Stabat Mater

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Die Mutter steht unter dem Kreuz

Stabat mater ist ein mittelalterliches Gedicht, das die Gottesmutter Maria in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Jesus besingt. Das Gedicht wurde in der Vergangenheit unter anderem Papst Innozenz III. († 1216) oder den Franziskanern Iacopone da Todi († 1306) und Johannes Bonaventura († 1274) zugeschrieben.

1521 fand es Eingang in das Missale Romanum, durfte aber wie fast alle Sequenzen nach dem Konzil von Trient im Gottesdienst nicht mehr verwendet werden. 1727 wurde es bei der Einführung des Festes des Gedächtnises der Schmerzen Mariens ins Missale und in das Stundengebet aufgenommen und gehört seither wieder zur katholischen Liturgie. Einen besonderen Ort hat Stabat Mater im der Liturgie am 15. September, dem Gedächtnis der Schmerzen Mariä.<ref>Franz Karl Prassl in: LThK 3. Auflage, Band 9, Sp. 908.</ref> Die bekannteste deutsche Übertragung des Stabat mater stammt von Heinrich Bone.

Der Text

lateinisches Original A) Übertragung von Bone B) Übertragung von Wolters C)
Stabat mater dolorósa
Iuxta crucem lacrimósa,
Dum pendébat fílius.
Cuius ánimam geméntem,
Contristátem et doléntem
Pertransívit gládius.
O quam tristis et afflícta
Fuit illa benedícta
Mater unigéniti!
Quae maerébat et dolébat,
Pia mater, dum vidébat
Nati poenas incliti.
Quis est homo qui non fleret,
Matrem Christi si vidéret
In tanto supplício?
Quis non posset contristári,
Matrem Christi contemplári
Doléntem cum fílio?
Pro peccátis suae gentis
Vidit Iesum in torméntis
Et flagéllis súbditum.
Vidit suum dulcem natum
Moriéndo desolátum
Dum emísit spíritum.
Eja mater, fons amóris,
Me sentíre vim dolóris
Fac, ut tecum lúgeam.
Fac, ut árdeat cor meum
In amando Christum Deum,
Ut sibi compláceam.
Sancta mater, istud agas,
Crucifixi fige plagas
Cordi meo valide.
Tui nati vulneráti
Tam dignáti pro me pati,
Poenas mecum dívide.
Fac me vere tecum flere,
Crucifixo condolére,
Donec ego víxero.
Iuxta crucem tecum stare
Et me tibi sociáre
In planctu desídero.
Virgo vírginum praeclára,
Mihi iam non sis amára,
Fac me tecum plángere.
Fac ut portem Christi mortem,
Passiónis fac consórtem
Et plagas recólere.
Fac me plagis vulnerári,
Cruce fac inebriári
Et cruóre fílii.
Flammis ne urar succénsus,
Per te, virgo, sim defénsus
In die iudícii.
Christe, cum sit hinc exíre,
Da per matrem me veníre
Ad palmam victoriae.
Quando corpus moriétur,
Fac ut ánima donétur
Paradísi glóriae. Amen.
Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
schneidend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.
Welch ein Schmerz der Auserkornen,
da sie sah den Eingebornen,
wie er mit dem Tode rang.
Angst und Jammer, Qual und Bangen,
alles Leid hielt sie umfangen,
das nur je ein Herz durchdrang.
Ist ein Mensch auf aller Erden,
der nicht muss erweichet werden,
wenn er Christi Mutter denkt,
wie sie, ganz von Weh zerschlagen,
bleich da steht, ohn alles Klagen,
nur ins Leid des Sohns versenkt?
Ach, für seiner Brüder Schulden
sah sie ihn die Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn;
sah ihn trostlos und verlassen
an dem blutgen Kreuz erblassen,
ihren lieben einzgen Sohn.
O du Mutter, Brunn der Liebe,
mich erfüll mit gleichem Triebe,
dass ich fühl die Schmerzen dein;
dass mein Herz, im Leid entzündet,
sich mit deiner Lieb verbindet,
um zu lieben Gott allein.
Drücke deines Sohnes Wunden,
so wie du sie selbst empfunden,
heilge Mutter, in mein Herz!
Dass ich weiß, was ich verschuldet,
was dein Sohn für mich erduldet,
gib mir Teil an seinem Schmerz!
Lass mich wahrhaft mit dir weinen,
mich mit Christi Leid vereinen,
so lang mir das Leben währt!
An dem Kreuz mit dir zu stehen,
unverwandt hinaufzusehen,
ist’s, wonach mein Herz begehrt.
O du Jungfrau der Jungfrauen,
wollst auf mich in Liebe schauen,
dass ich teile deinen Schmerz,
dass ich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
fühle wie dein Mutterherz!
Alle Wunden, ihm geschlagen,
Schmach und Kreuz mit ihm zu tragen,
das sei fortan mein Gewinn!
Dass mein Herz, von Lieb entzündet,
Gnade im Gerichte findet,
sei du meine Schützerin!
Mach, dass mich sein Kreuz bewache,
dass sein Tod mich selig mache,
mich erwärm sein Gnadenlicht,
dass die Seel sich mög erheben
frei zu Gott in ewgem Leben,
wann mein sterbend Auge bricht!
Unterm Kreuz die Schmerzensreiche
Mutter stand, die tränenreiche,
als ihr Sohn am Kreuze hing.
Durch ihr Herz, das Qualgeübte,
schmerzzerissene und betrübte,
tief das Schwert der Leiden ging.
Wie erdrückt von Traurigkeiten
ward die Brust der benedeiten
Mutter vor dem einzigen Sohn
wie sie Qual und Weh umstrickte,
als die liebe Mutter blickte
auf des trostgebornen Hohn.
Wer wird nicht die Tränen einen,
sieht er Christi Mutter weinen
von so bitterer Pein gequält,
wen wird Trauer nicht umnachten,
Christi Mutter zu betrachten
mit des Sohnes Schmerz vermählt.
Seines Volkes Schuld zu zahlen,
sah sie Jesus tief in Qualen
und in Martern eingetaucht.
Sah sie ihren süssen Erben,
wie er in trostlosem Sterben,
klagend seinen Geist verhaucht.
Eja, Mutter, Quell der Liebe,
deiner Schmerzen Geißelhiebe
lass mich fühlen, gib dein Weh.
Mach, dass meine Seele brenne,
liebend Christus sich bekenne,
dass ich Gott mir gnädig seh.
Hilf, dass ich die Schuld bezahle,
und mein Herz die bleichen Male
des gekreuzigten empfängt.
Teile mit mir, was an schulden
wundgehetzt für mich zu dulden
dein erhabner Sohn sich drängt.
Lass mich wahrhaft mit dir weinen,
des gekreuzten Schmerz mich einen,
solang mich das Leben hält.
Unterm Kreuze mit dir stehen,#
dir in einem bittern wehen
schmerzbegehrend beigesellt.
Hehre Jungfrau der Jungfrauen,
lass mich nie umsonst vertrauen,
nimm in deinen Jammer mich:
Mach du Christi Tod zum Tore,
dass dein leiden mich durchbohre
und erneut der Male Stich.
Brenn mir auf der Male funken,
Mach durch dieses Kreuz mich trunken
um des Sohnes Liebesglut,
ganz entflammt und ganz entzündet
nimm, wenn sich der Richter kündet,
Jungfrau, mich in deine Hut.
Christus, lass bei meinem Sterben
durch die Mutter mich erwerben
Sieg und Preis nach letztem Streit:
Muss der Leib zurück zur Erde,
gib, dass meiner Seele werde
Pardieses Herrlichkeit.

Literatur

  • Nikolaus Gihr: Die Sequenzen des römischen Meßbuches dogmatisch und aszetisch erklärt, nebst einer Abhandlung über die Schmerzen Mariä (Reihe: Theologische Bibliothek, Zweite Serie) Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1887, S. 76-130 (Erstausgabe, 548 Seiten, in Fraktur abgedruckt).

Weblinks

Anmerkungen

  • A) lateinisches Original'<ref>aus: Das vollständige Römische Meßbuch. Lateinisch und deutsch mit allgemeinen und besonderen Einführungen im Anschluß an das Meßbuch von Anselm Schott OSB. Herausgegeben von den Benediktinern der Erzabtei Beuron. Herder Verlag Freiburg, Basel, Wien, 1961 - Nachdruck des Schott-Messbuches der Priesterbruderschaft St. Petrus 2006, S. 826-827 (ISBN 978-3-00-018582-3; Imprimatur Freiburg im Breisgau, den 27. Januar 1961 Der Generalvikar Föhr).</ref>
  • B) Übertragung von Bone<ref>Heinrich Bone (1847): Gotteslob 1975, Nr. 584.</ref>
  • C) Übertragung von Wolters<ref>aus: Friedrich Wolters (Hrsg): Hymnen und Sequenzen. Übertragungen aus den Lateinischen Dichtern der Kirche vom IV. bis XV: Jahrhundert. Georg Bondi Verlag Berlin 1922, S. 149-151 (2. Ausgabe; 175 Seiten). Dieses Bändchen ist das zweite Büchlein von drei: siehe Geistliches Lied, Literatur).</ref>