Galileo Galilei
Galileo Galilei (* 15. Februar 1564 in Pisa; † 8. Januar 1642 in Arcetri bei Florenz) war ein Mathematiker, Physiker und Astronom, der weltgeschichtliche Berühmtheit auch dadurch erlangt hat, dass er 1633 zum Opfer eines Ausspruchs der römischen Inquisition wurde. Da er zunächst nicht bereit war, die Hypothese von der Umdrehung der Erde um die Sonne (das heute veraltete heliozentrische Weltbild), die zu seiner Zeit noch unbewiesen war, gegenüber dem Zeugnis der Heiligen Schrift zurückzustellen, wurde ihm vorgeworfen, er lehre, dass die Bibel irren könne. Das sollte die römische Theologie im Zeitalter der Gegenreformation vor allem nicht in Gegensatz zur bibeltreuen Reformation bringen.
Der mit Galilei befreundete Papst Urban VIII. fühlte sich überdies beleidigt dadurch, dass Galilei ihm in seinem Dialogo die Rolle des Simplicio, des Einfältigen zugedachte, der das geozentrische Weltbild lehrte. Dabei war gerade dieser Papst der Wissenschaft gegenüber äußerst aufgeschlossen eingestellt. Galilei, dessen unbestrittene wissenschaftliche Meriten von der Nachwelt häufig überbetont werden, unterwarf sich dem zweideutigen Urteil der Inquisition, setzte seine Forschungen unter Aufsicht fort und starb 1642 versöhnt mit der Kirche. Eine Rehabilitation war schon deshalb im Rechtssinne nicht möglich, da Galilei selbst seine Position preisgegeben hatte.
Wie Walter Brandmüller herausgearbeitet hat, muss man aus heutiger Sicht der Inquisition hinsichtlich ihres Wissenschaftsbegriffs, Galilei aber hinsichtlich seiner Bibelauslegung zustimmen; d.h. die Kompetenzüberschreitung war gegenseitig verkehrt.
Die wissenschaftliche Nachwelt schuf den Mythos vom Inquisitionsopfer und Vorkämpfer für die Geistesfreiheit, der Galilei als päpstlicher "Günstling" zu Lebzeiten keineswegs war. Allerdings hat der Fall Galilei dem Katholizismus ein Jahrhunderte währendes Problem mit den Folgen dieses beiderseits partiell irrtumsbehafteten Verfahrens eingetragen, wenngleich ähnlich fehleranfällige Inquisitionsprozesse (gerade deswegen) an der römischen Kurie nicht wieder vorgekommen sind.
Am 31. Oktober 1992 hat Papst Johannes Paul II. anlässlich einer Ansprach vor der päpstlichen Akademie der Wissenschaften den (einzigen bekannten) Übergriff der Inquisition auf ein Gebiet, für das sie per definitionem selbst keine Kompetenz besaß, offen eingeräumt.
Literatur
- Walter Brandmüller: Der Fall Galilei und die Kirche, Media Maria Verlag Illertissen 2021 (320 Seiten, ISBN 978-3947931262, 1. Edition).