Moraltheologie

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Die Moraltheologie wird theologische oder übernatürliche Sittenlehre genannt. Sie ist die systematische Behandlung der christlichen Handlungsnormen und basiert in erster Linie auf den übernatürlichen Quellen der Offenbarung, als auch auf der Moralphilosophie, welche allein auf der Verstande fußt, da Gott der Urheber sowohl des übernatürlichen als auch des natürlichen Sittengesetzes ist.

Die Moraltheologie hat nach dem Weisungen des 2. Vatikanischen Konzils (Optatam totius, Nr. 16) den Auftrag, in wissenschaftlicher Weise die Erhabenheit der Berufung der Gläubigen in Christus aufzuzeigen.

Inhalt

Der Moraltheologie geht es darum aufzuzeigen, wie der Gläubige auf dieser Erde Frucht tragen soll, das ewige Leben im Himmel zu erreichen. Hauptinhalt ist daher das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, welches sich in den übrigen Geboten Gottes entfaltet und konkretisiert. Jeder Mensch ist von Gott persönlich angerufen und zu einer Antwort der Liebe eingeladen, die er durch ein Leben gibt, welches durch die Übung der göttlichen und natürlichen Tugenden mit der Ordnung des göttlichen Gesetzes übereinstimmt. Dabei ist die rechte Bildung des Gewissens von unerlässlicher Bedeutung.

Methode

Als theologische Disziplin ist die Moraltheologie auf die Offenbarung Gottes verwiesen: Grundlage und Fundament der von Gott geoffenbarten Wahrheit ist die Heilige Schrift als Offenbarungsquelle, welche durch das Zeugnis der Tradition bestätigt und erhellt wird und unter der Leitung des kirchlichen Lehramtes (Papst, Bischöfe, Konzilien) zur gläubigen Annahme vorgelegt wird.

Das übernatürliche Endziel jedes Menschen besteht in der seligen Anschauung Gottes, dem Ewigen Leben. Die Moraltheologie zeigt die Mittel auf, wie der Mensch mit Hilfe der Gnade Gottes dieses Ziel erreichen kann.

Die "neue Moral"

Papst Pius XII. stellt sich in den 50-Jahren des 20. Jahrhunderts gegen eine vorgebliche Reform der sittlichen Normen. Diese stelle "jedes sittliche Kriterium dem persönlichen Gewissen anheim, das, stolz in sich verschlossen, der absolute Richter über seine Entscheidungen" sei. Wie in der dogmatischen Lehre, so möchte man auch in der katholischen Sittenordnung eine radikale Revision vornehmen, um daraus eine neue Wertung abzuleiten. Die Moral soll von den Spitzfindigkeiten der kasuistischen Methode befreit, zu ihrer ursprünglichen Form zurückgeführt und einfach hin der Einsicht und der Bestimmung des individudlen Gewissens anheimgestellt werden."<ref>Pius XII.: Rundfunkansprache La famiglia è la culla.</ref> Die "neue Moral" könnte man "ethischen Existentialismus", "ethischen Aktualismus" oder "ethischen Individualismus" nennen. Das besondere Merkmal dieser Moral bestehe darin, dass sie nicht [immer] von den allgemeingültigen Moralgesetzen, wie z. B. den Zehn Geboten, ausgeht, sondern von den tatsächlichen konkreten Umständen und Bedingungen, in denen der Mensch handeln muss und denen entsprechend das individuelle Gewissen zu wählen und zu entscheiden habe. Dieser Tatbestand sei einmalig und sei nur einmal für jede menschliche Handlung gültig. Darum könne nach der Auffassung der Anhänger dieser Ethik die Gewissensentscheidung nicht von allgemeingültigen Ideen, Prinzipien und Gesetzen diktiert werden. So sehr auch solche Gewissensentscheidungen auf den ersten Blick den göttlichen Geboten zu widersprechen scheinen, sollen sie dennoch vor Gott gültig sein, weil, wie man sagt, das aufrichtige und wohlgebildete Gewissen auch vor Gott mehr gilt als das "Gebot" und das "Gesetz". Eine solche Entscheidung entspreche dem Stande der "Mündigkeit" des Menschen und nehme die objektiven Normen nicht einfach "passiv" und "rezeptiv" entgegen, sondern man verhalte sich "aktiv" und "schöpferisch". Pius XII. stellt fest: nur "da, wo es keine absolut verpflichtenden und von allen Umständen und Eventualitäten unabhängigen Normen gibt, erfordert die "einmalige" Situation in ihrer Einzigkeit tatsächlich eine sorgfältige Prüfung, um zu entscheiden, welche Gebote hier anzuwenden sind und in welcher Weise.<ref> Pius XII.: Ansprache Soyez les bienvenues.</ref>

Auch Papst Johannes Paul II. wendet sich 1993 in der Enzyklika Veritatis splendor (Nr. 55+56) gegen die "neue Moral", seien es falsche Theologenmeinungen oder falsche "pastorale" Lösungen.

Die kirchliche Morallehre

Wer heute nach wie vor meint, vor einer kirchlichen Verbotsmoral warnen zu müssen, gleicht einem Katastrophenmelder, der nach dem Löschzug die Feuerwehr ruft, während in Wahrheit eine Überschwemmung droht. Es geht doch darum, Orientierungshilfen zu geben, die geeignet sind, den modernen Menschen nicht zuletzt vor den negativen Auswirkungen einer zweifellos vorhandenen Hypersexualisierung unserer Gesellschaft zu bewahren.<ref>"Zur Erneuerung der Kirche": Bischof Voderholzers Ermutigungen zum Glauben CNA am 9. Mai 2020</ref>

Päpstliche Schreiben

Pius XII.

Johannes Paul II.

Literatur

  • Josef Spindelböck: Verantwortete Freiheit. Beiträge zur theologischen Ethik, Kleinhain 2004, ISBN 3-901853-09-X (thematische Beiträge zu Biblischen Grundfragen, Fundamentalethik, Sozialethik, Rechts- und Friedensethik, Liebe und Sexualität, Medizinischer Ethik und Sakramentalem Leben)
  • Peter Egger: Gefährdungen von Glaube und Moral, dip3-Bildungsservice Wilhering 2012 (1. Auflage, 81 S., ISBN 978-3-902686-52-7 kart.).
  • Josef Seifert: Revolution der Moraltheologie Neues moraltheologisches Paradigma oder alter ethischer Irrturm, Bernardus Verlag 2019 (362 Seiten, ISBN 978-3-86417-111-6).
  • Der Mensch - Das moralische Lebewesen: Der Mensch, das moralische Lebewesen, 3 Bde., Bd.1, Fundamentale Fragen der Moraltheologie, EOS Verlag St. Ottilien 1996, ISBN 3880961417
  • Der Mensch - Das moralische Lebewesen: Der Mensch, das moralische Lebewesen, 3 Bde., Bd.2, Religiöse Grundlage der Moral, Glaube, Hoffnung, EOS Verlag St. Ottilien 1997, ISBN 3880962782
  • Der Mensch - Das moralische Lebewesen: Der Mensch, das moralische Lebewesen, 3 Bde., Bd.3, Wahrheit und Treue, EOS Verlag St. Ottilien 1998, ISBN 3880964556
  • Handbuch der Christlichen Ethik, Bd. 2+3, Freiburg/Basel/Wien, Aktuelle Neuausgabe 1993
  • Heribert Jone: Katholische Moraltheologie, Verlag Ferdinand Schöningh Paderborn 1938 (10. Auflage; Imprimatur Paderbornae, d. 26. m. Octr. 1937, Vicarius Generalis. V.C. Hirschmann)
  • Otto Schilling: Lehrbuch der Moraltheologie, Verlag Max Hueber München, Band I.: Allgemeine Moraltheologie; Imprimatur München, den 20. Dezember 1927, † Dr. M. Buchenberger; Band II.: Spezielle Moraltheologie; Imprimatur München, den 1. August 1928, M. Dunstmair Generalvikar)
  • Otto Schilling: Grundriss der Moraltheologie, Verlag Hermann Herder Freiburg 1949 (Zweite erweiterte Auflage; Imprimatur Friburgi Brisgoviae, die 19 Maii 1946 † Burger).
  • Dietrich von Hildebrand: Moralia 1980 (Nachgelassene Schrift; Gesammelte Schriften, Band IX.1980 - ISBN 3-7748-03062-5).
  • Bernhard Häring: Das Gesetz Christi. Moraltheologie. Dargestellt für Priester und Laien. Erich Wewel Verlag Freiburg i. Br. 1. Auflage in einem Band: 1954. Ab 6. Auflage in 3 Bänden. Zuletzt 8., neubearbeitete Auflage 1967. Übersetzungen in folgende Sprachen: Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch und Japanisch
  • Michael Müller: Ethik und Recht in der Lehre von der Verantwortlichkeit. Ein Längsschnitt durch die Geschichte der katholischen Moraltheologie. Josef Habbel Verlag 1932. (256 Seiten).
  • Biblische Ethik. Fragen und Antworten. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1974 (50 Seiten; ISBN 3857640219).

→ Eine Einführung in die Moraltheologie von Stephan Kampowski als Online Resources

Weblinks

Anmerkungen

<references />