Pax Christi: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | "Pax Christi" begann 1944 in Frankreich als Initiative katholischer Laien um [[Marthe-Marie Dortel-Claudot]]. Diese initiierten einen ''Gebetskreuzzug für die Völkerversöhnung'', der alsbald Unterstützung durch den Bischof von [[Montauban]], seit 1945 in [[Lourdes]], [[Pierre-Marie Théas]], und weitere Bischöfe fand. Zu einem Friedenskreuzweg im franzöischen Wallfahrtsort [[Vezelay]] mit 40.000 Teilnehmern aus Belgien, Spanien, der Schweiz, Italien, Luxemburg, Kanada, den USA und Frankreich wurden auch deutsche Kriegsgefangene aus einem nahegelegenen Lager eingeladen. Auch bei einem Treffen im Februar 1947 nahmenb 17 Deutsche teil; es stahbd erstmals unter dem Namen ''Pax Christi''. | |
− | + | Die französische Gründung erfuhr auf deutscher Seite, insbesondere in Baden und im Rheinland, ein lebhaftes Echo. So konnte der internationale Charakter der Bewegung beim I. Kongress in [[Kevelaer]] vom 1.-4. April 1948 deutlich hervortreten. Bei der Abschlusskundgebung am 4. April 1948 fanden sich rund 10.000 Menschen im niederrheinischen Wallfahrtsort ein, um mit Bischof Théas den "Tag des Friedens" zu feiern. Dieser war zugleich Weißer Sonntag, so dass der Bischof den deutschen Erstkommunionkindern die Hl. Kommunion reichte. Den Teilnehmern rief er zu: "Ich bringe Euch den Bruderkuss des christlichen Frankreich". | |
− | + | Das Internationale Sekretariat von Pax Christi befindet sich heute in Brüssel. | |
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− | + | Die deutsche Sektion ist in 22 Diözesan- bzw. Regionalverbände gegliedert, die der katholischen Diözesanstruktur folgen; im Bistum Osnabrück und dem Erzbistum Haburg besteht ein gemeinsamer Regionalverband, für die Bistümer Dresden-Meißen, Magdeburg, Erfurt und Görlitz der „Regionalverband Ost“. Seit 2009 ist das deutsche Sekretariat in Berlin ansässig. | |
− | + | Formell gegründet wurde die deutsche Sektion am Vorabend des Kongresses in Kevelaer, am 3. April 1948 im Hotel ''Weißer Schwan'' (nicht mehr existent). Anfang der 1950er-Jahre wurde sie mit dem älteren ''Friedensbund deutscher Katholiken'' (gegr. 1917 durch [[Max Josef Metzger]]) vereinigt. | |
− | Seit den | + | Seit den 1960er-Jahren bemühte sich die deutsche Pax-Christi-Bewegung besonders um die Verständigung mit Polen, seit den 1970er-Jahren auch um Fragen des Nord-Süd-Dialogs und der Ökumene. Die Tätigkeit in den 1980er-Jahren war stark durch die politische Friedensbewegung vor der Entspannung des Ost-West-Konflikts geprägt. Die in den 1980er-Jahren breite Struktur von Orts- und Basisgruppen in vielen Diözesen bildete sich seitdem spürbar zurück, auch die Außenwahrnehmung der Bewegung ist weniger ausgeprägt. |
+ | Zum Kongress 2008 in Berlin sandte Kardinalstaatssekretär [[Tarcisio Bertone]] eine [http://www.paxchristi.de/fix/files/doc/Papstbotschaft%20zum%20pax%20christi_Jubil%E4um.3.pdf Grußbotschaft], mit der an das Leitwort von Papst [[Pius XI.]] als Maßstab katholischer Friedensbewegung erinnert wird: ''Pax Christi in regno Christi'', das der Bewegung 1945 ihren Namen gab. | ||
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+ | [In '''Kevelaer''' fanden 1958, 1973, 1988 und 2008 größere Gedenkveranstaltungen statt; dort existiert seit dem Papstbesuch 1987 wieder ein ''lokales Organ'', siehe: [[PAX CHRISTI dialog e.V.]], das sich den Zusammenhang von Marienwallfahrt und katholischer Friedensarbeit zur Aufgabe gemacht hat und darin mit der Pax Christi-Bistumsstelle Münster kooperiert.] | ||
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+ | Zurzeit bestehen ständige Kommissionen (Expertenrunden) zu folgenden Themenbereichen: | ||
+ | *Friedensbildung | ||
+ | *Friedensdienste | ||
+ | *Friedenspolitik | ||
+ | *Globalisierung und soziale Gerechtigkeit | ||
+ | *Nahost | ||
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+ | Kampagnen schaffen - in der Regel in Kooperation mit anderen Organisation - Öffentlichkeit für wichtige aktuelle Problemlagen: | ||
+ | *"Besatzung schmeckt bitter" (Forderung einer eindeutigen Kennzeichnung von Waren, die aus israelischen Siedlungen in Palästinensergebieten stammen) | ||
+ | *1914 – 2014 – Hundert Jahre Erster Weltkrieg | ||
+ | *"Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!" | ||
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*ab 1944 [[Pierre-Marie Théas]], Bischof von Lourdes | *ab 1944 [[Pierre-Marie Théas]], Bischof von Lourdes | ||
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*seit 2010 Co-Präsident: Bischof [[Kevin Dowling]], Südafrika | *seit 2010 Co-Präsident: Bischof [[Kevin Dowling]], Südafrika | ||
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*ab 1948 [[Johannes van der Velden]], Bischof von Aachen | *ab 1948 [[Johannes van der Velden]], Bischof von Aachen | ||
*1954 [[Joseph Schröffer]], Bischof von Eichstätt | *1954 [[Joseph Schröffer]], Bischof von Eichstätt | ||
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*1987 [[Hermann-Josef Spital]], Bischof von Trier | *1987 [[Hermann-Josef Spital]], Bischof von Trier | ||
*2002 [[Heinz Josef Algermissen]], Bischof von Fulda | *2002 [[Heinz Josef Algermissen]], Bischof von Fulda | ||
+ | *2019 [[Peter Kohlgraf]], Bischof von Mainz | ||
+ | Der Präsident wird auf Vorschlag der Pax-Christi-Bewegung von der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]] ernannt. | ||
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*[[Ubi arcano Dei consilio]], [[Pius XI.]] 1922 [http://www.vatican.va/holy_father/pius_xi/encyclicals/documents/hf_p-xi_enc_19221223_ubi-arcano-dei-consilio_en.html Engl.] | *[[Ubi arcano Dei consilio]], [[Pius XI.]] 1922 [http://www.vatican.va/holy_father/pius_xi/encyclicals/documents/hf_p-xi_enc_19221223_ubi-arcano-dei-consilio_en.html Engl.] | ||
*[[Summi pontificatus]], [[Pius XII.]] 1939 [http://www.vatican.va/holy_father/pius_xii/encyclicals/documents/hf_p-xii_enc_20101939_summi-pontificatus_en.html Engl.] | *[[Summi pontificatus]], [[Pius XII.]] 1939 [http://www.vatican.va/holy_father/pius_xii/encyclicals/documents/hf_p-xii_enc_20101939_summi-pontificatus_en.html Engl.] | ||
− | *[[Pacem in terris]], [[Johannes XXIII.]], 1963 | + | *[[Pacem in terris]], [[Johannes XXIII.]], 1963 [http://www.vatican.va/holy_father/john_xxiii/encyclicals/documents/hf_j-xxiii_enc_11041963_pacem_ge.html Dt.] |
− | *[[Populorum progressio]], [[Paul VI.]], 1967 | + | *[[Populorum progressio]], [[Paul VI.]], 1967 [http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/encyclicals/documents/hf_p-vi_enc_26031967_populorum_ge.html Dt.] |
*[[Sollicitudo rei socialis]], [[Johannes Paul II.]], 1987/88 [http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_30121987_sollicitudo-rei-socialis_ge.html Dt.] | *[[Sollicitudo rei socialis]], [[Johannes Paul II.]], 1987/88 [http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_30121987_sollicitudo-rei-socialis_ge.html Dt.] | ||
*[[Caritas in veritate]], Benedikt XVI., 2009 [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20090629_caritas-in-veritate_ge.html Dt.]. | *[[Caritas in veritate]], Benedikt XVI., 2009 [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20090629_caritas-in-veritate_ge.html Dt.]. |
Aktuelle Version vom 16. Juni 2023, 20:01 Uhr
Pax Christi (lateinisch: "Frieden Christi"; auch: Pax-Christi-Bewegung) ist eine internationale ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils.
Inhaltsverzeichnis
Anfänge
"Pax Christi" begann 1944 in Frankreich als Initiative katholischer Laien um Marthe-Marie Dortel-Claudot. Diese initiierten einen Gebetskreuzzug für die Völkerversöhnung, der alsbald Unterstützung durch den Bischof von Montauban, seit 1945 in Lourdes, Pierre-Marie Théas, und weitere Bischöfe fand. Zu einem Friedenskreuzweg im franzöischen Wallfahrtsort Vezelay mit 40.000 Teilnehmern aus Belgien, Spanien, der Schweiz, Italien, Luxemburg, Kanada, den USA und Frankreich wurden auch deutsche Kriegsgefangene aus einem nahegelegenen Lager eingeladen. Auch bei einem Treffen im Februar 1947 nahmenb 17 Deutsche teil; es stahbd erstmals unter dem Namen Pax Christi.
Die französische Gründung erfuhr auf deutscher Seite, insbesondere in Baden und im Rheinland, ein lebhaftes Echo. So konnte der internationale Charakter der Bewegung beim I. Kongress in Kevelaer vom 1.-4. April 1948 deutlich hervortreten. Bei der Abschlusskundgebung am 4. April 1948 fanden sich rund 10.000 Menschen im niederrheinischen Wallfahrtsort ein, um mit Bischof Théas den "Tag des Friedens" zu feiern. Dieser war zugleich Weißer Sonntag, so dass der Bischof den deutschen Erstkommunionkindern die Hl. Kommunion reichte. Den Teilnehmern rief er zu: "Ich bringe Euch den Bruderkuss des christlichen Frankreich".
Das Internationale Sekretariat von Pax Christi befindet sich heute in Brüssel.
Deutsche Sektion
Die deutsche Sektion ist in 22 Diözesan- bzw. Regionalverbände gegliedert, die der katholischen Diözesanstruktur folgen; im Bistum Osnabrück und dem Erzbistum Haburg besteht ein gemeinsamer Regionalverband, für die Bistümer Dresden-Meißen, Magdeburg, Erfurt und Görlitz der „Regionalverband Ost“. Seit 2009 ist das deutsche Sekretariat in Berlin ansässig.
Formell gegründet wurde die deutsche Sektion am Vorabend des Kongresses in Kevelaer, am 3. April 1948 im Hotel Weißer Schwan (nicht mehr existent). Anfang der 1950er-Jahre wurde sie mit dem älteren Friedensbund deutscher Katholiken (gegr. 1917 durch Max Josef Metzger) vereinigt.
Seit den 1960er-Jahren bemühte sich die deutsche Pax-Christi-Bewegung besonders um die Verständigung mit Polen, seit den 1970er-Jahren auch um Fragen des Nord-Süd-Dialogs und der Ökumene. Die Tätigkeit in den 1980er-Jahren war stark durch die politische Friedensbewegung vor der Entspannung des Ost-West-Konflikts geprägt. Die in den 1980er-Jahren breite Struktur von Orts- und Basisgruppen in vielen Diözesen bildete sich seitdem spürbar zurück, auch die Außenwahrnehmung der Bewegung ist weniger ausgeprägt.
Zum Kongress 2008 in Berlin sandte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone eine Grußbotschaft, mit der an das Leitwort von Papst Pius XI. als Maßstab katholischer Friedensbewegung erinnert wird: Pax Christi in regno Christi, das der Bewegung 1945 ihren Namen gab.
[In Kevelaer fanden 1958, 1973, 1988 und 2008 größere Gedenkveranstaltungen statt; dort existiert seit dem Papstbesuch 1987 wieder ein lokales Organ, siehe: PAX CHRISTI dialog e.V., das sich den Zusammenhang von Marienwallfahrt und katholischer Friedensarbeit zur Aufgabe gemacht hat und darin mit der Pax Christi-Bistumsstelle Münster kooperiert.]
Kommissionen
Zurzeit bestehen ständige Kommissionen (Expertenrunden) zu folgenden Themenbereichen:
- Friedensbildung
- Friedensdienste
- Friedenspolitik
- Globalisierung und soziale Gerechtigkeit
- Nahost
- Rüstungsexporte
- Solidarität Eine Welt
- Solidarität mit Zentralafrika.
Kampagnen
Kampagnen schaffen - in der Regel in Kooperation mit anderen Organisation - Öffentlichkeit für wichtige aktuelle Problemlagen:
- "Besatzung schmeckt bitter" (Forderung einer eindeutigen Kennzeichnung von Waren, die aus israelischen Siedlungen in Palästinensergebieten stammen)
- 1914 – 2014 – Hundert Jahre Erster Weltkrieg
- "Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!"
- Atomwaffenfrei jetzt!
- "20 Millionen mehr vom Militär!" (Ausbau des Zivilen Friedensdienstes).
Präsidenten
Internationale Präsidenten
- ab 1944 Pierre-Marie Théas, Bischof von Lourdes
- 1950 Kardinal Maurice Feltin, Erzbischof von Paris
- 1965 Kardinal Bernard Alfrink, Erzbischof von Utrecht
- 1975 Luigi Betazzi, Bischof von Ivrea (Italien)
- 1985 Kardinal Franz König, Erzbischof von Wien
- 1990 Kardinal Godfried Danneels, Erzbischof von Brüssel
- 1999 Michel Sabbah, lat. Patriarch von Jerusalem
- 2007-2010 Laurent Monsengwo, (Kardinal-)Erzbischof von Kinshasa (Kongo)
- seit 2007 Co-Präsidentin: Sr. Marie Dennis (USA)
- seit 2010 Co-Präsident: Bischof Kevin Dowling, Südafrika
Präsidenten der deutschen Sektion
- ab 1948 Johannes van der Velden, Bischof von Aachen
- 1954 Joseph Schröffer, Bischof von Eichstätt
- 1967 Kardinal Julius Döpfner, Erzbischof von München
- 1972 Georg Moser, (Weih-) Bischof von Rottenburg
- 1981 Walther Kampe, Weihbischof in Limburg
- 1985 Karl Braun, Bischof von Eichstätt
- 1987 Hermann-Josef Spital, Bischof von Trier
- 2002 Heinz Josef Algermissen, Bischof von Fulda
- 2019 Peter Kohlgraf, Bischof von Mainz
Der Präsident wird auf Vorschlag der Pax-Christi-Bewegung von der Deutschen Bischofskonferenz ernannt.
Literatur
- Der Weg in den Frieden. Erste Arbeitstagung von Pax Christi in Kevelaer (Dokumentation; Hg. H.H. Molls), Köln (Bachem) 1948.
- Pax Christi - Kevelaer 1948-1988, Butzon & Bercker Verlag 1988.
- Marthe-Marie Dortel-Claudot, PAX CHRISTI. Werden, Wesen und Wirken, in: Sitz der Weisheit. Marianisches Jahrbuch (= Sedes sapientiae, Jg. 12), IMAK 2008 (Bd. 1), S. 35-41 (Erstveröffentlichung 1948).
Wichtige päpstliche Enzykliken zum Völkerfrieden
- Pacem Dei munus, Benedikt XV. 1920 Engl.
- Ubi arcano Dei consilio, Pius XI. 1922 Engl.
- Summi pontificatus, Pius XII. 1939 Engl.
- Pacem in terris, Johannes XXIII., 1963 Dt.
- Populorum progressio, Paul VI., 1967 Dt.
- Sollicitudo rei socialis, Johannes Paul II., 1987/88 Dt.
- Caritas in veritate, Benedikt XVI., 2009 Dt..
Weitere Quellen
Von Bedeutung sind auch zahlreiche weitere Schreiben und Ansprachen der genannten Päpste, insbesondere die Weihnachtsansprachen Pius XII. 1939-45, die Friedensbotschaft Johannes XXIII. von 1961, die Ansprachen und Botschaften zum jeweiligen Weltfriedenstag seit 1968, je eine UNO-Ansprache des Papstes 1965, 1979, 1995, 2008 und das Konzilsdokument Gaudium et spes sowie Kundgebungen des päpstl. Rates Iustitia et Pax.