Mystischer Leib Christi: Unterschied zwischen den Versionen

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==Umfang des Leibes==
 
==Umfang des Leibes==
Die [[Kirche]] ist dreifach, die Gläubigen im [[Himmel]], im [[Reinigungsort]] (Fegfeuer) oder auf der Erde bilden zusammen die Glieder des ganzen Leibes. Sie haben ihre besondere Aufgabe und erhalten von Christus, dem Haupte Leben und Leitung. Das Wort „mystisch“, das Paulus nicht hinzufügt, bezeichnet die geheimnisvolle Eigenart dieses Leibes im Unterschied zum geschichtlichen Leibe Christi.
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Die [[Kirche]] ist dreifach, die Gläubigen im [[Himmel]] (ecclesia triumphans, "triumphierende Kirche"), im [[Reinigungsort]] (Fegfeuer) (ecclesia poenitens, "leidende Kirche") und die Kirche auf der Erde (ecclesia militans, "streitende Kirche")<ref>Augustinus: [https://www.unifr.ch/bkv/kapitel2258-14.htm De Fide 15]</ref> bilden zusammen die Glieder des ganzen Leibes. Sie haben ihre besondere Aufgabe und erhalten von Christus, dem Haupte Leben und Leitung. Das Wort „mystisch“, das Paulus nicht hinzufügt, bezeichnet die geheimnisvolle Eigenart dieses Leibes im Unterschied zum geschichtlichen Leibe Christi.
  
 
==Der Gedanke des heiligen Paulus==
 
==Der Gedanke des heiligen Paulus==

Version vom 1. November 2014, 12:08 Uhr

Christus das Haupt und die Glieder seines Leibes (vgl. Kol 1, 18)
Übersicht: Der Organismus des Leibes Christi kann so dargestellt werden

Mystischer Leib Christi ist die Kirche, die vom heiligen Paulus mit einem Leibe verglichen wird, von dem Christus das Haupt und der Heilige Geist die Seele (als Lebensprinzip) ist. Durch ihn nimmt er an der göttlichen Natur (vgl. 2 Petr 1,4) teil, wird zu übernatürlichem Verdienst befähigt und erhält von Christus und seinen Stellvertretern fortwährende Leitung.DH 4115). Vom Haupt her, wird aus der ganze Leib durch Gelenke und Bänder versorgt und zusammengehalten und wächst durch Gottes Wirken {{#ifeq: Brief des Paulus an die Kolosser | Mystischer Leib Christi |{{#if: Kol|Kol|Brief des Paulus an die Kolosser}}|{{#if: Kol |Kol|Brief des Paulus an die Kolosser}}}} 2{{#if:19|,19}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}.

Umfang des Leibes

Die Kirche ist dreifach, die Gläubigen im Himmel (ecclesia triumphans, "triumphierende Kirche"), im Reinigungsort (Fegfeuer) (ecclesia poenitens, "leidende Kirche") und die Kirche auf der Erde (ecclesia militans, "streitende Kirche")<ref>Augustinus: De Fide 15</ref> bilden zusammen die Glieder des ganzen Leibes. Sie haben ihre besondere Aufgabe und erhalten von Christus, dem Haupte Leben und Leitung. Das Wort „mystisch“, das Paulus nicht hinzufügt, bezeichnet die geheimnisvolle Eigenart dieses Leibes im Unterschied zum geschichtlichen Leibe Christi.

Der Gedanke des heiligen Paulus

Nach einer schon in vorchristlichen Literatur wirksamen Anschauung griff auch Paulus zunächst für die christlichen Gemeinden von Rom und Korinth (vgl Röm 12; 1 Kor 12), in seinen Gefangenschaftsbriefen für die ganze Kirche zum Bilde eines Leibes, dessen alles überragendes Haupt der himmlische Christus sei. Damit wollte er das übernatürliche Mit- und Füreinander der Gläubigen sowie ihre Einheit trotz größter Verschiedenheit der Aufgaben zur Darstellung bringen. Dass diese neue Leib-Gemeinschaft der Gläubigen nur in Christus gegeben und von ihm her bestimmt ist, zeigt Paulus klar. Christus halte diesen Leib zusammen, erfülle und bewege ihn, verteile die verschiedenen Aufgaben, so wachse der Leib Christi, d. h. die Kirche, durch den Dienst aller in Liebe bis zur vollkommenen Mannheit, zum erfüllten Altersmaße Christi" (Eph 4, 13) heran. Im Anschluss an diese Gedanken Pauli war es ein Lieblingsgedanke der altchristlichen Kirche, sich als der Herrenleib zu wissen und zu leben. In ihr wurde Augustinus zum bestimmenden Theologen der Leib-Christi-Idee. Von ihm übernahmen sie Thomas von Aquin und die nachfolgende Theologie. Nach zeitweilig starkem Zurücktreten wurde diese Vorstellung von der modernen Religiosität wieder belebt und in stärkster Weise entfaltet.

Manche Gläubige griffen fehl, indem sie glauben machen wollten, die alte Christenheit habe darunter die Kirche nur als reine Liebesgemeinschaft fassen wollen. Diese spielten sie gegen die angeblich bisher einseitige Rechtskirche Roms aus. Außerdem übersteigerten sie den paulinischen Gedanken vom In-Christus-Sein und vertraten eine leibhaftige Dauereinwohnung Christi in jedem Gläubigen, hoben die Grenzen zwischen Christus und dem Christen auf, zerstörten die Eigenpersönlichkeit des Getauften und drohten zum Teil, einem bequemen, Verantwortung ausschaltenden Quietismus (untätige Gottseligkeit) zu verfallen.

Gegen sie richtete Pius XII. die EnzyklikaMystici corporis Christi" vom 29. Juni 1943, um das wahre katholische Verständnis der paulinischen Gedanken darzulegen. Diese stellen sich folgendermaßen dar: Durch den Vergleich mit einem Leibe wird die Christusgemeinschaft der (kämpfenden) Kirche als eine einheitliche, einzige, die sichtbare, als eine wuchshaft gegliederte und hirtenamtlich gestufte, als aus klar bestimmten Gliedern bestehende Gemeinschaft erwiesen. Sie wird auf Christus bezogen, weil er Stifter, Haupt, Erhalter und Erlöser derselben ist. Als Haupt lenkt und beeinflusst er alles, und da er alle mit seiner Kraft erfüllt, so wird dadurch die Kirche zur Mitarbeit am Heile befähigt und zum Abbilde Christi. Als Erhalter bedient sich der himmlische Christus einerseits des Heiligen Geistes, den er zur Seele seines mystischen Leibes gemacht hat, anderseits der besonderen Lebenswerkzeuge seines Leibes, besonders der Amtsgewalten, an deren Spitze als Stellvertreter Christi und sichtbares Oberhaupt der römische Papst steht. Dieser Leib Christi heißt mystisch, um ihn von einem Naturlebewesen und einer bloßen Körperschaft abzugrenzen. Von beiden trägt er in sich, überragt aber beide um vieles, ist eigener Art und eigenen Rechtes.

Die Gliedschaft am Mystischen Leib Christi

Durch die Gliedschaft am Mystischen Leib Christi, die sakramental ist, sind die Getauften aufs innigste mit Christus dem Haupte, verbunden, gehen aber nie in physischer Verschmelzung unter Preisgabe der Eigenpersönlichkeit in ihm auf. Unter den vielfachen Verknüpfungen zwischen Christus und Christen ragen zwei besonders hervor, das Einwohnen des Heiligen Geistes in der Seele des Gerechten – durch das Sakrament der Taufe - und dem Empfang des eucharistischen des Leibes Christi. Zu Beginn der frühen christlichen Literatur schrieb der unbekannte Autor der „Didache oder Zwölf-Apostel-Lehre“ hierzu: „Was die Eucharistie angeht, so sagt Dank: ... Wie dieses gebrochene Brot über die Berge zerstreut war und gesammelt zu einem geworden ist, so soll deine Kirche von den Enden der Erde in dein Reich zusammengeführt werden“.

Pius XII. unterstreicht keinen Unterschied zwischen mystischen Leib Christi und katholischen Kirche, wie der moderne Relativismus und Irenismus (der die Unterschiede verhüllende Wunsch nach Frieden) es will, hebt vielmehr das Einssein der beiden scharf hervor und begegnet damit allen modernen Neigungen, den Begriff der Kirche aufzulösen.

Ein Leib verlangt auch eine Vielheit von Gliedern, die so untereinander verbunden sein müssen, dass sie sich gegenseitig Hilfe leisten. Und gleichwie in unserem sterblichen Leib, wenn ein Glied leidet, alle andern mitleiden und die gesunden Glieder den kranken zu Hilfe kommen, so leben auch in der Kirche die einzelnen Glieder nicht einzig für sich, sondern unterstützen auch die andern und alle leisten sich gegenseitig Hilfsdienste, zu gegenseitigem Trost, wie besonders zum weiteren Aufbau des ganzen Leibes ”organisch”, ”hierarchisch” verbunden.

Der Apostel Paulus erklärt: Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib. Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn? Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich. Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand, während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm. {{#ifeq: 1. Brief des Paulus an die Korinther | Mystischer Leib Christi |{{#if: 1 Kor|1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}|{{#if: 1 Kor |1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}}} 12{{#if:13-27|,13-27}} Kor%2012{{#if:13-27|,13-27}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Kor%2012{{#if:13-27|,13-27}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}

Glieder am Leibe Christi sind alle Christen (Katholiken, Orthodoxe, Evangelische etc.), die rechtmäßig die Taufe empfangen haben und dadurch der übernatürliche Glaube, die Hoffnung und die Liebe eingegossen wurde. Eine schwere Sünde (Todsünde), macht zu einem toten, aber durch das Sakrament der Beichte heilbarem Glied an diesem Leibe.

Verhältnis zwischen Christus den Haupt und seinen Gliedern

Isaak von Stella beschreibt in einer Predigt, das Verhältnis zwischen Christus den Haupt und seinen Gliedern:
Wie der Leib und das Haupt eines Menschen der eine Mensch sind, so sind der Sohn der Jungfrau und seine erwählten Glieder der eine Mensch und der eine Menschensohn. So ist es die Lehre der Heiligen Schrift: Sie sind der ganze und volle Christus, Haüpt und Leib {{#ifeq: Vorlage:Röm (Bibel) | Mystischer Leib Christi |{{#if: Röm|Röm|Vorlage:Röm (Bibel)}}|{{#if: Röm |[[Vorlage:Röm (Bibel)|Röm]]|[[Vorlage:Röm (Bibel)]]}}}} 12{{#if:5|,5}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}. Alle Glieder zugleich sind der eine Leib, der mit seinem Haupt der eine Menschensohn ist. Dieser ist mit dem Sohn Gottes zusarunen der eine Gottessohn, und dieser zusammen mit Gott der eine Gott.
So ist also auch der ganze Leib mit dem Haupt Menschensohn und Gottessohn und Gott. Daherkommt auch das Wort: ,,Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin,sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich-gesandt hast." {{#ifeq: Evangelium nach Johannes | Mystischer Leib Christi |{{#if: Joh|Joh|Evangelium nach Johannes}}|{{#if: Joh |Joh|Evangelium nach Johannes}}}} 17{{#if:21|,21}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }} Nach dem bedeutsamen, in der Schrift zu belegenden Verständnis ist also der Leib nicht ohnedas Haupt und das Haupt nicht ohne den Leib, und Haupt und Leib sind nicht ohne Gott der ganze Christus.
Daher ist das alles mit Gott der eine Gott. Doch ist der Sohn Gottes mit Gott wesenhaft eins, mit dem Menschensohn der Person nach und sakramental mit ihm sein mystischer Leib.
Die gläubigen und geistbegabten Glieder können demnach von sich selbst sagen, daß sie das sind, was auch er ist: Sohn Gottes und Gott. Was er wesenhaft ist, das sind die Glieder nur durch die Gemeinschaftmit ihm. Was er in Vollendung ist, sind sie nur durch Teilhabe. Was schließlich der Sohn Gottes durch Zeugung ist, das sind sie durch Annahme an Kindes Statt, wie geschrieben steht: "Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater!" {{#ifeq: Vorlage:Röm (Bibel) | Mystischer Leib Christi |{{#if: Röm|Röm|Vorlage:Röm (Bibel)}}|{{#if: Röm |[[Vorlage:Röm (Bibel)|Röm]]|[[Vorlage:Röm (Bibel)]]}}}} 8{{#if:15|,15}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}
In diesem Geist "gab er Macht, Kinder Gottes zu werden"{{#ifeq: Evangelium nach Johannes | Mystischer Leib Christi |{{#if: Joh|Joh|Evangelium nach Johannes}}|{{#if: Joh |Joh|Evangelium nach Johannes}}}} 1{{#if:12|,12}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}, damit sie, von ihm, dem Erstgeborenen von vielen Brüdern (Vgl. {{#ifeq: Vorlage:Röm (Bibel) | Mystischer Leib Christi |{{#if: Röm|Röm|Vorlage:Röm (Bibel)}}|{{#if: Röm |[[Vorlage:Röm (Bibel)|Röm]]|[[Vorlage:Röm (Bibel)]]}}}} 8{{#if:29|,29}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}), auserwählt, zu sprechen lernen: "Vater unser im Himmel!" und: "Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott."{{#ifeq: Evangelium nach Johannes | Mystischer Leib Christi |{{#if: Joh|Joh|Evangelium nach Johannes}}|{{#if: Joh |Joh|Evangelium nach Johannes}}}} 20{{#if:17|,17}} EU | BHS =bibelwissenschaft.de">EU | #default =bibleserver.com">EU }}
In dem Geist, durch den der Menschensohn, unser Haupt, aus dem Schoß der Jungfrau geboren wurde, werden wir, aus dem Wasser wiedergeboren als Kinder Gottes, sein Leib; und wie er ohne jede Sünde war, so werden wir wiedergeboren zur Vergebung aller Sünden.
Gerecht in sich selbst, rechtfertigt Christus sich selbst. Er ist allein der Retter und allein der Gerettete. In seinem Leib ertrug er am Kreuz, was er seinem mystischen Leib durch das Wasser der Taufe weggenonunen hat: nämlich die Strafe. Durch das Holz und das Wasser wurde er der Retter, als Lamm Gottes hat er die Sünden der Welt getragen und weggenommen?: Er ist Priester, Opfergabe und Gott. Er bringt seine eigene Person, sich selbst dar. Er versöhnt sich selbst durch sich selbst mit sich selbst wie auch mit dem Vater und dem Heiligen Geist. <ref> Aus: Lektionar zum Stundenbuch I/3, 5. Woche - Freitag, S. 157-158 </ref>

Mystischer Leib und rein moralischer Leib

Wird der Mystische Leib mit einer sogenannten moralischen Körperschaft verglichen, so müssen wir auch da einen keineswegs geringfügigen, sondern höchst bedeutungsvollen und schwerwiegenden Unterschied feststellen. In der moralischen Körperschaft nämlich ist das einigende Prinzip nichts anderes als der gemeinsame Zweckes und das gemeinsame Zusammenwirken aller zu demselben Zweck mittels einer gesellschaftlichen Obrigkeit. Im Mystischen Leibe dagegen, kommt zu diesem Zusammenwirken noch ein anderes inneres Prinzip, das sowohl dem ganzen Organismus wie den einzelnen Gliedern wirklich und kraftvoll innewohnt und von solcher Erhabenheit ist, dass es in sich betrachtet alle einigenden Bande, die einen physischen oder einen moralischen Leib zusammenhalten, unermesslich weit überragt. Dieses Prinzip gehört nicht der natürlichen, sondern der übernatürlichen Ordnung an, ja es ist in sich selber geradezu unendlich und unerschaffen: der Geist Gottes, der, wie der engelgleiche Lehrer sagt, „der Zahl nach ein und derselbe, die ganze Kirche erfüllt und einigt“ (De Veritate, q. 29, a. 4, c).

Haupt der Kirche

In einem gefährlichen Irrtum befinden sich also jene, die meinen, sie könnten Christus als Haupt der Kirche verehren, ohne Seinem Stellvertreter auf Erden die Treue zu wahren. Denn wer das sichtbare Haupt außer Acht lässt und die sichtbaren Bande der Einheit zerreißt, der entstellt den Mystischen Leib des Erlösers zu solcher Unkenntlichkeit, dass er von denen nicht mehr gesehen noch gefunden werden kann, die den sicheren Port des ewigen Heiles suchen (Enzyklika Mystici corporis Nr. 41).

Der charismatische Aspekt

In vielen Briefen spricht Paulus davon, dass sich die Christen, das neue Volk Gottes, in den „Leib Christi“ verwandeln. Joseph Ratzinger sagt: „Für Paulus ist das Wort vom Leib Christi, der die Christen sind, nicht bloß ein Vergleich, sondern er drückt eine entscheidende Wirklichkeit des Wesens der Kirche aus.“ (Joseph Ratzinger, Das neue Volk Gottes, 83.)

Durch die Taufe sind wir in Christus, in seinen Leib „hineingepfropft“ worden

An vielen verschiedenen Textstellen wird deutlich, dass Paulus in Christus die Welt neu wahrnimmt. Er, der als strenggläubiger Jude das Volk Israel bislang allein als Bundesvolk Gottes gesehen hatte, entdeckt: In Christus ist eine neue, mystische Wirklichkeit angebrochen. Das Bild des Bundesvolkes reicht allein nicht mehr aus, um die Wirklichkeit der Kirche und ihr Verhältnis zu ihrem Herrn und Stifter angemessen auszudrücken. Paulus greift, nach Ratzinger, drei Motive auf, die in der Benennung der Kirche als „Leib Christi“ zusammenströmen:

a) Das Brautmotiv.

Im Alten Testament, v.a. im Buch Hosea wird Israel als Braut dargestellt, die allein Jahwe gehört. Der Bundesbruch gilt daher als Hurerei, Israel ist wie eine Dirne, die Ehebruch begeht, weil sie anderen Göttern nachläuft. In 1 Kor 6, 12-20 greift Paulus das Brautmotiv auf und überträgt es auf die Christen, die in Jesus Christus ein neues Leben begonnen haben. Er sagt:

Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Darf ich nun die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Dirne machen? Auf keinen Fall! Oder wisst ihr nicht: Wer sich an eine Dirne bindet, ist ein Leib mit ihr? Denn es heißt: Die zwei werden ein Fleisch sein. Wer sich dagegen an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm. Hütet euch vor der Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst, denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in euerem Leib.“ (1 Kor 6,15-20)

Schon hier weist Paulus darauf hin, dass der menschliche Leib nicht mehr dem Einzelnen, sondern dass jeder (durch die Taufe) Christus gehört (vgl. 1 Kor 3,23; 6,19), ein Glied seines Leibes ist (vgl. 1 Kor 6,15) und deshalb teilhat an seiner Würde und so weder von anderen noch sich selbst degradiert werden darf. (1 Kor 6,15-18). Ratzinger sagt: „Wie nach Gen 2,24 Mann und Frau im Vollzug der ehelichen Liebesgemeinschaft ‚ein Fleisch‘ werden, so sind Christus und der Christ zusammen ‚ein Pneuma‘, d.h. eine einzige neue ‚geistliche‘ Wirlichkeit.“

b) Das Stammvatermotiv (vgl. dazu Röm 4. 5; 1 Kor 15; Gal 3).

Christus wird als der neue Stammvater bezeichnet, sei es als neuer Adam oder als Same Abrahams. Nach dem hebräischen Denken ist der Stammvater derjenige, der alle Menschen seiner Herkunft innerlich miteinander vereint. Er trägt alle in sich. Das Volk trägt sodann den Namen seines Stammvaters. Wenn nun Christus als neuer Stammvater bezeichnet wird, so soll das die radikale Einheit aller Menschen mit ihm zum Ausdruck bringen. Übertragen auf die Christen kann man sagen, dass sie das neue Gottesvolk sind, da sie in Christus ein einziger Leib geworden sind.

c) Einpfropfung in Christus durch die Taufe (vgl. 1 Kor 10, 14-22; 12,13; Röm 6, 1-11; Röm 11, 16-19).

Der geheimnisvolle Weinstock (vgl. Joh 15, 1-17)

Paulus verwendet gerne das Bild der Veredelung von Pflanzen für die Weise, wie wir in der Taufe nachträglich in die Geistwirklichkeit Christi hinein-gepfropft wurden. Denn wir entstammen von unserem menschlichen Körper her dem Leib des Adam. In der Taufe werden wir durch den Heiligen Geist in die Verbundenheit zwischen Vater und Sohn mit hineingenommen und in den Leib der Kirche aufgenommen. In Christus erhalten wir Anteil am neuen Adam und bilden alle gemeinsam den einen „Leib Christi“. In dieser „Neugeburt“ werden wir mit Christus in seinem Leiden und Sterben vereint und haben Anteil an seiner Auferstehung.

Paulus schreibt:

„Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein“ (Röm 6,4-5).

Gnadengaben des Heiligen Geistes

In 1 Kor 12,1-11 und Röm 12,4-8 streicht Paulus besonders die Gnadengaben des Heiligen Geistes heraus. Gnade bezeichnet nach der Definition eines theologischen Wörterbuchs „die sich aktiv, frei und absolut ungeschuldet dem Menschen zuwendende Zuneigung Gottes sowie die Wirkung dieser Zuneigung, in der Gott sich dem Menschen selber mitteilt.“ Jedem, der auf den Namen Jesu Christi getauft wurde, sind durch die Gnade Gottes besondere Gaben geschenkt worden. Sie sind bewirkt durch den einen Geist (vgl. 1 Kor 12,11; Eph 4,4). Sind die Glieder auch sehr verschieden, so bilden sie doch miteinander eine Einheit in Jesus Christus. Paulus betont immer wieder in seinen Bildern die Einheit in der Vielheit und die Vielheit in der Einheit. Dabei scheint ihm ein wichtiges Anliegen zu sein, dass kein einziges Glied in dem großen Leib untergeht, sondern seinen besonderen und ganz eigenen Platz einnimmt, den nur er ausfüllen kann und der ihm aufgrund der Gnade Gottes zugewiesen wurde.

In 1 Kor 12,7-11 und Röm 12,4-8 weist Paulus auf die Dienste hin, die jedem zukommen. Gnadengaben, Dienste und Kräfte sind Offenbarungen des einen Gottes und sollen der Gemeinschaft nützen (vgl. 1 Kor 12,4-7).

Jede Gemeinde ist vom Geist mit wichtigen Charismen und Diensten ausgestattet worden, die für das Zusammenleben als christliche Gemeinschaft notwendig sind und die sich ergänzen. Paulus hebt keine Gabe besonders hervor. Vielmehr nennt er sie in einem Atemzug. Man könnte sich darüber Gedanken machen, warum er prophetische Rede bzw. die Mitteilung von Weisheit an erster Stelle nennt und Barmherzigkeit zu üben und Zungenrede zu deuten jeweils an letzter. Aber über den Grund der Reihenfolge nachzudenken wäre in diesem Zusammenhang müßig, denn Paulus geht es um die Einheit in der Verschiedenheit. Alle Dienste sind wichtig und sollen verantwortungsbewusst in der Gemeinde eingebracht und ausgeführt werden. Darauf weist Paulus in 1 Kor 12,12-27 deutlich hin, wo er genauer auf den Aufbau des Leibes zu sprechen kommt.

Durch die Taufe ist jeder Christ Teil des Leibes Christi geworden. Jeder ist in seiner ausgeprägten Andersartigkeit wertvoll. Jeder Christ ist ein Glied am Leib, den die anderen Glieder brauchen. Gerade in der Einheit ist die Verschiedenheit wichtig, denn der Leib soll ja nicht nur aus einer Sorte von Gliedern bestehen. Paulus sagt in dem Zusammenhang:

„Wenn der ganze Leib bloß Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? [...] Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib.“ (1 Kor 12,17.19-20)

Cerfaux weist darauf hin, dass in der Einheit der Kirche wir alle die Glieder eines einzigen Leibes sind, der Christus ist und so folglich zwischen uns der gleiche Zusammenhang besteht, der die Glieder eines menschlichen Leibes untereinander verbindet, nämlich die positive Ausstrahlung sich ergänzender Christen. Die Möglichkeit einander in der Entfaltung von Gaben zu fördern, seinen eigenen Platz finden zu können. Deshalb gibt es keinen Grund, sich selbst nicht ernstzunehmen, die eigene Begabung mit anderen zu vergleichen, andere nicht zu fördern und ihren Gemeindeleitern die ganze Arbeit zu überlassen.

Ein weiterer wichtiger Gedanke ist, dass die Glieder des Leibes die Zugehörigkeit zum Leib angeboten bekommen: Gott bietet die Teilhabe durch die Einsenkung des Heiligen Geistes in der Taufe an (vgl. 1 Kor 12,13). Dieses Entgegenkommen Gottes begleitet schon die frühe Kirche im Katechumenat. Die Aufnahme in die Kirche ist die Zusage einer lebenslangen Weggemeinschaft: Jeder ist auf den Anderen angewiesen, d.h. jeder ist für das Wohlergehen des Anderen mitverantwortlich. Paulus verweist hier besonders auf die schwächeren, weniger edlen und geringgeachteten Glieder, die von Gott in besonderem Maße geehrt werden. Gott vertraut den Gliedern an, dass sie füreinander sorgen 'vgl. 1 Kor 12,21-27.

Das Zweite Vatikanische Konzil

Die "Communio"-Ekklesiologie ist die zentrale und grundlegende Idee der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Koinonia/Communio, die in der Heiligen Schrift gründet, genoß in der Alten Kirche und in den Ostkirchen bis heute hohes Ansehen (Bischofssynode 1985 Schlussdokument, Exeunte coetu saeculo II., C, 1),

Der Aspekt der Sühne

Die gegenseitige Hilfeleistung der einzelnen Glieder des Leibes Christi verlangt auch die stellvertretende Wiedergutmachung. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm (1 Kor 12, 26).

Päpstliche Schreiben

Pius XII.

Paul VI.

Literatur

  • Friedrich Jürgensmeier: Der mystische Leib Christi als Grundprinzip der Aszetik, Aufbau des religiösen Lebens und Strebens aus dem Corpus Christi mysticum. Ferdinand Schöningh Verlag Paderborn 1935 (5. verbesserte Auflage; 346 Seiten; Imprimatur Paderbornae, d. 25 m. Julii 1935 Gierse Vicarius Generalis).
  • Constantin Noppel: Aedificatio Corporis Christi, Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung Freiburg im Breisgau 1937; (Imprimatur Friburgi Brisgoviae, die 2. Decembris 1936 Rösch, Vic. Gen; Empfehlung des Freiburger Erzbischofes Konrad vom 30.11.1936).
  • Ferdinand Holböck: Der eucharistische und der mystische Leib Christi in ihren Beziehungen zu einander nach der Lehre der Frühscholastik, Verlag "Officium Libri Catholici" Rom 1941 (248 Seiten); Kirchliche Druckerlaubnis Salzburg 28. September 1940 Sigismund Fürsterzbischof).

Weblinks

Anmerkungen

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