aufhören gut zu handeln aus Angst, dass etwas aus Stolz und Ehrsucht geschehe. Man darf deshalb nicht aufhören das Gute zu vollbringen, sondern muss nur sachte seine Meinung veredeln.

Das Beste in einem solchen Fall ist, sich mit Christus und seinen Gesinnungen zu vereinigen. So wird diese Verbundenheit mit Jesus Christus heilen, was vielleicht Unvollkommenes in unserer Meinung war.

Die Gottverbundenheit, S. 105

8. September - Mariä Geburt

Nach dem Plane Gottes soll Christus die Fülle der Gottheit erhalten, damit wir alle aus seiner Fülle schöpfen können. "Von seiner Fülle haben wir alle empfangen."

Welches Geschöpf aber hat Gott im besonderen ausersehen, um mit seiner Mitwirkung jene menschliche Natur zu bilden, die Gott so innig mit sich vereinigen und zum Werkzeug aller Gnaden für die Menschheit machen wollte?

Wir kennen den Namen dieses Geschöpfes, das alle Geschlechter selig preisen werden. Maria ist es, die Jungfrau von Nazareth (Vgl. das Festevangelium). Von ihr und in ihr, von uns allen hat das Wort Gottes die menschliche Natur erbeten (Vgl. Sekret der Messe), und Maria hat sie ihm gegeben. Darum ist sie mit allen Geheimnissen Christi unzertrennlich verbunden. Wir finden sie überall da, wo Jesus ist; denn Jesus ist der Sohn Mariens, ebenso wie er Sohn Gottes ist.

Wer Maria nicht kennt, wer die Mutter Jesu nicht mit inniger Liebe umfasst, wird die Geheimnisse des Lebens Christi kaum mit Nutzen betrachten. Wie er Gottessohn ist durch die unaussprechliche ewige Zeugung, so ist er Menschensohn durch seine Geburt in der Zeit aus Maria, der Jungfrau.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 157

9. September - Der hl. Gorgonius, Märtyrer

"Suchen Sie in allem dem lieben Heiland Freude zu machen; verrichten Sie alles in der reinsten Absicht. Vor jeder Handlung sollen Sie sagen: Mein Jesus, ich will dies nur aus Liebe zu dir tun, und wenn ich wüsste, dass diese Handlung dir nicht gefiele, würde ich dieselbe nicht verrichten."

Es ist ganz unmöglich, dass Christus sich nicht mit uns vereinigt, wenn wir alles nur für ihn und um seiner Liebe willen tun.

Er hat von seinem Vater gesagt: Der Vater, "der mich sandte, ist mit mir und lässt mich nicht allein; denn was ihm wohlgefällt, tue ich allezeit". Das gleiche gilt für uns: unser Heiland wird in der Meinung tun, ihm zu gefallen.

Im geistlichen Leben heißt es Wüsten durchschreiten, durch Finsternisse, Umnachtungen gehen, Mutlosigkeit und Verlassenheit ertragen. Ohne dies nämlich würde unsere Liebe niemals tief und stark werden. Wenn wir aber treu ausharren und Gott ganz ergeben sind, wird Jesus uns immer an der Hand halten: "Wenn ich auch wandle mitten in Todesschatten, so will ich nichts Übles fürchten, weil du bei mir bist."

Die Gottverbundenheit, S. 47

10. September - Der hl. Nikolaus von Tolentino, Bekenner

Wir sollen Christus nachahmen dadurch, dass wir nicht nur arm an äußeren Gütern, sondern arm im Geist sind, dadurch, dass wir uns von allem entblößen, was uns eigen ist, von allem, was unserem eigenen Wesen entstammt, von unserem eigenen Urteil, unserer Eigenliebe, unserem eigenen Willen, die gleichsam Ausdrucksformen "des Lasters des Eigentums" sind, damit wir dann nur Gottes Gedanken, Wünsche und Willen haben nur noch aus Antrieben, welche von oben kommen, handeln. So wird alles in uns von Gott ausgehen. Gott sieht dann in uns die Verwirklichung des göttlichen Gedankens, welchen er von aller Ewigkeit an über uns hatte.

Wenn wir unsern Gedanken und Werken etwas hinzufügen, was nicht von Gott ist, etwas, das unserem eigenen Innern entspringt, wie Sünde und Unvollkommenheit, verunstalten wir das göttliche Bild in uns. Gott sieht dann in uns unser Höchsteigenes, und da dieses Höchsteigene nicht von ihm kommt, so führt es auch nicht, kann es nicht zu Gott führen.

Christus unser Ideal, S. 238

"Gott sei Ihr ganzer Trost, nicht in dem Sinn, als ob Sie alle anderen Freuden verwerfen sollten, sondern so, dass Sie zum Frieden der Seele keiner der irdischen Freuden und Tröstungen bedürfen."

Die Gottverbundenheit, S. 113

11. September - Die hl. Protus und Hyazinthus, Märtyrer

Nichts zieht so sehr die Gunsterweise und die Barmherzigkeit Gottes auf uns herab, wie die von Geduld durchdrungene Vereinigung unserer Mühen und Schwachheiten mit denen Jesu Christi.

Unsere wahre Ruhe ist im Paradies. Hier auf Erden müssen wir uns an Jesus halten, der sich meist am Kreuz hängend zeigt. Das ist sein offizielles Bild.

Er schenkt uns kleine Freuden, damit wir die Mühseligkeiten des Lebens ertragen und Verdienste für den Himmel sammeln können, doch untermengt er sie mit seinen Kreuzen.

Gott hat uns dieses Leben nicht gegeben, damit wir es zu einem Lustgarten machen; es ist im Gegenteil eine Zeit der Prüfung, auf die dann erst die Ruhe, ja eine Ewigkeit von Freude folgt.

Christus hat während seines ganzen Lebens gelitten, denn der Schatten des Kreuzes folgte ihm Schritt für Schritt, und so nehmen auch alle, die er liebt, mehr oder weniger ihr ganzes Leben hindurch an diesem Kreuz teil.

Die Widerwärtigkeiten, das Nicht-verstanden- werden, die körperlichen und seelischen Leiden, die Schwierigkeiten aller Art, all das ist ein Teil unseres Kreuzes. Wenn wir sie willig auf uns nehmen, werden diese Leiden geheiligt, vergöttlicht durch die Verbindung mit denjenigen Jesu Christi.

Die Gottverbundenheit, S. 145

12. September - Fest des heiligsten Namens Mariä

Zu Maria müssen wir gehen, wenn wir aus der Quelle göttlichen Lebens reichlich schöpfen wollen. Wir müssen sie bitten, uns zu dieser Quelle zu geleiten. Ihr vor allem andern Geschöpfen steht es zu, uns Jesus zuzuführen. Vitam datam per Virginem gentes redemptae plaudite.

Wir nennen Maria daher mit vollem Recht: "Mater divinae gratiae - die Mutter der göttlichen Gnade".

Die heilige Kirche wendet auf sie das Wort der Heiligen Schrift an: "Wer mich findet, findet das Leben und schöpft Heil vom Herrn." Das Heil, das Leben unserer Seele kommt einzig von Jesus, dem Herrn. Er allein ist unser Mittler. - Wer aber kann uns sicherer zu ihm führen als Maria, wer ihn wirksamer uns gnädig stimmen als seine Mutter.

Mit der heiligen Kirche wollen wir uns vertrauensvoll an sie wenden: "Zeige, o Maria, dass du Mutter bist: Mutter Jesu, durch deine Macht über ihn, unsere Mutter, durch deine Barmherzigkeit gegen uns! Möge Christus durch dich unsere Gebete aufnehmen. Christus, der, um uns das Leben zu bringen, aus dir geboren, dein Sohn werden wollte."

Die Gottverbundenheit, S. 349

14. September - Kreuzerhöhung

Während seines irdischen Lebens hat Jesus zu den Juden gesprochen: "Ich aber will alles an mich ziehen, wenn ich von der Erde erhöht bin." Er spricht auch heute noch so zu jedem aus uns. Seit ich am Kreuz erhöhet ward, ist die Gewalt meiner Liebe so groß, dass ich alle, die an mich glauben, emporziehen kann zu mir (Vgl. das Festevangelium).

"Diejenigen, die einst in der Wüste die eherne Schlange anblickten, die Moses zum Zeichen aufgerichtet hatte, wurden geheilt von den tödlichen Bissen, die sie ihrer Sünden wegen erhalten hatten. So verdienen auch alle, die in Glauben und Liebe emporschauen zu mir, bei mir zu sein und erhöht zu werden bis in die Seligkeit des Himmels. Ich, der ich Gott bin, ward aus Liebe zu euch bereit erfunden, mich an das Kreuz heften zu lassen gleich einem, der von Gott verflucht ist. Zum Lohn für solch abgrundtiefe Erniedrigung ward mir Gewalt gegeben, euch an mich zu ziehen und rein zu waschen von aller Schuld, euch mit meiner Gnade zu schmücken und zu erhöhen dahin, wo ich selbst throne. Ich bin vom Himmel herabgestiegen und kehrte in den Himmel zurück, nachdem mein Opfer vollendet war. Ich habe die Gewalt euch mit mir einzuführen in mein Reich, wohin ich vorausgeeilt bin als Vorläufer. Es steht in meiner Macht, euch innig und fest mit mir zu vereinen, und niemand vermag meiner Hand jene zu entreißen, die mir mein Vater gegeben hat und die ich mit meinem kostbaren Blut erkauft habe."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 265

15. September - Fest der sieben Schmerzen Mariä

So wie Maria sich einst bei der Darstellung im Tempel ganz mit Jesus vereint hatte, so will sie auch, und zwar inniger denn je, in seine Absichten eingehen und seine Leiden teilen in der Stunde, da er der Vollendung seines Opfers entgegengeht.

Bitten wir Maria, dass sie uns zu Genossen ihrer Betrachtung der Leiden Christi mache und uns teilnehmen lasse an ihrem Mitleiden, damit wir lernen, die Sünde zu hassen, die solche Sühne heischen sollte.

Gott hat dann und wann als äußerliche, sichtbare Frucht der Leidensbetrachtung einigen Heiligen, z. B. dem hl. Franz von Assisi, die Wunden des Herrn im Körper sichtbar eingeprägt. Wir sollen solche äußerliche sichtbaren Zeichen nicht wünschen. Wohl aber sollen wir bitten, dass das Leidensbild des Herrn unserem Herzen eingeprägt sei. Diese kostbare Gnade möge Maria uns erflehen. "Heilige Mutter, drück die Wunden, die dein Sohn für uns empfunden, tief in unsere Seele ein."

"Mutter, siehe deinen Sohn!" Um deiner Liebe willen zu ihm lass den Gedanken an sein Leiden nie aus unserer Seele schwinden!

O Jesus, siehe deine Mutter und um ihretwillen gib uns wahres Mitleid mit deinem Leiden, damit wir dir immer ähnlicher werden.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 282

16. September - Die hl. Kornelius und Cyprian, Märtyrer

Christus ist bestimmt zu unserem Haupt und Stellvertreter. Der ewige Vater hat ihn gesetzt zum Erstling der ganzen Schöpfung.

Infolge dieser ewigen Vorausbestimmung des Erlösers als Haupt aller Auserwählten erhält die Gnade Christi den ihr eigenen Charakter der Allgemeinheit. Sie soll nicht allein die menschliche Seele des Heilandes heiligen, sondern ihn auch im Gebiet des Übernatürlichen zum Haupt der Menschheit machen.

Alle Handlungen Jesu erhalten durch ihre Beziehung zum Menschengeschlecht einen sozialen Charakter. Alles, was der Heiland tut, geschieht nicht bloß für uns, sondern auch an unserer Statt, in unserem Namen. Darum ruft uns der hl. Paulus zu: "Durch den Ungehorsam eines Menschen, Adams, ist die Sünde in die Welt gekommen, und mit der Sünde der Tod; aber durch den Gehorsam eines andern, eines Gottmenschen, sind wir alle wieder in den Stand der Gnade zurückversetzt worden."

Jesus Christus, als unser Haupt, hat für uns alle Verdienste erworben, ganz wie er an unserer Stelle Genugtuung geleistet hat.

Weil nun Christus Gott ist, sind seine Verdienste von unendlichen Werte und unerschöpflicher Kraft.

Christus, das Leben der Seele, S. 95

17. September - Fest der Wundmale des hl. Franz von Assisi

Wenn wir im Glauben und von Mitleid bewegt das Leiden Jesu Christi betrachten, wird uns Gottes Liebe und Gerechtigkeit offenbar. Wir erkennen besser als durch alle Vernunftschlüsse die Bosheit der Sünde.

Die Seele, die gläubig das Leiden Jesu betrachtet, folgt dem Herrn wie einst Petrus in der Nacht des Leidens. Auch sie begegnet dem Blick des göttlichen Kreuzträgers, und das für sie eine wahre Gnade.

Wir sollten uns oft an die Fußstapfen des leidenden Heilands heften, indem wir andächtig den "Kreuzweg" gehen. "Siehe", wird Jesus dann sagen, "was ich für dich gelitten habe! Ich habe drei Stunden mit dem Tod gerungen; ich habe ertragen, dass mich meine Jünger verließen, ertragen das Anspeien, die falschen Zeugnisse, die Feigheit des Pilatus und den Hohn eines Herodes, das Gewicht des Kreuzes, unter dem ich zusammenbrach, die Nacktheit der Kreuzigung, den beißenden Spott meiner Todfeinde, den Durst, den sie mit Galle und Essig stillen wollten, und vor allem das Verlassensein von meinem Vater. Für dich, aus Liebe zu dir, um deine Sünden und Fehler auszulöschen, habe ich dies alles erduldet, mit meinem Blut habe ich dies alles bezahlt, habe die schrecklichen Forderungen der Gerechtigkeit auf mich genommen, damit dir Barmherzigkeit zuteil würde."

Christus unser Ideal, S. 196

18. September - Der hl. Joseph von Kupertino, Bekenner

"Wenn Sie sich hingezogen fühlen, stillschweigend zu den Füßen des Meisters zu verharren, wie einst Magdalena, und ihn, ohne etwas zu sagen, nur betrachten mit den Augen des Herzens, bemühen Sie sich dann nicht, nach allen möglichen Gedanken und Beweggründen zu fahnden, sondern geben Sie sich zufrieden, in liebevoller Anbetung zu verharren. Folgen Sie einfach ruhig den Eingebungen des Heiligen Geistes. Lädt er Sie zum Gebete ein, so beten Sie; will er, dass Sie im Stillschweigen verharren, dann schweigen Sie; sagt er Ihnen, dass Sie Ihre Armseligkeit Gott zeigen sollen, so tun Sie es. Lassen Sie ihn wie einen Harfenspieler auf den Saiten Ihres Herzens spielen und Ihnen die Melodie entlocken, mit der er den göttlichen Bräutigam beglücken will."

"Unsere Betrachtung soll hauptsächlich in Liebesaffekten bestehen, reden Sie darum nicht viel während derselben. Es gibt Leute, die ,Phrasen drechseln' mit Gott, aber man soll doch nicht darauf ausgehen, sich in ,ausgesuchten Redensarten' zu bewegen, sondern Gott anschauen, ihn anbeten und um seine Liebe bitten. Jeder Herzenswunsch gleicht einem Schrei, der bis in den Himmel dringt."

Die Gottverbundenheit, S. 249

19. September - Der hl. Januarius und seine Gefährten, Märtyrer

Wer sich Gott schenkt, verzichtet auf alles, er kommt zu ihm mit allem, was er hat, mit allem, was er ist: "Siehe, da bin ich." Alles opfert er Gott ohne den geringsten Vorbehalt. Das heißt Opfergabe sein, heißt ein Brandopfer darbringen.

Diese Hingabe, die wir vor allem in der freudigen "Einfalt unserer Liebe" Gott machen, ist ihm außerordentlich wohlgefällig; denn sie hat alle Eigenschaften eines Ganz- und Brandopfers, das nach dem hl. Thomas darin besteht, dass wir alles hingeben, was wir besitzen. "Holocaustum est cum aliquis totum quod habet offert Deo."

Durch ein solches Opfer anerkennen wir Gott als den Urheber aller Dinge, wir legen ihm alles zu Füßen, was wir von ihm erhalten haben, und opfern uns ihm ganz und gar, damit alles, was wir sind und haben, wieder ganz ihm anheimfalle.

O, du unendlich großer Gott, Inbegriff aller Seligkeit!

Welch große, unfassbare Gnade gibst du armen Geschöpfen, dass sie im Verein mit deinem vielgeliebten Sohn eine dir wohlgefällige Opfergabe sein dürfen, die ausschließlich der Verherrlichung deiner göttlichen Majestät geweiht ist!

Christus unser Ideal, S. 130

20. September - Vigil des hl. Matthäus, Apostel

Unsere Armseligkeiten dürfen uns nicht mutlos machen. Wohl sind sie wirklich vorhanden. Unsere Schwächen und Gebrechlichkeiten sind greifbar, und wir kennen sie nur zu gut. Gott aber kennt sie noch viel besser als wir selbst.

Und das demütige, überzeugte Eingeständnis unserer Armseligkeit ehrt ihn sogar.

Warum dies?

Weil in Gott eine Vollkommenheit besteht, in welcher er in alle Ewigkeit verherrlicht sein will, eine Vollkommenheit, die vielleicht der Schlüssel ist zu allen Geheimnissen auf Erden, und das ist die Barmherzigkeit.

Barmherzigkeit ist Liebe, die sich dem Elend zuwendet. Gäbe es kein Elend, dann gäbe es auch keine Barmherzigkeit.

Die Engel verkünden Gottes Heiligkeit. Wir hingegen werden im Himmel die lebendigen Beweise der göttlichen Barmherzigkeit sein. Wenn Gott unsere Werke belohnt, so krönt er damit das Werk seiner eigenen Barmherzigkeit. "Er krönt dich mit Gnade und Erbarmungen." Sie ist es, die wir dereinst am Ziel unserer Glückseligkeit in alle Ewigkeit preisen werden; "denn seine Barmherzigkeit währt ewig".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 412

21. September - Der hl. Matthäus, Apostel

Wenn ein Zug im öffentlichen Leben des menschgewordenen Gottessohnes vor allen andern auffällt, so ist es die wunderbare Vorliebe, mit welcher der göttliche Heiland für die Seelen der Sünder besorgt ist.

Diese Gewohnheit war ihm in solchem Grad eigen, dass man ihn den "Freund der Zöllner und Sünder nannte". Als sich die Pharisäer darob ärgerten, gab ihnen Jesus freimütig zur Antwort: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu berufen, sondern die Sünder" (Vgl. das Festevangelium).

Nach dem ewigen Plan Gottes ist Jesus unser erstgeborener Bruder. Er hat unsere Natur angenommen, die zwar im Menschengeschlecht verderbt und sündhaft, in seiner Person aber rein und unbefleckt ist. Er weiß, dass die Mehrzahl der Menschen in Sünden fällt und der Verzeihung bedarf; er weiß, dass die Seelen nur durch die herablassende Güte der allerheiligsten Menschheit emporgezogen werden können zum Vater.

Darum zielt ein großer Teil der Lehren und Unterweisungen des Herrn, viele Züge von Sanftmut und verzeihender Milde und Barmherzigkeit gegen die Sünder darauf hin diesen verlorenen Schäflein in etwa das unendliche Erbarmen Gottes fühlbar zu machen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 216

22. September - Der hl. Thomas von Villanova, Bekenner

Suchen wir vor allem die Liebe Gottes in dauernder Vereinigung mit unserm Heiland. Dann wird unsere Gottesliebe gleich einem in tausend Strahlen Licht und Wärme aussendenden Feuerherd sein, von dem aus sich unsere Nächstenliebe verbreitet, um so weiter und wirksamer, je glühender der Feuerherd ist. Unsere Nächstenliebe sei der Abglanz unserer Gottesliebe.

Vergessen wir nie den Leitgedanken, der uns auf unserm Weg führen soll: wir sind alle eins in Christus. Die Nächstenliebe erhält diese Einheit. Nur durch Christus gelangen wir zum Vater. Aber wir müssen ihn ganz aufnehmen, ihn selbst und all seine Glieder. Dies ist das Geheimnis des wahrhaft göttlichen Lebens in uns.

Aus diesem Grund macht der Heiland die gegenseitige Liebe zu seinem Gebot und zum Gegenstand seines letzten Gebotes: "Ut sint consummati in unum."

Die Liebe ist eine Lebensquelle. Wenn wir diese Liebe in Gott schöpfen, damit sie unversiegbar auf alle Glieder Christi sich ergieße, dann wird überreiches Leben unsern Seelen entströmen. Denn der Lohn für unsere Selbstvergessenheit wird nach unseres Meisters eigenen Worten sein ein "gutes, gerütteltes, geschütteltes und überfließendes Maß von Gnaden".

Christus, das Leben der Seele, S. 568

23. September - Der hl. Linus, Papst und Märtyrer

Dies ist der wahre und vollkommene Glaube an die Gottheit Jesu Christi, der sich in hingebender Liebe vollendet, der alle Handlungen und Werke unseres geistlichen Lebens trägt und somit das Fundament unserer ganzen Heiligkeit ist.

Damit der Glaube ein wirkliches Fundament sei, muss er unsere Werke tragen und zur Quelle all unserer Fortschritte im geistlichen Leben werden. "Gemäß der Gnade Gottes, die mir gegeben ist", sagt Paulus, "habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt - indem ich euch das Evangelium Christi verkündete, das ihr gläubig annahmt - ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baue."

Unsere Werke bauen dieses geistige Gebäude.

Christus, das Leben der Seele, S. 234

In der gegenwärtigen Ordnung der Dinge wird Gott durch unsern Glauben verherrlicht: "Ohne Glauben aber ist es unmöglich, (Gott) zu gefallen". Wohl lässt er uns manchmal fühlen, dass er gut ist und uns liebt, doch das sind Ausnahmen. Er will, dass wir Glauben und Vertrauen an seine Liebe haben, ohne es zu fühlen: Der hl. Johannes sagt: "Und wir haben der Liebe geglaubt, die Gott zu uns hat."

Die Gottverbundenheit, S. 165

24. September - Fest der aller seligsten Jungfrau Maria von der Erlösung der Gefangenen

Einen wichtigen Anhalt für unsere Andacht zu Maria bietet uns die heilige Kirche.

Wie mannigfaltig sind die Ehrenbezeigungen, mit denen sie der erhabenen Mutter ihres himmlischen Bräutigams huldigt! Sie gibt ihre eine Verehrung und einen Dienst, die sogenannte Hyperdulia, welche in Form und Ausdruck die Verehrung aller anderen Heiligen weit überragt.

Die heilige Kirche feiert der lieben Mutter Gottes zu Ehren zahlreiche Feste. Das Kirchenjahr bringt uns der Reihe nach die Feste der Unbefleckten Empfängnis, der Geburt, der Darstellung im Tempel, der Verkündigung, Heimsuchung, Reinigung, Himmelfahrt und andere.

In jedem Teile des Kirchenjahres hat die allerseligste Jungfrau eine besondere "Antiphon", welche alle Priester täglich jeweils am Schluss der kanonischen Tageszeiten zu beten haben. In jeder dieser Antiphonen gedenkt die heilige Kirche ausdrücklich der göttlichen Mutterschaft Mariä als der Grundlage all ihrer anderen Gnadenvorzüge.

So erhebt die heilige Kirche jeden Tag ihre Stimme zum Lob der Gottesmutter, um sie an uns, ihre Kinder, zu erinnern. Doch das genügt ihr noch nicht. Jeden Tag lässt die heilige Kirche zur Vesper das Magniticat erklingen, um mit der allerseligsten Jungfrau selbst Gott zu loben für alle der Mutter seines Sohnes erwiesene Huld.

Christus, das Leben der Seele, S. 589

25. September - Vom Wochentag

Für manche Seelen ist das Leben Jesu ein Stoff zur Betrachtung wie viele andere; aber das genügt nicht.

Jesus Christus ist nicht eines aus vielen Hilfsmitteln für das geistliche Leben. Er ist ganz und gar der Inhalt unseres geistlichen Lebens.

Der Vater erkennt alles in seinem ewigen Worte, in seinem Sohn Jesus; in ihm findet er alles, an ihm hat er sein Wohlgefallen. Warum sollte Christus nicht auch unser Alles sein, unser Vorbild, unsere Genugtuung, unsere Hoffnung, unser Ersatz, unser Licht, unsere Stärke und unsere Freude?

Das geistliche Leben besteht vor allem darin, dass wir Christus anschauen, um dann seine Gotteskindschaft und seine Tugenden in uns nachzubilden.

Eine Seele, die beständig ihre Augen auf Christus richtet, erkennt in seinem Licht all das, was sich der Entfaltung des göttlichen Lebens in ihr entgegenstellt. Sie sucht dann in Christus die Kraft, alle Hindernisse zu beseitigen, um ihm wohlzugefallen, bittet ihn, dass er die Stütze ihrer Schwäche sei, dass er ihr immerdar diese Grundgesinnung gebe oder vermehre, auf die sich alle Heiligkeit aufbaut, allzeit nach dem zu streben, was dem Vater wohlgefällig ist.

Christus, das Leben der Seele, S. 112

26. September - Die hl. Cyprian und Justina, Märtyrer

In allen Leiden und Trübsalen sollen wir sofort und beharrlich unsere Zuflucht zum lieben Heiland nehmen, um sie ihm anzuvertrauen.

Wir finden ja alles, was wir an Kraft und Licht bedürfen, in Jesus Christus. Er ist der zuverlässigste Freund, er ist, wie er selbst zur hl. Mechthild sagte, die "wesenhafte Treue".

Wir sollten ihm sagen: "O Herr Jesus, siehe, ich komme zu dir mit dieser Sorge und Schwierigkeit, mit diesem Schmerz, dieser Betrübnis, ich vereinige sie mit denen, die du erduldet hast, da du im Garten Gethsemani betetest, ich gebe mich dir ganz hin in der sicheren Hoffnung, dass du dieses Opfer annehmen wirst zur Sühne für meine Sünden. Beendige mein Elend, meine Mühsal, vergib mir alle meine Sünden. Du hingegen wollest meiner Seele Stärke, Beharrlichkeit und Freude geben."

Dieses Vertrauen wird nicht enttäuscht werden denn von Jesus Christus, mit dem wir uns auf diese Weise vereinigten, "geht eine Kraft aus, die alle Wunden heilt". "Der euch mit seinen schönen, gütigen Augen anschauen und euch trösten."

Christus unser Ideal, S. 360

27. September - Die hl. Kosmas und Damian, Märtyrer

Einem schönen Gedanken des hl. Augustinus zufolge hat er unschuldige Heiland, gleich einem mitleidigen Arzt, die Hefe des Leidenskelches und der Bitterkeit selbst geleert und uns einige Tropfen zurückgelassen: Sanari non potes nisi amarum calicem biberis; prior bibit medicus sanus ut bibere non dubitaret cegrotus.

Christus weiß, was das Opfer ist, sagt der hl. Paulus; denn er hat es selbst erfahren: "Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, vielmehr einen, der in allen Stücken in gleicher Weise versucht worden ist."

Wenn unsere Natur sich sträubt und Widerwillen empfindet, so wollen wir den Herrn bitten, uns Kraft zu geben, damit wir ihm bis zum Kalvarienberg nachfolgen können; denn Christus hat nicht nur all unsere Leiden auf sich genommen und geheiligt, sondern auch die Kraft verdient, sie unserseits zu ertragen und vor Gott verdienstlich zu gestalten.

Zu diesem Zweck müssen wir uns im Glauben und in der Liebe mit dem Heiland verbinden und in seiner Nachfolge unser Kreuz tragen. Auf diesen Anschluss an Christus gründet sich der Wert all unserer Leiden und Opfer. Mit Christi Leiden vereint, werden sie Gott ungemein wohlgefällig und äußert heilsam für unsere Seelen sein."

Christus, das Leben der Seele, S. 324

28. September - Der hl. Wenzeslaus, Märtyrer

Wenn wir eine dauernde Vereinigung mit unserm Heiland suchen, so müssen wir uns vor allem prüfen, ob wir mit den Gliedern des mystischen Leibes vereinigt sind.

Achten wir darauf! Die geringste gewollte Kälte gegen unseren Nächsten ist ein je nach ihrem Grad mehr oder weniger großes Hindernis für unsere Vereinigung mit Christus.

So hasst auch der große Apostel Paulus, der die Lehre vom mystischen Leib des Herrn so tief erfasst und so lebendig dargelegt hat, alle Entzweiungen und Uneinigkeiten unter den Christen. "Ich bitte euch, Brüder", sagt er, "bei dem Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle die nämliche Sprache führt und keine Spaltungen unter euch seien, dass ihr vielmehr vollkommen seit in demselben Sinne und in derselben Meinung."

Und wie begründet er dies?

"Wie nämlich der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obschon ihrer viele sind, dennoch einen Leib bilden, so auch Christus. Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, gleichviel ob Juden oder Heiden, Knechte oder Freie; und alle sind nur in einem Geist getränkt worden. Ihr aber seid Christi Leib, Glied am Glied."

Christus, das Leben der Seele, S. 560

29. September - Der hl. Michael, Erzengel

Die Engel sind reine Geister. Ihre Handlungen sind nicht wie jene der Menschen an ein Zeitmaß gebunden und besitzen eine Kraft, eine Fülle und eine Tiefe, wie sie von dem höchsten menschlichen Werke nie erreicht werden. Als reine Geister urteilen sie nicht nach Schlussfolgerungen wie wir. Unsere leicht bewegliche, an die Sinne gebundene Einbildungskraft stellt unserem Wahlvermögen die vielfachsten Güter dar, deren Mannigfaltigkeit unsern Verstand und unsern Willen in ihrer Tätigkeit beeinflusst.

Nicht so beim Engel! Als reiner Geist kennt er kein Zögern und Schwanken. Alle Entscheidungen seines Verstandes und Willens entspringen klarster Erkenntnis, sind daher eindeutig und unwiderruflich und von einer unvergleichlichen Kraftfülle.

Daraus erklärt es sich, warum die Treue der guten Engel Gott so wohlgefällig war. Daraus erklärt sich aber auch die Schwere und Bosheit der Sünde, welcher die aufrührerischen Engel sich schuldig machten und die all unsere Begriffe übersteigt. Die klare Erkenntnis, die sie bei ihrer Handlung hatten, hat diese ihre einzige Sünde zu einer so schweren gemacht, dass Gottes Gerechtigkeit sie mit sofortiger Verdammnis bestrafen musste.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 189

30. September - Der hl. Hieronymus, Kirchenlehrer

Der Heiland offenbart sich uns in allen Büchern der Heiligen Schrift, sein Name begegnet uns auf jeder Seite. Sie sind voll von ihm, von seiner Person, seinen Vollkommenheiten und seinen Werken. Sie sprechen zu uns von seiner unvergleichlichen Liebe, seiner grenzenlosen Güte, seiner unerschöpflichen Barmherzigkeit und unaussprechlichen Weisheit, offenbaren uns die abgrundtiefen Reichtümer des Geheimnisses seines Lebens und Leidens, den höchsten Triumph seiner Verherrlichung.

Wie berechtigt ist also das Wort des hl. Hieronymus: "Wer die Schrift nicht kennt, kennt nicht Christus - Ignoratio Scripturarum ignoratio Christi est."

Die ersten Christen umgaben die heiligen Bücher nicht nur mit ganz besonderer Verehrung, wie die Liturgie es uns noch heute kündet, sondern fanden auch in ihnen die ständige Nahrung ihrer Seele und machten das Wort des hl. Paulus zur Wahrheit: "Das Wort Christi wohne in seiner ganzen Fülle in euch."

Christus unser Ideal, S. 458

Alle Worte Christi offenbaren uns göttliche Geheimnisse, denn er spricht nur von dem, was er sieht, und seine Worte sind für uns, wie er selbst sagt: "Geist und Leben."

Christus, das Leben der Seele, S. 530

1. Oktober - Der hl. Remigius, Bischof und Bekenner

Was will das besagen: "die Welt besiegen"? Hier sind unter "Welt" nicht die Christen und treuen Jünger des Herrn verstanden, deren Stand sie verpflichtet in der Welt zu leben, sondern jene Menschen, für die es nur ein natürliches Leben gibt und deren Wünsche und Genüsse sich einzig auf das diesseitige Leben beschränken.

Diese uns umgebende Welt hat uns ihre Reichtümer, Ehren und Freuden angeboten; sie schmeichelt dem natürlichen Menschen und verlockt ihn durch ihre Reize. Wir aber haben diese Welt von uns gewiesen und sind Christus nachgefolgt, um ihm allein anzugehören. Wir haben das, was die Welt dem inneren und äußeren Menschen bieten und versprechen konnte, verachtet und haben ihrem Zauber widerstanden. Das heißt "die Welt besiegen".

Was hat uns solchen Sieg ermöglicht? Der Glaube an Jesus Christus!

Christus hat uns dieses Glaubenslicht geschenkt, das uns die Eitelkeit der Welt, die Hohlheit ihrer Freuden, die Unfruchtbarkeit ihrer Werke zeigte und die Vollkommenheit in der rückhaltlosen Nachfolge Christi offenbarte; in dieser Erkenntnis haben wir "die Welt überwunden".

Christus unser Ideal, S. 106

2. Oktober - Fest der hl. Schutzengel

Die Heiligkeit ist jene göttliche Vollkommenheit, welche den Gegenstand der ewigen Anschauung der Engel bildet (Vgl. das Tagesevangelium).

Schlagen wir die Heilige Schrift auf. Zweimal nur finden wir, dass sich der Himmel vor zwei großen Propheten geöffnet hat, deren einer dem Alten, der andere dem Neuen Bunde angehört: Isaias und Johannes. Und was haben sie gesehen? Was haben sie gehört? Beide haben Gott in seiner Herrlichkeit geschaut, beide haben die himmlischen Geister um seinen Thron gesehen, beide haben vernommen. wie diese ohne Ende besingen - nicht die Schönheit Gottes, nicht seine Barmherzigkeit, seine Gerechtigkeit oder seine Herrlichkeit, sondern seine Heiligkeit: Sanctus, Sanctus, Sanctus, Dominus Deus exercituum; plena est omnis terra gloria ejus.

Gott allein ist heilig dem Wesen nach, er ist die Heiligkeit selbst. Ihm kommt der Begriff der Heiligkeit in seinem Sinne zu der alle geschaffene Erkenntnis unendlich überragt. Wir haben keinen Ausdruck, der vollständig wiedergäbe, was diese Vollkommenheit in Gott eigentlich ist. Wir können nur mit den Engeln stammeln: "Heilig, heilig, heilig, bist du Gott der Heerscharen, Himmel und Erde sind deiner Herrlichkeit voll."

Christus, das Leben der Seele, S. 29

3. Oktober - Die hl. Theresia vom Kinde Jesu, Jungfrau

Die vertrauensvolle Hingabe ist in der Tat eine der reinsten und vollkommensten Formen der Liebe, ihr Gipfelpunkt; sie ist die Liebe, die Gott ohne Vorbehalt das ganze Sein mit allen Kräften und aller Tätigkeit übergibt, damit es vor Gott ein wahres Brandopfer sei.

Wenn diese vertrauensvolle Hingabe an Gott das ganze Leben beseelt, so ist man zur Heiligkeit gelangt. Denn was ist eigentlich die Heiligkeit? Im wesentlichen die Übereinstimmung unseres ganzen Seins mit Gott. Ein Amen auf alle Rechtsansprüche Gottes, gesprochen von unserm ganzen Wesen und all seinen Fähigkeiten, ein fiat voll Liebe, mit welchem das Gespräch ohne Unterlass und ohne Schwäche auf alle Äußerungen des göttlichen Willens antwortet.

Was uns aber dieses Amen dieses fiat aussprechen lässt, was unser ganzes Sein durch vollkommenen Selbstverzicht Gott überlässt, das ist eben der Geist vertrauensvoller Hingabe, der Geist, welcher Glauben, Vertrauen und Liebe in uns zusammenfasst.

Christus unser Ideal, S. 345

Was dem lieben Gott am meisten gefällt, ist die vorbehaltlose, vollständige Hingabe an seine Weisheit und Liebe.

Die Gottverbundenheit, S. 204

4. Oktober - Der hl. Franziskus von Assisi, Bekenner

Die Übung der Armut ist unzertrennlich verbunden mit der Übung der Hoffnung in einem besonderen, höheren Grad.

Was ist in der Tat die Hoffnung? Sie ist eine übernatürliche Befähigung, welche die Seele geeignet macht, Gott als ihr einziges Gut zu betrachten und von ihm alle jene Gnaden zu erwarten, die erforderlich sind um in den Besitz dieses höchsten Gutes zu gelangen.

Wenn der Glaube in einer Seele lebendig ist, so ist dieselbe derart von Gott eingenommen, dass sie nach keinem anderen Gut mehr Verlangen trägt und dass der Verlust irgendeines Gutes außer Gott sie nicht betrübt. "Mein Gott und mein alles." Mein Gott, du bist so sehr alles für mich, dass ich nichts mehr bedarf außer dir; ich will nur dich; ich würde es nicht ertragen, außer dir irgend etwas zu haben, um mein Herz daran zu hängen; du allein genügst mir; denn "was gibt es für mich im Himmel und was könnte ich auf Erden wünschen außer dir? Du bist der Gott meines Herzens und mein Anteil in Ewigkeit."

Wenn unser Herz wirklich frei ist von allen Dingen, wenn wir unser Glück nur in Gott allein suchen, dann verherrlicht sich Gottes Freigebigkeit in uns: er erfüllt uns mit sich selbst: "Ich, der ich Gott bin, ich werde es keinem andern überlassen, euren Durst zu löschen, den Durst nach Seligkeit!"

Christus unser Ideal, S. 232

5. Oktober - Der hl. Placidus und seine Gefährten, Märtyrer

Wir gelangen zu Gott nur in der Nachfolge Jesu Christi; denn er allein führt die ganze Menschheit zum Vater. "Ich bin der Weg; niemand kommt zum Vater außer durch mich." Und wie verwirklicht der Heiland dieses Gotteswort? Durch seinen Gehorsam!

Der Grundzug seiner allerheiligsten Seele, von dem alles andere ausgeht, ist ein Gehorsam voll Liebe gegen seinen Vater.

Der hl. Paulus offenbart uns die erste Regung des göttlichen Herzens Jesu: "Da er in die Welt eintritt, spricht er: ,Siehe, ich komme; in der Buchrolle steht von mir geschrieben, dass ich deinen Willen vollbringen soll, o Gott.'

Nach diesem Akt schickt er sich an, "wie ein Riese die Bahn zu durchlaufen". Dieser Weg ist gekennzeichnet durch das Wort "Gehorsam". Laut verkündet er, dass er "nicht gekommen ist, seinen Willen zu tun, sondern den Willen des Vaters, der ihn gesandt hat".

Erst nachdem im vollkommenen Gehorsam "alles erfüllt war", sprach er: "Es ist vollbracht." Dies ist der wahrste und bezeichnende Ausdruck für sein ganzes Leben des Gehorsams, der Widerhall jenes anderen Wortes, das er bei seiner Menschwerdung sprach: "Siehe, ich komme." Diese beiden Worte sind Ausrufe des Gehorsams, gleichsam die tragenden Pole der Achse, um die sich das ganze Erdenleben des Herrn bewegt.

Christus unser Ideal, S. 298

6. Oktober - Der hl. Bruno, Bekenner

Das Schweigen der Lippen, so wichtig es ist, wäre von geringem Nutzen, wenn das Schweigen des Herzens sich nicht damit verbindet. "Was nützt körperliches Alleinsein, wenn Seeleneinsamkeit fehlt?" sagt der hl. Gregor.

Glücklich jene Seele, die in innerem Schweigen lebt, das da die Frucht ist der gezügelten Einbildungskraft, der Bekämpfung aller unnützen und oberflächlichen Gedanken, des großmütigen Kampfes gegen die Leidenschaft und die Befestigung in wahrer Tugend, kurz die Zusammenfassung aller Fähigkeiten im ständigen Gottsuchen.

Ja, glücklich ist eine solche Seele, denn Gott wird häufig zu ihr sprechen. Der Heilige Geist wird sie die Worte des Lebens verstehen lehren, Worte, die kein leibliches Ohr hören kann, die aber von einer nach innen gekehrten, auf Gott horchenden Seele freudig aufgenommen und zur süßesten Nahrung ihres geistigen Lebens werden.

Glücklich die Seele, die demütig u�nd gehorsam nichts anderes sucht, als im Heiligtum der Seele mit ehrfurchtsvollstem Schweigen und liebender Zärtlichkeit der Stimme Gottes zu lauschen! Oft und oft wird Gott mit ihr reden und auch dann, wenn sie es nicht erwartet, er wird sie mit Licht und Trost erfüllen mitten unter allen Leiden und Prüfungen. "Dein Wort, o Herr, ist süßer als Honig meinem Mund." Es enthält alles Licht und alle Kraft, enthüllt uns das Geheimnis der Geduld und birgt die Quelle der Freude.

Christus unser Ideal, S. 455

7. Oktober - Rosenkranzfest

Das Rosenkranzgebet ist unserer himmlischen Mutter so wohlgefällig, weil wir sie hier stets in innigster Verbindung mit ihrem Sohn preisen, in steter, liebeglühender Wiederholung des Grußes, den der himmlische Bote am Tag der Menschwerdung an sie richtete: "Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade."

Es ist eine vortreffliche Übung, jeden Tag andächtig den Rosenkranz zu beten, wo wir Christus in seinen Geheimnissen betrachten und uns mit ihm vereinen, zugleich aber auch die heiligste Jungfrau preisen, die so innig dabei beteiligt war, und der allerheiligsten Dreifaltigkeit danken für alle Gnaden und Vorrechte Mariä.

Wenn wir täglich so oft zur seligsten Jungfrau flehen: "Mutter Gottes, bitte für uns ... jetzt und in der Stunde unseres Todes", mag dann auch einmal der Augenblick kommen, wo dieses "jetzt und die Stunde des Todes" dasselbe bedeutet, Maria, unsere Mutter, wird uns sicher alsdann nicht vergessen.

Christus, das Leben der Seele, S. 591

Glücklich die Seelen, die mit Vertrauen zu Maria gehen als zu ihrer Mutter, ihr alle Anliegen anvertrauen, alle Leiden und Schwierigkeiten klagen, in Kämpfen und Versuchungen zu ihr flüchten, die immer und überall mit der seligsten Jungfrau verkehren wie das Kind mit der geliebten Mutter.

Christus, das Leben der Seele, S. 599

8. Oktober - Die hl. Birgitta, Witwe

Das göttliche Wort, das Licht ist, hat den ihm wesensgleichen Glanz unter der unscheinbaren Hülle unseres Fleisches verborgen und sich in der Menschwerdung geoffenbart (Vgl. die Festoration). "Gott ist es, der in unserm Herzen aufleuchtet, um die Erkenntnis der Gottesherrlichkeit auf Christi Antlitz leuchten zu lassen."

Dieses Wort Gottes, der ewige Sohn des Vaters, lässt uns die Worte Gottes hören, die er allein versteht, weil er allein "im Schoß des Vaters ist"; er, "der da eins ist mit dem Vater, gibt uns kund, was der Vater ihm aufgetragen hat, so dass die Worte Christi, den der Vater gesandt hat, die Worte Gottes selbst sind".

Viele Worte sind es, die das einzige Wort des Vaters uns vermittelt, weil der Menschen Worte viele sind, zahlreich wie die Geschlechter, die sie hören und nach ihnen leben sollen.

Diese Worte sind "Worte des ewigen Lebens", Du hast Worte des ewigen Lebens, wie der Heiland es selbst gesagt hat: "Darin besteht das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den einzigen Gott und den du gesandt hast."

Daher wird eine Seele, die gläubig und eifrig diese Worte in sich aufnimmt, wunderbar erleuchtet über den Reichtum der göttlichen Geheimnisse und kann sich deren Betrachtung mit voller Sicherheit hingeben.

Christus unser Ideal, S. 457

9. Oktober - Der hl. Dionysius und seine Gefährten, Märtyrer

"Ein Mann der Schmerzen wird er sein und vertraut mit Siechtum." Vir dolorum, sciens infirmitatem.

Dieses Wort des Propheten ging buchstäblich in Erfüllung. Jesus, die ewige Allmacht, erliegt der Schwäche. Diese Schwäche. Diese Schwäche aber gibt ehrendes Zeugnis seiner Allmacht. Durch sie tilgt er ja unsere Sünden, sühnt unsern Hochmut und unsere Auflehnung und richtet die darniederliegende Welt auf, die sich nicht erheben konnte. "O Gott, der du durch die Demut deines Sohnes die verlorene Welt wieder aufgerichtet hast."

Mehr noch! Durch diese Verdemütigung erwirkt er uns die Gnade, dass auch wir uns verdemütigen wegen unserer Sünden, dass wir unsere Schuld bekennen und uns vom Fall erheben. Er hat uns die Gnade verdient, stark zu sein trotz unserer Schwäche.

"O mein göttlicher Heiland, zusammengesunken unter dem Kreuz, ich bete dich an! Du, die Kraft Gottes, zeigst dich in tiefster Schwäche, um unsern Stolz zu beschämen und uns die Demut zu lehren.

O du, unser Hoherpriester, voller Heiligkeit, der du versucht worden bist, um uns in allem gleich zu werden und Mitgefühl zu haben mit unsern Schwächen, überlass mich nicht mir selbst, denn ich bin schwach. Deine Gnade sei mit mir, auf dass ich nicht im Leiden erliege, sondern dass in mir wohne die Kraft Christi."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 280

10. Oktober - Der hl. Franz Borgias, Bekenner

Wir alle haben in uns Hindernisse, welche das Wirken Gottes hemmen: die Sünde, die Wurzeln der Sünde, die bösen, nicht bekämpften Neigungen: zwischen Licht und Finsternis, sagt unser Heiland, ist keine Freundschaft möglich.

Diese Hindernisse werden weggeräumt von jenen Seelen, welche auf alles verzichten - auf das Geschöpf, auf sich selbst - die ihre Empfänglichkeit für das Göttliche mehren, sie werden beseitigt durch Loslösung von allem, was nicht von Gott stammt (Vgl. die Tagesoration). Diese Seelen erwarten von Gott allein alles, was ihnen not tut. Sie verdemütigen sich vor sich selbst und stützen sich nur auf Gott. Solch "Arme im Geist" überschüttet Gott mit Gütern.

Die andern aber tragen einen Hang in sich, der besonders geeignet ist, Gott Hindernisse zu bereiten: Dieser Hang ist der Hochmut. Der Hochmut ist den göttlichen Mitteilungen von Grund aus entgegengesetzt. Gott kann sich diesen "Reichen im Geist", die mit sich selbst zufrieden sind, nicht mitteilen.

Bitten wir den Herrn Jesus Christus, dem wir möglichst eng nachfolgen wollen, uns diese Demut zu lehren. Es ist die Tugend, auf weIche er ganz besonders den Blick unserer Seele lenken wollte: "Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen."

Christus unser Ideal, S. 246

11. Oktober - Fest der Mutterschaft der allerseligsten Jungfrau Maria

Maria ist die Mutter Christi; denn wie bei allen Menschenmüttern wurde der Leib des Jesuskindleins aus ihrer reinsten Substanz gebildet und genährt. Christus wurde "aus der Frau gebildet", sagt der hl. Paulus. Das ist Glaubenssatz.

Wenn Christus durch seine ewige Geburt, "im Glanz der Heiligen", wahrhaftig der Sohn Gottes ist, wie wir im Credo bekennen: "wahrer Gott vom wahren Gott", so ist er durch seine zeitliche Geburt in Wahrheit der Sohn Mariä. Der eingeborene Sohn Gottes ist auch der allerseligsten Jungfrau einziger Sohn.

Das ist die unaussprechliche, innige Verbindung zwischen Jesus und Maria: sie ist seine Mutter, er ist ihr Sohn. Diese Verbindung ist unauflöslich; und da Jesus zugleich der Sohn Gottes ist, der die Menschheit zu erlösen kam, so ist Maria aufs innigste mit dem grundlegenden Geheimnis des Christentums verbunden.

Jesus will uns seine eigene Mutter zur Mutter geben und damit die Wahrheit zum Ausdruck bringen, dass er in der Menschwerdung die ganze Menschheit aufs innigste mit sich vereinigt hat. Die Auserwählten sind als sein mystischer Leib unzertrennlich mit ihm verbunden. Und nun gibt er uns noch seine Mutter, damit sie auch unsere geistige Mutter sei. Maria wird uns nicht trennen von Jesus, ihrem Sohn, unserem Haupt.

Christus, das Leben der Seele, S. 578

12. Oktober - Vom Wochentag

Christus ist gekommen, um uns ein Beispiel zu geben. Das ewige Wort ist im Fleisch erschienen nicht bloß, um der Menschheit das Heil zu verkünden und das Erlösungswerk zu vollbringen, sondern auch um das Ideal unserer Seele zu sein.

Jedes seiner Geheimnisse ist eine Offenbarung seiner Tugenden. Die Armut in der Krippe, die Demut des verborgenen Lebens, der unermüdliche Eifer des öffentlichen Wirkens, die Vernichtung im Opfertod, die Herrlichkeit der Auferstehung sind nichts anderes als Tugenden, die wir nachahmen, Gesinnungen, in denen wir leben und an denen wir durch die Gnade Anteil haben sollen.

Darum ist die Betrachtung der Geheimnisse Christi, wie z. B. beim Rosenkranzgebet geschieht, so fruchtbringend für die Seele. Das Leben, der Tod und die Auferstehung Jesu sind das Vorbild unseres Lebens und Sterbens wie auch unserer Verherrlichung. Wir dürfen niemals außer acht lassen, dass der himmlische Vater uns als die Seinen anerkennen wird nur in dem Maß, als wir seinem Sohn nachfolgen; denn "er hat uns von Ewigkeit vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu werden". Es gibt keine andere Heiligkeit als jene, die Christus uns gelehrt. Das Maß unserer Vollkommenheit besteht in der Treue, mit der wir Jesus nachfolgen.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 12

13. Oktober - Der hl. Eduard, König und Bekenner

Als das ewige Wort in die Welt kam, wollte er, der König des Himmels und der Erde, in seiner göttlichen Weisheit alle einzelnen Umstände seiner Geburt, seines Leidens und Todes so anordnen, dass die Armut, die Verachtung der Güter dieser Welt dabei am meisten hervortritt.

Selbst die ärmsten Menschenkinder werden sonst wenigstens unter einem Dach geboren. Er aber erblickte das Licht der Welt in einem Stall auf Stroh, "in einer Krippe"; denn für seine Mutter "war kein Platz in einer Herberge". In Nazareth führt er das verborgene Leben eines armen Handwerkers. Später im öffentlichen Leben hat er nicht, wohin er sein Haupt hinlegen konnte, wo "doch selbst die Füchse ihre Höhlen haben". Zur Stunde des Todes wollte er seiner Kleider beraubt und nackt an das Kreuz geheftet werden. Bleiben ihm noch die himmlischen Freuden, die sein Vater in seine allerheiligste Menschheit überströmen lässt. Er verzichtet auch darauf und nun verlässt ihn sozusagen auch der Vater: "Mein Gott, mein Gott, wie hast du mich verlassen!"

Wenn man Jesus betrachtet arm in der Krippe, in Nazareth, am Kreuz, wie er uns die Hände entgegenstreckt und sagt: "Es geschah für euch", dann versteht man die "Torheiten" aller Liebhaber der Armut.

Christus unser Ideal, S. 235

14. Oktober - Der hl. Kallistus, Papst und Märtyrer

Es ist eine sehr empfehlenswerte Art und Weise, dem hochheiligen Opfer beizuwohnen, dass man mit Auge, Geist und Herz dem folge, was auf dem Altar geschieht, sich dem anschließe, was die Kirche in diesem hochfeierlichen Augenblick ihre Diener, die Priester, beten lässt.

Wenn wir uns in tiefster Ehrfurcht mit lebendigem Glauben, inniger Liebe und tiefstem Seelenschmerz Christus anschließen, der zugleich Priester und Opfer ist, dann wird er, der auch in uns lebt, all unser Denken und Wünschen in sich aufnehmen und seinem ewigen Vater für uns vollwertige Huldigung und Sühne, das allein würdige Dankopfer darbringen, und seine Bitte vermag alles.

Alle Handlungen des ewigen göttlichen Hohenpriesters, der auf dem Altar sein Kreuzopfer erneuert, werden unser Eigentum. Und während wir Gott durch Christus alle Ehre und Verherrlichung darbringen, ergießen sich über uns und die Kirche Gnadenströme von Licht und Leben. Jede Messe birgt alle Früchte des heiligen Kreuzopfers in sich. Doch muss unsere Seele, um hier teilhaftig zu werden, in die heilige Opfergesinnung eindringen, die Jesus auf Kalvaria trug.

Dann wird der ewige Hohepriester mit sich auch uns einführen in das Allerheiligste, bis zum Thron der ewigen Majestät, zur Quelle aller Gnaden, alles Lebens und aller Seligkeit.

Christus, das Leben der Seele, S. 434

15. Oktober - Die hl. Theresia, Jungfrau

Das Gebet ist der Ausdruck des innersten Lebens eines Gotteskindes, die Frucht unserer Gotteskindschaft in Christus, die unmittelbare Entfaltung der Gaben des Heiligen Geistes.

Darum ist das Gebet auch so fruchtbar, bedeutet es eine solche Lebensfrage. Die Seele, die sich regelmäßig dem Gebet widmet, schöpft daraus unsagbar große Gnaden für ihre Heiligung, Gnaden, die sie allmählich nach dem Bild Jesu, des eingeborenen Gottessohnes, umgestalten. "Das Eingangstor für die besonderen Gnaden, die Gott mir zuteilen ließ", sagt die hl. Theresia, "ist das Gebet. Wäre dieses Tor verschlossen, so wüsste ich nicht, wie Gott sie uns gewähren könnte."

Auch Freude schöpft die Seele aus dem Gebet, einen Vorgeschmack künftigen Glückes im ewigen Erbteil. Denn so sagt der Herr: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, so wird er es euch geben, und eure Freude wird vollkommen sein."

Dies also ist das innerliche Gebet: ein inniger Gedankenaustausch zwischen Gott und der Seele, "eine Aussprache mit Gott, um demjenigen unsere Liebe zu sagen, von dem wir uns geliebt wissen" (Leben der hl. Theresia, Kap. 8).

Christus, das Leben der Seele, S. 515

16. Oktober - Die hl. Hedwig, Witwe

Gott liebt mit einem unveränderlichen, ewigen Willensakte das höchste Gut, das er selber ist, so dass er ganz und gar nur das liebt und will, was mit diesem höchsten Gute übereinstimmt. Gott erkennt sich selbst vollkommen. Seine Allwissenheit zeigt ihm aber sein eigenes Wesen als die oberste Richtlinie für alle Tätigkeit, und so kann Gott nichts wollen, tun oder gutheißen, als was seine göttliche Weisheit im Einklang findet mit seinem Wesen selbst, mit diesem letzten Maß für alles Gute.

Und wie Gott in seiner unendlichen Weisheit sich selbst als die höchste Vollkommenheit, das einzig Notwendige anerkennt, so muss er auch alles auf sich und seine Ehre beziehen.

Daraus folgt nun, dass die göttliche Heiligkeit die Grundlage und das Urbild, wie auch die einzige Quelle aller geschöpflichen Heiligkeit ist. Wir begreifen in der Tat, dass Gott, der sich notwendig mit unendlicher Vollkommenheit liebt, ebenso notwendig will, dass jedes Geschöpf nur zur Offenbarung seiner Herrlichkeit diene und, seiner geschöpflichen Rangordnung entsprechend, nur tätig sei in Abhängigkeit und nach dem Zweck, den die ewige Weisheit in der göttlichen Wesenheit sieht.

Je mehr Liebesabhängigkeit also von Gott, je mehr Einklang unseres freien Willens mit unserem Endzweck, der Verkündigung der göttlichen Herrlichkeit, desto mehr sind wir mit Gott verbunden, desto größer ist unsere Heiligkeit.

Christus, das Leben der Seele, S. 30

17. Oktober - Die hl. Margareta Maria Alacoque, Jungfrau

Die Betrachtung der Wohltaten, die Jesus uns erwiesen hat, muss zur Quelle Andacht zum göttlichen Herzen werden. Nur Liebe kann Liebe erwidern.

Der Heiland beklagte sich bei der hl. Margareta Maria in schmerzlichster Weise, dass seine Liebe nicht erwidert werde.

"Siehe, das Herz, das die Menschen sehr geliebt hat, und es empfängt von ihnen nichts als Undank." Wir müssen also Jesus Christus wiederlieben und ihm unsere Herzen schenken als Antwort auf seine Liebe. "Wer schenkt dem Liebenden nicht wieder Liebe? Wer liebt, erlöset den Befreier nicht?"

Um vollkommen zu sein, muss diese Liebe einen zweifachen Charakter haben. Es gibt eine Liebe des Gefühls in den verschiedenen Empfindungen, welche die Seele bewegen im Hinblick auf eine geliebte Person. Eine Seele, die Christus betrachtet in seiner Liebe, wird hingerissen zur Bewunderung, zum Wohlgefallen und zum Jubel.

Aber diese Liebe des Gefühls wäre für sich allein ungenügend. Damit sie vollwertig sei, muss sie sich umsetzen in die Tat. Wenn wir Jesus wirklich lieben, werden wir vor allem uns Mühe geben, ihm in allem zu gehorchen und bereitwillig auf alles einzugehen, was seine Vorsehung über uns verfügt. Wir werden freudig all unsere Kraft einsetzen, wo es gilt, sein Reich in den Seelen auszubreiten.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 382

18. Oktober - Der hl. Lukas, Evangelist

Wir lernen unsern Herrn Jesus Christus vor allem aus dem Evangelium kennen.

Diese heiligen unter Eingebung des Heiligen Geistes geschriebenen Blätter enthalten die Schilderung des Lebens und die Lehre unseres göttlichen Heilandes auf Erden. Es genügt, die schlichten und doch erhabenen Berichte im Geiste des Glaubens zu lesen, um ein lebendiges Bild unseres Herrn vor Augen zu haben und Jesu Worte zu hören.

Die gottliebende Seele, die im betrachtenden Gebet oft in diesem einzigartigen Buch liest, wird nach und nach dazu gelangen, mit Christus und seinen Geheimnissen vertraut zu werden, in die Tiefen des Erlöserherzens einzudringen und jene wunderbare Offenbarung Gottes an die Welt zu verstehen, die da ist Jesus Christus. "Wer mich sieht, sieht auch den Vater."

Dieses Buch ist eingegeben vom Heiligen Geist; ihm entströmt Licht und Kraft, um alle zu erleuchten und zu stärken, die geraden und aufrichtigen Herzens sind.

Glücklich die Seele, die täglich daraus schöpft, sie trinkt an der Quelle lebendigen Wassers.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 20

"Lesen Sie aufmerksam in Einfalt und mit frommem Sinn das Neue Testament. Dort finden wir die wahre Kenntnis Jesu Christi, dort lernen wir seinen Geist, den Geist des Gebetes und alles andere kennen."

Die Gottverbundenheit, S. 259

19. Oktober - Der hl. Petrus von Alcantara, Bekenner

Jesus Christus nahm Nahrung zu sich, betrachtete die Schönheit der Natur und erfreute sich am Zauber der Freundschaft, aber nur dem Vater und den Seelen gab er sich hin.

So verbietet die Selbstverleugnung auch uns, im Genuss des Erlaubten uns zu vergessen. Wenn eine Seele diese Richtschnur des Benehmens befolgt, wird sie nach und nach jene heilige Freiheit der Seele und des Herzens in Bezug auf alles Irdische gewinnen.

Was nun die äußeren Abtötungen, die körperlichen Bußen angeht, ist hier weise Maßhaltung geboten. Der Grund der freiwilligen Abtötung muss sich richten nach dem früheren Stand der Seele, nach den Hindernissen, welche zu beseitigen sind. Es ist Sache der Seelenleitung, diesen Grad zu bestimmen.

Ein Gebiet, auf welchem wir ganz freien Spielraum haben und wo zugleich die wahre Vollkommenheit sich ausspricht, ist das der inneren Abtötung, welche die Fehler des Geistes zurückdrängt, unsere Eigenliebe, unsere eigene Meinung, unsern eigenen Willen bricht, ist die Abtötung, welche die Neigungen zu Hochmut, Unabhängigkeit, Eitelkeit, Empfindlichkeit, Leichtfertigkeit, Neugierde, Zerstreutheit zügelt.

Christus unser Ideal, S. 215

20. Oktober - Der hl. Johannes Cantius, Bekenner

Wenn wir uns während der heiligen Messe so recht innig mit Jesus vereinigen und mit seinen Beziehungen zu seinem himmlischen Vater, mit den Seligen des Himmels und den treuen Seelen hier auf dieser Erde, verwirklichen wir jenes hohe Gebet seines heiligsten Herzens: "Auf dass sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eines seien."

Wir werden gleichsam eins mit ihm, wenn wir mit ihm alle Mühen, Sorgen, Leiden der heiligen Kirche auf uns nehmen, und im Namen aller beten, ganz im Vertrauen auf seine unendlichen Verdienste.

Wenn wir so immer handeln, gehen wir aus uns heraus, vergessen unsere kleinen Sorgen und Mühseligkeiten und denken nur doch an Gott und an die Seelen.

Seinerseits denkt dann Gott mit Wohlgefallen an uns und überhäuft uns mit seinen Gnaden: "Gebt und es wird euch gegeben werden, ein gutes und eingedrücktes und gerütteltes und überfließendes Maß wird man euch in den Schoß geben."

Die Gottverbundenheit, S. 230

21. Oktober - Der hl. Hilarion, Abt

Nicht bloß jene Handlungen, die sich ihrer Natur nach von selbst auf Gott beziehen, sondern auch die alltäglichsten und gewöhnlichsten, ja selbst die kleinsten Begebenheiten unseres täglichen Lebens, die jeden Tag wiederkehren und in ihrer eintönigen gewohnten Aufeinanderfolge den Hauptinhalt unseres ganzen Lebens ausmachen, können durch die Gnade und Liebe zu Gott wohlgefälligen und verdienstlichen Handlungen umgewandelt werden.

Es ist hier ähnlich wie beim Weihrauchkörnlein, das an sich nur ein kleines unbedeutendes Stäubchen ist, ins Feuer geworfen aber zum angenehmen Wohlgeruch umgestaltet wird.

Wenn die Gnade und Liebe unser ganzes Leben ergreift, dann wird unser Dasein ein ununterbrochenes Loblied zu des himmlischen Vaters Ehre. Durch unsere Vereinigung mit Christus wird es vor ihm gleich einem Weihrauch emporsteigt: "wir sind vor Gott ein Wohlgeruch Christi".

Jeder Tugendakt gereicht dem Herzen Gottes zu unermesslicher Freude, denn er ist Blüte und Frucht der Gnade, jener Gnade, die uns durch Christi Verdienst erworben ward: "zum Lobpreis der Herrlichkeit seiner Gnade".

Nichts ist also dem heiligenden Einfluss der Gnade und Liebe entzogen, wenn wir nur wollen.

Christus, das Leben der Seele, S. 389

22. Oktober - Vom Wochentag

Jesus will, dass wir seine Gottheit bekennen, dass wir an diesem Bekenntnis festhalten mit starkem, lebendigem und innigem Glauben, der niemals wankt. "Wohl dem, der an mir keinen Anstoß nimmt", der trotz der Niedrigkeit meiner Geburt, trotz der schlichten Arbeit meines verborgenen Lebens, trotz der Schmach meines Leidens, der Lästerungen und Verfolgungen, deren Zielscheibe ich war und auch jetzt noch bin, trotz der Kämpfe, die meine Jünger und meine Kirche auf Erden zu bestehen haben, treu bleibt im Glauben und sich meiner niemals schämt.

Die Apostel waren schwach im Glauben zur Zeit des Leidens ihres Meisters. Daher ergriffen sie die Flucht. Nur Johannes folgte dem Herrn bis unter das Kreuz. Und als ihnen nach der Auferstehung Magdalena und die anderen frommen Frauen im Auftrag des Herrn selber verkünden, dass sie den auferstandenen Heiland gesehen haben, da schenkten ihnen die Apostel keinen Glauben und hielten die Botschaft für ein leeres Frauengerede.

Unser Glaube an die Gottheit Christi muss unerschütterlich feststehen, so dass nichts ihn je zu schwächen vermag. Den sichersten Halt wird dieser Glaube immer finden in jenem Zeugnis, das Gott, der Vater, seinem Sohn bei der Verklärung gab: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 245

23. Oktober - Vom Wochentag

Gott hat uns in seinem Sohn ein Geschenk von unendlichen Werte gegeben. Christus ist der Schrein, in dem die göttliche Weisheit und Wissenschaft ihre Schätze für uns hinterlegt hat. Durch sein Leiden und seinen Tod hat er verdient, Vermittler dieser Schätze zu werden, und er lebt ja immerdar, um beim Vater für uns einzutreten.

Wir müssen aber den Wert dieses Geschenkes erkennen und es zu gebrauchen wissen: Si scires donum Dei! Christus mit der Fülle seiner Heiligkeit, mit dem unendlichen Wert seiner Verdienste ist das Geschenk, das uns aber nur nach dem Maße unseres Glaubens fruchtbar wird. Ist unser Glaube allumfassend, lebendig, tief, entspricht er, soweit dies einem Geschöpf überhaupt möglich ist, der Größe des Geschenkes, so sind den göttlichen Mitteilungen an unsere Seelen keine Grenzen gesetzt. Wem aber die unendlichen Verdienste Jesu nicht unendlich wertvoll sind, dessen Glaube an Jesu Gottheit ist nicht stark genug. Und wer etwa an dieser göttlichen Wirkungskraft zweifelt, der erfasst nicht, was es heißt: Ein Gott ist Mensch geworden.

Gibt es für eine Seele hier auf Erden eine größere Freude als der Gedanke, dass am Tag ihrer Taufe Gottes Vaterblick liebevoll auf ihr geruht, dass der ewige Vater sie als sein Kind zur Teilnahme an den überreichen Verdiensten Christi berufen hat? -

Christus, das Leben der Seele, S. 236

24. Oktober - Der hl. Erzengel Raphael

Wenn wir im Gebet die Vollkommenheiten und die Werke Gottes betrachten, wenn ein Strahl seines göttlichen Lichtes auf uns fällt, was ist dann die erste Regung der von der Gnade berührten Seele? Sie möchte sich demütigen, in Ehrfurcht versinken.

Anbetung ist das Bekenntnis unserer Niedrigkeit im Angesicht der göttlichen Vollkommenheiten, die Anerkennung unserer absoluten Anhängigkeit vom dem, der allein und durch sich selbst die Fülle des Seins ist. Sie ist die Huldigung unserer Unterwerfung vor der unendlichen Majestät Gottes.

Wenn ein Geschöpf nicht in dieser Haltung verharrt, so ist es nicht "in der Wahrheit".

Im Himmel sind die Seligen Gott in einer Innigkeit verbunden, die alles übertrifft, was die heißeste Liebe sich erträumen kann. Gott besitzt sie, und sie besitzen ihn im Grund ihrer Seelen. Gott ist ganz in ihnen und dennoch hören sie nicht auf, sich in tiefste Ehrfurcht zu versenken, die der Ausdruck ihrer Anbetung ist.

Wenn der Glaube als Vorgeschmack des ewigen beseligenden Schauen uns in etwa ein weniges von den unergründlichen Vollkommenheiten Gottes ahnen lässt, so werfen wir uns sogleich anbetend nieder.

Christus unser Ideal, S. 261

25. Oktober - Die hl. Chrysanthus und Daria, Märtyrer

Wenn es nach den langen Stunden und den Leiden dieses Lebens keine Ewigkeit der Ruhe und der Freude bei Gott im Vaterhaus gäbe, wären unsere Mühsale wohl schwer zu ertragen.

Richten wir jedoch unsern Blick nach oben zum schönen Paradies, wo wir einst alle zusammen bei Gott sein werden für immer.

Jeder Tag, jede Stunde, ja jeder Augenblick des Leidens, das wir mit Jesus um seiner Liebe willen ertragen, wird uns zu einem neuen Himmel für die ganze Ewigkeit, wird zu einer dauernden Ehre für Jesus.

Im Himmel trägt auch Jesus stets seine heiligen Wundmale, die wie fünf Sonnen im hellsten Glanz leuchten und laut verkünden, was er aus Liebe zu seinem Vater und für uns erduldet.

Desgleichen wird auch jedes Leiden, das wir vereint mit ihm ertragen, wie eine Sonne leuchten und so dem Himmel kundtun, was wir für den Heiland gelitten haben.

Für Jesus leiden ist das wahre Glück, o könnten wir es fassen. Denn wie nahe steht dem Herzen Jesu der, welcher leidet! Aber wir müssen uns oft durch die Liebe mit ihm vereinigen und alles mit und für ihn annehmen, was der liebe Gott uns auferlegt.

Die Gottverbundenheit, S. 137

26. Oktober - Der hl. Evarist, Papst und Märtyrer

Der sicherste, kürzeste, lichtvollste und angenehmste Weg ist der Weg der Liebe. "Wer mich liebt", sagt Jesus, "dem werde ich mich offenbaren."

Tun Sie alles einzig und allein aus Liebe zu unserm Herrn und nehmen Sie aus Liebe alles an, was er zulässt, geben Sie sich ganz der Liebe hin, ohne nach rechts oder links zu schauen. Nehmen Sie ohne Verwirrung die Widerwärtigkeiten und Schwierigkeiten an. Verrichten Sie, was Ihnen aus Gehorsam auferlegt wird, so gut Sie können, ohne sich jedoch darum zu kümmern, ob man gut oder ungut zu Ihnen ist. Es muss Ihnen genügen, dass der Heiland Sie liebt.

Trachten Sie nur nach dem Einen: Jesus zu lieben und ihm allein und in allem zu gefallen. Wenn Sie auf diesem Weg der Liebe gehen, werden Sie bereits in kurzer Zeit merken, welch große Änderungen in Ihrer Seele vorgegangen sind: Sie werden beten können, Gott wird sich Ihnen nähern; er wird in Ihnen Wohnung nehmen und Sie werden in Gemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist leben.

Sagen Sie oft zum Lieben Gott: Mein Gott, du verdienst so sehr. dass ich nur dich allein liebe und nur dich suche.

Die Gottverbundenheit, S. 46

27. Oktober - Vigil der hl. Apostel Simon und Judas

Wenn Gott eine Seele auf die Höhen der Vollkommenheit und gottinnigen Beschauung führen will, so bereitet er sie vor durch Leid und Prüfung aller Art. Nicht umsonst hat der Herr gesagt: "Wenn ein Rebzweig an mir, der ich der wahre Weinstock bin, Frucht bringt, so reinigt ihn mein Vater. damit er mehr Frucht bringe" (vgl. das Tagesevangelium). Es sind das oft schwere Prüfungen wie die dunkle Nacht innerer Finsternisse mit gänzlicher Verlassenheit, wodurch der Herr in der Seele ungewohnte Tiefen gräbt. um sie vorzubereiten für eine höhere und innigere Gottvereinigung.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 168

Das Streben nach einer hohen Vollkommenheit hat nichts gemein mit Selbstsucht, denn es gibt Gott große Ehre. "Mein Vater", spricht der Heiland, "ist verherrlicht, wenn ihr viel Frucht bringt." Desgleichen sagt er: "Seid vollkommen. wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist." Christus ist nicht allein gestorben, um uns zu retten sondern hauptsächlich um seine Kirche zu heiligen. Unsere Heilung ist der Triumph seines kostbaren Blutes, sein Ruhm für die ganze Ewigkeit.

Die Gottverbundenheit, S. 101

28. Oktober - Die hl. Apostel Simon und Juda

Der Herr selbst hat es verheißen: "Die Welt wird sich freuen", sprach er, ehe er die Seinen verließ. "Ihr hingegen werdet trauern, wie auch ich in Trübsal war, ehe ich einging in meine Herrlichkeit." "Musste nicht Christus dies alles leiden, um so in seine Herrlichkeit einzugehen?" "Doch seid getrost, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt."

Jetzt nimmt euer Glaube mich täglich auf im Geheimnis meiner Erniedrigung, einst aber werde ich kommen in der vollen Offenbarung meiner Herrlichkeit. Und ihr, meine teuern Jünger, dürft dann eintreten im meine Freude und teilnehmen an meiner Herrlichkeit; denn ihr seid eins mit mir. Ihr, die ich meine Freunde heiße, ihr, denen ich die Geheimnisse meines göttlichen Lebens anvertraute, wie mein Vater es mir befohlen hat, ihr, die geglaubt und mich nicht verlassen habt, ihr dürft nun eintreten in meine Freude und leben von meinem Leben!

Das ist das wahre Leben und die vollkommene Freude; denn es ist mein eigenes Leben und meine persönliche Freude, die ich euch gebe, das Leben und die Freude des eingeborenen Gottessohnes, "auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 253

29. Oktober - Vom Wochentag

Christus ist das vollkommene Vorbild unserer Heiligkeit. Gott findet in ihm sein ganzes Wohlgefallen: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe." Er findet es auch an uns je nach dem Grade unserer Gleichförmigkeit mit Jesus.

Die Gottverbundenheit, S. 69

Unsere Heiligkeit ist nichts anderes als unsere Ähnlichkeit mit Jesus Christus. Also nicht eine Heiligkeit, deren erste Ursache wir selber wären, sondern vielmehr eine Heiligkeit, die der Ausfluss göttlichen Lebens in uns ist.

Durch die Gnade Christi begann diese Heiligkeit in unseren Herzen "aufzuglänzen" am Tag der heiligen Taufe, die der Anfang unserer Umgestaltung nach dem Bilde Jesu Christi ist.

Unsere Heiligkeit hienieden ist in der Tat nur eine innere Verklärung, die sich nach dem Muster Jesu gestaltet. "Gott hat uns vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu werden."

Wenn wir dem Wirkendes Heiligen Geistes kein Hindernis setzen, nimmt diese Ähnlichkeit mit Jesus immer mehr und mehr zu, sie entfaltet und vervollkommnet sich, bis wir dereinst aufsteigen zum ewigen Licht. Dort wird unsere Verklärung offenbar werden vor den Augen der Engel und Auserwählten als höchste Bestätigung der vollkommenen Annahme an Kindesstatt, die den nimmer versiegenden Born ewiger Glückseligkeit in uns hervorquellen lässt.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 248

30. Oktober - Vom Wochentag

Dem hl. Paulus gelten alle jene als "Heilige", die Christus angehören, sei es, dass sie bereits die Krone erlangt haben und ihren Platz im ewigen Gottesreiche einnehmen, oder dass sie noch hier auf Erden streiten. Sie alle gehören als Glieder einem einzigen Leib an; denn die Kirche ist nur eine, und alle bilden miteinander ein Ganzes; sie haben alles miteinander gemein.

Welch ungeahnte Tiefen der Verantwortung eröffnet dieser Gedanke! ... Wie regt er uns an zu eifrigem apostolischen Wirken! ... Darum mahnt der hl. Paulus einen jeden von uns zu wirken, bis "wir alle zur einen Vollkommenheit des mystischen Leibes Christi gelangen".

Zu diesem Zweck müssen wir aber nicht bloß mit dem Haupt, welches Christus ist, vereinigt bleiben, sondern wir müssen auch sorgfältig darauf Bedacht nehmen, dass wir untereinander die Einheit jenes Geistes bewahren, der da ist der Geist der Liebe; wir müssen verbunden bleiben im Land des Friedens.

Dieses war der letzte Wunsch des Erlösers am Ende seiner Erdenlaufbahn: "Vater, gib, dass sie eins seien, wie du und ich eins; dass sie vollkommen eins seien."

Die Einheit mit Gott in und durch Christus ist das Endziel: "Und Gott wird alles in allem sein."

Christus, das Leben der Seele, S. 164

Christkönigfest

Christus soll herrschen in unseren Herzen! Alles in uns muss ihm unterworfen sein. Was tut Christus seit dem Tage seines Sieges über Tod und Sünde? Er "lebt und regiert" glorreich als Gott im Schoß des Vaters.

Christus lebt nur dort, wo er herrscht. Er lebt auch in der Seele nur in dem Maß, als er in ihr herrscht. Er ist König, wie er Hoherpriester ist. Auf die Frage des Pilatus, ob er König sei, hat der Heiland geantwortet: "Ja, ich bin König, doch mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Vgl. das Tagesevangelium). Das Reich Gottes ist in uns.

Der Vater will Christus, den Herrn, verherrlichen, weil Christus sein Sohn ist und weil er sich selbst erniedrigt und verdemütigt hat. Deshalb will er, dass sich im Namen Jesu jedes Knie beuge im Himmel, auf Erden und unter der Erde. Die ganze Schöpfung soll ihm unterworfen sein, ebenso aber auch alles, was in uns ist: Wille, Verstand, Einbildungskraft, kurz alle Fähigkeiten und Seelenkräfte.

Christus muss immer vollkommener in uns zur Herrschaft gelangen. Wir erflehen es Tag für Tag im Vaterunser: "Dein Reich komme". O, dass er endlich aufleuchten möchte, der selige Tag, wo du, o Vater, durch deinen Sohn Jesus Christus wahrhaft in unseren Seelen herrschest!

Christus in seinen Geheimnissen, S. 302

31. Oktober - Vigil von Allerheiligen

Was hat die Kirche veranlasst, Heiligenfeste zu begehen?

Der immerfort fruchtbare Gedanke von der seit der Menschwerdung bestehenden Einheit Christi und seiner Glieder.

Die Heiligen sind sie glorreichen Glieder des mystischen Leibes Christi. In ihnen ist Christus schon "gebildet", sie haben "ihre Vollendung schon erreicht", und wenn wir sie loben, verherrlichen wir Christus in ihnen.

Jeder einzelne Heilige ist eine Offenbarung Christi; er trägt in der ihm eigenen und unterscheidenden Weise den einen oder anderen Zug des göttlichen Vorbildes an sich. Er ist eine Frucht der Gnade Christi, und die Kirche freut sich im Lobpreis ihrer Heiligen, diese Gnade zu verherrlichen.

Die kirchliche Heiligenverehrung ist getragen von dem Gedanken der Liebe des Wohlgefallens. Die Kirche ist stolz auf diese Scharen von Auserwählten, die als Frucht ihrer bräutlichen Vereinigung mit Christus in des Himmels Herrlichkeit das Reich des Erlösers bilden. In ihnen preist sie den Herrn selbst: "Wie wunderbar, o Herr, ist dein Name ... mit Ehre und Herrlichkeit hast du deine Heiligen gekrönt."

Christus, das Leben der Seele, S. 503

1. November - Fest Allerheiligen

Wem gebührt alle Ehre? Wer hat den Ruhm, uns zu Heiligen gemacht zu haben? Einzig und allein Jesus Christus.

Alles, was uns hienieden zuteil wird, verdanken wir dem Heiland. Christus ist der Urgrund unserer Vollkommenheit. Wie im Weinstock der nährende Rebensaft sich in die Zweige erteilt, auf dass sie Früchte bringen können, so teilt auch Christus unaufhörlich all jenen seine Gnade mit, die ihm verbunden sind.

Diese Gnade beseelt die Apostel, erleuchtet die Kirchenväter, stärkt die Bekenner in Beständigkeit und schmückt die Jungfrauen mit unvergleichlicher Reinheit.

Aber auch im Himmel entströmt alle Herrlichkeit der Heiligen dieser nämlich Gnade. Alle ihre strahlenden Siege haben die gleiche Quelle. Ihre Feierkleider sind so hellstrahlend, weil sie gewaschen sind im Blut des Lammes, und die Stufe ihrer Heiligkeit bemisst sich nach dem Maß ihrer Ähnlichkeit mit dem göttlichen Vorbild.

Darum ladet die Kirche am herrlichen Fest Allerheiligen, wo sie die ganze Schar der Auserwählten gemeinsam preist, uns ein, jenen anzubeten, der da der Herr aller Heiligen und zugleich ihre Krone ist (Invitatorium der Matutin).

Christus in seinen Geheimnissen, S. 415

2. November - Allerseelen

Die Auferstehung der Toten ist Glaubenslehre. "Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches ... und ein Ewiges Leben." Unser göttlicher Heiland hat es versprochen:

"Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, den werde ich auferwecken am Jüngsten Tag."

Ja, Christus hat schon die Auferweckung in sich verwirklicht, indem er lebend und siegreich dem Grab entstieg.

In dieser seiner Auferstehung aber hat Christus auch uns mitauferweckt. Wir sind der Leib, Christus das Haupt seines mystischen Leibes. Da nun unser Haupt auferstanden ist so werden auch wir nicht nur eines Tages mit ihm auferstehen, sondern am Tag seines Triumphes hat er in Wahrheit und dem Recht nach alle jene mit sich auferweckt, die an ihn glauben. Der hl. Paulus entwickelt diese Lehre mit großer Klarheit: "Gott, der reich ist an Erbarmung, hat um seiner überaus großen Liebe willen, womit er uns liebte, uns in Christus mitbelebt, uns mitauferweckt und mitversetzt in den Himmel in Christus Jesu", weil er uns von ihm nicht trennt.

Das ist Gottes übergroße Barmherzigkeit. In seinem Sohn Jesus liebt er uns so sehr, dass er uns von ihm nicht trennen will. Er will, dass wir ihm ähnlich werden, dass wir seine Herrlichkeit teilen, nicht nur der Seele, sondern auch dem Leibe nach.

Christus, das Leben der Seele, S. 614

3. November - In der Oktav von Allerheiligen

O, welch herrliches Schauspiel, jenes Christus unterworfene Reich, das Werk seines Blutes und seiner Gnade zu betrachten, welches Jesus selbst, der König der Glorie, seinem Vater übergeben wird! ...

Welch unaussprechliche Seligkeit, diesem Reich anzugehören, zugleich mit der allerseligsten Jungfrau, den Engeln und allen Heiligen, mit den glückseligen Seelen jener, die wir hienieden gekannt, denen wir durch die Bande des Blutes oder einer heiligen Liebe geeint waren!

Dann wird Jesus in voller Wahrheit sagen können: "Vater, ich habe das Werk vollendet, das du mir aufgetragen Herzens, den er beim letzten Abendmahl aussprach, wird verwirklicht sein: "Vater, ich bitte für jene, die du mir gegeben hast, damit sie meine Freude vollkommen in sich haben, auf dass auch sie dort seien, wo ich bin, und meine Herrlichkeit schauen ... und dass die Liebe, mit der du mich geliebt, in ihnen sei."

Die Wünsche Christi sind dann erfüllt. Die triumphierende Kirche wird die Herrlichkeit ihres Hauptes schauen. Sie selbst wird jauchzen in jener Fülle der Freude, die von ihrem Haupt auf sie überströmt. In all unsere Seelen wird das göttliche, ewige Leben einströmen, und ewig werden wir mit Christus herrschen.

Christus, das Leben der Seele, S. 616

4. November - In der Oktav von Allerheiligen

Wer die Heiligen ehrt, bekennt damit, dass sie die Verwirklichung eines göttlichen Gedankens sind, die Meisterwerke der Gnade Christi. Gott hat an ihnen sein Wohlgefallen, weil sie die schon verherrlichten Glieder seines geliebten Sohnes sind.

Sodann sollen wir die Heiligen anrufen. Allerdings ist der Heiland, Jesus Christus, unser einziger Mittler zwischen Gott und den Menschen", sagt der hl. Paulus. Nur durch ihn haben wir Zutritt zum Vater. Der Heiland aber will, nicht um seine Mittlerschaft zu schmälern, sondern um sie zu erweitern, dass die Fürsten des himmlischen Hofes ihm unsere Bitten darbringen, die er selbst dann seinem Vater vorträgt. Auch wünschen die Heiligen aufs sehnlichste unser Heil. Im Himmel schauen sie Gott, und ihr Wille ist auf unaussprechliche Weise eins mit dem Willen Gottes; darum wollen sie gleich ihm unsere Heiligung. - Auch bilden sie ja mit uns nur einen mystischen Leib. Sie sind nach den Worten des hl. Paulus "Glieder unserer Glieder", und umfangen uns mit jener unendlichen Liebe, die ihnen zuströmt aus der Vereinigung mit Christus, dem alleinigen Haupt dieser geheimnisvollen Gemeinschaft, deren auserlesene Blüten sie sind und in welcher Gott auch uns einen Platz bestimmt hat.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 411

5. November - In der Oktav von Allerheiligen

Zu den Beziehungen des Gebets und der Huldigung, die uns mit den Heiligen verbinden, muss sich das Bestreben gesellen, ihnen ähnlich zu werden.

Unser Herz muss erfüllt sein nicht von jenen schwächlichen Willensanwandlungen, die nie zum Ziel führen, sondern von einem festen und ehrlichen Verlangen nach Vollkommenheit und einem entschlossenen Willen, ganz und vollkommen den heiligen Absichten der Barmherzigkeit Gottes und unserer Auserwählung nachzukommen. "Ein jeder in dem Maß, in dem Christus seine Gaben austeilt."

Was aber müssen wir tun, welche Mittel sollen wir anwenden? Wir müssen mit Jesus vereinigt bleiben! Das hat er selbst gesagt: Ihr wollt viele Frucht bringen, wollt zu großer Heiligkeit gelangen? Nun "so bleibt in mir", gleichwie "die Rebzweige dem Weinstock eng vereint sind".

Wie aber nun mit Jesus vereint bleiben? Zuerst durch die Heiligmachende Gnade, die uns zu lebendigen Gliedern Christi macht, dann durch jene oft erneute gute Meinung, dass wir in allem und überall, wohin die göttliche Vorsehung uns führt, das Wohlgefallen des himmlischen Vaters suchen. Durch diese Meinung wird all unser Tun und Handeln auf sie Verherrlichung Gottes gerichtet im Verein mit den heiligsten Gedanken, Gesinnungen und Wünschen des göttlichen Herzens Jesu, unseres Vorbildes und unseres Hauptes.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 412.

6. November - In der Oktav von Allerheiligen

Im Himmel werden wir Gott schauen, wir werden Gott lieben, wir werden uns an Gott erfreuen. Darin besteht das ewige Leben, die gesicherte und volle Anteilnahme am Leben Gottes selbst; daraus entquillt die Seligkeit der Seele, eine Seligkeit, an welcher nach der Auferstehung auch der Leib teilnehmen soll.

Im Himmel werden wir Gott schauen und all seine Vollkommenheiten, das ganze innere Leben Gottes, werden sehen, werden Gemeinschaft haben mit der allerheiligsten und seligsten Dreifaltigkeit, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wir werden schauen die Fülle des Seins, die Fülle aller Wahrheit, aller Heiligkeit, aller Schönheit, aller Güte.

Wir werden Gott lieben, nicht mehr mit jener hienieden so schwachen, wankelmütigen, durch die Geschöpfe nur zu oft abgelenkten und untreuen Liebe, sondern mit starker und reiner, mit vollkommener und ewiger Liebe. Welch begeistertes, unaufhörlich gesättigtes Streben zu Gott! Welch selige Umarmung, da der Liebende ewig ruht im Geliebten! Endlich werden wir ruhen im Genuss Gottes. Gott spricht zu der ihn suchenden Seele: "Ich selbst werde dein überaus großer Lohn sein." Als wollte er sagen: "Ich habe dich so sehr geliebt, dass es mir nicht genug war, dir bloß eine natürliche Seligkeit, ein natürliches Glück zu geben. Ich will, dass du von meinem Leben lebst, dass meine Seligkeit die deine sei."

Christus, das Leben der Seele, S. 607

7. November - In der Oktav von Allerheiligen

Wir wollen demütig bekennen, dass wir ohne Christus nichts vermögen, dass wir nur mit ihm und durch ihn in den Himmel gelangen können.

"O, mein Heiland, Jesus Christus, so groß ist mein Vertrauen auf dich, dass ich dich für mächtig genug halte, das Wunder zu vollbringen, ein solch schwaches Geschöpf wie mich nicht bloß zu den Engeln zu erheben, nein, es sogar hinaufzutragen vor das Angesicht des lebendigen Gottes. Einzig und allein durch dich können wir diese göttliche Höhe erreichen.

Aus allen Kräften meiner Seele sehne ich mich nach jener erhabenen Größe, die der Vater uns bereitet hat. Ich verlange glühend danach, wie du es selbst für uns begehrt hast, teilzunehmen an deiner Herrlichkeit, an den Freuden deiner Herrlichkeit, an den Freuden deiner Gottheit. Ich strebe nach diesem höchsten Glück, aber nur durch dich.

Ich hoffe die ganze Ewigkeit hindurch dein Lob zu verkünden und mit allen Heiligen zu singen: "Du hast uns, o Herr, in deinem Blut erlöst! Dein kostbares für uns vergossenes Blut hat uns die Tore des Himmels eröffnet und uns einen Platz bereitet in der unermesslichen Zahl deiner Heiligen. Dir sei Lob, Preis und Ehre in alle Ewigkeit!"

Eine Seele, die in solch demütiger und gläubiger Gesinnung verharrt, ist ein Gegenstand des höchsten Wohlgefallens ihres Heilands und gereicht ihr zu großer Verherrlichung.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 409

8. November - Oktav von Allerheiligen

Im Himmel werden wir verstehen, dass alle Erbarmungen Gottes vom Kalvarienberg ausgegangen sind und dass Christi kostbares Blut der Kaufpreis des unendlichen Glückes ist, das wir dort ewig genießen werden.

Vergessen wir dieses nicht: im himmlischen Jerusalem werden wir berauscht sein von göttlicher Glückseligkeit. Aber all diese Seligkeit ist erkauft worden durch das Blut Jesu Christi. "Des Stromes Wogen drang, der die Stadt Gottes erfreut", entspringt dem Kreuzopfer unseres göttlichen Hohenpriesters. Es wird für uns eine unendliche Freude bedeuten, dies anzuerkennen und in den begeisterten Lobgesang einzustimmen: "Dir, o Jesus, verdanken wir alles. Dir sei alle Ehre und alles Lob und alle Danksagung."

Mit allen Auserwählten werden wir unsere Kronen huldigend ihm zu Füßen legen, um zu bekennen, dass wir sie von ihm empfangen haben.

Das ist der Schlussstein, das Endziel des Geheimnisses Jesu Christi, des menschgewordenen Wortes. Nach dem Willen des Vaters soll Jesus, sein Sohn, verherrlicht werden, weil er sein eingeborener Sohn ist, der Gegenstand seines höchsten Wohlgefallens. Weil dieser Sohn, der ewige Gott, sich so tief erniedrigt hat, um seinen mystischen Leib zu heiligen, "darum hat ihn Gott auch erhöht".

Christus in seinen Geheimnissen, S. 416

9. November - Fest der Weihe der Kirche des heiligsten Erlösers

Durch seine Menschwerdung vereinigte der Heiland die ganze Menschheit mit sich zum beständigen Lobpreis seines Vaters.

Als er die Erde verließ, übergab er seiner Kirche die Pflicht in seinem Namen dem Vater den schuldigen Lobpreis darzubringen. Die Kirche umkleidet daher den Mittelpunkt unserer Gottesverehrung, die heilige Messe, mit einer Reihe gottesdienstlicher Handlungen, die sie allein im Namen Christi, ihres Bräutigams, bestimmen darf. Sie verteilt auf den Lauf des Kirchenjahres die Feier der Geheimnisse Christi, so dass ihre Kinder diese Geheimnisse alljährlich neu erleben, dafür danksagen und aus ihnen das göttliche Leben schöpfen können, das diese Geheimnisse für uns enthalten, weil Christus sie gelebt hat.

Der gesamte kirchliche Gottesdienst gründet sich auf Christus. Die Kirche stützt sich auf die unendlichen Verdienste Jesu, auf seine Eigenschaft als unser gemeinsamer ewig lebender Mittler beim Vater und darum beschließt sie alle Gebete mit den Worten: "Durch unseren Herrn, Jesus Christus, der mit Dir lebt und herrscht." In gleicher Weise steigt auch alle Anbetung und aller Lobpreis der Kirche durch Christus zum Vater im Himmel empor: "Durch ihn, mit ihm und in ihm."

Christus, das Leben der Seele, S. 149

10. November - Der hl. Andreas Avellini, Bekenner

Wir müssen all unsere Kraft daransetzen, dass durch die verdienstliche Übung aller Tugenden, besonders der göttlichen Tugenden, und durch unsere stete tiefinnerste Bereitwilligkeit alles, was wir tun, zur Ehre Gottes zu tun, das Wirken Gottes und des Heiligen Geistes in vollster Freiheit sich in uns entfalten könne; denn dadurch "nehmen wir zu in Christus unserm Haupt".

Jesus Christus hat uns gerufen, zu ihm müssen wir eilen: "In quo et comprehensus sum a Christus Jesu." Ein Stillstand im geistlichen Leben bedeutet für die Seele einen Rückschritt.

Andererseits können wir zeitlebens fortschreiten, wie auch der Heiland von sich selbst sagte: "Ich muss die Werke dessen tun, der mich gesandt hat, solange es Tag ist, denn es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann." Der Tod allein setzt jenen Aufstiegen des Herzens (Vgl. die Tagesoration) in diesem Tal der Tränen ein Ziel.

Möchten wir dann zum Vollalter Christi gelangt sein, zu jener Fülle des Lebens und der Heiligkeit, die Gott für einen jeden von uns wollte, da er uns vorherbestimmte in seinem Sohn. "Bis wir alle gelangen ... zur Mannesreife, zum Vollmaß des Alters Christi."

Christus, das Leben der Seele, S. 400

11. November - Der hl. Martinus, Bischof und Bekenner

Wir müssen die Menschwerdung mit allen ihren Folgerungen annehmen. Unsere Hingabe darf sich nicht nur auf die Menschheit Christi selber erstrecken, sondern muss dem ganzen mystischen Leibe sich zuwenden.

Deshalb ist auch einen der Ärmsten im Stich lassen gleichbedeutend mit Christus selbst im Stich lassen und einen aus ihnen helfen, Christus helfen. Dies sollte man nie vergessen, denn es hieße das einen der wichtigsten Punkte des übernatürlichen Lebens außer acht lassen.

Der hl. Martin begegnet, da er noch heidnischer Soldat ist, auf dem Wege einem Armen. Von Mitleid gerührt, teilt er seinen Mantel mit ihm. In der folgenden Nacht erscheint ihm Jesus Christus, bekleidet mit dem Stück des Mantels, das Martin dem Armen geschenkt hatte, und entzückt hört Martin die Worte des Herrn: "Du hast mich mit dem Mantel bekleidet."

Christus ist unser Nächster geworden oder besser, unser Nächster ist Christus, der sich uns in dieser oder jener Gestalt zeigt.

Der Glaube ist es, der ihn uns in seinen Gliedern zeigt. Wenn wir ihn da nicht sehen, so kommt es daher, dass unser Glaube schwach, unsere Liebe unvollkommen ist.

Christus, das Leben der Seele, S. 553

12. November - Der hl. Martin, Papst und Märtyrer

Die Heiligkeit ist eine geheimnisvolle Mitteilung und Aufnahme des göttlichen Lebens; eine Mitteilung von Gott dem Vater an den Sohn, durch den Sohn an die menschliche Natur, die er in der Menschwerdung persönlich mit sich vereinigt hat; endlich durch die Menschwerdung Christi an die Seelen, von denen jede es aufnimmt, je nach dem Maß ihrer Vorherbestimmung, so dass Jesus Christus in Wahrheit das Leben der Seele, nämlich dessen Quelle und Ausspender ist.

Diese Mitteilung an die Menschen setzt sich fort bis zu jenem Tag, den Gott in seinem ewigen Ratschluss als Vollendung seines Werkes auf Erden bestimmt hat.

An jenem Tage wird die Zahl der Kinder Gottes, der Brüder Jesu, vollzählig sein. Von Christus dem Vater vorgestellt, wird dann die ungezählte Schar der Auserwählten den Thron Gottes umgeben, um aus lebendigen Quellen unendliche Seligkeit zu schöpfen und die Größe der Güte und des Ruhmes Gottes zu erhöhen. Dann wird die Vereinigung ewig vollendet und "Gott alles in allem" sein.

Unsere Heiligkeit besteht somit darin, das göttliche Leben von und durch Christus zu empfangen, es dann zu bewahren und stetig zu mehren.

Christus, das Leben der Seele, S. 25

13. November - Der hl. Didakus, Bekenner

"Gott verlangt von Ihnen eine große Armut und Leere des Geistes. Der von allem entblößte, von allem getrennte und verlassene, ans Kreuz geschlagene Heiland, der für seinen Vater lebt und stirbt, er sei Ihr Vorbild. Je mehr Gott Sie mit sich vereinigt, desto mehr wird Christus Ihr ganzes Leben sein - desto größer aber werden auch die Armut und die Leiden sein in den Zeiten, in denen Gott sich zurückzieht."

"Eine Seele, die sich Gott hinopfert in der Entblößung des reinen Glaubens, der Hoffnung und der vollkommenen Verbundenheit, wirkt in einer Stunde mehr für die Kirche, als andere Seelen (die weniger großherzig und eifrig sind) während ihres ganzen Lebens."

"Ich habe festgestellt, dass Sie geradeaus auf Gott zugehen durch eine kindliche und aufrichtige Liebe. Dies ist auch Ihr Weg." "Verlangen Sie nichts, verweigern Sie nichts, wünschen Sie nichts, als was Gott für Sie begehrt, nämlich Ihre Vollkommenheit. Alles andere ist nicht Gott. Eines nur ist notwendig: Er."

Die Gottverbundenheit, S. 158

Suchen wir unsern Heiland aus ganzem Herzen zu lieben, denn darin liegt alles. Die Tage, die Monate und Jahre vergehen und nichts bleibt, als Gott und das, was wir für ihn tun.

Die Gottverbundenheit, S. 42

14. November - Der hl. Josaphat, Bischof und Märtyrer

Das menschgewordene Wort verwirklicht vor allem den Namen Christus in seiner Eigenschaft als Hoherpriester und allgemeiner Mittler.

Hier aber verbindet sich der Name Christus mit dem Namen Jesus. Der Name Jesus bedeutet Erlöser. Erlöser sein bezeichnet die eigentliche Aufgabe des Menschensohnes, der gekommen ist "zu retten, was verloren war".

Und in der Tat verwirklicht Jesus die volle Bedeutung seines Namens erst durch seinen Opfertod, da er sein Versöhnungsopfer als Hoherpriester erfüllt. "Der Menschensohn ist gekommen, sein Leben als Lösegeld für viele zu opfern." Die beiden Namen ergänzen sich also gegenseitig und bleiben in alle Ewigkeit unzertrennlich verbunden. Jesus Christus ist der zum Hohenpriester eingesetzte Sohn Gottes, der durch sein Opfer die ganze Menschheit erlöst.

Wir werden daher die anbetungswürdige Person des Gottmenschen nur dann erfassen, soweit dies überhaupt und sein Opfer betrachten.

Das Opfer Christi als sein wesentliches und eigentliches Werk ist gleichsam der Gipfelpunkt, in dem alle Geheimnisse seines irdischen Lebens zusammenlaufen und die Quelle seines glorreichen Lebens.

Christus in seinen Geheimnissen, S. 75

15. November - Der hl. Albert der Große, Kirchenlehrer

Wissenschaft und Wissenschaft ist verschieden. Es gibt ein rein verstandesmäßiges Wissen über Christus, eine bloße Erkenntnis mit dem Verstand. Wenn dieser Wissenschaft aber die Liebe fehlt, bleibt sie kalt und unfruchtbar.

Dagegen gibt es eine andere Wissenschaft, deren Beweggrund nicht Neugierde oder geistige Genusssucht, sondern Liebe ist. "Die den Geliebten sucht, um sich mit ihm zu vereinigen", die Liebe, die besser zu erkennen sucht, um mehr lieben zu können. Das ist die Wissenschaft, die sich in Liebe wandelt, die Wissenschaft der Tat.

Ein Studium, das solche Wissenschaft anstrebt, ist nur die Entfaltung unseres Glaubens, es wird zum Gebet, zur Beschauung. Das ist die Wissenschaft, die uns not tut und die gefördert werden muss; denn sie ist die Quelle neuer Liebe.

Das Pfand der Offenbarung ist uns dazu gegeben, dass wir in Demut und im Anschluss an die Lehre der Kirche es zu verstehen trachten und uns tief hineinversenken, um alle seine kostbaren Schätze zu heben zur Verherrlichung Gottes und zum Nutzen unserer Seelen. Das Leben der Heiligen beweist uns, dass Gott solches Forschen nach Wahrheit liebt, weil es den Grund legt zu neuer und größerer Liebe.

Christus unser Ideal, S. 440

16. November - Die hl. Gertrudis, Jungfrau

Gar groß ist der Einfluss, die Macht einer Seele, die sich Christus ganz zu eigen gegeben. Sie ist allmächtig über das Herz ihres Bräutigams, denn sie kennt die Zugänge dieses allerheiligsten Herzens, und ihr ganzes Leben ist ein beständiges Flehen zum Herrn um Gnade und Segnungen für sein Volk.

Eine Seele, die das reine Leben der Vereinigung führt, würde in der übernatürlichen Welt einen bedeutenden Einfluss ausüben, auch wenn sie nicht durch ihren besonderen Beruf zu äußeren Werken bestimmt wäre, sondern einsam auf dem Berg wohnte, wenn sie immer der "versiegelte Brunnen des Bräutigams" wäre.

Zeugt dafür nicht das überaus fruchtbare Leben einer hl. Gertrud, einer hl. Katharina von Siena, einer hl. Theresia? Weil ihr Wille gänzlich dem Willen Christi vereinigt war, erfüllte der göttliche Bräutigam ihre Wünsche.

Es ist bekannt, mit welch unendlicher Herablassung der Heiland die Bitte der hl. Gertrud zu erfüllen sich würdigte, welch geradezu beherrschende Macht er ihr einräumte. So sagte er ihr eines Tages: "Ich sammle in deiner Seele, wie in einer Schatzkammer, den Reichtum meiner Gnade an in der Absicht, damit jeder in dir finde, was er sucht, gleich wie in einer Braut, die Mitwisserin aller Geheimnisse ihres Bräutigams ist, und all seine Wünsche erraten kann, weil sie durch die Gunst gegenseitiger Vertrautheit dieselben genau kennt."

Sponsa Verbi, S. 98

17. November - Der hl. Gregorius, der Wundertäter, Bekenner

Mit einem unerschütterlichen Vertrauen auf die Verdienste seines Sohnes sollen wir im Gebet zu unserm himmlischen Vater kommen. Der Heiland hat alle Schuld bezahlt und getilgt, alles für uns erworben, und unaufhörlich bittet er seinen Vater für uns.

Beten wir daher: "Ich weiß, o mein Gott, dass ich ganz elend bin; dass ich täglich tiefer in Sünde falle. Ich weiß, dass ich vor deiner unendlichen Heiligkeit aus mir selbst nichts anderes bin als Erdenkot vor der Sonne. In tiefster Ehrfurcht werfe ich mich vor dir nieder. Durch die Gnade bin ich ein Glied des mystischen Leibes deines Sohnes.

Ihm, der mich mit seinem Blut erkauft hat, verdanke ich diese Gnade. Nun, da ich Jesu gehöre, bitte ich dich, verstoße mich nicht von deinem göttlichen Angesicht."

Nein, Gott kann uns nicht verwerfen, wenn wir uns so auf das Ansehen seines Sohnes berufen; denn der Sohn ist ihm wesensgleich.

Wenn wir erkennen, dass wir aus uns selbst schwach und elend sind und nichts vermögen, wenn wir dagegen alles, dessen wir zum übernatürlichen Leben bedürfen, von Christus erwarten, so wird es uns auch klar, dass Christus uns alles ist, Haupt und Hoherpriester.

Christus, das Leben der Seele, S. 237

18. November - Fest der Weihe der Kirchen der hl. Apostel Petrus und Paulus

Bevor Christus in den Himmel aufstieg, hat er der Kirche sein wertvollstes Kleinod übergeben: die Aufgabe, sein Werk hienieden fortzusetzen.

Dieses Werk umfasst ein zweifaches: die Verherrlichung des himmlischen Vaters und die Erlösung des Menschengeschlechtes. Für uns ist das Wort Fleisch geworden: "Um unseres Heiles willen ist er vom Himmel herabgestiegen." Für uns, das ist wahr. Aber auch dieses Werk unserer Erlösung hat Christus nur deshalb vollbracht, weil er den Vater liebt: "aber die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und so handle".

Eben diese Aufgabe erhält die Kirche von Christus. Er vertraut ihr die heiligen Sakramente und das Vorrecht der Unfehlbarkeit an zur Heiligung der Menschheit, aber sie übernimmt auch die Pflicht, das Lob- und Dankopfer, das Christus in seiner heiligen Menschheit dem Vater darbrachte, hienieden fortzusetzen.

Wie an Christi Leiden, so sollen auch wir teilnehmen an seinem Werk des Lobes. Christus hat gewollt, dass vermittels seiner Menschwerdung das ganze Menschengeschlecht, dessen Stellvertreter er war, mit vollem Recht unaufhörlich verbunden sei mit allen Geheimnissen seines Lebens und Wirkens.

Christus, das Leben der Seele, S. 479

19. November - Die hl. Elisabeth, Witwe

Jesu Liebe zu den Menschen sei uns Vorbild für die unsrige. "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.

Welch tiefere Ursache bewog den Heiland, seine Jünger und in ihnen uns zu lieben?

Sie gehören seinem Vater an. Weil die Seele Gott und Christus gehören, darum sollen wir sie lieben. Unsere Liebe muss übernatürlich sein. Die wahre Nächstenliebe ist Gottesliebe, die gleichzeitig Gott und alles, was mit ihm vereinigt ist, umfängt. Wie Christus, so sollen auch wir alle Seelen mit äußerster Selbstaufopferung lieben: in finem (bis zum Ende).

Die hl. Elisabeth von Thüringen begegnet eines Tages in Abwesenheit ihres herzoglichen Gemahls einem von allen verlassenen Aussätzigen. Sie nimmt ihn zu sich und legt ihn auf ihr eigenes Ruhelager. Bei seiner Rückkehr erfährt der Landgraf diese Nachricht, und ergrimmt will er den armen Aussätzigen davonjagen. Aber da er sich dem Bett nähert, sieht er das Angesicht Christi.

Vergessen wir nie, dass wir nur durch Christus zum Vater gelangen. Aber wir müssen ihn ganz aufnehmen, ihn selbst und alle seine Glieder.

Christus, das Leben der Seele, S. 555

20. November - Der hl. Felix von Valois, Bekenner

Wollt ihr Gott, wollt ihr Jesus lieben - und ihr müsst ihn lieben, denn "dies ist das erste und größte Gebot" so liebt vor allem euern Nächsten, liebt alle Menschen, mit denen ihr lebt. Liebt sie, weil sie alle mit euch zur gleichen, von Christus verdienten, ewigen Seligkeit berufen sind. Liebt sie, weil in ihnen Gott selbst hienieden sich uns zeigt.

Christus, das Leben der Seele, S. 557

"Vergessen Sie dies nie: Unser Meister schenkt sich nur denen, die sich ihm schenken in der Person des Nächsten. Ich will Ihnen hier den Grund angeben: als Gottes Sohn Mensch wurde, hat er gleichsam Fleisch angenommen im Nächsten, und wie man nur zu Gott durch die heilige Menschheit Jesu Christi gelangt, so kann man sich auch nicht mit Christus vereinigen, es sei denn, man nehme ihn geeint mit dem Nächsten.

Denken Sie gut über diese Wahrheit nach; sie ist wirklich fruchtbar. Es gibt leider nur wenige, die diese Wahrheit verstehen, darum gibt es auch so wenig Heilige."

Die Gottverbundenheit, S. 218

21. November - Mariä Opferung

Wenn unser ganzes Leben beseelt ist vom Geist einer vertrauensvollen Hingabe, dann wird unser Leben wahr und Gott sehr wohlgefällig. Diese Hingabe an Gott kann aber nur dann wahr, ganz rückhaltlos und unumschränkt sein, wenn sie sich in der Folge unseres ganzen Lebens kundgibt durch die Tugenden der Losschälung, der kindlichen Ehrfurcht und der steten Unterwürfigkeit. Diese Tugenden aber müssen, um lebendig und fruchtbar zu sein, dauernd ihre Kraft aus der vertrauensvollen, liebenden Hingabe schöpfen, die unsere einstige Weihe an Gott kennzeichnete.

Christus unser Ideal, S. 345

Gott wird in dem Grad Sorge für uns tragen, in dem wir uns mit all unsern Anliegen in den Schoß seiner väterlichen Liebe und seiner heiligen Vorsehung werfen. Er wird uns behandeln, wie wir ihn behandeln.

Bringen wir ihm jeden Tag ein vollwertiges Brandopfer seines Dienstes dar, indem wir uns mit allem, was uns betrifft, seiner liebevollen Sorge überlassen. "Wirf deine Sorgen auf den Herrn und er wird dich erhalten."

Die Gottverbundenheit, S. 203

22. November - Die hl. Cäcilia, Jungfrau und Märtyrer

Von der hl. Cäcilia wird berichtet, dass sie das Evangelium beständig im Herzen trug. Daher verharrte sie beständig im trauten Zwiegespräch mit Gott und blieb durch ununterbrochenes Gebet mit ihm verbunden. Et non diebus, neque noctibus a eolloquiis divinis et oratione cessabat.

Damit aber die Worte der Heiligen Schrift in uns "lebendig und wirksam" werden, damit sie in unsere Seele eindringen und zur Quelle unserer Betrachtungen, zu Lebenskeimen werden, müssen wir sie gläubig und vertrauensvoll aufnehmen mit dem aufrichtigen Verlangen, Christus immer besser kennenzulernen und uns mit ihm zu vereinigen, um ihm nachzufolgen.

Die tiefinnerliche Kenntnis, ein übernatürliches und fruchtbares Erfassen der Heiligen Schriften ist eine Gabe des Heiligen Geistes.

Wenn eine Seele durch wahre Demut und beharrliches Gebet diese Gnade erlangt hat, enthüllen die heiligen Schriften ihr ungeahnte Tiefen himmlischer Geheimnisse. Sie freut sich an den Worten des Herrn mehr "wie einer, der viel Beute davonträgt". In ihnen findet sie wahrhaft das verborgene Manna, "das alle Süßigkeit in sich enthält" und ihr zur täglichen, erquickenden Nahrung wird.

Christus unser Ideal, S. 458

23. November - Der hl. Klemens, Papst und Märtyrer

In einem Brief des hl. Paulus finden wir ein Wort, welches auf den ersten Blick erstaunlich scheinen könnte: "Ich ersetze an meinem Fleisch, was noch an den Leiden Christi für seinen Leib mangelt, der die Kirche ist."

Was bedeuten diese Worte? Fehlt denn etwas an den Leiden Christi?

O nein, wir wissen, dass sie an und für sich sozusagen ohne Maß waren, ohne Maß in ihrer Stärke, denn sie sind wie ein reißender Strom über Christus hereingebrochen, um ihn zu überfluten; ohne Maß vor allem in ihrem Wert, der im eigentlichen Sinne unendlich ist, weil es die Leiden eines Gottes waren.

Was bedeuten demzufolge die Worte des Apostels? Der hl. Augustinus erklärt sie uns: Um das Geheimnis Christi zu verstehen, darf man ihn nicht trennen von seinem mystischen Leib; Christus ist nicht "ganz", wie der große Kirchenlehrer sich ausdrückt, wenn man ihn nicht in seiner Vereinigung mit der Kirche betrachtet, er ist das Haupt der Kirche, die seinen mystischen Leib bildet. Wenn also Christus seinen Teil der Sühne geleistet hat, so obliegt es dem Leib, auch den seinigen beizutragen. "Im Haupt war das Leiden vollendet, es blieben aber noch die Leiden des Leibes zu tragen."

Christus unser Ideal, S. 206

24. November - Der hl. Johannes vom Kreuze, Bekenner

Wir gelangen zur Vereinigung mit Christus in der hochherzigen Annahme des Kreuzes, und zwar unseres Kreuzes; denn wenn wir das eigene Kreuz umfassen, helfen wir in Wahrheit, so viel an uns liegt, dem Herrn das seine zu tragen.

Das Evangelium berichtet, dass die Juden, die den Herrn zur Richtstätte führten, fürchteten, ihr Opfer möchte auf dem Weg nach Kalvaria erliegen. Als ihnen daher ein Mann aus Cyrene mit Namen Simon begegnete, nötigten sie diesen, dass er dem Herrn das Kreuz tragen helfe. Jesus hätte aus seiner Gottheit überreiche Kraft schöpfen können, um keiner fremden Hilfe zu bedürfen.

Christus aber wollte sich helfen lassen, um uns zu zeigen, dass jeder aus uns ihm helfen solle, das Kreuz zu tragen.

Es ist, als ob er zu uns spräche: Sei bereit und nimm jenen Teil meiner Last auf sich, den ich dir am Leidenstag meines Kreuzweges in göttlicher Voraussicht zugedacht habe! Wer möchte sich weigern, irgendeinen Schmerz, einen Widerspruch, eine Widerwärtigkeit aus der Hand Jesu Christi freiwillig anzunehmen oder ein paar Tropfen aus dem Kelch zu trinken, den er selbst uns reicht und aus dem er als erster getrunken hat?

O, sagen wir ihm: "Mein göttlicher Meister, aus ganzem Herzen bin ich bereit, mir diesen Teil deines Kreuzes als den meinen lieb und recht sein zu lassen, der mir zukommt."

Christus in seinen Geheimnissen, S. 268

25. November - Die hl. Katharina, Jungfrau und Märtyrer

Wenn wir uns ganz an Gott anschließen wollen, müssen wir ihn zunächst so vollkommen als möglich kennen lernen.

Wenn sich nun die Seele immer mehr von aller Sünde und Nachlässigkeit reinigt, dann erleuchtet Gott sie zusehendes, um sie ganz an sich zu ziehen. Dann genügt es, dass er sich zeige, um die Seele durch seine Weisheit, Schönheit, Güte und Barmherzigkeit zu fesseln.

Welches ist diese "Erkenntnis der Heiligen", die Gott der ihm hingegebenen Seele verleiht?

Es ist die Erkenntnis des wahren Wesens aller Dinge. "Alle Menschen sind unzuverlässig, lügnerisch", sagt die Schrift. Wenn der Mensch nach eigenem Gutdünken, nach der Weisheit dieser Welt, nach rein menschlichen Anschauung sich leiten lässt, verirrt er sich; denn er folgt den falschen Richtlinien, wie sie in dieser Welt der Finsternisse Geltung haben.

Eine gläubig Gott sich hingebende Seele aber wird von ihm erleuchtet, der da selbst die Wahrheit und das Licht ist. Die Seele dringt dann ein in die wahre Wissenschaft über Gott, über sich selbst und über die Welt. Nach und nach betrachtet sie alle Dinge im Licht der ewigen Weisheit und besitzt nun jene einzige wahre Wissenschaft, die allein uns zu unserem übernatürlichen Ziel führen kann.

Christus unser Ideal, S. 369

26. November - Der hl. Silvester, Abt

Wir wollen die Gnade Gottes in uns ängstlich behüten und alles zu beseitigen trachten, was sie schwächen oder gar den tödlichen Streichen des Teufels gegenüber wehrlos machen möchte.

Unsere Seele sollte, wie der hl. Paulus sagt, "in der Liebe festgewurzelt sein", indem sie die göttliche "Wurzel" der heiligmachenden Gnade und Liebe in sich trägt, so dass ihre Früchte Früchte des ewigen Lebens seien. Wir müssen durch die Gnade und Liebe mit Christus vereinigt sein, wie die Rebe mit dem Weinstock: Seid in Christus verwurzelt, sagt der hl. Paulus ein andermal, "wurzelt fest in Christus!" Die heilige Taufe hat uns in Christus eingepflanzt, und seither fließt der Saft seiner Gnade in unsere Seelen und befähigt uns zu göttlichem Handeln, weil all unsere Werke aus göttlicher Quelle fließen.

Und wenn dieses göttliche Prinzip so mächtig in uns wird, dass es unser ganzes Sein beherrscht, dass alle unsere Lebenstätigkeit von ihm ausgeht, dann wird das Wort des hl. Paulus wahr: "nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir." "Ich lebe", d. h. ich betätige mich meiner menschlichen und persönlichen Natur gemäß, "doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir". Christus lebt in mir; denn der Urgrund all meiner eigenen Tätigkeit, mein ganzes persönliches Leben ist die Gnade Christi.

Christus, das Leben der Seele, S. 356

27. November - Vom Wochentag

Der hl. Paulus sagt über den göttlichen Heilsplan: "In Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, die uns überreichlich zuteil wurde."

Uns stehen alle Reichtümer offen, die Jesus erworben hat. Durch die Taufe sind sie unser geworden; damit wir aus ihnen schöpfen und uns schmücken gleich der Armut, "überfließend von Wonnen, denn sie stützt sich auf den Geliebten".

Wenn wir doch den unendlichen Wert der Gaben Gottes erkennen würden! Wenn wir doch vor allem Glauben hätten an die unendlichen Verdienste Christi, einen lebendigen, wirksamen Glauben, der uns mit unerschütterlichem Vertrauen in unserem Gebet und mit voller Hingabe in allen Seelennöten erfüllte! Mit unserer heiligen Kirche, die in ihrer Liturgie jedes Gebet, das sie an Gott richtet, mit dieser Wendung schließt, wollen auch wir nie um etwas bitten außer im Namen Jesu: "Durch unseren Herrn Jesus Christus, der mir dir lebt und herrscht, der als unser Mittler lebt und regiert als Gott mit dem Vater und dem Heiligen Geist". In ihm sind wir ja sicher, alle Gnaden zu erhalten.

Christus, das Leben der Seele, S. 109

28. November - Vom Wochentag

Der hl. Paulus sagt uns, dass an jenem Tag, der in Gottes Vorsehungsplan bestimmt ist, wenn nämlich der mystischen Leib Christi "sein Vollalter erreicht hat, nach dem Altersmaße der Fülle Christi", dass dann der glorreiche Triumph anbrechen werde, der für immer die Vereinigung der Kirche mit ihrem göttlichen Haupt krönt.

Bis dahin war die Kirche innigst mit dem Leben des Herrn verbunden, jetzt aber wird sie zur Vollendung gelangen, "teilnehmen an seiner Herrlichkeit". Wenn die Auferstehung den Tod, den letzten Feind, bezwungen hat, wenn die Auserwählten endlich ganz geeinigt sind unter ihrem göttlichen Haupt, dann wird Christus nach den Worten des hl. Paulus seine Kirche dem Vater huldigend darstellen, nicht mehr eine unvollkommene Kirche voll Elend, Versuchung, Kampf und Niederlage in den Prüfungen dieser Welt, nicht mehr eine in den Peinen des Fegfeuers leidende Kirche, sondern fortan eine verklärte, in allen ihren Gliedern.

Welch erhabenes Schauspiel wird es sein, wenn Christus dem Vater die zahlreichen Siegestrophäen darreicht, welche die Allmacht seiner Gnade verkünden, das Reich, das er mit seinem Blut erworben hat und das im unbefleckten Glanz erstrahlt als Frucht jenes göttlichen Lebens, das überreich und berauschend die Seele jedes Heiligen durchströmt! ...

Christus, das Leben der Seele, S. 165

Literatur

  • Dom Columba Marmion OSB, Worte des Lebens. Tagesgedanken nach dem Missale Romanum, Sarto Verlag Bobingen 2023 (unveränderte Ausgabe der Auflage 1938, 388 Seiten, ISBN: 978-3-96406-067-9, Imprimatur Paderbornae, d. 11. Augusti 1938, vic. gen. Gierse).