Benedikt XV.: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. August 2008, 07:00 Uhr

Papst Benedikt XV.
Papst Benedikt XV., Kirche St. Paul - Rom


Papst Benedikt XV. (*21. November 1854 in Genua; † 22. Januar 1922 in Rom) war Papst während des I. Weltkriegs.


Biographie

Papst Benedikt XV. wurde als Sohn des Markgrafen Giuseppe della Chiesa und seiner Frau Giovanna (geb. Migliorati) in Genua geboren. Der Vater verlangte von seinem Sohn Giacomo della Chiesa, zunächst Jura zu studieren. Er promovierte in diesem Fach, um sich dann 1875 der Theologie zuzuwenden. Die Priesterweihe empfing er am 21. Dezember 1878, um anschließend weiter an der päpstlichen Diplomatenakademie zu studieren, wo er 1880 auch im Kirchenrecht promovierte.

Zuvor bereits Privatsekretär von Mariano Rampolla del Tindaro, folgte er diesem an die Nuntiatur in Spanien (1883-1887). Als dieser 1887 zum Kardinalstaatssekretär aufstieg, wurde della Chiesa zunächst Minutant und späterer Substitut (1901-1907) im Staatssekretariat. Papst Pius X. ernannte ihn am 16. Dezember 1907 zum Erzbischof von Bologna, erhob della Chiesa, der lieber Nuntius hätte werden mögen, jedoch erst am 25. Mai 1914 zum Kardinal (Titelkirche: Ss. Quattro Coronati), man sagt: erst nach dem Ableben seines Förderers Rampolla.

Pontifikat

Benedictus XV: 'In te Domine, speravi'

Das am 31. August begonnene, schwierige Konklave mit 57 teilnehmenden Kardinälen, unter dem Eindruck des soeben begonnenen I. Weltkriegs, brachte schließlich im 10. Wahlgang am 3. September 1914 das Ergebnis: della Chiesa erhielt 38 Stimmen gegen 18 Stimmen für den Benediktinerkardinal Domenico Serafini. Der angesichts des knappen Ergebnisses gravierende Verdacht, er habe sich verbotenerweise selbst gewählt, konnte am 4. September ausgeräumt werden. Kriegsbedingt wurde alsbald am 6. September in der Sixtinischen Kapelle schnell die Krönung vollzogen. Der körperlich kleine, unscheinbare neue Papst trat nie wieder mit Tiara in Erscheinung. Als allseits anerkannter Diplomat und Jurist auf dem Stuhl Petri nannte er sich Benedikt XV., in Erinnerung an den Theologen und Juristen Prospero Lambertini, der, als Papst Benedikt XIV. im 18. Jahrhundert, della Chiesa sowohl in Bologna als Erzbischof als auch im päpstlichen Amt, vorausgegangen war. Zum Kardinalstaatssekretär ernannte der neue Papst den brillanten Kirchenrechtler Pietro Gasparri. Dieser trat an die Stelle des Kardinals Merry del Val, der als Vertrauensmann des Vorgängers Pius X. nunmehr zum Sekretär des Hl. Offiziums berufen wurde. (Der zunächst von Benedikt XV. ernannte Staatssekretär Domenico Ferrata, ehem. Nuntius in Frankreich, starb noch im Monat der Ernennung.)

Friedenspapst

Statue in Istanbul: Dank der Türken für päpstliche Hilfe im Krieg

Während des Weltkrieges trat der Papst, der strikt überparteiliche Neutralität wahrte, immer wieder für Vermittlung eines auf gerechtem Ausgleich beruhenden Friedens ein. Die Deutschen schimpften ihn "Franzosenpapst" (Ludendorff), während Clemenceau ihn "le pape boche" nannte. Überdies unterstützte er Notleidende und Kinder in aller Welt karitativ. Am Ende des Krieges wurde das Papsttum, das sich zuvor seit 1870 in politischer Isolation befand, aus der auch Papst Leo XIII. es nicht dauerhaft herausführen konnte, gleichsam als einziger 'Sieger' des Krieges empfunden. Benedikt XV. führte den supranationalen Anspruch des Katholizismus auch im Kirchenrecht von 1917 konsequent durch, blieb aber von den Friedensverhandlungen aufgrund italienischer Intervention ausgesperrt. Die Mängel der Pariser Vorortverträge monierte der Papst in einer Enzyklika vom 23. Mai 1920 Pacem Dei munus, in der er auch eine Tür zur Lösung der Römischen Frage aufstößt, die 1929 durch Pius XI. mit Abschluss der Lateranverträge beantwortet werden konnte.

Der Friedenspapst verfasste eine Reihe hoch beachtlicher Enzykliken, so zur Unterstützung der Missionen, zur Frage der Inerranz (Irrtumslosigkeit) der Bibel, und würdigte Persönlichkeiten wie den Hl. Dominikus und den italienischen Nationaldichter Dante. Der bei seinem plötzlichen Tod nach kurzer Krankheit, am 22. Januar 1922, noch relativ junge Papst, litt darunter, dass sein Wirken so stark im Schatten des Krieges stand. In den letzten drei Friedensjahren gelangen noch einige Weichenstellungen, etwa durch Förderung beider Nachfolger, Achille Ratti als Nuntius in Polen, Eugenio Pacelli als Nuntius in Bayern. (Auch die römische Laufbahn Johannes XXIII. begann zu dieser Zeit.)

Die Leistungen des "unbekannten Papstes" lassen sein Programm als diplomatisch-politische Ergänzung des auf pastoraler Ebene begonnenen Programms Pius X. erscheinen, der dem Katholizismus im 20. Jahrhundert die Aufgabe stellte, alles in Christus zu erneuern. Papst Benedikt XVI. hat sich in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2006 explizit dazu bekannt, dass er den Namen in Erinnerung an Benedikt XV. gewählt habe.

Wichtige Lehrschreiben und Entscheidungen

Papst Benedikt XV.

Hinweis

Die Schreiben des Papstes werden in der Liste von Lehramtstexten gesammelt.

Literatur

  • Rundschreiben Benedikts XV., Sammlung, Lateinischer und deutscher Text (in "deutschen Buchstaben" = Fraktur), Herder´sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau, Autorisierte Ausgabe mit Druckerlaubnis, einzeln herausgegeben.
  • Rundschreiben Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XV. über die Wiederherstellung des Friedens unter den Völkern (Pax Christi in regno Christi. Schriften des Friedensbundes deutscher Katholiken, Heft 1), München 1924. [= Benedictus XV. Papa, Pacem, Dei munus (deutsch)]

Sekundärliteratur

  • Anton de Waal, Benedikt XV. Ein Lebensbild des Hl. Vaters, Hamm 1915.
  • Arnold Struker (Hg.), Die Kundgebungen Papst Benedikts XV. zum Weltfrieden. Im Urtext und in deutscher Übersetzung, Freiburg i.Br. 1917.
  • Friedrich Ritter von Lama, Die Friedensvermittlung Papst Benedikt XV. und ihre Vereitelung, München 1932.
  • G. Rumi (Hg.), Benedetto XV. e la pace, Brescia 1990.

Weblinks

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Vorgänger
Pius X.
Papst
1914 - 1922
Nachfolger
Pius XI.