Reform

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Reform (lat. für re zurück; formatio Gestaltung: Wiederherstellung) bezeichnet in der Kirche eine Neugestaltung der gegenwärtigen Situation nach den Vorgaben der Tradition und der Heiligen Schrift.

Erklärung

Mit Reform wird in der katholischen Kirchengeschichte ausschließlich der immer notwendige Einsatz für die Wiedergewinnung einer Christus und dem Anspruch der Kirche gemäßeren Form des Glaubenslebens (im Kirchenrecht, Liturgie und Lehre). Das schließt Anpassungen an Erfordernisse der aktuellen Epoche nicht aus, aber Sinn der katholischen Reform (Konzil von Trient, I. Vatikanum, II. Vatikanum) ist nicht nur Ändern, "Erneuern" aus Prinzip oder als Selbstzweck. Auch akzeptiert das Evangelium kein Weltbild, wonach die Geschichte in einer selbsttätigen, alles bestimmenden "Evolution" befangen ist. Die Entwicklung des Reiches Gottes in der Geschichte ist immer am Werk und auch immer bedroht, bis zur Wiederkunft des Herrn.

Jede wahre und dauernde Reform ging letzten Endes vom Heiligtum aus; von Menschen, die von der Liebe zu Gott und dem Nächsten entflammt und getrieben waren. Aus ihrer großmütigen Bereitschaft heraus, auf jeden Ruf Gottes zu hören und ihn zunächst in sich selbst zu verwirklichen, sind sie in Demut und mit der Selbstsicherheit von Berufenen zu Leuchten und Erneuerern ihrer Zeit herangewachsen. Wo der Reformeifer nicht aus dem reinen Schoß persönlicher Lauterkeit geboren wurde, sondern Ausdruck und Ausbruch leidenschaftlicher Anwandlungen war, hat er verwirrt, statt zu klären; niedergerissen, statt aufzubauen; ist er nicht selten der Ausgangspunkt für Irrwege gewesen, die verhängnisvoller waren als die Schäden, die man zu bessern beabsichtigte oder vorgab. Gewiss – Gottes Geist weht, wo Er will.<ref>Joh 3, 8 </ref> Er kann Sich aus Steinen Wegbereiter Seiner Absichten erwecken.<ref> Mt 3, 9 ; Lk 3, 8 </ref> Er wählt die Werkzeuge Seines Willens nach eigenen Plänen und nicht nach denen der Menschen. Aber Er, der die Kirche gegründet und sie im Pfingststurm ins Dasein gerufen hat, Er sprengt nicht das Grundgefüge der von Ihm selbst gewollten Heilsstiftung. Wer vom Geiste Gottes getrieben ist, hat von selbst die gebührende innere und äußere Haltung gegenüber der Kirche, der Edelfrucht am Baume des Kreuzes, dem Pfingstgeschenk des Gottesgeistes an die führungsbedürftige Welt.<Pius IX.: Enzyklika Mit brennender Sorge Nr. 23<(ref>

Papst Franziskus nennt ein Kriterium einer Reform und zitiert den heiligen Thomas von Aquin, der "betonte, dass die Vorschriften, die dem Volk Gottes von Christus und den Aposteln gegeben wurden, ,ganz wenige' sind. Indem er den heiligen Augustinus zitierte, schrieb er, dass die von der Kirche später hinzugefügten Vorschriften mit Maß einzufordern sind, ,um den Gläubigen das Leben nicht schwer zu machen' und unsere Religion nicht in eine Sklaverei zu verwandeln. Diese Warnung, die vor einigen Jahrhunderten gegeben wurde, besitzt eine erschreckende Aktualität. Sie müsste eines der Kriterien sein, die in Betracht zu ziehen sind, wenn über eine Reform der Kirche und ihrer Verkündigung nachgedacht wird, die wirklich erlaubt, alle zu erreichen." (Evangelii gaudium, 24. November 2013, Nr. 43)

Auf die Frage, ob der Papst bei möglichen Reformen das letzte Wort habe, sagte Rainer Kardinal Woelki im Dezember 2019: "Das letzte Wort hat Christus. Aber im Zweifelsfalle spricht es der Papst aus."<ref>Kardinal Woelki warnt Kirche vor Herumbasteln an äußeren Formen, "Der Glaube ist entscheidend" Domradio am 23. Dezember 2019</ref>

Dom Columba Marmion erklärt, ob eine Reform von unten oder oben erfolgen soll: Er sagt:

"In jeder Epoche wurden in der Kirche Reformen durchgeführt. Der Niedergang der christlichen Sitten, dogmatische Irrtümer, die Anpassung an neue soziale Bedürfnisse haben sie notwendig gemacht. Diese Neugestaltung soll grundsätzlich nicht von den Gliedern ausgehen, sondern vom Haupt. Die Glieder können solche Maßnahmen anregen und darum bitten; es steht ihnen jedoch nicht zu, anders als in Zusammenarbeit mit der rechtmäßigen Autorität die Initiative zu ergreifen.
Denken wir an die Ereignisse des 16. Jahrhunderts. Die Kirche bedurfte offensichtlich einer Erneuerung. Luther, Zwingli, Calvin und Melanchton wollten eine durchgreifende Änderung herbeiführen, ohne einen Auftrag dazu erhalten zu haben. Ihre Absicht war nicht schlecht; Melanchton z. B. verabscheute die Übertreibungen Luthers und seine unleugbare Ehrlichkeit zwingt zu Achtung. Doch diese Bewegung kam von unten und trennte ganze Völker von der Einheit der Kirche.
Die Neugestaltung wurde vom Konzil von Trient verwirklicht. Diese kam von oben, wirkte vom Haupt auf die Glieder. So war sie von Gott gewollt, und unter der Führung des Heiligen Geistes brachte sie größten Nutzen.
Bemühen wir uns, in unsern Worten und Handlungen «die Einheit in der Liebe» zu wahren. Vermeiden wir um jeden Preis alles, was trennt, was die Kräfte spaltet, sei es in der Kirche, in der Diözese, in der Pfarrei oder in irgendeiner Gemeinschaft."<ref> Columba Marmion: Christus, das Ideal des Priesters, S. 225.</ref>

Zitat

Seliger Ivan Merz<ref> Kath-info am 24. Februar2021</ref>

Literatur

  • Georg May: Echte und unechte Reform, Verbesserte Fassung eines Vortrags, der am 13. November 1977 in der Tonhalle zu St. Gallen gehalten wurde. Mediatrix Verlag Wien 1978 (204 Seiten; ISBN 3-85406-004-1; Sarto Verlag Stuttgart 2003 (155 Seiten; ISBN 3-932691-27-X).
  • Msgr. Rudolf Michael Schmitz: Christus vincit – Elemente einer katholischen Reform Verlagsbuchhandlung Sabat Kulmbach 2020 (80 Seiten, ISBN 978-3-943506-73-0).

Weblinks

Anmerkungen

<references />