Johannes Bonaventura: Breviloquium
Das Breviloquium (lat.; dt.: "Kurzes Wort") ist eine kleine lateinisch verfasste Summa des Kirchenlehrers Bonaventura, ähnlich der Summa theologica des Thomas von Aquin als Lehrbuch für Anfänger der Theologie, d.h. für Studierende. Bonaventura will in systematischer Ordnung das theologische Grundwissen vorlegen, das sie zur Auslegung der Heiligen Schrift brauchen. Um das Gedächtnis der Studenten nicht zu überlasten, verzichtet Bonaventura in seiner Summa darauf, gegensätzliche Argumente zu referieren.<ref>Marianne Schlosser im Vorwort des Breviloquium (siehe Literatur), München, am Fest des hl. Bonaventura 15. Juli 2002, S. 10-17.</ref>
Das Breviloquium stammt aus Bonaventuras Magisterzeit (1254-1257) und dürfte gegen Ende des Jahres 1256 verfasst worden sein. Es erschien erstmals 1472 in Nürnberg.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Struktur
- 2 Inhaltsübersicht
- 2.1 PROLOG (→ Die Breite, Länge, Höhe und Tiefe der Heiligen Schrift nach Bonaventura)
- 2.2 I. TEIL: DIE DREIFALTIGKEIT GOTTES
- 2.3 II. TEIL: ÜBER DIE ERSCHAFFUNG DER WELT
- 2.4 III: TEIL: DIE VERDERBNIS DER SÜNDE
- 2.5 IV. TEIL: ÜBER DIE MENSCHWERDUNG DES WORTES
- 2.6 V. TEIL: DIE GNADE DES HEILIGEN GEISTES
- 2.7 VI. TEIL: DAS HEILMITTEL DER SAKRAMENTE
- 2.8 VII. TEIL: ÜBER DAS ENDGERlCHT
- 3 Konklusion
- 4 Literatur
- 5 Weblinks
- 6 Anmerkungen
Struktur
Jedes Kapitel weist die gleiche Struktur auf: In einem kurzen ersten Absatz wird gleichsam im Katechismus-Stil dargelegt, was Glaubenslehre oder gemeinhin anerkannte theologische Lehre ist: «tenendum est». Im zweiten, sehr viel umfangreicheren Teil werden die einzelnen Punkte theologisch begründet und erläutert: «ratio ad praedictorum intelligentiam». Ziel ist der Aufweis der inneren Stimmigkeit des Geglaubten, seiner "ratio", also des inneren Grundes, warum etwas so ist. Wird dieser innere Grund erfasst, so leuchtet er im «Verstehen» wider: Das zu Glaubende (credibile) wird als etwas auch "Einsichtiges" (intelligibile) erfasst. Genau dies ist nach Bonaventura das Feld der theologischen Wissenschaft: "das zu Glaubende unter der Hinsicht, dass es verstehbar ist".<ref>Marianne Schlosser im Vorwort des Breviloquium (siehe Literatur), S. 13.</ref>
Inhaltsübersicht
In sieben Schritten präsentiert dieser "Grundkurs Theologie" die klassischen Traktate der Dogmatik: Gotteslehre, Schöpfungslehre, Christologie, Gnadenlehre, Sakramententheologie und Eschatologie. Was wir heute als Fundamentalmoral kennen, legt Bonaventura innerhalb der Gnadenlehre und der Lehre vom Sündenfall dar. Auch kirchenrechtliche oder liturgische Aspekte etwa im Bereich der Sakramentenlehre werden ganz selbstverständlich eingeflochten.<ref>Marianne Schlosser im Vorwort des Breviloquium (siehe Literatur), S. 12, weitere Inhaltsübersicht S. 5-9.</ref>
- § 1 Ursprung, Entfaltung und Ziel der Heiligen Schrift
- § 2 Die Breite der Heiligen Schrift
- § 3 Die Länge der Heiligen Schrift
- § 4 Die Höhe de Heiligen Schrift
- § 5 Die Tiefe der Heiligen Schrift
- § 6 Die Argumentationsweise der Heiligen Schrift
- § 7 Wie man die Heiligen Schrift auslegen soll
I. TEIL: DIE DREIFALTIGKEIT GOTTES
- 1. Eine Zusammenfassung der sieben Gebiete der Theologie
- 2. Was man bezüglich der Dreiheit der Personen und der Einheit des Wesens im Glauben festhalten muss
- 3. Das rechte Verständnis dieser Glaubenswahrheit
- 4. Wie man diese Wahrheit, entsprechend dem katholischen Glauben, sprachlich richtig ausdrückt
- 5. Wie sich der wesenhaft eine Gott auf vielerlei Weise den Menschen zeigt
- 6. Die Einheit des göttlichen Wesens und die Vielfalt der den Personen im besonderen zugeschriebenen Eigenschaften
- 7. Gottes Allmacht
- 8. Gottes Weisheit, seine Vorherbestimmung und sein Vorherwissen
- 9. Der Wille Gottes und seine Vorsehung
II. TEIL: ÜBER DIE ERSCHAFFUNG DER WELT
- 1. Die Erschaffung der Welt im ganzen
- 2. Die körperliche Schöpfung hinsichtlich ihres Werdens
- 3. Die körperliche Schöpfung hinsichtlich ihres Seins
- 4. Die körperliche Schöpfung hinsichtlich ihres Einwirkens
- 5. Wie die Heilige Schrift von diesen Dingen spricht
- 6. Die Erschaffung der Geistwesen
- 7. Der Abfall der bösen Geister
- 8. Der guten Engel Festigung im Guten
- 9. Die Erschaffung des Menschen als geistiges Wesen
- 10. Die Erschaffung des Menschen als leibliches Wesen
- 11. Die Erschaffung des Menschen als leibgeistiges Wesen
- 12. Dass die so vollendete Welt ein vollständiges und geordnetes Werk ist
III: TEIL: DIE VERDERBNIS DER SÜNDE
- 1. Über die Herkunft des Bösen ganz allgemein
- 2. Die Versuchung der Stammeltern
- 3. Die Übertretung des Gebotes durch die Stammeltern
- 4. Die Bestrafung der Stammeltern
- 5. Die Verderbnis, welche die Erste Sünde mit sich brachte
- 6. Die Übertragung der Erbsünde
- 7. Die Heilung der Erbsünde
- 8. Die Herkunft der persönlichen Sünden
- 9. Die Entstehung der Wurzelsünden, und wie sie sich voneinander unterscheiden
- 10. Die Herkunft und Art derjenigen Sünden, die zugleich Strafcharakter haben
- 11. Die Entstehung der Sünden, die auf dem Menschen bleiben, das sind die Sünden wider den Heiligen Geist
IV. TEIL: ÜBER DIE MENSCHWERDUNG DES WORTES
- 1. Über die Notwendigkeit und den tiefen Sinn der Menschwerdung des WORTES
- 2. Die Menschwerdung im Hinblick auf die Vereinigung der beiden Naturen
- 3. Wie die Menschwerdung geschah
- 4. Die Menschwerdung in der Fülle der Zeiten
- 5. Die Fülle der Gnade in Christi Gesinnung und Willen
- 6. Die Fülle der Weisheit im Wissen Christi
- 7. Die Vollkommenheit des Verdienstes Christi in seinem Wirken
- 8. Die Passion Christi - Er, der litt
- 9. Die Art und Weise des Leidens Christi
- 10. Die Frucht des Leidens Christi
V. TEIL: DIE GNADE DES HEILIGEN GEISTES
- 1. Die Gnade als ein von Gott gegebenes Geschenk
- 2. Die Gnade unter der Hinsicht, dass sie ein Verdienst erwerben hilft
- 3. Die Gnade als Heilmittel gegen die Sünde
- 4. Die Verzweigung der Gnade in den Tugenden
- 5. Die Verzweigung der Gnade in den Gaben des Heiligen Geistes
- 6. Die Verzweigung der Gnade in den «Seligpreisungen», und dann in den «Früchten des Geistes» und den «geistlichen Sinnen»
- 7. Wie man mit der Gnade mitwirken soll hinsichtlich der Dinge, die zu glauben sind
- 8. Wie man mit der Gnade nutwirken soll hin sichtlich dessen, was zu lieben ist
- 9. Wie man nut der Gnade mitwirkt im Handeln, nämlich nach den Geboten und Räten
- 10. Wie man mit der Gnade mitwirkt hinsichtlich des Bittgebetes und des Gebetes überhaupt
VI. TEIL: DAS HEILMITTEL DER SAKRAMENTE
- 1. Der Ursprung der Sakramente
- 2. Dass die Sakramente in den verschiedenen Epochen der Heilsgeschichte unterschiedlich waren
- 3. Wieviele Sakramente es gibt, und wie sie sich unterscheiden
- 4. Die Einsetzung der Sakramente
- 5. Die Spendung der Sakramente
- 6. Die Wiederholbarkeit von Sakramenten
- 7. Was zum Sakrament der Taufe gehört
- 8. Was zum Sakrament der Firmung gehört
- 9. Was zum Sakrament der Eucharistie gehört
- 10. Was zum Sakrament der Buße gehört
- 11. Was zum Sakrament der Letzten Salbung gehört
- 12. Was zum Sakrament der Weihe gehört
- 13. Was zum Sakrament der Ehe gehört
VII. TEIL: ÜBER DAS ENDGERlCHT
1. Über das Gericht Gottes ganz allgemein 2. Was dem Gericht vorausgeht: die reinigende Strafe 3. Was dem Gericht vorausgeht: die Fürbitten der Kirche 4. Was das Gericht begleitet: der Feuerbrand 5. Was das Gericht begleitet: die leibliche Auferstehung der Toten 6. Was dem Gericht folgt: die Strafe der Hölle 7. Die Herrlichkeit des Paradieses
Konklusion
Marianne Schlosser zitiert Jean Gerson in der Einleitung (S. 10) des von ihr übersetzten Buches: "Die Beschäftigung mit seiner (Kirchenlehrers Bonaventuras) Lehre würde gewisse Krankheiten in der theologischen Wissenschaft heilen, nämlich die Sucht, sich mit ganz neuen, ausgefallenen Theorien zu profilieren, und die Gefahr, die Zeit mit überflüssigen Spitzfindigkeiten zu vertun, anstatt das Wesentliche und Notwendige zu lernen." Für Matthias Joseph Scheeben ist das "Breviloquium" ein "Juwelenkästlein", das mit jedem Wort eine große Frage löse und die Quintessenz der mittelalterlichen Theologie in sich berge<ref>Matthias Joseph Scheeben: Handbuch der Katholischen Dogmatik, Freiburg 1933, Bd. 1,432.</ref>; und Marie-Dominique Chenu sieht in ihm die franziskanisch inspirierte Theologie geradezu inkarniert.<ref>Marie-Dominique Chenu, La théologie comme science au XIIle siéce, Paris 1943, 55.58.</ref>
Literatur
- Sancti Bonaventurae: Breviloquium. Laupp Verlag 1848 (278 paginas; Editio altera passim emendata et aucta).
- Antonius Maria a Vicetia, Breviloquium sancti Bonaventurae adjectis illustrationibus ex aliis operibus ejusdem s.doct.depromptis tabulis ad singula capita et Appendicibusreiburg Herder Verlag Friburgi Brisgoviae 1881.
- Bonaventura Opera omnia (vollständige Gesamtausgabe): Bonaventura: Doctoris Seraphici S. Bonaventurae S.R.E. episcopi cardinalis opera omnia iussu et auctoritate Bernardini a Portu Romatino totius Ordinis Minorum S. p. Francisci Ministri generalis edita. 10 Bände und ein Band Indice. Zusammen 11 Bände. Ad Claras Aquas (Quaracchi) Ex typographia Collegii S. Bonaventura 1882 - 1902; Breviloquium V. Band.
- Bonaventura: Breviloquium, Übertragen, eingeleitet und mit einem Glossar versehen von Marianne Schlosser (Christliche Meister 52), Johannes Verlag Einsiedeln Freiburg 2017 (328 Seiten; Dritte Auflage; ISBN 978-3-89411-373-9; die erste Auflage erschien 2002).
- Breviloquium des Hl. Bonaventura. Ein Abriß der Theologie, übersetzt von Dr. F. Imle, Franziskaner Druckerei Werl in Westfalen 1931 (290 Seiten, Imprimatur Paderborn, die 16. Septembers 1930 Vicarius generalis Gierse).
Weblinks
- Lateinisch Digital in der Bayerischen Staatsbibliothek
Anmerkungen
<references />