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Version vom 10. Dezember 2015, 09:21 Uhr
Der Advent (von lat. adventus: Ankunft) bezeichnet im Kirchlichen Festjahr die Vorbereitungszeit auf die Ankunft Christi. Sie erinnert an die Erwartung des Messias. Sie hat einen doppelten Charakter:
- Sie ist einerseits die Vorbereitungszeit auf die weihnachtlichen Hochfeste, mit dem Gedächtnis an das erste Kommen des Gottessohnes Jesus Christus zu den Menschen.
- Andrerseits ist sie eine Vorbereitungszeit auf die Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten.
Die Gläubigen werden durch diese besonders Zeit ermahnt,
- sich würdig auf den Jahrestag der Inkarnation ihres Herrn Jesus Christus vorzubereiten
- umzukehren, damit sie ein würdiger Tempel seien für den Erlöser, der in der Heiligen Kommunion zu ihnen kommt.
- sich ebenso vorzubereiten auf das zweite Kommen des Herrn als Richter nach dem Ende ihres irdischen Lebens oder beim Ende der Welt.
Mit dem ersten Advent beginnt in der Lateinischen Kirche das Kirchenjahr.
Inhaltsverzeichnis
Dauer der Adventszeit
Die Dauer der Adventszeit ist bis heute nicht einheitlich. Seit dem Konzil von Trient (1545 – 1563) schreiben die Liturgiebücher den Advent gesamtkirchlich vierwöchig vor. Der erste Advent ist üblicherweise am Sonntag zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember. Die Adventszeit endet am Heiligen Abend. Dort, wo die Liturgie im Ambrosianischen Ritus gefeiert wird (z.B. Mailand), dauert die Adventszeit noch heute sechs Wochen.
Liturgisch beginnt das Hochfest der Geburt Christi mit der Vesper (Abendgebet des Stundengebetes) am Heiligen Abend und damit die Weihnachtszeit.
Geschichte
Wann die Adventszeit eingeführt wurde, kann heute nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden. Sicher ist die Vorbereitung auf das Geburtsfest des Herrn nicht älter als das Fest selber. Und von Weihnachten wissen wir, dass das Fest im vierten Jahrhundert in der ganzen Kirche gefeiert wurde - an gewissen Orten am 25. Dezember, an anderen am 6. Januar.
Von einer Vorbereitung ist die Rede in den Akten der Synode von Saragossa im Jahre 380, wo im vierten Kanon vorgeschrieben wird, niemand dürfe vom 17. Dezember bis zur Epiphanie von der Kirche fernbleiben. Zwei Homilien des hl. Maximus (415-466), Bischof von Turin, tragen den Titel "In Adventu Domini", aber diese erwähnen keine spezielle Vorbereitungszeit, so dass angenommen wird, der Titel sei ein Zusatz eines Kopisten. Einige Homilien, die vermutlich vom hl. Caesarius (502-542), Bischof von Arles, stammen, erwähnen eine Vorbereitungszeit auf den Geburtstag Christi, aber ohne dass aus dem Zusammenhang abgeleitet werden könnte, diese sei allgemein verbreitet gewesen. Die Synode von Mâcon in Gallien (581) erwähnt im 9. Kanon Fastentage montags, mittwochs und freitags vom 11. November bis zu Weihnachten. Das gelasianische Sakramentar erwähnt fünf Sonntage für die Adventszeit. Dies fünf Sonntage wurden vom hl. Papst Gregor VII. (1073-85) auf vier reduziert. Die Homiliensammlung des hl. Gregor beginnt mit einer Predigt für den zweiten Adventssonntag. Im Jahre 650 hatte man in Spanien fünf Adventssonntage. Verschiedene Synoden hatten Gesetze über das gebotene Fasten in dieser Zeit erlassen, entweder ab dem 11. November, ab dem 15. November oder sogar ab der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche (23. September). Andere Synoden verboten Hochzeiten in dieser Zeit.
Die früheste Erwähnung für das Einhalten der Adventszeit in der Ostkirche stamt erst aus dem 8. Jahrhundert. Der hl. Theodor Studit (+826), der von Fest- und Fastenzeiten der Ostkirche berichtet, erwähnt den Advent nicht. Im 8. Jahrhundert wurde der Advent nicht liturgisch gefeiert, sondern war eine Fast- und Abstinenzzeit vom 15. November bis zu Weihnachten, welche später auf sieben Tage reduziert wurde. Aber ein Konzil der Ruthenen (1720) ordnete eine Fastenzeit nach der alten Regel beginnend am 15. November an. Diese Regel wird von einigen Ostkirchen eingehalten. Der Ambrosianische und der Mozarabische Ritus haben ebenfalls keine eigentliche Adventsliturgie sondern lediglich eine Fastenzeit.
Liturgie
Adventssonntage
Die vier Adventssonntage sind in ihren Texten geprägt und haben damit einen eigenen Charakter (vgl. Gotteslob Nr. 102 und Schottmessbuch):
- Advent: Wiederkunft Christi am Letzen Tag.
- Advent: Johannes der Täufer (Vorläufer Jesu)
- Advent: Gaudete-Sonntag
- Advent; Maria (Mutter Jesu).
Quatembertage
Die Quatembertage im Advent sollen durch besondere Gottesdienste zur Ein- und Umkehr in den Advent einführen (Gl 102).
Präfationen vom Advent
I. Das zweimalige Kommen Christi
In Wahrheit ist es würdig und recht. Dir allmächtiger Vater zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Denn in Seinem ersten Kommen hat Er sich entäußert und ist Mensch geworden. So hat Er die alte Verheißung erfüllt und den Weg des Heiles erschlossen. Wenn er wiederkommt im Glanz seiner Herrlichkeit, werden wir sichtbar empfangen. was wir jetzt mit wachem Herzen gläubig erwarten. Darum preisen wir dich mit allen Engeln und Heiligen und singen vereint mit ihnen das Lob Deiner Herrlichkeit: Heilig, Heilig, Heilig...
II. Das Warten auf den Herrn einst und heute“
In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger. ewiger Gott. immer und überall zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Von ihm redet die Botschaft aller Propheten. die jungfräuliche Mutter trug ihn voll Liebe in ihrem Schoß. seine Ankunft verkündete Johannes der Täufer und zeigte auf ihn, der unerkannt mitten unter den Menschen war. Er schenkt uns in diesen Tagen die Freude, uns für das Fest seiner Geburt zu bereiten, damit wir ihn wachend und betend erwarten und bei seinem Kommen mit Liedern des Lobes empfangen. Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln. Den Thronen und Mächten und mit all den Scharen des Himmlischen Heeres den Hochgesang von Deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig, Heilig, Heilig...
Weitere Präfationen für die Adventszeit (für den deutschen Sprachraum):
III. Die Geschenke des kommenden Herrn
Wir danken Dir, Vater im Himmel, und rühmen dich durch unseren Herrn Jesus Christus. Ihn hast Du der verlorenen Menschheit als Erlöser verheißen. Seine Wahrheit leuchtet den Suchenden, seine Kraft stärkt die Schwachen. seine Heiligkeit bringt den Sündern Vergebung. Denn er ist der Heiland der Welt, den Du gesandt hast. weil du getreu bist. Darum preisen wir Dich mit den Kerubim und Serafim und singen mit allen Chören der Engel das Lob Deiner Herrlichkeit: Heilig, Heilig, Heilig...
IV. Adams Sünde und Christi Gnade
In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken und Dein Erbarmen zu preisen. Denn was durch Adams Sünde verloren ging, bringt uns Christus zurück. unser Retter und Heiland. Was Du durch sein erstes Kommen begonnen hast, wirst Du bei seiner Wiederkunft an uns vollenden. Darum dienen Dir alle Geschöpfe, ehren Dich die Erlösten, rühmt Dich die Schar Deiner Heiligen. Auch wir preisen Dich mit den Chören der Engel und singen vereint mit ihnen das Lob Deiner Herrlichkeit: Heilig, Heilig, Heilig...
V. Der Herr ist nahe
In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Vater im Himmel zu danken und Dein Erbarmen zu preisen. Denn schon leuchtet auf der Tag der Erlösung, und nahe ist die Zeit unsres Heiles, da der Retter kommt, unser Herr Jesus Christus. Durch ihn rühmen wir das Werk Deiner Liebe und vereinen uns mit den Chören der Engel zum Hochgesang von Deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig, Heilig, Heilig...
Die O-Antiphonen
Die O-Antiphonen werden vom 17. bis 23. Dezember zum Magnificat im Stundengebet der Vesper und als Ruf vor dem Evangelium der Heiligen Messe gebetet oder gesungen. In den letzten sieben Tagen des Advents wird Jesus unter sieben verschiedenen Titeln angerufen.
Volksfrömmigkeit (Brauchtum)
Engel-Ämter oder Rorate-Messen
Werktags werden frühmorgens im Advent sogenannten Engel-Ämter oder Rorate (Tauet)-Messen gefeiert. Es wird das Evangelium der Verkündigung des Herrn durch den Erzengel Gabriel (Lk 1,26-38) gelesen. Der Name Rorate wird vom Buch Jesaja (45, 8) abgeleitet. Im Gotteslob (120, 3-4) heißt ein Vers deshalb: "Ihr Himmel tauet den Gerechten, ihe Wolken regnet ihn herab; Roráte caeli désuper, et nubes pluant iustum). Diese Rorate-Messen sollen auf die freudige Erwartung des Kommens Christi hindeuten. Sie werden teils bei Dunkelheit und mit Kerzen gefeiert. Es werden Adventslieder gesungen (Gotteslob Nr. 102-127).
Adventskranz
Der Adventskranz geht auf den lutherischen Theologen und Erzieher Johann Hinrich Wichern (1808 - 1881) zurück, der obdachlose Kinder und Jugendliche in einem von ihm 1833 eingerichteten Hamburger Waisenhaus, dem "Rauhen Haus" , betreute und auch die Möglichkeit bot, einen Beruf zu erlernen. 1839 liess Wichern im Betsaal ein altes Wagenrad mit 23 Kerzen aufhängen (19 kleine rote, für die Werktage und 4 grosse, weisse für die Sonntage), die während der stimmungsvollen Kerzenandachten im Advent entzündet wurden. Beginnend vom 1. Advent wurde jeden Abend eine Kerze mehr entzündet. Später, vermutlich um 1860, wurde das hölzerne Rad mit Tannengrün umwunden. In diesem Jahr führte Wichern den Adventskranz im Waisenhaus Berlin-Tegel ein. Seine Idee verbreitete sich langsam in Norddeutschland. 1937/38 wurde erstmals in München St. Silvester (Schwabing) ein Adventskranz in einer katholischen Kirche aufgestellt. Die maximal 28 Kerzen wurden auf 4, reduziert. Es werden meist rote Kerzen verwendet - oder gemäss den liturgischen Farben der Adventszeit drei violette und eine rosa Kerze (für den Gaudete-Sonntag, dem 3. Sonntag im Advent).
Wenn der Adventskranz in der Kirche gesegnet wird, kann der Priester auch alle Kränze in den Wohnungen der Gläubigen mitsegnen. Kindern macht es besonders große Freude, mit den Eltern den Kranz herzustellen. Die Familie sammelt sich im Advent um den Adventskranz, dessen kreisform den Zusammenhalt und dessen wachsendes Licht die zuversichtliche Erwartung der Gläubigen im Advent ausdrückt.
Der Brauch wurde inzwischen auch in vielen anderen Ländern übernommen. In der Ostkirche und im Erzbistum Mailand werden teilweise Adventskränze mit 6 Kerzen verwendet.
Adventskalender
Adventserwartung hatten schon immer die Menschen. Vor allem die Kinder zählten die Tage bis zur Christfest. Es gab verschiedene Methoden, wie man diese Zeit veranschaulichte und das Warten erleichterte. Einen Adventskalender im heutigen Sinne gibt es erst seit dem Jahre 1908. Damals erschien in München der erste gedruckte Adventskalender, auf den Bilder, die vom Verlag beigegeben wurden, geklebt wurden. Zunächst hatte der Kalender nur religiöse Motive, bis auch diese säkularisiert wurden. Im 21. Jahrhundert beginnt man sich wieder stärker zu besinnen.
Barbarazweige
Barbarazweige werden nach einem alten Brauch am 4. Dezember, dem Gedenktag der der hl. Barbara von Nikomedien, dem Barbaratag, geschnitten und in einer Vase in der Wohnung aufgestellt. Je nach Gegend und Brauchtum werden Zweige von Obstbäumen, Birken, Haselnuss oder Rosskastanien verwendet. Sie sollen bis zum Heiligen Abend blühen und in der kalten und düsteren Winterzeit zum Weihnachtsfest Schmuck in die Wohnung bringen. Der Brauch geht auf eine Überlieferung zurück, nach der auf dem Weg in das Gefängnis mit an Barbaras Gewand ein Zweig hängenblieb. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Gefäß mit Wasser. Er soll genau an dem Tag geblüht haben, an dem sie zum Tode verurteilt wurde. Nach regionalem Volksglauben bringt das Aufblühen der Barbarazweige Glück im kommenden Jahr.
Frauentragen
Aus dem Salzburger / Tiroler Raum kommt der Brauch des Frauentragens. Ein Bild der schwangeren Gottesmutter wird jeden Tag zu einer andere Familie gebracht, wo dann gemeinsam gebetet wird. Das soll zeigen, dass Maria auf dem Weg nach Bethlehem ist. Das Bild bleibt in der Nacht in diesem Haus und bringt es am anderen Tag in ein anderes Haus.
Herbergssuche
Am 15. Dezember beginnt mancherorts die Herbergssuche. Sie ist gleichsam eine Novene, die bis zum Heiligen Abend dauert. Dabei wird ein Jesuskind, das noch verborgen in einem eingewickelten Krippchen (oder ähnlichem) liegt, von Zimmer zu Zimmer und von Haus zu Haus getragen. Eine Laterne, die das Kommende Licht Gottes symbolisiert, begleitet stets das KINDLEIN. Bei der Übergabe in ein anderes Haus, wird gemeinsam ein Herbergs-Gebet gesprochen. Diejenigen, die das Kind beherbergen, verbringen lange Zeit beim KIND. Sie werden stille, kehren in sich ein oder beten. Die Herbergssuche soll eine tiefgehende Vorbereitung auf die Geburt des Herrn bewirken und den familiären Charakter des Wartens und Betens auf das Christkind fördern.
An manchen Orten wurden zur Vorbereitung der Gläubigen auf Weihnachten in der Adventszeit eine Reihe von „Adventspredigten“ gehalten.
Gebet zur Herbergsuche
GOTT VATER im Himmel, Der Du uns Deinen SOHN zur Erde schickst,
GOTTES SOHN, der Du jetzt in MARIA bei uns Herberge nimmst,
GOTT HEILIGER GEIST, Der Du Friede und Trost durch den Advent trägst,
Heilige MARIA, Mutter des HERRN, die du so warm Dein Kindlein hütest,
Heiliger Vater Josef, der du jetzt mit so zarter Ehrfurcht die
GOTTESMUTTER mit dem GOTTESKIND geleitest,
lasset uns mit Euch gehen!
Wir wollen Dir, o MARIA, alle Steine von deinem Weg wegräumen,
wir wollen Deinem Kind alle Adventlieder vorsingen, die wir kennen,
wir wollen unsere Laternen mitnehmen, damit niemand stolpern muss,
und das Sanctus singen die heiligen Engel
und die Sterne glitzern über uns
und der Bethlehemstern wird bald aufgehen!
Lobet GOTT, da das Geburtsfest des HERRN nicht mehr ferne ist,
liebet GOTT, da MARIA nicht weit Herberge suchen muss,
unsere Herzen sind schon weit offen!
Danket GOTT, dass Er uns gerufen hat wie die Hirten, ganz nahe bei IHM zu sein,
wenn das Gloria der Engel erklingt.
Denn dann ist Er da!
Literatur
- Ludwig Schick: ... und ist Mensch geworden : ein Begleiter für die Advents- und Weihnachtszeit. Herder Verlag 2006 (94 Seiten; ISBN 978-3-451-29251-4).
- Albert Bichler, Kommt die Heilige Nacht? Advent und Weihnachten in Bayern, Bayerland-Verlag.
- Quiz-Spiel-Advents und Weihnachtszeit St. Benno Verlag ISBN 3-7462-1726-1
- Die Wartende Kirche. Die ältesten Advents-Rufe der Christenheit. Aus dem Lateinischen übertragen von Hermann Franke, Ferdinand Schöningh Verlag Paderborn (64 Seiten).
- P. Avrillon: Anleitung zur heiligen Feier der Adventszeit, Hurter Schaffhausen 1859 (240 Seiten).
- Herbert Winklehner: "Seht, Christus kommt uns suchen!" Mit Franz von Sales durch die Advents- und Weihnachtszeit Franz Sales Verlag (96 Seiten; ISBN 978-3-7721-0248-6).
- Herberg suchen Lins Verlag (16 S Heft)
- Albert Maria Lehr: Advent. Gedanken für eine stille Zeit. Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1989 (111 Seiten; ISBN 3857642866).
- Reinhard Abeln/Giudo Kolb: Ein Licht im Dunkeln : Geschichten zur Advents- und Weihnachtszeit : Zum Selberlesen oder Vorlesen in Gruppen - Schulen. Steyler Nettetal Kanisius Verlag Freiburg/Schweiz 1999 (123 Seiten; ISBN 3805003773).
- P. Stephan Richter: Adventliches Beten.Verlag Ars Sacra München 1963 (30 Seiten).
- Veronika M. Seifert: Kommt, laßt uns gehen und sehen! : Adventsgeschichten. Josef Kral Verlag Abensberg 1999 (1. Aufl. 64 S.; ISBN 3931491110).
Weblinks
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