Konzilstheologe
Konzilstheologe ist im allgemeinen ein Theologe, der an einem (kirchenrechtlich:) ökumenischen Konzil der katholischen Kirche mitwirkt. Auch frühere Konzilien kannten Konzilsberater aus der Theologie, etwa das Konzil von Konstanz, das Konzil von Trient und das I. Vatikanum. Aber populär wurde der Begriff für die Periti (Singular: Peritus) des II. Vatikanum. Zu den Konzilstheologen zählen, entgegen der Medienwahrnehmung, keineswegs nur (damals) "progressive" Mitwirkende, sondern auch eher konservative Theologen. Denn auch diese haben die Ergebnisse des Konzils mit erarbeitet; hierzu: Paul VI. zur Konzilstheologie (1. Okt. 1966; lat.).
Inhaltsverzeichnis
Liste
Unter den bekannteren Konzilstheologen sind zu nennen:
(Hier sind nur ausnahmsweise zugleich Bischöfe* [B] aus der Weltkirche genannt, wenn diese sich theologisch in Spezialfragen besonders exponierten; siehe bei der jeweiligen Biographie.)
[*Die Abgrenzung ist schwierig; nicht mit [B] gekennzeichnet wird hier, wer als Konzilstheologe früher oder später, etwa als Kardinal, die Bischofsweihe empfing. Außer Betracht bleiben auch die innerhalb des Bischofskollegiums allgemein "konzilspolitisch" exponierten Namen, etwa für die gemäßigt "progressive" Seite (ca. 95% der Bfe.): Kardinal Julius Döpfner, Kardinal Josef Frings, Kardinal Franz König, Kardinal Achille Liénart, Kardinal Leo Suenens, für die konservative Strömung (ca. 3 bis 5%) Kardinal Giuseppe Siri und Kardinal Ernesto Ruffini. Kardinal Giacomo Lercaro und Kardinal Bernard Alfrink sind erst, wie teilweise unter den namhaften Periti auch Yves Congar und Karl Rahner (z.B. in der Zeitschrift Concilium), nach dem Konzil zunehmend betont progressiv aufgetreten; vgl. nachkonziliare Krise.]
frz. Gruppe, Belgier, Niederländer
- Charles Journet, Kardinal 1965
- Gabriel Garrone (B), Kardinal 1967
- Jean Daniélou S.J., Kardinal 1969
- Johannes Willebrands, Kardinal 1969
- Henri de Lubac S.J., Kardinal 1983
- Jérôme Hamer O.P., Kardinal 1985
- Edouard Gagnon P.S.S., Kardinal 1985
- Yves Congar O.P., Kardinal 1994
- Marcel Lefebvre, Erzbischof, Päpstlicher Thronassistent, Generaloberer, Gründer der FSSPX
- Sebastian Tromp S.J.
- Edward Schillebeeckx O.P.
- Louis Bouyer C.O.
- Aimé-Georges Martimort
- René Laurentin
- Emil Josef De Smedt (B)
- Gérard Philips
- Charles Moeller
italien. Gruppe
- Alfredo Ottaviani, Kardinal 1953
- Ermenegildo Florit (B), Kardinal 1965
- Pericle Felici, Kardinal 1967
- Pietro Parente (B), Kardinal 1967
- Fernando Antonelli, Kardinal 1973
- Giuseppe Casoria, Kardinal 1983
- Pietro Pavan, Kardinal 1985
- Paolo Dezza S.J., Kardinal 1991
- Roberto Tucci S.J., Kardinal 2001
- Umberto Betti O.F.M., Kardinal 2007
- Cyprian Vagaggini O.S.B.
span. Sprachgruppe
- Eduardo Pironio, Kardinal 1976
- Antonio Maria Javierre Ortas S.D.B., Kardinal 1988
- Jorge Mejia, Kardinal 2001
- Alvaro del Portillo, Bischof 1991
dt. Sprachgruppe
- Augustin Bea S.J., Kardinal 1960
- Lorenz Jaeger (B), Kardinal 1965
- Hermann Volk (B), Kardinal 1973
- Joseph Schröffer (B), Kardinal 1976
- Joseph Ratzinger, Kardinal 1977
- Alois Grillmeier S.J., Kardinal 1994
- Karl Rahner S.J.
- Franz König, Kardinal
- Otto Semmelroth S.J.
- Bernhard Häring C.Ss.R.
- Hubert Jedin
- Michael Schmaus
- Ferdinand Klostermann
Sonstige
- Michael Browne O.P., Kardinal 1962 (Irl.)
- John Courtney Murray S.J. (USA)
- Gregory Baum (Kan.)
(Liste wird fortgesetzt)
Anmerkung: Hans Küng fehlt in dieser Liste bewusst, da er schon zu Konzilszeiten nicht mehr eigentlich am Konzil mitwirkte (vgl. Erkämpfte Freiheit, S. 465 ff.), sondern die Versammlung durch publizistische Aktionen quasi-politisch unter Druck setzte, wie mit einem Erfolgsbuch von 1960 eingeleitet. Er war zwar Peritus des Bischofs von Rottenburg (1962-63) und durfte auch danach weiter als Berater wirken, hat aber keinen originären Beitrag zu den Dokumenten des Konzils geleistet. "Konzilstheologe" nennt er sich nur aus Gründen der Reputation, um in der Öffentlichkeit heute als "gleichbedeutend" mit insb. Joseph Ratzinger (Peritus von Kardinal Josef Frings) und als noch bedeutender als Karl Rahner (Peritus von Kardinal Franz König) zu gelten.
Keine Konzilstheologen
Nicht am Konzil teilgenommen haben manche Theologen, die schon kurz zuvor oder in der Folgezeit bedeutend waren, also auf Geist und Rezeption des Konzils durchaus Einfluss hatten (und haben), z.B.:
- Romano Guardini
- Hugo Rahner S.J.
- Piet Schoonenberg S.J.
- Hans Urs von Balthasar ex-S.J., erwählter Kardinal 1988
- Avery Dulles S.J., Kardinal 2001
- Leo Scheffczyk, Kardinal 2001