Steinbrener Verlag

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Der J. Steinbrener Verlag<ref>auch (fälschlich) unter "Steinbrenner" in Antiquariaten zu finden.</ref> ist eine Buchbinderei, welche 1855 gegründet wurde. Die Schwerpunkte liegen heute auf der Erstellung von hochwertigen Produkten wie zum Beispiel Ganzledereinbänden mit hochwertigen Goldprägungen, rein handwerklich hergestellte Faksimiles und die Gold- und Farbschnittproduktion vom Einzelbuchkern bis hin zu sehr großen Auflagen. z.B. Andenkenbücher zur Erstkommunion oder zur Firmung.

Der Verlag war der größte Kalender- und Gebetsbuchverlag weltweit. Verlagsorte waren Winterberg im Böhmerwald (Vimperk, heute Tschechien), nach 1945 Schärding am Inn (Oberösterreich). Er hatte Niederlassungen u.a. in Wien, Prag, Neisse, Budapest, Mailand, Straßburg, New York, Milwaukee und Dublin.<ref>www.boehmerwaldmuseum.at , 1030 Wien, Ungargasse 3.</ref> Es gab – bis vor dem zweiten Weltkrieg – auf der ganzen Erde kein ähnlich ausgebautes Verlagsunternehmen, welches nicht nur in seiner Vielsprachigkeit, sondern auch in der Anzahl seiner Werke an den Verlag J. Steinbrener heranreichte. Er verbreitete Vierhundert Millionen Gebetbücher im Verlaufe von hundert Jahren in zweiunddreißig verschiedenen Sprachen auf dem ganzen Erdball.<ref>J. Steinbrener, Winterberg im Böhmerwald/Vimperk, abgerufen am 9. November 2021</ref>

Papst Pius X. verlieh den Inhabern der "katholischen Verlagsanstalt J. Steinbrener" Johann und Rupert Steinbrener am 25. Februar 1911 den Titel "Verleger des Heiligen Apostolischen Stuhles" und außerdem das Recht das Wappen Seiner Heiligkeit im Verlag führen zu dürfen.<ref>J. Steinbrener, Winterberg im Böhmerwald/Vimperk, abgerufen am 9. November 2021</ref>

Geschichte

Am 1. Juni des Jahres 1855 eröffnete der junge Buchbindermeister Johann Steinbrener (*17. Juli 1835 bis † 16. Mai 1909) im böhmischen Winterberg, einem kleinen mittelalterlichen Böhmerwaldstädtchen einen Buchbinderladen. In den ersten zehn Jahren gab es zwei zwei Brandkatastrophen. 1865 beschäftigte er seinen ersten Gesellen. Knapp vier Jahre später hatte er vier Gehilfen. 1870 begann Johann Steinbrener selbst Gebetbücher zu verlegen, welche sich sehr schnell großer Beliebtheit erfreuten. An diesen Erfolg anknüpfend wurde 1874 eine verlagseigene Druckerei gegründet, welche noch im selben Jahr die ersten volkstümlichen Kalender produzierte, die es bis dahin noch nicht gab. Die bekanntesten und beliebtesten waren „Der große Haus- und Familienkalender“, der „Große Marienkalender“ und der „Kalender für Zeit und Ewigkeit“. Bei diesen Kalendern handelte es sich nicht um Kalender wie man sie heute kennt, sondern vielmehr um Bücher mit Geschichten und alltäglichen Erzählungen. Die volkstümlichen Kalender erreichten in ihrer besten Zeit eine Auflage von einer Million Stück, welche auch zum großen Erfolg des Unternehmens beitrugen.

Der Gebetbuchverlag beschränkte sich noch 1880 nur auf drei Sprachen. 1890 waren es sechs Sprachen mit 320 Werken; 1900 elf Sprachen; 1910 siebzehn Sprachen; 1920 neunzehn Sprachen; 1930 dreiundzwanzig Sprachen und 1938 zweiunddreißig Sprachen mit 3669 verschiedenen Werken. Eine ähnliche Entwicklung wies auch der Kalenderverlag auf. 1907 wurde zum erste Mal die jährliche Millionenauflage erreicht.

Die große Beliebtheit der Gebetbücher brach auch nach der Jahrhundertwende nicht ab. 1900 wurden 490 verschiedene Gebetsbücher in 11 Sprachen produziert. Aus der Ein-Mann Buchbinderei wurde ein großes Unternehmen und Johann Steinbrener wurde vom einfachen Buchbinder zum Industriellen. Zeit seines Lebens errichtete Steinbrener eine Anzahl von karitativen Einrichtungen und eröffnete auch einige Musterbetriebe zur Ausbildung von jungen Menschen.

Nach dem Tod Johann Steinbreners 1909, wurde sein Vermächtnis durch seine beiden Söhne, Johannes und Rupert, weitergeführt. Sehr bald nach Februar 1911 erfolgte der Eintritt deren Söhne Hans-Thomas und Rupert Steinbrener in das Unternehmen als Teilhaber. Sie bauten auf den Erfolgen der Vergangenheit auf und erweiterten den Export. In den folgenden Jahren erlebte das Unternehmen seine Blütezeit (Höchststand Ende 1937). 1.000 Mitarbeiter waren an über 400 Maschinen tätig und stellten damit die größte Buchbinderei des Landes dar. 91 Prozent der gesamten Erzeugung wurde in alle Welt exportiert. Einzelne Verlagswerke in spanischer und englischer Sprache erreichten Auflagenhöhen, die an die Zehnmillionengrenze heranreichten. Die Bücher wurden in tausenden verschiedenen Einbänden, je nach dem Geschmack des Volkes, für die sie bestimmt waren, gebunden. Da gab es billige Bücher In Pappbänden, Leineneinbände, Einbände in Kunstleder, in allen Sorten von echtem Leder, in Elfenbein, Büffelhorn, Schildpatt, in echtem und imitiertem Perlmutter.

Nach Ende des 2. Weltkrieges erfolgte die Vertreibung und Enteignung der Volksgruppe der Sudetendeutschen. Für das Unternehmen und die Familie bedeutete das den Verlust aller Produktionsstätten, des modernen Maschinenparks und der zahlreichen Fabriks- und Wohnhäuser, aber vor allem den Verlust der Heimat. 1946 wurde beschlossen das Unternehmen in Österreich wieder aufzubauen, jedoch war der Weg mit zahlreichen Schwierigkeiten und Hindernissen gepflastert, bis man in Schärding das geeignete Gebäude für den Neuanfang gefunden hat.

In Österreich hat sich das Unternehmen verstärkt auf die Buchbinderei konzentriert. Neben den Gebetbüchern (das Gebetbuch „Preiset den Herrn“ wird heut zu Tage in der 36. Auflage vertrieben), wurden auch kirchliche Gesangsbücher für verschiedene Diözesen und verschieden Kalender produziert. Die Produktion der Kalender wurde 1978 eingestellt.<ref> http://www.steinbrener.at/ueberuns.html , abgerufen am 28. Dezember 2021; J. Steinbrener, Winterberg im Böhmerwald/Vimperk, abgerufen am 9. November 2021; www.boehmerwaldmuseum.at , 1030 Wien, Ungargasse 3.</ref>

Adresse

J. Steinbrener KG
Im Eichbüchl 1
A-4780 Schärding
www.steinbrener.at (Homepage)

Anmerkungen

<references />