Galileo Galilei: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | '''Galileo Galilei''' war der vielleicht bedeutendste italienische Wissenschaftler. Geb. am 15. Februar [[1564]] in [[Pisa]], gest. am 8. Januar [[1642]] in [[Arcetri]] bei [[Florenz]], war er ein Mathematiker, Physiker und Astronom, der weltgeschichtliche Berühmtheit auch dadurch erlangt hat, dass er 1633 zum wohl ''prominentesten Opfer'' eines Ausspruchs der römischen Inquisition wurde. Da er zunächst nicht bereit war, die Hypothese von der Umdrehung der Erde um die Sonne (das heute veraltete heliozentrische Weltbild), die zu seiner Zeit noch unbewiesen war (fälschlich hielt er seine "Gezeitentheorie" für beweiskräftig), gegenüber dem Zeugnis der Heiligen Schrift zurückzustellen, wurde ihm vorgeworfen, er lehre, dass die [[Bibel]] irren könne. Das sollte die römische Theologie im Zeitalter der Gegenreformation vor allem nicht in Gegensatz zur ''bibeltreuen'' Reformation bringen. | |
− | Der mit Galilei befreundete Papst [[Urban VIII.]] fühlte sich überdies beleidigt dadurch, dass Galilei ihm in seinem ''Dialogo'' die Rolle des ''Simplicio'', des Einfältigen zugedachte, der das geozentrische Weltbild lehrte. Dabei war gerade dieser Papst der Wissenschaft gegenüber äußerst aufgeschlossen eingestellt. Galilei, dessen unbestrittene wissenschaftliche Meriten von der Nachwelt häufig überbetont werden, unterwarf sich dem zweideutigen Urteil der [[Inquisition]] | + | Der mit Galilei befreundete Papst [[Urban VIII.]] fühlte sich überdies beleidigt dadurch, dass Galilei ihm in seinem ''Dialogo'' die Rolle des ''Simplicio'', des Einfältigen zugedachte, der das geozentrische Weltbild lehrte. Dabei war gerade dieser Papst der Wissenschaft gegenüber äußerst aufgeschlossen eingestellt. Galilei, dessen unbestrittene wissenschaftliche Meriten von der Nachwelt häufig überbetont werden, ''unterwarf sich'' aber dem durchaus zweideutigen Urteil der [[Inquisition]]. Er setzte seine Forschungen unter Aufsicht fort und starb 1642 versöhnt mit der Kirche. Eine ''Rehabilitation'' war schon deshalb im Rechtssinne nicht möglich, da Galilei selbst seine Position preisgegeben hatte. |
− | Die wissenschaftliche Nachwelt schuf den [[Mythos]] vom Inquisitionsopfer und Vorkämpfer für die Geistesfreiheit, der Galilei als päpstlicher "Günstling" zu Lebzeiten keineswegs war. Allerdings hat der Fall Galilei dem [[Katholizismus]] ein | + | Die wissenschaftliche Nachwelt schuf den [[Mythos]] vom Inquisitionsopfer und Vorkämpfer für die Geistesfreiheit, der Galilei, als ein päpstlicher "Günstling", zu Lebzeiten keineswegs war. Allerdings hat der Fall Galilei dem [[Katholizismus]] ein jahrhundertelang währendes Problem mit den Folgen dieses ''beiderseits'' partiell irrtumsbehafteten Verfahrens eingetragen, wenngleich ähnlich fehleranfällige Inquisitionsprozesse (gerade deswegen!) an der römischen Kurie nicht wieder vorgekommen sind. Am 31. Oktober 1992 hat Papst [[Johannes Paul II.]], anlässlich einer Ansprach vor der päpstlichen Akademie der Wissenschaften, den (einzigen bekannten) Übergriff der Inquisition auf ein Gebiet, für das sie ''per definitionem'' selbst keine Kompetenz besaß, offen eingeräumt. |
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Version vom 19. August 2008, 13:58 Uhr
Galileo Galilei war der vielleicht bedeutendste italienische Wissenschaftler. Geb. am 15. Februar 1564 in Pisa, gest. am 8. Januar 1642 in Arcetri bei Florenz, war er ein Mathematiker, Physiker und Astronom, der weltgeschichtliche Berühmtheit auch dadurch erlangt hat, dass er 1633 zum wohl prominentesten Opfer eines Ausspruchs der römischen Inquisition wurde. Da er zunächst nicht bereit war, die Hypothese von der Umdrehung der Erde um die Sonne (das heute veraltete heliozentrische Weltbild), die zu seiner Zeit noch unbewiesen war (fälschlich hielt er seine "Gezeitentheorie" für beweiskräftig), gegenüber dem Zeugnis der Heiligen Schrift zurückzustellen, wurde ihm vorgeworfen, er lehre, dass die Bibel irren könne. Das sollte die römische Theologie im Zeitalter der Gegenreformation vor allem nicht in Gegensatz zur bibeltreuen Reformation bringen.
Der mit Galilei befreundete Papst Urban VIII. fühlte sich überdies beleidigt dadurch, dass Galilei ihm in seinem Dialogo die Rolle des Simplicio, des Einfältigen zugedachte, der das geozentrische Weltbild lehrte. Dabei war gerade dieser Papst der Wissenschaft gegenüber äußerst aufgeschlossen eingestellt. Galilei, dessen unbestrittene wissenschaftliche Meriten von der Nachwelt häufig überbetont werden, unterwarf sich aber dem durchaus zweideutigen Urteil der Inquisition. Er setzte seine Forschungen unter Aufsicht fort und starb 1642 versöhnt mit der Kirche. Eine Rehabilitation war schon deshalb im Rechtssinne nicht möglich, da Galilei selbst seine Position preisgegeben hatte.
Die wissenschaftliche Nachwelt schuf den Mythos vom Inquisitionsopfer und Vorkämpfer für die Geistesfreiheit, der Galilei, als ein päpstlicher "Günstling", zu Lebzeiten keineswegs war. Allerdings hat der Fall Galilei dem Katholizismus ein jahrhundertelang währendes Problem mit den Folgen dieses beiderseits partiell irrtumsbehafteten Verfahrens eingetragen, wenngleich ähnlich fehleranfällige Inquisitionsprozesse (gerade deswegen!) an der römischen Kurie nicht wieder vorgekommen sind. Am 31. Oktober 1992 hat Papst Johannes Paul II., anlässlich einer Ansprach vor der päpstlichen Akademie der Wissenschaften, den (einzigen bekannten) Übergriff der Inquisition auf ein Gebiet, für das sie per definitionem selbst keine Kompetenz besaß, offen eingeräumt.