Nationalsozialismus
Der Nationalsozialismus ist eine totalitäre Ideologie im 20. Jahrhundert, die an der Person Adolf Hitlers (1889-1945) ausgerichtet war und von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) vertreten wurde, die 1920 gegründet wurde und im Januar 1933 an die Macht gelangte.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale und Entwicklung
Die Ideologie verband den Rückgriff auf archaische, heidnisch-germanische Mythen und einen verdrehten Sozialdarwinismus mit einer angeblich "wissenschaftlichen" Rassenlehre, die höher gestellt wurde als die Religion, und das zusammen mit einem ausgeprägtem Antisemitismus. Hinzu trat zunehmend ein Hass auf die katholische Religion und die römisch-katholische Kirche. Präferiert wurde stattdessen eine heidnische Sammlungsbewegung, in der sich die "Volksgemeinschaft" um den charismatischen "Führer" vereinen sollte. Im Nationalsozialismus sahen manche ein neues Glaubensbekenntnis und einen Ersatz für die Religion.
Der Nationalsozialismus hatte sich durch Verlautbarungen seiner Vertreter und in seiner Pressearbeit gegen die Bibel des Alten Testamentes, die heilige Schrift des jüdischen Volkes, erklärt. Er lehnte Lüge und Mord als Mittel zum Zweck grundsätzlich nicht ab. Das nationalsozialistische Programm war nicht vereinbar mit der katholischen Lehre und ihren Grundsätzen, es enthielt Irrlehren und lehnte wesentliche Punkte des christlichen Glaubens ab. Dementsprechend wählten Katholiken in höherem Maß als andere Gruppen demokratische Parteien, vor allem die katholische Zentrumspartei, und verweigerte dem Nationalsozialismus die Unterstützung.
Nach der "Machtergreifung" am 30. Januar 1933 machte Reichskanzler Adolf Hitler in seiner Regierungserklärung vom 23. März 1933 den Kirchen weitreichende Zugeständnisse: "Die nationale Regierung sieht in den beiden christlichen Konfessionen wichtigste Faktoren der Erhaltung unseres Volkstums. Sie wird die zwischen ihnen und den Ländern abgeschlossenen Verträge respektieren; ihre Rechte sollen nicht angetastet werden." Die deutschen Bischöfe bezogen trotz mancher Bedenken in einem gemeinsamen Hirtenbrief am 8. Juni 1933 eine wohlwollende Position zum neuen Staat. Am 20. Juli 1933 wurde das Reichskonkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich unterzeichnet, über das bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten verhandelt worden war.<ref>katholisch.de: Kreuz und Hakenkreuz</ref>
Jedoch bereits im Herbst 1933 begannen konkordatswidrige Repressalien gegen kirchliche Einrichtungen. Die Nationalsozialisten unterzogen die kirchliche Presse einer immer stärkeren Zensur, die Bekenntnisschulen wurden mehr und mehr bedrängt und es kam zu Auseinandersetzungen zwischen der katholischen Caritas und der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt um die Kinder- und Jugendfürsorge. Bald wurden auch die ersten Priester und verantwortliche Laien in die Konzentrationslager (KZ) eingewiesen und dort misshandelt. Ein ähnliches Schicksal erlitten auch Homosexuelle und Bibeltreue Christen (Zeugen Jehovas). Das Regime betrieb die systematische Vernichtung jüdischer Menschen und in verschiedenen Euthanasieprogrammen die Tötung von Behinderten. Dennoch stieg seit Beginn des Krieges 1939, der zunächst durch Siege im "Blitzkrieg" gegen Polen und Frankreich geprägt war, die Zustimmung der Deutschen, seit 1938 auch vieler Österreicher, zum nationalsozialistischen Regime noch an. Jedoch zeigte sich bald, dass die "Bewegung" keinen festen Rechtsstatus innerhalb der Völkergemeinschaft anstrebte, was Papst Pius XII. schon in seiner Antrittsenzyklika Summi pontificatus präzise diagnostizierte und scharf verurteilte. Vielmehr infizierte der Macht- und Rassenwahn des Nationalsozialismus Krieg und Politik, so dass die Bedrohung der Zivilisation mit "ewigem Kampf" und der massenhaften Vernichtung "minderwertiger" Menschen die Gegner Hitlers zusammenschloss, einschließlich der totalitären und atheistischen Sowjetunion. Diese Koalition der "Alliierten" (Verbündeten) besiegte die Hitler-Wehrmacht am 8. Mai 1945.
Eine umfassende Bewältigung der NS-Vergangenheit begann in Deutschland erst verhältnismäßig spät gegen Ende der 1960er-Jahre. NS-Propaganda, das Verwenden damaliger Symbole und politische Betätigung im nationalsozialistischen Sinn sind heute in Deutschland und Österreich verboten. Im Neonazismus und Rechtsextremismus werden nationalsozialistische Ideen und Ziele weiter vertreten.
Religionsfeindlichkeit des Nationalsozialismus
Adolf Hitler und die Nationalsozialisten diskriminierten und verfolgten die Juden, weil sie diese ausrotten wollten. Hitler diffamierte und brachte führende katholische Persönlichkeiten, Geistliche, Ordensleute und Journalisten ins KZ wie die Juden und ließ sie umbringen. Nach dem Sieg plante er «jeden katholischen Geistlichen aufzuhängen» und «die Kirchen und das Christentum zu vernichten». Wie dies im einzelnen erfolgen sollte, geht aus einem Drei-Punkte-Programm hervor, das der Führer persönlich abzeichnete. Es sah vor:
- 1. Sofortige und bedingungslose Abschaffung sämtlicher Religionsbekenntnisse mit gleichzeitiger Proklamierung Adolf Hitlers zum neuen Messias.
- 2. Der Führer ist dabei als Mittelding zwischen Erlöser und Befreier hinzustellen, jedenfalls als ein Gottgesandter, dem göttliche Ehren zustehen.
- 3. Die vorhandenen Kirchen, Kapellen, Tempel und Kultstätten der verschiedenen Religionsbekenntnisse sind in "Adolf-Hitler-Weihestätten" umzuwandeln. Handschriftliche Anmerkung Hitlers: Der erste brauchbare Entwurf! Zur Bearbeitung an Dr. Goebbels.» <ref>Aus: Ökumene gegen Herz-Mariä-Verehrung Katholisches Schriften Apostolat 2004, S. 11; Hans Baum: Die apokalyptische Frau aller Völker. Christiana Verlag 1983, S 189: "Ohne Durchschlag - Streng reservat! Nur für den Führer bestimmt" vom "14. August 1943"</ref>
Kirchliche Reaktionen zum Nationalsozialismus
- 14. März 1937 Enzyklika Mit brennender Sorge an die Erzbischöfe und Bischöfe, Deutschlands über die Lage der katholischen Kirche im "Dritten Reich".
- 12. September 1943 Deutsche Bischofskonferenz: Hirtenbrief gegen das Dritte Reich (in verklausulierter Form - die schärfste gemeinsame Äußerung der Bischöfe).<ref>Als Deutschlands Bischöfe die Nazimorde verurteilten Katholisch.de am 12. September 2018</ref>
Michael Kardinal von Faulhaber
- 1939 dankte der Kardinal der "göttlichen Vorsehung", dass der "Führer" bei dem Münchener Attentat überlebte.<ref>http://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article120931055/Der-Kardinal-der-Hitler-beglueckwuenschte.html </ref>
Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus war der Widerstand von Einzelpersonen und Gruppen wie der des Attentats vom 20. Juli 1944 um Graf Schenk von Stauffenberg oder des Kreisauer Kreises und Institutionen wie Kirchen, Gewerkschaften oder Parteien zwischen 1933 und 1945. Priester prangerten in Predigten Euthanasie, Judenverfolgung oder Konzentrationslager an und erhielten daraufhin Rede- und Schreibverbot oder wurden in Konzentrationslagern inhaftiert. Die Bekennende Kirche war eine Bewegung evangelischer Christen. Sie lehnte die Kirchengleichschaltung ab. Daneben leisteten einige Mitglieder wie die Pfarrer Martin Niemöller oder Dietrich Bonhoeffer passiven oder aktiven Widerstand.
Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster, kritisierte in Predigten die Rassenideologie Alfred Rosenbergs, die Gestapo und die Aktion T4 und konnte sogar erreichen, dass dieses Euthanasieprogramm zeitweilig gestoppt wurde. Der Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg setzte sich öffentlich für die verfolgten Juden ein und wandte sich, wie von Galen, gegen die systematische Ermordung unheilbarer Kranker.
Der Kreuzkampf im Oldenburger Land des Bistums Münster war ein Zeugnis offenen Volkswiderstandes gegen die Nationalsozialisten. Nach dem Verbot der Kreuze in den Schulen brach 1936 ein so starker Proteststurm aus, dass dieses Verbot schließlich wieder aufgehoben werden musste. Zu ähnlichen Ereignissen kam es nach dem Schulkreuzerlass des bayerischen Innenministers und Gauleiters Adolf Wagner 1941 in ganz Ober- und Niederbayern. Auch hier wurde der Erlass wenig später wieder zurückgenommen.
Der Katholische Jungmännerverband bezog im Wahlkampf 1933 gegen die NSDAP Stellung und widersetzte sich dem erzwungenen Rückzug aus dem öffentlichen Leben; er wurde 1938 aufgelöst. Der Kölner Kreis war ein ziviler Widerstandskreis aus dem Umfeld des politischen Katholizismus, besonders der Katholischen Arbeiterbewegung, von deren Fuktionären mehrere im KZ ermordet wurden wie Präses Dr. Gustav Otto Müller, Verbandssekretär Bernhard Letterhaus und der Hauptschriftleiter, der selige Nikolaus Groß. Der Junge Bundschuh war eine Fluchthelfergruppe, die hauptsächlich aus Katholiken bestand. Hugolinus Dörr SVD, ein katholischer Missionar, gründete die Saarländische Wirtschaftsvereinigung gegen die Eingliederung des Saarlands ins Deutsche Reich. Die Mitglieder der Weißen Rose, Hans Scholl, Sophie Scholl, Christoph Probst, Willi Graf und Alexander Schmorell, druckten und verteilten vom Juni 1942 bis zum Februar 1943 Flugblätter. Sie handelten nach eigener Aussage aus christlicher Überzeugung.
Der selig gesprochene Provikar Carl Lampert trat gegen das NS-Regime auf und wurde hingerichtet. Ebenso die drei Lübecker Kapläne Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange.
Im Deutschen Reich gab es zwischen 1933 und 1945 nur sehr wenige Bürger, die im Alltag die Zivilcourage aufbrachten, sich dem System des NS-Staates zu verweigern oder gar zu widersetzen. Aber es gab vereinzelt auch diesen zivilen Widerstand im Kleinen, indem Anordnungen der Regierung nicht befolgt wurden, Bürger, die Juden versteckten oder Zwangsarbeiter mit Nahrung versorgten wie beispielsweise Heinrich Stühlmeyer, Gefängnisbeamte, die Akten „verlegten“, um Häftlinge vor der Hinrichtung zu bewahren. Diese Einzelaktionen bedeuteten für die betroffenen Personen eine beträchtliche Gefahr inhaftiert oder getötet zu werden, wie beispielsweise im KZ-Emslandlager.
Untergang des Nationalsozialismus
Papst Pius XII. weihte am 31. Oktober 1942 in der Radioansprache Regina del santissimo rosario an das portugiesische Volk, die Welt dem Unbefleckten Herz Mariens. Die Ordensschwester Lúcia dos Santos hatte den Heiligen Vater mehrmals darum gebeten, um die Greuel des Krieges abzukürzen. Nach dieser Weihe ereigneten sich schwere Niederlagen an folgenden Tagen:
- 2. Februar 1943: Fest Maria Lichtmess: Stalingrad fällt. Die eingeschlossene Armee ergibt sich.
- 13. Mai 1943: Fatimatag: Ende des Krieges in Nordafrika.
- 15. August 1943: Fest Aufnahme Mariens in den Himmel: Sizilien fällt.
- 8. September 1943: Fest Mariä Geburt: Italien kapituliert.
- 15. August 1944: Fest Aufnahme Mariens in den Himmel: Landung der Aliierten bei Toulon. Die deutsche Westfront wird von Südfrankreich aus in ihrer Läge aufgerollt.
- 12. September 1944: Fest Mariä Namen: Die Aliierten überschreiten die deutsche Reichsgrenze.
- 8. Mai 1945: Fest der Erscheinung des heiligen Erzengels Michael, des Schutzpatrons Deutschlands: Kapitulation der letzten deutschen Heerestruppe.
- 15. August 1945: Fest Aufnahme Mariens in den Himmel: Japan kapituliert. Ende des Zweiten Weltkrieges. <ref>Ökumene gegen Herz-Mariä-Verehrung. Eine kritische Auseinandersetzung, Katholisches Schriftenapostolat, S.10</ref>
Literatur
- Irene Harand: "SEIN KAMPF" - ANTWORT AN HITLER. Selbstverlag, Wien 1935.
- Ulrich von Hehl, Christoph Kösters (Bearb.): Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, 2 Bände, 4. Auflage, Schöningh Verlag Paderborn [u. a.] 1998.
- Michael Hesemann: Hitlers Religion, München 2004.
- Michael Hesemann: Der Papst, der Hitler trotzte. Die Wahrheit über Pius XII., Sankt Ulrich Verlag 2008, ISBN 978-3-86744-064-6.
- Josef Hofmann: Als Katholik unter Nazis, Mein Leben mit der Kirche in den jahren 1938 bis 1945 Stella Maris Verlag 2000, ISBN 3-934225-05-5.
- Heinz Hürten: Deutsche Katholiken 1918−1945, Schöningh Verlag, Paderborn [u. a.] 1992, ISBN 3-506-73966-2 (700 S.)
- Karl-Joseph Hummel, Michael Kißener (Hg.): Die Katholiken und das Dritte Reich. Kontroversen und Debatten, Schöningh Verlag, Paderborn [u. a.] 2009, ISBN 978-3-506-76844-5 (317 S.)
- Christoph Kösters, Mark Edward Ruff (Hg.): Die katholische Kirche im Dritten Reich. Eine Einführung, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2011 ISBN 978-3-451-30700-3 (220 S.)
- Alfred Läpple: Kirche und Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich: Fakten, Dokumente, Analysen. Pattloch Verlag Aschaffenburg 1980, 450 Seiten, ISBN 3557911683.
- Georg May: Kirchenkampf oder Katholikenverfolgung? Ein Beitrag zu dem gegenseitigen Verhältnis von Nationalsozialismus und den christlichen Bekenntnissen Christiana Verlag 1991, 1. Auflage, 752 Seiten, ISBN 3-7171-0942-1.
- Georg May: Kirche und Nationalsozialismus. Kollaboration oder Widerstand? Teil I; Schriften des Initiativkreises katholischer Laien und Priester Augsburg, Heft 27 (65 Seiten: pdf-Datei).
- Georg May: Kirche und Nationalsozialismus. Kollaboration oder Widerstand? Teil II; Schriften des Initiativkreises katholischer Laien und Priester Augsburg, Heft 28 (78 Seiten: pdf-Datei).
- Schriften des Initiativkreises katholischer Laien und Priester in der Diözese Augsburg e.V.: Heft 27, Georg May: Kirche und Nationalsozialismus. Kollaboration oder Widerstand? als PDF-Datei
- Barbara Stühlmeyer/Ludger Stühlmeyer, Bernhard Lichtenberg. Ich werde meinem Gewissen folgen. Verlag ToposPlus Kevelaer 2013, ISBN 978-3-836708-35-7.
- B. J. J. Visser: Gewalt gegen Gewissen. Nationalsozialismus - Vatikan - Episkopat. Die Entlarvung einer Geschichtsfälschung. Johann Wilhelm Naumann Verlag 1974, 268 Seiten.
- Johannes Würth: Priester im Dritten Reich. Erinnerungen eines Pfarrers. Christiana Verlag 1992, 96 Seiten.
Weblinks
- Die Katholiken und das Dritte Reich Zusammenfassende deutsche Kirchengeschichte
- Katholische Kirche und Nationalsozialismus Karl-Leisner-Jugend
- Christus !- nicht Hitler Zeugnis und Widerstand von Katholiken in der Zeit des Nationalsozialismus.
- Katholische Kirche und Nationalsozialismus Katholisches Informationsportal kath-info.
- Reihe Credo: Grundkurs Philosophie bei Radio Horeb, Ref.: DDDr. Peter Egger: Teil 153; Teil 154; Teil 155
Anmerkungen
<references />