Neues Geistliches Lied

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NGL-Festival auf Burg Feuerstein im Erzbistum Bamberg.

Unter Neues Geistliches Lied (gebräuliche Abkürzung: NGL) wird ein musikalisches Genre bezeichnet, das folgende Merkmale aufweist:

  • Religiöser Text; liturgische, biblisch orientierte, christliche politische Texte.
  • Zugehörigkeit zur Gattung Lied, stilistische Beeinflussung durch Popularmusik.
  • Das Lied ist für den gottesdienstlichen und katechetischen Gebrauch bestimmt.

Entwicklung und Rezeption

Verschiedene Faktoren führten seit den 1950er Jahren zur Entstehung verschiedener Stilrichtungen des Neuen Geistlichen Liedes. Zu nennen sind:

  • Katholiken- und Kirchentage
  • Wettbewerbe
  • Musicals und Poporatorien
  • Liederbücher und Gesangbücher

Aufführende des NGL sind zumeist Chöre, Bands sowie Gesang- und Instrumentalsolisten.

Zu den bekanntesten Pionieren der NGL-Szene zählt der frühere Bamberger Generalvikar Prälat Alois Albrecht und der aus dem Bistum Münster stammende Musiker Peter Janssens.

Innerhalb der Katholischen Kirche kommt es immer wieder zur Kritik am Neuen Geistlichen Lied. Gegner dieser Gattung werfen dem NGL eine Profanierung des Mysteriums des katholischen Glaubens vor. Lieder wie „Ins Wasser fällt ein Stein“, „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ oder ähnliche Stücke entsprechen nach der Auffassung mancher katholischer Theologen nicht Charakter und Würde der katholischen Liturgie. Viele Lieder seien zwar für Katechesen geeignet, jedoch lasse sich aufgrund ihrer oftmals unliturgischen Texte für sie kein Platz im Gottesdienst finden.

Auch die Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus<ref>Artikel: Mit allen Sinnen Gottes Geheimnis wahrnehmen. 50 Jahre Instruktion „Musicam sacram“: Ansprache des Heiligen Vaters an die Teilnehmer des Internationalen Treffens für Kirchenmusik in der Sala Clementia – 4. März 2017 und Kommentar: Grundlegende Kurskorrektur. In: Tagespost Nr. 28, Würzburg 7. März 2017, S. 7.</ref> haben wiederholt vor einer Banalisierung der Liturgie gewarnt. Allerdings ist diese Banalisierung nicht per se dem Neues Geistlichen Lied anzulasten, sondern einer oft gedankenlosen Liedauswahl, jedoch auch oft einer minderwertigen Qualität vieler Neuer Geistlicher Lieder. Gottesdienstliche Musik darf für Papst Benedikt XVI. „keine banalisierte Massenmusik sein“, sie muss „geschichtlich bewährte Musik“ sein. Sie muss sich „sowohl an den liturgischen Texten orientieren als auch sich am Gregorianischen Choral und an Giovanni Pierluigi da Palestrina messen lassen können“.<ref>Peter Bubmann, Papst Benedikt XVI. als Musiktheologe, in: Musik und Kirche, Heft 4/5, Jahrgang 2005, Bärenreiter-Verlag Kassel</ref>

Andererseits hat sich das Neue Geistliche Lied in der katholischen Kirche als gültige Ausdrucksform des Glaubens etabliert. Auch im Gotteslob und dessen Diözesanteilen finden sich Elemente aus dem Bereich des NGL. Etabliert hat sich das NGL in Familien- und Jugendgottesdiensten. Seit einiger Zeit haben verschiedene Diözesen Arbeitsstellen zur Pflege des NGL als eine wichtige Form der Kirchenmusik eingerichtet. Beispielhaft ist hier das Erzbistum Bamberg mit der Werkstadt Neues Geistliches Lied unter der Leitung des Pastoralreferenten und Musikers Tobias Lübbers, oder die Arbeit von Patrick Dehm im Bistum Limburg. Im Jugendhaus Düsseldorf befindet sich die Zentralstelle mit dem Referenten der Deutschen Bischofskonferenz für das Neue Geistliche Lied (Arbeitsstelle für Jugendseelsorge). Im angeschlossenen Verlag Haus Altenberg werden regelmäßig neue geistliche Lieder veröffentlicht.

Zentren des NGL

In zahlreichen Gemeiden bildeten sich Kinder- bzw. Jugendscholen, Gospelchöre und Jugendbands, die das NGL pflegen. Orte wie zum Beispiel

wurden zu regelmäßigen Festival- und Fortbildungszentren.

Bekannte Autoren des NGL (Auswahl)

Bekannte Liederbücher (Auswahl)

  • Die Träume hüten (2013), Chorbuch 169 Neue Geistliche Lieder für Chöre und Bands (neue entstanden in den Jahren 2009 bis 2013), Dehm Verlag Limburg, Lahn ISBN 987-3-943302-16-5.
  • Kinder-Gotteslob – KiGoLo (2008), Dehm Verlag Limburg, Lahn.
  • Cantate I (1994), Cantate II (2007). Herausgegeben von der Werkstatt Neues Geistliches Lied im Erzbistum Bamberg.
  • Unterwegs (1989, fortlaufende Ergänzungen). Herausgegeben vom ZDK, dem Allgemeinen Cäcilien-Verband und der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz.
  • Das Lob (1979), von Josef Mittermair, Pettenbach (Oberösterreich).
  • Jericho (1970). Herausgegeben von Karl Natiesta und Tom Runggaldier.
  • Troubadour für Gott - Neue Geistliche Lieder (6. Auflage/1999). Herausgegeben vom Kolping-Bildungswerk Diözesanverband Würzburg e.V., Würzburg, Bernward Hofmann (Zusammenstellung).

Literatur

  • Das neue geistliche Lied 2013 - eine Situationsanalyse. Ein Interview mit Dr. Barbara Stühlmeyer, in: Musik + Message, Nr. 2, 2013.
  • Peter Hahnen: Das Neue Geistliche Lied als zeitgenössische Komponente christlicher Spiritualität. 2. Auflage. LIT-Verlag, Münster 2003, ISBN 3-8258-3679-7.
  • Peter Hahnen: Liederzünden! Theologie und Geschichte des Neuen Geistlichen Liedes. 1. Auflage. Verlag Haus Altenberg 2009, ISBN 978-3-7761-0236-9.
  • Rene Frank: Das Neue Geistliche Lied - Neue Impulse für die Kirchenmusik. Tectum, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8573-X.
  • Dorothea Monninger (Red.): Neue Geistliche Lieder. Töne – Texte – Temperamente. Arbeitsstelle Gottesdienst der EKD, Informations- und Korrespondenzblatt, 16. Jg. 2-2002.
  • Peter Deckert: LITERATUR zum Neuen Geistlichen Lied. Bücher, Zeitschriftenartikel, Examensarbeiten zum Thema „Neues Geistliches Lied (NGL) - Sacro-Pop - Religiöse Popularmusik“. Köln 1975-2011.

Anmerkungen

<references />