Seligkeit

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Seligkeit ist der vollkommene, sichere, unverlierbare Besitz des höchsten Gutes unter Ausschluss allen Übels. Für den Menschen kann das höchste Gut nur Gott sein, und der vollkommene Besitz des höchsten Gutes kann nur in der Erkenntnis und Liebe Gottes und der sie begleitenden Freude bestehen.

Die Natürliche Seligkeit

In einer natürlichen Weltordnung wäre die Seligkeit des Menschen eine rein natürliche, d. h. sie wäre auf jenes Maß von Glück und Frieden beschränkt, das in der natürlichen (aus der Betrachtung der Geschöpfe gewonnenen) Gotteserkenntnis und der aus ihr fließenden Liebe enthalten sein kann. Nach manchen Theologen wird diese den ungetauft gestorbenen Kindern im Jenseits zuteil.

Die Übernatürliche Seligkeit

In der gegenwärtigen Ordnung ist das verpflichtende Endziel der Menschen die übernatürliche Teilnahme an der Seligkeit des Dreifaltigen Gottes durch die unmittelbare Vereinigung mit ihm, die Anschauung Gottes (visio beatifica), zu der wir als Glieder Christi in der Gemeinschaft der Heiligen im Himmel gerufen sind (1 Jo 3, 17f 14; 1 Kor 13, 12ff; I. Vatikanisches Konzil, Sess. 3 can. 3, Dz. 1808, Benedikt XII., Constitutio Benedictus Deus", 29. 1. 1336, Dz. 530 u. a.).

Die Seligkeit des Menschen wird daher tatsächlich eine übernatürliche sein. Sie bedeutet für ihn selbst die volle Entfaltung aller seelischen Fähigkeiten unter dem Einfluss der Gnade und des sie ergänzenden Lichtes der Herrlichkeit, dessen Auswirkungen nach der Wiedervereinigung der Seele mit dem Leib auch die Sinne ergreifen.

Der wesentliche Gegenstand dieser Schau ist der Dreifaltige Gott, wie er in sich ist. Zu ihr kommt als nicht wesentlich (akzidentell) hinzu die Erkenntnis und Freude über geschaffene Güter, entsprechend der besonderen Beziehung des einzelnen zur Welt. Die Seligkeit muss ewig und unverlierbar sein, und die Seligen müssen um diese Ewigkeit und Unverlierbarkeit wissen, da zusammen mit der Furcht vor dem Verlust vollkommener Besitz des höchsten Gutes nicht besteht. Daraus ergibt sich. dass die Seligen weder sündigen noch jemals sündigen können (Unsündlichkeit), da jede Sünde Trennung von Gott oder wenigstens Minderung der Gottvereinigung mit sich bringen würde.

Grad der Seligkeit

Der Grad der Seligkeit ist je nach dem Maße der Gnade und des Verdienstes verschieden, denn sie wird nach der Schrift und den Äußerungen späterer Konzilien als Lohn gegeben (Mt 5. 12; 25,34-46; 24,45-48 u. a.; Konzil v. Trient Sess. 6 can. 22, Dz. 842). Der Lohngedanke widerspricht nicht der Selbstlosigkeit der Gottesliebe, denn die Verherrlichung Gottes ist die Beseligung des Menschen, so dass diese jene einschließt. Eine Zunahme der Seligkeit nach der Auferstehung ist gewiss. Über das „Wie“ hat der ältere Thomas von Aquin eine andere Meinung als der jüngere. Während er in seinem Frühwerk, dem Sentenzenkommentar, eine Zunahme der Seligkeit an Ausdehnung und Grad der Erkenntnis und Liebe annimmt, verteidigt er in seiner Summa theologica nur eine größere Ausbreitung durch Übergreifen der Seligkeit auf den Leib.

Bedeutung der Glückseligkeit

Die Bedeutung der christliche Lehre von der Glückseligkeit liegt darin, dass im Lichte dieses Zieles und um dieser Vollendung willen das irdische Leben sinnvoll erscheint. Die Gewissheit, dass das Leben erst nach dem Tode zu seiner Fülle gelangt, verleiht dem Menschen erhöhte Kraft, daraufhin alles zu wagen. Der Gedanke an die Befriedigung auch des natürlich-edlen Verlangens im übernatürlichen Glück verbietet es dem Christen, den Verlust eines irdischen Gutes, einschIießlich des Lebens oder des äußeren Zusammenseins mit anderen Menschen. als endgültig zu betrachten. Die christliche Glückseligkeitslehre ist die Grundlage der christlichen Hoffnung.

Die christliche Glückseligkeit im KKK (1720-1724) und der Heiligen Schrift

Das Neue Testament verwendet mehrere Ausdrücke, um die Glückseligkeit zu bezeichnen, zu der Gott den Menschen beruft: das Kommen des Reiches Gottes [Vgl. Mt 4,17]; die Schau Gottes: „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8) [Vgl. 1 Joh 3,2; 1 Kor 13,12]; das Eingehen in die Freude des Herrn [Vgl. Mt 25,21.23] und das Eintreten in die Ruhe Gottes [Vgl. Hebr 4,7–11] (Vgl. dazu auch 1027).

„Da werden wir feiern und schauen, schauen und lieben, lieben und preisen. Ja, so wird es am Ende endlos sein. Denn was für ein Ziel haben wir, wenn nicht das, zum Reich zu gelangen, das kein Ende haben wird?“ (Augustinus, civ. 22,30).

Gott hat uns ins Dasein gerufen, damit wir ihn erkennen, ihm dienen, ihn lieben und so ins Paradies gelangen. Die Seligkeit gibt uns Anteil „an der göttlichen Natur“ (2 Petr 1,4) und am ewigen Leben [Vgl. Joh 17,3]. Mit ihr tritt der Mensch in die Herrlichkeit Christi ein [Vgl. Röm 8,18] und in die Wonne des dreifaltigen Lebens (Vgl. dazu auch 260).

Solche Seligkeit übersteigt den Verstand und die Kräfte des Menschen. Sie wird durch die Gnade Gottes geschenkt. Darum nennt man sie übernatürlich, wie die Gnade, die den Menschen auf den Eintritt in die Freude Gottes vorbereitet (Vgl. dazu auch 1028).

„‚Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.‘ In seiner Größe und unaussprechlichen Herrlichkeit wird zwar ‚niemand Gott schauen und leben‘, denn unfassbar ist der Vater. In seiner Liebe, Menschenfreundlichkeit und Allmacht aber geht er so weit, dass er denen, die ihn lieben, das Vorrecht gewährt, Gott zu schauen ... ‚Denn was den Menschen unmöglich ist, ist Gott möglich’“ (Irenäus, hær. 4,20,5) (Vgl. dazu auch 294).

Die verheißene Seligkeit stellt uns vor wichtige sittliche Entscheidungen. Sie lädt uns ein, unser Herz von bösen Trieben zu läutern und danach zu streben, Gott über alles zu lieben. Sie lehrt uns: Das wahre Glück liegt nicht in Reichtum und Wohlstand, nicht in Ruhm und Macht, auch nicht in einem menschlichen Werk – mag dieses auch noch so wertvoll sein wie etwa die Wissenschaften, die Technik und die Kunst – und auch in keinem Geschöpf, sondern einzig in Gott, dem Quell alles Guten und aller Liebe (Vgl. dazu auch 2519, 227).

„Vor dem Reichtum beugen alle die Knie; ihm huldigt die Menge, die ganze Masse der Menschen instinktiv. Sie bemessen das Glück nach dem Vermögen, und nach dem Vermögen bemessen sie auch das Ansehen ... All das kommt aus der Überzeugung, dass man mit dem Reichtum alles könne. Reichtum ist eines der heutigen Idole, und die Bekanntheit ein anderes ... Die allgemeine Bekanntheit, die Tatsache, dass man bekannt ist und in der Welt Aufsehen erregt (was man ein Presserenommee nennen könnte), ist nun zu etwas in sich Gutem geworden, zu einem höchsten Gut, zu einem Gegenstand wahrer Verehrung“ (J. H. Newman, mix. 5: Über die Heiligkeit).

Der Dekalog, die Bergpredigt und die Lehre der Apostel weisen uns den Weg, der zum Reich des Himmels führt. Wir gehen diesen Weg Schritt für Schritt in den alltäglichen Verrichtungen, gestützt durch die Gnade des Heiligen Geistes. Durch das Wirken des Wortes Christi tragen wir in der Kirche allmählich Früchte zur Ehre Gottes [Vgl. das Gleichnis vom Sämann: Mt 13,3–23].

Literatur

  • Abt Beaudran: Die erleuchtete Seele durch Betrachtung der evangelischen Gleichnisse, und der acht Seligkeiten. Sammt einem Anhange von Betrachtungen auf alle Tage des Monates. Aus dem Französischen des Herrn Abt Beaudran., in der Reihe: Geistliche Schriften des Herrn Abts, Achter Theil, Doll Verlag Augsburg 1805 (2. Auflage; 381 Seiten).
  • Karl Joseph Quadrupani: Anleitung zur wahren Gottseligkeit, Deutsch bearbeitet und mit Anmerkungen versehen von Ewald Bierbaum, Herder Verlag 1919 (183 Seiten).

Vitia et Virtutes, Ewige Seligkeit

Weblinks