Andacht
Andachten sind persönliche oder gemeinsame Gebetszeiten, die dem persönlichen und gemeinsamen Beten bewusst Formen aus der Liturgie geben. Auch liturgische Vollzüge einer Gemeinde werden als Andacht bezeichnet, z.B. die Maiandacht oder der Kreuzweg. Sie stehen neben den liturgischen Formen der heiligen Messe, des Stundengebetes und der Spendung der Sakramente und gelten als pia exercitia ("fromme Übungen"). Andachten sind wichtige Formen der Volksfrömmigkeit und haben sich in dieser Form vor allem im 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum entwickelt. Wie der Name sagt, sollen Andachten die Devotion (die Anbetung Gottes, Marien- und Heiligenverehrung) fördern. Der Litrgiewissenschaftler Theodor Schnitzler untrerschied einen vom Stundengebet abgeleiteten "Offiziusmtyp" und einen "Meditationstyp", der aus den Gebetsgewohnheiten der kirchlichen Bruderschaften entstand.<ref>Kurt Küppers: Art. Andacht in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 1, Sp. 614.</ref>
Auf dem II. Eucharistischen Weltkongress von Avignon im Jahr 1882 wurde der Stellenwert der heiligen Messe gegenüber den Andachtsformen geklärt: "Alle Andachten führen zur Messe, wenn sie gut begleitet sind und der Begleiter weiß, wohin er geht."<ref>aus: Päpstliches Komitee für die Eucharistischen Weltkongresse: Die Eucharistischen Weltkongresse für eine Neu-Evangelisierung, Vatikanische Verlagsbuchhandlung, Vatikanstadt 1991, S. 43.</ref>
Das Zweite Vatikanische Konzil bestimmte über die Andachten in seiner Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium (Nr. 16):
- "Die Andachtsübungen des christlichen Volkes werden sehr empfohlen, sofern sie den Vorschriften und Regeln der Kirche entsprechen. Das gilt besonders, wenn sie vom Apostolischen Stuhl angeordnet sind. Besonderer Würde erfreuen sich auch die gottesdienstlichen Feiern der Teilkirchen, die gemäß Gewohnheit oder nach rechtlich anerkannten Büchern in bischöflichem Auftrag gehalten werden. Diese Übungen und Feiern sollen indes die liturgische Zeit gebührend berücksichtigen und so geordnet sein, dass sie mit der heiligen Liturgie zusammenstimmen, gewissermaßen aus ihr herausfließen und das Volk zu ihr hinführen; denn sie steht von Natur aus weit über ihnen."
Inhaltsverzeichnis
Aus dem Gotteslob (1975)
Nr. 771: [....] Man kann eine Andacht nehmen, wie sie vorliegt, oder man wählt einzelne Stücke aus, etwa eines mit dem allgemeinen Thema und dazu eines mit dem Thema des besonderen Anlasses. Auch ein Einzelstück zusammen mit dem Eröffnungs- und Schlussteil oder zusammen mit einer entsprechenden Litanei oder einem Risenkranzgesätz kann eine Andacht ergeben, ebenso Abschnitte verschiedener Andachten. Die Andacht wird regelmäßig mit einem geeigneten Lied oder sonstigen Eröffnungsgesang (Invitatórium) begonnen, sie wird vielerorts mit einem Mariengruß abgeschlossen. Die einzelnen Teile jeder Andacht werden durch Gesang, zum Beispiel durch die Strophen eines durchgehenden Liedes, voneinander abgesetzt. Bei einigen Andachten können die Wechselteile gesungen werden. Der Gebetsteil der Andachten mündet in der Regel aus in das Gebet des Herrn. [....]
Die nachfolgenden Andachten im "Gotteslob" beginnen mit solchen zu den O-Antiphonen der Adventszeit (dt.).
Andacht im Sinn von andächtig
Andacht im Sinn von andächtig besagt, die Seele von ganzem Herzen, mit all ihrer selbstlosen Liebeskraft, Gott «sich hingeben, sich aufopfern». Der Sinn des Wortes «devovere» weist darauf hin. Wir kennen das Wort Christi: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit deiner ganzen Seele» (Mt 22, 37). Er sagt nicht: von Herzen und mit der Seele, sondern: von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, «ex toto corde» ... Die Wiederholung des Wortes «totus» weist darauf hin, welche Bedeutung der devotio, der Hingabe, zukommt; sie besagt Höchstmaß der Liebe.
Man versteht darunter oft fühlbare Tröstungen im Gebet. Das ist die allgemeine Ansicht, aber es ist ein Irrtum. Man kann in der größten geistlichen Trockenheit sein und dennoch in tiefer Andacht beten. Die hl. Johanna von Chantal erzählt vom hl. Franz von Sales: «Er sagte mir einmal, er achte nicht im geringsten darauf, ob er sich im Zustand des Trostes oder der Verlassenheit befinde; wenn der Herr ihm gute Regungen eingebe, nehme er sie in aller Einfachheit an; wenn er ihm keine gebe, denke er nicht daran.» (Lettres de sainte Chantal, n° 121, dans CEuvres complètes de saint François de Sales. Lyon, Périsse, 1851, S. 118). Die echte Andacht besteht also nicht in fühlbarer Innigkeit. Als Christus zu seinem Vater sprach: «Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?» (Mt 27, 46), betete er zweifellos in vollkommener Weise, und doch empfand er keinerlei Trost, im Gegenteil.<ref> vgl. Columba Marmion, S. 301.</ref>
Päpstliches
- 26. Mai 1937 Heiliges Offizium: Dekret über die Nichteinführung neuer Gottesdienst- und Andachtsformen und über die Beseitigung eingewurzelter diesbezüglicher Missbräuche.
- 18. Juni 1938 Heiliges Offizium: Dekret zur Einführung einer besonderen Verehrung des Heiligsten Hauptes unseres Herrn Jesus Christus
- 12. Dezember 1939 Heiliges Offizium: Dekret über die Verwerfung gewisser Frömmigkeitsformen
Anmerkungen
<references />